werden, und meist blond, mit blauen oder grauen
Augen.
Ihre Körpergröße ist eine mittlere, das
Gesicht
[* 2] flach, breit mit etwas
vorspringenden Backenknochen und leichtem Prognathismus. Sie tragen gern weiße
Kleider mit roten
Stickereien und lieben den
Ackerbau. Eigentümlich ist, daß bei ihnen die
Frauen selten vor dem 30. Jahr heiraten. Die Mordwinen zerfallen
in drei
Stämme: die
Mokschanen, an der
Mokscha, die Ersan (Ersjänen) und die Karatajen (Karatai), welch letztere nur noch
im
Kreise
[* 3] Sengilhej
(Simbirsk) und im
Kreis
[* 4]
Tetjuschi
(Kasan)
[* 5] vorkommen. Nur die in
Tetjuschi lebenden Mordwinen bekennen sich zum
Islam
und sind überhaupt in
Sprache
[* 6] und
Sitte tatarisch geworden; die übrigen gehören der griechisch-katholischen
Kirche an. Die mordwinische
Sprache gehört zu dem finnisch-ugrischen
Zweig des uralaltaischen Sprachstammes.
(spr. mōr),MißHannah, engl. Schriftstellerin, geb. zu Stapleton
in
Gloucestershire, trat bereits im 17. Jahr mit einem Schäferschauspiel: »The
search after happiness«, auf, dem im nächsten Jahr das
Trauerspiel »The inflexible captive« folgte.
Garrick bestimmte sie,
sich in
London
[* 7] litterarischer Beschäftigung zu widmen, und führte sie in jenen
Kreis ein, der damals die hervorragendsten
GeisterEnglands
(Reynolds,
Burke,
Johnson u. a.) vereinigte. 1777 erschien ihre
Tragödie
»Percy«, 1779 ihr
letztes
Trauerspiel: »The fatal falsehood«, das wenig Beifall fand.
den
Namen
leitet man von der maulbeerblattähnlichen Gestalt der
Halbinsel oder von dem slawischen
Wortmore
(»Meer«) oder von dem durch
Umstellung der
Konsonanten veränderten
Wort Rhomäa oder endlich von der mittelalterlichen Stadt Morjas
(jetzt Muria) in
Elis ab.
Als sich aber im
November die Friedensunterhandlungen zerschlugen, erfocht Moreau 3. Dez. den entscheidenden
Sieg bei
Hohenlinden,
der ihm den
Weg in das
Herz von
Österreich
[* 22] öffnete und zunächst den
Waffenstillstand von
Steyr25. Dez., dann
aber den
Frieden zu Lüneville herbeiführte. Moreau zog sich hierauf auf sein
Landgut Grosbois zurück.
Da er durch seine republikanische
Gesinnung und seinen dem
Napoleons I. ebenbürtigen Kriegsruhm diesem verhaßt war, ward er, als in der
Untersuchung über das angeblich von
Pichegru und
Cadoudal gegen
Napoleon angezettelte
Komplott mehrere Mitschuldige Aussagen
gegen Moreau machten, verhaftet, in den
Temple gesetzt und angeklagt, daß er sich im Einverständnis mit
Pichegru zum
Diktator habe machen wollen, um die
Bourbonen zurückzuführen. Am9. Juni erfolgte zwar seine
Freisprechung
mit 7 gegen 5
Stimmen, allein
Napoleon, dem es darauf ankam, ihn schuldig zu finden, ließ die
Richter durch
Savary so lange
bearbeiten, bis sie ihn mit zwei
Jahren¶
Man amputierte ihn und brachte ihn über das Gebirge nach Böhmen,
[* 26] wo er in Laun starb. Ludwig
XVIII. erteilte seiner Witwe später den Titel einer Marschallin und ließ Moreau 1819 ein Denkmal in Paris errichten. Das Denkmal
auf der Höhe von Räcknitz, von dem russischen FürstenRepnin 1814 errichtet, deckt nur die beiden Beine Moreaus; der Körper
ward zu Petersburg
[* 27] beigesetzt.
Vgl. Beauchamp, Vie politique, militaire et privée du général Moreau (Par.
