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(1885); die Erzählungen: »Vecche storie« (1883) und »La dogaressa di Venezia« (1884).
(1885); die Erzählungen: »Vecche storie« (1883) und »La dogaressa di Venezia« (1884).
Hafendamm, s. Mole. ^[= # 1) Matthieu, ausgezeichneter franz. Staatsmann, geb. 1584, Sohn Edouard Molés (gest. 1614), ...] [* 2]
Gottheit der Kanaaniter, ursprünglich die sengende Glut der Sonne [* 3] im Hochsommer, überhaupt die verzehrende, aber auch reinigende Kraft [* 4] des Feuers, dann der finstere Gott des harten, vernichtenden Kriegs; auch ist er der Gott des Planeten [* 5] Saturn. Er wurde in Stiergestalt oder mit dem Stierkopf (Minotauros) dargestellt. Ihm wurden zum Dank für den von ihm verliehenen Sieg nicht nur gefangene Feinde in Menge geopfert, sondern auch, um seine Gunst zu gewinnen oder seinen Zorn zu beschwichtigen, Menschenopfer, besonders Kinder und Jünglinge (in Zeiten besonderer Gefahr der älteste Sohn des Königs), dargebracht. Die Opfer wurden der ehernen hohlen Bildsäule in die Hände gelegt und rollten in das vom Feuer erfüllte Innere, wo sie verbrannten. Besonders in Karthago [* 6] war dieser Molochdienst verbreitet (der Stier des Phalaris [* 7] ist das Bild des Moloch); aber auch bei den Israeliten fand derselbe durch Salomo Eingang. Die Griechen nannten Moloch Kronos.
(Mallauchen, Gitschen), das betrügerische Verjüngen der Pferde [* 8] durch Herstellung falscher, eingebrannter oder mit dem Meißel [* 9] eingegrabener und dann geschwärzter »Kunden« an den Zähnen.
Diesen falschen Kunden fehlt die Schmelzeinfassung, und ihre quer-ovale Form stimmt mit der Form der im höhern Alter rundlich erscheinenden Reibeflächen nicht überein.
Flecken im russ. Gouvernement Wilna, [* 10] Kreis [* 11] Wileika, an der Uscha und der Eisenbahn Libau-Romny, mit Schullehrerseminar, war im Feldzug von 1812 einige Zeit das Hauptquartier Napoleons I.;
(spr. mălō-), 1) linker Nebenfluß der Wolga, entspringt im russ. Gouvernement Twer, durchfließt spiralförmig die Gouvernements Nowgorod, Twer und Jaroslaw, wird bei Ustjushna schiffbar und gehört von der Mündung der Tschagodoschtscha an auf 206 km zum Tichwinschen Kanalsystem (s. d.). Die ist trotz ihrer 13 Stromschnellen und Sandbänke von großer Wichtigkeit für die Binnenschiffahrt Rußlands. Ihre Länge beträgt 544 km, die Breite [* 12] zwischen 100 u. 200 m (während der Frühjahrsüberschwemmungen 700-800 m und mehr), die Tiefe 1½-2½ m. -
2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, am Fluß Mologa, unfern seiner Mündung in die Wolga, hat 4 Kirchen, eine Stadtbank, während der Schiffahrtszeit lebhaften Handel mit Viktualien und Holzprodukten und (1883) 6361 Einw. Vom 14.-16. Jahrh. fand hier ein berühmter Jahrmarkt statt; infolge der Versandung der Wolga zog sich der Handel später mehr nach Rybinsk (s. d.).
Insel des Königreichs Hawai [* 13] (s. d.). ^[= # (Sandwichinseln), Inselreich in der nördlichen Hälfte des Stillen Ozeans, dessen von SO. nach ...]
s. v. w. Malakanen (s. d.); ^[= (Milchesser), religiöse Sekte in Rußland, genießt zur Fastenzeit Milch, was bei der orthodoxen ...]
s. auch Raskolniken.
(Molotter, lat. Molossi), Volk hellenischen Stammes, welches der Sage nach von Pyrrhos, dem Sohn des Achilleus, aus Thessalien nach Epirus geführt wurde, wo es sich nördlich vom Ambrakischen Meerbusen um Dodona her in der nach ihm benannten Landschaft Molossis oder Molossia, besonders durch die zur Jagd tauglichen molossischen Hunde [* 14] berühmt, festsetzte und in Besitz des Orakels von Dodona kam. Die epirotischen Molosser vermischten sich mit den zurückgebliebenen alten Bewohnern des Landes, weshalb sie von den übrigen Griechen als halbe Barbaren angesehen wurden und nicht an den Amphiktyonenversammlungen teilnehmen durften.
Sie unterwarfen sich allmählich den größten Teil von Epirus, daher sich ihre Könige, die gegen 1000 Jahre lang daselbst herrschende Dynastie der Äakiden oder Pyrrhiden, später selbst Könige von Epirus nannten. Unter ihren Städten war Passaron, die Residenz der Könige, die bedeutendste. Nach dem Peloponnesischen Krieg eroberten die Molosser das akarnanische Ambrakia und erhoben es zu ihrer Hauptstadt. Nach dem Tod Pyrrhos' III. (192 v. Chr.) zerfiel das Reich der und wurde eine Beute der Makedonier und dann der Römer. [* 15]
(lat.), ein aus drei Längen bestehender Versfuß, z. B. Mondscheinnacht.
Kuhvogel. ^[= (Kuhstar Sws.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Stärlinge ...]
(Molotschánski Liman), ein 207 qkm (3,77 QM.) großer Salzsee im russ. Gouvernement Taurien, dessen Wasser in sehr trocknen Jahren (z. B. 1833 und 1843) verdunstet und eine dicke Salzschicht zurückläßt. In ihn ergießt sich die 112 km lange Molotschnaja, an derem fruchtbaren Ufern sich der blühende Molotschanskische Mennoniten-Kolonialbezirk befindet, welcher 1860 bereits 55 Kolonien mit gegen 145,000 Hektar Land und über 20,000 deutschen Einwohnern zählte, neuerdings aber durch zahlreiche Auswanderungen nach Amerika [* 16] in seiner Entwickelung zurückgegangen ist. Die Bevölkerung [* 17] beschäftigt sich mit Ackerbau, Viehzucht [* 18] (besonders Merinos), Tabaks-, Seiden- und Gartenbau, ferner mit Fabrikation in Tuch, Seide, [* 19] Branntwein, Bier, Thongeschirren etc.
Kreishauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, an der Breusch, am Fuß der Vogesen und an den Eisenbahnen Schlettstadt-Zabern und Straßburg-Rothau, 176 m ü. M., hat eine schöne kath. Pfarrkirche (von 1580), ein altes Rathaus, ein Amtsgericht, Fabrikation von Sicheln, Sägen, [* 20] Meißeln, Schrauben [* 21] etc., ein reiches Hospital, vortrefflichen Wein- und Hopfenbau und (1885) 3087 meist kath. Einwohner. - Molsheim gehörte früher zum Bistum Straßburg. [* 22] Nach der Einführung der Reformation in Straßburg begaben sich die katholischen Domherren jener Stadt nach und machten aus der Pfarrkirche eine Kollegiatkirche. Die um 1580 in Molsheim errichtete Jesuitenschule wurde 1702 nach Straßburg verlegt.
mecklenburg. Adelsgeschlecht, welches zuerst im 13. Jahrh. vorkommt, teilt sich in zwei Hauptlinien: die ältere oder mecklenburgische, welche 1770 in den Reichsgrafenstand, und die jüngere oder dänische, die schon 1750 in den dänischen Grafenstand erhoben ward.
Vgl. Langhorn, Historische Nachrichten über die dänischen Moltke (Kiel [* 23] 1871).
Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Adam Gottlob von, Stifter der jüngern Linie, geb. zu Riesenau, war ein vertrauter Freund des Königs Friedrich V. von Dänemark [* 24] und Klopstocks und starb 1792 mit Hinterlassung von 22 Söhnen, die fast alle zu hohen Stellungen im Staats- und Militärdienst gelangten.
2) Joachim Godske, dän. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. trat in den Militärdienst, verließ denselben aber 1766 wieder, studierte in Kopenhagen, [* 25] trat, nachdem er sich durch fünfjährige Reisen im Ausland ausgebildet hatte, in den Staatsdienst und wurde 1775 Finanzminister, aber 1784, nachdem er die Finanzen geordnet, entlassen. Nachdem er bis 1813 auf seinen Gütern gelebt, wurde er später wieder zum Geheimen Staatsminister ernannt und starb ¶
3) Adam Gottlob Detlev von, geb. legte zur Zeit der französischen Revolution den Grafentitel ab und nannte sich Citoyen Moltke, nahm an den Bestrebungen der schleswig-holsteinischen Ritterschaft 1815-23 unter Dahlmanns Leitung zur Erlangung einer Verfassung thätigen Anteil und starb Er schrieb: »Einiges über die Verfassung Schleswig-Holsteins« (Lüb. 1833) und mehrere Dichtwerke.
4) Magnus von, Bruder des vorigen, geb. studierte in Kiel und Göttingen, [* 27] bekundete in seiner Schrift »Über den Adel und dessen Verhältnis zum Bürgerstand« (Hamb. 1830),
welche die vortreffliche Gegenschrift Kahldorfs: »Über den Adel, an den Grafen Magnus v. Moltke« (das. 1831) hervorrief, eine streng konservative Gesinnung, neigte sich aber später, wie seine Schriften: »Über das Wahlgesetz und die Kammer mit Rücksicht auf Schleswig [* 28] und Holstein« (das. 1834) und »Über die Einnahmequellen des Staats« (das. 1846) bewiesen, dem Liberalismus zu. Als Präsident der schleswigschen Provinzialstände sprach er für Preßfreiheit und Ordnung in den Finanzen und forderte Trennung der Finanzen Schleswig-Holsteins von den dänischen sowie einen verantwortlichen Finanzminister. Noch ist von seinen Arbeiten hervorzuheben: »Die schleswig-holsteinische Frage« (Hamb. 1849). Er starb in Kiel.
5) Adam Wilhelm von, Sohn von Moltke 2), geb. erwarb sich durch seine Hingebung an das Interesse Dänemarks das Vertrauen der Könige Friedrich VI. und Christian VIII., unter welch letzterm er die Finanzen und die Rentenkammer verwaltete und später als Gesandter nach Paris [* 29] ging. Von da bei den Märzereignissen in Kopenhagen zurückgerufen, ward er unter Belassung des Portefeuilles der Finanzen an die Spitze des Staatsministeriums gestellt. Die nächste Folge hiervon war die königliche Proklamation vom 24. März über die unzertrennliche Verbindung Schleswigs mit Holstein. Am trat Moltke die Finanzen an den Grafen Sponneck ab und übernahm die Oberleitung des Auswärtigen sowie der Angelegenheiten Schleswigs, übergab jedoch das Portefeuille des Äußern an Reedtz. Am reichte er auch als Vorsitzender im Staatsrat seine Entlassung ein. Ende August 1854 ward er zum Präsidenten des Reichsrats ernannt. Er hat sich vielfach als Freund von Kunst und Wissenschaft bekundet. Er starb in Kopenhagen.
6) Karl von, ältester Sohn von Moltke 3), geb. war früher den schleswig-holsteinischen Interessen zugethan, trat jedoch in Kopenhagen zur absolutistischen Partei über, ward Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, Staatsminister, ging 1849 als dänischer Gesandter nach Rußland, war vom 13. Juli bis Minister ohne Portefeuille und vom bis Minister für Schleswig, in welcher Stellung er seine Abneigung gegen die Herzogtümer durch eine Reihe von drückenden Maßregeln zu erkennen gab. Er starb
7) Helmuth Karl Bernhard, Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, geb. zu Parchim in Mecklenburg-Schwerin, Sohn des dänischen Generalleutnants Viktor von Moltke (gest. 1846) und Henriettens, geborne Paschen (gest. 1838), ging 1812 nach Kopenhagen, um als Kadett die militärische Laufbahn zu beginnen. Zehn Jahre später trat er als Infanterieleutnant in preußische Kriegsdienste über. Hier zeichnete er sich bald so aus, daß 1832 seine Aufnahme in den Generalstab erfolgte.
