dieselben angewendet. Der Verteidiger unterhält, um von allen
Arbeiten des Feindes im Bereich des Konterminensystems unterrichtet
zu sein, in diesem einen wohlorganisierten Horch- und Meldedienst, damit er rechtzeitig durch Geschützfeuer,
Ausfälle oder
Quetschminen den
Kampf aufnehmen kann. Er vermeidet das
Auswerfen von Minentrichtern, damit sich der Angreifer nicht in denselben
festsetzen oder von ihnen in das Minensystem eindringen könne. Zur
Ventilation der Minen wendet man
Zentrifugalventilatoren
oder
Pump- und Saugapparate mit langen
Schläuchen an; doch sind noch keine zuverlässigen
Mittel gefunden, um das Forträumen
der Verdämmung nach dem
Schuß gefahrlos zu machen.
Der Erdboden ist, namentlich bei Quetschminen, durch die Pulvergase geradezu verpestet, und es kann die
hier eingeatmete
Luft die
Minenkrankheit erzeugen, nicht selten schnellen
Tod herbeiführen.
Schon ältere Minensysteme waren
mit Quergalerien zur Herbeiführung einer natürlichen Luftzirkulation versehen.
General v.
Totleben hat dieses Enveloppensystem
bei der
Verteidigung von
Sebastopol
[* 2] und bei Neuanlagen wieder angewendet. Neben der
Ventilation gewähren
diese Quergalerien den großen Vorteil einer schnellern
Kommunikation im ganzen
System. Um eroberte Festungswerke der Benutzung
des Feindes zu entziehen, werden unter wichtigen Teilen derselben Demolitionsminen angelegt, die der Verteidiger von rückwärts
liegenden Werken aus springen lassen kann. Derartige Minen werden außerdem zum Zerstören von
Brücken,
[* 3]
Dämmen,
Tunnels etc.
angewendet, und es wird die Minenkammer in der
Regel schon beim Neubau angelegt.
Palissaden, freistehende
(Eskarpen-)
Mauern zerstört man mittels
Patronen aus
Schießwolle oder
Dynamit, die an den
Fuß derselben gelegt werden.
Vgl.
»Minieren«, Sonderabdruck aus dem »Handbuch für den allgemeinen Pionierdienst«
(Berl. 1887).
(Min-Elli), Jan, niederländ. Schulmann, geb. 1625 zu
Rotterdam,
[* 4] ward
Rektor der
Erasmus-Schule daselbst und starb 1683. Er besorgte von einer großen Anzahl römischer
KlassikerAusgaben, die ihrer Beliebtheit wegen vielfach nachgeahmt wurden und dann auf demTitel die
Worte
»ad modum Minelli«
(»nach Art und
WeiseMinells«) führten. Da sie aber in ihren Anmerkungen meist nur wörtliche Übersetzungen des
Textes darboten,
so wurde der
Ausdruck
»ad modum Minelli« sprichwörtlich für sogen.
Eselsbrücken.
Komplex von Krankheitserscheinungen, welcher durch Einatmen der beim
Sprengen
[* 5] von
Minen auftretenden
Gase
[* 6] hervorgerufen wird. Da letztere wesentlich
Kohlenoxyd enthalten, so ist auch die als
Kohlenoxydvergiftung
aufzufassen und äußert sich wie eine solche. In leichten
Fällen wird sie durch Einatmen reiner
Luft bald beseitigt, in schweren
bricht der Kranke plötzlich zusammen, die
Atmung stockt, und unter
Betäubung und
Krämpfen tritt schnell derTod
ein.
s. v. w.
Berliner Blau, ^[= Name mehrerer tiefblauer Substanzen, welche auf verschiedene Weise, am häufigsten durch Fällung ...]
[* 10]
Bremer Blau oder
Wolframblau.
s. v. w. Scheelsches
Grün oder
Schweinfurter Grün. ^[= schönste grüne Kupferfarbe, eine Verbindung von essigsaurem Kupferoxyd mit arsenigsaurem Kupferoxy ...]
(v. mittellat. minera,
»Bergwerk, Erzgrube«; hierzu die Tafel »Mineralien und
Gesteine«, mit Textblatt),
die anorganischen starren oder tropfbarflüssigen Naturkörper von homogener
Beschaffenheit. Das Erfordernis der Homogenität
sondert einen großen Teil der
Gesteine (s. d.) von den ab, diejenigen nämlich, welche sich als
Gemenge
verschiedener Mineralspezies herausstellen. Die Homogenität beruht darauf, daß die Mineralien im wesentlichen eine
bestimmte chemische
Verbindung darstellen und sich einer festen chemischen
Formel unterordnen.
