Gleichzeitig mit
Serbien
[* 3] begann Montenegro
[* 4] wieder
Krieg gegen die Türkei.
[* 5]
Nikita rückte mit 15,000 Mann gegen Novosinje
vor, ward zwar zum
Rückzug genötigt, brachte aber auf demselben 28. Juli dem allzu eilig verfolgenden
Mukhtar Pascha eine empfindliche
Niederlage bei. Da die
Türken sodann ihre Hauptkraft gegen
Serbien wandten, konnte Montenegro wieder angriffsweise
vorgehen und 21. Okt. Medun erobern. Die
Intervention Rußlands zu gunsten
Serbiens machte auch dem
Krieg zwischen der Türkei
und Montenegro ein Ende.
Die
Konferenz der europäischen Großmächte beantragte
Januar 1877 für eine ansehnliche Gebietserweiterung, welche jedoch
die Türkei ablehnte.
Daher begann im Juni 1877 der
Krieg von neuem.
Suleiman Pascha drang von
Norden
[* 6] her
durch den Dugapaß in Montenegro ein; da jedoch die
Pforte ihre
Truppen gegen die
Russen notwendig brauchte
und sie abberief, konnten
die Montenegriner ihrerseits angriffsweise vorgehen.
FürstNikita zwang 8. Sept. Nikschits zur
Übergabe, wandte
sich dann gegen
Süden, nahm
Spizza und eroberte im
Januar 1878
Antivari. Im
Berliner
[* 7]
Vertrag vom wurde darauf die vollständige
Unabhängigkeit Montenegros anerkannt, und dasselbe erhielt einen so erheblichen
Zuwachs an Gebiet (5100 qkm), daß dies sich
mehr als verdoppelte; von großem Wert war namentlich der
Erwerb von Nikschits,
Podgoritza und
Antivari,
wozu 1880 anstatt der albanesischen
Distrikte Gusinje und Plava
Hafen und Gebiet von
Dulcigno kamen. 1879 verwandelte der
Fürst
den alten mit konsultativer
Stimme ausgestatteten
Senat in einen gesetzgebenden
Staatsrat und berief das erste konstitutionelle
Ministerium.
Die Beziehungen zur Türkei gestalteten sich durchaus friedlich, ja freundschaftlich, und 1883 stattete
sogar der
Fürst dem
Sultan einen Besuch in
Konstantinopel
[* 8] ab, wo er mit hohen
Ehren empfangen wurde.
Vgl. Frilley und Wlahovitz,
Le
[* 9] Montenegro contemporain (Par. 1875);
(spr. mongtepäng),XavierAymon de, franz. Schriftsteller,
geb. zu Apremont
(Obersaône), war 1848 als politischer
Publizist in antirevolutionärem
Sinn
thätig und wandte sich dann ausschließlich der
Roman- und Bühnenschriftstellerei zu, dabei unter konservativ-moralischer
Maske eine ausgesprochene realistische
Richtung verfolgend, im übrigen wegen seines liederlichen
Stils übel berufen. Von seinen
zahlreichen
Romanen, die meist auch in deutscher Übersetzung erschienen, sind als die bedeutenden anzuführen: »Confessions
d'un bohême« (1850);
Rosa, eine der vier penninischen Hochalpengruppen, welche den grandiosen Grenzwall zwischen Wallis
und Italien
[* 19] bilden
und in erhöhter Mächtigkeit und Ausdehnung
[* 20] nach der Nordseite ihre Ausläufer fächerartig, je um eine
Hauptmasse, anordnen. Von den neun Hauptgipfeln des eigentlichen Gebirgsstocks ist die Dufourspitze (4638 m), früher auch
Gornerhorn genannt, Kulminationspunkt der gesamten SchweizerAlpen.
[* 21] Einen kolossalen Ausläufer bilden die Mischabelhörner
(4554 m), die, gleich dem westlich bis zum Breithorn (4171 m) verlaufenden Arm, an Höhe dem Zentralstock
wenig nachstehen. So bildet der eine förmliche Bergwelt mit einer Unzahl von Felshörnern, Firnmulden und majestätischen
Eisströmen.
