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zu Lugano, arbeitete in Florenz [* 2] und in Rom [* 3] für die Päpste Urban VIII. und Alexander VII. und starb um 1666. Seine Medaillen schließen sich an die Einfachheit und Strenge antiker Vorbilder an.
zu Lugano, arbeitete in Florenz [* 2] und in Rom [* 3] für die Päpste Urban VIII. und Alexander VII. und starb um 1666. Seine Medaillen schließen sich an die Einfachheit und Strenge antiker Vorbilder an.
di Bari, Stadt in der ital. Provinz Bari, am Adriatischen Meer und an der Eisenbahn Bologna-Otranto, mit schöner Kirche aus der Normannenzeit, befestigtem Hafen, Schiffbau und (1881) 12,070 Einw.
di Gaeta, früherer Name von Formia (s. d.). ^[= (früher ), Stadt in der ital. Provinz Caserta, am Meerbusen von Gaeta, von der ...]
Gerhard Walter, Abt in Lokkum, geb. 1633 zu Hameln, [* 4] war durch seine Studien unter Georg Calixtus (s. d.) in Helmstedt auf die Durchführbarkeit einer Union zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Lutheranern und Reformierten hingewiesen.
Seit 1677 Abt von Lokkum, beteiligte er sich an den Verhandlungen Spinolas (s. d.) am Hof [* 5] zu Hannover. [* 6] Molanus starb 1727.
(lat.), die Backenzähne, von denen die vordern, welche gewechselt werden, Prämolaren heißen.
s. Tertiärformation. ^[= (hierzu Tafeln "Tertiärformation I u. II"), in der Geologie Schichtenfolge, jünger ...] [* 7]
(spr. mollä), Jakob Bernhard von, der letzte Großmeister des Templerordens, um die Mitte des 13. Jahrh. in Burgund geboren, wurde 1298 Großmeister. Als er eben auf Cypern [* 8] zum Kriege gegen die Sarazenen rüstete, erhielt er 1306 eine Aufforderung des Papstes Clemens V., nach Frankreich zurückzukehren. Er leistete ihr Folge und ließ sich mit dem ganzen Konvent des Ordens im Templerhaus zu Paris [* 9] nieder. Auf Befehl König Philipps des Schönen, der den Orden [* 10] haßte und sich seiner reichen Schätze bemächtigen wollte, wurde er aber nebst allen in Frankreich lebenden Templern verhaftet, auf der Folter zum Geständnis ruchloser Schandthaten des Ordens gezwungen und zu lebenslänglicher Haft verdammt, als er aber diese Geständnisse als erlogen widerrief, zu Paris bei langsamem Feuer verbrannt. Auf dem Scheiterhaufen bekannte er sich wegen seines falschen Geständnisses des Todes für schuldig und forderte den Papst und den König vor den Richterstuhl Gottes.
1) Christian, namhafter dän. Gelehrter, geb. zu Sorö, studierte in Kopenhagen, [* 11] ward 1804 Amanuensis bei der königlichen Bibliothek daselbst, 1823 erster Bibliotheksekretär, 1829 Professor der Litteraturgeschichte an der Universität und 1830 Mitglied der Direktion der königlichen Schauspiele. Seit 1846 Etatsrat, starb er Seine zahlreichen Schriften erstrecken sich über vaterländische und nordische Geschichte, über dänische Sprache und Lexikographie, ästhetische Kritik, Bibliothekswissenschaft etc. Besondere Beachtung verdienen unter ihnen: »Historie om Dithmarskerkrigen« (Kopenh. 1813);
»Kong Erik Plogpennings Historie« (1821);
»Fortällinger og Skildringer af den danske Historie« (1837-40, 2 Bde.);
»Videnskabernes Selskabs Historie i det förste Aarhundrede 1742-1842« (1843);
»Dansk poetisk Anthologi« (1830-40, 3 Bde.);
»Foreläsninger over den danske Poesie« (1831-32, 2 Bde.);
»Dansk Haand-Ordbog« (1813) und sein Hauptwerk: »Dansk Ordbog« (1833, 2 Bde.; 2. Ausg. 1854-59);
»Dansk Glossarium eller Ordbog over föraldede danske Ord« (1853-66);
»Dansk Dialekt-Lexikon« (1833-41).
Sein Werk über Bibliothekswissenschaft wurde von Ratjen (Leipz. 1833) ins Deutsche [* 12] übersetzt. Auf politischem Gebiet that er sich erst in der letzten Periode seines Lebens hervor; er eiferte zwar für Dänemarks Einheit, bekämpfte aber noch in seiner letzten größern Schrift: »Den skandinaviske Eenhedstanke« (1857) den modernen Skandinavismus. Auch gab er verschiedene Zeitschriften heraus. Seine kleinern Abhandlungen sind gesammelt in »Blandede Smaaskrifter« (1834-36, 2 Bde.) und »Blandede Skrifter« (1853-56, 4 Bde.). 1883 erschien sein Briefwechsel mit Karen Margarethe Rahbek.
2) Christian Knut Frederik, dän. Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu Kopenhagen, gewann schon als Student die goldene Medaille der Universität für die Abhandlung »Om Bildhuggerkunsten og dens Poesie« (Kopenh. 1841) und gab einen Cyklus von Gedichten heraus: »Billeder af Jesu Liv« (1841). Seit 1842 bei der königlichen Bibliothek in Kopenhagen angestellt, gab er »Digtninger« (1845) und das lyrische Drama »Klintekongens Brud« (1845) heraus, machte dann eine Reise nach Spanien, [* 13] Sizilien, [* 14] Italien, [* 15] Frankreich und Deutschland, [* 16] worauf er »En Maaned i Spanien« (1848, 2. Ausg. 1856),
»Den guddommelige Comödie« (1851-55),
eine treffliche Übersetzung Dantes mit Einleitung und Noten, »Dämring«, lyrische Gedichte (1852),
welche ganz besonders gefielen, und die Tragödie »Dante« (1852) veröffentlichte. Nach einer abermaligen Reise nach Deutschland und Italien wurde Molbech zum Professor der dänischen und norwegischen Sprache [* 17] und Litteratur an der Universität Kiel [* 18] ernannt, aus welcher Stellung er infolge der politischen Ereignisse 1864 ausschied. Er wurde Mitarbeiter vom »Dagblad«. Eine Reihe politischer, kritischer und polemischer Artikel aus dieser Zeit sammelte er unter dem Titel: »Fra Danaidernes Kar« (Kopenh. 1873). Eine Sammlung seiner poetischen Arbeiten erschien 1879. Seit 1871 ist Molbech Zensor des königlichen Theaters. Zur Enthüllung von Holbergs Denkmal schrieb er das Lustspiel »Renteskriveren« (1875) sowie 1879 das Schauspiel »Ambrosius« (6. Aufl. 1882, deutsch 1878),
welches sein Motiv dem Leben des Dichters Ambrosius Stub entnahm und mit großem Erfolg (auch in Deutschland) zur Aufführung kam. Geringern Beifall fand »Faraos Ring« (1879, deutsch 1879); seine neuesten Stücke sind: »Empor«, eine Satire auf die modernen Bühnenzustände, und das Schauspiel »Opad!« (1881).