Drei Jahre darauf unternahm er eine Reise in den Orient, welche ihn dem Sultan Mahmud nahebrachte und zur Folge hatte, daß er, für mehrere Jahre beurlaubt, der Ratgeber des Sultans wurde bei den von diesem beabsichtigten militärischen Reformen. Auch war Moltke Teilnehmer an dem türkischen Feldzug gegen Mehemed Ali (1839), wo der türkische Oberbefehlshaber freilich seinen verständigen Rat verschmähte und dafür bei Nisib geschlagen wurde. Der Aufenthalt in der Türkei [* 30] gab ihm Veranlassung zu mehreren schriftstellerischen Arbeiten, nämlich: »Der russisch-türkische Feldzug in der europäischen Türkei« (Berl. 1835, 2. Aufl. 1877) und »Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835-39« (das. 1841, 4. Aufl. 1882). Nach Mahmuds Tod 1839 heimgekehrt, trat Moltke in den Generalstab zurück; ward 1842 Major, 1846 Adjutant bei dem in Rom [* 31] lebenden Prinzen Heinrich von Preußen [* 32] und nach dessen Tod 1847 beim Generalkommando am Rhein. 1848 zum Abteilungsvorstand im Großen Generalstab ernannt, war Moltke 1849-55 Chef des Generalstabs des 4. Armeekorps und seit 1856 Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm (jetzigen Kaisers Friedrich). 1858 trat er an die Spitze des Generalstabs der Armee, und 1859 erhielt er den Rang eines Generalleutnants. Um die Ausbildung der Generalstabsoffiziere erwarb er sich durch eigne Vorträge wie durch stete Leitung und Überwachung ihrer Arbeiten große Verdienste.
Der Operationsentwurf für den deutsch-dänischen Krieg war großenteils sein Werk, wie er denn auch Ende April 1864 Generalstabschef des Prinzen Friedrich Karl, Oberbefehlshabers der Alliierten, ward. Über Erwarten glänzend entfaltete sich Moltkes strategische Begabung in dem deutschen Krieg vom Sommer 1866. Im Juni d. J. zum General der Infanterie ernannt, begleitete er den König in das Lager [* 33] und wohnte der entscheidenden Schlacht von Königgrätz [* 34] bei. Nach derselben leitete er auch den Vormarsch der Preußen gegen Wien [* 35] und Olmütz [* 36] und führte die Verhandlungen in Nikolsburg, welche den Waffenstillstand vom 2. Aug. zur Folge hatten.
Als Auszeichnung für seine Verdienste ward ihm vom König der Schwarze Adlerorden und von der Nation eine Dotation verliehen. Unermüdlich thätig, betrieb er sofort die Beseitigung aller Mängel in der Organisation und Taktik der preußischen Armee, welche sich 1866 namentlich bei der Kavallerie und Artillerie herausgestellt hatten. Zugleich bereitete er alles für den erwarteten Entscheidungskampf mit Frankreich vor und arbeitete einen genauen Mobilmachungs- und Feldzugsplan bereits 1868 aus.
Derselbe bewährte sich bei dem Ausbruch des Kriegs 1870 aufs glänzendste. Die ohne alle Störung bewerkstelligte Beorderung der Heeresmassen auf der Eisenbahn, der Aufmarsch der drei Armeen am Rhein sowie die Leitung der Kriegsoperationen selbst erfüllten alle Welt mit Bewunderung und Vertrauen in seine Leitung. »Getrennt marschieren, vereint schlagen« war seine Maxime, und die Siege der deutschen Armeen haben sie bewährt. Vorzüglich die große Rechtsschwenkung der dritten und der Maasarmee Ende August, die mit Sedan [* 37] endete, und die Sicherung der Belagerung von Paris werden stets als strategische Meisterstücke anerkannt werden. Er durfte vieles wagen, weil er genau zu beurteilen wußte, was er seinen Streitkräften zumuten konnte. Die Ehren und Belohnungen, die ihm zu teil wurden, waren zahlreich. Am wurde er in den ¶
Grafenstand erhoben, erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes, 16. Juni wurde er Generalfeldmarschall; er erhielt auch eine bedeutende Dotation, die er zur Stiftung eines Familienfideikommisses verwandte, und ward von zahlreichen Städten zum Ehrenbürger ernannt. Seine Vaterstadt Parchim errichtete ihm ein Denkmal (von Brunnow), das enthüllt wurde; ein andres wurde ihm 1881 in Köln [* 39] (von Schaper) errichtet. Der Kaiser von Rußland überschüttete ihn bei einem Besuch in Rußland Dezember 1871 mit Ehrenbezeigungen.
Nie verließen ihn aber seine Bescheidenheit und seltene Anspruchslosigkeit. Auch politisch ist er thätig gewesen und noch thätig. Seit 1867 gehört er dem Reichstag des Norddeutschen Bundes, dann des Deutschen Reichs, seit dem preußischen Herrenhaus an, wo er sich der konservativen Partei anschloß, und mit unermüdlicher Gewissenhaftigkeit erfüllte er seine Pflichten als Abgeordneter; Aufsehen erregte seine formell und sachlich meisterhafte Rede über die politische Lage und die militärischen Pflichten des deutschen Volkes im Reichstag. Seine vielseitige, tiefe und edle Geistesbildung prägt sich auch in seinen Werken aus. Die Geschichte des italienischen Feldzugs 1859 (2. Aufl., Berl. 1863), des Kriegs von 1866 (das. 1867-68), des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 (das. 1873 ff.) und des deutsch-dänischen Kriegs (1886-87, 2 Bde.), welche der Generalstab unter seiner Leitung herausgab, sind auch stilistisch mustergültig. Die »Briefe aus Rußland« (Berl. 1877) sind eine Übersetzung der 1856 an seine Gattin in Dänemark gerichteten und damals in »Dagens Nyheder« veröffentlichten Tagebuchblätter Moltkes. Das »Wanderbuch« (4. Aufl., Berl. 1879) enthält Aufzeichnungen aus Rom, Spanien [* 40] und Paris. Auch die von ihm herausgegebene Karte von Konstantinopel [* 41] und dem Bosporus [* 42] und die der Umgebung von Rom sind zu erwähnen.
Vgl. W. Müller, Generalfeldmarschall Graf Moltke (Stuttg. 1885);
v. Fircks, Feldmarschall Graf und der preußische Generalstab (2. Aufl., Berl. 1887).
(ital.), viel.
(Moltong, Multum, Molleton, franz.), wollenes, leinwand- oder köperartig gewebtes, weiches, langhaariges, auf beiden oder nur auf einer Seite gerauhtes und mit einem Schnitt geschornes Gewebe, [* 43] ist lockerer als Fries und dichter als Flanell und dient wie letzterer zu Unterkleidern.