Der Gornergletscher ist über 10 km, der Findelengletscher mehr als halb so lang; bösartig ist der in das Saasthal herabsteigende
Allalingletscher, der, aus seinem Seitenthal vorrückend, den kleinen Mattmarksee staut und dadurch,
wenn der Querriegel plötzlich dem Druck weicht, gewaltige Verheerungen und Überschwemmungen verursacht (vgl. Gétroz). Andre
dieser Eisströme steigen in die piemontesischen Thäler hinab, so der Macugnagletscher. Dem prächtig blauen Eisthor des
Gornergletschers entströmt die Visp.
Eine ungeheure Eismasse, die in ein bebautes Thal vordringt, ist der Gletscher am Unterende etwa ½ km
breit und an vielen Stellen 25-30 m mächtig und bildet nächst dem GroßenAletschgletscher den gewaltigsten Eisstrom der Alpen. 3 km
unterhalb des Gornergletschers liegt als das Haupt des Matterthals Zermatt, gegen Ende des 18. Jahrh. noch ein wenig bekannter
Ort, jetzt eine wahre Kolonie von Hotels. Hier machte Saussure den Anfang der Besteigungen, indem er das
Breithorn erstieg.
Dann folgten die Vincentpyramide (1819), die Zumsteinspitze (1820) und die Ludwigshöhe (1822). Die Signalkuppe bezwang Griffetti
1842, den Westgipfel der Dufourspitze die Gebrüder Smith 1855, das Nordende Sir Igwell Buxton und den LyskammFr. Hardy
(beides 1861); dann folgte die Parrotspitze (Macdonald 1863). In dem Gebiet der Mischabelhörner eroberte Häusser den Weißmies
(1855), der EngländerAmes das Allalinhorn (1856), Pfarrer Imseng das Nadelhorn (1857), der Engländer J. Dawies ^[ JohnLlewelynDavies] das Domhorn (1858), Leslie Stephen das Rimpfischhorn (1859), Hayward und Dawies das Täschhorn (1862);
das Balfrinhorn wurde 1863 von Spence Walson und Gattin erstiegen.
Rotondo, gewaltiger granitischer Berggipfel der InselCorsica,
[* 25] fast genau in der Mitte derselben gelegen, 2625 m
hoch. Er ist trotz seiner Lage (42° nördl. Br.) fast das ganze Jahr mit Schnee bedeckt und von zahlreichen
kleinen forellenreichen Seen umgeben.
früher in Italien die Bezeichnung für Anstalten, in welchen
sich Geld ansammelte (Kapitalvereinigungen); insbesondere nannte man so die Anstalten, welche seit dem 13. Jahrh. zur Durchführung
von öffentlichen Anleihen ins Leben gerufen wurden. Um das Zinsverbot zu umgehen, wurden die Gläubiger in eine Korporation
vereinigt, welcher bestimmte Rechte verliehen und gewisse Einnahmequellen zugewiesen wurden. Indem diese Montes sich mit
verschiedenen Zweigen des Bankwesens befaßten, wurden sie die Vorläuferinnen der heutigen Banken.
Die unter der Form des Rentenkaufs veräußerlichen Anteile an diesen Montes, welche unsern Aktien ähnlich waren, hießen Loca
montium. Die Renten, welche solche Anteile gewährten, waren meist dauernde, bisweilen auch nur bis zum Tod laufende Leibrenten
(Montes vacabiles). Die Montes pietatis (ital. monti di
pietà, franz. monts de piété, »Berge der Frömmigkeit«) hatten im Gegensatz zu den Montes profani den Zweck, mit Verzichtleistung
auf Gewinn die wucherische Ausbeutung der Notlage zu verhüten.
