Die Waldungen bergen viel
Wild, die Gewässer liefern große
Mengen von
Fischen. Sehr ergiebig sind der
Bergbau
[* 6] auf
Eisenerz, wovon 1883: 2,140,168
Ton. gefördert wurden, und die Eisenhüttenindustrie, welche 1886: 735,684
Ton.
Roheisen, 38,689
Ton. Kommerzeisen und
Blech und 86,586
Ton.
Stahl und Stahlschienen produzierte. Sowohl in der
Eisenerz- als
in der Roheisen- und Stahlproduktion nimmt das
Departement daher auch den ersten
Rang in
Frankreich ein.
Das Mineralreich liefert außerdem namentlich
Steinsalz (1883: 239,500
Ton.). Von den
Mineralquellen sind die bekanntesten die
von Mousson.
Dahin gehören weiter die berühmte Stickereiindustrie und die Verfertigung künstlicher
Blumen zu
Nancy
[* 7] (s. d.) sowie die
Spitzenfabrikation. Das
Departement zählt außerdem 4 Papierfabriken, eine
Kerzen-, eine
Rübenzucker- und eine Tabaksfabrik,
mehrere Chemikalienfabriken, zahlreiche
Ziegel- und Kalkbrennereien und
Sägemühlen, Handschuhmanufakturen u. a. Entsprechend
der hoch entwickelten
Industrie, wird im
Departement auch lebhafter
Handel mit den erwähnten
Fabrikaten
sowie mit
Salz,
[* 8]
Kohle,
Holz,
[* 9]
Getreide, Vieh und
Wolle getrieben.
Karl Hartwig
Gregor,
Freiherr von, ausgezeichneter Kenner der deutschen Litteratur, geb. zu Vockstedt
bei
Artern, studierte in
Göttingen
[* 14] undLeipzig,
[* 15] trat 1803 als Kanzleiassessor zu
Dillenburg in den preußischen
Staatsdienst, aus
dem er als
Präsident des rheinischen
Kassationshofs 1842 schied. Er starb auf seinem
Landgut
Baumgartenbrück
bei
Potsdam.
[* 16] In fortdauerndem
Verkehr mit ausgezeichneten Forschern, hatte Meusebach seine Muße der Ergründung der vaterländischen
Litteratur von
Erfindung derBuchdruckerkunst an bis auf die Gegenwart herab gewidmet und eine
Bibliothek
gesammelt, welche alle nur irgendwie bedeutenden
Erscheinungen der deutschen Litteratur seit
Luther, besonders aber die des 17. Jahrh.,
fast vollständig vereinigte; dieselbe ward 1849 von der preußischen
Regierung angekauft und der königlichen
Bibliothek zu
Berlin
[* 17] einverleibt.
Neuerdings veröffentlichte Wendeler von ihm noch »Fischart-Studien«,
mit einer
Skizze seiner litterarischen Bestrebungen
(Halle
[* 20] 1879). Derselbe gab auch »Meusebachs Briefwechsel
mit den Gebrüdern
Grimm« (Heilbr. 1880) heraus.
Vgl.
Zacher, Die deutschen Sprichwörtersammlungen nebst Beiträgen zur
Charakteristik
der Meusebachschen
Bibliothek (Leipz. 1852).
»Museum für
Künstler und Kunstliebhaber« (Mannh.
1787-92, 18
Stück) und
»Archiv für
Künstler und Kunstliebhaber« (das. 1803-1808, 4 Bde.).