Doppelter ist auf beiden Seiten verschieden gefärbt.
Moll ist aus kurzer, feiner Wolle.
Baumwollener Molton zu Unterröcken ist eine Art dicker, auf beiden Seiten stark gerauhter Barchent.
Bantustamm, s. Kalunda. ^[= (richtiger bloß Lunda, da Ka-Lunda "ein Lunda" bedeutet), Bantustamm im innern ...]
(Gewürzinseln, s. Karte »Hinterindien«), [* 44]
der östlichste Archipel von Niederländisch-Indien, der den Raum zwischen 5° nördl. bis 9° südl. Br. und 124-136° östl. L. v. Gr. einnimmt und sich von Celebes bis Neuguinea und von den Philippinen bis zur Nordküste von Australien [* 45] erstreckt. Die innerhalb dieses ausgedehnten Raums eingeschlossenen Inseln und Inselgruppen teilt man gewöhnlich in drei Abteilungen:
1) die Molukken im engern Sinn, bestehend aus der großen Insel Halmahera oder Dschilolo nebst Morotai u. a., den Kleinen Molukken (Ternate, Tidor u. a.), den Inseln Batjan, Obi, der Sulagruppe und der Amboinagruppe, bestehend aus den beiden großen Inseln Ceram und Buru, der kleinen Insel Amboina und den Bandainseln, welch letztere man mit einigen andern bisweilen als Südmolukken zusammenfaßt;
2) der Südostarchipel, bestehend aus den Inseln Aru, Kei und den Tenimberinseln;
3) die Südwestinseln, bestehend aus der Wetterinsel und der östlich davon gelegenen, aus vielen kleinen Inseln bestehenden Serwattygruppe. Areal und Bevölkerung berechnen sich für diese drei Gruppen wie folgt:
QKilom. | QMeil. | Einwohner | |
---|---|---|---|
eigentliche Molukken | 52976 | 962 | 500000 |
Südostarchipel | 13876 | 252 | 61000 |
Südwestinseln | 5236 | 95 | 47000 |
Summa: | 72088 | 1309 | 608000 |
Mit Ausnahme einiger ganz kleiner Inseln, welche der Korallenbildung angehören, sind alle Inseln vulkanisch, und einige der zahlreichen Vulkankegel sind noch jetzt in Thätigkeit. Die Reihe der Vulkane [* 46] (eine Fortsetzung der von Java und den Kleinen Sundainseln) beginnt auf Wetta, zieht nach Banda, dann nach Amboina, Buru, Obi und Dschilolo hinüber. Die höchste Erhebung ist der Gunong Tomahu (3000 m) auf Buru. In Bezug auf Bewässerung und Üppigkeit der Vegetation stehen die Molukken hinter den westlichern Inseln zurück; dafür sind sie aber der Sitz von zwei für den Handel äußerst wichtigen Kulturen, des Gewürznelken- und des Muskatnußbaums, von denen der erste gerade auf felsigem und dürrem Boden vorzüglich gedeiht.
Seine Kultur ist auf Amboina und die Nachbarinseln, die der Muskatnüsse auf die Bandagruppe beschränkt. Außerdem kultiviert man mit Erfolg Kaffee, Indigo, [* 47] Kakao, Tabak, [* 48] Reis; der Sagobaum liefert den Eingebornen die Hauptnahrung. Das Klima [* 49] ist heiß, doch, einzelne Gegenden ausgenommen, nicht ungesund. Die Tierwelt ist zugleich der des asiatischen Archipels und des Australkontinents verwandt, reich ist namentlich die Vogelwelt. Von Mineralien [* 50] hat man an der Südküste von Ceram Zinn, Kohle und Petroleum, auf Batjan Kohle und Gold, [* 51] sonst noch Eisen, [* 52] Kalk, Alaun [* 53] gefunden.
Mineralquellen besitzen Amboina, Ceram u. a.; eßbarer Thon, im ganzen asiatischen Archipel geschätzt, wird von den Uliasserinseln bei Amboina geholt. Die Bewohner der Molukken bestehen aus den wahrscheinlich autochthonen Alfuren (s. d.), welche das Innere der größern Inseln (besonders Halmahera, Ceram und Buru) bewohnen, und aus den in den Küstenlandschaften angesessenen Einwanderern, welche aus den Nachbarinseln stammen und zu den Malaien gehören, aber durch Vermischung mit Chinesen, Arabern und Europäern, namentlich auf Amboina, stark beeinflußt worden sind.
Der Handel der Molukken konzentriert sich namentlich in Ternate, Amboina und Banda, welche seit 1854 Freihäfen sind. Ausgeführt werden: Gewürze, Sago, Schildpatt, Trepang, Wachs, Kaffee, Kakao (beide aus Ternate und Tidor), Tabak (Dschilolo, Batjan, Makian). Eingeführt werden: Rinder, [* 54] Pferde, Reis, Opium, Salz, [* 55] Gewebe, Töpferwaren u. a. Administrativ zerfällt der Archipel in zwei Residenzen: Ternate (Dschilolo, Ternate, Batjan, Obi, Sula), wozu noch die niederländische Hälfte von Neuguinea kommt, und Amboina, das außer der gleichnamigen Insel die Südost- und Südwestinseln umfaßt. Von der Residentschaft Ternate stehen aber nur Obi, Teile von Ternate, von Dschilolo und Batjan unmittelbar unter holländischer Herrschaft. - Die Molukken wurden zuerst von den Portugiesen entdeckt, welche 1512 Amboina auffanden, wo sie 1521 eine Niederlassung gründeten. Doch blieb Portugal erst von 1580 an nach Verzichtleistung Karls V. auf die Gruppe in ungestörtem Besitz derselben, bis ihm derselbe 1605 durch die Hollander entrissen wurde. Diese breiteten ihre ¶
Herrschaft schnell über den Archipel aus, so daß die einzelnen Fürsten zu bloßen Beamten der Ostindischen Kompanie herabsanken. Um das Monopol des Gewürzes sich zu sichern, beschränkten sie den Anbau der Nelkenbäume auf Amboina (s. d.) und die nahe dabeiliegenden Inseln, den der Muskatnußbäume auf die Gruppe Banda (s. d.) und ließen systematisch auf allen übrigen Inseln die vorhandenen Bäume ausrotten. Erst 1863 wurde der Anbau derselben freigegeben.