Das Kapital derselben wurde durch milde Zuwendungen beschafft. Sie gaben Darlehen gegen Pfänder und eine Vergütung,
die zwar nur dazu bestimmt war, die Kosten zu decken, aber infolge davon, daß die Verwaltung nicht billig war, doch oft einen
hohen Zins darstellte. Die erste Anstalt wurde mit päpstlicher Genehmigung 1463 zu Orvieto, die zweite 1467 zu Perugia eröffnet,
während erst 1515 durch Leo X. diesen Anstalten das Recht verliehen wurde, für ihre Darlehen Vergütungen
anzunehmen, um sich für ihre Unkosten schadlos zu halten.
Von Italien verbreiteten sich dieselben insbesondere nach Frankreich, weniger nach Deutschland,
[* 28] wo die erste 1498 in Nürnberg
[* 29] gegründet wurde. Die Stelle der Montes pietatis vertraten später die von Gemeinden unterhaltenen Pfand- und Leihhäuser, welche
ebenfalls die Beschaffung von Darlehen in Notlagen erleichtern und wucherische Ausbeutung verhüten sollen, oft aber auch,
besonders bei Gelegenheit von Volksfesten, dem Leichtsinn und der Verschwendung Vorschub geleistet haben.
Vgl. Blaize, Des
monts de piété et des banques de prêts (Par. 1856, 2 Bde.).
SanGiuliano (spr. ssan dschulĭāno), Stadt in der ital.
ProvinzTrapani (Sizilien),
[* 30] 750 m hoch, auf dem antiken Eryx (s. d.) gelegen, mit Mauern und Bauresten der alten Stadt, einem
Kastell mit prachtvoller Rundsicht, einer alten Kirche, Ölbau, Marmorbrüchen und (1881) 3085 Einw.
Sant' Angelo (spr. ssant' ándschelo), Stadt in der ital. ProvinzFoggia, am Abhang des MonteGargano nicht weit vom Meer gelegen, hat eine berühmte, in eine Felsgrotte eingebaute Wallfahrtskirche zum heil.
Michael und (1881) 15,109 Einw.
rotem Kreuz
[* 35] darin und überragt von einer Trophäe
[* 36] an rotem Bande. Die Ordenstracht ist ein weißer Mantel mit rotem Kreuz. Heute
ist er ein Hoforden mit geistlichem Gepräge. Die Ritter teilen sich in Caballeros profesos und Caballeros novicios. 1872 aufgehoben,
wurde der Orden 1874 wiederhergestellt.
(spr. -skaljōso), Stadt in der ital. ProvinzPotenza, KreisMatera, auf einer Anhöhe unfern des Bradano,
hat ein weitläufiges Kloster (jetzt Amtsgebäude) und (1881) 7233 Einw.
Von 1668 bis 1682 beherrschte die Montespan den König völlig und wußte ihre Macht zur Befriedigung ihres Ehrgeizes zu benutzen.
Als Erzieherin ihrer Kinder hatte sie die WitweScarrons, nachmalige Frau von Maintenon (s. d.), angenommen, sah sich aber von
derselben allmählich aus der Gunst des Königs verdrängt und ward 1687 vom Hof,
[* 40] 1691 auch aus Paris verwiesen, worauf sie teils
auf ihren Gütern, teils zu Bourbon lebte. Später wurde sie fromm und trat in den Orden der Töchter des
heil. Jakob.
(spr. mongteskjöh),Charles de Secondat, Baron de la Brède et de, berühmter franz. philosophisch-politischer
Schriftsteller, geb. auf dem Schloß Brède bei Bordeaux,
[* 45] widmete sich dem Studium der Rechte, wurde 1714 Rat beim
Parlament zu Bordeaux und zwei Jahre später Präsident desselben. In dieser Stellung war er auch Mitbegründer
der Akademie daselbst. Die litterarische Laufbahn betrat er mit den »Lettres persanes« (Par. 1721, 2 Bde.;
deutsch von Strodtmann, Berl. 1866), worin er unter der Maske eines Persers vom Standpunkt des Naturmenschen aus das damalige
politische, soziale und litterarische Treiben der Franzosen mit geistreichem Spott geißelte.
