(spr. míttschell),DonaldGrant, amerikan. Schriftsteller, geb. 1822 zu
Norwich
[* 3] in
Connecticut, studierte seit 1846 zu
New YorkJurisprudenz, machte dann
Reisen durch
Europa,
[* 4] war 1848 während der
Revolution in
Paris
[* 5] und schrieb
in dieser Zeit (unter dem
PseudonymIkMarvel) die Skizzensammlung »Fresh gleanings« (1847, neue Ausg.
1851) und »The battle summer« (1849). Nach seiner Rückkehr in die
Vereinigten Staaten
[* 6] (1850) erschienen von ihm satirische
Skizzen über die moderne
Gesellschaft: »The lorgnette«, und sein gedankenreichstes Werk:
»Reveries of a bachelor«, dem 1851 sein populärstes Werk: »Dream
life« folgte. 1853-55 amerikanischer
Konsul in
Venedig,
[* 7] sammelte er eifrig für eine (noch nicht publizierte) Geschichte der
RepublikVenedig. Seitdem lebt er auf seinem Landsitz zu Edgewood bei
NewHaven in
Connecticut. Er hat ferner veröffentlicht:
»The judge's doings« (1854, 2 Bde.);
»My farm at Edgewood« (1863);
»Seven stories« (1864);
»DoctorJohns: being a narrative of certain events in the life of an
orthodox minister of
Connecticut« (1866, 2 Bde.);
(Komedōnen), die weißen oder weißgrauen, wurmförmigen
Massen, welche sich an verschiedenen
Stellen des
Körpers,
besonders im
Gesicht,
[* 8] aus den
Talgdrüsen der äußern
Haut
[* 9] hervorquetschen lassen. Die Mitesser sind Anhäufungen
der
Ausscheidung der
Talgdrüsen in den
Drüsen selbst, wodurch letztere mehr oder weniger ausgedehnt werden und das angehäufte
Sekret eine festere
Konsistenz annimmt.
Der an der Ausmündungsstelle befindliche Teil des Mitessers ist bräunlich oder schwärzlich
gefärbt durch einenFarbstoff, welcher sich an
Ort und
Stelle bildet.
Unter dem
Mikroskop
[* 10] zeigen sich die aus Fettkörnchen und verfetteten Epithelzellen zusammengesetzt.
In den durch das Drüsensekret
vereiterten Talgdrüsengängen lebt die Haarsackmilbe
(Demodex folliculorum), ohne weitere
Störung zu verursachen. Am häufigsten
finden sich Mitesser im
Gesicht, besonders an der
Nase.
[* 11] DerGrund für die Entstehung der ist noch nicht klar
erkannt. Es ist möglich, daß sich zuerst die Mündung der Drüsengänge durch Schmutz oder zufällig angehäufte Epithelmassen
verstopft und dadurch das Drüsensekret zurückgehalten wird.
Wahrscheinlich jedoch bildet die übermäßige Talgsekretion selbst die eigentliche
Ursache der Mitesser. Aus den kleinern Mitessern
können unter Umständen, wenn die Talganhäufung fortbesteht, wirkliche
Balggeschwülste sich entwickeln.
Bildet sich in der Umgebung von Mitessern eine
Entzündung der
Haut aus, so entsteht die
Akne oder
Finne (s. d.). Zur
Entfernung
und Verhütung der Mitesser drückt man sie am besten vorsichtig und wiederholt mit dem Fingernagel aus, und dann
wäscht man die betreffenden Hautstellen mit Benzoetinktur oder mit sehr schwacher
Ätzkali- und Sublimatlösung.
Sehr wirksam hat sich das energische
Bürsten der kranken Hautstellen mit einer Zahnbürste und Kaliseife und die Anwendung
des Kummerfeldschen Waschwassers erwiesen, welches, gut umgeschüttelt, abends vor dem Schlafengehen auf die betreffenden
Hautstellen aufgetragen wird, worauf man am nächsten
Morgen die
Haut trocken abreibt.