Vgl. Bastian, Indonesien, Lief. 1: »Die Molukken« (Berl. 1884);
Bokemeyer, Die Molukken, Geschichte der Eroberung und Verwaltung etc. (Leipz. 1888).
(Limulus Müll.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Kiemenfüßer und der Unterordnung der Molukkenkrebse [* 57] (Poecilopoda), Tiere mit zwei Rückenschildern, von denen das vordere große Kopfbrustschild halbmondförmig ist, an seinen Ecken mit einem Stachel endigt und zwei facettierte und zwei einfache Augen trägt, während das hintere mit dem vordern durch ein fast geradliniges Gelenk verbundene Schild [* 58] seitlich gezahnt und stachlig ist und wieder gelenkig mit dem langen, scharfen Schwanzstachel sich verbindet.
Die auf der Unterseite weit vom Vorderrand entfernt liegende Mundöffnung ist von sechs Paar mit Scheren [* 59] endigenden Gliedmaßen umgeben, von welchen das erste kurze Paar den Fühlern entspricht, während die Hüftglieder der drei folgenden Paare als Kauwerkzeuge dienen. Ein großer Deckel bedeckt die fünf Paar platten, als Ruder und Kiemen dienenden Gliedmaßen des Hinterleibs. Man betrachtet die Molukkenkrebse als den Rest eines einer Klasse gleichwertigen Stammes, der schon vor der Entwickelung der eigentlichen Krebse und der eigentlichen Spinnen [* 60] sich aus den ältesten Gliedertieren abgelöst hat.
Die Molukkenkrebse erreichen die Länge von 1 m und darüber und leben ausschließlich an den warmen Küsten des Indischen Archipels, eine Art aber an der Ostküste von Nordamerika. [* 61] Sie schwimmen schlecht, kriechen langsam, wühlen im Schlamm und nähren sich hauptsächlich von Nereiden; bei trübem Wetter [* 62] kommen sie häufig ans Land. L. moluccanus Latr. (s. Tafel »Krebstiere«) [* 63] wird bei Batavia [* 64] gefangen und des eßbaren Fleisches und der Eier [* 65] wegen auf den Markt gebracht, auch in China [* 66] ißt man die Eier. Die amerikanischen Arten dienen als Schweinefutter. Die Schwanzstacheln benutzen die Eingebornen als Lanzenspitzen.
s. Quappe. ^[= (Lota Nils.), Fischgattung aus der Ordnung der Weichflosser und der Familie der Schellfische ...]
berühmtes Zauberkraut der alten Griechen, welches bereits Homer dem Odysseus vom Hermes [* 67] als Bewahrungsmittel gegen die Zaubereien der Kirke reichen ließ. Die italienischen Botaniker der Renaissance erkannten, höchst wahrscheinlich richtig, darin eine Allium-Art, da diese in Griechenland [* 68] wie in ganz Europa [* 69] als Hauptabwendungsmittel von Bezauberung gelten (molyein = entfernen, abwenden, sc. Zauber), und hielten A. magicum L. oder A. Moly L. dafür. Da diese Arten jedoch gelbrötliche bis rote Blumen tragen, Homer die Blumen aber milchweiß nennt, so stimmt nach Sprengel A. nigrum L. besser, sowohl mit der Beschreibung des Homer als des Theophrast. Andre Versuche, die vielumdeutete Pflanze in der weißen Seerose oder schwarzen Nieswurz etc. zu erkennen, sind völlig haltlos.
s. v. w. Graphit. ^[= (v. griech. graphein, schreiben; Aschblei, Potelot, Pottlot, Ofenfarbe, Reißblei, fälschlich ...]
Mo, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Schwefel verbunden im Molybdänglanz MoS2 , mit Sauerstoff im Molybdänocker MoO3 , außerdem als molybdänsaures Bleioxyd (Gelbbleierz PbMoO4 ), in geringen Mengen in manchen Eisenerzen und im Mansfelder Kupferschiefer. Durch Rösten des Molybdänglanzes entsteht unreine Molybdänsäure, welche im Luftstrom sublimiert oder auch durch Lösen in Ammoniak, Entkupfern der Lösung mit Schwefelammonium und Zersetzen des molybdänsauren Ammoniaks durch Erhitzen gereinigt wird.
Durch Reduktion der Molybdänsäure erhaltenes und geschmolzenes ist weiß, fast silberglänzend, Atomgewicht 95,8, spez. Gew. 8,6, an der Luft unveränderlich, oxydiert sich beim Erhitzen zu Molybdänsäure und wird nur von Salpetersäure, konzentrierter Schwefelsäure [* 70] und Königswasser angegriffen. Es ist sechswertig und bildet mit Sauerstoff mehrere Oxyde. Das Molybdänsäureanhydrid MoO3 bildet zarte weiße Blättchen, welche beim Erhitzen gelb, beim Erkalten wieder farblos werden; es schmeckt scharf metallisch, löst sich in 570 Teilen Wasser, schmilzt in der Rotglut, läßt sich, namentlich im Luftstrom, leicht zu Blättchen und Schuppen sublimieren.
Aus der Lösung in Salpetersäure scheidet sich Molybdänsäure H2MoO4 in gelben Krusten aus, die in Wasser und Säuren löslich sind. Von den Molybdänsäuresalzen, die sämtlich ungefärbt sind, wenn die Base ungefärbt ist, sind nur einige mit alkalischer Base in Wasser löslich. Molybdänsaures Ammoniak (NH4)6Mo7O24 + 4H2O ^[(NH4)6Mo7O24+4H2O] bildet luftbeständige Kristalle. [* 71] Eine mit überschüssiger Salpetersäure versetzte Lösung dieses Salzes färbt sich mit den geringsten Spuren von Phosphorsäure gelb und gibt dann einen gelben Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammoniak.
