vom
Ausland und 3326
Schiffe
[* 2] von 1,163,283
T. im
Küsten- und Flußhandel ein. Die Ausfuhr wertete 16,692,946, die Einfuhr 23,644,944
Pesos.
[* 3] ist Sitz eines deutschen
Berufskonsuls. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt verdienen außer dem bereits genannten
Hospital La Caridad Erwähnung: das englische
Hospital, ein Waisenhaus, ein Armenhaus, eineIrrenanstalt,
ein Magdaleneninstitut und eine
Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher. Ein
Zuchthaus liegt auf der
Isla do Ratas (Ratteninsel)
in der Mitte der
Bai und ein
Lazarett auf der Floresinsel, 25 km östlich davon. Neben seiner
Universität hat auch ein
Museum
mit großer
Bibliothek. Zwei
Theater,
[* 4] ein
Zirkus für
Stiergefechte und mehrere
Klubs (unter ihnen der deutsche
»Frohsinn«) dienen dem
Vergnügen. - Montevideo wurde 1726 gegründet, nachdem die Portugiesen aus einem von ihnen 1724 erbauten
Fort
vertrieben worden waren. Seit Anfang dieses
Jahrhunderts hat die Stadt wiederholt durch Belagerungen und
Bombardements durch
Engländer,
Spanier, Portugiesen, Brasilier und Argentinier viel gelitten; aber seit 1851 ist sie ziemlich
rasch zu ihrer jetzigen Bedeutung herangewachsen.
Nördlich vom Monte Viso führt ein alter
Saumpfad vom
MontDauphin nach
Saluzzo, welcher 2600 m ü. M. einen 72 m langen, im 15. Jahrh.
erbauten
Tunnel
[* 7] (Trou de la Traversette oder
Pertuis du
Viso) passiert.
IhreKonflikte mit der deutschen und russischen
Polizei, die zahlreichen
Duelle, die um ihretwegen ausgefochten wurden, verschafften
ihr einen gewissen
Ruf; zuletzt aber wurde sie fast überall ausgewiesen. 1846 wußte sie zu
München,
[* 11] wo sie ebenfalls als Tänzerin auftrat, die
Gunst des
KönigsLudwig I. zu gewinnen. Hier reizte sie durch ihr übermütiges,
emanzipiertes Betragen die
Bevölkerung,
[* 12] und als das ultramontane
MinisteriumAbel sich der Indigenatserteilung an sie widersetzte,
bewog
sie den König, dasselbe zu entlassen, und suchte an der
Spitze der Studentenverbindung Alemannia
den König und die Beamten zu terrorisieren.
Sie wandte sich nun nach mancherlei Irrfahrten nach
London,
[* 13] wo sie sich 1849 mit einem
Leutnant der
Garde,
Namens Heald, verheiratete; doch trennte sich dieser schon 1850 in
Spanien
[* 14] wieder von ihr. 1852 begab sie sich nach
Nordamerika,
[* 15] betrat hier als Darstellerin und Tänzerin wieder die
Bühne, veröffentlichte
»Memoiren« und spielte sogar in eigens dazu
verfaßten
Stücken ihre Erlebnisse in
Bayern,
[* 16] wobei sie als vom
Volk hochgefeierte Befreierin dieses
Landes
vom ultramontanen
Joch erschien. Im
Sommer 1853 reiste sie nach
Kalifornien und verheiratete sich hier noch zweimal, mit dem
Zeitungsredakteur
Hull,
[* 17] sodann mit einem deutschen
Arzt. Nach des letztern
Tod kehrte sie nach
New York zurück und hielt hier
öffentliche Vorlesungen über politische und soziale Verhältnisse. 1855 ging sie nach
Australien,
[* 18] wo
sie theatralische
Vorstellungen gab; 1856-58 war sie wieder in den
Vereinigten Staaten,
[* 19] 1859 in
London, Anfang 1860 in
New York.
Hier starb sie in großer Dürftigkeit.
(Moctheuzoma), der vorletzte Beherrscher des mexikan.
Reichs, geboren um 1480, folgte 1502 seinem
gleichnamigen
Vater auf dem
Thron.