Hebra empfiehlt eine
Pasteaus gleichen Teilen
Schwefelmilch,
Alkohol und
Glycerin, welche über
Nacht auf die betreffenden Hautstellen gelegt wird,
nachdem man dieselben vorher tüchtig mit
Wasser und
Seife abgewaschen hat.
noch mehr aber durch ihre
Erzählungen, wie »Our village« (1824-32, 5 Bde.;
neue Ausg. 1863, 2 Bde.) und
deren Fortsetzung »Belford
Regis« (1835, 3 Bde.),
einen geachteten
Namen. Ausgezeichnet sind in den letztgenannten Werken die
Schilderungen des englischen Landlebens. Außerdem schrieb sie: »Stories of American life by American writers« (1832, 3 Bde.);
»Recollections of a literary life« (1852, 3 Bde.;
neue Ausg. 1862) und viele
Erzählungen in
Zeitschriften.
Ihre »Dramatic works« erschienen 1854 in 2
Bänden.
Sie starb in Smallowfield.
IhreBriefe wurden herausgegeben von L'Estrange (in dem »Life of
MissMaryRussell Mitford«, Lond.
1869, 3 Bde., und »The
friendships of
MaryR. Mitford«, 1882, 2 Bde.) und vonChorley (1872, 2 Bde.).
(sympathetisches Gefühl), dasjenige
Gefühl, welches durch unwillkürliche
Nachahmung eines gleichen oder
entgegengesetzten, das wir an einem andern wahrnehmen, in uns selbst entsteht.
Dasselbe ist entweder Mitfreude, wenn durch
die
Wahrnehmung fremder Lust in uns selbst ein Lust-, oder
Neid, wenn durch dieselbe in uns ein Unlustgefühl,
dagegen
Mitleid, wenn durch die
Wahrnehmung fremder Unlust in uns selbst ein Unlust-, oder
Schadenfreude, wenn durch dieselbe
ein Lustgefühl in uns hervorgerufen wird. Vgl.
Gefühl.
(Brautschatz,
Heiratsgut, lat.
Dos), im weitesten
Sinn überhaupt alles
Vermögen, welches die Ehefrau mit in die
Ehe bringt
(Eingebrachtes, Illaten, Illatenvermögen); im engern
Sinn derjenige Vermögenskomplex, welcher
dem Ehemann seitens der Ehefrau bei Eingehung der
Ehe zur Mitbestreitung der ehelichen
Lasten zugebracht wird, und woran dem
Ehemann nach gemeinem römischen
Recht während der
Ehe das Eigentumsrecht zusteht; im engsten
Sinn endlich s. v. w.
Aussteuer
(s. d.), d. h. dasjenige, was der Ehefrau zu ihrer
und ihres Hausstandes erster Einrichtung mitgegeben wird. Das römische Dotalrecht ist vielfach durch
deutschrechtliche
Institutionen modifiziert worden. S.
Güterrecht der Ehegatten.
GottfürKönig undVaterland,Devise des von
FriedrichWilhelm III. 1813 gestifteten Landwehrkreuzes, später wiederholt
Losungswort konservativer
Parteien in
Preußen.
[* 12]
in der ältesten Zeit, ehe der Kult des
Ormuzd aufkam, wahrscheinlich der höchste Gott
der
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mehr
Iranier, wie der Mitra
[* 14] (s. d.) der stammverwandten Inder, ein Sonnen- und Lichtgott. An ihn wendet sich eins der schönsten und
längsten der alten im Zendavesta erhaltenen Opfergebete, der »Mihiryascht«, worin er teils
als Naturgottheit geschildert wird, die ihren Sitz auf der Hara Berezaiti (»hoher Berg«) im Osten hat und von
dort aus täglich den Menschen das Licht
[* 15] bringt, teils metaphorisch gefaßt erscheint. Als die Sonne,
[* 16] die alles sieht, ist Mithra allwissend
und der Schützer der Wahrhaftigkeit in Gedanken, Worten und Werken, insbesondere der Verträge, die, wie er, mithra heißen.
(Electuarium Mithridatis), ehemals als Universalmittel, besonders als Alexipharmacum (Gegengift) gerühmte,
aus 54 meist erhitzenden Ingredienzien dargestellte Latwerge, die den König MithridatesEupator zum Erfinder
haben soll.
Die alte Formel dieses Arzneigemisches wird einem römischen Arzt, Servilius Damokrates, der zu NerosZeiten in Rom
[* 22] lebte, zugeschrieben. Es wurde sonst unter obrigkeitlicher Aufsicht bereitet, ist aber jetzt außer Gebrauch.
