sogen. künstlichen Mineralwässer die natürlichen vollständig zu ersetzen geeignet
seien. Die
Mehrzahl der
Ärzte leugnet nicht die Verwendbarkeit der künstlichen Mineralwässer, zieht denselben aber doch die natürlichen,
auch wenn sie nicht an der
Quelle
[* 2] getrunken werden können, mit Entschiedenheit vor.
Eisenquellen sind überall am Platz, wo man eine Verminderung der Zahl und der Leistungsfähigkeit der Blutkörperchen
[* 3] annehmen
muß, also bei
Anämie, Entwickelungschlorose,
Malaria
etc., chronischen Erkrankungen des
Nervensystems,
Geschlechtskrankheiten, allgemeinen Schwächezuständen, nur dürfen nicht
Störungen der Magenverdauung,
Neigung zu
Kongestionen
nach
Brust und
Kopf oder zu große
Erregbarkeit des
Gefäßsystems zugegen sein. Die
Wirkung der
Schwefelwässer scheint wesentlich
in der Herbeiführung eines raschen Zerfalls der Blutkörperchen zu bestehen, und zwar bezieht sich dieser
Vorgang auf das Pfortadersystem und die
Leber.
Die Gebrauchsweise der Mineralwässer richtet sich nach der
Krankheit und der
Individualität des Kranken. Die Zeit vom Mai bis
Oktober
ist für die
Brunnenkuren in unserm
Klima
[* 5] im allgemeinen die geeignetste; doch können dieselben unter
Umständen auch recht wohl, wie es in
EnglandSitte ist, im
Winter unternommen werden. Dieselben werden fast ausschließlich
bei langwierigen chronischen
Krankheiten in Anwendung gezogen. Die Dauer einer
Brunnenkur wird einzig und allein bedingt durch
die sich dabei einstellenden
Erscheinungen; meistens muß dieselbe mehrere Jahre hintereinander wiederholt werden.
Die Mineralwässer werden entweder getrunken, oder äußerlich angewendet in Form von
Bädern,
Klystieren,
Einspritzungen,
Douchen,
Umschlägen; meistens werden beide Gebrauchsweisen kombiniert. Das
Wasser wird gewöhnlich morgens nüchtern in
Gaben
von 60-90 g und in einer Gesamtquantität von 400-1600 g je nach der
Wirkung und dem Krankheitsfall getrunken. Unter keinen
Umständen läßt sich die Dauer der
Kur durch
Vermehrung der Becherzahl abkürzen.
Werden größere
Mengen
auf einmal nicht vertragen, so können auch im
Lauf desTags zwei- bis dreistündlich kleinere
Mengen oder noch einige
Becher
[* 6] in den Abendstunden genommen werden. Während des Trinkens ist eine mäßige
Bewegung ohne jede Erhitzung und
Ermüdung notwendig.
Der letzte
Becher muß mindestens 1-2
Stunden vor dem Frühstück getrunken werden. Nur in den seltenen
Fällen, wo das Mineralwasser
bei nüchternem
Magen
[* 7] absolut nicht vertragen wird, ist es gestattet, 1-2
Stunden vor dem Trinken ein leichtes Frühstück
einzunehmen. - Auch die
Bäder werden gewöhnlich des
Morgens genommen; nur in
Fällen, wo nach dem
Bad
[* 8] eine
längere
Transpiration unterhalten werden soll, oder bei feuchtkalter
Witterung kann das
Baden
[* 9] am
Abend angemessener erscheinen.
Von größter Wichtigkeit bei dem
Gebrauch der Mineralwässer sind: strenge
Diät, geistige und körperliche
Ruhe, günstige äußere Verhältnisse
in Bezug auf
Wohnung etc. Unter Umständen ist es notwendig, der
Brunnenkur eine sogen. Nachkur folgen
zu lassen;
besonders nach dem
Gebrauch von auflösenden und abführenden Mineralwässern, von
Solquellen etc. ist es üblich,
namentlich eisenhaltige
Wässer zur Verbesserung der Blutmischung und zur Anregung der Nerventhätigkeit zu verordnen.