[* 20]
In den jüngern
Jahren war er wegen seiner
Tapferkeit und
Weisheit berühmt; doch abergläubisch
und furchtsam, ließ er 1519 die in
Veracruz gelandeten
Spanier unter
Cortez als von den
Göttern gesendet begrüßen und ermutigte
diese dadurch zum
Marsch nach seiner Hauptstadt, wo er sie selbst mit großen
Ehren und
Geschenken empfing.
Cortez lockte ihn hier nach dem ihm eingeräumten
Palast und hielt ihn zu seiner eignen Sicherheit gefangen.
Gebrochen und an
jedem
Widerstand verzweifelnd, unterstützte er
Cortez dabei, seine Herrschaft zu befestigen, und leistete selbst dem spanischen
König die
Huldigung.
Als er bei einem
Aufstand seines
Volkes gegen die verhaßten
Spanier zum
Frieden redete,
wurde er durch einen Steinwurf verwundet; er verschmähte jede ärztliche
Hilfe, riß den
Verband
[* 21] von seinen
Wunden und starb
im Juni 1520. Seine hinterlassenen
Kinder nahmen die
christliche Religion an.
Sein ältester Sohn erhielt von
Karl V. den
Titel eines
Grafen von Montezuma. Der letzte Nachkomme seines
Geschlechts,
Don Marsilio de Terual,
Graf von Montezuma, spanischer
Grande erster
Klasse, geb. 1786, ward als Anhänger der liberalen
Partei von
Ferdinand VII. aus
Spanien verwiesen, ging darauf
nach
Mexiko,
[* 22] wurde aber auch hier verbannt und starb in
New Orleans.
(spr. mongfokóng),Bernard de, latinisiert
Montefalco oder Montefalconius, namhafter Altertumsforscher,
geb. auf dem
Schlosse Soulage in
Languedoc, widmete sich anfangs dem
Kriegsdienst, trat 1676 in den Benediktinerorden,
bereiste 1698-1700 behufs gelehrter Forschungen
Italien
[* 23] und zog sich sodann in das
KlosterSt.-Germain zu
Paris zurück, wo er, seit 1719 Mitglied der
Akademie der
Inschriften, starb. Von seinen durch stupenden Sammelfleiß
und gewissenhafteste
Gelehrsamkeit ausgezeichneten Werken sind hervorzuheben: »Diarium italicum« (Par. 1702);
»Palaeographia
graeca« (das. 1708);
»Bibliotheca Coisliniana« (das.
1715);
»L'antiquité expliquée et
¶
mehr
représentée en figures« (das. 1719-24, 15 Bde.;
deutsch im AuszugvonRoth, Nürnb. 1807);
»Les monuments de la monarchie française« (franz.
u. lat., Par. 1729-33, 5 Bde.);
(spr. mongferrāng), Stadtteil von Clermont-Ferrand (s. d.). ^[= (spr. klärmóng, lat. Clarus mons oder Clarimontium), Name mehrerer Städte in Frankreich. ...]
Bonifacius III. war einer der Führer
des vierten Kreuzzugs, erlangte 1204 nach Gründung des lateinischen Kaisertums die Herrschaft über Thessalien und fiel 1207 gegen
die Sarazenen;
Wilhelm VI., der Große, war im 13. Jahrh. ein berühmter Söldnerführer (Condottiere).
2) Montfort sur Meu, Arrondissementshauptstadt im franz. DepartementIlle-et-Vilaine, am Meu und an der Westbahn,
hat alte Stadtmauern, eisenhaltige Mineralquellen und (1881) 1590 Einw.
deutsches Grafengeschlecht, stammte von den Pfalzgrafen von Tübingen
[* 29] ab, beherrschte Bregenz
[* 30] und Tettnang,
trat aber 1780 seine Besitzungen an Österreich
[* 31] ab und erlosch 1787. Ihm gehört der deutsche Dichter Hugo von Montfort (s. d.) an.
l'Amaury (spr. mongfōr lamori), ausgestorbenes franz.
Dynastengeschlecht, das seinen Ursprung von Amaury (Amalrich), Grafen von Hennegau, um 952, herleitete, und dessen Stammschloß
Montfort bei Rambouillet lag. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
1) Simon IV., Graf von, geb. 1160, beteiligte sich 1199-1200 an einem Kreuzzug nach Palästina,
[* 32] befehligte 1208 eine Kreuzfahrt
gegen die Albigenser,
gegen welche er, namentlich 1209 in Béziers, mit furchtbarer Grausamkeit wütete,
und siegte 1213 bei Muret über den König Peter II. von Aragonien und Raimund VI., Grafen von Toulouse,
[* 33] wobei ersterer blieb;
er wurde darauf vom PapstInnocenz III. mit des letztern Besitzungen belehnt. Als er 1218 Toulouse belagerte, fand
er 25. Juni d. J. bei einem Ausfall den Tod.
