gewordenen und der Barbarei verfallenen Lamaniten; doch kehrten dieselben um 400 zurück, und die Nephiten erlagen ihrem
Schwert.
Mormons Sohn
Moroni vollendete die Geschichte seines
Volkes 420 auf den Messingplatten und bezeichnete auf denselben
ausdrücklich Joe
Smith als ihren zukünftigen Entdecker.
Wiewohl
SmithsBibel
[* 2] bald als ein 1812 von einem
Pfarrer verfaßter geschichtlicher
Roman nachgewiesen ward,
der angedruckt geblieben, aber durch den Buchdruckergehilfen
Sidney Ridgon ^[richtig: Rigdon], einen der eifrigsten Anhänger
Smiths, diesem zugekommen war, fand der neue
Prophet doch
Glauben und organisierte die
Sekte zu einer
Gemeinde in
Fayette,
einem Städtchen in der
GrafschaftSeneca des
StaatsNew York. Im nächsten Jahr siedelte die
Sekte, schon
mehrere hundert
Glieder
[* 3] zählend, nach
Ohio, 1833 von hier verjagt, nach dem
StaatMissouri über.
Ihre Intoleranz veranlaßte aber
Konflikte und ihre
Ausweisung; nach kürzerm Aufenthalt im
County Caldwell wandte sich die
Sekte
nach
Illinois, wo sie in derGrafschaftHancock 1840 die aus 2100
Häusern bestehende Stadt
Nauvoo und einen
schönen
Tempel
[* 4] nach dem von
Smith in einer
Vision geschauten
Bild erbaute. Die Stadt erhob sich unter strenger
Ordnung bald zu
bedeutendem Wohlstand. Aber es entstanden auch hier feindselige Beziehungen zu den übrigen Einwohnern, und 1844 kam es zum
offenen
Kampf, in welchem
Smith den
Tod fand und
Nauvoo in Trümmer gelegt ward.
Die Mormonen zogen nun, etwa 1500 Mann stark, hierauf auf höchst beschwerlichen Pfaden über das
Felsengebirge nach dem fernen
Westen und ließen sich 1847 am
GroßenSalzsee
(Salt-Lake) nieder, wo
sie den bereits 1850 alsTerritorium
anerkannten
StaatUtah gründeten, der sich bei der günstigen
Lage seiner Hauptstadt,
Great Saltlake
City, eines Hauptpunktes
für die
Karawanen auf dem Weg nach
Kalifornien, bei der strengen
Ordnung und dem regen Fleiß, welche allgemein herrschten,
sowie infolge der begeisterten, immer neue Einwanderer herbeiführenden Proselytenmacherei rasch hob.
Die Unionsregierung hatte den Nachfolger
Smiths im Prophetentum,
Brigham Young (s. d.), wegen seines großen
Einflusses zum
Gouverneur des
Territoriums ernannt und der
Kongreß diesem 20,000
Doll. für die Errichtung öffentlicher Gebäude
und 5000
Doll. für die Anlegung einer
Bibliothek übersandt; eine Kongreßakte vom ordnete das
Verhältnis der Mormonen zur
Union. Gleichwohl lehnten sich erstere mehrfach gegen die von der Unionsregierung gesandten
Verwaltungs-
und Gerichtsbehörden auf und zwangen dieselben, die Hauptstadt zu verlassen.
Die
Union ernannte 1854 den Obersten Stepton und 1857 A.
Cumming zum
Gouverneur an
BrighamYoungsStelle und sandte ihn mit 2500 Mann
nach
Utah. Die Expedition stieß jedoch bei der vorgerückten
Jahreszeit auf viele Schwierigkeiten, und
es mußten im folgenden Jahr Verstärkungen nachgesandt werden. Nach einem
Gefecht kam es zu Unterhandlungen, es
wurde den Mormonen
Amnestie erteilt, und
Young blieb thatsächlich
Gouverneur, zumal während des Sezessionskriegs 1861-65.
8) Wir glauben an das in der
Bibel aufgezeichnete
WortGottes und zugleich, daß dies im
BuchMormon und allen andern guten
Büchern
enthalten ist.
9) Wir glauben an alles, was Gott geoffenbart hat und noch jetzt offenbart, und sind überzeugt,
daß er noch wichtige
Dinge in betreff des
Reichs Gottes und der
Wiederkunft des
Messias offenbaren wird.