Dies
ist aber keineswegs in allen
Fällen ratsam; die beste Nachkur ist meistens eine noch längere Zeit beobachtete
zweckmäßige
Diät und ein geregeltes, von Sorgen und körperlichen Anstrengungen freies
¶
(Menerva), die italische Göttin des Verstandes, des Nachdenkens und der Erfindsamkeit, die Schutzpatronin
aller Fertigkeiten und Künste, insbesondere der Spinnerinnen und Weberinnen, der Walker,
[* 11] Färber, Schuster, Zimmerleute, Musikanten,
Bildhauer, Maler, Ärzte, Schauspieler, Dichter, der Schullehrer und namentlich auch der Schulkinder. Ihre
ältesten und wichtigsten Heiligtümer lagen in Rom
[* 12] auf den Höhen der Stadt: auf dem Kapitel, wo sie von dem ihr mit Jupiter
und Juno gemeinsamen großen Tempel
[* 13] das Schiff
[* 14] zur Rechten des höchsten Gottes innehatte, dem Aventin, wo sich das Versammlungslokal
der Dichter und Schauspieler befand, und auf dem Cälius.
Ihr Hauptfest waren die Quinquatrus (s. d.). Im Lauf der Zeit trat die griechische Auffassung immer mehr in den Vordergrund,
indem Minérva mit PallasAthene
[* 15] identifiziert wurde. So geschah es jedenfalls im Hinblick auf die Sieg und Beute verleihende Athene,
wenn ihr Pompejus von der Beute seiner Feldzüge im Orient einen Tempel errichtete, und Augustus hatte die
beratende Athene im Auge,
[* 16] wenn er die von Cäsar erbaute JulischeKurie mit einer der Minérva geweihten Vorhalle versah. Auch bildlich
wurde die römische Minérva ganz der griechischen Göttin entsprechend dargestellt (s. Athene).
(spr. -wīni),Giulio, ital. Archäolog, geboren um 1815 zu Neapel,
[* 18] war eine Zeitlang Direktor des Museo Borbonico
(jetzt Nationalmuseum) daselbst und machte sich besonders durch die Werke: »Monumenti
antichi inediti« (Neap. 1850-54, 2 Bde.)
und »Bulletino archeologico« das. 1850 ff.)
bekannt und verdient.
ein den Porphyren (s. d.) zuzuzählendes Gestein. In Luxemburg
[* 20] bezeichnet man als Minette ein im obern Lias vorkommendes
Eisenerz, Eisenhydroxyd, mehr oder weniger vermengt mit kieselsaurem und kohlensaurem Eisenoxydul, Thon, Mergel oder Kalk, bald
kalkreich (graue Minette), bald thon- und kieselreich (rote Minette), mit durchschnittlich 33 Proz.
Eisen
[* 21] und zuweilen stark phosphorhaltig. Minette liefert ein sehr billiges Roheisen.
chinesische Dynastie, welche von 1368 bis 1644 als letzte einheimische Dynastie über China
[* 22] regierte, u. unter
der das Land die höchste Blüte
[* 23] erreichte.
Während er für seine Hauptaufgabe die Lösung der innern Verwaltungsfragen und die Herstellung des finanziellen Gleichgewichts
erklärte, wurde ihm gleich zu Anfang ein großer Erfolg durch die Allianz mit Deutschland und die Aussöhnung
mit Österreich
[* 29] zu teil, welche die Besuche der Monarchen begründeten. Die Beseitigung des Defizits und das Bankgesetz waren
ebenfalls bedeutende Verdienste Minghettis; indes die Zersplitterung der Parteien im Parlament und der Mangel einer festen Majorität
nötigten ihn im März 1876 zum Rücktritt. Er starb in Rom. Von seinen Schriften sind noch
zu erwähnen: »Opuscoli letterari ed economici« (Florenz
[* 30] 1872),
»Le
[* 31] donne italiani nelle belle arti« (Giugno (1877),
in dem er ein kirchenpolitisches System auf Grund der Cavourschen Formel: »Libera chiesa in libero
stato« aufstellte, »Il citadino e lo stato«
(1886) und eine wertvolle BiographieRaffaels (»Raffaello«, Bologna 1885; deutsch von Münz, Bresl. 1887).
