Mosco
(span.), Volksstamm, s. Mosquitoküste. ^[= (spr. moskīto-), der zur zentralamerikan. Republik Nicaragua gehörige Küstenstrich am Karibischen ...]
(span.), Volksstamm, s. Mosquitoküste. ^[= (spr. moskīto-), der zur zentralamerikan. Republik Nicaragua gehörige Küstenstrich am Karibischen ...]
Stadt im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, links am Terek, 141 m ü. M., hat 4 griechisch-katholische, 5 armen. Kirchen sowie je eine katholische und protestantische und (1876) 8379 Einw., ein Gemisch von Kabardinern, Osseten, Tschetschenzen, Georgiern, Armeniern, welche Lichter, Seile, Leder, Ziegel und Branntwein fabrizieren und Handel mit groben Baumwoll- und Wollstoffen, Ziegelthee, Seidenzeugen u. a. treiben. In der Umgebung Seiden-, Wein- und Obstzucht. Jährlich werden zwei bedeutende Märkte für Pferde, [* 2] Vieh (besonders Schafe) [* 3] und Lebensmittel abgehalten. Mosdok wurde 1759 von einem Fürsten der Kleinen Kabarda gegründet und stellte sich 1763 unter russischen Schutz.
(lat. Mosella, franz. Moselle), linker Nebenfluß des Rheins, entspringt auf der westlichen oder französischen Seite der Vogesen am Südende derselben, zwischen dem Drumont und Elsässer Belchen, in zwei Quellen, die sich bei St.-Maurice vereinigen (die südliche Hauptquelle 735 m ü. M.), fließt durch die französischen Departements Vogesen und Meurthe-et-Moselle, anfangs in nordwestlicher Richtung bis Toul, [* 4] wo sie sich der Maas bis auf 15 km nähert, darauf in nordöstlicher bis Frouard und nun in fast nördlicher bis Metz [* 5] und Diedenhofen. [* 6]
Auf dieser Strecke erreicht sie unterhalb Pont à Mousson das deutsche Gebiet, in das sie bei Novéant ganz eintritt. Von Diedenhofen ab bleibt die nordöstliche Richtung die Hauptrichtung. Von unterhalb Sierk bis Wasserbillig bildet sie die Grenze zwischen Rheinpreußen und Luxemburg; [* 7] bei Koblenz [* 8] erreicht sie (58 m ü. M.) den Rhein. Anfangs fließt die Mosel zwischen felsigen Höhen in feuchtem Wiesengrund bis Epinal, wo sie aus den Vogesen in die Hochebene von Lothringen tritt, die Thalseiten aber meist noch steil bleiben.
Von Metz bis Diedenhofen treten die Höhen am linken Ufer mehr zurück, und die fruchtbaren Thalgründe sind mit Wiesen und Äckern angefüllt. Von Sierk ab bis zur Mündung ist aber das Flußthal größtenteils wieder von steilen und felsigen Höhen eingeschlossen. Die bedeutendsten Städte an der Mosel sind in Frankreich: Remiremont, Epinal, Toul und Pont a Mousson, in Deutschland: [* 9] Metz, Diedenhofen, Trier [* 10] und Koblenz. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind: die Moselotte, Meurthe und Seille rechts, der Madon, die Orne und Sauer links;
ferner die wichtige Saar rechts, die Kyll, Lieser, Alf und Elz links.
Die vollständige Stromentwickelung der Mosel beträgt 505 km, die direkte Entfernung der Quelle [* 11] von der Mündung nur 278 km. Schiffbar ist die Mosel für kleine Fahrzeuge von Frouard an (344 km weit). Zur Hebung [* 12] der Schiffahrt ist oberhalb Metz bis zur Grenze der Moselkanal erbaut worden. Auf der Strecke von Trier bis Koblenz ist die Schiffahrt wegen der vielen Krümmungen langwierig; ohne diese Krümmungen wäre sie jedoch sehr problematisch, da dieselben dem Fluß das Wasser erhalten und so die Bergfahrt gestatten.
Die Moselkähne (Traubertenkähne und Bohrnachen) sind sehr stark gebaut, haben glatte, enge Böden, sind vorn spitz und hinten rund, gewöhnlich 25 m lang, 6 m breit und tragen 400-500 metr. Ztr. Die Dampfschiffahrt auf der Mosel abwärts Trier wird von zwei Gesellschaften unterhalten und besteht seit 1840; die Versuche auf der Strecke Metz-Trier hatten wegen des geringen Wasserstandes keinen dauernden Erfolg. Die untern Stromufer sind zum Teil mit Wein bepflanzt und erzeugen die geschätzten Moselweine (s. d.).
Vgl. Schlichting, Die Kanalisation der Mosel (Berl. 1875);
»Führer an der Mosel etc.« (3. Aufl., Trier 1883);
Rutsch, Wanderungen durch die Thäler der Mosel, Ahr und Nahe (das. 1879);
Hocker, Des Mosellandes Geschichten, Sagen und Legenden (Trier 1852).
Das ehemalige franz. Departement Mosel (5468 qkm groß, mit 452,157 Einw.) bestand aus dem Ländchen Messin (»Gebiet von Metz«),
einem Teil des Herzogtums Lothringen und Bar und einem Teil der drei Bistümer Metz, Toul und Verdun [* 13] und hatte Metz zur Hauptstadt. Es ging infolge des Kriegs von 1870/71 aber beinahe vollständig an Deutschland über, und der Rest ward mit dem bei Frankreich verbliebenen Teil des Departements Meurthe zu dem neuen Departement Meurthe-et-Moselle vereinigt.
Petrus, eigentlich Schade, gelehrter Humanist, geb. 1493 zu Bruttig an der Mosel im Trierschen (daher auch Protegensis), studierte seit 1512 in Köln [* 14] und Leipzig, [* 15] wirkte von 1517 an in letzterer Stadt als Professor der griechischen und lateinischen Sprache; [* 16] starb daselbst. Mosellanus entwickelte eine bedeutende Lehrthätigkeit; Camerarius, Cruciger, Trotzendorf sind seine Schüler. Mit den Häuptern des Humanismus, Reuchlin, Erasmus, Hutten, Mutian u. a., stand er in regem Verkehr. Der Reformation gegenüber nahm er eine abwartende Stellung ein; Melanchthon war bei seinem Tod zugegen.
Weine, welche im Moselgebiet, besonders von Trier bis Kochem, in geringerer Qualität noch bis Koblenz (um Winningen) gebaut werden. Die durchschnittliche jährliche Produktion beziffert sich auf 165,000 hl. Man produziert fast nur Weißweine, die stets sehr hell mit grünlichgelbem Farbenschimmer, etwas leicht, frisch, kühlend, sehr trocken und mit nur wenig Feuer, aber einem außerordentlich milden und lieblichen Aroma begabt sind. Sie besitzen mehr Säure als die Rheinweine, sind aber gesund und wohlschmeckend.