10) Wir glauben, daß
Israel buchstäblich gesammelt werden wird; wir glauben auch an die Aufrichtung
Zions auf dem westlichen
Festland, an die 1000jährige Herrschaft
Christi auf
Erden und an die Erneuerung der
Erde zu paradiesischer
Herrlichkeit.
11) Wir glauben an die
Auferstehung des
Fleisches; die nicht in Christo Gebornen werden aber nicht eher auferstehen, als bis
die 1000 Jahre verflossen sind.
Auch innerhalb des Mormonentums selbst erstand eine von Youngs erstgebornem Sohn geführte Partei zu gunsten der Monogamie.
Die hierarchische Organisation erzielt eine vollständige geistige Unterjochung der Anhänger der Sekte;
die Priesterschaft gilt den als eine göttliche, unfehlbare Autorität, und es wird für eine Todsünde erachtet, andrer Meinung
zu sein als die Priester. Nach vorhergegangener Weihe durch Johannes den Täufer, der sich hierzu mit Petrus, Jacobus und Johannes vom
Himmel
[* 9] herabließ, setzte Joe Smith die Priesterschaft ein, und zwar teilt sich diese in zwei Stufen: die
höhere StufeMelchisedeks und die niedere Aarons.
Die zweite Stufe der »Aaronschen Priesterschaft« bilden die gewöhnlichen Priester, Lehrer und Diakonen;
als ihre Vorstände sind Bischöfe eingesetzt, in deren Hände auch die niedere Zivilgerichtsbarkeit gelegt ist. Diese besorgen
den Gottesdienst (»verwalten die Schlüssel des Dienstes der Engel«) wie die äußern Kirchenangelegenheiten,
das Einsammeln der Zehnten, das Armenwesen, die Verteilung der Arbeitskräfte etc. Eine Besonderheit ist der Mangel jeglicher
Kleiderabzeichen für die Priester.
In Utah hat der Bienenfleiß der aus Wüsteneien fruchtbare Ackerfelder geschaffen; aber die Grundlage ihrer Religion, die
ganze innere Organisation, ihr Kommunismus und das despotische Auftreten ihrer Führer passen so wenig in einen staatlichen
Organismus wie der nordamerikanische, der seinen BürgernFreiheit der Person und des Eigentums gewährleistet, daß die gänzliche
Auflösung des Mormonenstaats nicht mehr aufzuhalten ist, zumal seitdem die 1869 eröffnete Pacificbahn das früher von der
Welt abgeschlossene Utah leicht zugänglich gemacht und damit dem Mormonenstaat die erste seiner Existenzbedingungen abgeschnitten
hat.
Seit 1874 geschahen daher seitens der Vereinigten StaatenSchritte nicht bloß zur Abschaffung der Vielweiberei, sondern auch
zur Verantwortlichmachung
der Führer für Ermordungen, und der Mormonenbischof Lee ist, als bei einer 1857 verübten großen
Mordthat beteiligt, noch fast 20 Jahre später dem Galgen verfallen, und den greisen PräsidentenYoung selbst entriß nur sein
am erfolgter plötzlicher Tod der irdischen Gerichtsbarkeit. Ein Nachfolger wurde nicht gewählt, sondern die oberste
Leitung dem Kollegium der zwölf Apostel mit dem SeniorJohnTaylor (1887) an der Spitzeübertragen.
Hier errichtete eine protestantische Akademie. Wegen seiner Opposition gegen Heinrichs Übertritt zum Katholizismus fiel er in
Ungnade. Bei seinen Glaubensgenossen stand er seines religiösen Eifers und seiner Gelehrsamkeit wegen in
hohem Ansehen; er hieß der »Papst der Hugenotten«. Er starb auf seiner Baronie Laforêt sur Sêvre. Die wichtigsten
seiner Schriften sind: »De l'institution de l'eucharistie« (1598) und die »Mémoires et correspondance« (1624; neue Aufl., Par.
1824, 12 Bde.).
(engl.), in England der Anzug, den man beim Ausgang und bei Besuchen trägt, im Gegensatz zum evening-dress,
in welchem man beim Diner und nachher erscheint.
