Motāgua
(Rio Grande), [* 2] Fluß im mittelamerikan. Staat Guatemala, [* 3] fließt östlich und fällt in die Hondurasbai des Karibischen Meers;
Länge 370 km.
(Rio Grande), [* 2] Fluß im mittelamerikan. Staat Guatemala, [* 3] fließt östlich und fällt in die Hondurasbai des Karibischen Meers;
Länge 370 km.
(spr. mu-), der wasserreiche Abfluß des großen Wettersees in Schweden, [* 4] durchfließt die Landseen Boren, Norrby, Roxen und Glan und mündet nach einem Laufe von ungefähr 82 km unterhalb Norrköping in den Bråviken, einen Busen der Ostsee. Wegen der vielen Wasserfälle, die übrigens als Triebkraft benutzt werden, ist der Fluß nicht höher hinauf als bis Norrköping schiffbar; dort aber bildet er einen guten Hafen. Am Ausfluß [* 5] der aus dem Wettersee und an der Eisenbahn Örebro-Mjölby liegt die Stadt Motala mit (1885) 2225 Einw., welche ihren Ursprung einer 1822 hier angelegten mechanischen Werkstätte verdankt, die jetzt das größte Etablissement dieser Art in Schweden ist. Dieselbe besitzt drei Schiffswerften für den Bau von Dampfschiffen (eine bei Motala selbst, zwei bei Norrköping), ferner mechanische Werkstätten in Lindholmen (Gotenburg) u. Nyköping und ein großes Eisenwerk in Bångbro im Örebro-Län.
arab. Dichter, s. Mutanabbi. ^[= berühmter arab. Lyriker, geb. 915 n. Chr. zu Kufa, studierte in Damaskus und gab ...]
(lat. motetus, mutetus, motellus, motecta etc., ital. motetto, franz. und engl. motet), seit Jahrhunderten Bezeichnung für mehrstimmige kirchliche Gesänge von mäßiger Ausdehnung, [* 6] ohne Instrumentalbegleitung; die Texte der Motetten sind biblisch und in der Regel lateinisch. Zwar sind in den ersten Zeiten der begleiteten Gesangsmusik (nach 1600) vielfach Motetten mit Continuo oder mit mehreren Violen etc., sogar Motetten für eine einzige Stimme (a voce sola) mit Begleitung geschrieben worden; doch blieben diese Fälle Ausnahmen und der a cappella-Stil Regel. Die Stimmenzahl, im 16. Jahrh. meist auf 4-5 beschränkt, wurde von den Meistern der römischen Schule im 17.-18. Jahrh. sehr hoch getrieben (bis 12, 16, ja noch höher); doch blieb der 4-6stimmige Satz bis heute der bevorzugte.
Die neuern Komponisten versuchten tiefer und freier in den Text einzudringen, woraus schärfere Betonung [* 7] der Einzelheiten, größerer Ausdruck und Lebhaftigkeit erwuchsen. Hierdurch gewinnt diese an sich immer lyrisch bleibende Kunstform häufig ein dramatisierendes Ansehen; Recitative und Arien aber enthält sie ihrem Wesen nach nicht, nur ab und zu mehrstimmige Solosätze, die entweder ganze Stücke für sich bilden, oder in den Chor eingeflochten sind. Die größten Meister im Motettenstil sind Palestrina und Orlando di Lasso für die ältere katholische Motette, Seb. Bach für die protestantische; letzterer verflocht den Choral in die Motette. Vgl. Kirchenmusik.
Fabrikstadt in Lanarkshire (Schottland), bei Hamilton, mit Eisenwerken, Kohlengruben und (1881) 12,904 Einw.
William, schott. Dichter, geb. zu Glasgow, [* 8] war Untersekretär des Sheriffs zu Paysley und starb in Glasgow. Schon 1819 gab er eine Sammlung von Liedern: »The harp of Renfrewshire« heraus. Die Ergebnisse seiner Forschungen über schottische Dichtkunst legte er in seiner Ausgabe von Burns' Werken und in der »Minstrelsy, ancient and modern« (1827),
viele seiner Gedichte in einer 1825 von ihm begründeten Monatsschrift nieder. Gesammelt erschienen von ihm »Poems narrative and lyrical« (Glasg. 1832); in erweiterter Ausgabe (mit Biographie) von Mac Conechy (neue Ausg. 1881).
Oskar, Architekt und Kunstschriftsteller, geb. zu Leipzig, [* 9] bildete sich in Dresden [* 10] unter Semper, bereiste 1851 und 1852 Italien [* 11] und Spanien, [* 12] erlangte 1865 das philosophische Doktordiplom in Leipzig und wurde 1870 königlich sächsischer Baurat. Er baute in und außerhalb Sachsens zahlreiche Kirchen und Kapellen, auch die englische Kapelle in Karlsbad, und restaurierte mehrere Burgen [* 13] und Schlösser. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Illustriertes Baulexikon« (4. Aufl., Leipz. 1881-83, 4 Bde.);
»Geschichte der Baukunst [* 14] und Bildhauerei Venedigs« (das. 1858-59, 2 Bde.);
»Die Basilikenform bei den Christen der ersten Jahrhunderte« (das. 1865);
»Die Schule des Zeichners« (das. 1865);
»Illustriertes archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Altertums, des Mittelalters und der Renaissance« (mit H. A. Müller, das. 1874-77, 2 Bde.);
»Die Baukunst des Mittelalters in Italien« (Jena [* 15] 1882-83, 5 Tle.);
»Handbuch für Hausbesitzer und Baulustige« (Leipz. 1883).
s. Selachier. ^[= (Selachii, Quermäuler, Plagiostomen, Plagiostomi), Ordnung der Knorpelfische, charakterisiert ...]
(spr. motjeh), Hauptort des Val de Travers im schweizer. Kanton Neuenburg, [* 16] 736 m ü. M., durch Zweigbahn mit der Linie Neuchâtel-Pontarlier verbunden, mit Industrie in Uhren, [* 17] Spitzen und Extrait d'Absinthe und (1880) 1106 Einw. Môtiers war eine Zeitlang der Aufenthalt Rousseaus nach seiner Verbannung aus Paris [* 18] und Genf. [* 19]
Flächenmaß für Weingärten in Serbien, [* 20] = Arbeitsfeld für 1 Mann und 1 Tag.
(neulat.), Beweglichkeit, besonders eine eigentümliche, wie die der Muskeln. [* 21]
Störungen der Motilität treten nach Schlaganfällen häufig in gewissen Muskelgruppen auf, unabhängig von Störungen der Sensibilität.