Man erkennt sie an einem ganz eigentümlich leisen, aber unverkennbaren Erdgeschmack. Gewöhnlich halten sie sich nicht über 10-12 Jahre. In gewöhnlichen Jahren, wo die spät reifende Rieslingtraube nicht zu völliger Reife gelangt, wird vielfach gallisiert. Die ganz geringen Sorten werden vielfach nach Frankreich exportiert, nachdem sie einen Alkoholzusatz bis 16 Proz. erhalten haben. Die roten Moselweine sind bis auf kleine Quantitäten verschwunden. Auch im Großherzogtum Luxemburg (Varmeldinger) und an der Obermosel, namentlich bei Metz und Château-Salins an der Seille, werden leichte Weine gebaut. Zu den Moselweinen erster Klasse gehören Grünhäuser, Thiergärtner und Avelsbacher bei Trier, Pisport, Neuberg und Oligsberg bei Wintrich, Brauneberg bei Dusemond, Elisenberg bei Mülheim, [* 17] Bernkastel: Doktor, Lay, Steinkaul, Olk, ferner Graach mit dem Josephshof, Wehlen, Zeltingen, Ürzig, Trarbach, Enkirch (Stephansberg), Poltersdorf (Rüberberg), Kobern, Winningen etc. Moselblümchen, Muskateller Mosel etc. sind willkürliche Bezeichnungen für mit Holunderblüten gewürzte Moselweine. Geschätzt ist auch der moussierende Moselwein, der besonders in Koblenz und Zell fabriziert wird. Den Moselweinen entsprechen ziemlich die Saarweine (durchschnittliche jährliche Produktion 18,000 hl), welche auch unter deren Namen in den Handel kommen, aber mehr Körper und Feuer haben und in guten Jahrgängen auch hoch aromatisch sind. Die besten Saarweine sind der Wiltinger (Scharzhofsberger, Scharzberger) und der Bockstein.
Julius, Dichter, geb. zu Marieney im sächs. Vogtland, aus einer ¶
ursprünglich griechischen Familie (Mosyn), Sohn eines Schullehrers, besuchte das Gymnasium zu Plauen, [* 19] studierte seit 1822 in Jena [* 20] die Rechte, reiste während seiner Studienzeit nach Italien, [* 21] schloß nach seiner Rückkehr die Rechtsstudien in Leipzig ab und arbeitete dann längere Zeit bei einem Sachwalter in seiner Heimat. 1831 erhielt er eine Anstellung beim Patrimonialgericht zu Kohren; 1834 ließ er sich als Advokat in Dresden [* 22] nieder, wo er bald zu litterarischem Ansehen gelangte. 1844 folgte er einem Ruf als Dramaturg an das Hoftheater zu Oldenburg. [* 23]
Leider ward hier schon seit 1848 seine Thätigkeit durch unheilbare Krankheit, die zuletzt in völlige Lähmung überging, unterbrochen. Mosen ward nach 1850 pensioniert, blieb bei schwerem Siechtum geistig frisch und starb, nachdem ihm die Herausgabe seiner »Sämtlichen Werke« eine letzte Genugthuung gewährt, in Oldenburg. Als Dichter trat er zuerst mit dem epischen Gedicht »Das Lied vom Ritter Wahn« (Leipz. 1831), der freien Gestaltung einer uralten italienischen Sage, hervor, welche einen tiefsinnigen Gedanken allegorisch verkörperte.
Die Kraft [* 24] und Energie der Darstellung, die Stimmungsfülle einzelner Episoden waren glänzendes Zeugnis für Mosens Talent. Einen größern Anlauf [* 25] nahm der Dichter in seinem »Ahasver« (Dresd. 1838), welcher sich durch großartige historische Anschauung, Pracht und Schwung der poetischen Bilder auszeichnete, aber dabei die Sprödigkeit der mehr philosophischen als poetischen Anlage nicht ganz überwand. In seinen »Gedichten« (Leipz. 1836, 2. Aufl. 1843) zeigte sich als Lyriker von der tiefsten Innerlichkeit, eine zart besaitete Natur mit seinem Verständnis für das geheimste Naturleben und doch wieder von so frischer Volkstümlichkeit, daß eine Reihe balladenähnlicher Gedichte, wie »Die letzten Zehn vom vierten Regiment«, »Andreas Hofer« und »Der Trompeter an der Katzbach«, in den Mund des Volkes übergingen.
Als Erzähler trat Mosen mit der Novelle »Georg Venlot« (Leipz. 1831),
den »Novellen« (das. 1837),
dem historisch politischen Roman »Der Kongreß von Verona« [* 26] (Berl. 1842, 2 Bde.) und den reizenden, frischen und stimmungsvollen »Bildern im Moose« [* 27] (Leipz. 1846, 2 Bde.) hervor. Die »Bilder im Moose« enthielten Meisterstücke voll idyllischen Hauchs und zartester Färbung, wenn auch unleugbare Nachklänge der falschen Romantik in einzelne Erzählungen hineintönten. Mosens Hauptbestrebungen wandten sich inzwischen dem Drama zu. Hier aber erlag er dem verhängnisvollen Irrtum der jungdeutschen Periode, daß das Drama neue Grundlagen haben müsse und überhaupt andre Grundlagen haben könne als die lebendige Darstellung vollen und ganzen Lebens. Mosen meinte das Verständnis historischer und politischer Ideen durch seine Dramen erschließen zu müssen, benutzte dabei seine Gestalten nicht zu lebendigen, vollbeseelten Trägern, sondern zu bloßen Sprechern seiner allgemeinen Ideen und schuf auf diese Weise Stücke, in denen das rhetorische Element die dramatischen Gestalten weit überwog. Die Dramen: »Heinrich der Finkler« (Leipz. 1836); »Cola Rienzi«, »Die Bräute von Florenz«, [* 28] »Wendelin und Helene«, »Kaiser Otto III.« (diese vier gesammelt als »Theater«, [* 29] Stuttg. 1842),
unter denen die letztgenannte Tragödie die bedeutendste war, erwiesen gleichzeitig das Talent und die falsche Richtung des Verfassers. In einer Reihe späterer Dramen: »Don Johann von Österreich«, [* 30] »Herzog Bernhard« (Leipz. 1855),
»Der Sohn des Fürsten« (Oldenb. 1858) versuchte Mosen die Bühnenmängel seiner rhetorischen Behandlungsweise durch äußerliche theatralische Effekte auszugleichen. Noch ist das geistvolle Werkchen »Die Dresdener Gemäldegalerie« (Dresd. 1844) zu erwähnen. Mosens »Sämtliche Werke« erschienen in 8 Bänden (Oldenb. 1863); eine neue vermehrte Ausgabe mit Biographie gab sein Sohn heraus (Leipz. 1880, 6 Bde.).