Abweichungen von der durch letztere
geforderten
Zusammensetzung sind als Verunreinigungen aufzufassen und gewöhnlich auch makroskopisch oder
mikroskopisch als solche nachweisbar.
In morphologischer Beziehung teilen sich die Mineralien in amorphe und kristallinische. Erstere, zu denen die tropfbarflüssigen
und eine kleine Anzahl fester (z. B.
Opal,
Obsidian) zählen, entwickeln niemals, auch unter den günstigsten Verhältnissen
nicht, ebenflächig begrenzte gesetzmäßige Gestalten
(Kristalle,
[* 13] s. d.), während die kristallinischen
Mineralien die Fähigkeit,
Kristalle zu bilden, besitzen, ohne jedoch immer oder auch nur meist kristallisiert zu sein. Im nichtkristallisierten
Zustand stellen die kristallinischen Mineralien einzelne oder zu
Aggregaten aufgehäufte
Körner, Blättchen oder
Stengel
[* 14] dar, deren
innere
Struktur, wie sie sich aus
Spaltbarkeit, optischem Verhalten etc. ergibt, die Ausdeutung dieser
Körner, Blättchen,
Stengel als unentwickelte
Kristalle, als verkümmerte Individuen erlaubt. Zu dieser Auffassung ist
man um
so mehr berechtigt, als von den einzeln eingewachsenen (s. Tafel,
[* 1]
Fig.
2), allseitig ebenflächig und gesetzmäßig begrenzten
Kristallen bis zu dem Haufwerk vieler äußerlich gesetzlos begrenzter
Körner etc. die mannigfaltigsten Übergänge beobachtet werden können.
So sind die aufgewachsenen
Kristalle (Fig. 3 u. 7) nur noch an ihrem freien Ende ebenflächig
begrenzt, während ihr unteres Ende sich der zufälligen Unterlage anschmiegt. Mehrere bis viele
Kristalle bilden durch Gruppierung
um einen
Punkt eine
Kristallgruppe
[* 1]
(Fig. 1) oder durch
Ausbildung in einem Hohlraum eine
Kristalldruse und
besitzen in
¶
beiden Fällen nur noch an den frei entwickelten Enden gesetzmäßige Formen, während im erstern Fall ihr inneres, im letztern
Fall ihr äußeres Ende stängelige Aggregate darstellt. - KörnigeAggregate
[* 17]
(Fig. 5) können des nähern nach der Größe der
zusammensetzenden Individuen großkörnig, grobkörnig und feinkörnig, nach ihrer Form eckig-körnig, rundkörnig oder
glattkörnig sein; stängelige Aggregate
[* 17]
(Fig. 4) lassen sich als stabförmige, nadelförmige, faserige, haarförmige, als
parallelfaserige, radialfaserige, blätterige als tafelförmige, keilförmige, schuppige unterscheiden, Bezeichnungen, welche
ohne nähere Definition verständlich sind.
Bei allen drei Grundformen der Aggregation unterscheidet man ferner makrokristallinische, mikrokristallinische und beide zusammen
als phanerokristallinische Aggregate im Gegensatz zu den kryptokristallinischen (dichten). Die Zusammensetzung
der zuletzt genannten Aggregate aus kleinsten Individuen ist erst unter dem Mikroskop
[* 18] nachweisbar. Sehr kleine, innig miteinander
verwachsene Individuen bilden haar- und drahtförmige Gestalten, und durch Verwachsungen dieser letztern entstehen die zähnigen,
baum-, feder-, plattenförmigen
[* 17]
(Fig. 9), die ästigen und gestrickten
[* 17]
(Fig.
8) Aggregate.
