Wände sind 200-300 m lang und 2 m hoch. Weiter hinaus im
Meer sind nur stärkere
Pfähle eingerammt. An diese setzt sich die
schwärmende Muschelbrut an und erreicht im Juli Bohnengröße. Man löst sie dann mit einem
Eisen
[* 2] ab und verpflanzt sie auf
das
Flechtwerk, wo sie sich durch ihre Byssusfäden alsbald wieder festspinnen.
Später verpflanzt man
sie noch weiter landeinwärts, und im
Alter von 10-12
Monaten bringt man sie auf den
Markt. Diese
Kultur wird dort seit dem 13. Jahrh.
betrieben und bringt einen bedeutenden
Gewinn.
Ähnlich verfährt man im
Meerbusen von
Tarent. Bei
Venedig
[* 3] sammelt man dieMuscheln
[* 4] von den Hafenpfählen
und
Planken, Fahrzeugen und
Bojen und züchtet sie an schwimmenden
Flößen. In der Apenrader und
KielerBucht werden
Bäume von
3-6 m
Höhe, deren
Stamm unten zugespitzt ist, in den Meeresgrund gesetzt, so daß sie stets unter
Wasser bleiben. Die sich
ansetzenden
Muscheln sind nach 3-5Jahren ausgewachsen und werden den ganzen
Winter hindurch geerntet. In
neuester Zeit hat man
Versuche angestellt, diese
Methode, welche sehr gute
Muscheln liefert, einfach und billig ist, aber auch
manche Mängel hat, durch eine vollkommnere zu ersetzen.
An der Westküste
Holsteins benutzt man die als
Dünger, weil man keine Einrichtungen besitzt, sie durch
Kultur schmackhafter zu machen. Neuerdings sind in
Wilhelmshaven
[* 5] tödlich verlaufende
Vergiftungen beim
Genuß von Miesmuscheln,
welche aus stagnierendem
Wasser des
Hafens stammten, vorgekommen. In erster
Linie war die
Leber giftig.
Brieger fand darin ein
Alkaloid, Mytilotoxin, welches den
Ptomainen nahesteht und dem
Curare ähnlich wirkt und durch
Erstickung
infolge von
Lähmung der Brustmuskeln tötet.
Dies
Gift bildet sich nur in
Muscheln, die in stagnierendem
Wasser leben, während die in freier
See gezüchteten oder gefangenen
völlig unschädlich sind. Die giftigen
Muscheln besitzen einen süßlichen, ekelerregenden Bouillongeruch und geben, mit
Alkohol übergossen, eine goldgelbe
Flüssigkeit, die beim Erhitzen mit einigen
TropfenSalpetersäure grasgrün
wird.
Vgl.
Möbius,
Austern- und Miesmuschelzucht (Berl. 1870);
Sabatier, Études sur la moule commune (Par. 1877).
flache
Grube auf dem
Feld zur
Aufbewahrung von
Kartoffeln,
Rüben etc. Auf leidlich ebenen
Boden werden die
Hackfrüchte
etc. in ungefähr 2 m breiten, 1-1,25 m hohen
Haufen geschüttet, meist mit
Stroh,
Laub, Kartoffelkraut
und dann zunächst schwach mit
Erde bedeckt. Solange stärkerer
Frost nicht zu befürchten, hält man die
Mieten schwach bedeckt,
um die
Ausdünstung der
Früchte besser vor sich gehen zu lassen, und um einer Erhitzung derselben vorzubeugen. Bei
Eintritt
stärkerer
Fröste deckt man 30-60
cmErde auf und bedeckt den
First der Miete erst, wenn die
Temperatur noch
weiter sinkt, mit
Erde,
Dünger, Kartoffelkraut,
Waldstreu etc. Luftzüge, Drainröhreneinlage etc. sind zu
verwerfen, da an diesen sich die verdunstete
Feuchtigkeit sammelt und der
Frost gerade hier verheerend einwirkt.