Salomon Hermann, dramatischer Dichter, geb. zu Kassel, [* 31] israelitischer Abkunft, studierte in Marburg, [* 32] kam als Erzieher nach Wien, [* 33] ward daselbst 1850 als Offizial bei einem der Hilfsämter des Unterrichtsministeriums angestellt und erhielt bald darauf die Bibliothekarstelle in demselben. 1871 durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone in den österreichischen Ritterstand erhoben, starb er in Wien. Mosenthal trat als Dramatiker zuerst mit dem Schauspiel »Deborah« (Pest 1849, 5. Aufl. 1876) auf, dessen ungemeiner Erfolg seinen spätern Dramen: »Cäcilie von Albano« (das. 1851),
»Der Sonnenwendhof« (Leipz. 1857, 3. Aufl. 1875),
»Düweke« (das. 1860),
»Die deutschen Komödianten« (das. 1863),
»Das gefangene Bild« (Stuttg. 1858),
»Pietra«, Tragödie (Leipz. 1865),
»Der Schulz von Altenbüren«, Volksschauspiel (das. 1868),
»Isabella Orsini«, Drama (das. 1870),
»Maryna«, historisches Drama (das. 1871),
»Die Sirene«, [* 34] Komödie (das. 1875),
sowie den als Manuskript gedruckten Stücken: »Ein deutsches Dichterleben« (Bürger und Molly),
»Gabriele von Precy«, »Lambertine« u. a. rasche Aufnahme bei den Bühnen verschaffte. Sämtliche Mosenthalsche Dramen sind durch ein gewisses theatralisches Geschick und effektvolle Höhepunkte ausgezeichnet, aber psychologisch unwahr und äußerlich rhetorisch. Mosenthal schrieb außerdem zahlreiche Operntexte (unter andern zu Nicolais »Lustigen Weibern von Windsor«, Flotows »Müller von Meran«, [* 35] Marschners »Goldschmied von Ulm«, [* 36] Kretschmers »Folkungern«) und gab »Gedichte« (Wien 1847) und »Gesammelte Gedichte« (das. 1866) heraus. Seine »Gesammelten Werke« erschienen Stuttgart [* 37] 1877-78 in 6 Bänden.
1) Johann Jakob, einer der fruchtbarsten Publizisten Deutschlands, [* 38] geb. zu Stuttgart, studierte in Tübingen [* 39] und wurde schon 1720 Professor der Rechte daselbst, ging 1721 nach Wien, wo er jedoch die gehoffte Anstellung nicht erhielt, da er sich nicht zum Übertritt zur katholischen Kirche entschließen konnte, ward 1726 als Regierungsrat nach Stuttgart berufen und 1727 als ordentlicher Professor der Rechte bei der Universität in Tübingen angestellt.
Streitigkeiten mit der Zensur bewogen ihn aber 1732 zur Niederlegung der Lehrstelle und zum Wiedereintritt in das Regierungskollegium, aus dem er 1736 abermals austrat, um einem Ruf als preußischer Geheimrat, Direktor der Universität und Ordinarius der Juristenfakultät nach Frankfurt [* 40] a. O. zu folgen. Auch dieses Verhältnis löste sich jedoch nach mehrfachen Differenzen mit König Friedrich Wilhelm I. schon 1739 wieder, und Moser lebte nun acht Jahre lang zu Ebersdorf im reußischen Vogtland, seine Zeit schriftstellerischer Thätigkeit widmend. 1747 trat er als Geheimrat und Chef der Kanzlei in die Dienste [* 41] des Landgrafen von Hessen-Homburg. Schon 1749 aber finden wir ihn wieder in Hanau, [* 42] wo er eine »Staats- und Kanzleiakademie« gründete, endlich 1751 als Landschaftskonsulenten in Stuttgart. Nachdem er acht Jahre lang unter beständigen Kämpfen gegen den die Landesrechte mit Füßen tretenden Herzog Karl ¶
Eugen in dieser Stellung zugebracht, ward er nach der Ablehnung einer neuen Geldforderung des Herzogs als angeblicher Verfasser der gegen denselben gerichteten Schriften vom Herzog selbst (1759) im Audienzsaal verhaftet und fünf Jahre lang auf der Bergfestung Hohentwiel in harter Gefangenschaft gehalten. Erst 1764 befreiten den Unschuldigen, der eine Entlassung unter ehrenrühriger Bedingung standhaft verworfen hatte, die Fürsprache Friedrichs d. Gr. beim Kaiser und ein reichshofrätlicher Befehl.
Der Herzog erklärte Moser nun zwar für schuldlos und setzte ihn wieder in sein Amt als Landschaftskonsulenten ein; doch nahm Moser seitdem wenig und seit 1770 fast gar keinen Anteil mehr an den Geschäften, sondern widmete den Rest seines Lebens bloß schriftstellerischer Thätigkeit. Er starb Im J. 1885 wurde seine Büste, von Kopp modelliert, in Stuttgart aufgestellt. Das bedeutendste Werk unter seinen 500 Bände umfassenden Schriften ist sein »Deutsches Staatsrecht« (Nürnb. 1737-54, 50 Bde. nebst 2 Supplementbänden und 1 Bd. Register).
Außerdem sind zu erwähnen: »Neues deutsches Staatsrecht« (Stuttg. u. Frankf. 1766-75, 21 Bde., und Zusätze, 1781-82, 3 Bde.);
»Deutsches Staatsarchiv« (Hanau u. Frankf. 1751-1757, 13 Bde.);
»Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reichs« (7. Ausg., Tübing. 1754).
Auch schrieb er seine »Lebensgeschichte« (3. Aufl., Frankf. u. Leipz. 1777-83, 4 Bde.).
Vgl. Schmid, Das Leben J. J. Mosers (Stuttg. 1868);
Herm. Schulze, J. J. Moser der Vater des deutschen Staatsrechts (Leipz. 1869);
Wächter, Joh. Jak. Moser (Stuttg. 1885);
Adam, J. J. Moser als württembergischer Landschaftskonsulent (das. 1887).