Kompliziertere Strukturen entstehen, wenn die aus den Einzelindividuen zusammengesetzten Aggregate ersten
Grades noch einmal unter sich zu Aggregaten zweiten Grades verbunden sind. Hierher gehören z. B. die Erbsensteinstruktur (pisolithische,
oolithische): Kugeln aus Schalen und diese aus radialfaserigen Individuen zusammengesetzt;
die Stalaktitenstruktur: zapfenförmige
Aggregate, aus radialfaserigen oder radialblätterigen Individuen bestehend, die um eine Längsachse
gruppiert sind;
die Glaskopfstruktur: gebogene, aus faserigen Individuen zusammengesetzte Schalen bilden eine nierenförmige
Oberfläche;
die traubige
[* 17]
(Fig. 10) und nierenförmige, die dendritische Struktur
[* 17]
(Fig. 6): meist sehr kleinkörnige Aggregate
sind mit dünnstem Querdurchmesser baumförmig oder pflanzenähnlich auf eine Fläche ausgebreitet etc. -
Im Gegensatz zu den kristallinischen Mineralien lassen die amorphen eine solche Zerfällung in
einzelne Individuen niemals erkennen, besitzen keine nach bestimmten Flächen orientierte Spaltbarkeit, und ihre äußere Gestalt
ist entweder die des Tropfens oder eine rein zufällige, von der Begrenzung der Umgebung abhängige, auch erdige.
Von den physikalischen Eigenschaften der ist die Spaltbarkeit (s. d.) in einem besondern Artikel behandelt.
Unter Bruch versteht man die Beschaffenheit der nicht durch die Spaltbarkeit entstandenen Trennungsflächen (Bruchflächen)
und unterscheidet muscheligen, ebenen, unebenen, erdigen, splitterigen und hakigen Bruch. - Das spezifische Gewicht der Mineralien schwankt
zwischen weiten Grenzen
[* 19] (gediegen Platin = 17-18, Meerschaum = 0,9-1,2), jedoch ist bei den weiter verbreiteten
Arten, so namentlich bei den gesteinsbildenden, ein spezifisches Gewicht von 2,5-3 das häufigste. - Über
die Härte der Mineralien s. d.; über diejenigen optischen Eigenschaften, welche in direktem Zusammenhang mit den Kristallgestalten
stehen, vgl. Kristall. - Die Farbe der Mineralien kann eine wesentliche, der chemischen Substanz entsprechende sein (farbige, idiochromatische
Mineralien, wie roter Roteisenstein, roter Zinnober,
[* 20] blauer Kupfervitriol), oder sie kann an eine der chemischen
Zusammensetzung des Minerals fremde Substanz (Verunreinigung) gebunden sein, welche an sich farblose Mineralien in gefärbte (allochromatische)
umwandelt. So
ist Rauchquarz durch organische Substanz braun bis schwarz gefärbter Quarz, Smaragd
[* 21] durch Chromoxyd gefärbtes
Berylliumaluminiumsilikat; rote Färbungen sind sehr häufig auf beigemengtes Eisenoxyd, gelbe und braune
auf Eisenhydroxyd zurückzuführen.
Die Nüancen der Farben werden nach landläufigen Ausdrücken bezeichnet. Neuerdings hat Fischer vorgeschlagen, sie mit den Normalfarben
der internationalen Farbenskala von Radde zu vergleichen, wodurch zweifellos eine exaktere Beschreibung ermöglicht wird als
nach der bisherigen umschreibenden Methode. An einem und demselben Exemplar finden sich nicht selten zweierlei
Färbungen vor, sei es, daß der Kern eine andre Farbe als die Umhüllung besitzt (im Innern rot, äußerlich grün gefärbte
Turmalinkristalle) oder das eine Ende des Kristalls eine von der des entgegengesetzten verschiedene zeigt (so farblose Diopsidkristalle
mit intensiv grünen Endigungen), sei es, daß Kristalle, noch häufiger Aggregate punktiert, gefleckt,
geflammt, wolkig, geädert, gebändert etc. erscheinen.
Wichtig ist für eine Anzahl von Mineralien der Unterschied in der Färbung größerer zusammenhängender Stücke und des Pulvers.
Die Farbe des letztern erhält man leicht durch ein Reiben oder Streichen desMinerals auf einer aus unglasiertem Porzellan
(Biskuit)
[* 22] hergestellten Platte (Strichtafel), weshalb man auch gewöhnlich von der Strichfarbe spricht. So besitzt der eisenschwarze
Eisenglanz einen kirschroten Strich; das Pulver des speisgelben Eisenkieses ist bräunlichschwarz. - Nach dem Grade der Fähigkeit,
das Licht
[* 23] durchzulassen (Pelluzidität), unterscheidet man die als durchsichtig, halbdurchsichtig, durchscheinend, kantendurchscheinend
und undurchsichtig (opak). - Der Glanz der ist seiner Qualität nach Metallglanz, Diamantglanz, Glasglanz,
Fettglanz, Perlmutterglanz oder Seidenglanz, der letztgenannte sehr häufig an feinfaserigen Aggregaten als direkte Folge dieser
Aggregationsform.