(Mietkontrakt,Miet- und
Pachtvertrag,
Locatio conductio), derVertrag, vermöge dessen der
eine Kontrahent (Vermieter, Verpachter, locator) dem andern (Mieter, Mietmann,
Pachter, conductor) gegen das
Versprechen einer
Geldsumme
(Mietgeld, Mietzins, Pachtschilling, merces, locarium) den zeitweisen
Gebrauch eines Gegenstandes zusichert. Dieses
Mietobjekt kann aber entweder eine
Sache (Sachmiete, locatio conductio rei) oder eine Leistung
(Dienstmiete) sein.
In letzterer
Beziehung kann es sich dann wieder um einzelne Dienstleistungen (locatio conductio operarum) oder um
die durch solche hervorzubringende
Wirkung handeln (locatio conductio operis).
Ersteres ist z. B. der
Fall, wenn man einen
Tagelöhner zu gewissen Lohnarbeiten dingt, letzteres, wenn man z. B. einem
Schneider
die Anfertigung eines
Rockes überträgt und ihm den
Stoff dazu gibt.
Höhere Dienstleistungen fallen in der
Regel unter den
Begriff des
Mandats (s. d.). Eine Hauptart der
Dienstmiete ist die Gesindemiete (s.
Gesinde). In Ansehung der
Sachmiete wird zwischen Miete im engern
Sinn und zwischen
Pacht unterschieden, indem man die letztere Bezeichnung dann anwendet,
wenn fruchttragende
Sachen, also namentlich Feldgrundstücke, den Gegenstand des
Vertrags bilden. Im einzelnen
sind aber bei der
Pacht (s. d.) die nämlichen Rechtsgrundsätze wie bei der Miete anwendbar,
welche auch in analoger
Weise für die
Dienstmiete zur Anwendung kommen.
Bei der Sachmiete ist
im Fall eines Verkaufs des Mietobjekts der neue Erwerber durch den
Mietvertrag nicht gebunden (s.
Kauf bricht Miete). Im Prozeßwesen gehören Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern von Wohnungs- und andern
Räumen wegen Überlassung, Benutzung und Räumung derselben sowie wegen Zurückbehaltung der vom Mieter in die Mietsräume
eingebrachten
Sachen zu den eiligen
Rechtssachen. Das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz (§ 23, Ziff. 2) weist sie ohne Rücksicht
auf den Wert des Streitgegenstandes der einzelrichterlichen
Kompetenz der
Amtsgerichte zu und behandelt
solche Mietsachen als
Feriensachen (§ 202). Nach der deutschen
Zivilprozeßordnung (§ 649) sind
Urteile in Mietsachen auf
Antrag vom
Gericht für vorläufig vollstreckbar zu erklären.
Vgl.
Brückner, Die Wohnungsmiete nach gemeinem
Recht (Weim. 1877);
Niendorff, Das preußische Mietsrecht (2. Aufl., Berl.
1887).
(franz., spr. -āngs,Halbflorence,
Zindeltaft), leichtes, taftartig gewebtes, glänzendes Seidenzeug, dünner
und glänzender als
Taft, wird ausschließlich zu Unterfutter verwendet.
Seine Gemälde leiden an den Mängeln der Kunstrichtung seiner Zeit, besonders an Kälte und konventionellem Wesen; dagegen
ist sein aus der venezianischen Schule stammendes Kolorit wärmer und harmonischer, auch übertreffen seine
Gestalten, namentlich die Madonnen, die seiner französischen Zeitgenossen an Anmut. Seine Porträte
[* 13] sind die besten und geistvollsten
dieser ältern französischen Schule. Im Louvre befindet sich eine bedeutende Anzahl seiner Gemälde; viele seiner Werke sind
durch den Stich vervielfältigt worden. Eins seiner hervorragendsten Bildnisse, das der MariaMancini, besitzt
das Berliner
[* 14] Museum.
(spr. minj),JacquesPaul, namhafter katholischer Theolog, geb. zu St.-Flour, begründete
in PetitMontrouge bei Paris eine großartige (1868 abgebrannte) Buchdruckerei, aus welcher außer zahlreichen andere theologischen
Werken der schon mehrere hundert Bände umfassende »Patrologiae cursus completus sive bibliotheca universalis
s. patrum et scriptorum ecclesiasticorum« (erste, latein. Serie seit 1844; 2. Aufl. 1878; zweite, griech. seit 1857),
die »Encyclopédie théologique« (99 verschiedene Lexika
in 168 Bdn.) und (seit 1833) Journale, wie »L'Univers religieux« u.