2) Friedrich Karl, Freiherr von, ebenfalls staatsrechtlicher Schriftsteller, ältester Sohn des vorigen, geb. zu Stuttgart, studierte in Jena die Rechte, trat mit dem Vater 1747 in hessen-homburgische Dienste und folgte ihm nach Hanau als Gehilfe und Lehrer an dessen Staats- und Kanzleiakademie. Er übernahm dann einen gesandtschaftlichen Posten von Hessen-Darmstadt, später einen ähnlichen von Hessen-Kassel, trat 1766 in den österreichischen Staatsdienst und ward im folgenden Jahre Reichshofrat in Wien, auch vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte 1770 die Verwaltung der kaiserlichen Herrschaft Falkenstein. 1772 ward er dirigierender Minister und Kanzler in Hessen-Darmstadt. 1780 auf seinen Antrag entlassen, wurde er mit Prozessen verfolgt, bis endlich der neue Großherzog, Ludwig I., das Verfahren niederschlug und Moser wenigstens teilweise Entschädigung für die zugefügten Verluste bot. Moser starb in Ludwigsburg. [* 44]
Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Kleine Schriften zur Erläuterung des Staats- und Völkerrechts« (Frankf. 1751-65, 12 Bde.);
»Sammlung von Reichshofratsgutachten« (das. 1752-69, 6 Bde.);
»Sammlung der neuesten und wichtigsten Deduktionen in deutschen Staats- und Rechtssachen« (Ebersd. 1752-64, 9 Bde.);
»Patriotisches Archiv« (Frankf. u. Leipz. 1784-90, 12 Bde.);
»Neues patriotisches Archiv« (Mannh. 1792-94, 2 Bde.);
»Luthers Fürstenspiegel« (neue Ausg. von Meyer, Frankf. 1834).
Sein Leben beschrieben A. Baumstark (Stuttg. 1846) und Ledderhose (Heidelb. 1871).
3) Gustav von, Lustspieldichter, geb. zu Spandau [* 45] als der Sohn eines Majors, wurde im Berliner [* 46] Kadettenkorps für die Militärlaufbahn erzogen, quittierte 1856 als Offizier in Görlitz [* 47] den Militärdienst, um zur Landwirtschaft überzugehen, und lebt gegenwärtig auf seinem Gut Holzkirch bei Lauban in Schlesien. [* 48] Erst die Einsamkeit des Landlebens in Verbindung mit seinen Berliner Erinnerungen brachte ihn auf den Gedanken, für das Theater zu schreiben. Von seinen zahlreichen mit frischem Humor entworfenen und durch eine gewisse Keckheit der Erfindung ausgezeichneten, übrigens ohne jeden poetischen und litterarischen Anspruch rein auf die theatralische Unterhaltung abzielenden Stücken, die fast sämtlich glänzende Aufnahme fanden, nennen wir: »Er soll dein Herr sein!« (1860),
»Eine kleine Mondfinsternis« [* 49] (1860),
»Wie denken Sie über Rußland?« (1861),
»Ein moderner Barbar« (1861),
»Moritz Schnörche« (1863),
»Eine Frau, die in Paris [* 50] war« (1866),
»Kaudels Gardinenpredigten« (1871),
»Das Stiftungsfest« (1873),
»Ultimo« (1874),
»Der Veilchenfresser« (1876),
»Mädchenschwüre« (1877),
»Der Bibliothekar« (1878),
»Der Hypochonder« (1878),
»Der Registrator auf Reisen« (mit L'Arronge, 1879),
»Krieg im Frieden« (mit v. Schönthan, 1881),
»Unsre Frauen« (mit v. Schönthan, 1882),
»Reif Reiflingen« (mit demselben, 1882),
»Köpenickerstraße 120« (mit E. Heiden, 1884),
»Ein Stoff von Gerson« (1885) etc. Eine Sammlung seiner spätern Stücke erschien in 17 Bänden (Berl. 1873-86).
4) Julius, Bildhauer, geb. zu Berlin, [* 51] bildete sich auf der dortigen Akademie und unter Aug. Fischer und Drake und machte 1857 und 1858 Studienreisen nach Rom und [* 52] Paris. Seine Statuen und Gruppen religiösen, mythologischen und allegorischen Inhalts zeichnen sich durch edle Formenbildung aus, während sich in seinen Porträtbüsten und -Statuen ein lebendiges Naturgefühl bei schlicht-realistischer Auffassung kundgibt. Seine Hauptwerke sind: das Denkmal des Cornelius de Greiff in Krefeld, [* 53] des Wohlthäters der Stadt, die sitzende Sandsteinfigur der Kunsttechnik an der Außenseite der Nationalgalerie, die kolossale Statue eines segnenden Christus für die Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (1875), das Kriegerdenkmal für Naumburg, [* 54] einige allegorische Gruppen am Schloß Hansemann auf Rügen, die kolossalen Bronzestatuen Friedrich Wilhelms I. und III. am Hauptportal der Kadettenanstalt zu Lichterfelde bei Berlin, die Gruppe der Fischerei [* 55] für die Belle-Alliancebrücke, die Marmorgruppe eines Amor, dem eine Nymphe die Waffen [* 56] raubt, ein Chamissodenkmal für Berlin (1888).
1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann, Publizist und Historiker, geb. zu Osnabrück, [* 57] wo sein Vater Kanzleidirektor war, studierte 1740-42 in Jena und Göttingen [* 58] die Rechte, erhielt 1742 in seiner Vaterstadt das Amt eines Sekretärs der Landstände und wurde zwei Jahre später dort Rechtsanwalt. Er zeichnete sich durch redlichen Freimut und besonders durch energisches Auftreten gegen die Willkürlichkeiten des damaligen Statthalters von Osnabrück so aus, daß er zum Advocatus patriae, d. h. zum Anwalt des Staats in Rechtsstreitigkeiten, ernannt wurde.
Seit 1755 vertrat er zugleich als Syndikus die Rechte der Ritterschaft. Die schwere Heimsuchung des Bistums Osnabrück durch den Siebenjährigen Krieg wurde durch Mösers kluges und festes Verhalten in ihren Folgen erheblich gemildert, und das Vertrauen, welches ihm der Höchstkommandierende der mit Friedrich d. Gr. verbündeten Heere schenkte, ersparte dem Land beträchtliche Summen. 1763 nach London [* 59] geschickt, um die Zahlung der englischen Subsidiengelder für die Alliierten zu betreiben, bewährte auch hier sein hohes ¶
staatsmännisches Geschick, und zugleich eignete er sich damals eine gründliche Kenntnis der englischen Institutionen und des britischen Volkscharakters an. Als 1761 die Regierung des Bistums Osnabrück an den Prinzen Friedrich, den minderjährigen Sohn des Königs Georg III. von England, fiel, war Möser von da an (obschon er erst 1768 offiziell zum Geheimen Referendar ernannt wurde) 20 Jahre hindurch die Seele der gesamten Landesverwaltung. Seine einflußreiche Thätigkeit hatte mit ungemeinen, in den eigentümlichen Verhältnissen von Osnabrück begründeten Schwierigkeiten zu kämpfen.