Der Stärke
[* 24] ihres Glanzes nach unterscheidet man die als stark glänzend, wenig glänzend, beim Fehlen jeglichen Glanzes als
matt. Das gleichzeitige Auftreten von Metallglanz, gewissen (metallischen) Farbennüancen und Undurchsichtigkeit
an einer Mineralspezies bedingt den metallischen, nicht metallischer Glanz, nicht metallische Farben undDurchsichtigkeit, wenn
auch nur in geringem Grade, den nicht metallischen Habitus einer Spezies, Unterschiede, die als leicht auffallend zur Bestimmung
der Mineralien vorzüglich benutzbar sind.
Unwichtig zur Bestimmung und nur von theoretischem Interesse (namentlich wegen ihres Zusammenhangs mit
den Kristallgestalten) sind die elektrischen und die thermischen Eigenschaften der Mineralien, so Ausdehnung
[* 25] durch die Wärme,
[* 26] Wärmeleitung
[* 27] etc., während die Überführung aus dem festen Aggregatzustand in den flüssigen durch Erhöhung der Temperatur (Grad der Schmelzbarkeit)
wiederum einen zur Bestimmung sehr wertvollen Anhaltspunkt gewährt. So verwendet namentlich Kobell diese
Unterschiede sehr wesentlich, indem er für die schmelzbaren eine Skala von sechs Graden aufstellt, ähnlich wie bei der Härteskala
den Grad des zu untersuchenden Minerals durch Vergleich bestimmend. Die sechs Schmelzgrade sind, von dem am leichtesten schmelzbaren
Mineral anfangend:
Magneteisen, Magnetkies und noch einige viel Eisen enthaltende Mineralien, zu denen noch eine Mehrzahl kommt, die sich nach dem Glühen
als magnetisch erweisen. - Als physiologische Merkmale endlich werden auf Geschmack, Geruch und Gefühl wirkende Eigenschaften
der Mineralien aufgeführt, unter ihnen einige zur rohen Bestimmung recht nützliche, wie der Geschmack des Steinsalzes,
des Sylvins, der eigentümliche Geruch, den thonige Mineralien, namentlich nach dem Anhauchen, zeigen, ferner der bituminöse, welcher
entweder direkt oder noch häufiger nach dem Anschlagen beobachtet wird, endlich das eigentümlich fettige Gefühl, welches
die Berührung des Talks und des Graphits hervorruft. Auch das Adhärieren an befeuchteter Lippe,
[* 32] welches
hygroskopische Mineralien (Thone, bestimmte Opalvarietäten) zeigen, gehört hierher. - Von ganz besonderer Wichtigkeit sind die chemischen
Eigenschaften der Mineralien. Die Mineralspezies sind, wie schon hervorgehoben, feste chemische Verbindungen, welche sich einer bestimmten
chemischen Formel unterordnen.
Weder die Beobachtung, daß Körper gleicher chemischer Zusammensetzung in verschiedenen Kristallsystemen kristallisieren, d. h.
mehr denn eine Mineralspezies bilden (Heteromorphismus, s. d.), noch die in gewissem Sinn vorhandene Dehnbarkeit
der Formel isomorpher Mineralreihen (s. Isomorphie) können die allgemeine Gültigkeit dieses Satzes angreifen. Diese hervorragende
Wichtigkeit der chemischen Zusammensetzung findet ihren Ausdruck darin, daß neuerdings vorwiegend sogen. chemische Systeme
bei der Anordnung der Mineralspezies angewandt werden. Nach Zirkels Bearbeitung von Naumanns »Elementen der
Mineralogie« gliedern sich die Mineralien wie folgt:
V. Klasse. Sauerstoffsalze (Oxysalze); mit den Ordnungen der Aluminate und Ferrate, Borate, Nitrate, Carbonate,
Selenite, Arsenite und Antimonite, Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframiate und Uranate, Tellurate, Phosphate, Arseniate, Vanadinate,
Niobate und Tantalate, Antimonate, Silikate, Verbindungen der Silikate mit Titanaten, Zirkoniaten, Niobaten und Vanadinaten,
Titanate. Von diesen Ordnungen zerfallen die meisten in zwei Unterordnungen, je nachdem die betreffenden Verbindungen wasserfrei
oder wasserhaltig sind. Die Silikate werden in folgende »natürliche Gruppen« untergeteilt: Andalusitgruppe,
Turmalingruppe, Epidotgruppe, Olivingruppe, Willemitgruppe, Granatgruppe, Helvingruppe, Skapolithgruppe, Nephelingruppe,
Glimmergruppe, Clintonitgruppe, Chloritgruppe, Talk- und Serpentingruppe, Augit- und Hornblendegruppe, Cordieritgruppe, Feldspatgruppe,
Zeolithgruppe, Thongruppe nebst Anhängen: allerlei Metallsilikate.