1814);
»Procès instruit par la Cour de justice criminelle contre Georges, Pichegru, Moreau, etc.« (das. 1804, 8 Bde.).
2) Hégésippe, franz. Dichter, geb. zu Paris, verwaiste früh und wurde bei einem Buchdrucker in Provins in die Lehre
[* 28] gegeben, wandte sich dann nach Paris, wo er in der Didotschen Offizin Beschäftigung nahm, und versuchte
es endlich mit der Schriftstellerei. Aber nichts wollte glücken; sein unentschlossener Charakter und sein Bettelstolz brachten
ihn immer tiefer in Elend und Not und machten ihn mißtrauisch und reizbar. Von einer schweren Krankheit genesen (1833), wanderte
er nach Provins zurück, wo er ein satirisches Journal »Diogène« gründete, für dasselbe aber kein Publikum
fand.
Verbittert ging er wieder nach Paris, und als endlich sein TalentAnerkennung zu finden schien, starb er im Hospital.
Während in seinen Jugendgedichten reines, natürliches Gefühl, Zartheit und Edelsinn vortrefflich zum Ausdruck
gelangen, stehen seine reifern Dichtungen meist unter dem Einfluß der Krankheit des Jahrhunderts, der Überschwenglichkeit
des Gefühls und des Lebensüberdrusses. Seine trefflichsten Gedichte sind seine Elegien (»La Voulzie« etc.),
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Urtikaceen bildend, meist Bäume oder Sträucher mit Milchsaft,
wechselständigen, ganzen oder gelappten Blättern, stehen bleibenden oder abfallenden Nebenblättern und eingeschlechtigen,
blumenblattlosen Blüten. Sie unterscheiden sich von den nächstverwandten Artokarpeen durch ihre in der
Knospe eingekrümmten Staubfäden. Zu den Moreen gehört der Maulbeerbaum (Morus), dessen Früchte durch die fleischig werdenden
Perigone des Blütenköpfchens ein beerenartiges Synkarpium bilden.
Vgl. Bureau, Moreae, in »Prodromus«, Bd. 17. Die
Moreen bewohnen die tropischen und
subtropischen Zonen beider Hemisphären; mehrere Arten von Morus Tournef.
halten auch unsern Winter aus.
AugusteBenedicte, Irrenarzt, geb. 1809 zu Wien,
[* 30] wurde 1848 Direktor der Irrenanstalt Maréville bei Nancy,
[* 31] 1856 Direktor
der Anstalt St.-Yon bei Rouen
[* 32] und starb als solcher Durch sein Studium der erblichen Einflüsse und der geistigen
und physischen Degenerationszustände gelangte er zu tieferer Einsicht hinsichtlich der Entstehungsweise
der Geisteskrankheit. Er schrieb: »Traité des dégénerescences physiques, intellectuelles et morales de l'espèce humaine,
etc.« (1857);
Hauptstadt des mexikan. StaatsMichoacan, 1950 m ü. M., inmitten von Obst-, Gemüse- und Blumengärten, mit
herrlichem Klima,
[* 33] hat eine reich ausgestattete Kathedrale, ein Priesterseminar, einen Regierungspalast,
ein Hospital, 2 Armenhäuser, schöne Spaziergänge und (1882) 24,000 Einw. Eine
Wasserleitung
[* 34] versorgt die Stadt mit Wasser. Morelia hat 2 Baumwollfabriken, Tabaks- und Zigarrettenfabriken, eine Brauerei und Lichtzieherei
und ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Es wurde 1541 unter dem NamenValladolid gegründet und erst 1828 zur
Erinnerung an den PfarrerMorelos, einen der ersten Insurgentenchefs, Morelia benannt.
(spr. -ellja), Bezirksstadt in der span. ProvinzCastellon, mit starkem Kastell, schönem Aquädukt und (1878) 7190 Einw.,
welche Tuchfabrikation und Färberei betreiben. Morella hat in den Karlistenkriegen eine hervorragende Rolle gespielt;
geben ein treues Bild der liberalen philosophischen und ökonomischen Ideen des 18. Jahrh. in einfacher, natürlicher Sprache,
ohne Übertreibung. Er hinterließ noch »Mémoires sur le XVIII. siècle et sur la Révolution« (Par. 1821, 2 Bde.).