In dem kleinen Ländchen, wo sich mehr als irgend anderswo Reste altgermanischen Lebens in Verfassung und Volkssitte erhalten hatten, fand sich ein seltsames Gemisch von Freiheiten und Einschränkungen des öffentlichen Wesens, und gerade die Eigentümlichkeit dieser Zustände war es, welche Mösers politische Einsicht zu einer Höhe gelangen ließ, auf der er geradezu alle seine deutschen Zeitgenossen überragte. Er starb Möser war eine Persönlichkeit von kerngesundem Schlag, stark und groß von Gestalt, humoristisch und voll festen Ernstes, treuherzig und Vertrauen weckend, ein deutscher Mann im besten Sinn des Wortes.
Als Schriftsteller nimmt er im Fach der Publizistik und Geschichtschreibung eine hervorragende Stellung ein. Er begründete 1766 die »Wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter«, welche von ihm bis Mitte 1782 geleitet, bis 1792 mit Beiträgen ausgestattet wurden. Aus den für diese Zeitschrift verfaßten Abhandlungen stellte er 1774 eine Auswahl unter dem Gesamttitel: »Patriotische Phantasien« (4. Aufl., hrsg. von seiner Tochter J. ^[Johanne/Jenny Wilhelmine Juliane] v. Voigt, Berl. 1820, 4 Bde.; neue Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen von R. Zöllner, Leipz. 1871, 2 Bde.) zusammen.
Diese Aufsätze sind in ihrer Mehrheit unvergleichliche Muster populärer Behandlung der verschiedenartigsten Gegenstände, kleine Meisterwerke voll klarer Gedankenfülle, humoristischer Laune, psychologischen Tiefblicks, politischer und volkswirtschaftlicher Weisheit, gründlichen Wissens und sittlichen Ernstes. Zugleich bekunden die kleinen Abhandlungen ein entschieden künstlerisches Talent ihres Verfassers, wie denn auch durch seine gegen Gottsched gerichtete Abhandlung »Harlekin, oder Verteidigung des Grotesk-Komischen« in dem Aufsatz »Über die deutsche Sprache und Litteratur« sehr helle ästhetische Einsichten an den Tag legt. Am bewundernswürdigsten erscheint er jedoch in der Klarheit und dem divinatorischen Tief- und Scharfblick seiner volkswirtschaftlichen und politischen Überzeugungen.
Der Einfluß, den er als gelehrter und zugleich echt populärer Schriftsteller geübt hat, war außerordentlich und wirkt noch jetzt nach. Nicht geringere Bedeutung als der Publizist hat der Historiker Möser. Mitten in den Stürmen des Siebenjährigen Kriegs und seinen mühseligen Geschäften entwarf er seine ausgezeichnete »Osnabrückische Geschichte« (Osnabr. 1768, 2 Bde.; 2. umgearb. Aufl., Berl. 1780; 3. Aufl. 1819). Auch als Dichter hat sich Möser versucht, doch zeigt er in seinem Trauerspiel »Arminius« (Hannov. 1749) sich noch gänzlich in der Enge Gottschedscher Ästhetik befangen. Die sämtlichen Werke Mösers gab Abeken in 10 Bänden (Berl. 1842-44, neue Ausg. 1858) heraus.
Vgl. Nicolai, Leben Justus Mösers (Berl. 1797, neue Ausg. als 10. Bd. von Mösers »Werken«);
Kreyssig, Justus Möser (das. 1857).
Am wurde ein Denkmal Mösers (von Drake) in seiner Vaterstadt aufgestellt.
2) Albert, lyrischer Dichter, geb. zu Göttingen, studierte daselbst klassische Philologie und ward dann Lehrer der alten Sprachen an der Krauseschen Lehr- und Erziehungsanstalt zu Dresden, in welcher Stellung er sich noch zur Zeit befindet. Mit seinen »Gedichten« (Leipz. 1864, 2. Aufl. 1869) erwarb er sich rasch einen Ruf als Vertreter reiner Form im Platenschen Sinn, während der Inhalt derselben nur in der elegischen Stimmung eine gewisse Eigentümlichkeit zeigte. Auch in seinen »Neuen Sonetten« (Leipz. 1866),
in der Gedichtsammlung »Nacht und Sterne« (Halle [* 61] 1872),
den »Idyllen« (das. 1875) und den neuen Gedichten: »Schauen und Schaffen« (Stuttg. 1881),
interessierte vorzugsweise die schöne Form. Er schrieb noch: »Das Dresdener Hoftheater 1862-1869« (Dresd. 1869) und »Totenopfer. Gneisenaus Enkel, dem Grafen L. von Hohenthal« (das. 1870).
Bilder, s. Taubilder. ^[= (Hauchbilder). Wenn man mit einem trocknen, nicht abfärbenden Gegenstand ...]
(in der Bibel [* 62] als »aus dem Wasser gezogen« gedeutet, anklingend an das ägyptische mesu, »Kind«),
der Befreier der Israeliten aus Ägypten [* 63] und ihr Gesetzgeber, der Sohn Amrams und der Jochebed aus dem Stamm Levi, geboren um 1600 v. Chr. in Ägypten zu einer Zeit, wo der Druck der Pharaonen schwer auf seinem Volk lastete. Herkunft und Bedeutung seines Namens sind bis zur Stunde noch nicht sicher ermittelt. Jedenfalls nahm er teil an der ägyptischen Bildung; aber zum Religionsstifter ist er erst auf der Halbinsel des Sinai ausgereift, wo er Zipora, die Tochter des Hirtenfürsten von Midian, Jethro, heiratete.
Ohne Zweifel ist es sein Werk, daß das Volk Israel, welches in Ägypten den hier üblichen Gottesdiensten zufiel, der weltgeschichtliche Träger [* 64] des einheitlichen Gottesgedankens geworden ist. Bereits 80 Jahre alt, begab er sich nach Ägypten, wo er allmählich als Gesandter und Prophet des Einen Gottes bei seinem Volk Anerkennung fand. Seine That war es, wenn nunmehr dieses Volk sich zum Auszug aus Ägypten entschloß. Zunächst führte es Moses wieder zum Berg Sinai, wo die feierliche Kundgebung des Gesetzes (d. h. zunächst des Dekalogs) und die Bundesstiftung, vielleicht auch bereits die Errichtung der Stiftshütte stattfand.