»La Vérité«, hervorgegangen sind. Er starb in Paris.
FrançoisAugusteAlexis, ausgezeichneter franz. Geschichtschreiber, geb. zu
Aix, studierte mit seinem FreundeThiers daselbst die Rechte und wurde 1818 Advokat. Der Erfolg seiner Preisschrift
»De l'état du gouvernement de saint Louis et des institutions de ce prince« (Par. 1822),
die gekrönt ward, bestimmte ihn,
sich der Litteratur zu widmen. Er wandte sich 1821 nach Paris und beteiligte sich bei der Redaktion des liberalen Oppositionsblattes
»Courrier français«, bis er 1830 zu dem von Thiers neugegründeten »National« überging. Gleichzeitig
hielt er geschichtliche Vorlesungen am Athénée und schrieb seine berühmte »Histoire de la révolution française« (Par.
1824, 2 Bde.; 13. Aufl. 1880; deutsch
von Burckhardt, Leipz. 1842, 2 Bde.;
von Köhler, das. 1873), worin er in glänzender Sprache,
[* 15] jedoch nicht frei vonTendenz, den ursachlichen
Zusammenhang der einzelnen Revolutionsereignisse entwickelte.
Die geistreichen Gedächtnisreden, die
er als Sekretär der fünften Klasse des Instituts gehalten hat, sowie
einige kürzere Aufsätze finden sich in den »Notices et mémoires historiques« (Par.
1843, 2 Bde.; 3. Aufl. 1854; deutsch
von Stolz, Leipz. 1843, 2 Bde.) und
den »Nouveaux éloges historiques« (1877) gesammelt.
Als Mitglied des unter GuizotsMinisterium gegründeten historischen Komitees gab Mignet das vortreffliche Werk »Négociations relative
à la succession d'Espagne« (Par. 1836-44, 4 Bde.)
heraus.
(spr. minjóng),Abraham, Maler, geb. 1640 zu Frankfurt
[* 18] a. M., lernte bei dem Blumenmaler Jakob Moreel, dann bei
Jan D. de Heem, war 1665 wieder in Frankfurt und soll daselbst 1679 gestorben sein. Er malte Blumen, Früchte und kleine Tiere
mit äußerst fleißigem Pinsel und gewissenhafter Zeichnung sowie Frühstücke mit Weingläsern und Eßgerät
gefällig auf Marmortischen gruppiert.
(franz. migraine, verstümmelt aus dem griech.
Hemikrania, »halbseitiges Kopfweh«),
besondere Art Kopfschmerz, welche gewöhnlich nur eine Seite des
Kopfes einnimmt, heftiger ist als der gewöhnliche Kopfschmerz und ohne äußere Veranlassung periodisch wiederkehrt. Die Migräne betrachtet
man als eine Krankheit des sympathischen Nervengeflechts, welche in Form eines Gefäßkrampfes (Hemicrania sympathico-tonica)
oder in Form einer Gefäßlähmung (Hemicrania sympathico-paralytica) auftreten kann. Die Migräne kommt
bei beiden Geschlechtern, am häufigsten aber beim weiblichen und bei blutarmen Personen vor.
Vielleicht bei der Hälfte aller an Migräne leidenden Frauen treten die Anfälle nur zur Zeit der Menstruation (s. d.) oder unmittelbar
vor derselben ein. In den meisten Fällen datiert der Anfang des Leidens, wenn auch nicht aus der ersten
Kindheit, so doch aus den Jahren des Schulbesuchs her. Nachdem sich die Kranken am Tag vor dem Anfall gewöhnlich wohl befunden
haben, bemerken sie meist gleich nach dem Erwachen die Vorboten des Anfalls oder den Anfang desselben. Sie sind verstimmt
und gereizt, klagen über leichtes Frösteln, haben ein Gefühl von großer Mattigkeit und Abgeschlagenheit,
Neigung zum Gähnen, Appetitmangel und pappigen Geschmack im Munde. Dazu stellen sich Kopfschmerzen ein, welche schnell eine fast
unerträgliche Höhe erreichen. Abspannung und die Schmerzen¶
mehr
treiben die Kranken ins Bett,
[* 20] sie sind sehr empfindlich gegen Licht
[* 21] und Geräusch und suchen das dunkelste und entlegenste Zimmer
auf. Der Puls ist meist verlangsamt; auf der Höhe des Anfalls tritt häufig Übelkeit und nach heftigem Würgen Erbrechen ein.