N.) und dem FlußRion (im S.), gehörte später zu Persien,
[* 35] fiel 1804 an Rußland und bildet seit 1867 einen Teil des russisch-kaukasischen
GouvernementsKutais (die Kreise
[* 36] Sugdid und Senak) mit zusammen 4625 qkm (84 QM.) und (1873)
175,438 Einw. Das Land ist gebirgig (im innersten Teil sogar Hochgebirge), im
S. morastig. Die Fruchtbarkeit des Bodens bei hoher Temperatur und feuchter Luft gewährt einen außerodentlichen ^[richtig:
außerordentlichen] Vegetationsreichtum.
(Miño, spr. minnjo), einer der Hauptflüsse Spaniens, entspringt in Galicien auf der Sierra de Meira, bei Fuente-Minho,
fließt südlich und südwestlich, bildet in seinem untern Lauf die Grenze zwischen Spanien
[* 45] und Portugal
und ergießt sich, nachdem er rechts den Parga, Ferreira und Tea, links den Neira und den Sil (bedeutender als der Minho selbst)
aufgenommen, nach einem 280 km langen Lauf in breiter Mündung bei Caminhão in den Atlantischen Ozean.
Schiffbar wird er erst 40 km vor seiner Mündung bei Salvatierra, aber auch nur für kleinere Fahrzeuge; größere können
die an der Mündung liegende sehr versandete Barre nicht passieren. Sein Stromgebiet umfaßt 40,700 qkm (740 QM.). Er hieß
bei den Alten wegen seiner menniggelben Farbe Minius, woraus der Name Minho entstanden ist. - Die nach ihm
benannte portugiesische Provinz Minho (genauer Entre Douro e Minho) bildet den nordwestlichsten Teil des Königreichs, grenzt nördlich
an Galicien (ProvinzenPontevedra und Orense), östlich an die ProvinzTraz os Montes, südlich an Beira (durch den Douro davon getrennt),
westlich an den Atlantischen Ozean und ist nächst Algarve die kleinste, aber am dichtesten bevölkerte
Provinz von ganz Portugal (139 Seelen auf 1 qkm). Ihr Flächenraum beträgt 7273 qkm (nach Strelbitsky 7213 qkm
oder 131 QM.) mit (1878) 982,735 Einw.
(1881 auf 1,015,000 geschätzt).
Die Provinz besteht aus dem von zahlreichen Thälern durchschnittenen Zentralplateau von Braga, der nördlichen
Hälfte des untern Dourothals, den Thälern der Flüsse
[* 46] Tamega, Ave, Cávado und Limia und einem ziemlich niedrigen Küstenstrich.
Unter den Gebirgen, welche sie durchziehen, sind die malerische Serra da Gerez und die 1279 m hohe Serra da Cabreira hervorzuheben.
Der Boden ist zwar meist von felsiger, steiniger oder sandiger Beschaffenheit, aber infolge der reichlichen
Bewässerung und des milden, feuchten Klimas sowie infolge äußerst sorgsamer Bearbeitung sehr
ergiebig.
(v. lat. minium, »Mennige«) heißt ursprünglich und im eigentlichen Sinn des Wortes der gemalte Schmuck der
geschriebenen Bücher. Zu diesem Schmuck gehören die mit Rankenwerk versehenen großen Anfangsbuchstaben
(Initialen), die Randzeichnungen und Einfassungen der Schrift, die in dieselbe eingestreuten kleinern und die selbständigen,
ganze Seiten bedeckenden Bilder. Die Herstellung der Bücher geschah in alter Zeit vorzugsweise in den Klöstern.
Die Miniaturmalerei folgt dem Entwickelungsgang der Malerei im allgemeinen und ist für Perioden, deren Erzeugnisse auf dem
Gebiet der Wand- oder Tafelmalerei untergegangen sind, von großer Wichtigkeit. Die ältesten Miniaturen, über 3000 Jahre
alt, finden wir im alten Ägypten;
[* 51] zahlreiche Proben bildlicher Darstellungen auf Papyrusrollen sind in
altägyptischen Gräbern gefunden worden und noch erhalten. Auch die Römer
[* 52] schmückten ihre Bücher mit Zeichnungen, doch ist
davon nichts erhalten.