Man benutzt diese Reaktion zur Phosphorsäurebestimmung; löst man den Niederschlag in heißer Sodalösung, verdampft zur Trockne, glüht den Rückstand und löst ihn unter Zusatz von Salpetersäure in Wasser, so ist die Flüssigkeit ein empfindliches Reagens auf Ammoniak und Alkaloide. Bei der Reduktion gibt Molybdänsäure verschiedene Molybdänoxyde; aus der salzsauren Lösung fällen Zinn, Zink und Eisen, ein blaues Oxyd (Molybdänblau, Mineralindigo); ein ähnliches Präparat (blauer Karmin) entsteht bei Einwirkung von Zinnchlorür, und wenn man eine Lösung von Molybdänsäure in Schwefelsäure mit Alkohol versetzt, so entsteht eine blaue Flüssigkeit, in welcher man Seide färben kann. Der Name molybdos diente ursprünglich zur Bezeichnung verschiedener bleihaltiger Substanzen und wurde später auf Bleiglanz und ähnlich aussehende Substanzen übertragen, welche auch Plumbago (Wasserblei, Reißblei) genannt wurden. Letztern Namen erhielt schließlich auch der Graphit und das sehr ähnliche Schwefelmolybdän. Scheele unterschied 1778 beide Mineralien, stellte Molybdänsäure dar, und 1782 erhielt Hjelm das Metall.
s. Molybdän. ^[= # Mo, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Schwefel verbunden im Molybdänglanz MoS2, mit Sauerstof ...]
s. v. w. Gelbbleierz. ^[= (Wulfenit), Mineral aus der Ordnung der Molybdate, findet sich in tetragonalen, tafelartigen ...]
(Wasserblei, Molybdänit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert hexagonal in Tafeln, findet sich meist derb und eingesprengt, schalig oder krummblätterig, ist rötlich bleigrau, metallisch glänzend, undurchsichtig, mild, in dünnen Blättchen biegsam, stark abfärbend, fettig anzufühlen, Härte 1-1,5, spez. Gew. 4,6-4,9, besteht aus Schwefelmolybdän MoS2. Es kommt vor auf Gängen und Lagern älterer Gebirge bei Altenberg, Zinnwald, Ehrenfriedersdorf, Schlackenwalde im Erzgebirge, bei Traversella und Macchetto in Piemont, in Finnland, Cornwallis, Nertschinsk, Grönland und an vielen Orten Nordamerikas. Es dient zur Darstellung der Molybdänpräparate. ¶
(Wasserbleiocker, Molybdänsäure), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, als Überzug und eingesprengt vorkommend, ist feinerdig, zerreiblich, gelb, matt, undurchsichtig, besteht im wesentlichen aus Molybdänsäure und erscheint auf Molybdänglanz und Quarz in Schweden, [* 73] Norwegen, Schottland, Sibirien, Tirol. [* 74]
(griech.), s. Bleigießen. ^[= (griech. ), Wahrsagung durch Bleiguß, ein noch jetzt in der Silvesternacht ...]
1) Pieter de, holländ. Maler, geboren zu London, [* 75] wurde 1616 in die Lukasgilde zu Haarlem [* 76] aufgenommen und starb im März 1661 daselbst. Er malte Landschaften mit Staffage auf Grund sorgfältiger Naturstudien in der Art des Jan van Goyen. Das Louvre besitzt von ihm eine Landschaft mit einem Reiterkampf, das Berliner [* 77] Museum eine Landschaft mit Kavalleristen, Bauern etc. Er hat auch radiert.
2) Pieter de, der jüngere, Sohn des vorigen, genannt Tempesta, geb. 1643, malte anfangs Jagden in der Art des Franz Snyders, ging frühzeitig nach Italien [* 78] und malte dort vorzugsweise Seestürme, welche ihm den Beinamen Tempesta eintrugen. In Genua [* 79] soll er seine Frau haben ermorden lassen, um seine Geliebte heiraten zu können, wofür er zu lebenslänglichem Kerker verurteilt wurde. 1684 entkam er jedoch aus dem Gefängnis und ging nach Piacenza, wo er 1701 starb.
Francesco Maria, ital. Dichter, geb. zu Modena, machte seine Studien in seiner Vaterstadt, dann in Bologna und Rom, geriet hier aber bald in solche Ausschweifungen, daß seine Eltern ihn 1512 nach Modena zurückriefen, wo er sich auf deren Verlangen verheiratete. Schon 1516 verließ er indessen seine junge Frau wieder, um nach Rom zurückzukehren, und bald nahm er in den Kreisen der Gelehrten, Dichter und Künstler, welche Leo X. damals um sich versammelt hatte, einen hervorragenden Platz ein.
Seine äußere Lage war durch die Fürsorge von Gönnern wie des Kardinals Hippolyt von Medici und nach dessen Tod Aless. Farneses sichergestellt. In den letzten Jahren zu den Seinen nach Modena zurückgekehrt, starb er daselbst nach schweren Leiden [* 80] an der Syphilis ist eins der bedeutendsten lyrischen Talente seines Jahrhunderts, das sich nach seinen Vorzügen wie in seiner sittlichen Entartung in ihm treu abspiegelt. Seine Liebesgesänge, die teils an seine Mätressen (darunter Faustina Mancina), teils an die edle Camilla Gonzaga gerichtet sind, zeichnen sich die einen durch Glut der Leidenschaft, die andern durch Tiefe und Zartheit der Empfindung aus; seine Kanzonen glänzen durch Reichtum an neuen und kühnen, selbst gewaltigen Bildern. Am bekanntesten wurde sein »Capitolo in lodo de' fichi«, eine Sammlung von Epigrammen, die (sehr bezeichnend) als Anhang zu Aretinos »Dialoghi« erschienen (später von A. Caro mit Kommentar herausgegeben). Auch hat Molza treffliche lateinische Gedichte hinterlassen und sich mit Glück in der Novelle versucht. Eine Sammlung seiner Werke gab Serassi (mit Biographie, Bergamo 1747-54, 3 Bde.) heraus. - Seine Enkelin Tarquinia Molza, geb. zu Modena, gest. daselbst, gehörte zu den gelehrtesten Frauen des 16. Jahrh. Sie besaß eine gründliche Kenntnis der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache, [* 81] pflegte mit Erfolg die Dichtkunst und war nicht minder in der Astronomie [* 82] und den mathematischen Wissenschaften bewandert. Tasso und Guarini sangen ihr Lob, und der römische Senat erteilte ihr den Titel einer »römischen Bürgerin«. Ihre Dichtungen (veröffentlicht in den Werken ihres Großvaters) bestanden in Madrigalen und Epigrammen; auch hat sie zwei Dialoge des Platon (»Karneades« und »Kriton«) übertragen.