Von 1857 bis 1865 war er wieder Präsident des GesetzgebendenKörpers und zeichnete sich in dieser Stellung durch
seine weltmännische Gewandtheit und Unparteilichkeit aus. Durch seine witzigen, geistvollen Bemerkungen beherrschte er die
Versammlung. Doch fehlten ihm sittliche Grundsätze, und durch seine Frivolität und Beteiligung an schwindelhaften Finanzgeschäften
schädigte er nicht nur das Ansehen des Kaiserreichs, sondern auch die InteressenFrankreichs, indem er der Jeckerschen Geldgeschäfte
wegen Napoleon zur verhängnisvollen Expedition nach Mexiko
[* 20] bewog. Er starb und ward auf Staatskosten
bestattet.
Passodel, ein Paß im
[* 21] Walliser Hochgebirge (2862 m), führt, wiederholt über Schneefelder und an schwindelnden
Abgründen vorüber, aus dem Hintergrund des Saasthals (Distelalp 2170 m ü. M.) nach Macugnaga (1559 m)
im italienischen Valle d'Anzasca, also aus dem Gebiet des GenferSees in das des Lago Maggiore.
Giovanni Battista, ital. Maler, geboren um 1525 zu Bondo bei Albino im Gebiet von Bergamo, war SchülerMorettos,
malte viele Altarblätter und historische Darstellungen, die sich teils in der Brera zu Mailand, teils in
kleinen Orten der ProvinzBergamo befinden, zeichnete sich aber vornehmlich durch seine Bildnisse aus, die, sorgfältig gezeichnet,
ein lebensvolles, vornehmes Äußere und einen schönen Silberton zeigen. Sie sind namentlich in Italien sehr häufig. Drei
befinden sich im Berliner
[* 30] Museum, fünf in der Londoner Nationalgalerie, darunter: der Schneider, ein
Hauptwerk,
und eins in der MünchenerPinakothek. Er starb in Bergamo.
hat ein großes Gefängnis, eine Schloßruine, Hut-
und Flanellfabrikation und (1881) 6115 Einw.
Dabei Ruine der 1139 gegründeten Newminsterabtei und das Dorf Mitford, mit Schloßruine.
in der griech. Mythologie der Sohn (oder Diener) des Schlafs und »Bildner« der Traumgestalten. Er selbst führt
nur menschliche Gestalten vor, während von seinen zwei Brüdern der eine die Gestalt von allerlei Tieren
annimmt (Phobetor), der andre (Phantasos) sich in alle möglichen leblosen Dinge verwandelt.
Dargestellt wird als geflügelter
Greis mit einem Füllhorn, auch mit einem Mohnkranz.
BestesOpium gibt im Mittel 12-14 Proz. Morphium. Dies bildet farb- und geruchlose, bitter
schmeckende, in Wasserschwer, in Alkohol leichter lösliche Kristalle,
[* 32] reagiert alkalisch, ist nicht flüchtig und bildet mit
Säuren meist kristallisierbare, geruchlose, sehr bitter schmeckende, in Wasser und Alkohol lösliche Salze, von welchen das
salzsaure C17H19NO3.HCl ^[C17H19NO3.HCl] u. das schwefelsaure C17H19NO3.H2SO4
^[C17H19NO3.H2SO4] offizinell sind.
Bei anhaltendem Erhitzen von Morphium mit Salzsäure entsteht Apomorphin (s. d.), beim Erhitzen mit Jodmethyl und alkoholischer Natronlösung
Codein und das Jodmethylat dieses Alkaloids. und seine Salze wirken dem Opium analog, aber weniger erregend, weniger stuhlverstopfend,
nicht schweißtreibend, das Sensorium geringer affizierend; sie stören nicht die Sekretionen der Schleimhäute und
stimmen die erhöhte Sensibilität herab. Man benutzt sie als krampf- und schmerzstillende, beruhigende, schlafmachende Mittel
bei krampfhaften und konvulsivischen Leiden,
[* 33] Neuralgien, Herzkrankheiten, Husten, Asthma, Wahnsinn, Delirium etc. Sehr häufig
wird das Morphium in subkutaner Injektion
[* 34] angewandt, und mit diesen Morphiumeinspritzungen ist in der neuern Zeit ein großer, für
die Gesundheit der Betreffenden sehr verhängnisvoller Mißbrauch getrieben worden.