Indianerstamm im südamerikan. Staat Kolumbien [* 22] und ein nach ihm genanntes Territorium, westlich vom Rio César bis zum Gipfel der Sierra de Perija reichend, die es von Venezuela trennt;
ist 600 qkm groß, dicht bewaldet, reich an Nutzhölzern und Droguen, Kupfer [* 23] und Silber und wird von 3200 wilden Indianern bewohnt.
[* 24] (lat.), Bewegung, besonders die des Körpers in diätetischer Hinsicht;
dann in dem frühern parlamentarischen Sprachgebrauch ein in der Kammer gestellter Antrag;
davon: Motionnaire, Motionneur (franz., spr. moßjonnähr, -nör), Antragsteller.
(mittellat. motivum), s. v. w. Beweggrund (s. d.), Antrieb, Triebfeder; das, woraus etwas hervorgeht, worin es begründet ist, so namentlich in Dichtungen etwas, wodurch spätere Vorkommnisse und Handlungen begründet (»motiviert«) erscheinen. Im öffentlichen Leben versteht man unter den Motiven eines Gesetzentwurfs die demselben beigegebene Begründung (Motivierung). Man spricht ferner von einer motivierten Tagesordnung im Gegensatz zur einfachen, wenn der Antrag, über einen Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, in diesem Antrag selbst kurz begründet wird, was als eine mildere Form der Ablehnung aufzufassen ist.
In der Musik heißen Motive die letzten charakteristischen Glieder [* 25] eines Kunstwerkes, aus denen sich dasselbe entwickelt. Man unterscheidet rhythmische, melodische und harmonische Motive, doch verbinden sich in der Regel mehrere dieser Faktoren zu einem prägnanten Motiv. Die klare Ausprägung der Motive und der aus mehreren Motiven zusammengesetzten Phrasen ist die Aufgabe der Phrasierung (s. d.); es gilt daher, die Motive voneinander zu sondern, sie in sich gedrungen vorzutragen und ihnen Leben einzuhauchen durch eine naturgemäße dynamische und agogische Schattierung. Vgl. Leitmotiv. ¶
(franz.), Beweggründe zu etwas (besonders einer Handlung etc.) angeben;
etwas mit Gründen belegen und unterstützen;
besonders in der Dichtkunst: eine dargestellte Handlung oder Begebenheit durch Vorhergehendes vorbereiten und begründen, so daß dieselbe als folgerichtig und wahrscheinlich erscheint.
(spr. mottlĭ), John Lothrop, amerikan. Geschichtschreiber, geb. zu Dorchester in Massachusetts, studierte auf der Harvard-Universität in Cambridge, sodann zu Göttingen [* 27] und Berlin, [* 28] bereiste hierauf Frankreich, Italien, die Schweiz [* 29] und England und erhielt 1841 eine Anstellung als Legationssekretär in Petersburg. [* 30] Schon 1842 aber kehrte er in seine Heimat zurück und widmete sich fortan der schriftstellerischen Thätigkeit, namentlich als Mitarbeiter der in Boston [* 31] erscheinenden »North-American Review«; auch schrieb er, nachdem 1839 seine Novelle »Morton's hope« erschienen war, damals den Roman »Merry Mount« (1849). Hierauf veröffentlichte er nach archivalischen Studien in Europa: [* 32] »History of the rise of the Dutch republic« (Lond. 1856, 3 Bde.; letzte Ausg. 1886; deutsch, Dresd. 1857-60, 3 Bde.). Die Fortsetzung erschien unter dem Titel: »History of the United Netherlands from the death of William the Silent to the synod of Dort« (Lond. 1860-64, 4 Bde.; neue Ausg. 1879). 1861 wurde er von Lincoln zum Gesandten in Wien [* 33] ernannt, von wo er im Februar 1867 durch Johnson wieder abberufen wurde.
Erst Grant ernannte ihn im Juni 1869 wieder zum Gesandten in London, [* 34] wo er bis 1871 blieb. Er starb in Dorchester. Seine letzten Werke waren: »The life and death of John of Barneveld« (1873, 2 Bde.) und »Primary causes of the Thirty year's War«. Motleys Darstellung ist lebendig und farbenreich, seine Forschung ausgebreitet und ziemlich gründlich; doch neigt er sehr zu Hypothesen, und sein Urteil ist nicht durchaus unparteiisch.
(lat., »Beweger«),
im Maschinenwesen im Gegensatz zu Arbeitsmaschine eine Vorrichtung, mittels welcher eine bewegende Kraft [* 35] veranlaßt werden kann, sich in mechanischer Arbeit zu äußern (Kraftmaschine, Rezeptor), daneben aber auch diese bewegende oder motorische Kraft selbst. Man nennt also z. B. sowohl die Dampfmaschine [* 36] als den Dampf [* 37] einen Motor. Im folgenden soll unter Motor immer eine mechanische Vorrichtung verstanden werden. Man kann unter den Motoren solche, welche direkt von einer Naturkraft betrieben werden (Motoren im engern Sinn, Motoren erster Ordnung, primäre Motoren), von andern unterscheiden, deren Triebkraft erst mit Hilfe eines andern Motors rege gemacht werden muß (Motoren im weitern Sinn, Motoren zweiter Ordnung, sekundäre Motoren).
Motoren im engern Sinn sind die Maschinen zur Aufnahme der Muskelkräfte der Menschen und Tiere (Hebel, [* 38] Kurbel, [* 39] Haspel, Göpel, [* 40] Tretscheibe, Tretmühle etc.);
die durch die Kraft des strömenden oder langsam niedersinkenden Wassers getriebenen Wasser- oder hydraulischen Motoren: Wasserräder, [* 41] Turbinen und Wassersäulenmaschinen; [* 42]
die den Druck der bewegten Luft ausnutzenden Windräder;
ferner die Dampfmaschinen, [* 43] welche den Druck von gespanntem Wasserdampf nutzbar machen, sowie die andern kalorischen Maschinen: die Heißluftmaschinen, [* 44] welche die Spannkraft erhitzter Luft, die Feuerluftmaschinen, welche diejenige von Verbrennungsgasen motorisch verwerten, die Gaskraftmaschinen [* 45] (durch den Druck sich entzündender Gase [* 46] betrieben), die Petroleumkraftmaschinen (durch die Verbrennungsgase von fein zerstäubtem Petroleum in Gang [* 47] erhalten).
