Die
Zahlen bezeichnen die Fahrzeiten in
Stunden. (Ö.)=Österr.
Lloyd, (E.)=Englische, (F.)=Französische, (I.)=Italienische,
(N.)=Niederländische, (D.)=Deutsche, (R.)=Russische, (Ä.)=Ägyptische
Schiffe.
[* 3] Die Hauptstädte sind unterstrichen.
31 und 45° nördl. Br. und bei den anhaltenden heißen Südwinden ausgesetzt ist, an Umfang sehr bald unverhältnismäßig
abnehmen, wenn nicht in der Meerenge von Gibraltar eine Zuströmung aus dem Atlantischen Ozean stattfände. In genannter Meerenge
gewahrt man nämlich an der Oberfläche eine starke Strömung aus dem Ozean ins Mittelländische Meer,
welche kaum vorübergehend durch anhaltende Ostwinde unterbrochen wird; daneben ist neuerdings durch englische Expeditionen
festgestellt worden, daß ein unterseeischer Strom aus dem MittelländischenMeer in den Ozean zurückgeht und so fast alles
Salz
[* 7] demselben wieder zurückgibt, doch fehlt bei der mäßigen Tiefe der Meerenge (311 m) in den tiefern
Wasserschichten des MittelländischenMeers jede Bewegung.
Deshalb hat sich in einer Tiefe von 322 m der im Wasser enthaltene Sauerstoff für lebende Wesen nicht mehr ausreichend gezeigt.
Auch die Temperatur erscheint in dieser Tiefe um 10° C. höher als in den gleichen Schichten des Atlantischen Ozeans. Dieselbe
Doppelströmung findet zwischen dem MittelländischenMeer und dem SchwarzenMeer statt; während aus letzterm
minder salzhaltiges Wasser an der Oberfläche ausfließt, ist in der Tiefe ein Rückfluß von Salzwasser aus dem MittelländischenMeer beobachtet worden.
Bei der Bildung des Meers zu seiner jetzigen Gestalt mögen wohl auch Erdbeben
[* 15] und vulkanische Explosionen mitgewirkt haben,
wie denn noch heute das Becken desselben von Feuer unterwühlt ist (man denke an den vulkanischen Ausbruch
auf Santorin 1866-70) und auch die Küsten zum Teil heftigen vulkanischen Erschütterungen ausgesetzt sind. An einigen Orten
haben sie sich in historischen Zeiten mehr als einmal gesenkt und sind wieder emporgestiegen, wie dies bei den Ruinen des Serapistempels
bei Puzzuoli sowie an den dalmatischen, sizilischen und sardinischen Küsten nachgewiesen werden kann.
Unter dieser Bezeichnung pflegt man die Gestaltung der sich im schriftlichen und mündlichen Gebrauch
als Weltsprache des Abendlandes behauptenden lateinischen Sprache
[* 36] etwa seit dem 6. Jahrh. bis zur Mitte des 14. Jahrh.,
dem Beginn der Wiederbelebung des klassischen Altertums (s. Neulateinische Dichter), zu begreifen. Diese
Gestaltung ist in den verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene. Aus der in den Stürmen der Völkerwanderung eingerissenen
Barbarei erhob sich die Sprache durch das seit Karl d. Gr. in den Klosterschulen eifrig gepflegte Studium der alten Schriftsteller;
wie meisterlich man im Zeitalter der Ottonen das Latein in Vers und Prosa zu handhaben wußte, zeigen die
lateinisch geschriebenen Geschichtswerke und Dichtungen dieser Zeit.
Die zunehmende Abwendung von den Werken der Alten als heidnischen in den folgenden Jahrhunderten führte aufs neue den Verfall
der Sprache herbei, die unter dem Einfluß der Scholastik immer mehr entartete. Welcher Art noch im Anfang
des 16. Jahrh. die auf dem Standpunkt des Mittelalters verharrende mönchische Schul- und Umgangssprache (Küchenlatein) war,
zeigen die bekannten »Epistolae obscurorum virorum« (s. d.). Ein Lexikon des Mittellatein gab Du Cange (s. d.) in seinem »Glossarium
ad scriptores mediae et infimae aetatis«.
Vgl. Thurot, Notices et extraits pour servir à l'histoire
des doctrines grammaticales au moyen-âge (Par. 1868);
Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Ausland
(Leipz. 1874-87, 3 Bde.);
Bahr, Geschichte der römischen Litteratur im karolingischen Zeitalter (Karlsr. 1840).