Einen Kommentar dazu lieferte MauriceMeyer (Par. 1841). Um die Gesetze und Verfassungen der europäischen Kulturstaaten, die
er in seinem »Esprit des lois« darzustellen beabsichtigte, näher kennen zu lernen, legte er 1726 seine Stelle nieder und bereiste
Deutschland, Ungarn,
[* 46] Italien, die Schweiz,
[* 47] Holland und England, wo er zwei Jahre blieb und zu London
[* 48] in die
königliche Societät der Wissenschaften aufgenommen ward. Kurz zuvor war er auch zum Mitglied der PariserAkademie ernannt worden.
Nach seiner Rückkehr auf sein Schloß Brède schrieb er die »Considérations sur les causes de la grandeur
des Romains et de leur décadence« (Amsterd. 1734; deutsch von Hacke, Leipz. 1828; von Sporschil, das.
1842) und unter dem PseudonymCharles d'Outrepont den »Dialogue de Sylla et d'Eucrate, et de Lysimaque«
(Par. 1748),
worin er das Wesen eines Despoten aufs feinste darlegt. Nach langen Vorstudien erschien endlich sein Hauptwerk:
»De l'esprit des lois« (Genf
[* 49] 1748, 2 Bde.;
deutsch von Hauswald, Halle
[* 50] 1829, 3 Bde.; von Ellissen, 4. Aufl., Leipz. 1854, und in fast alle europäischen
Sprachen übersetzt), der erste Versuch, die Entwickelung gesetzlicher Institutionen und ihr Naturverhältnis zu lokalen und
sozialen Bedingungen in den verschiedenen Ländern in einem Überblick darzustellen.
Indem Montesquieu jedoch als unbeschränkter Freidenker die Religion und Moral als lediglich von klimatischen und
Bodenverhältnissen abhängig ansah, dem Rechts- und Pflichtgefühl in der Staatsmaschine eine untergeordnete Stellung anwies
und die absolute Rechtsidee dem Prinzip opferte, daß des VolkesWohl das höchste Gesetz sei, konnte das von ihm aufgestellte
System keinen Anspruch auf allgemeine Zustimmung erheben. Eine Analyse des Werkes lieferte Bertolini, einen
geistreichen KommentarDestutt de Tracy (Par. 1819). Von Montesquieus übrigen Werken sind seine »Lettres familiaires« (Flor.
1767) und »Le temple de Gnide« (Par. 1725), letzteres,
eine Art Gedicht in Prosa, ein der frivolen Zeitrichtung dargebrachtes Opfer, zu nennen. Montesquieu starb in
Paris. Ausgaben seiner sämtlichen Werke besorgten unter andernL. S. Auger (Par. 1816, 6 Bde.), Parelle
(mit Varianten und Noten, das. 1826-27, 8 Bde.),
Dalibon (das. 1827, 8 Bde.), Hachette (1865, 3 Bde.) und Laboulaye (1875-79, 7 Bde.).
Nach Eröffnung der Gesetzgebenden Versammlung zog er sich ins Privatleben zurück, wanderte nach den Ereignissen des aus
und kehrte erst unter dem Direktorium nach Frankreich zurück, wurde jedoch von Bonaparte, den er in einem
offenen Brief aufforderte, den Thron
[* 51] für die Bourbonen wieder aufzurichten, von neuem verbannt. Nach der ersten Restauration
ward Montesquiou-Fezensac Mitglied der provisorischen Regierung, und vom bis zu Napoleons I.
¶
2) Ambroise Anatole Auguste, Graf von, franz. Pair, Neffe des vorigen, geb. zu Paris, trat 1806 in
die Armee, wurde Ordonnanzoffizier Napoleons I. und 1813 Oberst. 1831 wurde er Maréchal de Camp, war in der Deputiertenkammer
einer der eifrigsten Verteidiger der Julidynastie und erhielt 1841 die Pairswürde. Er begleitete im Februar 1848 die Herzogin
von Orléans mit ihren Söhnen auf der Flucht von Paris über den Rhein. Er starb in Marsan (Gers). Auch als Dichter
hat er sich einen Namen gemacht durch: »Chants divers« (1843, 2 Bde.),
»Moïse« (1850, 2 Bde.;
neue Ausg. 1864),
»Hercule« (1874, 2 Bde.),
Übersetzung des Petrarca (1843-45, 3 Bde.) und der Gedichte Michelangelos (1875) u. einige Dramen.
