Stadt in der ital.
ProvinzRom,
[* 3]
KreisViterbo, am östlichen Kraterrand des
Sees von
Bolsena, ist Bischofsitz,
hat ein altes
Schloß,
Seminar, eine schöne
Kathedrale, eine romanische Doppelkirche,
San Flaviano, und (1881) 3092 Einw. Der
hier gebaute Muskatwein ist unter dem
Namen
»Est, est, est« (s. d.) bekannt.
SirMoses, jüd.
Philanthrop, geb. zu
London,
[* 4] trat durch
Heirat in verwandtschaftliche Beziehungen
zu dem Rothschildschen
Haus und machte 1829 eine
Reise nach dem
Orient, über welche er in dem »Diary of a journey
to the
Holy Land« berichtete, und welche in ihm den
Beruf weckte, für seine Glaubensgenossen hilfreiche Sorge zu tragen. 1837 zum
Sheriff für
London und
Middlesex erwählt, ward er 9. Nov. von der
Königin bei ihrer Anwesenheit in der
City zum
Ritter ernannt.
Die Verheerungen, welche zu jener Zeit ein
Erdbeben
[* 5] in Zafed und
Tiberias angerichtet, führten Montefiore zum
zweitenmal nach
Palästina
[* 6] und eine Judenverfolgung in
Damaskus 1840 auch dorthin. Auf den
WunschNikolaus' I. unternahm er 1845 eine
Reise durch das russische
Polen, um die
Lage der Israeliten daselbst kennen zu lernen und
Vorschläge zu ihrer
Hebung
[* 7] zu machen.
Nach
England zurückgekehrt, ward er 1846 von der
Königin zum
Baronet erhoben. Die
Hungersnot in
Palästina 1854 fand Montefiore wieder
an
Ort und
Stelle mit reichen Spenden aus
England.
Vom
Sultan verschaffte er sich das
Recht zu Grunderwerbungen in
Palästina und begann gewerbliche
Unternehmungen, aber auch
Armenhäuser
in dasLeben zu rufen. Das Andenken seiner 1862 gestorbenen
GattinJudith ehrte er durch eine
Reihe bedeutender
Stiftungen, wie die eines israelitischen
College in
Ramsgate. Infolge einer Judenverfolgung in
Marokko
[* 8] 1863 begab er sich dorthin,
wo
er denSultan zu einem
Ferman zur
Sicherung der
Juden wie auch der
Christen vermochte. 1866 ging Montefiore zum
sechstenmal nach
Palästina, um den von
Cholera und
Heuschrecken
[* 9] heimgesuchten Israeliten daselbst
Hilfe zu bringen. 1867 nahmen
vor allem die Judenverfolgungen in
Rumänien
[* 10] Montefiores Thätigkeit in Anspruch. Er begab sich nach
Bukarest
[* 11] und sah auch
hier wieder seine Bemühungen mit einigem Erfolg gekrönt. 1874 trat er von der
Präsidentschaft des Deputiertenkollegiums
der britischen
Juden, welche er lange Zeit bekleidet hatte, zurück. Nachdem er 1875 zum siebentenmal
Palästina besucht, starb
er, über 100 Jahre alt, in
London.
Generōso (spr. dsche-), ein schweizer.
Bergstock der Tessinischen Voralpen, 1695 m hoch, erfüllt die zwischen dem
Luganer- und
Comersee gelegenen
Landschaften und
gewährt eine herrliche Aussicht über die ganze Alpenkette von
Savoyen bis zum
Bernina. Zu
Füßen liegt der vielarmige Luganersee.
Der
Berg wird meistens von
Mendrisio aus bestiegen. 1½
Stunden unter dem Gipfel liegt das Kurhaus Monte Generoso (1209
m), das als Luftkurort stark besucht ist.
(franz., spr. mongt-schü), Vorrichtung zum
Heben heißer
Flüssigkeiten, im wesentlichen ein aufrecht stehender,
geschlossenerKessel, in welchem durch ein
Rohr unter der
Decke
[* 12] zugeleiteter hoch gespannter
Dampf
[* 13] auf die
zu hebende
Flüssigkeit drückt, so daß diese in einem vom
Boden des
Kessels ausgehenden
Rohr emporsteigen muß.