(Salamander, Salamandrina mecodonta Strauch), Amphibienfamilie aus der Ordnung der Schwanzlurche, [* 19] mehr oder minder eidechsenartig geformte Amphibien mit großem, breitem, mehr oder weniger flachgedrücktem Kopf, schwachen Beinen, vierzehigen Vorder-, meist fünfzehigen Hinterfüßen, selten durch Schwimmhäute verbundenen, krallenlosen Zehen, langem, kräftigem, meist seitlich zusammengedrücktem Schwanz, feuchter, schlüpfriger, mehr oder minder uneben warziger, einen scharfen, milchweißen Saft sezernierender Haut, [* 20] in welcher bewegliche Chromatophoren einen Farbenwechsel ermöglichen, im ausgebildeten Zustand ohne Kiemen und Kiemenloch, mit in schmalen Streifen stehenden Gaumenzähnen, die Männchen oft mit einem Rückenkamm.
Sie leben an feuchten, schattigen Orten oder in seichtem Wasser, seltener in Seen und nähren sich von Insekten [* 21] und Würmern. Eine wirkliche Begattung findet nicht statt; die Männchen entleeren den Samen [* 22] in das Wasser, worauf ihn die Weibchen der Landsalamander durch den After aufsaugen, um die Eier [* 23] im Innern ihres Körpers zu befruchten, während die Weibchen der Wassersalamander die Eier in das samenhaltige Wasser legen und an Pflanzenblättern befestigen. Bei dem Landsalamander entwickeln sich die Embryos im Mutterleib, werden aber auch ins Wasser abgesetzt und verlassen dies erst nach vollendeter Metamorphose. Die Molche sind ungemein zählebig und ¶
besitzen ein großes Reproduktionsvermögen. Sie finden sich fast ausschließlich in den nördlichen gemäßigten Regionen. Zu den Erdmolchen gehört der Feuersalamander (Salamandra maculata Laur., s. Tafel »Schwanzlurche«),
12-17 cm lang, schwarz mit unregelmäßigen, großen, goldgelben Flecken und stark entwickelten Drüsen, in Europa [* 25] und Nordafrika, besonders in feuchten Thälern und Wäldern, kriecht langsam und schwerfällig, erscheint bei Tag nur nach einem Regen, jagt nachts Schnecken, [* 26] Würmer [* 27] etc. und spritzt zu seiner Verteidigung einen milchweißen Saft aus, welcher auf Schleimhäute reizend wirkt, auch kleinere Tiere tötet. Der Saft enthält einen in Alkohol löslichen, kristallisierbaren, sehr giftigen Stoff.
Der Feuersalamander war seit dem Altertum Gegenstand vieler Fabeleien; man hielt ihn für äußerst listig, glaubte, daß er das Feuer lösche, und die Alchimisten benutzten ihn beim Goldmachen. In der Gefangenschaft hält er sehr gut aus. Er wird durch Kochsalz schnell getötet. Die Art der Fortpflanzung ist wenig bekannt. Das Weibchen legt 30-50 und mehr Eier ins Wasser, am liebsten in kaltes Quellwasser, worauf die Embryos alsbald ausschlüpfen. Die Jungen verlassen im August oder September das Wasser und halten sich in den ersten Jahren sehr verborgen.
In den Alpen [* 28] lebt der sehr ähnliche, aber kleinere ungefleckte, schwarze Salamander (S. atra Laur.), welcher stets nur zwei Junge zur Welt bringt, indem in jedem Eigang sämtliche Eier bis auf eins zusammenfließen und dem Keimling zur Nahrung dienen. Die Embryos verlieren die Kiemen noch im Mutterleib, vorzeitig herausgeschnitten leben sie mit Kiemen monatelang im Wasser. Von den Wassermolchen (Triton [* 29] Laur.), deren Männchen in der Brunstzeit einen Rückenkamm besitzen, sind bei uns häufig: der Kammmolch (T. cristatus Laur., s. Tafel »Schwanzlurche«),
13-17 cm lang, oberseits schwärzlich olivenbraun, schwarz und weiß gefleckt, unterseits gelb, schwarz gefleckt, im Hochzeitskleid mit gezacktem Kamm, unterseits orangerot, an der Seite des Schwanzes mit weißbläulichen, perlmutterfarbenen Streifen, an der Kehle mit weißen Wärzchen; der Feuermolch (T. igneus Schn.), 10 cm lang, oberseits schieferblau, dunkelbraun, an den Seiten schwarz gefleckt, unterseits orangerot; im Hochzeitskleid mit ungezacktem, weißgelblichem, schwarz quergestreiftem Kamm, unterseits feuerrot, an den Schwanzseiten mit bläulichweißen Flecken.
Der Streifen- oder Gartenmolch (T. taeniatus Schn.), 7-8 cm lang, mit am Ende zugespitztem, fast fadenartigem Schwanz, oberseits olivengrün oder braun, an den Seiten weißgelblich, unterseits orangegelb, überall schwarz gefleckt, im Hochzeitskleid mit ganz besonders hohem Kamm, weiß punktiert, auf der Bauchmitte orange und mit perlmutterblauem Streifen am Schwanz. Alle drei Arten finden sich in Mitteleuropa und Vorderasien. Sie leben in klarem, nicht schnell fließendem Wasser, welches sie auf längere oder kürzere Zeit verlassen, überwintern gesellig am Land unter Steinen und Baumwurzeln und bleiben nur in quellenreichen Teichen auch den Winter über.