2) Amaury VI., Graf von, Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß
er 1226 dem König Ludwig VIII. seine Rechte auf die GrafschaftToulouse abtrat. 1231 wurde er Connétable. 1239 ging
er nach Palästina, ward bei Gaza gefangen und nach Kairo
[* 34] gebracht, 1241 aber wieder freigegeben. Er starb auf der Rückkehr
zu Otranto.
Genèvre (spr. mong schönäwr), Alpenpaß an der Grenze von Frankreich und Italien, wird von der Straße von Briançon
im französischen DepartementOberalpen nach Susa in der italienischen ProvinzTurin überschritten und trägt
auf der Paßhöhe (1860 m ü. M.) das französische Dörfchen Mont Genèvre, mit 325 Einw.
Nach alten Autoren soll hier einst ein Tempel
[* 46] des Janus
[* 47] gestanden haben, wofür aufgefundene Arkaden, Trümmer von Säulen
[* 48] etc.
zu sprechen scheinen. Als einer der niedrigsten aller Alpenübergänge wurde der Mont Genèvre seit dem Altertum bis in die neueste
Zeit auch oft von großen Heereskolonnen überschritten; Marius, Cäsar und Karl d. Gr. passierten ihn; Karl VIII. von Frankreich
zog 1494 mit schwerem Artillerietrain über die damals unwegsame Höhe, und auch 1814 und 1859 wurde der Paß
[* 49] von Truppen überschritten.
Die jetzige Straße wurde 1802 von Frankreich erbaut.
(spr. möntgömmeri), 1) Stadt in Montgomeryshire (Nordwales), an einem vom Severn bespülten
Hügelabhang, dessen Gipfel die Ruine einer Burg trägt, und dicht beim verfallenen Grenzwall Offa's Dike. Früher stark befestigt,
wurde es als Grenzstadt oft belagert, ist aber jetzt ohne Bedeutung und hat (1881) nur 1194 Einw. -
2) Hauptstadt des nordamerikan. StaatsAlabama (seit 1847), auf hohem Bluff am schiffbaren Alabamafluß,
hat ein 1849 erbautes Staatenhaus, lebhaften Baumwollhandel und (1880) 16,713 Einw.
(darunter 9931 Farbige). Die Stadt hat wiederholt durch Feuer gelitten. Bei Einnahme derselben durch die Unionstruppen wurden
80,000 BallenBaumwolle
[* 53] verbrannt und das Zeughaus, der Bahnhof und die Eisengießerei
[* 54] zerstört.
Obgleich mit Coligny zum Tod verurteilt, kam er doch nach dem Frieden von St.-Germain nach Paris. Den Metzeleien der Bartholomäusnacht
durch glückliche Umstände entgangen, begab er sich nach England und führte 1573 von hier aus eine von
ihm geworbene Flotte zum Entsatz von La Rochelle herbei, wandte sich, da dieses Unternehmen nicht gelang, in die Normandie, sammelte
hier ein ziemlich starkes KorpsHugenotten und begann auf eigne Faust den Krieg, mußte sich aber bei Domfront ergeben
und ward nach längerer Einkerkerung auf Befehl der Katharina von Medici zu Paris enthauptet.
Er hinterließ neun Söhne, sämtlich tapfere Krieger.
Vgl. Holland und Everett, Memoirs of the life and writings of J. Montgomery (Lond. 1855-56, 7 Bde.);
Marrat, Montgomery, christian, poet and philanthropist (1879).
3) Robert, engl. religiöser Dichter, geb. 1807 zu Bath, gest. als Pfarrer in Brighton. Seine Gedichte, unter
denen »Satan« (1830),
»The Messiah« (1832),
»Luther« (1842) die vorzüglichsten sind, erschienen gesammelt London 1853. Am verbreitetsten
wurde seine Jugenddichtung »The omnipresence of the deity« (Lond.