Das älteste Beispiel einer Buchmalerei aus unsrer Zeitrechnung ist eine aus dem 4. Jahrh. herstammende Handschrift in Kleinquart
mit Stücken des Vergil in der vatikanischen Bibliothek zu Rom. An dieselbe schließen sich einige Manuskripte
von ähnlichem Alter in verschiedenen andern italienischen Bibliotheken. Die Bilder derselben zeigen noch Anklänge an den Stil
des klassischen Altertums. Während im weströmischen Reich wegen Staatsumwälzungen und verheerender Kriege die Kunst nicht
gepflegt werden konnte, gelangte die Miniaturmalerei im oströmischen Reich zu hoher Blüte. Dort löste
sie sich auch bald als selbständige Kunst von der Kalligraphie ab. Von byzantinischen Handschriften mit Miniaturen ist besonders
bemerkenswert eine Genesis aus dem 5. Jahrh. und eine Arzneimittellehre des Dioskorides mit Bildnissen von Ärzten (beide in
¶
mehr
Wien),
[* 54] eine lateinische Bibel
[* 55] von 540 in der Bibliotheca Laurentiana zu Florenz und eine fast 10 m lange, aus 15 Blättern zusammengeklebte
Pergamentrolle mit Darstellungen der Thaten des Josua aus dem 7. Jahrh. in der vatikanischen Bibliothek zu Rom (s. Tafel »Ornamente
II«,
[* 56] Fig. 38 u. 39). Die spätern Arbeiten der byzantinischen Zeit sind oft schon sehr handwerksmäßig.
Eine eigentümliche, mit der historischen Entwickelung der Miniaturen im allgemeinen fast gar nicht im Zusammenhang stehende,
aber vermutlich auf orientalischen Elementen beruhende Ornamentik bildete sich im 7. und 8. Jahrh. ganz selbständig in Irland
aus. Die irischen Mönche blieben streng bei bedeutungslosen, eigentümlich geschwungenen Linien und behandelten
in einzelnen Fällen selbst Tiere und Menschen rein ornamental. Diese Linienzüge sind oft mit erstaunlicher Sicherheit und
großer Geschicklichkeit ausgeführt und reich mit lebhaften Farben geschmückt (s. Tafel »Ornamente II«,
[* 56] Fig. 36 u. 37). Von
Irland aus verbreitete sich diese Art durch die wandernden Mönche auch nach England und dem Festland, besonders
nach der Schweiz
[* 57] und Norditalien, wo einzelne Mönche, z. B. in St. Gallen und Bobbio, später sehr berühmt gewordene Klöster
gründeten.
Aus unbeholfenen Anfängen entwickelte sich in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden eine neue Art von Miniatur, welche am
Ende des 14. Jahrh. zur höchsten Blüte gelangte. In der karolingischen Zeit setzte man die Initialen gern aus Tiergestalten
zusammen (aus Fischen z. B. in Manuskripten zu Laon und Stuttgart).
[* 61] Die ersten wirklichen Bilder wurden nach
byzantinischen Vorbildern gefertigt. Als das älteste Beispiel dieser Art gelten das sogen. Sakramentarium von Gellone und
ein Evangelistarium von Godescul von 781, beide in Paris.
[* 62]
Von der byzantinischen Miniaturmalerei wurde auch die russische beeinflußt (s. Tafel »Ornamente II«,
[* 56] Fig. 18 u. 19). In der
Mitte des 12. Jahrh. beginnt dann die Bildung eines selbständigen germanischen Stils. Von jetzt an gibt
auch nicht mehr die Heilige Schrift allein den Malern Stoff zu ihren Darstellungen, sondern poetische Erzählungen, Heldengedichte,
Tiersagen und Minnelieder eröffnen den Künstlern eine ganz neue Welt, und wie die Dichter jener Zeit, so
stellen auch die Maler Gebilde des strengsten Ernstes und des heitersten Lebensgenusses, Darstellungen aus dem unmittelbaren
Leben der Gegenwart und Spiele der üppigsten Phantasie dicht nebeneinander.