(Mithradates), pers. Name, der besonders bei den Königen von Pontos, Parthien und Bosporos
oft vorkommt. Am berühmtesten ist Mithridates VI. Eupator oder der Große, König von Pontos, welcher 132 v. Chr. geboren und zu Sinope,
der Hauptstadt des pontischen Reichs, erzogen, 120 seinem Vater Mithridates V. Euergetes und zwar unter Vormundschaft einiger Großen,
die ihn vergeblich auf mehrfache Weise aus dem Weg zu räumen suchten, folgte. Die Römer
[* 23] hatten schon
während seiner Minderjährigkeit dadurch seinen unversöhnlichen Haß erregt, daß sie ihm Großphrygien wieder entrissen,
welches sie seinem Vater zur Belohnung für geleistete Dienste
[* 24] überlassen hatten.
Sobald er daher 113 die Regierung selbst übernommen hatte, faßte er sogleich den Plan zum Kriege gegen
Rom, den er sein ganzes Leben hindurch
mit der größten Ausdauer verfolgte. Um seine Kräfte für diesen Kampf zu verstärken,
unterwarf er sich zunächst Kolchis und die taurische Chersones sowie mehrere weiter nördlich wohnende skythische Völker und
gründete sich dort das Bosporanische Reich; auch knüpfte er eine Verbindung mit Tigranes, dem König von
Kleinarmenien, an, dem er seine Tochter zur Frau gab.
Hierauf suchte er sich Kappadokien und Bithynien zu eigen zu machen, indem er daselbst Könige einsetzte, die ihm ganz ergeben
waren. Er ließ es sich anfangs gefallen, daß die Römer diese Könige vertrieben und andre einsetzten.
Als aber der von ihnen eingesetzte König von Bithynien, Nikomedes III., einen Einfall in sein Gebiet machte, so begann er 88 den
Krieg (den ersten Mithridatischen, 88-84) mit einer Streitmacht von 250,000 Mann zu Fuß und 40,000 Reitern und 300 Kriegsschiffen.
Die feindlichen Könige und die römischenFeldherrenL.Cassius, Manius Aquilius und Q. Oppius wurden geschlagen
oder flohen vor ihm und fielen zum Teil in seine Hände; ganz Kleinasien mit wenigen Ausnahmen, der römischen Bedrückungen
müde, schloß sich an ihn an, und nun befriedigte er zunächst seinen Römerhaß, indem er alle daselbst anwesenden
Römer, nach der einen Angabe 80,000, nach der andern 150,000, ermorden ließ. Hierauf schickte er seinen FeldherrnArchelaos
nach Griechenland.
[* 25]
Hier erschien 87 Sulla, der mit Führung des Kriegs beauftragt worden war. Dieser nahm 86 nach einer langen Belagerung und nach
der hartnäckigsten Gegenwehr Athen
[* 26] und den Piräeus, wo sich Archelaos festgesetzt hatte, und brachte diesem
dann bei Chäroneia und 85 dem ihm nachgesandten Dorylaos trotz der großen Überlegenheit der Feinde an Zahl bei Orchomenos
eine völlige Niederlage bei. Gleichzeitig wurde Mithridates, der durch Willkür und Grausamkeit die Gemüter der Asiaten sich bereits
wieder entfremdet hatte, durch ein von der Partei des Marius abgesandtes Heer, welches erst unter dem BefehldesL.Valerius Flaccus, dann, nachdem dieser in einer Meuterei ermordet worden, unter dem des GajusFlaviusFimbria stand, hart
bedrängt, und als daher Sulla 84 selbst den Marsch nach Asien
[* 27] antrat, so suchte Mithridates bei ihm um Frieden nach,
der ihm zu Dardanos unter der Bedingung gewährt wurde, daß er die Flotte ausliefern, alle in Asien gemachten Eroberungen aufgeben
und 2000 Talente bezahlen sollte.