Der Montejus leistet
gute
Dienste,
[* 14] wo eine
Pumpe
[* 15] nicht anwendbar ist, und wird namentlich in Zuckerfabriken benutzt.
Jorge de, span. Dichter des 16. Jahrh.,
geboren um 1520 zu
Montemor in
Portugal,
[* 20] trat früh in Militärdienste, begab sich dann nach
Kastilien, wo er
Sänger in der
königlichen
Kapelle wurde, begleitete
Philipp II. auf seinen
Reisen und kam 1552 im
Gefolge der
PrinzessinJohanna an den portugiesischen
Hof,
[* 21] wo er mehrere Jahre blieb. Er fiel zu
Turin
[* 22] im
Zweikampf. Durch seine berühmte, aber unvollendet
gebliebene
»Diana« (zuerst 1545; neueste Ausg.,
Madr. 1802), welche sich durch
Kunst der
Erfindung und Charakterzeichnung wie
durch
Schönheit der
Sprache
[* 23] auszeichnet und für klassisch gilt, wurde Montemayor Erfinder des spanischen Schäferromans, der in den
neuesten
LitteraturenEuropasNachahmungen hervorrief. Eine schwache Fortsetzung derselben lieferte
AlonsoPerez, eine sehr gute
(»Diana enamorada«) Gaspar
Gil Polo
(Valenc. 1564, am besten
Madr. 1802). Außerdem besitzen wir von eine Gedichtsammlung: »Cancionero«
(Sarag. 1561 u. öfter),
liegt zwischen
43° 18' bis 41° 54' nördl. Br. und zwischen 18° 27' bis 20° 2' östl. L. v. Gr.
und ist ein ausgeprägtes Gebirgsland. Von der Herzegowina her ziehen sich hohe Gebirgsmassen, welche in der eigentlichen
Tzrnagora (im W.) größtenteils aus nackten, grauen Felsen bestehen, welche stellenweise Mergelschiefer und schlechte Kohle
eingelagert enthalten. Das Zentrum Montenegros nehmen Kreidekalke und Dolomite ein, welche im W. und O.
von Triaskalk begrenzt werden, während das Massiv des Dormitor von paläozoischen Schichten gebildet wird.
Eigentliche Gebirgszüge lassen sich schwer erkennen, denn die Massen lagern in gewaltigem Durcheinander. Zu nennen sind in
diesem Teil der Lisatz und der Lowtschen westlich von Cetinje (1759 m). Höher noch und steiler sind die
Gebirge in der Brda nordöstlich davon, jedoch zum Teil mit prächtigen Waldungen bedeckt. Die höchsten Gipfel dieses Chaos
sind
Wojnik (1989 m), Lebrschnik (2174 m), Kom (2430 m). In den 1878 erworbenen Gebieten im N. erreicht der Dormitor 2606 m;
das Rumijagebirge, zwischen dem Skutarisee und dem Adriatischen Meer, steigt zu 1595 m an. Von Ebenen umschließt Montenegro namentlich
die Zeta (55 qkm), die von Nikschitj (48 qkm), die an der Moratscha (220 qkm) und mehrere kleinere.
Die Moratscha ist auch der größte Fluß Montenegros; er entspringt an der Rzatscha Planina in der Brda,
fließt südwärts und mündet, durch Zeta und Tzjewna (Sem) verstärkt, in die Nordecke des Skutarisees. Im N. sind die Piwa
und der Grenzfluß Zukwa zu nennen; im O. durchfließt der Lim ein Stück montenegrinischen Gebiets. Von Seen gehört außer
einigen kleinen Gebirgsseen zu Montenegro der Gornje Blato und die ganze Nordhälfte des Skutarisees.
Das Klima
[* 35] ist selten in einem so kleinen Landstrich ein so verschiedenes wie in Montenegro. Während die eigentliche
Tzrnagora ein ungemein rauhes, stark schwankendes Klima hat, erfreut sich die nahe südlich gelegene Tzrmnitschka eines neapolitanischen,
die Brda eines mehr gleichmäßigen.