Um die
Statistik erwarb er sich
Verdienste durch seine »Anleitung zur Kenntnis der europäischen
Staatenhistorie« (5. Aufl., Leipz. 1816),
seine »Litteratur der
Statistik« (2. Aufl., das. 1806-1807, 2 Bde.)
und sein »Lehrbuch der
Statistik« (4. Aufl., das. 1817). Auch schrieb er eine
»Geschichte von
Frankreich«, die den 36.-39. Teil der »Allgemeinen Welthistorie«
bildet, sowie einen »Leitfaden zur Geschichte der
Gelehrsamkeit« (Leipz. 1799, 3 Bde.).
gemeinsame Auflehnung der Untergebenen gegen ihren Vorgesetzten, welche bei dem
Militär, dem Schiffsvolk
und bei Gefangenen für besonders strafbar erklärt ist. Das deutsche
Militärstrafgesetzbuch bestraft
wegen Meuterei diejenigen
Angehörigen des
Heers oder der
Kriegsmarine, welche eine gemeinschaftliche Verweigerung des
Gehorsams oder
eine
¶
mehr
gemeinschaftliche Widersetzung oder Thätlichkeit gegen den Vorgesetzten verabreden; ebenso wird auch derjenige mit Strafe
bedroht, welcher, obgleich er von einer Meuterei glaubhafte Kenntnis erhielt, gleichwohl zur Verhütung derselben
eine rechtzeitige Anzeige unterläßt, während umgekehrt den bei einer Meuterei Beteiligten Straflosigkeit zugesichert wird, wenn
sie rechtzeitig von derselben Anzeige erstatten. Ferner gehört die Bestimmung der deutschen Seemannsordnung
hierher, wonach mehrere Schiffsleute, welche es auf Verabredung gemeinschaftlich unternehmen, den Schiffer (Kapitän) oder
einen andern Vorgesetzten durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt oder durch Verweigerung der Dienste
[* 29] zur Vornahme oder zur Unterlassung
einer dienstlichen Verrichtung zu nötigen, mit Gefängnisstrafe bis zu 4 Jahren bedroht werden.
GleicheStrafe trifft diejenigen, welche es unternehmen, dem Schiffer oder einem andern Vorgesetzten durch Gewalt oder durch
Bedrohung mit GewaltWiderstand zu leisten oder denselben thätlich anzugreifen. Endlich bestraft das Reichsstrafgesetzbuch diejenigen
Gefangenen wegen Meuterei, welche sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften das Beamten- und Aufsichtspersonal angreifen oder
es unternehmen, dieses zu Handlungen oder Unterlassungen zu nötigen, oder endlich mit vereinten Kräften einen gewaltsamen
Ausbruch unternehmen. In solchen Fällen tritt Gefängnisstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren und gegen diejenigen, welche dabei
Gewaltthätigkeiten gegen die Anstaltsbeamten oder gegen das Aufsichtspersonal verübten, Zuchthausstrafe bis zu 10 Jahren
ein.
(Meywar, jetzt gewöhnlich nach der Hauptstadt Udaipur genannt), Vasallenstaat im englisch-ind. Kaiserreich, Aufsichtsbezirk
Radschputana, 32,814 qkm (596 QM.) groß mit (1881) 1,443,144
Einw., darunter 1,321,521 Hindu, grenzt im W. an die englischen LandschaftenBombay
[* 31] und Adschmir, sonst an
Vasallenstaaten, ist im S. gebirgig und durch die Quellflüsse des Banas gut bewässert, im N. auf großen Strecken zur Weide
[* 32] geeignet und nur in der Regenzeit kultivierbar, dagegen meilenweit mit Weizen- und Gerstefeldern, mit Baumwolle-, Mohn- und Zuckerpflanzungen
bedeckt, wo Bewässerung möglich.
Der Herrscher ist Hindu. In den tiefen und rauhen Schluchten der Arawaliberge hausen die wilden Stämme der Bhil, Mina und
Mhair in noch fast unabhängigem Zustand. Den herrschenden Streitigkeiten zwischen den einzelnen Fürsten hat der »internationale
Mewar-Gerichtshof«, gebildet aus Fürsten und englischen Beamten, ein Ende gemacht. Die Einkünfte des Fürsten werden auf
180,000 Pfd. Sterl. geschätzt, wovon er 25,000 Pfd. Sterl.
als Tribut zu zahlen hat. Die Armee besteht aus 6240 Mann Kavallerie und 15,100 Mann Infanterie mit 538 Geschützen.