In der zweiten Periode des gotischen Stils tritt an die Stelle der kolorierten Federzeichnung die selbständige
Malerei mit dem Pinsel. Die Formen sind jetzt richtiger aufgefaßt und mit dem Streben nach plastischer Wirkung dargestellt. Hände
und Köpfe sind sorgsamer nach der Natur beobachtet, letztere haben oft einen sehr anziehenden Ausdruck der Innigkeit und Milde.
Die Figuren, welche von geringer Kenntnis des menschlichen Körpers zeugen, und deren Proportionen fehlerhaft sind, leiden an
übertriebener Magerkeit.
Hervorzuheben sind besonders: die für den König Wenzel angefertigte deutsche Bibel in 6 Bänden, eine Abschrift der
Goldenen Bulle von 1440 und ein für den Erzbischof von Prag,
[* 76] Sbinko Hasen von Hasenberg, gefertigtes Missale von 1409. An diese
böhmischen Arbeiten schließen sich einige österreichische, jetzt in Wien, im StiftMelk etc. Im übrigen Deutschland wandte
man sich in dieser Zeit selten der Miniatur zu, dort wurde mehr die Tafelmalerei kultiviert; auch
englische Werke dieser Periode sind selten.
Die realistische Richtung in der Malerei, welche die Gebrüder van Eyck schnell zur allgemeinen Geltung brachten, wurde bald
auch auf die Buchmalerei übertragen. Porträtmäßige Behandlung der Figuren, sorgsamste Durchführung aller Einzelheiten,
Naturwahrheit auch in der Landschaft und Architektur sind charakteristische Eigenschaften der Miniaturmalerei
dieser Richtung, welche in den burgundischen Fürsten die thätigsten Förderer fand. Philipp der Gute soll 1443 die reichste
Bibliothek in Europa
[* 77] besessen und allein der Stadt Brügge 935 Bände überlassen haben. In einzelnen Miniaturwerken glaubt man
die Hand
[* 78] der berühmtesten Meister der flandrischen Schule zu erkennen.
Unter den zahlreichen Illuministen, welche noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. die Ausschmückung
von Büchern gewerbsmäßig betrieben, ist besonders GeorgGlockenton zu nennen, dessen Kinder und Enkel auf demselben Gebiet
thätig waren. Am bekanntesten ist sein Sohn Nikolaus, welcher 1523 ein großes Missale und 1531 ein Gebetbuch
für den ErzbischofAlbrecht vonMainz
[* 81] (beide jetzt in Aschaffenburg)
[* 82] ausführte (s. Tafel »Ornamente II«,
[* 56] Fig. 29, 33). Die höchste
Blüte erreichte die Miniaturmalerei in Italien
[* 83] und zwar sowohl in der gotischen Zeit, wo Giotto vornehmlich dieselbe beeinflußte,
als während der Renaissanceperiode, in welcher hervorragende Künstler, wie Attavante, Girolamo dei Libri,
Liberale da Verona
[* 84] und GiulioClovio, thätig waren und eine große
Zahl der kostbarsten Bilderhandschriften für Päpste, Fürsten,
Kirchen u. a., auch für MatthiasCorvinus von Ungarn
[* 85] schufen (s. Tafel »Ornamente III«,
[* 86] Fig. 4, 7, 8, 10, 16, 18, 19). Auch im
Orient gelangte die Buchmalerei zu hoher Vollendung, doch ist davon nur wenig Kunde in die Öffentlichkeit
gedrungen.
ClaudeEtienne, geb. 1814 zu Paris als Sohn eines armen Handwerkers, stieg vom gemeinen Soldaten zum Offizier,
ging 1830 mit nach Algier, bemühte sich seitdem unausgesetzt um die Vervollkommnung der Feuerwaffen und erfand 1849 das nach
ihm benannte System. 1852 ward er zum Ches eines Bataillons ernannt, war dann längere Zeit Lehrer für das
Büchsenschießen an der Normalschule zu Vincennes, ging nach seiner Verabschiedung als Oberst 1858 nach Ägypten, wo ihm der
Vizekönig die Leitung einer Waffenfabrik und einer Schießschule in Kairo
[* 90] übertrug und ihn zum General ernannte. Nach Paris
zurückgekehrt, beschäftigte er sich viel mit Gewehrkonstruktionen. Er starb
(Minye, Minia), Hauptstadt der gleichnamigen mittelägypt.