Wie bei den Orientalen von alters her die Opium- und Haschischsucht, so hat bei den Europäern in der Neuzeit die Morphiumsucht
(Morphinismus), besonders durch die subkutanen Injektionen, Verbreitung gewonnen. Sind es zumeist auch schmerzhafte Leiden
und Schlaflosigkeit, welche zu anhaltendem Morphiumgebrauch zu führen pflegen, so hat doch in zahlreichen
Fällen einzig und allein ein in der aufregenden und erheiternden, das Gemeingefühl erhöhenden, bei größern Dosen angenehm
betäubenden Wirkung des Morphiums Befriedigung findender Sinnenreiz die Anregung dazu gegeben. Der innere Gebrauch des Morphiums
gibt der weniger präzisen Wirkung wegen zum Mißbrauch verhältnismäßig
¶
mehr
seltener Veranlassung als die Injektion; beides, so nützlich und unersetzlich es in Krankheiten sein kann, sollte unter keinen
Umständen ohne ärztliche Verordnung und Aufsicht zulässig sein. Zu spät unternommene Versuche zur Entwöhnung vom Morphiumgenuß
sind wegen der dabei sich einstellenden schweren Allgemeinerscheinungen, Angst, Unruhe, Selbstmordgedanken, schmerzhaften Empfindungen
im ganzen Körper, Atembeschwerden und Herzbeklemmung, stets nicht bloß außerordentlich schwierig und
gewöhnlich nur in einer Anstalt unter beständiger strengster Bewachung durchführbar, sondern nach sehr langem und reichlichem
Gebrauch des Morphiums mitunter ganz unmöglich.
Vgl. über Morphiumsucht die Schriften von Levinstein (3. Aufl., Berl. 1883),
Erlenmeyer (3. Aufl., Neuwied 1887), Burkart (Bonn
[* 36] 1880 u. 1882), Konst.
Schmidt (Neuwied 1887).
(griech.), die »Lehre von der Gestalt« der Naturwesen, sowohl im Ganzen als in ihren Teilen oder Organen
und ihrer Entwickelung. Da die Formen der Organe und des ganzen Organismus durch die Lebensweise bedingt werden, so haben einige
neuere Naturforscher die als eine Unterabteilung der Physiologie auffassen wollen, was aber nicht statthaft
ist, da viele Gestaltungsverhältnisse nicht bloß durch die gegenwärtige Lebensweise, sondern auch durch die der Vorfahren
bestimmt werden, indem selbst Organe, die physiologisch nicht mehr fungieren, doch morphologisch noch auftreten und durch
Vererbung erhalten werden.
Die wichtigsten der hier in Betracht kommenden Verhältnisse sind die der homologen Bildungen, die durch
Blutsverwandtschaft, wenn auch in entfernten Graden, bedingt werden, und ihre Unterscheidung von den analogen Bildungen, den
durch Gewöhnung an eine gleichartige Lebensweise erlangten übereinstimmenden Formverhältnissen. So sind die vordern Gliedmaßen
der Vierfüßler und Vögel
[* 37] trotz ihrer sehr verschiedenen Gestaltung homologe Bildungen, die Flügel der
Fliegen,
[* 38] Vögel und Fledermäuse aber untereinander nur analoge Bildungen als Anpassungen an das Luftleben. Die wissenschaftliche
Behandlung der Morphologie fällt den Gebieten der Entwickelungsgeschichte
[* 39] und vergleichenden Anatomie zu und bildet die Grundlage der
Systematik und Verwandtschaftslehre der Organismen.
Paul, berühmter Schachspieler, geb. zu New Orleans, ist seit 1857 Rechtsanwalt
daselbst und hat sich schon seit seinem zehnten Jahr, in welchem Alter er einen bedeutenden europäischen Meister im Schachspiel,
Löwenthal, bei dessen Durchreise durch New Orleans besiegte, durch viele Triumphe auf den nordamerikanischen Schachkongressen
sowie in den Jahren 1858-60 in Europa
[* 40] (in Paris gegen Harrwitz und Anderssen) bekannt gemacht. Seit 1867 übt
er das Schachspiel nicht mehr aus; später wurde er geisteskrank und starb in New York.