(Mombasa), zu Sansibar [* 83] gehörige Stadt, auf der Ostseite der gleichnamigen kleinen Koralleninsel an der Ostküste Afrikas, unter 4° 4' südl. Br., mit einem mächtigen, 1635 von den Portugiesen erbauten Fort, an welches sich dicht gedrängt unschöne arabische Steinhäuser anreihen, engem, ärmlichem Bazar und Ruinen alter christlicher Kirchen. Nach N. zu dehnen sich die Palmhütten der Neger und die Sklavenstadt aus. Die ca. 20,000 Einw. sind ein Gemisch aller ostafrikanischen Stämme, zu denen noch Araber und indische Banianen kommen. ist Sitz eines englischen Konsuls; am Nordende der Insel befindet sich das englische Missionshaus. Der Hafen, früher der wichtigste Ostafrikas, ist jetzt verödet, aber Station der Dampfer der British India Steam Navigation Co. - Mombas wurde 1506 von dem damaligen portugiesischen Vizekönig von Indien, Almeida, erobert, der es aber wieder verlor, 1528 abermals von Nuño eingenommen, der nun Augustinermönche daselbst ansiedelte. Mombas wurde nun Mittelpunkt des ostafrikanischen Handels mit Indien, bis die Sultane von Oman im 17. Jahrh. die Portugiesen vertrieben und den Islam einführten. Unter der einheimischen Familie der Msara bildete Mombas einen selbständigen Staat; 1824-26 war es in Englands Besitz und kam dann an Sansibar, welches den Ort 1874 (mit Hilfe englischer Kriegsschiffe) gegen die Msara zu behaupten wußte. Landeinwärts die Missionsstation Kisoluduni, wo Krapf, Rebmann und Wakefield wirkten.
(früher Montebello), Dorf in der ital. Provinz Mailand, [* 84] Kreis Monza, zur Gemeinde Limbiate gehörig, hat ein Schloß mit Park, welches gegenwärtig als Filiale des Mailänder Irrenhauses dient.
Hier hatte 1797 der General Bonaparte nach Abschließung des Vertrags von Leoben drei Monate lang sein Hauptquartier.
(lat.), im allgemeinen s. v. w. Augenblick, Zeitpunkt;
daher momentan, augenblicklich, vorübergehend.
In der bildenden Kunst versteht man unter Momént den Augenblick der Handlung oder Begebenheit, welcher als der bedeutendste und für die Anschauung geeignetste vom Künstler besonders hervorgehoben worden ist oder werden muß.
Vgl. Blümner, Laokoon-Studien, Heft 2: »Über den fruchtbaren und das Transitorische in den bildenden Künsten« (Freiburg [* 85] 1882).
(lat.),
das »Bewegende«, Bewegung Wirkende, besonders in der Mechanik; statisches Momént einer Kraft, das Produkt derselben in den senkrechten Abstand ihrer Richtung von einem Punkt oder einer geraden Linie oder einer Ebene (vgl. Hebel, [* 86] Kräftepaar); [* 87] Momént der Trägheit eines Körpers, die Summe der Produkte der Masse eines jeden Körperteilchens in das Quadrat seiner Entfernung von einer gegebenen geraden Linie (Achse). S. Trägheitsmoment. [* 88] Im übertragenen Sinn heißt Momént das, was bei der prüfenden Betrachtung eines Gegenstandes einen Grund der Entscheidung nach dieser oder jener Seite hin darbietet.
s. Photographie. ^[= (griech., "Lichtbild, Lichtbildnerei"), die Kunst, die Veränderung chemischer Präparate ...]
(franz., spr. -mjeh, etwa s. v. w. Mucker), spottende Benennung einer seit 1814 in Genf [* 89] hervortretenden, zuerst unter dem Einfluß der Frau v. Krüdener (s. d.) stehenden, später mehr methodistischen Partei, welche in Gegensatz zu der des Abfalls beschuldigten Staatskirche trat, sich in Konventikeln ¶
erbaute und eine sehr ernste Lebensrichtung hatte. Hervorgerufen und geleitet war die Bewegung von den Genfer Geistlichen Empaytaz, Malan, Gaussen, Bost und Galland. Aus den Mômiers ging 1831 die Evangelische Gesellschaft in Genf hervor, die 1832 eine besondere Lehranstalt errichtete; 1848 vereinigten sich die verschiedenen Dissidentengemeinden zu einer freien evangelischen Kirche (Église libre), welche seitdem neben der Staatskirche (Église nationale) besteht.
Vgl. v. d. Goltz, Die reformierte Kirche Genfs im 19. Jahrhundert (Basel [* 91] 1862).
1) Theodor, ausgezeichneter Altertumsforscher und Geschichtschreiber, geb. zu Garding in Schleswig, besuchte das Gymnasium zu Altona, [* 92] studierte in Kiel Philologie und Jurisprudenz, bereiste 1844-47 mit Unterstützung der Berliner Akademie Frankreich und Italien für archäologische Studien, redigierte 1848 in Rendsburg [* 93] die »Schleswig-holsteinische Zeitung« und ward im Herbst 1848 als Professor der Rechte nach Leipzig [* 94] berufen. Seine Teilnahme an den politischen Bewegungen von 1848 und 1849 hatte indes 1850 seine Entlassung zur Folge, worauf er im Frühjahr 1852 eine Professur des römischen Rechts in Zürich [* 95] erhielt, die er 1854 mit einer solchen in Breslau [* 96] und 1858 mit einer Professur der alten Geschichte in Berlin [* 97] vertauschte, wo er mit der Leitung des »Corpus inscriptionum latinarum« (s. Inschriften) betraut und 1873 zum beständigen Sekretär [* 98] der Akademie der Wissenschaften ernannt ward.