Als Motoren zweiter Ordnung sind anzusehen die Elektromotoren oder dynamoelektrischen Kraftmaschinen, insofern die zu ihrem Betrieb erforderliche elektromagnetische Kraft erst durch Vermittelung von Wasser-, Dampf- oder Gasmotoren erregt wird;
die durch flüssige Kohlensäure getriebenen Kohlensäuremotoren, da die gewöhnlich luftförmige Kohlensäure vorher erst durch Verdichtung flüssig gemacht werden muß;
die Maschinen, welche die Spannkraft komprimierter Luft oder den Druck künstlicher hoher Wassersäulen in mechanische Arbeit umsetzen, da die Luft vorher komprimiert, der Wasserdruck erst vorher erzeugt werden muß;
ferner die Uhren und Federmotoren, welche ja erst dadurch Betriebskraft erhalten, daß sie aufgezogen werden.
Motoren im weitern Sinne nennt man auch wohl die Teile von Arbeitsmaschinen, welche die Betriebskraft von irgend einem Motor empfangen, z. B. die Riemenscheiben der Drehbänke, Hobelmaschinen, [* 48] Webstühle [* 49] etc. In demselben Sinn bezeichnet man auch die Schaufelräder oder Schrauben [* 50] der Dampfschiffe als Motoren. Zuweilen ist ein Motor mit einer Arbeitsmaschine so eng verwachsen, daß sich gar nicht bestimmen läßt, was davon Motor, was Arbeitsmaschine ist. Das ist z. B. der Fall bei den Pulsometern, deren Kammern zugleich als Dampfcylinder und als Pumpen [* 51] fungieren; ähnlich bei den Strahlapparaten und dem hydraulischen Widder.
Die motorischen Kräfte teilt man ein in animalische (Muskelkräfte der Menschen und Tiere) und in Elementarkräfte (Wasser-, Wind-, Dampfkraft etc.). Bei genauer Betrachtung zeigt sich, daß sie sich fast alle auf die Wärme [* 52] oder in letzter Linie auf die Massenanziehung zurückführen lassen, aber nicht alle direkten oder indirekten, durch die Wärme oder die Massenanziehung begründeten Kräfte werden motorisch benutzt; so wird die Sonnenwärme, der Druck von sich entwickelnden Gasen, die Wellenbewegung [* 53] des Meers, die Erscheinung von Ebbe u. Flut etc. gar nicht oder nur ausnahmsweise zur Arbeitsleistung gezwungen und zwar teils aus ökonomischen Gründen, teils darum, weil dazu geeignete Maschinen (»Motoren«) noch nicht erfunden worden sind (vgl. Sonnenmaschine).
Bei der Wahl der motorischen Kräfte ist nämlich sowohl die ökonomische Frage als der Standpunkt der heutigen Vollendung der Konstruktion des Motors maßgebend. Wenn auch die motorische Kraft des Menschen im allgemeinen die teuerste von allen ist, besonders wo es sich um größere Kraftleistungen handelt, so wird sie doch nie entbehrlich sein, besonders weil zu vielen Arbeiten außer der motorischen Kraft auch menschliche Überlegung gehört. Die Tierkraft ist gleichfalls teuer, jedoch als Zugkraft für Fuhrwerke auf ungeschienten Straßen sowie als bewegende Kraft landwirtschaftlicher Maschinen für kleinen und mittlern Betrieb unersetzlich. Am billigsten bieten uns die hydraulischen Motoren ihren Dienst, denn die Kraft des fallenden Wassers ist ein Naturgeschenk, welches sich ohne unser Zuthun erneut, freilich in der trocknen Jahreszeit auch oft ausbleibt. Deshalb findet man neben Wassermotoren noch Dampfmaschinen zur Reserve aufgestellt. Windräder sind noch mehr von den Launen des Klimas abhängig und können auch nicht leicht sehr beträchtliche Effekte erzeugen. Gänzlich unabhängig aber von den Änderungen der Witterung ist die Dampfmaschine, welche noch dazu ¶
infolge der angewandten hohen Spannungen bei verhältnismäßig kleinen Dimensionen zur Hervorbringung der größten notwendig werdenden Wirkungen fähig ist, ja um so billiger im Betrieb wird, auf je größere Leistungen sie bemessen ist. Dieser letztere Umstand gerade hat der Großindustrie ihr Übergewicht über das Handwerk und die Kleinindustrie gegeben, welche sich mit ökonomisch ungünstiger arbeitenden kleinern Dampfmaschinen oder Heißluft-, Feuerluft-, Gaskraft oder Petroleumkraftmaschinen behelfen muß.
Wenn nun auch diese Kleinkraftmaschinen oder Kleinmotoren sehr weitgehende Verbesserungen erfahren haben, so sind sie doch noch lange nicht konkurrenzfähig mit der Dampfmaschine der Großbetriebe. Indessen verspricht man sich von der Einführung eines billigen Heizgases (Wassergas), [* 55] welches nach Art des Leuchtgases von Zentralerzeugungsquellen aus durch Rohrnetze verteilt wird, eine ganz bedeutende Herabsetzung der Betriebskosten der Gasmotoren. Eine Verbilligung der Triebkraft für das Kleingewerbe hat man aber auch durch Kraftteilung oder Kraftvermietung zu erreichen gesucht, indem man von einer großen Kraftquelle aus durch Röhren, [* 56] Seiltriebe, Wellen- oder elektrische Leitungen nach mehreren Orten hin Arbeit abgab. Hierbei werden jedenfalls in Zukunft die elektrischen Motoren eine große Rolle zu spielen berufen sein. Die durch komprimierte Luft betriebenen Motoren gelangen hauptsächlich an Orten zur Anwendung, welche nur unvorteilhaft mit einer Dampfzuleitung versehen werden können und welche durch die verbrauchte Luft zugleich etwas ventiliert werden, also vor allem bei Bergwerken und Tunnelbauten. - Die ersten Versuche, Tierkräfte motorisch nutzbar zu machen, und die ersten Anfänge der Heranziehung der Wasserkraft zu mechanischer Arbeit (chinesische Schöpfräder) fallen in die vorgeschichtliche Zeit.
Über die Motoren für Menschen-, Tier- und Wasserkraft kam der Erfindungsgeist lange nicht hinaus. Nur von diesen wird uns aus dem ganzen geschichtlichen Altertum und dem Mittelalter Kunde, und wenn auch die alten Griechen und Römer [* 57] den Dampf zu mechanischen Spielereien (Heronsball, [* 58] Äolipile [* 59] etc.) zu benutzen wußten, so hatten sie doch nicht im entferntesten eine Vorstellung von der großartigen Steigerung, deren die motorische Wirkung des Dampfes fähig ist.