¶
Mittelpunkt des Schwunges, der Punkt eines zusammengesetzten Pendels, in welchem die ganze
schwere Masse desselben vereinigt gedacht werden kann;
Mittelpunkt des Stoßes, der Punkt, in welchem die ganze Wirkung des Stoßes, den
ein Körper von einem andern erhält, vereinigt ist.
In der Physik heißt phonischer Mittelpunkt der Punkt, an welchem ein mehrsilbiges
Echo von dem Rufenden am besten gehört wird, optischer Mittelpunkt, der in der Mitte der
Hohlspiegel- oder Linsenfläche gelegene Punkt.
nach dem in Preußen
[* 48] eingeführten Sprachgebrauch gehobene Volksschulen, die, ohne zu den höhern
Lehranstalten zu gehören, doch über den Bildungskreis der Volksschule hinausgehen. Für derartige Schulen hat in Preußen
der MinisterFalk einen Lehrplan und gleichzeitig für die Lehrer an denselben eine besondere Prüfungsordnung erlassen
(s. Lehramtsprüfungen). Doch findet noch immer große Mannigfaltigkeit in der Einrichtung derartiger Schulen statt, da
viele derselben in der Weise mit städtischen Volksschulen verflochten sind, daß nur die Oberklassen dem Lehrplan der Mittelschulen folgen
oder neben den Oberklassen der Volksschulen Parallelklassen dem besondern Zweck der Mittelschulen, Vorbereitung für die feinern Handwerke,
dienen.
In Österreich-Ungarn
[* 50] und Süddeutschland versteht man unter Mittelschulen die höhern, zwischen Volksschule und Hochschule in der Mitte
stehenden Lehranstalten: Gymnasien, Realgymnasien, Oberreal- u. Realschulen.
im musikal. Satz die Stimmen zwischen der obersten (Oberstimme) und tiefsten (Baß);
sie sind beim schlichten
harmonischen Satz reich an Bindungen und bewegungsarm, und die Aufgabe der Schule ist es, diese Mängel
zu beseitigen und auch ihnen Leben und melodischen Fluß zu geben.
forstliche
Betriebsart, Verbindung von Femelwald und Niederwald mit Überhaltholz (Oberholz) für Baumholzerziehung
in Femelwaldform und mit Stockausschlagholz (Schlagholz) in Niederwaldform auf einer und derselben Schlagfläche;
alter, bereits im 16. Jahrh. geregelter Betrieb. Von beschränkter Ausdehnung
[* 51] in Deutschland,
[* 52] sehr verbreitet in Frankreich.
Der größte Teil der deutschen Mittelwaldungen ist im Lauf des 19. Jahrh. in Hochwald umgewandelt. Oberholz heißt das ein
oder mehrere Male übergehaltene Holz,
[* 53] und zwar das einmal übergehaltene Holz Laßwedel, das zweimal übergehaltene
Holz Oberständer. Das Schlagholz bildet gemeinschaftlich mit dem Oberholznachwuchs das Unterholz. ist nur auf gutem
Boden vorteilhaft, liefert dort aber eine hohe Rente.
Von seinen zahlreichen Werken, die zum großen Teil in die neuern europäischen Sprachen übersetzt wurden, sind hervorzuheben:
»Handbuch des peinlichen Prozesses« (Heidelb. 1810-12, 2 Bde.),
später umgearbeitet unter dem Titel: »Das deutsche Strafverfahren in der Fortbildung durch Gerichtsgebrauch und Partikulargesetzbücher«
(das. 1827, 2 Abtlgn.; 4. Aufl.
1845-46);
»Der gemeine deutsche bürgerliche Prozeß« (1.-4. Beitrag, Bonn 1820-26 u. öfter);
Mitternachtspunkt oder Nordpunkt (s. d.)
heißt der Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizont, welcher dem Südpunkt diametral entgegengesetzt ist.
Die Gegend,
nach welcher hin er liegt, wird die Mitternachtsgegend oder Norden
[* 74] genannt.
(Mattu), eine von Schweinfurth 1870 entdeckte und nach dem Vorgang der ChartumerHändler benannte Völkergruppe,
welche außer den eigentlichen Mittu noch vier andre kleinere Stämme: die Madi, Kaja, Abaka und Luba, umfaßt, und deren Gebiet
sich zwischen dem Roah und Rohl (5-6° nördl. Br.) und gegen N. bis ans Land derDinka, gegen S. an das
der Niam-Niam ausdehnt. Körperlich stehen die Mittu ihren Nachbarn nach, was den verderblichen Wirkungen des Guineawurms zugeschrieben
wird.