1828, 26. Aufl. 1857),
trotz der scharfen Kritik, der sie Macaulay in der »Edinburgh Review« (1842) unterzog.
(spr. mōntgömmeri-, welsch: Maldwyn), Grafschaft im engl. FürstentumWales, zwischen
Merioneth-, Denbigh-, Shrop-, Radnor- und Cardiganshire, umfaßt 2004 qkm (36,4 QM.) mit (1881)
65,718 Einw. Der größte Teil der Grafschaft ist mit kahlen, höchstens mit Heidekräutern bewachsenen Bergen
[* 62] bedeckt; die
höchsten davon sind der Plinlimon (756 m hoch) im SW. und die Berwynkette (828 m hoch) im NW. Nach O.
zu erweitern sich die Thäler und werden fruchtbar.
(Menth), ägypt. Gott von solarer Bedeutung, der in der Thebais und besonders in Hermonthis verehrt wurde. Er
wird sperberköpfig und mit dem Diskus und zwei langen Federn auf dem Haupte dargestellt und hält in der
Hand das Sichelschwert, denn er ist zugleich der Kriegsgott.
(spr. mongtä), Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Wallis,
[* 73] an der Viège und am Eingang in das Val d'Illiez, Station der Simplonbahn (Linie Bouveret-Brieg), mit altem Felsenschloß und
(1880) 2678 Einw.
Vincenzo, berühmter ital. Dichter, geb. zu
Alfonsine bei Ravenna, studierte auf der UniversitätFerrara
[* 76] und versuchte sich schon früh zuerst in lateinischen,
sodann in italienischen Gedichten. 1778 nahm ihn der Legat zu Ferrara, KardinalBorghese, mit nach Rom,
[* 77] wo der Fürst Luigi Bracchi,
NeffePius' VI., ihn zu seinem Sekretär
[* 78] erwählte. Bisher hatte er sich nur an die leichtern Dichtungsgattungen
gewagt; Alfieris Anwesenheit in Rom veranlaßte ihn, sich im Drama zu versuchen.
Seine Tragödie »Aristodemo«, die 1785 aufgeführt wurde, hatte großen Erfolg,
den sie jedoch mehr ihrer schönen Diktion als dem Interesse der Handlung verdankte. Weniger Beifall fand in den folgenden Jahren
die zweite: »Galeotto Manfredi«. Als 1793 der französische
GesandteHugo Basseville in Rom vom Volk ermordet wurde, schrieb Monti seine berühmte »Cantica in morte
di Ugo Basville«, in vier Gesängen und in Terzinen, sein schönstes Gedicht und die glücklichste NachahmungDantes in der neuern
italienischen Litteratur.
Trotz seiner hier und in den satirischen Gedichten: »La Feroniade«
und »La Musogonia« ausgesprochenen antirevolutionären Gesinnungen verherrlichte er nach dem Einmarsch der Franzosen das neue
Regiment und wurde dafür mit der Stelle eines Sekretärs der Cisalpinischen Republik belohnt. Nach dem Einrücken der russisch-österreichischen
Armee 1799 floh er nach Paris, wo er seine dritte Tragödie: »Cajo Gracco«, und seine »Mascheroniana«,
ein Gedicht auf den Tod des berühmten Mathematikers Mascheroni, gleichfalls in DantesManier und in drei Gesängen, schrieb,
das jedoch unvollendet blieb.
Nach der Schlacht von Marengo
[* 79] nach Italien zurückgekehrt, wurde er Professor der Beredsamkeit anfangs zu Mailand, dann zu Pavia,
wo er jedoch nur die Antrittsreden bei Eröffnung der Vorlesungen hielt. Nach der KrönungNapoleons zum
König von Italien ernannte ihn dieser zu seinem Historiographen und Hofdichter, in welch letzterer Eigenschaft er außer einer
großen Anzahl von Fest- und Gelegenheitsgedichten zu Ehren der kaiserlichen Familie auch den zur Verherrlichung der NapoleonischenSiege bestimmten »Bardo della Selva nera«, in sieben
Gesängen, schrieb, welcher indes seiner seltsamen Form wegen sowohl in als außerhalb Italiens
[* 80] eine sehr strenge Beurteilung
erfuhr. Nach dem Sturz der Napoleonischen Dynastie brachte auch dem neuen Gebieter in Italien, Franz I., bereitwillig seine poetischen
Huldigungen dar und blieb im Besitz seiner Pension. Aus seinen spätern
¶
mehr
Lebensjahren sind außer seiner durch Eleganz der Diktion ausgezeichneten Übersetzung der »Ilias« besonders seine (mit dem
Grafen Perticari herausgegebenen) »Proposta di alcune correzioni ed aggiunte al dizionario della Crusca« (Mail. 1817-1824, 6 Bde.),
mit welchen er gegen die Einseitigkeit dieser Akademie zu Felde zog, und seine verdienstvollen Ausgaben mehrerer Werke
Dantes zu erwähnen. Er starb in Mailand. Hinsichtlich der Form gehört Monti zu den ausgezeichnetsten neuern Dichtern
Italiens und hat durch sein Beispiel viel dazu beigetragen, seinen Landsleuten das Studium der alten Meister wieder zu empfehlen.