Die Tzrnagora, mit ihren nackten Felsen und fließende Wasser fast gänzlich entbehrend, leidet im Sommer
unter einer unerträglichen Hitze (bis zu 40° C. im Schatten),
[* 36] während der Winter so streng und rauh ist, daß er jeder Kommunikation
ein Ende macht. Im Sommer fällt oft monatelang kein Regen, so daß die Zisternen versiegen. Die Brda, ziemlich
stark bewaldet, erfreut sich dieses Umstandes halber einer größern Bewässerung. Doch ist auch hier der Winter unerträglich
rauh.
Offiziell wird der Flächeninhalt Montenegros zu 8433 qkm (153 QM.)
angegeben; doch beträgt er nach einer privaten Berechnung 9030 qkm (164 QM.), auf welchen
etwa 236,000 Einw. (nach B. Schwarz angeblich nur 160,000, wovon 75,000 männlichen Geschlechts; darunter 15,000 Mohammedaner
und 5000 Katholiken) leben, also 26 auf 1 qkm. Die Ergebnisse des Zensus sind bisher nicht veröffentlicht worden. Im
Ausland (Österreich,
[* 46] Türkei,
[* 47] Rußland) leben etwa 2000 Montenegriner, einige auch in Alexandria und San Francisco.
Die Montenegriner (serb. Crnogorac, Plur. Crnagorci) sind mit Ausnahme
einiger tausend Albanesen (Kutschi) Serben vom reinsten Blute, die sich (mit Ausnahme der Kutschi, welche Katholiken sind)
¶
mehr
zum griechisch-orientalischen Kultus bekennen und das Serbische mit größter Reinheit sprechen. In physischer Beziehung zeigt
sich ein Unterschied zwischen den blonden Bewohnern der Brda und der übrigen Bevölkerung,
[* 49] die brünett ist. Das geistliche
Oberhaupt ist der russische Kaiser; im Land besitzt der Metropolit (Vladika) Mitrofan Ban, dessen Sitz Cetinje ist,
die höchste geistliche Würde. Haupt der Katholiken ist der katholische Bischof von Antivari. DreiArchimandriten, 30 Mönche und 200 Popen
bildeten bisher den Klerus, welcher übrigens gleich allen andern Land bestellt und in den Krieg zieht.
Die Montenegriner sind ein ungemein kräftiges, kriegerisches und abgehärtetes Naturvolk, dessen Bildung zwar noch
auf ziemlich tiefer Stufe steht, welches jedoch dafür auch eine große Anzahl Tugenden besitzt. Außerdem haben sie so bedeutende
Naturanlagen, daß sie binnen kurzer Zeit sich leicht gänzlich zivilisieren können. In der That hat selten ein Volk in 25 Jahren
solche Fortschritte in der Kultur gemacht wie die Montenegriner. Auch der Schulbesuch nimmt in raschen
Dimensionen zu, die Alten beginnen sich ihrer Unwissenheit zu schämen, und während bis in die jüngste Zeit der Montenegriner
Arbeit für eine Schande hielt, ist dieses Vorurteil bis auf die Bevölkerung der »Hauptstadt« ganz geschwunden, und es arbeitet
jetzt auch der Mann, zumal da Montenegro infolge der neuen Grenzbestimmungen auch etwas fruchtbares
Land erhält, das den Anbau lohnt, während früher kaum ein Zehntel des Areals anbaufähig war.
Tausende von Montenegrinern gingen daher ins Ausland (s. oben), um dort ihr Brot
[* 50] zu verdienen. Auch die bisher sklavische Stellung
des Weibes wird sich ändern müssen, je mehr die Kultur in Montenegro einzieht. Bisher lastete alle Arbeit auf
den Schultern des Weibes, das infolgedessen bald alterte und häßlich wurde, wodurch es sehr von den schönen, großen Montenegrinern
abstach. Die Nahrung der Montenegriner ist sehr armselig; Fleisch essen nur die Wohlhabenden, und als solche gelten schon diejenigen,
deren jährliche Einkünfte 400 Gulden betragen.