- Die gegenwärtig regierende Familie nimmt
unter allen Dynastien in Radschputana den höchsten Rang ein; sie führt ihren Stammbaum
auf 144 n. Chr. zurück, gab manchem Nachbarstaat seine Dynastie und stellte sich hartnäckig und kühn den mohammedanischen
Herrschern entgegen.
Indessen ward der Fürst 1627 jenen tributpflichtig. Ein Bündnis mit den Nachbarstaaten Dschaipur und Dschodpur
gegen die Mohammedaner unter Einräumung von Successionsvorrechten an Mewar gab Anlaß, die Marathen herbeizurufen, die das Land
ärger verwüsteten als frühere Eroberer. Das 18. Jahrh. füllen Kriege mit den Großen des Reichs, mit fremden Fürsten, z. B.
dem persischen Eroberer NadirSchah, und Thronstreitigkeiten zwischen den Prinzen des Hauses. Zwischen 1806 und 1817 verwüsteten
Armeen der Fürsten von Gwalior und Indor das Land, bis England unterm das Protektorat übernahm. Der jetzige Fürst,
mit dem Titel Maharana (»Großkönig«),
(Gniew), Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Kreis
[* 40] Marienwerder,
[* 41] am Einfluß der Ferse in die Weichsel, hat eine
evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Strafanstalt (im ehemaligen Ordensschloß), Maschinenfabrikation,
Bierbrauerei
[* 42] und (1885) 4499 meist kath. Einwohner.
Name eines mohammedan., vom Dichter Dschelâl eddin Rumi (s. d.) gestifteten Ordens, dessen Aufgabe in der Verherrlichung
Gottes mittels Recitierung besonderer Gebete und Verrichtung gewisser Zeremonien besteht, die als eine bildliche Darstellung
sufischer Dogmen aufgefaßt werden sollen. Zu letztern gehört der kreisende Tanz um den in der Mitte sitzenden
Scheich (Ordensoberhaupt), eine Symbolisierung des das göttliche Licht umkreisenden menschlichen Sinnes. Ihr Ordensgewand besteht
aus einer hohen, zuckerhutförmigen Filzmütze, einer langen Dschubbe (Oberkleid) und einem Gürtel,
[* 43] dessen Schnalle mit einem
Stein versehen ist. Da sie in Pera ein Kloster (Tekijeh) haben und bei ihrem Gottesdienst auch Nichtmohammedanern den Zutritt
gestatten, so sind die Mewlewi unter dem Namen »tanzende Derwische« in Europa
[* 44] bekannt.
(Estados unidos de Mejico, spr. mehchiko; hierzu die Karte), Bundesrepublik im südlichsten Teil von Nordamerika,
zwischen 14° 56' und 32° 22' nördl. Br., zur Hälfte in der gemäßigten, zur Hälfte in der heißen Zone gelegen, grenzt
gegen N. an das Gebiet der Vereinigten Staaten, gegen O. an den Golf von Mexiko, das Antillenmeer und Britisch-Honduras,
gegen W. und S. an den StillenOzean und Guatemala.
[* 52] Der Flächeninhalt beträgt 1,946,292 qkm (35,554,8 QM.).
Der Form nach einem nach N. geöffneten Füllhorn ähnlich, bildet eine von NW. nach SO. verlaufende, allmählich schmäler
werdende Landenge, von der sich im NW. und SO. je eine größere Halbinsel (Unterkalifornien und Yucatan)
abzweigt.
Das Land ist seiner Bodengestaltung nach ein gebirgiges Tafelland, das durch die Landenge von Tehuantepec
(212 m) von den zentralamerikanischen Kordilleren geschieden wird und sich steil auf der einen Seite nach
dem Golf von Mexiko, auf der andern zum StillenOzean abstuft. In der Mitte liegt im S. zuerst die Hochebene von Oajaca; weiterhin
beginnt das mexikanische Tafelland, das man in den südlichen Teil, das Plateau von Anahuac, und den nördlichen
teilt.