Als zweiter Mithridatischer Krieg (83-81) wird ein Krieg bezeichnet, den der von Sulla in AsienzurückgelasseneL.Murena mit
einem Einfall in das Reich des Mithridates ohne Auftrag begann, der aber von Sulla gemißbilligt wurde und damit
endete, daß Mithridates Murena 81 wieder aus seinem Reich heraustrieb. Als Mithridates sich wieder vollständig gerüstet hatte, begann er 74 den
Krieg (den dritten Mithridatischen, 74-63) mit einem Heer von 150,000 Mann und 400 Kriegsschiffen von neuem, eroberte
Bithynien, nahm die Stadt Chalcedon und schloß dann den Konsul Mithridates AureliusCotta inKyzikos ein, wurde aber bald selbst von dem
andernKonsulL.LiciniusLucullus eingeschlossen, der ihn 73 nötigte, die Belagerung aufzugeben, und dem Landheer desselben
auf der Flucht eine völlige Niederlage beibrachte, während auch seine Flotte teils durch die Römer, teils
durch Sturm fast gänzlich vernichtet wurde. Lucullus eroberte hierauf die meisten Städte seines Reichs, schlug ihn 72 nochmals
bei Kabeira, und als Tigranes, bei dem er eine Zuflucht gesucht hatte, sich weigerte, ihn auszuliefern, drang er 69 auch in
dessen Reich ein, schlug denselben bei Tigranokerta und am Fluß Arsanias in der Nähe von
¶
mehr
Artaxata, ward aber dann durch die Weigerung seiner Truppen, weiter zu marschieren, zur Umkehr gezwungen, wodurch Mithridates Gelegenheit
erhielt, sein Reich wiederzuerobern. Nun übernahm aber 66 Pompejus den ihm durch das Manilische Gesetz übertragenen Oberbefehl.
Dieser schlug Mithridates bei Zela am Euphrat an der Stelle des nachher zum Andenken an diesen Sieg erbauten Nikopolis
aufs Haupt und zwang ihn, sich in sein Bosporanisches Reich zu flüchten, wo er zwar wiederum neue Rüstungen
[* 29] machte, um auf
dem Landweg durch Thrakien, Makedonien und Pannonien zu marschieren und die Römer in Italien
[* 30] selbst anzugreifen, dadurch aber
einen Aufstand hervorrief, an dessen Spitze sich sein eigner Sohn, Pharnakes, stellte, worauf er, als er
sich von allen verlassen sah, sich selbst tötete (63). Die alten Historiker haben ihn den Großen genannt und ihm bedeutende
Gaben zugeschrieben, auch geistiger Art; es wird z. B. berichtet, daß er eine kostbare
Kunstsammlung in Talaura angelegt und die sämtlichen Sprachen der von ihm unterworfenen 22 Völker zu sprechen
gewußt habe; aber in Wirklichkeit unterschied er sich in nichts von den übrigen orientalischen Despoten.
[* 14] eine bei altorientalischen und altasiatischen Völkerschaften übliche Stirnbinde oder mützenartige Kopfbedeckung
als Abzeichen der Herrscherwürde, bei Homer die über dem Leibrock (Chiton),
[* 34] aber unter dem Panzer getragene breite, aus
dünnem Metall bestehende, innen gefütterte Binde zum Schutz des Unterleibes; später bei den Griechen eine um den Kopf der Frauen
gelegte breite Binde, die allmählich ein um das Haar
[* 35] geschlungenes Tuch wurde; in letzterer Weise auch bei den Römerinnen.
In der katholischen Kirche die den Bischof auszeichnende Kopfbedeckung, anfänglich eine Rundkappe oder
auch ein Kopftuch, dessen Zipfel auf Hals und Rücken herabfielen. Diese Rundkappe wurde seit dem Anfang des 11. Jahrh. allmählich
höher und gestaltete sich zu zwei den Vorder- und Hinterkopf überragenden, mit Stickereien verzierten, miteinander verbundenen
Dreiecken (s. Abbildung). Sie war aus gemustertem, weißem oder rotem Seidenstoff mit
einem goldgestickten untern Rand und zwei auf die Schultern herabhängenden Bändern (infulae). Eine ähnliche, in der Stickerei
einfachere Mitra, aber gewöhnlich ohne die Infuln, tragen die Äbte. Vgl. Inful.