Vgl. Morphy. Lange, Paul Morphy (2.
Aufl., Leipz. 1880).
Nach Schottland zurückgekehrt, trat er zur protestantischen Partei über und spielte infolge des Vertrauens,
das die jugendliche Königin ihm schenkte, in Schottland eine bedeutende Rolle. Hauptsächlich auf seinen Rat suchte Maria, 1561 nach
ihrem Reich zurückgekehrt, ein erträgliches Verhältnis zu Elisabeth anzubahnen. Er behielt die Leitung der Geschäfte zunächst
in seinen Händen, trat der Königin aber, als sie sich 1565 mit Darnley vermählte und nun eine mehr katholische
Politik verfolgte, offen entgegen und wurde infolgedessen mit andern protestantischen Lords zur Flucht nach Frankreich genötigt.
William, hervorragender engl. Dichter, geb. 1834 zu London
[* 43] als der Sohn eines wohlhabenden
Kaufmanns, erhielt eine vortreffliche Erziehung, studierte in Oxford,
[* 44] wandte sich der Malerei zu, ohne darin sonderliche Erfolge
zu erringen, und veröffentlichte 1858 sein erstes Buch: »The defence of Guenevere, and other poems«, mit dem er sich an die
damals mit Jubel begrüßten »Idylls of the king« von Tennyson anlehnte, aber auch schon in dem Hervortreten
des Stark-Sinnlichen und dem Aufnehmen fremdländischen Elements einen eignen Weg betrat. Mit mehreren Teilhabern gründete
er 1863 eine Anstalt, in welcher die höchste Kunst auf die gewöhnlichsten Gegenstände des Hausrats Anwendung finden sollte.
In diesem Kunstgewerbe ist Morris noch immer als Zeichner thätig, und seine und seiner Freunde Bestrebungen
haben in der That einen großen Umschwung im Geschmack für diese Dinge hervorgebracht. Seine nächsten Werke waren: das Epos
»The life and death of Jason« (1867, 8. Aufl. 1882) und die Dichtung »Earthly paradise« (1868-1870, 4 Bde.;
neue Ausg. 1886, 5 Bde.), welche 24 Legenden und romantische Erzählungen aus dem Altertum und Mittelalter
in phantastischer Umrahmung behandelt.
Beide wurden mit großem Beifall aufgenommen, und namentlich mit dem letztern, in wahrhaft dichterischem Sinn geschaffenen,
an Chaucer erinnernden Werk war Morris' Stellung als eines der Häupter der jüngsten englischen Dichterschule begründet. Ein eigenartiges,
gärendes Gemisch von Romantik und Klassizität, Formvollendung und Langatmigkeit, Sprachreichtum und Dunkelheit
des Ausdrucks, nackter Sinnenlust und tiefen Todesgedanken charakterisiert ihn und tritt auch in der dramatischen Dichtung
»Love is enough, a morality« (1872),
verschiedene nordische Sagen aus dem Isländischenübertragen, wie: »The story of Grettir the strong« (1869); »The
story of the Volsungs and Niblungs etc.« (1870); »Three northern love stories« (1875). Seine letzte große Dichtung: »The story
of Sigurd the Volsung and the fall of the Niblungs« (1876),
Seine Gedanken
über Kunstgewerbe hat Morris niedergelegt in dem Buch »The decorative arts. Their relation to modern life« (1878)
und in »Hopes and fears for art« (1882);
neuerdings trat er mit »The day is coming. A chant for socialists« (1884)
für die sozialistische Bewegung ein.
Insel im westlichen Teil des Limfjords in Jütland (AmtThisted), umfaßt 363 qkm (6,6 QM.) mit (1880)
18,933 Einw., ist ziemlich hoch, mit steilen Ufern gegen den Fjord (höchster Punkt der Salgjerhöi, 88 m), und durchgehends
fruchtbar.
Vgl. Altgelt, Geschichte der Grafen und Herren von Mörs (Düsseld. 1845). -
Die ehemalige Hauptstadt Mörs, jetzt Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, an der LinieHomberg-Mörs der Preußischen
Staatsbahn und der LinieHüls-Mörs der KrefelderBahn, 29 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein altes Schloß, ein Gymnasium,
ein Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, eine mechanische Seidenweberei,
eine Kammwollwaren-, eine Konserven- und 2 Maschinenfabriken und (1885) 4504 meist evang.