Nach dem Erbrechen pflegt der Anfall nachzulassen; meist gegen Abend stellt sich Schlaf ein, aus welchem
die meisten Kranken am andern Morgen zwar noch angegriffen, aber frei vonSchmerz erwachen. Die Krankheit bedroht niemals das
Leben; aber nur selten werden Kranke, wenn sich auch die Anfälle zu manchen Zeiten langsamer wiederholen, gänzlich von ihrem
Leiden
[* 22] befreit.
Bei der krampfartigen Verengerung der Gefäße, bei weiter Pupille läßt man zuweilen mit gutem Erfolg
Amylnitrit einatmen, welches eine Lähmung der sympathischen Gefäßnerven bewirkt; im entgegengesetzten Fall, wenn die Pupille
der kranken Seite eng, die Schläfenarterie weit, die Haut
[* 23] der Wangen und das Ohr
[* 24] gerötet ist, wird das Ergotin empfohlen. Namentlich
wird der Elektrizität
[* 25] (nach der Methode von Holst angewandt) dauernder Erfolg nachgerühmt; zugleich lasse
man die Kranken sich zu Bett legen, sorge für ein mäßig durchwärmtes Zimmer und vermeide jedes Geräusch in der Nähe des
Patienten. In der anfallsfreien Zeit hüte sich der Kranke vor Erkältungen, Gemütsbewegungen, vor starker geistiger Anstrengung
und Diätfehlern.
(Miask), Bergwerksort im russ. GouvernementUfa, zum Bergwerksbezirk von Slatoust gehörend, am östlichen Abhang
des Uralgebirges im goldreichen Mijashthal, mit 9448 Einw.;
Das Volk nennt ihn gewöhnlich Tennô (»König des Himmels«)
oder Tenshi (»Sohn des Himmels«) und leitet seine Herkunft von der Sonnengöttin Amaterasu ab;
»Die türkischen Elemente in den südost- und osteuropäischen Sprachen« (das. 1884);
»Etymologisches Wörterbuch der slawischen
Sprachen« (das. 1886) u. a. Außerdem
edierte er verschiedene slawische Texte (z. B. »Monumenta linguae palaeoslovenicae«, Wien 1851; »Monumenta serbica«, das. 1858;
die »Chronik des Nestor«, das. 1860, Bd.
1, u. a.) und gab mit Müller die »Acta et diplomata graeca medii aevi« (das. 1860-87, 5 Bde.)
heraus.
[* 44] (griech.), s. v. w. abgekürztes Barometer
[* 45] oder ein Instrument, welches die Schwankungen der Quecksilberkuppe
im
Barometer im vergrößerten Maßstab
[* 46] zeigt. Dies geschieht nach Hook durch einen Schwimmer in dem offenen Quecksilberschenkel,
von welchem ein Faden
[* 47] um ein Zeigerrad geht, nach Cartesius durch Verlängerung
[* 48] des offenen Schenkels und
Füllung desselben mit Wasser, nach Morlandi durch Biegung des Barometerrohrs in einen stumpfen Winkel,
[* 49] wobei der Barometerstand
an dem schwach aufsteigenden Schenkel abgelesen wird. Diese Instrumente sind zu genauen Ablesungen nicht geeignet und höchstens
als Wettergläser brauchbar.
(griech.), die chemische Untersuchung mikroskopischer Objekte mit Hilfe von Reagenzien, die zum Teil für
diesen speziellen Zweck zusammengesetzt sind, und mit einfachen oder gemischten Farbstofflösungen, welche in dem Objekt charakteristische
Färbungen hervorbringen.
Diese Untersuchungen finden besonders bei physiologischen und histologischen Objekten und
bei Dünnschliffen von Mineralien
[* 50] Anwendung.
auch s. v. w.
Kleinschreibung, eine im 16. Jahrh. aufgekommene Mode, Schrift in so kleinen Zügen auszuführen, daß sie nur mit dem Vergrößerungsglas
lesbar ist.