Sie ertragen lange Trockenheit und große Kälte, nähren sich von Insekten, Schnecken, Würmern und besitzen ein erstaunliches Reproduktionsvermögen, indem sie alle Glieder, [* 30] auch die Kinnladen und die Augen, in kurzer Zeit und vollkommen wieder ersetzen. In der Paarungszeit rufen sie nach Art der Unken. Bisweilen finden sich die Kiemen noch an geschlechtsreifen Exemplaren. Gefangene Tritonen sind sehr leicht zu erhalten.
Vgl. Strauch, Revision der Salamandridengattungen (Petersb. 1870);
Latreille, Histoire naturelle des Salamandres de France (Par. 1800);
Rusconi, Histoire naturelle, développement et métamorphose de la Salamandre terrestre (das. 1854).
Hauptstadt von Flintshire (Wales), am Alyn, hat einen Gerichtshof, Papiermühle und (1881) 4320 Einw. In der Nähe Kohlengruben.
(tschech. Vltava), der Hauptfluß Böhmens und wichtigste Zufluß der Elbe, aber mächtiger und wasserreicher als sie, entspringt in den Moorgründen des Böhmerwaldes, hart an der bayrischen Grenze, in einer Höhe von 1180 m in zwei Quellen, der Kalten und Warmen Moldau, fließt anfangs in einem waldigen, moorigen Längenthal nach SO., wendet sich aber bei Hohenfurt, wo ihr Spiegel [* 31] nur noch 529 m ü. M. liegt, durch die 1 km lange Paßenge der Teufelsmauer brausend, nach N. Diese Richtung behält sie im allgemeinen bis zu ihrer Mündung in die Elbe gegenüber Melnik bei.
Von Hohenfurt bis Budweis (379 m) fließt die Moldau durch bunte Urgebirgsformationen in schönem Thal; [* 32] auf der Strecke von Budweis bis Melnik (152 m ü. M.) durchmißt sie im obersten und untersten Teil breite Kessel, sonst ein enges Querthal, das sich nur an einigen Punkten (so bei Prag) [* 33] etwas erweitert. Ihre Länge beträgt 420 km. Sie ist von Hohenfurt aus flößbar, von Budweis schiffbar; doch gibt es zahlreiche Hindernisse der Schiffahrt, so 27 Strudel, darunter die sogen. Johannisströmungen bei Stechowitz, ferner 57 Wehre.
Dampfschiffe verkehren oberhalb Prag bis Stechowitz und unterhalb Prag bis zur Mündung. Die Regulierung der Moldau für Schiffahrtszwecke, namentlich auch die Beseitigung der Wehre, ist seit langem projektiert. Nebenflüsse der Moldau sind rechts: die Maltsch, Luschnitz, Sazawa; links: die Wotawa, Beraun etc. Ihr Gebiet umfaßt 30,800 qkm (560 QM.) oder 3/5 der Oberfläche Böhmens (die Elbe nur 2/5). Im Gebiet der Moldau liegen die großen Teichgruppen bei Frauenberg und Wittingau, unter denen der Rosenberger Teich 5,8 qkm groß ist. Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal verbindet die Quellbäche der Moldau mit der Mühl in Oberösterreich.
(Moldova), seit 1859 mit der Walachei zu Einem Staat unter dem Namen Rumänien [* 34] (s. d.) vereinigtes Fürstentum, grenzt im N. an Rußland und an Österreich [* 35] (Bukowina), im W. an Siebenbürgen, im NO. und O. an Rußland (Bessarabien, Grenze der Pruth), im SO. an die Dobrudscha, im S. an die Walachei, von der sie der Milkowfluß trennt, und umfaßt ein Areal von 38,054,8 qkm (691 QM.). Die ist im W. Hochland, im NO. Berg- und Plateauland, im SO. Flachland; im SW. umschließen die Karpathen die Kreise [* 36] Putna, Bakau, Neamtz und Suczawa und durchziehen das Land in zahlreichen Abzweigungen, welche, von tiefen, dicht bewaldeten Thälern unterbrochen, sich bis zum Sereth und dem Pruth abdachen und dort in Rebenhügel auslaufen.
Die Donau, welche die Südgrenze der Moldau berührt, empfängt die beiden Hauptströme des Landes, den Pruth und den Sereth, welch letzterer die Moldau der Länge nach durchfließt, die goldführende Bistritza und weiter die Flüsse [* 37] Trotusch, Berlad und Putna aufnimmt und oberhalb Galatz in die Donau mündet. Von größern Seen ist der Bratysch, nahe der Mündung des Pruth, zu erwähnen. In den Kurorten Slanik, Strunga, Borka und Pangescht sprudeln heilsame Mineralquellen. Infolge der Nähe des Meers und des mangelnden Schutzes vor dem Nordwind ist das Klima [* 38] der Moldau ¶
sehr unbeständig; Gewitter und häufige Regen bei großer Hitze charakterisieren den Sommer, während die Kälte im Winter bis -22° C. steigt. Die Bevölkerung [* 40] wird auf 2 Mill. Seelen geschätzt, darunter ca. 150,000 Juden, deren Hauptmasse in der nördlichen Moldau wohnt, wohin sie meist aus Galizien und Bessarabien eingewandert sind. Hauptbeschäftigung der Einwohner ist der Ackerbau, welcher seit der Aufhebung der Leibeigenschaft (1856) und dem Agrargesetz von 1862 mehr und mehr in Aufschwung kommt, zumal der Boden äußerst fruchtbar ist.
Auch der begüterte Adel, der meist auf seinen Landsitzen lebt, widmet sich dem Ackerbau. Dem ausgedehnten Handel, dessen Zentrum Galatz (s. d.) bildet, dienen als Verkehrsadern die Flüsse Sereth und Pruth und mehrere Eisenbahnen: Braila-Roman mit Fortsetzung nach der Bukowina und Jassy;
sowohl Braila als Jussy sind mit Bender in Bessarabien durch Schienenwege verbunden.
Die Moldau zerfällt in die Kreise: Bakau, Botoschan, Covurlui, Dorogoi, Faltschi, Jassy, Neamtz, Putna, Roman, Suczawa, Tekutsch, Tutowa, Waslui. Hauptstadt ist Jassy. Weiteres s. Rumänien (mit Karte).