1) Giacomo, ital. Archäolog und Kritiker, geb. zu Venedig,
[* 37] erwarb sich als Autodidakt eine klassische
Bildung und ward, nachdem er sich unter anderm durch seine »Dissertazione
storica intorno alla publica libreria di SanMarco« (Vened. 1774), worin er eine Menge litterargeschichtlicher
Fragen erörterte, bekannt gemacht,
¶
mehr
1778 zum Bibliothekar an der St. Markuskirche ernannt. In dieser Stellung bekundete er seinen kritischen Scharfsinn und sein
umfassendes Wissen namentlich durch seine »Bibliotheca manuscripta graeca et latina«
(Bassano 1802, Bd. 1). Seine letzte Schrift waren die »Epistolae septem variae eruditionis« (Pad. 1819). Er starb Seine
»Operette« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Vened. 1820).
Seine weitere Ausbildung erhielt er in Paris und Siena und durch häufige Reisen in seinem Vaterland, welche ihn zu Manzoni, Gino
Capponi und andern hervorragenden Männern Italiens
[* 45] in Beziehung brachten. Durch seine Reisen wurde aber auch sein Kunstinteresse
lebhaft gefördert. Das Jahr 1848 veranlaßte ihn auch zu einer politischen Thätigkeit, die jedoch einen
schnellen Abschluß fand, und die er erst wieder aufnahm, als er 1859 von der piemontesischen Regierung zum Kommandanten der
Nationalgarde in Magenta ernannt wurde. 1860-1870 war er Deputierter für Bergamo, und 1873 wurde er Senator des KönigreichsItalien.
Die reichen kunstkritischen Kenntnisse, welche sich Morelli auf seinen Reisen erworben, hat er zuerst in Aufsätzen
niedergelegt, die 1874-76 in der »Zeitschr. für
bildende Kunst« unter dem PseudonymIwanLermolieff erschienen. Sein neues kritisches, auf empirischen Grundsätzen ruhendes Verfahren,
das man als »Kennzeichenlehre« bezeichnet, faßte er zusammen in dem grundlegenden
Buch »Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden u. Berlin« (Lpz. 1880).
N., franz. Publizist des 18. Jahrh., geboren zu Vitry le François, im übrigen seinen Lebensverhältnissen
nach ganz unbekannt. Er war der Verfasser mehrerer Schriften moralphilosophischen und sozialpolitischen Inhalts, die großes
Aufsehen erregten und ihm heftige Angriffe zuzogen. Die hauptsächlichsten sind: »Le prince; les delices
du cœur, ou traité des qualités d'un grand
roi etc.« (Amsterd.
1751, 2 Bde.),
die Schilderung eines Fürsten, der sein Volk durch Verwirklichung philosophischer Ideen glücklich macht, und
»Naufrage des îles flottantes, ou la Basiliade« (angeblich Messina
[* 46] 1753, 3 Bde.), ein Heldengedicht in 14 Gesängen (Prosa),
welches das Glück eines nicht durch politische, sondern durch die Gesetze der Natur regierten Volkes verherrlicht,
wobei die Vorurteile, welche dem Glück der Menschheit hindernd entgegenstehen, als die »îles flottantes«
bezeichnet werden.
Als drittes kommt »Le code de la nature« (Amsterd.
1755; neue Ausg. von Villegardelle, Par. 1841) hinzu, ein früher irrtümlich
Diderot beigelegtes Werk, das den vollendeten Kommunismus predigt. AndreSchriften, wie »Essai sur l'esprit humain« (1743),
»Essai
sur le cœur humain« (1745),
»Physique de la beauté« (1748), die gleichfalls große Anfechtungen erlitten, werden von einigen
dem Vater des Autors zugeschrieben.