Einwohner.
(spr. mors),Samuel Finley Breese, Mitbegründer der elektrischen Telegraphie, geb. zu Charlestown
in Massachusetts, widmete sich der Malerei, ging zu seiner Ausbildung 1811 nach London, lebte dann in mehreren
Städten der Union, gründete 1825 zu New York eine Malergesellschaft, aus welcher sich später die National Academy of design
entwickelte, präsidierte derselben mehrere Jahre und ging 1829 wieder nach Europa, um die Maler- und Zeichenschulen kennen
zu lernen.
kristallinische Zuckermasse mit fein geschnittenen Mandeln, verschiedenen Gewürzen,
Schokolade, Zitronensaft, Himbeer-, Berberitzensirup, Pomeranzenschalen, auch Zitronat und fein zerschnittenen Rosenblättern.
Man kocht den Zucker
zu gehöriger Konsistenz, mischt die Zuthaten bei, gießt die Masse in eine Form und zerschneidet sie nach dem Erkalten in
Täfelchen.
Gefäß,
[* 59] worin mittels einer Keule allerlei Gegenstände zerstoßen und zerrieben werden. Die größten Mörser bestehen
aus Eisen
[* 60] und sind oft mit Vorrichtungen versehen, durch welche die schwere Mörserkeule nach jedem Stoß
automatisch wieder in die Höhe gezogen wird, so daß dem Arbeiter nur das Herabziehen der Keule obliegt. Kleinere Mörser bestehen
aus Messing, Serpentin, Porzellan. Letztere sind innen nicht glasiert und werden besonders in den Apotheken gebraucht. Zur chemischen
Analyse benutzt man Achatmörser, um sicher zu sein, daß die zu zerreibende Substanz nicht durch abgeriebene
Teilchen des Mörsers verunreinigt wird. - In der Artillerie¶
mehr
versteht man unter Mörser kurze, 3-3½ Kaliber lange Geschützrohre, welche unter hohen, von 30-75° gehenden Elevationen feuern,
um dicht hinter Deckungen liegende Ziele zu treffen oder vermöge der großen Fallkraft der Geschosse
[* 62] Eindeckungen von Hohlräumen,
Decks von Schiffen etc. zu zerstören. Die glatten Mörser hatten nur eine geringe Wurf- (Schuß-) Weite (bis 1400 m),
die gezogenen Mörser reichen dagegen bis zu 7500 m, um auch beim Beginn der Belagerungen neben den gezogenen Kanonen in Thätigkeit
treten zu können.
Gegenwärtig sind überall Mörser von kleinem, mittlerm und großem Kaliber, in Deutschland 9, 15 und 21 cm, eingeführt (letztere
s. Tafel »Geschütze
[* 63] I«). Die Mörser werden bei Belagerungen in Mörserbatterien, in Festungen auf dem Wallgang oder in bedeckten
Mörserbatterien (CarnotscheBatterien, bombenfest eingedeckte Hohlräume mit einer etwa 2 m über dem
Geschützstand beginnenden weiten, schartenartigen Öffnung) aufgestellt. Sie stehen auf Mörserbettungen, welche eine
größere Anzahl (5-9) Rippen haben als Kanonenbettungen.
Die Mörser traten an die Stelle der Ballisten oder Blyden und haben von jeher zu monströsen Konstruktionen verleitet. Der Paixhanssche
Mörser (mortier-monstre, Lüttich) von 1832 wog 155 Ztr. und hatte 60 cm Seelendurchmesser; die Bombe wog 10¾ Ztr. einschließlich 1 Ztr.
Sprengladung. Der 1858 in England gefertigte Palmerstonsche Mörser (Palmerston's folly) wog 1830 Ztr.; die Bombe hatte einen Durchmesser
von 93 cm, faßte 4¼ Ztr. Sprengladung und wog mit dieser 31¼ Ztr.