(griech., Kleinköpfigkeit), ein angeborner Bildungsfehler, eine sogen. Hemmungsbildung, die in einer
schon während des Fötallebens entstandenen Verkümmerung des Kopfes besteht. Individuen mit dieser pathologischen Abweichung
heißen Mikrokephalen und zeigen nicht bloß eine merkwürdige Kleinheit des Schädels (s. Figur), sondern auch infolge der
geringen Ausbildung des Gehirns eine sich als Blödsinn (Idiotismus) charakterisierende unvollkommene Entwickelung
der geistigen Fähigkeiten.
Die äußere Erscheinung solcher Mikrokephalen ähnelt mitunter den Affen.
[* 54] Der Bau ihres im Wachstum zurückgebliebenen Schädels,
die niedrige Stirn, die wulstigen Augenbrauen, die vorstehenden Backenknochen, die dummfreundlichen, grinsenden Gesichtszüge,
oft auch die gekrümmte Haltung des Körpers, die hastigen Bewegungen der Gliedmaßen weichen vom äußern
Wesen gesunder Menschen ebensosehr ab wie das oft sinnliche Benehmen, die Tölpelhaftigkeit, die unartikulierte Sprache und
der mehr oder weniger hervortretende Mangel selbstbewußten Denkens. Dies alles, insbesondere auch gewisse Merkmale des mikrokephalischen
Schädels, veranlaßte Vogt, die Mikrokephalen als Affenmenschen zu bezeichnen und die als einen Rückschlag der menschlichen
Organisation in eine frühere Stamm-
[* 40]
^[Abb.: Ein in einen normalen Schädel hineingezeichneter Mikrokephalenschädel.]
¶
mehr
form aufzufassen. Neuere Untersuchungen haben aber gezeigt, daß das Gehirn
[* 56] von Mikrokephalen und von Affen wesentliche Unterschiede
aufweist, und so erscheint die Mikrokephalie lediglich als eine durch krankhafte Vorgänge im Fötalleben erzeugte
Mißbildung. Virchow glaubte früher, daß sie durch frühzeitiges Verknöchern und Zusammenwachsen der Schädelknochen entstehe,
während Äby u. a. es für möglich halten, daß die krankhaften Verhältnisse
vom Gehirn ausgehen und erst von diesem auf die Schädelkapsel übergreifen. Es gibt mehrere Fälle, in denen gesunde Eltern
unter mehreren gesunden und wohlgebildeten Kindern einzelne Mikrokephalen erzeugten, denen dann wieder normale nachgeboren
wurden.
(griech.), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Feldspatgruppe), kristallisiert triklinisch,
in Dimensionen, Kombinationen und Zwillingsbildungen dem Orthoklas außerordentlich ähnlich, enthält sehr häufig, z. B. beim
Amazonenstein, zahlreiche regelmäßige Lamellen von Orthoklas, welche auf den basischen Spaltblättchen eine gitterähnliche
Durchkreuzung vieler Streifchen erzeugen; außerdem verlaufen unregelmäßig konturierte, oft verzweigte Schnüre und Adern
von Albit
[* 57] hindurch.
Die Zwillingsstreifung, wie sie bei den andern triklinen Feldspaten so charakteristisch ist, wird nur
äußerst selten wahrgenommen. Das spez. Gew. beträgt 2,54.
Der ist als Kalifeldspat chemisch identisch mit Orthoklas, dessen Substanz also mit Mikroklin dimorph ist. Zum Mikroklin gehören der Amazonenstein
(s. d.), Feldspate aus der Gegend von Arendal, Boru in Wermland, Silböle in Finnland, Lipowaia am Ural, aus
den Pyrenäen, Massachusetts etc. Vgl. Feldspat.
Instrumente zur Messung sehr kleiner Objekte, speziell auch an vielen Instrumenten und Werkzeugen befindliche Einrichtungen zu
möglichst feiner, selbst mikroskopischer Fortbewegung verschiebbarer Teile und zur Messung dieser Bewegung. Gewöhnlich geschieht
die Verschiebung mittels fein geschnittener Messing- oder Stahlschrauben (Mikrometerschrauben). Jede ganze
Umdrehung des Schraubenkopfes bewirkt eine Verschiebung des Schiebers von der ganzen Länge des Abstandes je zweier Gewindeteile,
Gewindehöhe.