[* 38] (griech. Moirai, bekannter unter dem lat. Namen Parcae, Parzen), in der alten Mythologie die Schicksalsgöttinnen,
die jedem sein Geschick zuteilen. Bei Homer ist Moira das personifizierte Verhängnis, welches dem Menschen von seiner Geburt
an nach dem Ratschluß der Götter beschieden ist. Hesiod kennt der Mören drei: Klotho (Spinnerin),
[* 50] welche den Lebensfaden spinnt,
Lachesis (Erlosung), welche seine Länge bestimmt, Atropos (die Unabwendbare), welche ihn abschneidet. Ihre
Abstammung ist eine doppelte, insofern sie mit den Keren Töchter der Nacht sind, dunkle, unerforschliche Schicksalsmächte,
die den MenschenGutes und Böses geben, und dann Töchter des Zeus
[* 51] und der Themis, als welche sie teil an der Bestimmung der
menschlichen Schicksale haben. Im übrigen ist ihre Auffassung bei den verschiedenen Dichtern eine verschiedene
und schwankende. Besonders ihr Machtverhältnis
zu Zeus ist nicht genau fixiert: bald sind sie von seinem Willen abhängig, bald stehen sie über ihm. In der antiken Kunst
wurden die Mören anfänglich nur mit dem Zepter als Zeichen der Herrschaft (so auf dem archaisierenden Altar
[* 53] des Louvre), später
mit allerlei allegorischen Symbolen ausgestattet. In der Regel erscheint die Klotho als spinnend, die Lachesis
als das Geschick am Globus bezeichnend, die Atropos spinnend. Lachesis findet sich auch schreibend oder mit einer Rolle, Atropos
die Stunde an einer Sonnenuhr
[* 54] zeigend oder die Wage
[* 55] haltend. Eine der schönsten Darstellungen enthält das Humboldtsche Parzenrelief
in Tegel (s. Abbildung, S. 801).
seit dem 14. Jahrh. Titel der Rabbiner, welche denselben und damit die Erlaubnis zur
Ausübung rabbinischer Funktionen durch eine bestimmte Ermächtigung zum Lehren
[* 56] von rabbinischen Autoritäten
erwerben mußten.
(spr. mōrsbi-), Inselgruppe an der Südostspitze von Neuguinea, unter 10° 30' nördl. Br. und 150°
35'-151° 15' östl. L., besteht aus den Inseln Moresby, 190 qkm (3,46 QM.), und Basilisk oder Murilyan, 90 qkm (1,63 QM.),
nebst 63 ganz kleinen Eilanden.
(spr. moränä), kleines neutrales Gebiet auf der belgisch.-preuß.
Grenze, 7 km südwestlich von Aachen,
[* 57] wird im W. von der belg. Bahnlinie Lüttich-Bleiberg, im O. von der preuß. LinieHerbesthal-Aachen
durchschnitten und umfaßt 27,7 Hektar. Der einzige Ort ist das Dorf Neutral (auch Kelmis genannt) mit dem
großartigen Galmeibergwerk Altenberg und 2800 Einw.; dicht daneben auf preußischem Gebiet liegt, der OrtPreußisch-Moresnet (650
Einw.) und 3 km südlich auf belgischem Boden Belgisch-Moresnet (982 Einw.). Das Gebiet wurde 1816 gebildet u.
anfangs von Preußen u. Belgien
[* 58] gemeinsam verwaltet, später aber zu einer besondern Bürgermeisterei erhoben,
an deren Spitze abwechselnd der Bürgermeister von Preußisch-Moresnet u. Belgisch-Moresnet steht.
yCabaña (spr. -wánja),Don Agustin, span. dramatischer Dichter, geboren um 1618 zu Madrid,
[* 62] aus einer aus
Valencia
[* 63] stammenden Familie, studierte in Alcalá und starb als Rektor des Hospitals del Refugio in Toledo.
[* 64] Weiter ist
von seinen Lebensumständen nichts bekannt. Seine zahlreichen Komödien, die er teils allein, teils im
Verein mit andern abfaßte, zeichnen sich durch verständige Komposition, geschickte Durchführung und treffliche Charakteristik
aus. Seine Lustspiele insbesondere gehören an komischer Wirkung zu den besten des spanischen Theaters. Sein Meisterstück: »El
desden con el desden«, eins der vier klassischen Stücke der ältern spanischen Bühne,
wurde von Schreyvogel
(West) als »DonnaDiana« für die deutsche Bühne bearbeitet und auch von Dohrn (»Spanische
[* 65] Dramen«, Bd. 3, Berl. 1843)
ins Deutsche
[* 66] übertragen. Nächst diesem sind das Charakterlustspiel »El lindo DonDiego« und »Trampa adelante« als besonders
gelungen hervorzuheben. Unter seinen ernstern Dramen gelten »El Valiente justiciero« (deutsch
von Rapp in »SpanischesTheater«,
[* 67] Bd. 5, Hildburgh.