Erst nach Jahresfrist brach er vom Sinai auf. Schon hatte der Zug der Israeliten die Grenzen [* 65] des verheißenen Landes erreicht, als sich Moses teils durch neue Gärungen und neuen Unglauben des Volkes, teils aber auch durch den erfolgreichen Widerstand der Edomiter und Moabiter genötigt sah, das Volk in die Wüste zurückzuführen. 40 Jahre eines mühseligen Umherziehens in derselben, während welcher alle, die im Mannesalter aus Ägypten gezogen waren, starben, machten das Volk kriegstüchtig.
Dann näherte er sich zum zweitenmal dem Lande der Verheißung, welches er aber persönlich nicht mehr betreten sollte. Er starb auf dem Berg Nebo in Peräa jenseit des Jordans, von dem aus er das Gelobte Land überschaute, nach biblischem Bericht 120 Jahre alt. Die Vorstellung von dem gehörnten Haupt Moses', mit dem ihn die Maler abbildeten, beruht auf einer falschen Übersetzung der Vulgata von der Stelle 2. Mos. 34, 29,. wo die hebräischen Worte bloß bedeuten: sein Antlitz leuchtete.
Als Moses nämlich vom Sinai zurückkam, hatte er ein so glänzendes Angesicht, daß niemand es ansehen konnte; daher trug er jederzeit ein Tuch über seinem Haupte (Decke [* 66] Moses'). Über die ihm zugeschriebenen mosaischen Bücher s. Pentateuch; über seine Gesetzgebung s. Judentum.
Vgl. Lauth, Moses der Ebräer (Münch. 1869);
Derselbe, Moses Hosarsyphos (1879);
Schöbel, Le [* 67] Moïse historique et la rédaction mosaïque du Pentateuque (Par. 1875);
Baum, Moses, sein Leben, Streben und Wirken (2. Aufl., ¶
Leipz. 1885);
Weiß, und sein Volk (Freiburg [* 69] 1885);
Rawlinson, Moses, his life and times (Lond. 1887).
von Chorēne, armen. Geschichtschreiber, s. Armenische Sprache und Litteratur.
s. Dijon. ^[= (spr. dīschóng), Hauptstadt des franz. Departements Côte d'Or, die alte Metropole von Burgund ...] [* 70]
(spr. mosch-, fälschl. Mojaisk), Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, [* 71] an der Mündung der Moshaika in die Moßkwa und an der Eisenbahn Moskau-Brest-Litowsk, hat Handel mit Getreide [* 72] und Holzwaren und (1883) 4453 Einw. Johann der Grausame erbaute hier 1541 eine starke Festung, [* 73] deren Ruinen jetzt einen Hauptschmuck der Stadt bilden.
Johann Lorenz von, berühmter deutscher Theolog, geb. zu Lübeck, [* 74] studierte in Kiel, [* 75] wo er 1719 Beisitzer in der philosophischen Fakultät ward, folgte 1723 einem Ruf als Professor der Theologie nach Helmstädt und wurde 1726 auch Konsistorialrat und Abt zu Marienthal sowie 1727 zu Michaelstein und 1747 erster Professor der Theologie und Kanzler der Universität zu Göttingen, wo er starb. Er gab der Kirchengeschichte zuerst eine pragmatische Gestalt.
Hierher gehören die Werke: »Institutiones historiae ecclesiasticae« (Helmst. 1755; deutsch von J. ^[Johann] v. Einem, Leipz. 1769-78, 9 Bde., und von Schlegel, Heilbr. 1786-96, 7 Bde.);
»Institutiones historiae christianae majores« (1. Abt., 2. Aufl., Helmst. 1763);
»De rebus Christianorum ante Constantinum Mosheim commentarii« (das. 1753);
»Dissertationes ad historiam ecclesiasticam pertinentes« (neue Aufl., Altona [* 76] 1767, 2 Bde.) und der »Versuch einer unparteiischen und gründlichen Ketzergeschichte« (Helmst. 1746-48, 2 Bde.).
Seiner »Sittenlehre der Heiligen Schrift« (4. Aufl., Helmst. 1753-61, 5 Bde.; fortgesetzt von Miller, 6.-9. Tl., 1762-70) fehlte es an systematischem Plan. Auch in der Kanzelberedsamkeit (s. d.) machte er durch seine »Heiligen Reden« (4. Aufl., Hamb. 1765, 3 Bde.) Epoche.
Vgl. Ehrenfeuchter in »Göttinger Professoren« (Gotha [* 77] 1872).
(lat. Moesia, bei den Griechen auch Mysia), röm. Provinz im S. der untern Donau, erstreckte sich zwischen dieser und dem Hämus (Balkan) von der Mündung des Drinus (Drina) in den Savus (Save) bis an das Schwarze Meer und entsprach also ungefähr dem heutigen Serbien [* 78] und Bulgarien. Der Fluß Cibrus (jetzt Zibritza) teilte das Land in zwei Teile, in einen westlichen (Obermösien) und einen östlichen (Niedermösien). In den ältesten Zeiten saßen dort die thrakischen Stämme der Triballer, Krobyzen, Myser und Geten, neben denen 277 v. Chr. der keltische Stamm der Skordisker sich niederließ.
Die Römer [* 79] kamen zuerst 75 mit ihnen in feindliche Berührung, eroberten dann 29 Ober- und 15 Untermösien. Unter Tiberius hatte Mösien viel von den nördlicher wohnenden Daciern und Sarmaten zu leiden; zum Schutz gegen dieselben wurden zwischen Tomi und Axiopolis ein Wall und längs der Donau Befestigungen angelegt. Die Eroberung Daciens durch Trajan (106 n. Chr.) sicherte dann diese Besitzung, bis 250 die Goten den Kaiser Aurelian zwangen, ihnen Dacien zu überlassen. Kaiser Valens wies 375 den von den Hunnen bedrängten Westgoten Sitze in an. Dann kamen im 5.-7. Jahrh. die Slawen und setzten sich vorzüglich in Obermösien fest, und endlich nahmen das Land die Bulgaren ein, von denen dasselbe noch jetzt größtenteils bewohnt wird. Unter den Städten sind in Obermösien Viminacium (Kostolatz), Singidunum (Belgrad), [* 80] Naissus (Nisch) und Ratiaria (Artscher), in Niedermösien Tomi (Küstendsche) und Öscus (Gigen), Novä (Dobra), Sucidava, Durostorum (Silistria) an der Donau, Nicopolis ad Hämum (Eski Nikup), Marcianopolis (Devno?) im Innern zu nennen.