Das Plateau von Anahuac ist ein zusammenhängendes Massengebirge, aus einer Menge einzelner, durch Hügelreihen gesonderter
Ebenen zusammengesetzt, welche von etwa 1000 zu 3000 m Höhe ansteigen, und über die vereinzelte Berge bis gegen 5500 m sich
erheben. Die drei höchsten dieser vulkanischen Spitzen sind: der Popocatepetl (5420 m), der Citlaltepetl
oder Vulkan
von Orizaba (5450 m), der Ixtaccihuatl ^[richtig: Iztaccihuatl] (5205 m). Zwischen 20 und 24° nördl. Br. wird die
Massenerhebung von einzelnen bis 3000 m hohen Höhenzügen durchschnitten und im N. durch das sogen.
SierraMadre-Plateau (1400 m) von den Rocky Mountains geschieden.
Was die Gewässer Mexikos anlangt, so berühren zwei große Ströme nur die Grenze des Landes, nämlich der Rio Grande del Norte
und der Colorado des Westens. Die übrigen Flüsse haben einen verhältnismäßig kurzen Lauf, starkes Gefälle
und leiden dazu in einigen Gegenden oft an Wassermangel. Ihre Mündungen sind sämtlich durch Barren geschlossen. Der bedeutendste
Fluß ist der Rio Grande de Santiago, welcher durch den Chapalasee fließt und nördlich von San Blas in den StillenOzean mündete;
er hat eine Länge von 867 km. Sonst verdienen noch Erwähnung die dem Golf von Mexiko zuströmenden Flüsse
von Panuco (450 km), Coatzacualcos, Tabasco und Usumacinto.
Die mannigfaltige Abstufung des Tafellandes von den niedrigen Küstenstrichen bis über 2300 m bringt eine große
Mannigfaltigkeit des Klimas und der Vegetation hervor, und das Vorherrschen des höhern Plateaulandes gibt Mexiko im ganzen den
Charakter eines ausnehmend gesunden, gemäßigten Landes mit ewigem Frühling, eingeschlossen von heißen
Vorterrassen und Küstenstrichen von echt tropischem Charakter und wiederum vereinzelte Hochregionen des Frostes einschließend.
Man unterscheidet daher drei Zonen oder Landstriche: die heiße Region (tierra caliente), welche die beiden Küstenterrassen
einnimmt, mit den tropischen Erzeugnissen der Bananen, des Kaffees und Kakaos, der Vanille, Baumwolle
[* 54] und
der Farbhölzer, zugleich mit gefährlichen Krankheiten im Sommer;
die gemäßigte Region (tierra templada), von 1000-2000 m,
mit einer Mittelwärme von 20 und 21° C. und ewiger Frühlingsmilde;
die kalte Region (tierra fria), von 2000 m an aufwärts,
mit einer Mittelwärme von 16° C. in den untern Teilen, mit Tannen und zuweilen anhaltendem Froste.
Der
Norden
[* 55] des Landes hat vier Jahreszeiten,
[* 56] während vom 28.° nördl. Br. nach S. nur zwei Jahreszeiten herrschen: die nasse von
Mitte Mai bis Ende September und die trockne von Oktober bis Mitte Mai. Die täglichen Temperaturschwankungen sind im Winter
sehr groß, und schneidende Nordwinde machen ihren Einfluß noch bis 15° nördl.
Br. geltend. Veracruz hat eine Mitteltemperatur von 25,1° C., Puebla (2170 m) von 15,8°
¶
Mexiko (2266 m) von 16,2,° Colima (507 m) von 25,8° C., und es fallen an diesen Orten bez. 4653, 845, 627 und 1062 mmRegen.
Den größern Teil des Jahrs hindurch herrscht der Nordostpassat vor; aber während mehrerer Monate machen heftige Stürme sowohl
am Mexikanischen Golf als an der Südsee die Küste sehr gefährlich und für Segelschiffe fast unzugänglich.