[* 14] in der Wedareligion der Inder ein Lichtgott, einer der Aditja
(s. d.), wurde gewöhnlich mit dem Himmelsgott
Waruna (s. d.) angerufen, mit dessen Funktionen die seinigen verschmolzen erscheinen. Er scheint das himmlische
Licht in der Tageszeit zu vertreten, wie Waruna vorzugsweise am nächtlichen Himmel
[* 36] herrscht, und ist wie dieser ein Wächter
der Wahrheit, der Treue, des Rechts und der Pflichten gegen die Götter. Genetisch hängt der wedische Mitra mit dem
persischen Mithra (s. d.) zusammen.
Namentlich bemühte er sich um die Einwanderung fremder Kolonisten. Unterbrochen wurde Mitre in diesen Bestrebungen durch den
Streit mit dem DiktatorLopez von Paraguay, in dem Mitre die Bundesgenossenschaft Brasiliens und Uruguays gewann und 1865 zum Generalissimus
der alliierten Truppen ernannt wurde. Er leitete den Feldzug bis 1867, aber ohne große Erfolge. Nach Ablauf
[* 41] seiner Präsidentschaft wurde er im Oktober 1868 trotz aller seiner Bemühungen nicht wieder gewählt. Er begab sich ins Ausland
und machte 1874, als bei der neuen Präsidentenwahl wieder nicht er, sondern Avellaneda gewählt wurde, von Montevideo
[* 42] aus einen Versuch, diesen zu stürzen, wurde aber bei La Verde von den Regierungstruppen geschlagen und gefangen
genommen und mußte in das Ausland gehen. Jetzt ist erRedakteur der »Nacion« in Buenos Ayres. Er hat die beste Geschichte Argentiniens
verfaßt.
3) KarlGustav, Pharmakolog, Bruder des vorigen, geb. zu Jever, habilitierte sich 1834 an der Universität
zu Berlin, wurde 1842 Professor der Arzneimittellehre und starb daselbst. Er schrieb: »Lehrbuch
der Arzneimittellehre« (Berl. 1847-61, 3 Bde.).
(Süden), diejenige der vier Weltgegenden, wo die Sonne und die meisten übrigen Gestirne, von der nördlichen
Halbkugel der Erde aus betrachtet, ihre größte Höhe erreichen. oder Mittagszeit nennt man denjenigen Moment, in welchem der
Mittelpunkt der Sonne in den Meridian eines Ortes eintritt und also die Sonne für diesen Ort kulminiert (s. Kulmination). Man nennt
diesen Mittag bestimmter den wahren Mittag Da aber die Sonne nicht ganz gleichförmig unter den Fixsternen nach O. rückt, so ist die
Zwischenzeit zwischen zwei wahren Mittagen oder der wahre Sonnentag nicht beständig gleich groß.
Man denkt sich daher eine sogen. mittlere Sonne, die in derselben Zeit wie die wahre ihren (scheinbaren) Umlauf unter den Fixsternen
vollendet, sich aber gleichförmig und auf dem Äquator bewegt, und nennt mittlern Mittag die Kulminationszeit dieser mittlern
Sonne. Die Zwischenzeit zwischen zwei mittlern Mittagen heißt der mittlere Sonnentag und bildet die Grundlage
der mittlern oder bürgerlichen Zeit (vgl. Zeit). Der Unterschied zwischen wahrem und mittlerm
Mittag heißt Zeitgleichung (s. d.). Mittagsfläche heißt die Ebene des Meridians, Mittagshöhe die Höhe eines Sterns im Meridian,
Mittagslinie die Durchschnittslinie der Mittagsfläche mit der Ebene des Horizonts, Mittagspunkt oder Südpunkt
der Durchschnittspunkt des Meridians mit dem Horizont,
[* 55] über welchem die Sonne im M. steht.
in der Arithmetik ein Wert, der zwischen andern Werten liegt. Man unterscheidet das arithmetische
Mittel beliebig vieler Zahlen, d. h. die Summe dieser Zahlen, dividiert durch ihre Anzahl; das geometrische oder die mittlere Proportionale
zweier Zahlen, d. h. die Quadratwurzel aus dem Produkt derselben; das harmonische Mittel zweier Zahlen, d. h. das doppelte Produkt
derselben, dividiert durch ihre Summe. Das geometrische Mittel zweier Zahlen ist wieder das geometrische aus
dem harmonischen und dem arithmetischen Mittel derselben; denn es ist 2ab/(a+b) das harmonische, (a+b)/2 das arithmetische
und √(ab) das geometrische aus a und b, und die Quadratwurzel aus den beiden ersten Zahlen gibt wieder √(ab). Das harmonische
ist der kleinste, das arithmetische der größte der drei Mittelwerte zwischen zwei Zahlen. - Mittel im philosophischen
Sinn, s. Zweck.