Erst die Erweiterung der physikalischen Kenntnisse im 16. und 17. Jahrh. ermöglichte die Erfindung der Dampfmaschine, daneben auch eine bedeutende Verbesserung der Wassermotoren. In unserm Jahrhundert folgte die Erfindung der Heißluft-, Feuerluft- u. Gaskraftmaschinen. Die Verwendung elektrodynamischer Kraftmaschinen datiert erst von der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips und ist noch wenig verbreitet.
Vgl. Grashof, Theorie der Kraftmaschinen (Hamb. 1886), und die Litteratur bei den einzelnen Artikeln (Dampfmaschine etc.), über die Kraftmaschinen des Kleingewerbes die Werke von Musil (2. Aufl., Braunschw. 1883), Bork (Berl. 1880), Knoke (das. 1887).
(lat.), bewegend, Bewegung hervorbringend (z. B. motorische Nerven); [* 60]
vgl. Motor.
Bezirksstadt in der span. Provinz Granada, [* 61] unweit des Mittelländischen Meers, hat Zucker [* 62] und Baumwollplantagen, Weinbau, Mineralquellen, Salinen, Bleiminen, Zuckerfabrikation, Baumwollmanufakturen und (1878) 16,665 Einw. Südöstlich davon der Hafenort Calahonda.
(Schaben, Tineïna), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, [* 63] kleine, oft sehr kleine Falter von mannigfachem und zierlichem Bau, mit borstenförmigen Fühlern, meist sehr stark entwickelten und besonders dicht buschig beschuppten Lippentastern, schmalen, oft linearen, gewöhnlich zugespitzten und langgefransten, in der Ruhe horizontal aufliegenden oder um den Körper gewickelten Flügeln von ausgezeichneter Färbung. Bei einigen, deren Weibchen flügellos sind, und deren Raupen nach Art der Sackträger in selbstgefertigten röhrenförmigen Säcken leben, ist Parthenogenesis nachgewiesen worden.
Die Raupen haben 14-16 Beine und verpuppen sich in Gespinsten. Einige Raupen leben nach Art der Spinner gesellig an Blättern in großen Gespinsten; andre bewohnen das Mark von Stengeln, das Innere von Blütenknospen, von Baumschwämmen, das Parenchym der Blätter, welches sie wie manche Käferlarven minieren; einzelne ernähren sich auch von Pelz, Wolle, toten tierischen Stoffen etc. Zu letztern gehören die Kleider- und Pelzmotten, von denen die kleinere, gelblich seidenglänzende Tinea pellionella L., mit einem oder zwei dunkeln Pünktchen auf den Vorderflügeln und grauen Hinterflügeln, besonders Wolle, die größere, T. tapezella L., mit an der Wurzel [* 64] violettbraunen, dahinter gelblichweißen, an der Spitze mit violettgrauem Fleck gezeichneten Vorder- und grauen Hinterflügeln, namentlich Pelzwerk [* 65] heimsucht.
Die Raupen erscheinen im August und fertigen zur Überwinterung kleine, hängende Säckchen, in welchen sie sich auch verpuppen. Sorgfältiger Abschluß, wo es möglich ist (Einnähen in Leinwand, verklebte Kisten), sonst fleißiges Ausklopfen, Terpentinöl, Insektenpulver schützen am besten gegen Mottenfraß. Der weiße Kornwurm [* 66] (Kornmotte, Kornschabe, Tinea granella L.), 13 mm breit, auf den Vorderflügeln silberweiß, dunkel marmoriert, auf den Hinterflügeln weißgrau, fliegt im Juni und legt in Speichern, Magazinen je 1-2 Eier [* 67] an ein Getreidekorn oder auch an andre Stoffe.
Die im Juli erscheinenden beinfarbenen, am Kopf und Nackenschild dunklern Raupen nähren sich vom Mehl [* 68] des Korns und gehen, wenn dieses ausgefressen ist, an ein zweites und drittes etc., wobei sie die Körner zusammenspinnen. Sie überwintern in einem Gespinst, in ausgefressenen Körnern, Ritzen etc. und verpuppen sich im März oder Mai. Die Kümmelschabe (Pfeifer im Kümmel, Depressaria nervosa Haw.), 20 mm breit, mit rötlich graubraunen Vorderflügeln, in deren Spitze ein heller Winkelhaken steht, und graubraunen Hinterflügeln, überwintert und legt im Frühjahr die Eier an Kümmel- oder andre Doldenpflanzen; die sehr bunten, oben blaß olivengrünen, unten lichtern Raupen mit orangerotem Seitenstreifen, schwarzen, weiß geringelten Warzen und schwarzem Kopf, Nackenschild und Afterklappe leben in der Dolde, die sie durch einige Fäden zusammenziehen, und nähren sich von den Blüten und jungen Samen; [* 69] sie bohren sich endlich in den Stengel [* 70] der Futterpflanze ein und verpuppen sich hier alsbald.
Schon vom Juni an schlüpfen die aus. Die Lärchenminiermotte (Coleophora laricella Hüb., s. Tafel »Schmetterlinge II«),
9 mm breit, mit sehr lang befransten, grauen, seidenglänzenden Fühlern, fliegt im Mai und Juni, legt ihre Eier einzeln an die Nadeln der [* 71] Lärche, besonders 10-40jähriger Bäume; das bald auskriechende dunkel rotbraune Räupchen frißt sich in die Nadeln ein und verkriecht sich im Herbst in einem abgebissenen Stück der ausgehöhlten Nadel an den Stämmen hinter Flechten, [* 72] in Rissen etc., wo sie überwintert. Im nächsten Frühjahr frißt die Raupe weiter, vergrößert den Sack, befestigt ihn Ende April an einer Nadel und verpuppt sich. Sie richten oft ¶
erheblichen Schaden an. Über die Schnauzen- oder Gespinstmotte s. d.
Vgl. Stainton, Zeller und Douglas, The natural history of the Tineina (Lond. 1855-73, 13 Bde.);
Flothow, Die schädlichen Arten der Motten (Berl. 1888).
s. Chenopodium, ^[= L. (Gänsefuß, Schmergel, Melde), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, einjährige oder ...] Ledum und Melilotus.
s. Bienenmotte. ^[= (Wachsschabe, Honigschabe, Galleria mellonella L.), Schmetterling aus der Familie der Zünsler ...]