Die vollständigsten Ausgaben seiner Werke erschienen zu Mailand 1839 ff., 6 Bände; Florenz
[* 82] 1847, 5 Bände;
Mailand 1847 in 1 Band.
Vgl. das umfangreiche, auf 12 Bände berechnete Werk von Vicchi: »Vincenzo Monti, le lettere e la
politica in Italia dal 1750 al 1830« (Rom 1885 ff., bisher Bd.
5-8 erschienen);
(spr. mongtifoh),Marc de (mit dem eigentlichen NamenMarie Amilie Chartroule), franz.
Schriftstellerin, geb. 1850 zu Paris als die Tochter eines Arztes, verheiratete sich noch sehr jung mit einem spanischen Grafen,
Quivogne, der sich nachher dem Buchhandel zuwandte und sein Geschäft allmählich auf den Vertrieb der Werke seiner Frau beschränkte.
Bereits mit 13 Jahren hatte das frühreife Mädchen, das aus der väterlichen Bibliothek gefährliche Geistesnahrung
gesogen, seinen ersten Roman verfaßt und sodann, kaum verheiratet, eine glänzend geschriebene Studie über die französischen
Dichter der 30er Jahre: »Les Romantiques« (neue Ausg. 1878),
veröffentlicht. Dann folgten: »Les courtisanes de l'antiquité«,
»MarieMadeleine, vie de l'amante de Jésus«, »Héloïse et Abaylard«, »Les vestales de l'Église«, »Alosie,
avec notice sur Corneille Blessebois«, »Les triomphes de l'abbaye des Conards«,
»Bon jour, bon an«, »Mme. Ducroisy«, »Les dévoyés«, »Nouvelles drolatiques«, »Les folles journées«, »Monsieur
[* 89] Mystère« (1885)
u. a. In diesen Werken, von denen einzelne, wie z. B. »Alosie«,
alte, in Vergessenheit geratene Texte wiederherstellen, andre Kompilationsarbeit, die drei letztgenannten
Romane und Erzählungen sind,
bekundet sich ein ungewöhnliches stilistisches Talent sowie eine bei Frauen seltene Gelehrsamkeit,
aber auch eine krankhaft ausschweifende Phantasie, die vor keiner Unzüchtigkeit zurückschreckt, was ihr von seiten des Zuchtpolizeigerichts
wiederholt Verbote ihrer Schriften sowie Geld- und Freiheitsstrafen zuzog. Dabei ist sie eine Frau von unbescholtenem
Ruf, die in der Gesellschaft des adligen Faubourg St.-Germain, der sie durch ihre Mutter angehört, verkehrt, und auch auf dem
Gebiet der bildenden Künste bewandert und als Schriftstellerin thätig.
(spr. montihcho), Stadt in der span. ProvinzBadajoz, unweit des Guadiana, an der EisenbahnMadrid-Lissabon gelegen, mit dem Stammschloß des gleichnamigen Grafengeschlechts, Woll- und Leinweberei und (1878) 6020 Einw.
Sibillīni (Montagna della Sibilla), der südlichste und höchste Teil des RömischenApennin, zwischen dem Chienti-
und dem Trontothal, ein rauher, öder Gebirgskamm, der sich im Monte Vittore zu 2479 m erhebt.