Besonders während der Monate Juli und August ist es sehr gefährlich, in die Häfen von San Blas und Acapulco einzulaufen. Erdbeben,
[* 61] jedoch nicht gefährliche, kommen in Mexiko nicht selten vor, am meisten in Oajaca, an den Küsten des StillenOzeans und
in der Umgegend der Hauptstadt.
[Bodenerzeugnisse.]
Die Bodenerzeugnisse von Mexiko sind äußerst mannigfaltig. In den tiefen und heißen Thälern an den Küsten
wachsen die riesigen Bäume, welche das Mahagoni-, Pernambuk- oder Brasilien-, Kampesche-, Gelb- und amerikanische Ebenholz liefern,
Jakaranda-, Kürbisbäume, Cypressen, Riesenfarne, verschiedene Palmen
[* 62] u. dgl.; an den Flußufern indisches
Rohr, Zwergpalmen etc.; in den höhern Gegenden an den Gehängen Magnolien, Bananen, Seifenbäume, Robinien, Malven, Yukka, Lobelien,
Begonien, Bignonien mit prächtigen Blüten, Passifloren.
Gegenwärtig zerfällt Mexiko in 27 Staaten, ein Territorium (Niederkalifornien) und den von der Zentralregierung
verwalteten Bundesbezirk (Distrito federal), mit Areal und Einwohnerzahl (nach Garcia yCubas) wie folgt:
Zuverlässige
Angaben über die Zahl der Bevölkerung fehlen. Im J. 1874 schätzte man dieselbe auf 9,276,079
Seelen, die 1882, wie oben angegeben, auf 10,447,974 gestiegen waren. Dabei schätzte man die Weißen auf 1,985,117 (19 Proz.),
die Indianer auf 3,970,234 (38 Proz.), die Mischlinge auf 4,492,623 (43 Proz.). Unter letztern sind Mestizen (Abkömmlinge von
Weißen und Indianern) am zahlreichsten, nächst ihnen die Sambo oder Chino (von Indianern und Negern).
Mixteken und Zapoteken (Chiapas), der Matlazinca (zu Charo in Michoacan), der Tarasken (nordöstlich von Michoacan), der Opata,
Tarahumar und Pima (Sonora), der Apatschen (ein Wandervolk im N.) u. a. Ein großer Teil der Indianer spricht jetzt spanisch.
Die heutigen mexikanischen Indianer (s. Tafel »AmerikanischeVölker«,
[* 86] Fig. 17) haben eine bräunlich kupferrote
Hautfarbe, untersetzte Statur, glatte, grobe und glänzend schwarze Haare,
[* 87] hervortretende Backenknochen, breite Lippen, einen
sanften Mund und ernsten, finstern Blick.
Sie sind im allgemeinen als ein kräftiger, gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag zu bezeichnen, zu schwerer und andauernder
Arbeit sehr gut zu gebrauchen und als Lastträger und Fußgänger vortrefflich. Von Temperament sind sie
verschlossen und ernst (im Gegensatz zum Neger), dabei gelehrig und leicht zu leiten, aber auch träge, mißtrauisch und abergläubisch.
IhreWohnungen sind gewöhnlich nur ärmliche Hütten
[* 88] aus Bambusrohr. Ihr Hauptlaster ist die Trunksucht; Verbrechen gegen Personen
oder Eigentum werden selten von ihnen begangen.
Ihnen anvertrautes Gut halten sie heilig; Kleinigkeiten aber nehmen sie, wo sie können, und sagen ungern
die Wahrheit. Die Mestizen haben eine hellgelbe Farbe, schwarzes, äußerst weiches und glänzendes Haar
[* 89] und sind im allgemeinen
ein schöner Menschenschlag; sie sind vorherrschend fröhlich, leicht beweglichen Sinnes und vergnügungssüchtig. Im äußern
Betragen besitzen sie einen natürlichen, ungezwungenen Anstand, dabei viel Geist, leichte Auffassungsgabe,
Schlauheit und lebhafte Einbildungskraft. Der Kreole unterscheidet sich seinem allgemeinen Charakter nach nicht von dem Spanier.