Dem Werte der chemischen Zusammensetzung für die Systematik entsprechend, ist die Untersuchung der chemischen Eigenschaften
behufs Bestimmung der Mineralien in erster Linie wichtig, so zwar, daß die Konstatierung physikalischer und morphologischer Merkmale
mehr als eine Hilfsuntersuchung, die erfahrungsmäßig auch zur Eruierung der chemischen Zusammensetzung führen kann, betrachtet
werden muß. Für die chemische Untersuchung bedient sich die Mineralogie im allgemeinen der gleichen
Methoden wie die anorganische Chemie, und nur für eine schnelle Bestimmung des zweifellos schon bekannten Materials wird mit
Vorliebe der sogen. trockne Weg unter möglichst ausgiebiger Benutzung des Lötrohrs behufs Vornahme von Schmelzversuchen,
Färbungen von Glasflüssen (Borax-, Phosphorsalzperlen) etc. gewählt. Weisbach, Hirschwald, Haushofer u. a.,
besonders aber Kobell haben diese Methode eines abgekürzten Wegs qualitativer Analyse ausgebaut und Anleitungen dazu publiziert.
- Eng mit der chemischen Natur der Mineralien hängt die Art und Weise ihrer Bildung zusammen.
Andre bei demselben Vorgang sich bildende Mineralien sind durch Sublimationen entstanden, sei es, daß ihre chemische Natur eine direkte
Vergasung durch Hitze und Wiederverfestigung durch Abkühlung anzunehmen erlaubt (so Salmiak, Steinsalz, Chloreisen), sei es,
daß sich offenbar während der SublimationWechselzersetzungen vollzogen haben (Eisenglanz, gebildet durch die Einwirkung
von Wasserdampf auf sublimierendes Chloreisen). Im Gegensatz hierzu vollzieht sich beispielsweise die Bildung des Gipses bisweilen
auf einfach wässerigem Weg: Verdunstung einer Gipslösung.
Über die eminente Bedeutung, welche die sogen. Pseudomorphosen als Signale bestimmter natürlicher Bildungs- und Umbildungsprozesse
besitzen, vgl. Pseudomorphosen. Endlich können zur Erklärung der mutmaßlichen Bildungsweise der Mineralien Experimente
dienen, durch welche mit den natürlich vorkommenden identische chemische Verbindungen erzeugt werden. Die umfangreiche Litteratur
über derartige Versuche findet sich in Fuchs'
[* 37] »Die künstlich dargestellten Mineralien« (Haarlem
[* 38] 1872) übersichtlich zusammengestellt.
Der Verallgemeinerung der dabei gewonnenen Resultate stellt sich die Schwierigkeit entgegen, daß sich
die Natur in vielen Fällen nachweisbar eines mehrfachen Wegs bedient, um dieselbe Mineralspezies hervorzubringen. So ist Schwefel
bald Sublimationsprodukt, bald Quellabsatz (durch Zersetzung des in den sogen. Schwefelquellen¶
mehr
enthaltenen Schwefelwasserstoffs), bald Abscheidung aus Doppeltschwefeleisen (Schwefel, eingebettet in Brauneisenstein, aus
Eisenkies
[* 40] entstanden), bald Reduktionsprodukt aus Sulfaten (durch die enge Verknüpfung gediegenen Schwefels mit Cölestin und
Gips mehr denn wahrscheinlich gemacht). - Hinsichtlich des Vorkommens unterscheiden sich die Mineralien sehr auffallend
untereinander ihrer Häufigkeit nach. Unter den etwa 800 Spezies, die man kennt, sind nur gegen 40 als
wesentliche Bestandteile der Gesteine (vgl. Gesteine, S. 249) weit verbreitet, alle übrigen kommen nur als zufällige Beimengungen
(accessorische Bestandteile) der Gesteine sporadisch vor und zwar entweder in einzelnen Individuen und Aggregaten in den Gesteinen
eingewachsen, derb, eingesprengt
[* 39]
(Fig. 11) oder in Hohlräumen derselben (auf
Gangspalten als Gangmineralien, als Ausfüllungen ehemaliger Blasen, Mandelnetc.). - Betreffs der Benennung der einzelnen Spezies
existiert leider kein Prinzip.