(lat. Medium aevum, franz. Moyen-âge, engl. Middle-age), der große
Zeitraum der Geschichte, welcher zwischen dem klassischen Altertum und der neuern Zeit liegt, und dessen
Dauer vom Untergang des weströmischen Reichs (476) oder schon vom Beginn der Völkerwanderung (375) an bis zur Entdeckung von
Amerika
[* 57] (1492), wohl auch bis zum Beginn der deutschen Reformation (1517) angenommen wird. Der Name ist als die
Bezeichnung einer Übergangsperiode von der antiken Welt mit ihrer großartigen geistigen Kultur und der Schöpfung des römischen
Weltreichs zu der modernen Kultur und dem jetzigen Staatensystem aufzufassen.
Als allgemeines geschichtliches Merkmal des Mittelalters tritt uns zunächst die beginnende Entwickelung der Germanen und Slawen
in Europa und der morgenländischen Völkerstämme in Asien und Afrika
[* 58] auf den Trümmern der römischen
Macht vor Augen, dort unter dem Geleit des Christentums, hier des Islam, die an die Stelle des untergehenden Heidentums treten.
Die Geschichte der Menschheit erweitert ihren Schauplatz nach Norden
[* 59] und Osten, verlegt aber zugleich ihren Schwerpunkt,
[* 60] indem
nach wechselvollen Kämpfen schließlich der Orient dem religiös-kriegerischen Despotismus der Osmanen erlag,
welcher alles geistige und materielle Leben ertötete, während im Westen, im Abendland, unter dem Einfluß des Christentums
und der erwachenden antiken Kultur aus der romanisierten alten Bevölkerung
[* 61] und den frischen Kernvölkern der Germanen neue
Nationen sich bildeten und eine neue Bildung erwuchs. Dies Eintreten der Germanen in die Geschichte und
die Verschmelzung ihres Volkstums mit den vorgefundenen Formen des Lebens zu neuen
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Schöpfungen nimmt vorzugsweise unser Interesse in Anspruch. In den einzelnen Perioden des Mittelalters treten verschiedene eigentümliche
Richtungen hervor. Die erste Periode, von dem Umsturz des weströmischen Reichs bis zur Teilung der fränkischen Monarchie (843),
zeigt uns noch den gewaltigen Kampf zwischen den alten römischen und den neuen germanischen Elementen des
Lebens, aber auch bereits die Anfänge des mittelalterlichen Staatswesens. Die zwei größten Bildungen, welche hieraus hervorgegangen,
sind das Kaisertum mit dem damit zusammenhängenden Lehnswesen und das Papsttum mit seiner vielgegliederten, mächtigen Hierarchie.
Beide Bildungen gingen von der Idee politischer und kirchlicher Einheit aus. Die bald folgenden Übergriffe der Hierarchie in
das Gebiet des Staats führten aber zu langen, heftigen Kämpfen zwischen Kaisertum und Papsttum, welche den ganzen zweiten
Zeitraum (bis gegen das Ende des 13. Jahrh.) ausfüllen. In diese zweite Periode fallen die bedeutendsten Gestaltungen des
mittelalterlichen Lebens. Aus der Umgestaltung des Heerwesens bildete sich das Ritterwesen, dessen Blüte
[* 63] in
die Zeit der Kreuzzüge, eine der eigentümlichsten Erscheinungen des Mittelalters, fällt.
Schiffahrt und Handel erhielten durch die Kreuzzüge neuen Aufschwung. Der Reichtum, welcher dadurch in die Städte floß, erhöhte
das Selbstgefühl der Bürger, und während dieselben den Bedrückungen der Ritter entgegentraten, erwachte in ihnen, zuerst
in den lombardischen, das Streben nach größerer Freiheit und Selbständigkeit. So trat in den Städten
ein bedeutsames Element neben die feudalistische Aristokratie, und es entstand ein gewisses Gleichgewicht
[* 64] der Gewalt und der
Macht zwischen Königtum, Aristokratie und Volk, welch letzteres indes fast ausschließlich durch die Städte repräsentiert
wurde.