Saint-Martin, La (spr. mott ssäng-martäng, auch La Motte les Bains, spr. lä bäng), Dorf im franz. Departement Isère, Arrondissement Grenoble, [* 74] in malerischer Lage am Drac, mit salinischen Thermalquellen (60° C.), welche gegen Unterleibsleiden, Rheumatismus und Frauenkrankheiten empfohlen werden, besuchter Badeanstalt [* 75] und 880 Einw.
Nebenfluß der Weichsel, kommt westlich von Dirschau [* 76] im preuß. Regierungsbezirk Danzig [* 77] aus dem Liebauschen See, tritt dann in den Danziger Werder, nimmt hier die Kladau und die Radaune auf, bildet in Danzig selbst, wo sie für Seeschiffe ausgegraben ist, die Speicherinsel und mündet unterhalb der Festungswerke.
(ital.), Sinn- oder Denkspruch;
Bezeichnung einer einem Schriftsteller entlehnten Stelle, welche einer Schrift zur Andeutung ihres Inhalts oder ihrer Tendenz vorangestellt wird.
Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis [* 78] Tarent, ehemals blühender Ort mit dem Titel einer Markgrafschaft und Bischofsitz, jetzt unbedeutendes Landstädtchen, unweit der Eisenbahn Bari-Tarent, mit (1881) 5611 Einw. und Ölgewinnung.
Insel, s. Tubai. ^[= die nördlichste Laguneninsel der Gesellschaftsinseln im südöstlichen Polynesien, ...]
proprĭo (lat., »auf eignen Antrieb«),
eine seit Innocenz VIII. gebräuchliche Formel in den päpstlichen Reskripten, die bezweckt, daß die vorliegende Entscheidung unter keinem Vorwand bestritten werden soll;
daher als Hauptwort s. v. w. eine (unbestreitbare) päpstliche Entscheidung oder Verordnung.
Friedrich Christian Adolf von, preuß. Staatsmann, geb. zu Kassel [* 79] aus einer alten hessischen Familie, studierte in Marburg [* 80] die Rechte, trat 1795 in den preußischen Staatsdienst und ward Landrat erst in Halberstadt, [* 81] dann im Eichsfeld. Während der westfälischen Herrschaft lebte er auf seinem Gut Vollenborn und trat erst gegen Ende derselben als Direktor der direkten Steuern des Harzdepartements in den öffentlichen Dienst und als Mitglied in die Reichsversammlung.
Nach dem Befreiungskrieg wurde er Vizepräsident, dann Präsident zu Erfurt, [* 82] 1820 provisorisch, 1824 definitiv Oberpräsident der Provinz Sachsen [* 83] und 1825 Finanzminister. Indem er 1826 die Aufhebung der bisher bestandenen Generalkontrolle der Finanzen erreichte, erhöhte er den Einfluß seines Amtes. Trotz großer Schwierigkeiten gelang es ihm, das Finanzwesen zu vereinfachen und einen Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben zu erzielen. Von besonderer Wichtigkeit für die Zollreform und die Entwickelung des Handels waren die Verträge, welche er 1828 mit dem Großherzogtum Hessen, [* 84] dann mit Anhalt [* 85] und Sachsen-Koburg schloß, aus welchen der Zollverein erwuchs. Motz starb in Berlin.
Vgl. »F. Chr. A. v. M. Eine Biographie« (Erfurt 1832).
(spr. muschār, von mouche, »Fliege«),
in Frankreich spottweise s. v. w. Polizeispion, Spitzel.
(franz., spr. muhsch, »Fliege«),
Schmink-, Schönpflästerchen, kleines, länglich oder halbrund oder zu allerlei Figuren zugeschnittenes Stückchen schwarzen Tafts, das von den Modedamen auf das Gesicht [* 86] geklebt ward, um die Haut [* 87] weißer erscheinen zu lassen oder um Flecke derselben zu verdecken.
Diese Mode, im 17. Jahrh. in Paris aufgekommen, beschränkte sich anfangs auf Frankreich, verbreitete sich im 18. Jahrh. aber auch nach Deutschland [* 88] und verschwand gegen Ende desselben. - Auch ein Kartenspiel (s. Mistigri).
(spr. mūsch'róng), 1) Frederik de, holländ. Maler, geb. 1634 zu Amsterdam, [* 89] bildete sich bei Jan Asselyn zum Landschaftsmaler aus, ging im Alter von 22 Jahren nach Paris und ließ sich nach seiner Rückkehr zuerst in Antwerpen [* 90] und 1659 in Amsterdam nieder, wo er 1686 starb. Er hat französische, italienische und holländische Landschaften gemalt, die geschickt arrangiert sind, aber an schwerer, kalter Farbe leiden. A. van de Velde, Lingelbach, Berchem u. a. haben dieselben mit Figuren versehen. Bilder von ihm befinden sich in den Galerien und Museen von St. Petersburg (Eremitage), Paris (Louvre), Amsterdam, München, [* 91] Haag, [* 92] Lille, [* 93] Braunschweig, [* 94] Dresden, Schwerin [* 95] und Wien.
2) Isaac de, holländ. Maler und Radierer, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1670 zu Amsterdam, ging im Alter von 24 Jahren nach Italien und erhielt in Rom [* 96] wegen der guten Komposition seiner Landschaften den Beinamen Ordonnance. Um 1697 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er eine Ansicht der Stadt bei festlicher Illumination radierte. Er starb daselbst Seine meist italienischen Landschaften sind wahrer und harmonischer in der Farbe als die seines Vaters. Jacob de Wit und Verkolje haben sie staffiert. Die Galerien von Dresden, Braunschweig, Augsburg, [* 97] Kassel, Kopenhagen [* 98] und Schwerin besitzen zahlreiche Bilder von ihm. Er hat auch 10 Blatt [* 99] Landschaften nach Poussin radiert.
volantes (franz., spr. muhsch wolāngt), s. Gesichtstäuschungen. ^[= (Augentäuschungen, Okularspektra), durch das Auge und den Sehnerv vermittelte Empfindungen, ...]
(franz., spr. mūsch't-), sprenkeln, tüpfeln.
(franz., spr. mūschŏahr), Schnupftuch.