Die Oberlippe erweitern sie dergestalt, daß dieselbe beim Essen
[* 97] und Trinken in die Höhe gehoben werden muß, und an die Unterlippe
fügt man Quarzstücke von 6 cmLänge. Um denHals trägt man plumpe, dicke Metallringe und starke lederne
Halsbänder. Den außerordentlich fruchtbaren Boden bauen die Mittu fleißig an, die Viehzucht
[* 98] steht aber auf niedriger Stufe; Hunde,
[* 99] welche sie mästen, sowie Ziegen und Hühner
[* 100] sind ihre einzigen Haustiere. Musik betreiben sie mit Leidenschaft,
eine Art Leier ist das beliebteste Saiteninstrument. Die Mittu stehen unter kleinen Häuptlingen, von denen viele bereits
ihre Unabhängigkeit an die Elfenbeinhändler von Chartum verloren haben.
(schon bei Notker mittawechâ), der mittlere, d. h. der vierte, Wochentag, hieß bei den
Germanen ursprünglich Wuotanes tac, entsprechend dem lateinischen dies Mercurii, daher noch jetzt im Englischen Wednesday,
in Westfalen
[* 102] Gauns- oder Godensdag, während aus dem lateinischen Namen das französische Mercredi geworden ist.
(griech.), »kurzschwänzig«,
mit verstümmeltem Ende, besonders von Hexametern gebraucht, deren letzter Versfuß, statt mit einem Spondeus, mit einem Iambus
oder Pyrrhichius endet.
Fluß im russ. GouvernementJekaterinoslaw und im Donischen Kosakengebiet. Seine bis 128 m hohen, steinigen, von
schönen Eichenwäldern bewachsenen Ufer bergen reiche Steinkohlenlager. Der ist jetzt nicht schiffbar,
obwohl er früher viel von den Kosaken befahren wurde; er nimmt links die Nagoljnaja, rechts die Krinka auf und ergießt sich
nach 190 km langem Lauf in den Miußki-Liman am AsowschenMeer. Nach dem Miuß benannt ist der Miußsche Bezirk, einer der
acht Kreise
[* 103] des Donischen Kosakengebiets, der aber nicht von Kosaken, sondern fast ausschließlich von kleinrussischen Bauern,
die sich hier im 18. Jahrh. niederließen, bewohnt wird.
pickles (engl., korrumpiert Mixpickles), in scharfen Essig mit spanischem Pfeffer eingemachte kleine, unreife
Maiskolben, Gurken, Perlzwiebeln etc. Bei den indischen Pickles wird noch Curry zugesetzt, wodurch sie besondere
Schärfe gewinnen.
Bei einem Zusatz von Senf nennt man sie Senfpickles.
(griech.),
Methode, Mischfarben von größerer Reinheit und Schönheit zu erzeugen, als durch mechanisches
Mischen der zusammensetzenden Farbstoffe möglich ist. Man verschafft sich Lösungen derjenigen Substanzen, welche die Farbstoffe
erzeugen, z. B. die Lösungen a und b, welche einen blauen Niederschlag geben, und die Lösungen c und d,
welche einen gelben geben, durch deren Vermischung also Grün entsteht, wählt aber die Substanzen so, daß die Lösungen ac
und bd vermischt werden können, ohne daß ein Niederschlag entsteht. Vereinigt man dann die Lösungen zuerst in der angegebenen
Weise und gießt endlich die Mischung ac in die Mischung bd, so fallen nun der blaue und der gelbe Farbstoff gleichzeitig und
in so inniger Mischung, daß das Grün vollkommen rein wird.
(lat. mixtura), im allgemeinen jedes »Gemisch«,
besonders die vom Arzt zum innerlichen Gebrauch verordnete flüssige Arznei, welche aus Abkochungen, Aufgüssen, Lösungen von
Salzen etc., Emulsionen od. dgl. besteht; enthält die
Mixtur ungelöste Stoffe, welche sich zu Boden setzen, so muß sie vor dem Einnehmen umgeschüttelt werden (Schüttelmixtur). Auch
einige pharmazeutische Präparate andrer Art führen den Namen Mixtur, nämlich Mixtura gummosa, eine Lösung von 15 Teilen Gummi
arabikum und 15 Teilen Zucker
[* 105] in 170 Teilen Wasser;
Mixtur heißt auch die gebräuchlichste aller gemischten Stimmen der Orgel, der Regel nach nur aus Oktaven und Quinten bestehend,
manchmal aber auch eine Terz oder gar Septime enthaltend. Früher hatte man Mixturen mit einer großen
Anzahl von Chören (Pfeifen); jetzt nimmt man drei als das Minimum und sechs als das Maximum der Pfeifenzahl an.
ehedem in Rußland das eigentümliche Recht der höhern
Würdenträger, vermöge dessen sie beanspruchen konnten, daß ihre Stellung im Dienste
[* 106] des Zaren nach derjenigen ihrer Vorfahren
bestimmt werde.