(spr. -wérde), 1) Claudio, Komponist, geb. 1568 zu Cremona, trat als Violaspieler in die Dienste
[* 55] des Herzogs
von Mantua,
[* 56] studierte unter dem dortigen KapellmeisterIngegneri den Kontrapunkt und wurde 1603 dessen Nachfolger, vertauschte
aber diese Stelle mit der Kapellmeisterstelle an der Markuskirche zu Venedig,
[* 57] welche er bis zu
seinem Tod im Beginn des Jahrs 1643 bekleidete. ist eine der interessantesten Erscheinungen in der Geschichte der modernen Musik
und hat namentlich auf dem Gebiet der Oper reformatorisch gewirkt (s. Musik, Geschichte). Außer den Opern: »Arianna«
(1606) und »Orfeo« (1607), beide von Rinuccini gedichtet, u. a.
hat er auch eine Anzahl früher komponierter Madrigale und Kirchenstücke hinterlassen, in denen er sich als tüchtig geschulter
Tonsetzer bewährt.
Vergine (spr. wérdschine), ein zum Neapolitanischen Subapennin gehöriger Berg in der ital. ProvinzAvellino, 1320 m
hoch, mit prachtvoller Aussicht.
Am M. liegt das gleichnamige Kloster mit alter, 1182 geweihter und 1629 mit großer
Pracht umgebauter Kirche, die einen berühmten Wallfahrtsort bildet. Am Fuß des Bergs in Loreto befindet sich die ehemalige
Abtei des Klosters mit dem berühmten Archiv, welches jetzt einen Teil des Staatsarchivs in Neapel bildet.
Sonst befinden sich in diesem Stadtteil noch das Universitätsgebäude, das große Hospital La Caridad und
das Zollhaus, die Börse (eine Nachahmung der von Bordeaux), die Mauá und andre Banken. Die Neustadt
[* 68] enthält namentlich auch
die Wohnhäuser
[* 69] der hier zahlreichen ausländischen Kaufleute. Montevideo hatte 1860: 37,787, 1884 aber 104,472 Einw.,
unter denen zahlreiche Ausländer. Handel ist die wichtigste, ja fast einzige Erwerbsquelle der Stadt, die eine
nicht zu verachtende Rivalin von Buenos Ayres
[* 70] im Handelsgebiet des La Plata geworden ist.
Der hinter der Stadt in der Bai gelegene eigentliche Hafen ist nur 4,6 m tief und versandet immer mehr, aber eine englische
Gesellschaft hat am gegenüberliegenden Ufer der Bai unter dem 148 m hohen Cerro de Montevideo großartige Docks von
7,3 m Tiefe angelegt, und ebenda befinden sich auch ausgedehnte Saladeros, in denen jährlich 200,000 Rinder
[* 71] geschlachtet werden.
Nicht nur steht Montevideo durch Dampferlinien mit den Haupthäfen Südamerikas und Europas in Verbindung, sondern Eisenbahnen vermitteln
den Verkehr auch mit seinem Hinterland. Im J. 1885 liefen 1249 Schiffe
[* 72] von 1,232,962 Ton.
vom Ausland und 3326 Schiffe von 1,163,283 T. im Küsten- und Flußhandel ein. Die Ausfuhr wertete 16,692,946, die Einfuhr 23,644,944
Pesos. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt verdienen außer dem bereits genannten
Hospital La Caridad Erwähnung: das englische Hospital, ein Waisenhaus, ein Armenhaus, eine Irrenanstalt,
ein Magdaleneninstitut und eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher. Ein Zuchthaus liegt auf der Isla do Ratas (Ratteninsel)
in der Mitte der Bai und ein Lazarett auf der Floresinsel, 25 km östlich davon. Neben seiner Universität hat auch ein Museum
mit großer Bibliothek. Zwei Theater,
[* 74] ein Zirkus für Stiergefechte und mehrere Klubs (unter ihnen der deutsche
»Frohsinn«) dienen dem Vergnügen. - Montevideo wurde 1726 gegründet, nachdem die Portugiesen aus einem von ihnen 1724 erbauten Fort
vertrieben worden waren. Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat die Stadt wiederholt durch Belagerungen und Bombardements durch
Engländer, Spanier, Portugiesen, Brasilier und Argentinier viel gelitten; aber seit 1851 ist sie ziemlich
rasch zu ihrer jetzigen Bedeutung herangewachsen.