(spr. mudóng, deutsch Milden), Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Waadt, 515 m ü. M., an der Broye und der Eisenbahn Lausanne-Payerne-Lyß, mit (1880) 2420 Einw. Das heutige Moudon überragt der alte Stadtteil Bourg, der, selbst von den Schlössern Carouge und Rochefort überragt, auf die Zähringer oder gar auf Pippin den Kleinen zurückgeführt wird.
(spr. mu-), Christoph, kathol. Geistlicher, geb. zu Mainz, [* 100] studierte Medizin, dann Theologie in Bonn, [* 101] München und Gießen, [* 102] ward 1839 Priester, 1845 Lehrer am Gymnasium zu Mainz 1851 Regens des bischöflichen Seminars, 1854 Mitglied des Domkapitels daselbst, 1863 Vertreter des Bischofs Ketteler von Mainz in der hessischen Ersten Kammer zu Darmstadt, [* 103] wie er sich überhaupt als journalistischer und parlamentarischer Gehilfe seines Bischofs thätig zeigte und auch 1871 an seiner Stelle in den Reichstag gewählt wurde, dem er seitdem angehört.
Nach dem Tod Kettelers (1877) ward er vom Domkapitel zum Stellvertreter des Bischofs bis zu einer Neuwahl erwählt, indessen von der Regierung nicht bestätigt. Er veröffentlichte: »Aktenstücke, betreffend die Jesuiten in Deutschland« (Mainz 1872),
»Die Mainzer Katechismen von Erfindung der Buchdruckerkunst bis zu Ende des 18. Jahrhunderts« (das. 1877),
»Katholische Katechismen des 16. Jahrhunderts« (das. 1881),
»Officium divinum«, katholisches Gebetbuch (11. Aufl., das. 1885),
und gibt mit Heinrich die Zeitschrift »Der Katholik« heraus.
s. Schaf. ^[= (Ovis L., hierzu Tafel "Schafe"), Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie ...] [* 104]
(franz., spr. mu[l]ji-), in der Grammatik s. v. w. einen Konsonanten, besonders l und n weich ¶
mit mehr oder weniger vernehmlich nachklingendem, gehauchtem j, also wie (l)j und nj, aussprechen, was durch Emporhebung der Zunge und Öffnung der Lippen bewirkt wird.
Die Italiener schreiben dafür gl, gn, die Spanier gl, ñ, die Portugiesen lh, nh.
Besonders häufig sind mouillierte Konsonanten jeder Art in den slawischen Sprachen.
(franz., spr. mu-), Seide [* 106] auf der Seidenmühle zurichten, zwirnen.
(spr. muläng, Moulins sur Allier), Hauptstadt des franz. Departements Allier, am Allier und an der Eisenbahn von Paris nach Lyon, [* 107] von welcher hier Linien nach Montluçon und Mâcon abzweigen, hat eine 1468 gegründete, 1861 vollendete Kathedrale in gotischem Stil, mit zwei neuen 85 m hohen Türmen, Reste des alten Schlosses der Herzöge von Bourbon, einen Justizpalast mit archäologischem Museum, ein ehemaliges Kloster mit schönem Grabmal des 1632 hingerichteten Herzogs von Montmorency, einen Uhrturm aus dem 15. Jahrh., ein Stadthaus und (1886) 18,770 Einw. Die Industrie von Moulins umfaßt hauptsächlich die Fabrikation von Sägeholz, Kunsttischlerwaren, Hüten, Öl und Essig. ist Sitz eines Bischofs, eines Assisenhofs u. eines Handelsgerichts, hat ein Lyceum, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt, ein großes Seminar, eine Zeichenschule, ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek und ein Theater. [* 108]
Stadt, s. Maulmain. ^[= (Mulmen), Hafenstadt in der Division Tenasserim der britisch-ind. Provinz Birma, am ...]
(spr. mohltri), Fort bei Charleston (s. d. ^[= (spr. tscharlst'n), 1) wichtigste See- und Handelsstadt des nordamerikan. Staats Südcarolina, ...] 1).
(franz., spr. mulür), Kehlung, Simswerk.
City (spr. maund ssitti), Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, am Ohio, 15 km von dessen Mündung in den Mississippi, ist Marinestation der Vereinigten Staaten [* 109] und hat (1880) 1800 Einw.
[* 110] und Moundbuilders (spr. maundbilders), s. Amerikanische Altertümer, S. 481.
(spr. munjeh), Jean Joseph, franz. Politiker, geb. zu Grenoble, studierte in Orange die Rechte, praktizierte dann als Advokat, wurde 1783 Richter zu Grenoble, 1788 Sekretär [* 111] der Stände der Dauphiné und 1789 zum Deputierten für die Generalstaaten gewählt. Auf seinen Antrag erklärte sich der dritte Stand für die Nationalversammlung und leistete den bedeutungsvollen Schwur im Ballhaus. Aber Mounier sah sich bei seiner gemäßigten und rechtlichen Gesinnung bald von der politischen Bewegung überflügelt.
Schon als die Versammlung das von ihm vorgeschlagene Zweikammersystem mit dem absoluten Veto verwarf, schloß er sich den Monarchisten an, und in der Nacht vom 4. Aug. erhob er sich eifrig gegen die Verletzung der Eigentumsrechte. Gleichwohl ward er 29. Sept. zum Präsidenten der Versammlung erwählt und bewies bei den Ereignissen vom 5. und 6. Okt. Mut und Energie. Nachdem aber die Versammlung den Beschluß gefaßt hatte, nach Paris überzusiedeln, reichte er seine Entlassung ein und begab sich in die Dauphiné, wo er zu einer Versammlung der Provinzialstände aufforderte.
Als die Nationalversammlung dieselbe untersagte, begab er sich 1790 nach Savoyen und von da in die Schweiz. Hier veröffentlichte er seine berühmte Schrift »Recherches sur les causes qui ont empêché les Français de devenir libres« (Genf 1792, 2 Bde.; deutsch von Genz, Berl. 1794, 2 Bde.). 1793 ließ er sich in Weimar [* 112] nieder und errichtete 1795 auf dem Schloß Belvedere eine Unterrichtsanstalt für junge Engländer. 1801 in sein Vaterland zurückgekehrt, ward er von Bonaparte zum Präfekten im Departement Ille-et-Vilaine ernannt und nach Errichtung des Kaisertums 1805 in den Staatsrat berufen. Er starb Unter seinen Schriften ist noch hervorzuheben: »De l'influence attribuée aux philosophes, aux francs-maçons et aux illuminés sur la Révolution de France« (Tübing. 1801; neue Aufl., Par. 1821).