Geschichte. Über die älteste Geschichte der als Teil Daciens s. Rumänien. Die Gründung der als Staat fällt wahrscheinlich in die Jahre 1350-1361, wo Bogdan oder Dragosch, ein rumänischer Häuptling, aus der Marmaros mit seinem zahlreichen Kriegsgefolge nach der Moldau zog und, die vorhandenen Bewohner slawischen, rumänischen und tatarischen Ursprungs unterwerfend, von dem Gebiet der Moldau, mit Einschluß der Bukowina und Bessarabiens, als Fürst desselben Besitz ergriff.
Aus dem Dunkel der Überlieferung tritt die Geschichte der Moldau erst mit dem Regierungsantritt Alexanders I. (1401), welcher dem Land eine administrative Einteilung gab; Heer und Finanzen regelte, Schulen und Klöster stiftete, ein aus den Basiliken kompiliertes Gesetzbuch erließ und durch seine Weisheit und Milde sich den Namen des »Guten« erwarb. Neben dieser organisatorischen Thätigkeit im Land bewährte sich Alexander auch als mutiger und gewandter Feldherr in seinen Kämpfen mit Polen, Ungarn [* 41] und Tataren.
Mit dem Polenkönig Wladislaw schloß er ein Bündnis, nahm dessen Schwester zur Frau und schickte ihm Hilfstruppen, welche gegen die Deutschordensritter bei Marienburg [* 42] heldenmütig kämpften. Auch die Herrschaft seines Enkels Stephan d. Gr. (1456-1504) bildete eine glorreiche Epoche der moldauischen Geschichte. Nachdem derselbe die Polen zum Abschluß eines Friedens- und Handelsbündnisses gezwungen, schlug er 1467 bei Baja den Ungarnkönig Matthias Corvinus und zog nach der Walachei, um seinen Lieblingsplan, die Vereinigung der stammverwandten Fürstentümer, in Ausführung zu bringen. Er belagerte und nahm die Hauptstadt Bukarest [* 43] und zwang den Fürsten Radu den Schönen zur Flucht.
Dieser kehrte jedoch bald in Begleitung eines großen türkischen Heers unter Soliman Pascha zurück; Stephan brachte dem überlegenen Feind in der denkwürdigen Schlacht bei Rakowa 1475 eine schwere Niederlage bei und zwang die Türken zum regellosen Rückzug. Von Feinden bedroht, hielt es Stephan für geratener, mit dem Fürsten Radu Frieden zu schließen gegen Abtretung des Distrikts Putna, wonach der Fluß Milkow für immer die Grenze der Fürstentümer wurde.
Schon im Herbst 1479 mußte Stephan wieder im Verein mit Polen und Ungarn gegen die Türken kämpfen. In der Schlacht von Rebnik (Bukowina) 1481 wurden die Türken zurückgedrängt; 1484 hatte Stephan neue Kämpfe gegen Bajesid II., welcher Kilia und Akjerman eroberte, zu bestehen; 1497 rief er sogar, als der Polenkönig Johann Albrecht, um Stephan zu entthronen, in die Moldau einfiel und die Hauptstadt Suczawa drei Monate belagerte, die Türken zu Hilfe, welche die Polen auch vertrieben. Am starb der Held, ihm folgte sein Sohn Bogdan (1504-1517). Dieser schloß mit Sultan Selim 1513 die erste Kapitulation, in der sich die Moldau unter die Oberhoheit der Türkei [* 44] stellte, letztere dagegen die als freien, nicht eroberten Staat mit dem Rechte der Wahl eigner Fürsten, selbständiger innerer Verwaltung und eigner Gesetze anerkannte und sich gegen einen Tribut von 4000 Dukaten, 24 Falken und 40 Pferden verpflichtete, die Moldau gegen alle fremden Angriffe zu schützen.
Diese Kapitulation bildete die Grundlage der staatsrechtlichen Stellung der Moldau zur souveränen Macht und wurde von dem Nachfolger Bogdans, Peter Raresch, mit Soliman I. unter den Mauern von Ofen (1529) erneuert. Von 1546, dem Todesjahr des kühnen Raresch, folgt bis 1633 eine Reihe meist unbedeutender Herrscher, unter denen es der Pforte möglich war, den Tribut stark zu erhöhen und immer mehr Einfluß im Innern und beider Wahl des Fürsten zu gewinnen. Johann I. (1571-74) widersetzte sich den immer steigenden Ansprüchen der Türken und schlug sie wiederholt.
Intrigen und Korruption führten zu raschem Fürstenwechsel und Verfall; zu der Willkür der Türkei gesellte sich polnischer Einfluß. Eine Verschwörung der Bojaren gegen den griechenfreundlichen Alexander Iliesch brachte Basil Lupu (1634-54) auf den Thron, [* 45] einen Fürsten, der dem Verfall Einhalt gebieten wollte; er schuf viele wohlthätige Institute, gründete Schulen, begünstigte die Entstehung einer rumänischen Nationallitteratur und erneuerte mit Sultan Mohammed IV. die mit Bogdan abgeschlossene Kapitulation.
Unter Lupus Nachfolgern verschwand immer mehr der alte trotzige Unabhängigkeitsgeist und der Mannesmut der moldauischen Fürsten, und mit Nikolaus Maurokordatos (1711) nahm die verhängnisvolle Periode der Fanariotenherrschaft ihren Anfang, mit ihr der geistige und politische Verfall der und Walachei. Während dieser Periode griff Rußland immer entschiedener in die Schicksale der Fürstentümer ein, die nunmehr der Spielball russischer Protektionspolitik wurden, welche sich in zahlreichen Besetzungen des Landes durch große Heere äußerte und zur Zerstückelung der Moldau durch den Verlust der Bukowina an Österreich (1777) und Bessarabiens an Rußland (1812) führte.