Die Ufer des Mjösen, welcher 125 m ü. M. liegt und eine Tiefe von 195-468
m hat, bieten eine große Mannigfaltigkeit an schönen Landschaften dar, obwohl nirgends von großartiger
Natur. Im O. wird er von der LandschaftHedemarken mit der Stadt Hamar, wo der Furnäsfjord nach W. geht, begrenzt; mitten im
See, zwischen Hamar und im W. von Gjövik, liegt die große und fruchtbare Insel Helgeö (»heilige Insel«).
Die Fischereien im M. waren früher sehr bedeutend, bis sie im Juli 1789 durch eine große Überschwemmung ganz zerstört wurden;
zur Zeit sind sie wieder im Aufkommen. Besonders sind die Hunnerörreten (eine Art Lachsforelle) sehr beliebt.
(Mnemotechnik, Anamnestik, griech.), Gedächtniskunst. Die Psychologie unterscheidet ein dreifaches Gedächtnis:
das mechanische oder äußerliche, welches Vorstellungsreihen oder -Gruppen, so wie sie sich natürlich darbieten, ohne Rücksicht
auf ihre innere Zusammengehörigkeit einprägt;
Für eine wahrhaft humane Ausbildung des Gedächtnisses muß die Pflege des ersten als unerläßliche Grundlage,
die des letzten als das allein bestimmende Ziel angesehen werden. Aber auch zu der Einprägung von Vorstellungen mittels künstlicher
Kombinationen haben die mannigfaltigen Ansprüche des Lebens immer gedrängt, und niemand wird sich ihrer
ganz entschlagen (Knoten im Taschentuch, Gedächtniswörter und -Verse in der Grammatik, Logik etc.). In gewisser Weise kann man
selbst die Bezeichnung der Lautsprache durch die an sich willkürlich gewählten Schriftzeichen hierher rechnen.
Gegen eine systematische Anwendung künstlicher Gedächtnishilfen haben sich aber wiederholt gewichtige
Stimmen ausgesprochen. Kant z. B. nennt die Methode des ingeniösen Memorierens in seiner »Anthropologie« geradezu ungereimt und
zweckwidrig, indem man nach ihr zwei oder mehr willkürlich zusammengesuchte Vorstellungsreihen statt einer einprägen müsse.
Anderseits hat die Gedächtniskunst von jeher eifrige Pflege gefunden. Schon bei begabtern Naturvölkern, z. B. den alten Peruanern,
hat man sie beobachtet.
Die alten Griechen und Römer kannten sie als
angebliche Erfindung des Dichters Simonides (s. d.), welche besonders bei den
Rednern Verwendung fand (Cicero, »De oratore«, II, 84, 85). Diese merkten sich große Vorstellungsmassen dadurch, daß sie
dieselben örtlich in einer Stadt oder in mehreren Städten und innerhalb dieser wieder in Häusern und
Zimmern von bestimmter Anzahl verteilt dachten. Seit dem 15. Jahrh. wurde diese Methode, wenn auch hier und da verändert,
wieder hervorgezogen und oft mit überraschendem Erfolg angewandt.
Mehrere der Genannten empfahlen als Reisende
ihre Theorien durch praktische Vorstellungen, bei denen teilweise außerordentliche Leistungen zu Tage traten. In dieser Beziehung
ist als verwandte Erscheinung der SchnellrechnerZachariasDase (s. d.) zu nennen. Die Pädagogik, der man immer wieder die Mnemonik angepriesen
hat, kann wohl von einigen mnemonischen Kunstgriffen, z. B. im Gebiet
der Chronologie, fruchtbare Anwendung machen, wird aber, je mehr sie sich auf wissenschaftlich-psychologischer Grundlage
aufbaut und die innere Aneignung des Unterrichtsstoffs von seiten des Schülers anstrebt, desto entschiedener das verständige
Gedächtnis bevorzugen und die systematische Verwendung der Mnemonik den Polyhistoren und Gedächtnisvirtuosen überlassen müssen.