Nördlich vom Monte Viso führt ein alter Saumpfad vom MontDauphin nach Saluzzo, welcher 2600 m ü. M. einen 72 m langen, im 15. Jahrh.
erbauten Tunnel
[* 75] (Trou de la Traversette oder Pertuis du Viso) passiert.
IhreKonflikte mit der deutschen und russischen Polizei, die zahlreichen Duelle, die um ihretwegen ausgefochten wurden, verschafften
ihr einen gewissen Ruf; zuletzt aber wurde sie fast überall ausgewiesen. 1846 wußte sie zu München,
[* 78] wo sie ebenfalls als Tänzerin auftrat, die Gunst des KönigsLudwig I. zu gewinnen. Hier reizte sie durch ihr übermütiges,
emanzipiertes Betragen die Bevölkerung,
[* 79] und als das ultramontane MinisteriumAbel sich der Indigenatserteilung an sie widersetzte,
bewog sie den König, dasselbe zu entlassen, und suchte an der Spitze der Studentenverbindung Alemannia
den König und die Beamten zu terrorisieren.
Sie wandte sich nun nach mancherlei Irrfahrten nach London, wo sie sich 1849 mit einem Leutnant der Garde,
Namens Heald, verheiratete; doch trennte sich dieser schon 1850 in Spanien
[* 80] wieder von ihr. 1852 begab sie sich nach Nordamerika,
[* 81] betrat hier als Darstellerin und Tänzerin wieder die Bühne, veröffentlichte »Memoiren« und spielte sogar in eigens dazu
verfaßten Stücken ihre Erlebnisse in Bayern,
[* 82] wobei sie als vom Volk hochgefeierte Befreierin dieses Landes
vom ultramontanen Joch erschien. Im Sommer 1853 reiste sie nach Kalifornien und verheiratete sich hier noch zweimal, mit dem
Zeitungsredakteur Hull,
[* 83] sodann mit einem deutschen Arzt. Nach des letztern Tod kehrte sie nach New York zurück und hielt hier
öffentliche Vorlesungen über politische und soziale Verhältnisse. 1855 ging sie nach Australien,
[* 84] wo
sie theatralische Vorstellungen gab; 1856-58 war sie wieder in den Vereinigten Staaten,
[* 85] 1859 in London, Anfang 1860 in New York.
Hier starb sie in großer Dürftigkeit.
(Moctheuzoma), der vorletzte Beherrscher des mexikan. Reichs, geboren um 1480, folgte 1502 seinem
gleichnamigen Vater auf dem Thron. In den jüngern Jahren war er wegen seiner Tapferkeit und Weisheit berühmt; doch abergläubisch
und furchtsam, ließ er 1519 die in Veracruz gelandeten Spanier unter Cortez als von den Göttern gesendet begrüßen und ermutigte
diese dadurch zum Marsch nach seiner Hauptstadt, wo er sie selbst mit großen Ehren und Geschenken empfing.
Cortez lockte ihn hier nach dem ihm eingeräumten Palast und hielt ihn zu seiner eignen Sicherheit gefangen. Gebrochen und an
jedem Widerstand verzweifelnd, unterstützte er Cortez dabei, seine Herrschaft zu befestigen, und leistete selbst dem spanischen
König die Huldigung. Als er bei einem Aufstand seines Volkes gegen die verhaßten Spanier zum Frieden redete,
wurde er durch einen Steinwurf verwundet; er verschmähte jede ärztliche Hilfe, riß den Verband
[* 86] von seinen Wunden und starb
im Juni 1520. Seine hinterlassenen Kinder nahmen die christliche Religion an. Sein ältester Sohn erhielt von Karl V. den Titel
eines Grafen von Montezuma. Der letzte Nachkomme seines Geschlechts, Don Marsilio de Terual, Graf von Montezuma, spanischer
Grande erster Klasse, geb. 1786, ward als Anhänger der liberalen Partei von Ferdinand VII. aus Spanien verwiesen, ging darauf
nach Mexiko,
[* 87] wurde aber auch hier verbannt und starb in New Orleans.