Gregor Ghika legte Protest ein gegen den willkürlichen Verkauf eines Teils des Ländergebiets, büßte jedoch dafür mit seinem Leben. Als aber durch den Aufstandsversuch der Fanarioten unter Alexander Ypsilanti, welche 1821 in die Moldau einfielen, die Pforte mißtrauisch gegen die Griechen wurde, beschloß sie, dem Land keine fremden Herrscher mehr aufzudrängen. Johann Sturdza, der gewählte einheimische Fürst, wurde von der Pforte bestätigt. Sturdzas gute Absichten wurden jedoch durch die neue Schutzmacht, Rußland, vereitelt, deren Vertreter alle Reformen verhinderten und seit dem Frieden von Adrianopel thatsächlich das Land regierten. 1834 ernannte die Pforte Michael Sturdza zum Fürsten der Moldau, dieser, Rußland ganz ergeben, suchte durch einige Verbesserungen und Reformen seine habgierigen Pläne und systematischen Erpressungen für seinen Säckel und den seiner russischen Günstlinge zu verhüllen. Diese schamlose Mißwirtschaft bewirkte im ¶
April 1848 den Ausbruch der Revolution. Aber um dieselbe Zeit rückten russische Truppen in die Moldau ein, während ein türkisches Heer die Walachei besetzte. Die Nationalbewegung erlag bald den fremden Bajonetten, und viele Patrioten mußten vor den Verfolgungen ins Ausland flüchten. Der Vertrag von Balta-Liman (1849) stellte das alte System wieder her. Gregor Ghika, der auf sieben Jahre ernannte Fürst, war von guten Absichten beseelt, umgab sich mit patriotischen Männern und führte manche heilsame Maßregel durch. 1853 begann der Krimkrieg mit der Wiederbesetzung des Landes durch russische Truppen, denen 1854-57 eine österreichische Okkupation folgte. Der Pariser Vertrag von 1856 beendete schließlich die Leidensgeschichte der Fürstentümer, erkannte ihre Unabhängigkeit an und stellte sie unter den Schutz und die Bürgschaft der Großmächte als neutrales Gebiet. Die Rumänen verstanden es, diese ihnen geschaffene günstige Lage in vorsichtiger und kluger Weise auszunutzen und die Vereinigung mit der Walachei zu stande zu bringen. Weiteres s. Rumänien.
Stadt im südlichen Böhmen, [* 47] an der Moldau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Dechanteikirche, fürsterzbischöflichem Schloß, Bierbrauerei, [* 48] Schiffbau, Holz- und Getreidehandel und (1880) 4417 Einw.
alter Ausdruck für Staub, Erde;
daher Moldwerf, Maulwurf;
Moldwolf, Maulwurfsgrille;
Moldwurm, Molch.
Seestadt im norweg. Amt Romsdal, am Moldefjord, Sitz eines deutschen Vizekonsuls, mit schönen Umgebungen, hat 1591 Einw. In der Nähe liegt ein großes Hospital für Aussätzige.
(Moltgarn), feines, loses Leinengarn, nur zum Einschuß der Leinwand brauchbar.
[* 49] (ital. Molo), Strom- und Hafenbauten gegen die Versandung der Hafeneinfahrten;
in die See gebaute Steindämme bis zur gefahrlosen Wassertiefe. S. Hafen.
[* 49] (Mola, Windei, Mondkalb), eine Mißbildung (s. d.), welche bei befruchtetem, aber abgestorbenem oder verkümmertem Ei [* 50] in früher Periode der Schwangerschaft dann entstehen kann, wenn die außerembryonalen Teile sich selbständig fortentwickeln. Man unterscheidet gewöhnlich drei Arten der Molenbildung, nämlich das Abortivei, die Fleischmole und die Blasenmole. Das Abortivei (ovum abortivum) stellt einen aus den Eihäuten bestehenden, mit Flüssigkeit gefüllten Sack ohne Spur eines Embryo, gleichsam ein taubes Ei, vor.
Die Flüssigkeit ist in der Regel nicht ganz klar, in manchen Fällen mit Blut gemengt. Solche Abortiveier werden gewöhnlich nicht über zwei Monate getragen. Die Blutmolen entstehen durch Entzündungen der mütterlichen Eihäute, durch Blutungen ins Gewebe [* 51] derselben oder zwischen Decidua und Chorion. Sie bilden bis faustgroße Geschwülste, welche, langsam wachsend, Chorion und Amnion vor sich her in die Amnionhöhle hineindrängen, selten das Chorion auch noch durchbrechen.
Auf dem Durchschnitt sieht man dunkel schwarzrote Blutklumpen; später werden dieselben mehr und mehr entfärbt, konsistenter und erhalten dann den Namen Fleischmolen (mola carnosa). Weitere Umwandlung können sie durch Verkalkung eingehen. Die Frucht ist in jedem Fall verkümmert, nicht selten gar nicht vorhanden. Meistens werden solche Fleischmolen nur bis zum fünften Monat getragen. Die Blasenmole (Hydatiden- oder Traubenmole) entsteht durch eine Degeneration und Wucherung der Chorionzotten.
Letztere beginnt in den Epithelien, die zu vielgestalteten Bildungen auswachsen und von einem embryonalen, gleichfalls wuchernden Bindegewebe getragen werden, welches eine mehr oder minder große, stark mucinhaltige Flüssigkeitsmenge beherbergt. Die traubenartigen Bildungen kommen dadurch zu stande, daß die Degeneration nicht gleichmäßig fortschreitet, sondern insulare Partien ergreift, welche dann durch Stiele normalen Gewebes unter sich und mit der Hauptmasse zusammenhängen.
Veranlassung zur Bildung der Traubenmolen scheinen Anomalien der Frucht, der Placenta sowie Krankheiten der Mutter geben zu können. Die Blasenmolenschwangerschaft kann vermutet werden, wenn die Größe der Gebärmutter [* 52] der Zeit der Schwangerschaft durchaus nicht entspricht, wenn ferner vom sechsten Monat an die Zeichen einer lebenden Frucht fehlen; doch ist eine Verwechselung mit einer totfaulen Frucht oft schwer zu vermeiden. Sehr früh stellen sich bei der Blasenmolenschwangerschaft periodische oder kontinuierliche Blutungen ein, die mit allerlei Beschwerden verbunden zu sein pflegen und das Individuum in hohem Grad erschöpfen. Die Mole wird endlich, nachdem sie bis zu sechs Monaten getragen worden, als Ganzes oder stückweise ausgestoßen und zwar stets unter bedeutendem Blutverlust. Der Arzt muß sich bei diagnostizierter Blasenmole darauf beschränken, die Blutungen auf das geringste Maß herabzusetzen und so dem drohenden Kräfteverfall vorzubeugen.