- Der Dichtigkeit nach konzentriert sich die Bevölkerung auf das Plateau von Anahuac.
Die übermäßigen Reichtümer, welche der Klerus ehedem besaß, sind vom Staat großenteils eingezogen worden, so daß derselbe
ausschließlich auf die freiwillig gezahlten Zehnten und sonstige Beisteuern der Gläubigen angewiesen
ist. Auch die Klöster wurden 1875 aufgehoben. Der öffentliche Unterricht steht trotz des gesetzlichen Schulzwanges auf sehr
niedriger Stufe, und 1884 waren die 8986 öffentlichen Volksschulen von nur 500,000 Kindern besucht, während 138 höhere Lehranstalten
(Kollegien) 17,200 Studierende zählten. Wichtigere Institute für die Pflege von Wissenschaft und Kunst
findet man einzig in der Hauptstadt.
[Erwerbszweige.]
Landwirtschaft und Bergbau bedingen den Wohlstand des Landes. Der Betrieb der Landwirtschaft geschieht durch
kleine Landwirte und Pachter, die in Ranchos hausen, oder von oft wohlhabenden Großgrundbesitzern, deren Haciendas viele QKilometer
umfassen. In manchen Staaten ist ein System der Peonage im Gebrauch, eine auf Verschuldung des Arbeiters
beruhende Halbsklaverei. Mais bildet die vorzüglichste Anbaufrucht
und Maisbrot (Tortilla) das täglicheBrot.
[* 91] Er wird von der
Tierra Caliente bis hinauf in die Tierra Fria gebaut (Ertrag 1878: 5,309,564 Ton. zu 1000 kg); Weizen (338,704 T.) wird nur
auf dem Hochland gebaut, Gerste
[* 92] (232,334 T.) in der Nähe der Städte.
Der Weinstock wird meist nur zum Genuß der Trauben gezogen und gedeiht namentlich im Nordwesten (Wein: 5742 T. Gewicht). Die
amerikanische Aloe oder Maguey (Agave americana) liefert einen Saft, aus welchem ein allgemein verbreitetes
berauschendes Getränk (Pulque) bereitet wird (187,153 T.), während der Saft der Agave mexicana zur Herstellung des Mezcal-Branntweins
dient. Die Kultur des Ölbaums ist auf die Umgebung der Hauptstadt beschränkt, und außerdem gewinnt man noch Sesam- und Leinöl.
Zuckerrohr wird namentlich um Cuernavaca und im Thal
[* 94] von Cuautla im Staat von Mexiko (1300-1700 m) sowie am östlichen
Abhang des Plateaus von Anahuac gebaut und der Ertrag (70,090 T.) vielfach zur Herstellung von Rum benutzt. Der Kaffeebaum liefert
ein ganz vorzügliches Produkt, namentlich in der Gegend von Orizaba und Cordova in Veracruz (7962 T.); Kakao
(1443 T.) beschränkt sich auf das Tiefland. Der Tabak
[* 95] ist überall gut, und sein Anbau hat seit Beseitigung des Monopols sehr
zugenommen (7505 T.).
Von Gewürzen sind namentlich der spanische Pfeffer oder Chile
[* 96] (54,128 T.) und Vanille, welche auch wild wächst, von Bedeutung.
Die Kultur der Baumwolle, für welche die wärmern Landstriche von Mexiko sich vorzüglich eignen, hat nur
geringe Ausdehnung
[* 97] (25,178 T.). Auch Flachs wird gebaut, weit wichtiger aber sind die Fasern gewisser Agavearten, nämlich der
Agave Sisilana, welche den Sisalhanf oder Hennequin, und der A. americana, welche den Aloehanf oder Pita liefert, beide namentlich
in Yucatan.