Die Häuser sind von Stein, enthalten gewöhnlich nur ein bis zwei Gemächer, in denen Mensch und Vieh durcheinander liegt und
sich von dem Rauch des Herdes anräuchern läßt. Alles ist noch patriarchalisch; der Familienälteste führt die Regierung über
die ganze Familie, die, weil alle stets beisammen bleiben, oft 50, 100-300 Köpfe stark ist. Mehrere Familien
bilden eine Brüderschaft (bratstvo), mehrere derselben ein Dorf (selo) oder einen Stamm (pleme), deren mehrere eine Nahija
formieren, von denen es acht gibt. In jetziger Zeit machen die Stämme den Kapetanijen Platz, deren bisher 45 existierten,
von denen jedoch drei mit andern unter Einem Kapetan vereinigt waren.
Die Weinproduktion erhob sich auf 12,000 Eimer. Die Zahl der bestellten Äcker betrug 75,000, jene der Wiesen 24,000. Die Gewerbe
befinden sich in der Hand
[* 55] von Ausländern, größtenteils Albanesen. Die Ausfuhr dürfte sich auf 2 Mill.
Guld. belaufen; die Einfuhr
ist sehr gering und beschränkt sich auf Getreide,
[* 56] Munition und Luxusartikel. Vom Werte der Waren
werden 4 Proz. Zoll erhoben. Fahrstraßen waren bis jetzt bloß in einer Länge von sieben Stunden vorhanden, sonst gibt es
nur elende Reit- und Fußstege.
Telegraphenlinien existieren in einer Länge von 444 km mit 15 Stationen. Das Postwesen wird seitens der österreichischen
Regierung besorgt, welche in Cetinje einen Postdirektor hält. 1887 bildete sich in Antivari die »Fürstlich montenegrinische
Dampfschiffahrts-Aktien-Gesellschaft«, welche eine regelmäßige Verbindung zwischen und Dalmatien, Triest
[* 57] und Italien sowie
zwischen der Küste und dem Skutarisee herstellen will. Das Schulwesen steht bereits auf einer erfreulichen
Stufe. Die erste Schule war 1834 gegründet worden, zwei andre folgten in den 50er Jahren nach. Heute besitzt Montenegro ein Lehrerseminar
(mit 25 Schülern), ein höheres Mädcheninstitut (mit 30 Schülerinnen) und 71 Volksschulen (mit 3000 Schülern und 300 Schülerinnen).
Das Lehrpersonal zählt gegen 100 Personen. In Cetinje befindet sich eine Druckerei, welche die Lehrbücher druckt.
Was die Staatsverhältnisse betrifft, so war Montenegro in den ältesten Zeiten ein absolutes Fürstentum, erst in der Familie Balscha,
dann in der Familie Tzrnojewitj erblich und wurde dann (1516) ein theokratischer Staat, welcher vom Vladika,
dessen Gouverneur (upravitelj) und der Volksversammlung (skupschtina) regiert wurde. 1853 erklärte FürstDanilo I. ausdrücklich
Montenegro zu einem erblichen, absoluten Fürstentum nach dem Rechte der männlichen Erstgeburt in der Familie Petrovitj-Njegosch.
Die Ausgaben sind geringer, aber nicht genau bekannt. Der Überschuß wird für außerordentliche Ausgaben verwendet, z. B.
Straßenbau, Heeresbedürfnisse etc. Was die Armee anlangt, so ist jeder Montenegriner von seinem 10. Lebensjahr bis zu seinem
Tod wehrpflichtig. Vom 17.-50. Jahr dient er im ersten Aufgebot, vom 50.-60. im zweiten Aufgebot, die übrigen
Altersklassen im dritten; die ersten beiden Aufgebote bilden die Feldarmee. Das erste Aufgebot sollen 32 Infanteriebataillone,
jedes zu 8 Kompanien, 4 Eskadrons (400 Pferde), 6 Gebirgs- und 9 Feldbatterien zu je 4 Geschützen und eine Pionierkompanie bilden,
die Gesamtstärke beträgt 30,000 Mann; das zweite Aufgebot soll in 12 Bataillonen, einer Eskadron und 12 Batterien
rund 11,000 Mann
¶
Das Wappen
[* 61] Montenegros besteht aus einem kaiserlichen Adler,
[* 62] über welchem eine Königskrone mit durchgehendem Kreuz.
[* 63] In der
Brust des Adlers befindet sich ein ovaler Schild
[* 64] mit drei Schrägbalken, unter dem Adler ein nach links gehender
Löwe. Die Flagge (s. Tafel »Flaggen
[* 65] I«)
[* 66] ist rot mit großem weißen Kreuz (ganz wie die dänische),
»Za junaštvo« (»Für Heldentum«)
u. a. Hauptstadt ist Cetinje.