Verhältnismäßig selten wurden und werden die Namen nach charakteristischen Eigenschaften gebildet (z. B. Orthoklas wegen
seiner rechtwinkeligen, Oligoklas wegen seiner schiefwinkeligen Spaltbarkeit), wobei noch viele derartige Bezeichnungen als
irrtümlicherweise für charakteristisch gehaltenen Eigenschaften entnommen schlecht gewählt sind (so
Cölestin, dessen meiste Varietäten farblos sind). Am häufigsten sind Namen nach Fundorten und Eigennamen, aus beiden gewöhnlich
durch die Nachsilbe »it«, seltener »lith«
gebildet, welch letztere nach neuern Vorschlägen für die Benennungen der Gesteine reserviert bleiben soll (z. B. Herrengrundit,
Wolfachit, Wernerit, Danalith etc.). Kobell hat über die Mineralnamen ein interessantes Werkchen (Münch.
1853) publiziert.
eine Erfindung des Münchener Chemikers Keim, hat den Zweck, Fresken und Ölgemälde
gegen die Einflüsse der Temperatur widerstandsfähig zu machen. Die Vorbedingung für die Anwendung dieses Verfahrens ist
die, daß die zur Bemalung bestimmten Wandflächen aus reinem, solidem und gesundem Material bestehen, und daß sie vollständig
trocken sind. Auf die Wandfläche wird zunächst, und zwar gut naß und nicht zu dick, ein Untergrund
aufgetragen, welcher aus möglichst scharfkörnigem, vor dem Gebrauch gesiebtem und gewaschenem Quarzsand, aus nach dem Ablöschen
ebenfalls gesiebtem und ausgelaugtem Kalk und aus reinem Regen- oder Flußwasser besteht.
Nachdem dieser Untergrund vollständig ausgetrocknet und hart geworden ist, wird er mit einem rauhen Sandstein abgerieben,
damit die dünne Lage von kristallinischem kohlensauren Kalk, welche sich beim Austrocknen bildet, beseitigt
und so die Absorptionsfähigkeit des Untergrundes für Flüssigkeiten wiederhergestellt wird. Der Untergrund wird mit Kaliwasserglas
getränkt. Die Durchtränkung darf nur
in dem Maß erfolgen, daß die Porosität des Untergrundes dadurch nicht aufgehoben wird.
Auf diesen Untergrund wird der eigentliche Malgrund aufgetragen, welcher aus 4 Maßteilen Quarzsand, 3½
Teilen Marmorsand, ½ Maßteil Infusorienerde und einem Maßteil Ätzkalk, mit destilliertem Wasser angerührt, gebildet wird.
Der Marmorsand gibt dem Mörtel mehr Festigkeit
[* 46] und Härte. Auch scheinen die Farben auf einem mit Marmorsand hergestellten Malgrund
besser als auf einem nur aus Quarzsand gefertigten hart zu werden. Auch der Malgrund muß vollständig
austrocknen, ehe er einer weitern Bearbeitung unterzogen wird.
Die Zusätze werden in Prozentsätzen und in Mischungsverhältnissen, welche bei den einzelnen Farben verschieden sind, durch
starkes Reiben den reinen geschlämmten Farben zugesetzt. Das Fixieren der Bilder geschieht durch Kaliwasserglas,
welches mit Ätzkali und Ätzammoniak versetzt ist und in heißem Zustand und zwar erst dann angewendet wird, sobald das ganze
Gemälde bis auf den Stein ausgetrocknet ist. Nach dem Fixieren wird das Gemälde noch mit kohlensaurem Ammoniak behandelt.