Soll die Bewegung eines Zeigers, Radius (Alhidade), oder eines Vollkreises, Gradringes (Limbus), um eine Achse mikrometrisch geschehen
(in der Vermessungskunst als feine, im Gegensatz zur groben [Hand-] Drehung, unterschieden), dreht die
Mikrometerschraube
[* 58] sich gewöhnlich in zwei in Pfannen liegenden Kugeln, deren eine, glatt durchbohrt (die Schraubenstange
an ihr drehbar vernietet), im Ausgangspunkt an den feststehenden Teil sich stützt, die andre mit Muttergewinde an dem zu
drehenden Teil angebracht ist.
Man gibt den Kugelmuttern auch wohl verschiedene Gewinde und schneidet die Mikrometerschraube ebenfalls
in je einer halben Länge
der Spindel entsprechend, so daß bei jeder Schraubendrehung die erzielte Mikrometerbewegung gleich
der Differenz der beiden Gewindehöhen ist (Differentialschraube).
[* 59] Eine andre Art der Mikrometerschraube behufs Zentraldrehung
ist die Schraube ohne Ende. Der zu drehende Limbus ist mit einem an der Peripherie gezahnten konzentrischen
Ring verbunden; an dem feststehenden Teil ist eine Schraube mit beiden Gewindeenden drehbar vernietet, deren Gewinde in die
Zähne
[* 60] eingreifen; der Achsendrehung der Schraube entspricht dann die des Tellers.
Zur feinen Messung geradliniger Schiebung (Maßstabmessung) oder zentraler Drehung (Winkelmessung, Bogenmessung) an Meßinstrumenten
bedient man sich meist des Nonius.
[* 61] Will man nämlich an dem mit mikrometrisch verschiebbarem Zeigerstrich
(Index) versehenen Maßstab oder Limbus (graduierter oder mit Gradeinteilung versehener Kreisbogen) kleinere Teile ablesen,
messen, als unmittelbar in Teilstrichen angegeben sind, so bringt man zu einer oder beiden (Doppelnonius) Seiten des Index
eine kleine Maßeinteilung auf dem Schieber an, deren Einheit von der des Maßstabes, Limbus, differiert.
Diese Maßeinteilung heißt nach dem Erfinder, dem Portugiesen PedroNuñez, latinisiert Nonius (17. Jahrh.); nach Lalande ist
der SchweizerVernier (1631) Erfinder, daher das Instrument auch so benannt wird. Der gesuchte und zu messende Abstand des Index
(Nullpunkt des Nonius) von dem letztgezählten Strich des Maßstabes ergibt sich durch Aufsuchen desjenigen
Noniusstrichs, der mit irgend einem Limbusstrich zusammenfällt; entsprechende Bezifferung des Nonius erleichtert das sofortige
Ablesen in Teilen des Limbus; ist z. B. ein Limbus in Bogengrade, der Nonius dagegen so geteilt, daß 29 Limbusteile auf ihm
in 30 (Formel: n/(n±1)) Teile abgestrichen sind, so ist eine Minimalnoniusangabe von 1/30 Grad (1/n) = 2 Bogenminuten
erwirkt.
Auch versieht man wohl für besonders feine Messungen die Peripherie des vergrößertes Kopfes der Mikrometerschraube (Trommel)
mit einer Einteilung, die dann an einem feststehenden Zeiger oder Nonius vorbeigedreht wird. Beträgt die Gewindehöhe der
Schraube 1 mm, ist die Trommel in 100 Teile geteilt, gibt der Nonius1/10 des Trommelteils, so würde die
winzige Schiebung von ein tausendstel Millimeter (= 1 Millimillimeter, Mikromillimeter) gemessen werden können.
Ist die Genauigkeit für mikrometrische Arbeiten in mechanischer Hinsicht sehr bedeutend, so macht doch die ununterbrochene
Veränderlichkeit fast sämtlicher Materie mittels der Wärmeeinflüsse manches scheinbar genaue Resultat
zur Illusion. Die Teilung z. B. normaler Metallmaßstäbe muß daher unter peinlicher Berücksichtigung
der Temperatur (Normaltemperatur meist +13° R., auch 0°) und der Ausdehnungskoeffizienten des Stoffes geschehen. Wo bei der
Mikrometrie das bloße Auge
[* 62] nicht mehr ausreicht, geschieht Beobachtung und Messung mittels Lupe
[* 63] und Mikroskop.