[Geschichte.]
Das Gebiet des jetzigen Fürstentums Montenegro bildete im 14. Jahrh. das Fürstentum Zeta, welches vom Slawenreich in
Serbien abhängig war. Als letzteres 1389 unter das türkische Joch fiel, flüchteten mehrere Plemena (Stämme)
der Serben nach den Wäldern Zetas. Die Geschichte derselben ist eine endlose Reihe von Unabhängigkeitskämpfen gegen die
Türken. Nach dem Erlöschen ihrer Fürstenfamilie Balschich (Balsići) 1421 wählten sie den tapfern Stephan Crnogorai, dessen
Nachkommen sich Crnojević nannten, zu ihrem Woiwoden, nach dem das Land nun geheißen wurde; dieser gründete
zwei Handelsplätze an der Küste des Adriatischen Meers und (1485) das KlosterCetinje, welches fortan Regierungssitz ward,
schloß mit Venedig
[* 68] ein Schutz- und Trutzbündnis und bestand siegreiche Kämpfe gegen die Türken.
Auch sein Sohn Iwan, noch hochgefeiert in Volksliedern, lebte im beständigen Krieg mit denselben, bald siegreich, bald auf
sein Hochland zurückgedrängt. Mit der AbdankungGeorg Crnojević' 1516 zu gunsten des ersten geistlichen Würdenträgers (Metropoliten)
Vavil beginnt die Reihe der geistlichen Herrscher (Vladiken) des Landes. Doch waren die einzelnen Plemena fast unabhängig,
bekriegten sich untereinander und vereinigten sich nur zum Kampf gegen den türkischen Erbfeind.
Die türkische Herrschaft machte dieser Uneinigkeit wegen auch in Montenegro große Fortschritte,
denen erst der VladikaDaniloPetrowitsch aus dem Pleme Njegusch, der 1697 die Herrschaft übernahm, ein Ende machte. Er verjagte
oder tötete alle Nichtchristen, schloß mit Venedig und Rußland ein Bündnis und stellte sich, nachdem er das Vladikat in
seiner Familie erblich gemacht, einen Gubernator zur Seite, der indes, auf Österreich gestützt, bald eine
rivalisierende Macht wurde und mit dem Vladika in Streit geriet. 1767 trat ein Abenteurer aus Kroatien, StephanMali, der sich
für den (von den Orlows erdrosselten) KaiserPeter III. von Rußland ausgab, in Montenegro auf, fand Anhang, wußte
die verschiedenen Parteien Montenegros zu vereinigen und verteidigte das Land mit Glück gegen die Übermacht des Paschas von
Rumelien und Bosnien, verlor aber 1774 in einer Empörung das Leben. Infolge der Manifeste, welche der KaiserJoseph II. von Österreich
und die KaiserinKatharina II. von Rußland beim Ausbruch des Kriegs gegen die Pforte 1788 an die Montenegriner
erließen, ergriffen diese die Waffen
[* 69] und beschäftigten 50,000 Türken bis 1791, wurden aber in dem Friedensschluß von Sistowa
trotz aller erhaltenen Versprechungen nicht berücksichtigt.
Nun folgte eine lange Zeit der Ruhe, die der nachmals heilig gesprochene VladikaPeter I. Pietrowitsch (seit
1782) zur Ordnung der innern Verhältnisse des Landes benutzte. Er stiftete Frieden zwischen den Stämmen, erweiterte die Befugnisse
des obersten Gerichtshofs, erließ 1796 eine Art Militärrecht und gab 1798 in dem Grund- und Staatsgesetzbuch (Zakonik) von
eine Zusammenstellung aller in Montenegro hergebrachten Gesetze und Gewohnheiten. Doch blieb das neue Staatsrecht
ein toter Buchstabe, da die Montenegriner keine Steuer bezahlen wollten, und das Gubernatoramt bestand weiter.