Die Preise der wie die Ölfarben in Zinntuben gelieferten Farben stellen sich etwas teurer als die gewöhnlichen
Freskofarben. Indessen soll sich dieser Preisunterschied dadurch ausgleichen, daß der Maler nach dem Keimschen Verfahren etwa
ein Drittel Zeit weniger braucht, und daß die Kosten für die Maurer fortfallen, welche bei der Freskomalerei dem Künstler
zur Hand
[* 48] gehen müssen. Für Ölbilder präpariert Keim nach seinem System Malleinwand, welche sich von der
bisher üblichen kaum unterscheidet und auch im bemalten Zustand zusammengerollt werden kann, ohne daß die MalereiSprünge
oder Risse erleidet. Bilder, die auf dieser präparierten Malleinwand hergestellt sind, sollen wie die Wandgemälde nicht nur
den Einflüssen der Temperatur, der Nässe etc. trotzen, sondern auch gegen Einwirkung von
Säuren und gegen Feuer geschützt sein.
(früher auch Oryktognosie), der Teil der Naturgeschichte, welcher sich mit den einfachen anorganischen
Naturkörpern, den Mineralien, im Gegensatz zu den Gesteinen beschäftigt. Die Mineralogie betrachtet diese einfachen Körper
der anorganischen Natur nach ihren sämtlichen Eigenschaften, gruppiert sie denselben entsprechend und beschreibt ihre Abarten,
ihr Vorkommen, ihre Entstehung und Umwandlung in andre Mineralien. Die Mineralogie zerfällt in einen allgemeinen oder vorbereitenden
Teil, welcher die Eigenschaften der Mineralien überhaupt zu erörtern bestimmt ist, und aus dessen Grundprinzipien die Klassifikation
(Systematik) der Mineralien sich ergibt. Der zweite, beschreibende (physiographische) Teil bespricht dann
die einzelnen durch ihre Eigenschaften unterschiedenen Mineralien in der auf obige Weise gewonnenen systematischen Anordnung.
Die Geschichte der Mineralogie hebt, auch wenn wir die ersten Anfänge, welche in einer Registrierung
¶
Der Däne E. Bartholin lieferte 1670 Beobachtungen über die Spaltungsgestalt des Kalkspats, seine Doppelbrechung
[* 52] und das Aufbrausen
mit Säuren. Steno (geb. 1631 zu Kopenhagen,
[* 53] gest. 1686 in Schwerin)
[* 54] und Guglielmini (geb. 1655 zu Bologna,
gest. 1710 in Padua)
[* 55] publizierten einzelne Beobachtungen über die Streifungen der Kristallgestalten und die Konstanz
[* 56] der Kantenwinkel,
während Linnés (1707-78) Einfluß auf die Mineralogie gering war; wiesen ihm doch schon seine Zeitgenossen die Unhaltbarkeit
seines Mineralsystems nach.
Den eigentlichen Grund zur chemisch-wissenschaftlichen Behandlung der Mineralogie legten aber, ebenfalls in Schweden, Bergmans (1735-84),
Scheeles (1742-86) und Gahns (1745-1818) genauere chemische Analysen der Mineralien. Vauquelin in Frankreich (1763-1829), Klaproth inDeutschland
[* 64] (1743-1817; »Beiträge zur chemischen Kenntnis
der Mineralien«, 1795-1815) u. a. wurden zu Hauptförderern dieses Zweigs der Mineralogie. Ihnen folgten Fuchs (1774-1856), Berzelius (geb.
1779, gest. 1848 in Stockholm), die beiden Rose (Heinrich 1795-1864, Gustav 1798-1873), Mitscherlich (1794-1863), Rammelsberg (geb.
1813) u. a. Wie zuerst in Schweden die chemische Seite der Mineralogie zur Geltung kam, so ging von Frankreich der
Anstoß zu einer wissenschaftlichen Behandlung der eigentümlichen äußern Formen der Mineralien aus.
Romé de l'Isle (1736-90) wurde durch seinen »Essai sur la cristallographie«
(1772) der Schöpfer der Kristallographie, die aber erst durch Hauy (1743-1823) ihre wissenschaftliche Begründung erhielt,
indem derselbe 1784 in seinem »Essai d'une théorie sur la
structure des cristaux« den mathematischen Zusammenhang unter
den Kristallformen der Mineralien von gleicher chemischer Zusammensetzung
nachwies. Er ging dabei von den »Blätterdurchgängen« aus und leitete
alle abweichenden Kristallflächen derselben von den »Dekreszenzen« oder mangelhaften Ausfüllungen ab. Etwa gleichzeitig
erhielt die wissenschaftliche Mineralogie von Sachsen
[* 65] aus den mächtigsten Anstoß durch Werner (1750-1817). Sein
Schriftchen »Von den äußern Kennzeichen der Mineralien« (1774), ein Muster in Schärfe u. Klarheit des Ausdrucks und der Folgerichtigkeit,
wurde epochemachend.