In den letztern herrschte aber ebenfalls noch das aristokratische Element vor, und nur sehr allmählich
errangen sich die Zünfte eine Stimme in den städtischen Angelegenheiten. Es entstanden Städtebündnisse (Hansa), Landfriedensgesetze
und Femgerichte. Mit der fortschreitenden Bildung des Zeitalters begann auch die Kultur der Nationalsprachen, und namentlich
wandte sich das Rittertum der Poesie und dem Gesang (Troubadoure, Minnesänger) zu. Zugleich entstand eine
neue bildende Kunst; namentlich war es die Baukunst,
[* 65] welche am Ausgang dieses Zeitraums in ihrer schönsten Blüte stand.
Die Mittelfreien (Schöffenbarfreien) hatten vor den letzteren die erbliche
Berechtigung zum Schöffenamt, Lehnsfolgefähigkeit, Landstandschaftsfähigkeit und Steuerfreiheit voraus.
bei den Alten Mare internum, bei den
spätern Latinisten Mare mediterraneum, das größte Binnenmeer der
Alten Welt, welches Europa von Afrika trennt und im O. Asien
bespült, und dessen Gesamtfläche bei einer Längenausdehnung von 3860 km und einer mittlern Breite
[* 98] von 670 km (breiteste
Stelle zwischen Triest
[* 99] und der GroßenSyrte 1665 km) zu 2,608,599 qkm (47,377 QM.) berechnet wird; davon
entfallen auf die Inseln 105,046 qkm (1908 QM.). Das Meer steht im W. durch die Straße von Gibraltar
[* 100] mit dem Atlantischen Ozean,
im O. durch den Hellespont mit dem Marmarameer und den (künstlich hergestellten) Kanal
[* 101] von Suez mit dem IndischenOzean in Verbindung
und zerfällt in ein größeres Ost- und ein kleineres Westbecken, welche durch die noch unbenannte Meerenge
zwischen Sizilien
[* 102] und Afrika verbunden sind.
In der westlichen Hälfte unterscheidet man wieder fünf untergeordnete Doppelbecken: das Balearisch-Iberische, das Gallisch-Sardinische,
das Ligurisch-Tyrrhenische, das Adriatisch-Ionische, das Sizilische und das Syrtenbecken;
Viel charakteristischer ist indessen die Scheidung des Mittelmeers
in seine Nord- und Südseite, die durch eine von der Südwestspitze Kleinasiens über Kreta und Malta bis zur Straße von
Gibraltar gezogene (im allgemeinen den 36. Breitengrad einhaltende) Linie geschieden werden. Während die Küsten der Südseite
fast ungegliedert und buchtenarm erscheinen und als einzige bedeutende Insel nur Cypern
[* 104] im äußersten Osten zu nennen ist,
zeigt die Nordseite eine so großartige Küstenentwickelung, eine so reiche Fülle von tief einschneidenden Meerbusen und
Buchten, vorspringenden Halbinseln, größern und kleinern Inseln, wie sie sich in so kurzer Entfernung kaum anderswo wiederfindet.
An dieser Mannigfaltigkeit nimmt die Westküste von Kleinasien einen hervorragenden Anteil.
Die drei größten, fast geschlossenen Meere dieser nördlichen Hälfte sind: das Ägeische, das Adriatische und das Tyrrhenische
oder Toscanische Meer;
Der Zufluß zum Mittelmeer aus den umliegenden Erdteilen ist im Verhältnis zu seiner Ausdehnung
[* 111] gering. Es münden in dasselbe
aus Europa (außer allerdings sehr zahlreichen Küstenflüssen) nur drei größere Ströme: Ebro, Rhône
und Po, dazu drei mittlere: Etsch, Tiber und Maritza, während auf der ganzen afrikanischen und asiatischem Seite der Nil der
einzige Zufluß von Bedeutung ist. Bei der geringen Wassermasse, welche diese Flüsse dem Mittelmeer zuführen, würde dasselbe
infolge der starken Verdunstung, welcher es nach seiner Lage zwischen
¶