Bei Höhenmeßaneroiden mißt man durch das Mikroskop an einer kleinen, durch mikroskopische Photographie
hergestellten Maßeinteilung. Auch die Meßkeile und Fühlhebel bei den Basismeßapparaten der Gradmessung
[* 64] etc. gehören zu
den Mikrometern. In astronomischen Fernrohren hat man (Huygens, Gascoigne) Mikrometer in Gestalt fester oder verschiebbarer Fadenkreuze,
Fadennetze, angebracht. Diese Fadennetze und -Kreuze werden aus auf Ringe gezogenen Platin- und Spinnfäden
hergestellt, neuerdings viel auf dünne achromatische Glasplättchen,
¶
mehr
Glasmikrometer (namentlich von Breithaupt in Kassel),
[* 66] in Strichen mittels Teilmaschine eingraviert und in den gemeinsamen Brennpunkt
der Objektiv- und Okularlinse eingesetzt; man beobachtet dann gleichzeitig das hier entstehende Objektivbild und das deutlich
vergrößerte Fadennetz. Zur Messung kleiner Objekte unter dem Mikroskop wendet man auch das Schraubenmikrometer an, indem
man den Objekttisch, eventuell mit Maßeinteilung versehen, mikrometrisch an zwei Fäden eines Glasmikrometers
vorbeischiebt.
Neuerdings hat Breithaupt in Mikroskope
[* 67] zur Beobachtung von kleinen Winkelgrößen an Theodoliten sehr genaue Maßstäbchen auf
Glas
[* 68] eingesetzt, die eine direkte Ablesung sehr kleiner Winkelteilchen ermöglichen und den Nonius überflüssig erscheinen
lassen (s. Carl, Repertorium für Physik, Leipz. 1879). Das Schraubenmikrometer wird auch in Fernrohren für
astronomische Zwecke benutzt, speziell zur Messung der Planetendurchmesser und der Deklinationsunterschiede der Fixsterne.
[* 69]
Man stellt hierzu das Fernrohr
[* 70] so ein, daß der bekannte Stern sich immer auf einem Strich eines gewöhnlichen Glasmikrometers
fortbewegt, d. h. daß dieser Strich dem Himmelsäquator parallel liegt. Nun kann ein mikrometrisch verstellbarer
Schieber mit Faden so verschoben werden, daß er mit den Strichen des Glasmikrometers parallel bleibt. Man stellt ihn so ein,
daß er denMittelpunkt des zu beobachtenden Sterns schneidet, und liest dann die ihrem Wert nach bekannten Umdrehungen der Mikrometerschraube
ab, woraus sich der Deklinationsunterschied ergibt.
Bei neuern Schraubenmikrometern benutzt man zwei Fäden, deren einer der täglichen Bewegung des Sterns parallel gestellt wird
und der andre den Deklinationsunterschied bestimmt. Das Kreismikrometer besteht aus der kreisförmigen Blendung, Diaphragma,
im Okular- und Objektivbrennpunkt oder auch aus einem hier angebrachten platten, genau abgedrehten Metallring; es dient
zur Beobachtung der Zeitunterschiede zwischen Ein- und Austritt zweier Sterne, woraus man den Unterschied
in der Rektaszension und unter Zuhilfenahme des bekannten Durchmessers des Ringes den Deklinationsunterschied berechnet.
Das Rochonsche Mikrometer (von Arago für astronomische Messungen aptiert) beruht auf Anwendung zweier zusammengekitteter Glasprismen
und Beobachtung der Berührung ihrer Objektbilder. Zur Messung der Winkeldistanz zweier Sterne und der
Neigung ihrer Verbindungslinie gegen die Deklinationsebene des einen der Sterne (Positionswinkels) dient das Positionsmikrometer.
Zu diesem Zweck ist die Mikrometervorrichtung um die optische Fernrohrachse drehbar und die Winkelgröße dieser Drehung zu
messen.