Von Freiburg
[* 66] aus verbreiteten zahlreiche SchülerWerners dessen Methode und Mineralsystem nicht nur über Deutschland, sondern über
die ganze Erde. Unter seinen Schülern war es zuerst ChristianSamuelWeiß (1780-1856), der die mathematische
Behandlung der KristallographieHauys, aber unabhängig von obigem Ausgangspunkt und unter Zugrundelegung der Achsenverhältnisse
der Kristalle weiter ausbildete. Er stützte sich dabei auf die durch Wollaston (1809) mittels des Reflexionsgoniometers ermöglichte
genaue Winkelmessung. 1815 stellte er zuerst die noch jetzt angenommenen sechs Kristallsysteme fest,
welche in ähnlicher Weise von Mohs, Naumann, Haidinger u. a., teilweise mit wesentlichen Modifikationen der Bezeichnung etc.,
weiter ausgebaut wurden, wogegen Neumann, Quenstedt, Rose sich enger an Weiß' Verfahren anzuschließen fortfuhren, endlich eine
selbständige Bearbeitungsweise, namentlich durch den EngländerMiller (1839) vertreten, auch nach Deutschland (besonders nach
Wien durch Haidinger, Grailich, v. Lang und Schrauf) verpflanzt wurde. Besondere Verdienste um die Physiographie der Mineralien
haben sich noch Hausmann, Breithaupt, Karsten, Leonhard, Descloiseaux erworben. In der Systematik errang allmählich die auf chemischen
Grundsätzen beruhende Anordnung der Mineralspezies einen heute fast unbestrittenen Sieg. S. Mineralien und Kristall.
Die mit diesem sauren Teerbestandteil gesättigte Lauge wird von dem Öl getrennt, letzteres gut ausgewaschen und in gleicher
Weise mit konzentrierter Schwefelsäure
[* 76] behandelt, um Brandharze zu zerstören. Das abermals gewaschene Öl wird aus eisernen
Blasen über freiem Feuer destilliert und dabei unter Beachtung der Siedetemperatur Leichtöl, Rohsolaröl
und beim Erkalten erstarrende Paraffinmasse voneinander getrennt. Aus der ersten Paraffinmasse gewinnt man durch Pressen ein
Öl, welches nach Art des Rohöls weiter verarbeitet wird.
Das sogen. deutsche Petroleum wird durch Behandeln von kaltem Photogen mit Schwefelsäure, Waschen, Behandeln mit heißer Natronlauge,
abermaliges Waschen und Filtrieren
[* 78] dargestellt, ist farblos, blau schillernd, von mildem ätherischen Geruch. Das
Rohsolaröl wird mit Preßölen von der Paraffinfabrikation wie das Rohöl gereinigt und gibt dann bei der RektifikationSolaröl,
Paraffinöl und Paraffin. Das Solaröl besteht ebenfalls aus Kohlenwasserstoffen, ist klar, farblos oder gelblich, dickflüssiger
als Photogen, fast geruchlos oder von mehr oder weniger intensivem Geruch, spez. Gew. 0,825-0,835,
siedet bei 175-200°. Bisweilen scheidet es bei Winterkälte Paraffin aus.
Man benutzt es als Leuchtmaterial. Das
Paraffinöl (Schmieröl, Gasöl) besteht aus den schwersten flüssigen Kohlenwasserstoffen,
soll aber möglichst wenig Paraffin enthalten, von welchem es durch starke Abkühlung getrennt wird. Es besitzt das spez. Gew.
0,850-0,860, ist gelb, braun oder schwarz, dickflüssig, mischt sich
mit fetten Ölen und Harzöl, brennt nicht in Lampen,
[* 79] wird aber als Schmiermittel und zur Darstellung von
Leuchtgas
[* 80] benutzt. Es liefert mit Hilfe sehr einfacher Vorrichtungen pro Zentner 30 cbmGas, welches drei- bis viermal heller
leuchtet als Steinkohlenleuchtgas.