(Mauerspeise, Speise), aus gelöschtem Kalk und Sand bereitete breiartige Mischung, die teils zur Verbindung der
Mauersteine,
[* 65] teils
zum Abputz etc. dient. Man unterscheidet Luftmörtel (gemeinen Kalkmörtel) und Wassermörtel (hydraulischen
s. Zement). Ersterer erstarrt bei Luftzutritt, aber nicht, wie letzterer, unter Wasser, wird vielmehr von diesem ausgewaschen
und vollständig in seine Bestandteile zerlegt. Der zur Mörtelbereitung taugliche Sand muß frei vonThon
und Humus sein, und man zieht allgemein eckigen und kantigen dem rundkörnigen vor. Am besten ist Sand von verschiedener Größe
des Korns, der aber mehr fein als grob ist. Je fetter der Kalk (s. d.) ist, um so mehr Sandzuschlag verträgt
er. Man rechnet auf 1 cbm steifen Kalkbrei (aus fettem Kalk) 3-4 cbmSand; bei magerm, magnesiahaltigem Kalk nimmt man nur 1-2,5
cbmSand, weil die fremden Gemengteile darin sich schon selbst wie Sand verhalten.
Beim Auftragen müssen die Mauersteine genetzt werden, damit dem Mörtel nicht zu schnell Wasser entzogen wird.
Guter Mörtel soll so viel Kalk enthalten, daß die Zwischenräume im Sand nur, aber auch vollständig mit Kalkbrei ausgefüllt sind.
Ist der Mörtel fetter (kalkreicher), so schwindet und reißt er; ist er magerer (kalkärmer), so wird er mürbe und zerfällt,
besonders unter dem Einfluß des Frostes. Ist grober Sand mit feinem gemischt, so erspart man Kalkbrei;
die Kalkschicht wird dünner und reißt weniger leicht, und die Adhäsion wird vergrößert.
Für geringern Bedarf bereitet man den Mörtel in den Löschbutten, indem man zuerst den Kalk zu Brei löscht und dann den feuchten
Sand einrührt; für größere Bauten benutzt man Mörtelmaschinen, in welchen eine mit Armen versehene
rotierende Welle die Bestandteile mischt. Die bindende Kraft
[* 66] des Mörtels ist auf die Absorption von Kohlensäure durch den Ätzkalk
und auf Flächenanziehung zurückzuführen. Je scharfkörniger, oberflächenreicher der Sand und je dünner die Mörtelschicht
ist, um so fester haftet diese.
Schon auf Chausseesteinen, welche mit Kalkmilch besprengt werden, bildet sich eine sehr fest haftende Schicht
von kohlensaurem Kalk. Allmählich trocknet der Mörtel unter Aufnahme von Kohlensäure aus, und es bildet sich unter dem Druck des
Mauerwerks ein fest werdendes Konglomerat. Jedenfalls schreitet die Erhärtung des Mörtels sehr langsam vor und erreicht selbst
nach Jahrhunderten noch nicht ihr Maximum. Die Menge der absorbierten Kohlensäure ist dabei sehr verschieden.
Oft enthält alter Mörtel nur kohlensauren Kalk, in andern Fällen bleibt die Kohlensäure um 20-70 Proz. hinter der zur Bildung
von neutralem Carbonat erforderlichen Menge zurück. War der Mörtel mit Quarzsand bereitet, so kann sich kieselsaurer
Kalk bilden. Doch trägt dieser zur Erhärtung nicht wesentlich bei, denn einmal gibt Kalksand oder dolomitischer Sand ebenfalls
sehr festen und dann wird der kieselsaure Kalk später durch eindringende Kohlensäure zersetzt, so daß sich freie Kieselsäure
im M. findet. Da das erste Stadium des Erhärtungsprozesses des Mörtels durch Frost gestört wird, so
darf man bei einer Temperatur von -4° nicht mehr mauern; polizeiliche Verordnungen haben die Minimaltemperatur mehrfach auch
auf -2° festgesetzt. Über Gipsmörtel s. Gips,
[* 67] S. 357. Lehm, mit Wasser erweicht und, falls er zu fett ist, mit Sand magerer
gemacht oder mit gehacktem Stroh vermischt, gibt den Lehmmörtel, welcher als Bindemittel für Lehmsteinwände
und bisweilen auch zum Vermauern der Backsteine im Innern der Gebäude verbraucht wird. Der Lehmmörtel erhärtet bei weitem
nicht in dem Maß wie der Kalkmörtel, auch treten keine chemischen
¶