Vgl. Lanzac de Laborie, Jean Jos. Mounier (Par. 1887). -
Sein Sohn Claude Edouard Philippe Mounier, geb. unter der Restauration Generaldirektor der Polizei und Pair, starb in Passy.
(Mountain, engl., spr. maunt, mauntĭn), Berg. ^[= # 1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer ...]
Ash (spr. mauntĭn äsch), Stadt in Glamorganshire (Wales), am Cynon, einem Nebenfluß des Taff, mit Kohlen- und Eisengruben und (1881) 10,295 Einwohnern.
Desert Island [* 113] (spr. maunt dessert ailand), Insel an der Küste von Maine, s. Frenchman's Bay.
(spr. maunt-ighl), Lord, s. Spring-Rice. ^[= (spr. -reiß), Thomas, Baron Monteagle von Brandon, brit. Staatsmann, geb. 8. Febr. 1790 in ...]
Edgcumbe (spr. maunt edschkōmb), Sitz der Grafen von Mount Edgcumbe, auf einer Halbinsel, gegenüber der englischen Stadt Plymouth, [* 114] 1550 erbaut, mit berühmten Gartenanlagen.
Everest, s. Gaurisankar. ^[= (auch nach dem engl. Obersten Everest), der höchste Berggipfel der Erde, liegt ...]
(spr. maunt-), Stadt in Queen's County (Irland), mit Tuchfabrikation, Brauerei, Tabaksfabrik und (1881) 3126 Einw.
Pleasant (spr. maunt ples'nt), Stadt im nordamerikan. Staat Iowa, auf hoher, fruchtbarer Prärie, 40 km westlich von Burlington, hat eine wesleyanische Universität, ein College (Whittier's), ein Irrenhaus und (1880) 4410 Einw.
Vernon (spr. maunt wérnen), 1) Stadt im nordamerikan. Staat Ohio, Grafschaft Knox, am Vernonfluß, 65 km nordöstl. von Columbus, mit (1880) 5249 Einw. -
2) Landgut im nordamerikan. Staat Virginia, am Potomac, 25 km unterhalb Washington, [* 115] gehörte einst George Washington, der hier seine letzten Jahre verlebte.
(spr. mōĭra), Stadt in der portug. Provinz Alemtejo, Distrikt Beja, nahe dem Guadiana, mit 2 Kirchen, ansehnlichem Ölhandel und (1878) 3292 Einw.
(Eimeo), eine der franz. Gesellschaftsinseln im Stillen Ozean, 20-30 km westlich von Tahiti, [* 116] voll von säulenartigen Felskuppen und dazwischenliegenden Bergjochen, bis zu den höchsten Kämmen mit üppiger Vegetation bedeckt, 132 qkm groß mit (1876) 1865 Einw., darunter 42 Europäer und 96 Chinesen.
Der beste Hafen ist Port Tabu, die größte Ortschaft Griffiestown. Es besteht hier eine Akademie der Südsee, auf welcher die christlichen Religionsbücher ins Tahitische übersetzt und gedruckt werden.
le Grand und Mourmelon le Petit (spr. murm'-lóng), Dörfer im franz. Departement Marne, auf deren Gebiet sich das Lager [* 117] von Châlons (s. d.) befindet, mit (1881) 4048 und 1000 Einw.
(franz., spr. musk'tähr), ehemals berittene adlige Leibgarde des Königs von Frankreich, von Ludwig XIII. 1622 aus den Carabins, der leichten Reiterei der Gendarmerie de la maison, gebildet, ritt Grauschimmel (Mousquetaires gris), während die Leibwache von Richelieu und Mazarin, die später ebenfalls beritten gemacht und in die Maison du Roi aufgenommen wurde, Rappen ritt (Mousquetaires noirs).
Die Mousquetaires wurden 1815 abgeschafft.
(franz., spr. musk'tóng), kurze Muskete (s. d.), ein Feuergewehr, mit welchem die zu Anfang des 17. Jahrh. errichteten Dragoner (berittene Musketiere) bewaffnet wurden, also etwa s. v. w. ¶
Karabiner. In Frankreich heißt das auf 510 mm verkürzte Infanteriegewehr der Artillerie Mousqueton.
(franz., spr. muß), Gefrornes, [* 119] welches während des Frierens nicht gerührt wird;
auch eine Creme aus einer Mischung von Sahne und fein gerührtem Fleisch, mit Trüffelsauce angerichtet.
s. Musselin. ^[= ostindisches, jetzt in Europa dargestelltes feines, locker gewebtes, halbdurchsichtiges baumwollenes ...]
(franz., spr. mu-) s. v. w. schäumen, besonders von Flüssigkeiten, welche viel Kohlensäure gelöst enthalten, die beim Ausgießen derselben lebhaft entweicht, wie bei Bier, Champagner, Mineralwasser. Vgl. Aufbrausen.
(franz., spr. mussóng), s. Monsune. ^[= (franz. v. arab. monsim, "Jahreszeit"), zunächst die vom Stande der Sonne, ...]
(spr. mustihj), die leichte Kohlensäureentwickelung, welche viele Weine während des ersten Jahrs zeigen, bedingt den angenehmen Geschmack und die berauschende Kraft.
(franz., spr. mutárd), Mostrich, Senf. ^[= (Sinapis L.), Gattung aus der Familie der Kruciferen, der Gattung Brassica sehr nahe stehend, ...]
(spr. mutjeh), schweiz. Flecken, s. Münster ^[= # 1) Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz Westfalen und Stadtkreis, ...] [* 120] 3).
(spr. mutjeh, Moutiers en Tarentaise), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Savoyen, an der Isère, Sitz eines Bischofs, mit Kathedrale, Collège, Seminar, Bergschule, Salinen, besuchten Solbädern und (1881) 1926 Einw.
(franz., spr. mutóng), Schöps, Hammel;
Hammelfleisch;
auch ein feiner Bordeauxwein.
(spr. mutóng), Georges, s. Lobau. ^[= # (spr. -bo), Georges Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 21. Febr. 1770 zu Pfalzburg ...]
(franz., spr. muw'mang), Bewegung, Erregung, fortschreitende Änderung;
(spr. musóng), Stadt im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Sedan, [* 122] an der Maas und der Eisenbahn Verdun-Sedan, mit schöner Kirche (aus dem 13. Jahrh., jüngst restauriert) und (1881) 1385 Einw. Bei Mouzon wurde Mac Mahon von der vierten deutschen Armee über die Maas gegen Sedan zurückgeworfen.
s. Möwe. ^[= (Larus L., hierzu Tafel "Möwen"), Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel ...]