1870) und »La fuerza de la sangre« (von Jeitteles deutsch bearbeitet) für die vorzüglichsten. Ein Teil seiner Stücke erschien
zusammengedruckt in 3 Bänden (Madr. 1654 bis 1681); andre finden sich in verschiedenen Sammlungen. Eine Auswahl der besten
erschien in der »Biblioteca de autores españoles«,
Bd. 39 (Madr. 1856).
daBrescia, eigentlich Alessandro Bonvicino, genannt Moretto da Brescia, ital. Maler, geb. 1498 zu Brescia, war Schüler des Fioravante
Ferramola in Brescia, erhob sich aber durch selbständiges Studium nach Tizian, Palma Vecchio und Romanino zu edler Eigentümlichkeit
und war bereits 1516 als Künstler thätig. Er starb 1555 in Brescia, wo er vorzugsweise lebte. In seinen
Werken vereinigt er seelenvollen Ausdruck, freie und anmutige Haltung mit großer Frische und Zartheit des Fleischtons, einer
silbernen Färbung und einem anmutigen Spiel von Hell und Dunkel.
(spr. -gannji),Giovanni Battista, der Begründer der pathologischen Anatomie, geb. zu Forli im Kirchenstaat,
studierte zu BolognaHeilkunde, zu Venedig und Padua
[* 75] vergleichende Anatomie, wirkte hierauf in seiner Vaterstadt als Arzt und ward 1711 Professor
der Anatomie zu Padua, wo er starb. Sein Hauptwerk: »De sedibus et causis morborum per anatomen
indagatis« (Vened. 1761, 2 Bde.;
neueste Ausg., Leipz. 1827-29, 6 Bde.;
deutsch, Altenb. 1771-76, 5 Bde.),
ist die erste bahnbrechende Arbeit auf pathologisch-anatomischem Gebiet gewesen. Auch philologischen und archäologischen
Studien widmete er sich, wie
¶
mehr
seine »Opera omnia« (Vened. 1765 f., 5 Bde.)
beweisen.
Vgl. Torresini, Elogio storico di Morgagni (Padua 1844);
(spr. mórgän),Sidney, Lady, engl. Schriftstellerin, geb. 1783 zu Dublin,
[* 78] Tochter des Schauspielers
Owenson, machte sich zuerst durch Romane bekannt, in denen sie die Sitten und GebräucheIrlands geistreich schilderte. Nach
ihrer Verheiratung mit dem ArztSirCharles Morgan bereiste sie 1816-1823 Frankreich und Italien, worauf sie nach Dublin zurückkehrte.
Mehr als die Romane: »The O'Briens and O'Flahertys« (1827) und »The WildIrish girl« (3. Aufl. 1856) oder
die irischen Sittengemälde: »Patriotic sketches in Ireland« (1807, 2 Bde.),
»O'Donnel« (neue Ausg. 1850) und »Florence M'Carthy« (1816, neue Ausg. 1856) begründeten
die beiden Werke: »France« (1817, 2 Bde.),
eine geistreiche, aber oft einseitige Schilderung der französischen
Zustände, und »Italy« (1821, 2 Bde.),
welches Byron als treu bezeichnete, ihren litterarischen Ruhm. 1829 besuchte sie nochmals Frankreich, wo sie ihr »Book of the
boudoir« schrieb, und 1833 Belgien. Die Zustände Frankreichs schilderte sie in »France in 1829« (Lond. 1830) und die Belgiens
in dem Roman »The princess or the beguine« (das.
1835). Später gab sie heraus: »Woman and her master« (neue Ausg. 1855),
eine philosophische Geschichte des Weibes, und »The
book without a name« (1841),
eine Sammlung von Aufsätzen. Seit 1843 Witwe, lebte sie auf einer Villa bei London, zuletzt im
Genuß einer Staatspension von 300 Pfd. Sterl., und starb daselbst
Vgl. ihre »Memoirs, autobiography
etc.« (3. Aufl. 1865, 2 Bde.);
Fitzpatrick, The literary and personal career of Lady Morgan (1860).