Auch übernahm er später die Redaktion eines Teils der »Monumenta Germaniae historica«. Außer seiner »Römischen Geschichte«, bis 46 v. Chr. (Leipz. 1854-55, 3 Bde.; 7. Aufl., Berl. 1881; Bd. 5, das. 1885), seinem Hauptwerk, welches durch die Lebendigkeit der Darstellung und die Kühnheit seiner Ideen Epoche machte und, wenn es auch mancherlei Widerspruch fand wegen des leidenschaftlichen und oft ungerechten Urteils über manche hervorragende Personen der römischen Geschichte und wegen des allzusehr hervortretenden Anklanges an moderne Verhältnisse, auf die römische Geschichtsforschung doch außerordentlich anregend wirkte, sind von seinen Arbeiten hervorzuheben: »De collegiis et sodaliciis Romanorum« (Kiel 1843);
»Die römischen Tribus in administrativer Beziehung« (Altona 1844);
»Oskische Studien« (Berl. 1845; Nachträge, das. 1846);
»Die unteritalischen Dialekte« (Leipz. 1850);
»Corpus inscriptionum neapolitanarum« (das. 1851);
»Inscriptiones confoederationis helveticae« (Zürich 1854);
»Inscriptiones regni neapolitani latinae« (Leipz. 1852);
»Über den Chronographen vom Jahr 354« (das. 1850);
»Das Edikt Diokletians de pretiis rerum venalium vom Jahr 301« (das. 1851, Nachtrag 1852);
»Die römische Chronologie bis auf Cäsar« (Berl. 1858; 2. Aufl., das. 1859);
»Die Rechtsfrage zwischen Cäsar und dem Senat« (Bresl. 1857);
»Geschichte des römischen Münzwesens« (das. 1860);
»Römische [* 99] Forschungen« (1. Bd., 2. Aufl., Berl. 1865; 2. Bd. 1879);
»Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca« (Leipz. 1855, sowie ein Nachtrag, das. 1855);
»Die Chronik des Cassiodorus Senator« (das. 1861);
»Über die Zeitfolge der Verordnungen Diokletians und seiner Mitregenten« (Berl. 1862);
»Zwei Sepulkralreden aus der Zeit Augusts und Hadrians« (das. 1864);
die Ausgabe der sogen. vatikanischen Fragmente vorjustinianischen Rechts (das. 1863) sowie der »Res gestae divi Augusti ex monumentis Ancyrano et Apolloniensi« (das. 1865, 2. Aufl. 1883) und die der Pandekten (»Digesta Justiniani Augusti«, das. 1866-70);
»Die Örtlichkeit der Varusschlacht« (das. 1885).
Von besonderm Wert ist sein »Römisches Staatsrecht« (Berl. 1871-1876, 2 Bde.; 3. Aufl. 1887). Auch als Mitglied des Abgeordnetenhauses 1873-82, in dem er zur liberalen Partei gehörte, trat er bedeutsam hervor.
Vgl. Zangemeister, Th. als Schriftsteller (Heidelb. 1887).
2) Friedrich, Rechtsgelehrter, nicht mit dem vorigen verwandt, geb. zu Flensburg, [* 100] war 1848-51 Chef des Justizdepartements in Kiel, habilitierte sich nach seiner Vertreibung als Privatdozent zu Göttingen, ward daselbst 1858 Professor und machte sich durch »Beiträge zum Obligationenrecht« (Braunschw. 1853-55, 3 Abtlgn.) und »Erörterungen aus dem Obligationenrecht« (das. 1859-79, 2 Hefte) litterarisch bekannt. 1864 zum Appellationsgerichtsrat in Schleswig ernannt, wurde er 1867 in das Oberappellationsgericht für die neuen Provinzen nach Berlin berufen, 1868 aber zum Präsidenten des neuerrichteten evangelisch-lutherischen Konsistoriums für Schleswig-Holstein [* 101] in Kiel und 1879 infolge Verlegung des Oberpräsidiums der Provinz nach Schleswig zugleich zum Kurator der Universität erhoben. 1884 ward er zum Mitglied des preußischen Staatsrats ernannt. Noch ist von ihm zu erwähnen: »Entwurf eines deutschen Reichsgesetzes über das Erbrecht nebst Motiven« (Braunschw. 1876). Mit Chalybäus gab er heraus: »Die Kirchengemeinde- und Synodalordnung für Schleswig-Holstein« (Kiel 1878).
3) Tycho, Philolog, Bruder von Mommsen 1), geb. zu Garding, studierte 1838-43 in Kiel, bereiste 1846-48 Italien und Griechenland, wurde 1848 Kollaborator am Gymnasium zu Husum, [* 102] aber 1850 durch die Schlacht bei Idstedt von dort vertrieben, 1851 Professor am Realgymnasium zu Eisenach, [* 103] 1856 Rektor der höhern Bürgerschule zu Oldenburg [* 104] und 1864 Direktor des Gymnasiums zu Frankfurt [* 105] a. M.; 1885 trat er in den Ruhestand. Litterarisch hat er besonders die Pindar-Studien gefördert.
Hierher gehören: die kritische Ausgabe Pindars, sein Hauptwerk (Berl. 1864), eine Textausgabe (das. 1866), »Scholia Germani in Pindari Olympia« (Kiel 1861),
eine Übersetzung (Leipz. 1846, 2. Aufl. 1853),
»Pindaros. Zur Geschichte des Dichters und der Parteikämpfe jener Zeit« (Kiel 1845),
»Parerga Pindarica« (Frankf. a. M. 1877). Sonst heben wir die Untersuchungen über μετά, σύν und ἅμα (Frankf. 1874, 1876, 1879, 3 Programme) hervor. Seinen Shakespeare-Studien entsprangen: »Der Perkins-Shakespeare« (Berl. 1854),
eine kritische Ausgabe von »Romeo und Julia« (Oldenb. 1859) und die Schrift »Die Kunst des Übersetzens fremdsprachlicher Dichtungen ins Deutsche« [* 106] (das. 1858; 2. Aufl., Frankf. 1886).
4) August, Philolog, Bruder des vorigen, geb. zu Oldesloe, studierte seit 1841 in Kiel, wurde 1851 Lehrer an der Realschule in Hamburg, [* 107] 1853 Oberlehrer am Gymnasium zu Parchim und 1864 Konrektor an dem zu Schleswig. Er schrieb: »Römische Daten« (Parch. 1855);
»Beiträge zur griechischen Zeitrechnung« (Leipz. 1856);
»Zweiter Beitrag zur Zeitrechnung der Griechen und Römer« (das. 1859);
»Heortologie. Antiquarische Untersuchungen über die städtischen Feste der Athener« (das. 1864);
»Athenae christianae« (das. 1868);
»Mittelzeiten. Beitrag zur Kunde des griechischen Klimas« (das. 1870);
»Griechische Jahreszeiten« [* 108] (Schlesw. 1873);
»Delphika« (Leipz. 1878);
»Chronologie, Untersuchungen über das Kalenderwesen der Griechen« (das. 1883). ¶