(spr. mongfokóng),Bernard de, latinisiert Montefalco oder Montefalconius, namhafter Altertumsforscher,
geb. auf dem Schlosse Soulage in Languedoc, widmete sich anfangs dem Kriegsdienst, trat 1676 in den Benediktinerorden,
bereiste 1698-1700 behufs gelehrter Forschungen Italien und zog sich sodann in das KlosterSt.-Germain zu
Paris zurück, wo er, seit 1719 Mitglied der Akademie der Inschriften, starb. Von seinen durch stupenden Sammelfleiß
und gewissenhafteste Gelehrsamkeit ausgezeichneten Werken sind hervorzuheben: »Diarium italicum« (Par. 1702);
»Palaeographia
graeca« (das. 1708);
»Bibliotheca Coisliniana« (das.
1715);
»L'antiquité expliquée et
¶
mehr
représentée en figures« (das. 1719-24, 15 Bde.;
deutsch im AuszugvonRoth, Nürnb. 1807);
»Les monuments de la monarchie française« (franz.
u. lat., Par. 1729-33, 5 Bde.);
(spr. mongferrāng), Stadtteil von Clermont-Ferrand (s. d.). ^[= (spr. klärmóng, lat. Clarus mons oder Clarimontium), Name mehrerer Städte in Frankreich. ...]
Bonifacius III. war einer der Führer
des vierten Kreuzzugs, erlangte 1204 nach Gründung des lateinischen Kaisertums die Herrschaft über Thessalien und fiel 1207 gegen
die Sarazenen;
Wilhelm VI., der Große, war im 13. Jahrh. ein berühmter Söldnerführer (Condottiere).
2) Montfort sur Meu, Arrondissementshauptstadt im franz. DepartementIlle-et-Vilaine, am Meu und an der Westbahn,
hat alte Stadtmauern, eisenhaltige Mineralquellen und (1881) 1590 Einw.
deutsches Grafengeschlecht, stammte von den Pfalzgrafen von Tübingen
[* 91] ab, beherrschte Bregenz
[* 92] und Tettnang,
trat aber 1780 seine Besitzungen an Österreich
[* 93] ab und erlosch 1787. Ihm gehört der deutsche Dichter Hugo von Montfort (s. d.) an.
l'Amaury (spr. mongfōr lamori), ausgestorbenes franz.
Dynastengeschlecht, das seinen Ursprung von Amaury (Amalrich), Grafen von Hennegau, um 952, herleitete, und dessen Stammschloß
Montfort bei Rambouillet lag. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
1) Simon IV., Graf von, geb. 1160, beteiligte sich 1199-1200 an einem Kreuzzug nach Palästina,
[* 94] befehligte 1208 eine Kreuzfahrt
gegen die Albigenser,
gegen welche er, namentlich 1209 in Béziers, mit furchtbarer Grausamkeit wütete,
und siegte 1213 bei Muret über den König Peter II. von Aragonien und Raimund VI., Grafen von Toulouse, wobei ersterer blieb;
er wurde darauf vom PapstInnocenz III. mit des letztern Besitzungen belehnt. Als er 1218 Toulouse belagerte, fand
er 25. Juni d. J. bei einem Ausfall den Tod.
2) Amaury VI., Graf von, Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß
er 1226 dem König Ludwig VIII. seine Rechte auf die GrafschaftToulouse abtrat. 1231 wurde er Connétable. 1239 ging
er nach Palästina, ward bei Gaza gefangen und nach Kairo
[* 95] gebracht, 1241 aber wieder freigegeben. Er starb auf der Rückkehr
zu Otranto.