(»schallender Rauch«),
eigentlicher Name der Victoriafälle des mittlern Sambesi in Südafrika. [* 81] Sie wurden 1854 von Livingstone entdeckt und später von Baines, Chapman, Mohr, Holub, Serpa Pinto u. a. besucht. Der Strom stürzt in einer Breite [* 82] von 1000 m in einen 133 m tiefen und nur 100 m breiten Spalt herab, einen Sprung im Basalt, das Werk einer ehemaligen Bodenerhebung. Das durch den ungeheuern Sturz in Staub sich auflösende und an 100 m hoch in die Luft sich erhebende Wasser fällt in der Umgebung als ein ewiger Regen nieder. Eingeengt in das nur 100 m breite Bett, [* 83] fließt die große Wassermasse des Sambesi zwischen den 160-200 m hohen Felswänden dann in Schlangenwindungen weiter. Die Umgebung bietet das Bild einer überaus schönen tropischen Landschaft.
Vgl. Mohr, Nach den Victoriafällen des Sambesi (Leipz. 1875, 2 Bde.).
[* 71] (Moßkwa), russ. Gouvernement, wird von den Gouvernements Twer, Wladimir, Rjäsan, Tula, Kaluga und Smolensk umschlossen und umfaßt ein Areal von 33,302 qkm (604,8 QM.). Das Gouvernement bildet seiner Oberfläche nach eine von niedrigen Hügeln und steilen Flußufern unterbrochene, im allgemeinen nach SO. abfallende, wellenförmige Ebene von 150-250 in Meereshöhe und gehört in geognostischer Hinsicht zum Steinkohlensystem. Es bildet die Mitte des sogen. moskauischen Steinkohlenbassins, welches sich über die Gouvernements Rjäsan, Kaluga, Tula, Twer, Moskau, Orel und Nishnij Nowgorod erstreckt und von hier in einem über 1000 km langen Streifen sich über die Städte Bjeschezk und Kargopol bis an den Mesenschen Meerbusen hinzieht.
Dieses kolossale Bassin soll nach vorläufigen Berechnungen über 250 Mill. Ton. Steinkohlen enthalten. Außer der genannten treten in Moskau die Juraformation, [* 84] in einem breiten Streifen zu beiden Seiten der St. Petersburg-Moskauer und der Moskau-Rjäsanschen Eisenbahn, sowie die Kreideformation [* 85] auf. Alle ältern Formationen sind von Schwemmland überdeckt und treten nur bei den steilen und hohen Flußufern zu Tage. Der Bergkalk des Steinkohlensystems, in drei Schichten auftretend, liefert gesuchtes Baumaterial (darunter auch den sogen. kolomenschen oder moskauischen Marmor); die Innenbildungen liefern Lehm- und Porzellanerde, das Kreidesystem endlich gute Trottoirsteine.
Auch mehrere eisenhaltige Quellen sind vorhanden. Der Boden ist im allgemeinen lehmig; Schlamm- und Sandboden kommt an den Flüssen vor. Das Gesamtareal zerfällt in 39 Proz. Wald (vorherrschend Nadelholz), 34 Proz. Äcker, 22 Proz. Wiesen und Weiden, 5 Proz. Sümpfe und sonstiges Unland. Von den vielen Flüssen sind schiffbar: die Wolga (auf 10 km Grenzfluß) und deren Nebenflüsse Schoscha und Moßkwa. Das vollständig kontinentale Klima [* 86] ist rauh, die mittlere Jahrestemperatur beträgt in der Hauptstadt 4,47° C. (Januar -10, Juli +19,2°). Die Bevölkerung [* 87] betrug 1883: 2,161,854 Seelen, 65 auf 1 qkm; sie sind fast ausschließlich Großrussen und bekennen sich fast alle zur griechisch-katholischen Kirche; 10 Proz. derselben sollen Raskolniken sein. Protestanten, Römisch-Katholische, Juden, Mohammedaner und Armenier machen zusammen kaum 1 Proz. aus. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 15,467, der Geburten 94,882, der Sterbefälle 80,832. Der Ackerbau deckt auch in den besten Erntejahren noch nicht einmal den Bedarf der ¶
Landbevölkerung. Die Getreideernte lieferte 1884: 2¼ Mill. hl Roggen, 2 2/5 Mill. hl Hafer, [* 89] 176,000 hl Gerste. [* 90] Weizen wird fast gar nicht gebaut. An Kartoffeln wurden 1¾ Mill. hl geerntet. Mehr entwickelt ist der Anbau von Gemüsen wie von Stachel-, Johannis- und Himbeeren. In großem Maßstab [* 91] wird der Zwiebel- und der Kohlbau in einigen Kreisen betrieben. Der Viehstand, gleichfalls den innern Bedarf nicht deckend, betrug 1883: 236,000 Pferde, 237,000 Stück Hornvieh, 217,000 Schafe, 28,000 Schweine. [* 92]
Die Pferdezucht [* 93] (berühmt sind die Stutereien von Wojeikow, Tscherkassow, Golochwastow, Scheremetjew etc.) ist etwas zurückgegangen. In industrieller Hinsicht nimmt Moskau den ersten Platz unter allen Gouvernements der Monarchie ein. Der Produktionswert sämtlicher 653 Etablissements beträgt annähernd 196 Mill. Rubel. In erster Linie steht die Fabrikation in Baumwolle [* 94] (1884 gab es 25 Spinnereien und 342 Webereien mit einer Produktion für 52 Mill. Rub.) und Wolle (32 Spinnereien, 48 Tuchfabriken und 169 Fabriken für Wollen- und gemischte Gewebe, [* 95] mit einer Jahresproduktion von 43 Mill. Rub.). In beiden Branchen werden vorherrschend billige Stoffe verfertigt.
Ferner gibt es Seidenwebereien (148 mit 7 ⅔ Mill. Rub. Produktion), Leinen- und Tuchfärbereien (131 mit 28¾ Mill. Rub. Produktion), Fabriken für Leder und Lederwaren, Papier, Teppiche, Strumpfwaren, Talg, Lichte, Seife, Chemikalien, Maschinen, Eisenwaren, endlich Brennereien, Ziegeleien etc.; weniger wichtig ist die Fabrikation von Gold- und Silbersachen, Fayence [* 96] und Leinwand. Die Großindustrie konzentriert sich hauptsächlich in der Hauptstadt Moskau, dagegen spielen im Gouvernement selbst die von den Bauern neben ihrer Landwirtschaft betriebenen Hausindustrien und Wandergewerbe eine wichtige Rolle.