(lat.), das Bewegende.
Franz Karl, ausgezeichneter Forscher auf dem Gebiet des phönikischen und biblischen Altertums, geb. zu Koesfeld in Westfalen, [* 123] studierte zu Münster Theologie und orientalische Sprachen, wirkte 1833-39 als Pfarrer zu Berkum bei Godesberg, wo er seine »Kritischen Untersuchungen über die alttestamentliche Chronik« (Bonn 1834) schrieb, und wurde 1839 zum Professor der alttestamentlichen Theologie an der katholischen Fakultät zu Breslau [* 124] ernannt; starb daselbst. Seine durch umfassende Gelehrsamkeit ausgezeichneten Hauptwerke sind: »Die Phönicier« (Bonn, später Berl. 1840-56, 3 Bde.) und »Phönicische Texte, erklärt« (Bresl. 1845-47, 2 Bde.). Kleinere Arbeiten von ihm erschienen in der »Zeitschrift für Philosophie und Theologie«.
(lat.), bewegen;
sich regen, mucksen.
(spr. mówil), Seestädtchen in der irischen Grafschaft Donegal, an der Mündung des Lough Foyle, wo die nach Amerika [* 125] fahrenden Postdampfer anlegen, mit (1881) 1129 Einw.
(ital.), Bewegung;
Zeitmaß. ^[= s. Tempo.]
(Larus L., hierzu Tafel »Möwen«),
Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel [* 126] und der Familie der Möwen (Laridae), kräftig gebaute Vögel [* 127] mit ziemlich großem Kopf, mittellangem, seitlich stark zusammengedrücktem, bis zur Mitte der Firste geradem, dann sanft hakig abwärts gebogenem, scharfschneidigem Schnabel, bis ans Auge [* 128] gespaltenem Rachen, kurzem Hals, mittelhohem, meist vierzehigem Fuß mit Schwimmhäuten, langen, breiten, schmal zugespitzten Flügeln, in denen die erste Schwinge am längsten ist, und mittellangem, breitem, geradem, seltener seicht ausgeschnittenem Schwanz.
Sie bewohnen die Küsten fast aller Länder, vorzugsweise des Nordens, und entfernen sich von denselben noch häufiger landeinwärts als seewärts; einzelne siedeln sich gern an Binnengewässern an, und mehrere sind Zugvögel. Sie schwimmen und fliegen vortrefflich, ihre Stimme ist krächzend und kreischend. Sie sind mutig, herrschsüchtig, mißgünstig andern Vögeln und mißtrauisch dem Menschen gegenüber, erscheinen aber beständig in Häfen, in der Nähe der Ortschaften und Schiffe, [* 129] um Abfälle aufzulesen.
Sie leben hauptsächlich von Fischen, viele jagen eifrig Insekten; [* 130] sie nehmen auch Aas und sind äußerst gefräßig. In der Brutzeit scharen sie sich zu Gesellschaften zusammen, und besonders die kleinern bilden dicht gedrängt ungeheure Brutansiedelungen, welche ganze Felsen und Berge bedecken. Sie legen 2-4 große, braungrünliche, grau oder schwarzbraun gefleckte Eier, welche von beiden Eltern in 3-4 Wochen ausgebrütet werden. An die Brut zeigen die Alten außerordentliche Anhänglichkeit.
Die Eier sind besonders im Norden, [* 131] wie auch die Federn und das Fleisch der Jungen, sehr geschätzt. Möweneier kommen auch in Deutschland vielfach als Kiebitzeier im Handel vor. In Norddeutschland bildet das »Möwenschießen« an einem bestimmten Tag des Jahrs eine verwerfliche Belustigung. In der Gefangenschaft halten sich jung aus dem Nest gehobene Möwen sehr gut, fliegen meilenweit aus, kehren aber regelmäßig zurück und pflanzen sich auch in der Gefangenschaft fort.
Die Mantelmöwe (L. marinus L., s. Tafel »Möwen«),
73 cm lang, 1,7 m breit, am Kopf, Hals, Nacken, an der Unterseite, dem Unterrücken und Schwanz weiß, am Oberrücken und an den Flügeln schwarz, an der Spitze der Schwungfedern weiß, mit silbergrauen Augen, zinnoberrotem Augenring, gelbem Schnabel, vor der Spitze rotem Unterschnabel und hell graugelblichen Füßen. Sie findet sich zwischen 70 und 60° nördl. Br., kommt im Winter an die Küsten der Nord- und Ostsee und geht bis Südeuropa und weiter. Im Sommer ist sie südlich des 50.° selten.
Die Silbermöwe (L. argentatus Brünn., [* 132] s. Tafel »Möwen«),
65 cm lang, 145 cm breit, mit hell blaugrauem Mantel und am Ende weiß gesäumten Schulterfedern; von den Handschwingen sind die beiden ersten schwarz, an dem weißen Ende durch ein schwarzes Band [* 133] geziert, die übrigen nach hinten zunehmend grau, vor der Spitze schwarz und an derselben weiß; der Fuß ist blaß fleischfarbig. Sie bewohnt die Nordsee, das Südliche Eismeer und die Küsten Nordamerikas, erscheint im Winter an allen Küsten Europas, oft tief im Land (s. Tafel »Eier II«).
Die dreizehige Möwe (Stummelmöwe, L. [Rissa] tridactylus Bp.), 43 cm lang, 100 cm breit, mit rudimentärer Hinterzehe, schwächlichem Schnabel und verhältnismäßig kurzen, langzehigen Füßen, ist weiß, auf dem Mantel hell graublau mit weißgrauen, schwarzspitzigen Schwingen, braunen Augen, korallenrotem Augenring, gelbem Schnabel, blutrotem Mundwinkel und schwarzen Füßen, lebt im hohen Norden, einzeln an der Ostsee, erscheint im Winter häufig an unsern Küsten, folgt zahlreich den Flüssen bis weit ins Innere des Landes und bildet an der Küste des Eismeers kolossale Brutansiedelungen, welche wegen ihrer Lage schwer auszubeuten sind. Das Gelege besteht aus 3-4 gelbbräunlichen oder hellgrünlichen, spärlich dunkler gefleckten Eiern. Die Lachmöwe (Seekrähe, L. [Chroicocephalus] ridibundus L.), 42 cm lang, 94 cm breit, mit nußbraunem Oberkopf und Vorderhals, ¶