1) Matthieu, ausgezeichneter franz. Staatsmann, geb. 1584, Sohn Edouard Molés (gest. 1614), des eifrigen Anhängers Heinrichs IV., wurde 1614 Generalprokurator und 1641 Erster Präsident des Pariser Parlaments. In den Unruhen der Fronde trat er ebenso entschieden für die Rechte des Parlaments wie für die Prärogative der Krone auf und suchte den Frieden zwischen den Parteien zu vermitteln; auch bei den Aufständen des Pariser Pöbels bewies er große Festigkeit. [* 53] 1650 ward er zum Siegelbewahrer ernannt. Er starb Seine »Mémoires« hat Champollion-Figeac herausgegeben (Par. 1855-58, 4 Bde.).
Vgl. Barante, Le [* 54] Parlement et la Fronde, vie de Matthieu Molé (Par. 1859).
2) Matthieu Louis, Graf, franz. Ministerpräsident, ein Nachkomme des vorigen, Sohn des Parlamentspräsidenten Edouard François Matthieu Molé de Champlâtreux (geb. ward 1788 Parlamentspräsident und starb unter der Guillotine), geb. zu Paris, lebte während der Revolution in der Schweiz [* 55] und in England, kehrte um 1796 in sein Vaterland zurück, erwarb sich durch den »Essai de morale et de politique« (Par. 1806, 2. Aufl. 1809), worin er die Herrschaft Napoleons I. als eine politische Notwendigkeit darlegte, die Gunst des Kaisers, ward Requetenmeister, 1807 Präfekt des Departements Côte d'Or, 1809 Staatsrat, bald darauf Generaldirektor der Brücken [* 56] und Chausseen, Graf des Kaiserreichs und 1813 Justizminister (Grand juge).
Bei der Abdankung Napoleons I. legte er seine Ämter nieder, schloß sich aber später den konstitutionellen Royalisten an. Im August 1815 wurde er zum Pair von Frankreich erhoben; vom September 1815 bis Dezember 1818 war er im Kabinett Richelieu Marineminister. In der Pairskammer opponierte er mit Entschiedenheit gegen die ultrareaktionären Maßregeln der Regierung. Nach der Julirevolution erhielt er im ersten Ministerium Ludwig Philipps das Departement des Auswärtigen, erlangte die Anerkennung des Julikönigtums seitens ¶
der auswärtigen Mächte, indem er die Politik der Nichtintervention proklamierte, mußte aber schon dem Herzog von Broglie weichen. Nach dem Rücktritt des Ministeriums Thiers wurde er mit der Bildung eines neuen konservativen Kabinetts beauftragt, in dem er selbst den Vorsitz und das Ministerium des Auswärtigen übernahm. Da Molés äußere Politik wegen der Räumung Anconas und Belgiens in der Adreßdebatte im Januar 1839 die heftigsten Angriffe von allen Parteien erfuhr, wurden die Kammern aufgelöst.
Die Wahlen fielen aber so ungünstig aus, daß er mit seinen Kollegen seine Entlassung nahm. Seitdem beteiligte er sich auch in der Pairskammer nur noch selten an den politischen Debatten. 1840 wurde er Mitglied der französischen Akademie. Nach der Februarrevolution von 1848 in die Nationalversammlung gewählt, hielt er sich, obwohl ein hervorragender Redner, doch sehr zurück. Nach dem Staatsstreich vom trat er ins Privatleben zurück und starb auf seinem Schloß Champlâtreux. Durch seinen edlen, vornehmen Charakter und sein feines Benehmen war er ein Vertreter der alten französischen Gesellschaft. Mit ihm erlosch der Name seiner Familie. Er schrieb: »Essai de morale et de politique« (1806) sowie zahlreiche »Discours politiques et académiques«.
(spr. -lecke), s. Krabben. ^[= # (Taschenkrebse), kurzschwänzige Zehnfüßer (Decapoda Brachyura), aus der Ordnung der Schildkrebse ...]
s. Spezifische Wärme. ^[= (Wärmekapazität), die Wärmemenge, welche 1 kg eines Körpers bedarf, um sich um 1° C. zu ...] [* 58]
(franz., Diminutiv v. lat. moles), die kleinsten, durch mechanische oder physikalische Mittel nicht weiter teilbaren Körperteilchen. Früher wurde dieser Ausdruck häufig in derselben Bedeutung wie Atom (s. d.) angewendet oder auch überhaupt nur zur Bezeichnung sehr kleiner Teilchen der Materie (Massenteilchen). Die heutige Naturwissenschaft dagegen versteht unter Molekül im Sinn der modernen Chemie eine gesetzmäßig aufgebaute Gruppe von gleichartigen oder ungleichartigen Atomen.
Ein Molekül besteht demnach aus mindestens zwei Atomen, welche nur auf chemischem Weg voneinander getrennt werden können. Hiernach heißen also die kleinsten Teile chemischer Verbindungen stets Moleküle. Das Molekül Kohlensäure besteht aus 1 Atom Kohlenstoff und 2 Atomen Sauerstoff, und man kann daher niemals von einem Atom Kohlensäure sprechen. Auch die kleinste, im freien Zustand existierende Menge eines Elements ist ein Molekül und besteht aus wenigstens 2 Atomen dieses Elements. Die Kräfte, welche nach der atomistischen Theorie die Moleküle zu einem Körper (Kohäsion) zusammenhalten, werden Molekularkräfte genannt (s. Kraft). [* 59]
Vgl. Atom.
(spr. -nār), Jan Miense, holländ. Maler, geboren um 1605 zu Haarlem, [* 60] bildete sich unter dem Einfluß des Frans Hals und später nach A. van Ostade und starb im September 1668 daselbst. Er malte meist humoristische Genrebilder aus dem Bauernleben in der Schenke, beim Schmaus, bei Gesang und Tanz und bei Schlägereien. Derartige Gemälde befinden sich im Berliner [* 61] Museum (der Bänkelsänger, die Dorfschenke, Maleratelier), in der Schweriner Galerie (lustige Bauerngesellschaft, Schlägerei beim Kartenspiel), in der Galerie Liechtenstein [* 62] zu Wien [* 63] (Bohnenfest), im Braunschweiger Museum (Zahnarzt auf dem Lande) u. a. O. Er wurde früher oft mit den Landschaftsmalern Cornelis Molenaer (geboren um 1540), in Antwerpen [* 64] und Amsterdam [* 65] thätig, und Claas Molenaer, gest. 1676 in Haarlem, verwechselt.
(lat.), drückende Last, Masse;
kolossales Bauwerk, z. B. Moles Hadriani, die Engelsburg in Rom.