Nach außen hin zeigten sich die Montenegriner sehr kriegslustig und nahmen an den Kriegen Rußlands gegen die Franzosen und
Türken 1805-1807 und 1810-14 lebhaften Anteil, und Peter eroberte 1812 die Bocca und Cattaro. Sein Nachfolger
war der junge, in Petersburg
[* 70] gebildete edle Peter II. Pietrowitsch (seit der sich hohe Verdienste um die Zivilisation
seines Volkes erwarb. Er richtete sofort eine regelmäßige Regierung ein, bestehend aus einem Senat von 12 Personen und einer
Guardia von 150 Mitgliedern, und beseitigte das Gubernatoramt; der letzte Gubernator, Vuk Radonich, wanderte
nach Cattaro aus.
Der ZakonikPeters I. wurde von neuem für gültig erklärt und eine Klassensteuer eingeführt. Wiederholte Kämpfe mit den
Türken seit 1840 endeten in der Regel mit dem Sieg der tapfern Bergbewohner, doch konnten die gemachten Eroberungen nicht behauptet
werden. Ein schwerer Verlust traf die Montenegriner durch die Wegnahme der Inseln Vradina und Lesendria
durch die Albanesen, die seitdem die wichtigste Einnahmequelle Montenegros, die Fischerei
[* 71] auf dem See von Skutari, störten.
Nach dem TodPeter II. Pietrowitsch' folgte sein NeffeDanilo I. Pietrowitsch-Njegusch (s. Danilo). Er verzichtete
auf seine geistliche Würde und erwirkte 1852 von dem russischen Kaiser und Österreich die Anerkennung seines
Fürstentitels. Er organisierte nun das neue erbliche Fürstentum, erließ 1855 ein neues erweitertes Gesetzbuch (Zakonik kneza
Danila), führte eine Grundsteuer sowie eine auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht ruhende Militärordnung ein und schaffte
die erbliche Kriegerwürde ab. 1852-54 führte er (zu gleicher Zeit mit dem Krimkrieg) mit der Türkei
einen erbitterten Krieg, während dessen es ihm gelang, Aufstände im Innern zu unterdrücken und bei Grahowo mehrere Siege
davonzutragen.
Kommissare der Großmächte stellten endlich die Grenzen
[* 72] des neuen Fürstentums fest. Am wurde FürstDanilo von
einem Montenegriner aus Rache meuchlerisch durch einen Pistolenschuß verwundet, an dessen Folgen er am nächsten Tag starb,
worauf sein NeffeNikita (Nikolaus, geb. 1841), Sohn des Mirko Pietrowitsch, als Nikolaus I. Pietrowitsch zum Fürsten von Montenegro ausgerufen
ward. Unter diesem kam es infolge vielfacher Parteinahme Montenegros für die von der Türkei abgefallene
Herzegowina 1862
¶
Gleichzeitig mit Serbien begann Montenegro wieder Krieg gegen die Türkei. Nikita rückte mit 15,000 Mann gegen Novosinje
vor, ward zwar zum Rückzug genötigt, brachte aber auf demselben 28. Juli dem allzu eilig verfolgenden Mukhtar Pascha eine empfindliche
Niederlage bei. Da die Türken sodann ihre Hauptkraft gegen Serbien wandten, konnte Montenegro wieder angriffsweise
vorgehen und 21. Okt. Medun erobern. Die Intervention Rußlands zu gunsten Serbiens machte auch dem Krieg zwischen der Türkei
und Montenegro ein Ende.
Die Konferenz der europäischen Großmächte beantragte Januar 1877 für eine ansehnliche Gebietserweiterung, welche jedoch
die Türkei ablehnte. Daher begann im Juni 1877 der Krieg von neuem. Suleiman Pascha drang von Norden
[* 74] her
durch den Dugapaß in Montenegro ein; da jedoch die Pforte ihre Truppen gegen die Russen notwendig brauchte und sie abberief, konnten
die Montenegriner ihrerseits angriffsweise vorgehen. FürstNikita zwang 8. Sept. Nikschits zur Übergabe, wandte
sich dann gegen Süden, nahm Spizza und eroberte im Januar 1878 Antivari. Im BerlinerVertrag vom wurde darauf die vollständige
Unabhängigkeit Montenegros anerkannt, und dasselbe erhielt einen so erheblichen Zuwachs an Gebiet (5100 qkm), daß dies sich
mehr als verdoppelte; von großem Wert war namentlich der Erwerb von Nikschits, Podgoritza und Antivari,
wozu 1880 anstatt der albanesischen Distrikte Gusinje und Plava Hafen und Gebiet von Dulcigno kamen. 1879 verwandelte der Fürst
den alten mit konsultativer Stimme ausgestatteten Senat in einen gesetzgebenden Staatsrat und berief das erste konstitutionelle
Ministerium.