Ehe (abgeleitet von dem altgotischen Wort morgjan, »abkürzen« oder »beschränken«,
nach andern mit »Morgengabe« zusammenhängend; Matrimonium ad morganaticam oder Matrimonium ad legem salicam,
Ehe zur linken Hand),
[* 79] Bezeichnung einer solchen Ehe, bei welcher die nicht ebenbürtige Frau und deren Kinder von den Standesvorrechten
des Gatten und Vaters ausgeschlossen sind. S. Ebenbürtigkeit.
früheres Feld- oder Ackermaß, eigentlich so viel Areal, wie ein Mann mit einem gewöhnlichen Gespann vom
Morgen bis zum Abend zu bearbeiten im stande ist. Der Morgen, selbst oft in einem und demselben Land verschieden groß (großer,
kleiner etc. Morgen), hielt gesetzlich in Baden
[* 82] 400 QRuten = 36 Ar, in Bayern 400 QRuten = 34,07 Ar, in Braunschweig
[* 83] 120 QRuten =
25,015 Ar, in Hannover
[* 84] 120 Qruten = 26,21 Ar, im Großherzogtum Hessen
[* 85] 400 Qruten = 25 Ar, in Preußen 180 QRuten
= 25,532 Ar, in Sachsen
[* 86] 150 QRuten = 27,671 Ar, in Württemberg
[* 87] 384 QRuten = 31,517 Ar. Vgl. Flächenmaß.
(Donum
matutinale), ursprünglich das Geschenk, welches der Gatte der Gattin am Morgen nach der
Hochzeit machte. Hieraus entwickelte sich namentlich in Sachsen eine Art gesetzliches Erbrecht, welches wenigstens der adligen
Witwe zustand (sogen. sächsische oder gesetzliche Morgengabe). Hiernach hatte eine
solche aus dem Nachlaß ihres verstorbenen Ehegatten namentlich alles feldgängige Vieh weiblichen Geschlechts, Schafe,
[* 88] Gänse,
zugelegtes Bauholz und die von ihr benutzte Kutsche zu beanspruchen. Jetzt ist dieses Rechtsinstitut unpraktisch.
In LuthersBibelübersetzung ist die Morgengabe die Summe, welche der Vater des Bräutigams der Familie der Braut als Kaufpreis der letztern
zu zahlen hatte.
eine Art Streitkolben (s. d.), Schlagwaffe mit meist rundlichem oder eckigem Kolben am Ende eines Stiels,
der mit Stachelspitzen sternförmig besetzt war (s. Figur), eine im Mittelalter bis in das 15. Jahrh. durch ganz Europa
[* 92] gebräuchliche
Waffe.
1) Christian, Maler, geb. zu Hamburg,
[* 93] Sohn eines Miniaturmalers, fand in der Spielkartenfabrik,
Kupfer- und Steindruckerei der Gebrüder Suhr Beschäftigung, bereiste von 1818 an mit Cornelius Suhr u. dessen Panorama halb
Europa, lernte dann Lithographieren und Formschneiden und bildete sich seit 1824 bei Bendixen in
Hamburg zum Landschaftsmaler aus. 1827 machte er eine Studienreise durch Norwegen,
[* 94] studierte bis 1828 auf der Akademie zu Kopenhagen,
[* 95] kehrte hierauf nach Hamburg zurück und siedelte 1830 nach München über, wo er neben den damals in der MünchenerSchule üblichen
Gebirgslandschaften zuerst Motive aus der MünchenerHochebene mit Betonung
[* 96] des Stimmungselements, aber noch
im romantischen Sinn behandelte.
Von Bedeutung ward seine Freundschaft mit KarlRottmann. 1836 bereiste Morgenstern das Elsaß, 1842 mit Ed. Schleich Oberitalien.