Jakob, Physiolog, geb. zu Herzogenbusch, studierte seit 1842 in Heidelberg [* 66] Medizin, Naturwissenschaft, besonders Physiologie und daneben Hegelsche Philosophie und erwarb sich durch seine »Kritische Betrachtung von Liebigs Theorie der Pflanzenernährung« (Haarl. 1845) den von der Universität zu Haarlem ausgesetzten Preis. 1845 ließ er sich als Arzt in Utrecht [* 67] nieder, arbeitete in Mulders Laboratorium [* 68] und begann mit Donders und van Deen die Herausgabe der »Holländischen Beiträge zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften«. 1847 habilitierte er sich zu Heidelberg als Privatdozent für Physiologie und Anthropologie sowie für allgemeine und vergleichende Anatomie, und 1853 gründete er daselbst ein physiologisches Laboratorium. In diese Zeit fallen auch seine Hauptschriften, mit denen er seinen Ruhm begründete: die »Physiologie der Nahrungsmittel« [* 69] (Darmst. 1850; 2. Aufl., Gieß. 1859),
für Fachmänner, und die »Lehre [* 70] der Nahrungsmittel« (Erlang. 1850, 3. Aufl. 1857),
für das Volk, die »Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Tieren« (das. 1851) und »Kreislauf [* 71] des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebigs 'Chemische [* 72] Briefe'« (Mainz [* 73] 1852; 5. Aufl. 1876-86, 2 Bde.). 1854 erhielt Moleschott wegen seiner materialistischen Auffassung aller Lebensthätigkeit im Namen des engern Senats der Universität und auf Befehl des Ministeriums eine Verwarnung, legte infolgedessen sein Lehramt nieder und behielt nur die Leitung seines physiologischen Laboratoriums, bis er 1856 einem Ruf als Professor der Physiologie am eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich [* 74] folgte, in welche Stelle er sich mit der Rede »Licht [* 75] und Leben« (3. Aufl., Gieß. 1879) einführte. 1861 ward er an die Universität zu Turin [* 76] berufen, im November 1876 von der italienischen Regierung zum Senator ernannt und 1878 an die Universität Rom versetzt. In seinen »Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere« (Frankf. 1856 ff.) veröffentlichte er die meisten seiner Untersuchungen, welche sich besonders auf die Respiration und die Respirationsorgane, auf die Milch, die Galle und das Blut, auf die Wandlung der Stoffe im Organismus, auf die Struktur der Horngebilde etc. beziehen. Er schrieb noch: »Georg Forster, der Naturforscher des Volks« (Frankf. 1854; 2. Aufl., Berl. 1862);
»Physiologisches Skizzenbuch« (Gieß. 1861);
»Hermann Hettners Morgenroth« (das. 1883) und eine Reihe von Antritts- und Eröffnungsreden zu seinen Vorlesungen.
Gesammelt erschienen »Kleine Schriften« (Gieß. 1880-1887, 2 Bde.).
(engl., spr. mohl'skinn, »Maulwurfsfell«),
feine Westenstoffe mit Mustern aus feinster Wolle auf baumwollenem Grund;
auch feiner, dichter, gerauhter und geschorner Barchent.
(spr. -sóng), s. Freiburger Alpen. ^[= die zwischen dem Rhône- und dem Aarethal aufgebaute Gruppe der schweizer. Voralpen, von welcher ...]
(lat.), belästigen.
(franz., Rändelrädchen), Stahlrädchen mit Verzierungen auf dem Umkreis zum Eindrücken in Metallarbeiten (Molettieren);
auch zwei gegeneinander gepreßte Walzen, von welchen die eine rundum eine Furche, die andre ein in die Furche passendes flaches Stäbchen enthält, zum Zusammenpressen der von den Streckmaschinen in der Baumwollspinnerei gelieferten losen Bänder.
Stadt in der ital. Provinz Bari, Kreis [* 77] Barletta, am Adriatischen Meer und an der Eisenbahn Bologna-Otranto, zerfällt in die ummauerte, winkelige Alt- und die stattliche Neustadt, [* 78] ist Bischofsitz, hat eine interessante alte Kathedrale (byzantinische Basilika), [* 79] ein Seminar, eine Bibliothek, ein Museum, ¶
Theater, [* 81] eine Schiffswerfte, lebhafte Industrie in Seife, Tauen, Netzen, Baumwollwaren und Leder, Handel mit Wein, Olivenöl, Getreide, [* 82] Mandeln, rege Fischerei [* 83] und Schiffahrt (1885 liefen im Hafen von Molfetta 475 Schiffe [* 84] mit 48,884 Ton. ein) und (1881) 29,697 Einw. Molfetta wurde 988 von den Sarazenen zerstört, 1529 von den Franzosen in Besitz genommen. Nahe bei Molfetta der Pulo, eine reichhaltige Salpetergrube.
(spr. mollĭähr), eigentlich Jean Baptiste Poquelin, der größte franz. Lustspieldichter, geb. 15. oder zu Paris, erhielt seine Bildung auf dem Collège de Clermont (später Louis le Grand), genoß den Unterricht des berühmten Philosophen Gassendi (seine Lukrezübersetzung fällt in diese Zeit), studierte die Rechte und trat 1643, einer unwiderstehlichen Neigung folgend, unter dem Namen »Molière« in eine Schauspielertruppe, welche wegen schlechter Geschäfte im Jahr 1646 oder 1647 in die Provinz ging.
Hier schwang sich Molière bald zum Direktor auf, durchstreifte mit seiner Truppe zwölf Jahre lang ganz Frankreich und kehrte 1658, an Erfahrungen reich, nach Paris zurück. In die Wanderzeit fallen, neben vielen unbedeutenden Stücken, seine beiden Lustspiele: »L'Étourdi« und »Le dépit amoureux«. Bald erwarb sich die neue Truppe die Gunst des Königs und Monsieurs, seines Bruders, dessen Truppe sie sich nannte, die des Publikums erst 1659 durch die »Précieuses ridicules«, eine scharfe Satire gegen die Unnatur und Ziererei der Sprache, die in den Zirkeln des Hotel Rambouillet gesprochen wurde.