Nicht weniger als 62,000 Familien befassen sich mit hausindustriellen Arbeiten, d. h. über 30 Proz. aller Hauswirte des ganzen Gouvernements. Der Verarbeitung von Rohstoffen, d. h. der Hausindustrie im engern Sinn, liegen 141,329 Personen ob, deren Verdienst auf ca. 7½ Mill. Rub. berechnet wird, während der Wert ihrer Produktion sich auf 38 Mill. Rub. belaufen soll. Mit den Wandergewerben sind 39,180 Arbeiter beschäftigt, die einen jährlichen Verdienst von 4 Mill. Rub. erwerben.
Hauptsächlich werden die Web-, Thon-, Holz- und Metallwarenindustrien gepflegt. Die Weberei [* 97] ist mehr oder weniger in allen Kreisen anzutreffen und produziert für jährlich ca. 20 Mill. Rub. An Lehranstalten bestanden 1883: eine Universität, 1110 Volksschulen mit 61,682 Schülern, 61 Mittelschulen mit 16,103 Schülern, 3 geistliche Seminare mit 1245 Schülern, 6 Lehrer- und Lehrerinnenseminare mit 393 Lernenden, 3 Feldscherschulen, 2 Handelsschulen, 5 technische und Handwerkerschulen u. a. m. Das Gouvernement zerfällt in 13 Kreise: [* 98] Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshaisk, Moskau, Podolsk, Rusa, Serpuchow, Swenigorod, Wereja und Wolokolamsk.
(russ. Moßkwa, franz. Moscou, engl. Moscow), die alte und erste Hauptstadt des russischen Reichs und zweite kaiserliche Residenz, liegt im gleichnamigen Gouvernement, an der Moßkwa, in welche hier die Jăūsa mündet, 142 m ü. M., unter 55° 45' nördl. Br. und 37° 37' östl. L. v. Gr., bedeckt ein Areal von 71,42 qkm und besteht aus vier Hauptteilen: dem Kreml und dem ehemals sogenannten Kitai Gorod (»Chinesenstadt«),
Bjelgorod (»weiße Stadt«) und Semljänoi Gorod (»Erdstadt«),
welchen sich nach allen Richtungen hin weit ausgedehnte, ehemalige Vorstädte anschließen. Der Kreml war und ist auch jetzt noch für Moskau, was das Kapitol für Rom war; in ihm gipfeln alle Reminiszenzen der Vergangenheit. Für den rechtgläubigen Russen ist er, wie Kiew, [* 99] ein heiliger Wallfahrtsort, zu dessen Reliquien jährlich Tausende von Frommen aus dem weiten Reich pilgern. Durch seine hohen, zinnengekrönten und turmgeschmückten Mauern führen fünf Thore (darunter das Erlöserthor, »Spaskija Warota«, mit einem wunderthätigen Heiligenbild, vor dem auch jeder Fremde das Haupt entblößen muß) ins Innere, welches von kirchlichen Bauten, Palästen, Staatsgebäuden und großen Plätzen bedeckt ist.
Die bemerkenswertesten Gebäude sind: Der Usspenski Sabor (die Mariä-Himmelfahrtskathedrale), 1326 unter Johann Kalita aus Holz [* 100] erbaut, 1475-79 vom Baumeister Fioravante aus Bologna von neuem in Stein aufgeführt, halb in byzantinischem, halb in tatarischem Stil. Sie birgt ebenso wie die folgenden Kirchen eine Menge Reliquien, ist mit alten Fresken, mit von Edelsteinen bedeckten Heiligenbildern, Mosaiken und verschiedenen Kostbarkeiten überfüllt und dient seit ihrem Bestehen als Krönungskirche der russischen Zaren sowie als Grabstätte der Metropoliten von Moskau. Ihr gegenüber steht der Archangelski Sabor (Kathedrale des Erzengels Michael), 1333 errichtet, 1505 von dem Mailänder A. Novi umgebaut, mit den Gräbern der russischen Zaren von Johann Kalita bis Johann Alexejewitsch (gest. 1696), dem Bruder Peters d. Gr. Den höchsten Punkt des Kremls krönt der Blagowjeschtschenski Sabor (Kathedrale der Verkündigung Maria), 1489 erbaut, nach einem Brand 1554 neugebaut, mit neun Kuppeln.
Die Kirche Spass na Ború (des »Heilands im Walde«, 1330 aus Stein neuerbaut) wird als älteste aller Kirchen betrachtet. Bemerkenswert ist der 1600 von Boris Godunow erbaute, 82 m hohe Glockenturm Iwan Welikis (Johanns d. Gr.),
von dessen Spitze man eine prachtvolle Aussicht über die Stadt genießt. Am Fuß des Iwan Weliki steht die berühmte, 1731 gegossene, ca. 1960 metr. Ztr. schwere Riesenglocke »Zar-Kolokol«. Insgesamt gibt es in Moskau (die Klosterkirchen mit eingerechnet) 355 griechisch-katholische, 2 lutherische, 2 reformierte, 2 römisch-kath. Kirchen, 3 armeno-gregorian. Kirchen und 3 der Altgläubigen, dazu eine Synagoge und eine Moschee. Unter ihnen nennen wir nur die auf dem Roten Platz im Kitai Gorod stehende, durch ihre phantastisch-bizarre Bauart bekannte Kathedrale des heil. Basilius (Wassili Blashenni), 1554 unter Iwan dem Schrecklichen erbaut.
Andre interessante Gebäude im Kreml sind: der 1487 erbaute alte Zarenpalast (Tremni Dworéz);
der Facettenpalast (Granowitaja Palata), unter Johann III. erbaut, mit einem kolossalen Saal, dessen Gewölbebogen von einer in der Mitte stehenden Säule ausgehen;
der durch architektonische Schönheit ausgezeichnete große kaiserliche Palast;
die 1851 vollendete Orusheinaja Palata, welche unschätzbare Sammlungen von Kostbarkeiten (Kronen, [* 101] Goldsachen, Waffen, Kunstwerke des Altertums, Prunkwagen etc.) enthält (neben derselben steht die unter Feodor Iwanowitsch gegossene, 393 metr. Ztr. schwere Riesenkanone »Zar Puschka«),
und das 1701-36 erbaute Arsenal, vor dessen Fronte die 1812 erbeuteten Geschützrohre (über 800) liegen;
ferner das Synodalgebäude, vom Patriarchen Nikon gegründet, mit einer kostbaren Bibliothek und einer Sammlung von Kirchengewändern und Silbergeräten. Im Kitai Gorod, an dem mit dem Denkmal von Minin und Posharski (von Martos) geschmückten Roten Platz, befindet sich das Kaufhaus (Gostinnoi Dwor) mit über 1200 Verkaufsläden, wohl ¶