Carl, Prinzipien der astronomischen
Instrumentenkunde (Leipz. 1865);
»Zeitschrift für Vermessungswesen« 1880, IX, 3; »Über die Beziehungen
zwischen der Vergrößerung der Mikroskope und der Genauigkeit mikrometrischer Messungen«.
Instrumente, welche ein genommenes Maß bedeutend vergrößert darstellen und daher sehr feine Abmessungen
gestatten. Man wendet hauptsächlich drei Konstruktionen an. Die Schenkel eines Dickzirkels sind jenseit des
Scharniers bedeutend und geradlinig verlängert, am äußersten Ende trägt eine dieser Verlängerungen einen Gradbogen und
die andre einen dazu gehörigen Nonius. Oder der eine Schenkel ist auf einem kleinen Gestell befestigt; der zweite, allein bewegliche
Schenkel verlängert sich jenseit des Drehungspunktes in eine lange Nadel, welche auf
einem festliegenden Gradbogen
die Öffnung vergrößert angibt.
Bisweilen bildet auch die Fortsetzung des beweglichen Schenkels nicht selbst den Zeiger, treibt vielmehr auf irgend eine Weise
einen besondern Zeiger, der auf einem Gradbogen oder auf einem eingeteilten Kreis (einem Zifferblatt) seinen Weg durchläuft.
Die Mikrometerzirkel werden besonders in der Uhrmacherei zum Messen von Federn, Zapfen,
[* 72] Drähten etc. angewandt. Fehlt
es an diesen Instrumenten, so kann man z. B. die Dicke eines feinen Drahts auf die Weise messen, daß man ihn auf einen polierten
Stab
[* 73] wickelt, die gezählten Windungen ganz dicht aneinander schiebt, mit Zirkel und Maßstab den Raum, welchen sie einnehmen,
mißt und diese Größe durch die Zahl der Windungen dividiert. Nach demselben Prinzip mißt man den Durchmesser
kleiner Kugeln, indem man sie längs eines Lineals aneinander legt. Geht ein mit dem Zirkel gefaßtes kleines Maß nicht in ganzen
Teilen des Maßstabes auf, so trägt man es zu wiederholten Malen auf den Maßstab auf, bis man mit der Zirkelspitze
genau einen Teilstrich trifft, und findet dann durch Division den Betrag des einfachen Maßes in kleinern Unterabteilungen,
als der Maßstab selbst darbietet.
(griech.), photographische Aufnahmen der vergrößerten Bilder mikroskopisch kleiner Gegenstände,
im Gegensatz zu den mikroskopischen Photographien, mikroskopisch kleinen Bildern großer Gegenstände.
(v. griech. mikros, klein, und skopein, schauen;
hierzu Tafel »Mikroskope«),
optisches Instrument, welches sehr kleine Gegenstände dem Auge vergrößert darstellt. Da eine
konvexe Linse
[* 77] (s. d.) von kurzer Brennweite (Lupe) einen Gegenstand, der um weniger als die Brennweite von ihr absteht, vergrößert
zeigt, so bezeichnet man dieselbe auch als ein einfaches Mikroskop. Eine weit höhere Leistungsfähigkeit besitzt das
zusammengesetzte Mikroskop; es besteht dem Wesen nach aus zwei gewölbten Linsen (a b und c d,
[* 65]
Fig. 1), deren eine (a b) von sehr kurzer
Brennweite dem Gegenstand (Objekt) zugewendet ist und daher Objektiv heißt; sie entwirft von dem kleinen Gegenstand (r s),
der um etwas mehr als ihre Brennweite von ihr absteht, bei R S ein umgekehrtes vergrößertes (reelles)
Bild, welches durch wirkliche Vereinigung der Lichtstrahlen entsteht. Dieses wird durch das Augenglas oder Okular (c d), von
welchem es um weniger als dessen Brennweite absteht, wie durch eine Lupe betrachtet, als wäre es selbst ein lichtaussendender
Gegenstand, und wird daher in R' S' nochmals vergrößert gesehen. Da das schließlich gesehene BildR' S'
die entgegengesetzte Lage hat wie der Gegenstand r s, so werden durch das Mikroskop die
¶