Die Beziehungen zur Türkei gestalteten sich durchaus friedlich, ja freundschaftlich, und 1883 stattete
sogar der Fürst dem Sultan einen Besuch in Konstantinopel
[* 75] ab, wo er mit hohen Ehren empfangen wurde.
Vgl. Frilley und Wlahovitz,
Le
[* 76] Montenegro contemporain (Par. 1875);
(spr. mongtepäng), Xavier Aymon de, franz. Schriftsteller,
geb. zu Apremont (Obersaône), war 1848 als politischer Publizist in antirevolutionärem Sinn
thätig und wandte sich dann ausschließlich der Roman- und Bühnenschriftstellerei zu, dabei unter konservativ-moralischer
Maske eine ausgesprochene realistische Richtung verfolgend, im übrigen wegen seines liederlichen Stils übel berufen. Von seinen
zahlreichen Romanen, die meist auch in deutscher Übersetzung erschienen, sind als die bedeutenden anzuführen: »Confessions
d'un bohême« (1850);
Pollīno, Gebirgsstock im NeapolitanischenApennin (2415 m) in den ital. ProvinzenPotenza und Cosenza, mit welchem
der Kalkapennin, steil zum Thal des Cascile und Crati abfallend, endigt, um sich jenseit im kristallinischen Kalabrischen Apennin
fortzusetzen.
Rosa, eine der vier penninischen Hochalpengruppen, welche den grandiosen Grenzwall zwischen Wallis
und Italien bilden
und in erhöhter Mächtigkeit und Ausdehnung
[* 84] nach der Nordseite ihre Ausläufer fächerartig, je um eine
Hauptmasse, anordnen. Von den neun Hauptgipfeln des eigentlichen Gebirgsstocks ist die Dufourspitze (4638 m), früher auch
Gornerhorn genannt, Kulminationspunkt der gesamten SchweizerAlpen.
[* 85] Einen kolossalen Ausläufer bilden die Mischabelhörner
(4554 m), die, gleich dem westlich bis zum Breithorn (4171 m) verlaufenden Arm, an Höhe dem Zentralstock
wenig nachstehen. So bildet der eine förmliche Bergwelt mit einer Unzahl von Felshörnern, Firnmulden und majestätischen
Eisströmen.
Der Gornergletscher ist über 10 km, der Findelengletscher mehr als halb so lang; bösartig ist der in das Saasthal herabsteigende
Allalingletscher, der, aus seinem Seitenthal vorrückend, den kleinen Mattmarksee staut und dadurch,
wenn der Querriegel plötzlich dem Druck weicht, gewaltige Verheerungen und Überschwemmungen verursacht (vgl. Gétroz). Andre
dieser Eisströme steigen in die piemontesischen Thäler hinab, so der Macugnagletscher. Dem prächtig blauen Eisthor des
Gornergletschers entströmt die Visp.
Eine ungeheure Eismasse, die in ein bebautes Thal vordringt, ist der Gletscher am Unterende etwa ½ km
breit und an vielen Stellen 25-30 m mächtig und bildet nächst dem GroßenAletschgletscher den gewaltigsten Eisstrom der Alpen. 3 km
unterhalb des Gornergletschers liegt als das Haupt des Matterthals Zermatt, gegen Ende des 18. Jahrh. noch ein wenig bekannter
Ort, jetzt eine wahre Kolonie von Hotels. Hier machte Saussure den Anfang der Besteigungen, indem er das
Breithorn erstieg.