(spr. mong-schŏa), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Aachen,
[* 95] am HohenVenn, an der Roer und der Bahnlinie RoteErde-Montmédy, 404 m ü. M., hat eine evangelische und eine
kath. Kirche, ein altes Bergschloß, ein Amtsgericht, Tuch- und Buckskinfabrikation, Streichgarnspinnerei, Kunstwollfabriken
und (1885) 2110 meist kath. Einwohner.
Vgl. Pauly, Geschichte der Stadt Montjoie (Köln
[* 96] 1862 ff.).
(spr. mong-lüßóng), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementAllier, am Cher, Ausgangspunkt des Berrykanals und Knotenpunkt der Orléansbahn, hat sich aus einer kleinen, noch
heute erhaltenen Landstadt ganz mittelalterlichen Charakters in wenigen Jahrzehnten durch Aufschluß des nahen Kohlenbeckens
von Commentry zu einer bedeutenden Industriestadt entwickelt, die sich um den Hügel, auf welchem die Altstadt
mit mehreren Kirchen, dem Stadthaus und dem alten Schloß (jetzt Kaserne) liegt, in lebhaftestem Kontrast zu jener ausbreitet.
Es blüht namentlich die Fabrikation von Glas
[* 100] und Spiegeln, Eisen- und Stahlwaren, Metallgießerei etc. Die Stadt zählt (1886)
24,859 Einw. und hat ein Lyceum, eine höhere Gewerbeschule, einen Gerichtshof und ein Handelsgericht.
(spr. mong-mártr), höchster Punkt von Paris (130 m) und danach benannter nördlichster
Stadtteil (18. Arrondissement) von Paris. Der Name ist auf einen ehemaligen Marstempel (Mons
[* 102] Martis, woraus später Mons Martyrum
gemacht wurde) zurückzuführen. Seit 1133 stand dort eine reiche, in der Revolution aufgehobene Benediktinerabtei. Am hat
die Erstürmung des Montmartre durch die Verbündeten die Kapitulation
von Paris herbeigeführt. Im Kommuneaufstand
von 1871 ward die Anhöhe von den Aufständischen besetzt und mit Batterien versehen (s. Paris, Geschichte). Ein Boulevard und
eine Hauptstraße von Paris sind nach Montmartre benannt.
Als diese 1555 unter dem Herzog von Nevers über die Maas vordrangen, nahmen sie die Stadt von neuem ein, gaben sie jedoch 1559 an
Philipp II. von Spanien zurück. Im KriegHeinrichs IV. mit Spanien (1596) ward der Platz zum drittenmal von den Franzosen eingenommen,
nach abgeschlossenem Frieden aber auch wieder geräumt. Nachdem sich aber 1657 unter Ludwig XIV. die Franzosen nach einer regelmäßigen
Belagerung von 47 Tagen zum viertenmal der Stadt bemächtigt hatten, blieb sie unter französischer Herrschaft
und ward 1659 derselben förmlich überlassen.
Ludwig XIV. ließ die Festung von Vauban durch Herstellung neuer Bastione und Ravelins verstärken. 1815 ward sie von den norddeutschen
Bundestruppen und Preußen
[* 105] belagert und nach Erstürmung der Unterstadt zur Kapitulation gezwungen. 1870 wurde sie als wichtiger
Eisenbahnpunkt von den Deutschen unter General v. Kameke 7.-14. Dez. belagert und durch eine kurze, aber
heftige Beschießung zur Übergabe gezwungen.
Vgl. Jeantin, Histoire de Montmédy, etc. (1861-63, 3 Bde.);
Spohr, Geschichte der Belagerung von Montmédy (Berl. 1876).
(spr. mong-morangssi), 1) Stadt im franz.
DepartementSeine-et-Oise, ArrondissementPontoise, 15 km nördlich von Paris, an der Nordbahn, mit neuerrichtetem Fort, einer
Kirche mit Grabkapelle der 1831 gefallenen Polen, vielen Landhäusern, Obstbau (besonders Kirschen) und
(1881) 4017 Einw. In der Nähe der von Parisern stark besuchte Wald von Montmorency mit 2000 HektarFläche. In demThal
[* 106] von Montmorency liegt das
(später umgebaute) Landhaus Eremitage, in welchem Rousseau seinen »Émile« u. a. schrieb, und die unter
dem NamenEnghien (s. d. 2) bekannten Schwefelbäder. Das Schloß aus welchem die Familie Montmorency stammt, ist während der Revolution
abgetragen worden. -