Provinz (2000 qkm mit 314,818 Einw.), links am Nil,
Station der Sudânbahn, ist Sitz eines Mudirs, hat eine große Zuckerfabrik, ein vizekönigliches Palais, mehrere zum Teil aus
antikem Material erbaute Moscheen und 15,900 Einw., darunter 130 Europäer.
Nach der innern Einrichtung der gegenwärtigen Ministerien erscheint als gemeinsamer Wirkungskreis derselben:
1) die Beratung der Krone entweder durch persönlichen Vortrag der einzelnen oder durch kollegialische
Antragstellung seitens eines gesamten, die einzelnen Ministerien in sich schließenden Staatsministeriums (Gesamtministerium);
2) die Ausführung der Gesetze entweder auf Grund besonderer in Gesetzen enthaltener Ermächtigung oder vermöge der allgemeinen
Befugnis der ausführenden Gewalt;
5) die Stellenbesetzung entweder direkt auf Grund monarchischer Delegation an die oder thatsächlich im Weg des Vorschlags an den
Herrscher. Was die verwaltungsrechtliche Einrichtung der Ministerien anbelangt, so können zwei Systeme unterschieden werden:
das sogen. Kollegialsystem, wonach in wichtigern Fällen das Staatsministerium durch Stimmenmehrheit entscheidet, und das sogen.
parlamentarische System, wonach an der Spitze des Ministeriums eine »leitende Person«, ein Premierminister oder Ministerpräsident,
steht, der die politische Richtung der Regierung nach außen oder auch gegenüber den Parteien zu vertreten
und eine gewisse Unterordnung
unter die leitenden Gesichtspunkte von den übrigen Ministern zu fordern hat.
Vorausgesetzt sind bei einer derartigen Einrichtung die vollkommene Gleichartigkeit der das Ministerium bildenden Elemente
und die Ernennung der einzelnen Fachminister auf Vorschlag des Premiers durch die Krone. Unter den neuern
Staatsmännern ist es namentlich FürstBismarck, welcher diesem letztern System das Wort geredet hat, freilich ohne Anerkennung
der englischen Praxis, nach der das jeweilige Kabinett aus der Parlamentsmajorität gebildet wird, deren Anwendbarkeit aber
für Deutschland jedenfalls so lange zweifelhaft erscheint, als Minister überhaupt nicht Mitglieder
der Kammer zu sein brauchen.
Abgesehen von England und den seinem Beispiel folgenden Staaten, wie Belgien, Holland und Italien, kann die Krone vielmehr ohne
Rücksicht auf parlamentarische Majoritäten und Minoritäten die Minister wählen. Nach deutschem Verfassungsrecht sind die Minister Vertreter
der Kronprärogativen und deswegen den Kammern gegenüber mit besondern Rechten ausgerüstet. Sie können
zu jeder Zeit in denselben erscheinen und müssen gehört werden, ein Recht, welches nach der deutschen Reichsverfassung (Art.
9) auch den Mitgliedern des Bundesrats in Ansehung des Reichstags eingeräumt ist.
Auch können sich die Minister zur Vertretung der Regierungsvorlagen Kommissare substituieren. Ob Minister, welche nicht Mitglieder
der Kammer sind, wegen Verletzung der parlamentarischen Ordnung vom Vorsitzenden eine Rüge empfangen dürfen, ist eine Streitfrage.
Die gegenwärtig in den größern Staaten üblichen Fachministerien sind folgende:
Neben der Teilung nach Arbeitsfächern können bei der Organisation der Ministerien auch örtliche und
territoriale Gesichtspunkte in Betracht kommen. Schon in der Errichtung kolonialer Ministerien ist dies der Fall. In England
ist überdies der schottische Lord Advocate Ratgeber für die Behandlung schottischer Angelegenheiten. Vor der Einverleibung
Lauenburgs in den preußischen Staat bestand auch eine besondere Ministerialabteilung für lauenburgische Sachen. In kleinern
Staaten zerfällt das Ministerium in verschiedene Departements oder Abteilungen, welche verantwortlichen Departements- oder
¶