Dadurch machte er sich viele Feinde, die in Verbindung mit den in ihrem Privileg geschädigten Schauspielern des Hotel Bourgogne keine Gelegenheit vorübergehen ließen, um Molière in Wort und Schrift anzugreifen. Auf »Sganarelle« (1660) und den mißglückten »Don Garcia« (1661) folgten im selben Jahr »L'école des maris«, eine Nachahmung der »Adelphi« des Terenz, und »Les Fâcheux«. 1662 ging er eine Ehe ein mit Armande Béjart, der Schwester (oder Tochter) seiner frühern Geliebten, Madeleine Béjart, die ihm durch ihren Leichtsinn und ihre Untreue sein ganzes Leben verbittert hat.
Schon wenige Monate darauf war er in der Lage, in dem ergreifenden Lustspiel »L'école des femmes« seine Verzweiflung zu schildern. Auf die heftigen Angriffe seiner Feinde antwortete er mit der »Critique de l'École des femmes« und dem »Impromptu de Versailles«. [* 85] Nach einigen Gelegenheitsstücken: »Le mariage forcé«, »La princesse d'Élide« (1664),
»Don Juan, ou le Festin de Pierre«, »L'amour médecin« (1665),
brachte er 1666 den »Misanthrope«, sein großartigstes und wahrstes Stück, auf die Bühne und, nachdem er wiederum einige kleinere Stücke für die Unterhaltung des Hofs verfaßt hatte (»Le médecin malgré lui«, »Le ballet des muses«, »Le Sicilien, ou l'Amour peintre«),
1667 den »Tartuffe« unter dem Titel: »L'Imposteur«, aber nur mit Einer Vorstellung;
erst 1669 gelang es ihm, nach Überwindung der äußersten Schwierigkeiten, das Stück drei Monate hindurch auf dem Repertoire zu erhalten;
der Jubel des Publikums entschädigte ihn für die Exkommunikationen und die offenen und versteckten Angriffe seiner Feinde.
In der Zwischenzeit (1668) gingen der »Amphitryon«, »George Dandin« und »L'Avare« über die Bretter; letzterer, nach Plautus und in Prosa geschrieben, von Goethe für »besonders groß und in hohem Grade tragisch« gehalten, wird in Deutschland von Molières Stücken am häufigsten gelesen und gespielt. Nun folgen wieder Unterhaltungsstücke für den Hof: »Monsieur [* 86] de Pourceaugnac«, »Les amants magnifiques«, die Ballettkomödie »Le bourgeois gentilhomme«, »Les fourberies de Scapin«, »La comtesse d'Escarbagnas«;
dann sein letztes Meisterwerk: »Les femmes savantes« (1672),
wie die »Précieuses ridicules« gegen die Pedanterie und Unweiblichkeit der Frauen gerichtet.
Die vierte Aufführung des »Malade imaginaire« war seine letzte Leistung. Seine durch Sorgen und Arbeit untergrabene Gesundheit (er litt seit langer Zeit an einem bösen Husten) erlag den Anstrengungen, als er in der Promotionsszene das Wort »Juro« aussprach; er bekam einen Blutsturz und verschied wenige Stunden darauf Die Geistlichkeit versagte ihm ein ehrliches Begräbnis; in der Nacht und unter den Verwünschungen des fanatisierten Pöbels wurde er begraben. Erst 1817 brachte man seine Gebeine auf den Père Lachaise. 1778 stellte die Akademie, deren Pforten Molière verschlossen gewesen waren, seine Büste in ihrem Saal auf, und 1844 wurde ihm, seinem Sterbehaus in der Rue de Richelieu gegenüber, ein Denkmal, die Fontäne Molière, errichtet.
Molière war in erster Linie ein vorzüglicher Schauspieler. Nicht nur die Rollen, [* 87] welche er für sich geschrieben, sondern auch andre, besonders die komischen, weniger die tragischen, spielte er unter dem Beifall des Publikums; schon sein Mienenspiel erregte stürmische Heiterkeit. Dabei war er eifrig und gewissenhaft, für gewöhnlich ernst, ja melancholisch; von seinen reichen Einnahmen machte er, zum Nutzen seiner Freunde und seiner Kunst, einen edlen Gebrauch. Vor allem aber ist Molière Dichter, und wenn er schon in jenen Stücken, welche er zur Augen- und Ohrenweide eines vergnügungssüchtigen Hofs schrieb, und in seinen Possen, in denen er seiner tollen Laune den Zügel schießen läßt, ungewöhnlichen Reichtum der Phantasie, seltene Leichtigkeit des Schaffens, tiefe Weisheit und unerschöpfliche Laune bekundet, so erheben ihn seine großen Charakterkomödien mit ihrer reinen Menschlichkeit und ewigen Wahrheit zu einem der ersten Dichter aller Zeiten. Molière schafft selten frei; fast immer hat er Rahmen und Färbung seiner Stücke den Alten, den Italienern oder Spaniern entlehnt.
Den Inhalt aber bilden die Thorheiten und Lächerlichkeiten seiner Zeit; Falschheit und Unnatur, Heuchelei und Lüge verfolgt er mit glühendem Haß. Aber nicht Figuren seiner Phantasie führt er uns vor, das Leben, das warme, wirkliche, pulsiert in seinen Werken; seine Blaustrümpfe und Marquis, sein Menschenfeind und Tartüff sind typisch geworden. Dazu ist die Kunst, Verwickelungen zu erfinden und zu lösen, die Spannung des Zuschauers bis zum Schluß rege zu erhalten (z. B. in den »Femmes savantes«),
bewunderungswürdig. Von gleicher Vortrefflichkeit ist sein Stil; klar und präzis, natürlich und doch überaus mannigfaltig, spricht er die Sprache der Stadt und des Landes, aller Klassen und aller Leidenschaften. Unter den zahlreichen Ausgaben von Molières Werken nennen wir nur die bedeutendsten: von Vinot und La Grange (1682, 8 Bde.), von Auger (1819-25, 9 Bde.), von Moland (2. Aufl. 1884, 12 Bde.) und besonders von Despois und Mesnard (1873-86, 9 Bde.). Von den zahlreichen deutschen Schulausgaben einzelner Stücke erwähnen wir die von Laun (Leipz. 1873-86, 14 Bde.) und von Fritsche (Berl. 1879 ff.). Für die beste Übersetzung der Werke Molières gilt mit Recht die des Grafen Wolf von Baudissin, in fünffüßigen, reimlosen Iamben (Leipz. 1865-67, 4 Bde.). Aus der reichen Litteratur über Molières Leben etc. heben wir hervor: »Régistre de Lagrange«, eine genaue ¶