Dann folgten die Vincentpyramide (1819), die Zumsteinspitze (1820) und die Ludwigshöhe (1822). Die Signalkuppe bezwang Griffetti
1842, den Westgipfel der Dufourspitze die Gebrüder Smith 1855, das Nordende Sir Igwell Buxton und den LyskammFr. Hardy
(beides 1861); dann folgte die Parrotspitze (Macdonald 1863). In dem Gebiet der Mischabelhörner eroberte Häusser den Weißmies
(1855), der EngländerAmes das Allalinhorn (1856), Pfarrer Imseng das Nadelhorn (1857), der Engländer J. Dawies ^[ JohnLlewelynDavies] das Domhorn (1858), Leslie Stephen das Rimpfischhorn (1859), Hayward und Dawies das Täschhorn (1862);
das Balfrinhorn wurde 1863 von Spence Walson und Gattin erstiegen.
Rotondo, gewaltiger granitischer Berggipfel der InselCorsica,
[* 88] fast genau in der Mitte derselben gelegen, 2625 m
hoch. Er ist trotz seiner Lage (42° nördl. Br.) fast das ganze Jahr mit Schnee bedeckt und von zahlreichen
kleinen forellenreichen Seen umgeben.
früher in Italien die Bezeichnung für Anstalten, in welchen
sich Geld ansammelte (Kapitalvereinigungen); insbesondere nannte man so die Anstalten, welche seit dem 13. Jahrh. zur Durchführung
von öffentlichen Anleihen ins Leben gerufen wurden. Um das Zinsverbot zu umgehen, wurden die Gläubiger in eine Korporation
vereinigt, welcher bestimmte Rechte verliehen und gewisse Einnahmequellen zugewiesen wurden. Indem diese Montes sich mit
verschiedenen Zweigen des Bankwesens befaßten, wurden sie die Vorläuferinnen der heutigen Banken.
Die unter der Form des Rentenkaufs veräußerlichen Anteile an diesen Montes, welche unsern Aktien ähnlich waren, hießen Loca
montium. Die Renten, welche solche Anteile gewährten, waren meist dauernde, bisweilen auch nur bis zum Tod laufende Leibrenten
(Montes vacabiles). Die Montes pietatis (ital. monti di
pietà, franz. monts de piété, »Berge der Frömmigkeit«) hatten im Gegensatz zu den Montes profani den Zweck, mit Verzichtleistung
auf Gewinn die wucherische Ausbeutung der Notlage zu verhüten.
Das Kapital derselben wurde durch milde Zuwendungen beschafft. Sie gaben Darlehen gegen Pfänder und eine Vergütung,
die zwar nur dazu bestimmt war, die Kosten zu decken, aber infolge davon, daß die Verwaltung nicht billig war, doch oft einen
hohen Zins darstellte. Die erste Anstalt wurde mit päpstlicher Genehmigung 1463 zu Orvieto, die zweite 1467 zu Perugia eröffnet,
während erst 1515 durch Leo X. diesen Anstalten das Recht verliehen wurde, für ihre Darlehen Vergütungen
anzunehmen, um sich für ihre Unkosten schadlos zu halten.
Von Italien verbreiteten sich dieselben insbesondere nach Frankreich, weniger nach Deutschland,
[* 90] wo die erste 1498 in Nürnberg
[* 91] gegründet wurde. Die Stelle der Montes pietatis vertraten später die von Gemeinden unterhaltenen Pfand- und Leihhäuser, welche
ebenfalls die Beschaffung von Darlehen in Notlagen erleichtern und wucherische Ausbeutung verhüten sollen, oft aber auch,
besonders bei Gelegenheit von Volksfesten, dem Leichtsinn und der Verschwendung Vorschub geleistet haben.
Vgl. Blaize, Des
monts de piété et des banques de prêts (Par. 1856, 2 Bde.).
SanGiuliano (spr. ssan dschulĭāno), Stadt in der ital.
ProvinzTrapani (Sizilien), 750 m hoch, auf dem antiken Eryx (s. d.) gelegen, mit Mauern und Bauresten der alten Stadt, einem
Kastell mit prachtvoller Rundsicht, einer alten Kirche, Ölbau, Marmorbrüchen und (1881) 3085 Einw.
Sant' Angelo (spr. ssant' ándschelo), Stadt in der ital. ProvinzFoggia, am Abhang des MonteGargano nicht weit vom Meer gelegen, hat eine berühmte, in eine Felsgrotte eingebaute Wallfahrtskirche zum heil.
Michael und (1881) 15,109 Einw.