[* 97] Wiederholte
Besuche Norddeutschlands gaben ergiebigen Stoff zu Bildern vom Elbestrand und der Seeküste. Namentlich fruchtbringend war
sein Aufenthalt in Helgoland
[* 98] 1850, dem wir mehrere seiner wertvollsten Bilder verdanken. Am stärksten
war er in seinen poetischen Mondscheinbildern und in Gemälden, bei denen der Schwerpunkt
[* 99] in der Darstellung der mehr oder
minder bewegten Lüfte liegt. Bei strengster Durchführung war er außerordentlich produktiv. Auch die bayrischen und TirolerSeen und Berge boten ihm zahlreiche Motive. Auf die Entwickelung der neuern MünchenerLandschaft hat er einen
großen Einfluß geübt. Auch seine
¶
2) Lina, Schriftstellerin, geb. zu Breslau
[* 101] als Tochter des Fabrikanten A. Bauer, lebt seit ihrer Verheiratung mit
Theodor Morgenstern (1854) in Berlin, wo sie eine reiche schriftstellerische und gemeinnützige Thätigkeit, besonders auf dem Gebiet
der Kindererziehung u. Frauenfrage, entfaltete. Nachdem sie schon 1848 in Breslau einen Verein zur Unterstützung armer Schulkinder
ins Leben gerufen und 1860-66 als Vorsitzende den Frauenverein zur Beförderung der Fröbelschen Kindergärten geleitet hatte,
gründete sie 1866 den VereinBerlinerVolksküchen, 1868 den Kinderschutzverein, 1869 eine wissenschaftliche Fortbildungsschule
für junge Damen, 1873 den BerlinerHausfrauenverein gegen Verteurung und Verfälschung der Lebensmittel
(bestand bis 1883), 1880 den Frauenverein zur Rettung sittlich verwahrloster und strafentlassener minorenner Mädchen durch
die hausindustrielle und landwirtschaftliche Schule.
Innerhalb des Hausfrauenvereins entstanden eine permanente Lebensmittelausstellung mit Laboratorium
[* 102] zur Untersuchung der Nahrungsmittel,
[* 103] eine Kochschule sowie Kassen zur Unterstützung von Dienstboten und notleidenden Hausfrauen etc. Außer
mehreren Novellen und Erzählungen für die Jugend schrieb sie: »Das Paradies der Kindheit« (4. Aufl., Berl. 1884);
Außerdem
ist der Morgenwind in den Hochgebirgen ein regelmäßig wiederkehrender Wind, welcher nach Sonnenaufgang vom Thal
[* 107] nach den
Höhen längs der Bergabhänge weht.
(spr. mōrĭer),James, engl. Reise- und Romanschriftsteller, geboren um 1780 aus einer aus der französischen
Schweiz nach England übergesiedelten Familie, widmete sich der Diplomatie, bereiste Persien
[* 120] und Kleinasien, war 1810-16 britischer
Gesandter in Persien, ging später nach Mexiko, lebte dann in London und starb im März 1849 in Brighton. Er
schrieb: »Travels in Persia, Armenia and Asia Minor de Constantinople« (Lond. 1812);
»A second journey through Persia etc.«
(das. 1818);
ferner die ethnographisch wertvollen Romane: »The adventures of Hajji Baba of Ispahan« (1824-28, 3 Bde.),
Eduard, Dichter, geb. zu Ludwigsburg,
[* 121] empfing seine Gymnasialbildung im Seminar zu Urach und studierte
dann Theologie in Tübingen,
[* 122] wo er sich mitLudw. Bauer, Strauß
[* 123] u. a. eng befreundete. Als Dichter trat er
zuerst mit dem dunkel-phantastischen, aber poetisch reichen Roman »Maler Nolten« (Stuttg. 1832, 2. Aufl. 1877) hervor,
welcher mit seiner Darstellung weit über den allgemeinen Lebens- und Stimmungsgehalt der schwäbischen Dichterschule hinauswuchs.
Nachdem als Pfarrgehilfe an einigen OrtenWürttembergs thätig gewesen, erhielt er 1834 die Pfarrstelle
zu Kleversulzbach bei Weinsberg, die er bis 1843 bekleidete. Krankheit zwang ihn, sein Amt niederzulegen und einige Jahre hindurch
als Privatgelehrter in Mergentheim
[* 124] zu leben. 1851 siedelte er nach Stuttgart
[* 125] über, übernahm eine Lehrerstelle am Katharinenstift
daselbst und trat 1866 in den Ruhestand. Er starb
¶