Der Indigobau ist unbedeutend; der uralte Bau des Nopal, einer Kaktusart, behufs der Zucht der Kochenille
wird besonders in Oajaca betrieben. Im J. 1883 schätzte man den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte auf 17,7 Mill.
Pesos. Die Viehzucht
[* 98] ist von großer Bedeutung, namentlich in den Savannenstrichen am östlichen Fuß des Hochlandes, in
den Niederungen an der Goldküste und den sogen. innern Staaten; ihr Betrieb läßt indes noch viel zu wünschen übrig.
Pferde und Maultierzucht findet sich vorzugsweise in den höher gelegenen Teilen des Landes. Die mexikanischen Pferde sind stark
und ausdauernd, wohlgebaut, leicht und außerordentlich gelehrig und sicher. Sie werden nie als Zugtiere,
sondern fast ausschließlich zum Reiten gebraucht. Als Zug- und Lasttiere dienen meist Maultiere. Den Viehstand schätzt man
auf 4,460,000 Rinder, 6,800,000 Schafe, 6,200,000 Schweine,
[* 99] 2,500,000 Pferde, 820,000 Maultiere und 230,000 Esel. Die Wälder sollen
15,000 qkm bedecken, und ihr Ertrag an Bauholz, Farbhölzern und Kautschuk etc. liefert einen bedeutenden
Teil der Ausfuhr.
Der Bergbau, früher in Mexiko in höchster Blüte,
[* 100] liefert auch gegenwärtig die wichtigsten Ausfuhrartikel, namentlich Gold und
Silber. Im J. 1878
¶
Der Handel ist noch wenig entwickelt, und seine Entwickelung wird gehemmt durch den Mangel an natürlichen
Straßen (Flüssen) für die Verbindung des Innern mit dem Meer, durch die dürftige Ausstattung der Küsten mit natürlichen Häfen
und die ungünstigen klimatischen Verhältnisse der vorhandenen Seehäfen sowie auch durch die schroffe Trennung des innern
Hochlandes von dem Küstenland. Dazu kommen die 1881 festgesetzten hohen Eingangszölle, wozu außerdem
noch Staats- u. Gemeindezölle treten, so daß Waren, die von Veracruz nach Mexiko gehen, dreimal verzollt werden müssen. Trotz
dieser ungünstigen Umstände aber ist der Handelsverkehr in jüngerer Zeit bedeutend gestiegen. Es betrug die Einfuhr
1828: 9,947,827 Pesos, 1851: 15,331,000 Pesos, 1874: 28,485,000 Pesos, 1884-85: 35,839,000 Pesos, die Ausfuhr
in denselben Jahren bez. 15,488,786, 19,990,558, 25,435,000 und 46,553,700 Pesos. Während der jüngsten Jahre bewegte sich
der Handelsverkehr in folgenden Summen:
Der Großhandel ist fast ganz in den Händen fremder, vorzüglich deutscher, Handelshäuser. Die Haupthäfen
sind: Veracruz und Tampico am Golf, Guaymas, San Blas und Acapulco am StillenOzean. Mexiko besitzt 421 Seeschiffe und 847 kleine Küstenfahrer.
1884-85 liefen in seine Häfen 4540 Schiffe
[* 104] von 1,995,095 Ton. Gehalt ein. Für die Hebung
[* 105] des Binnenverkehrs ist in neuerer
Zeit durch Straßenbau Sorge getragen worden, aber noch immer ist derselbe im wesentlichen auf unwegsame
Saumpfade angewiesen.
Dahingegen hat das Eisenbahnnetz, namentlich mit Beihilfe amerikanischer Unternehmer, seit 1877 eine bedeutende Ausdehnung erreicht,
wenn auch in jüngster Zeit im Bau vonEisenbahnen eine Stockung eingetreten ist, weil die finanziellen Kräfte des Landes der
Zahlung hoher Subsidien nicht gewachsen sind. Die erste EisenbahnMexikos, von Veracruz nach der Hauptstadt,
wurde 1843 in Angriff genommen und 1873 eröffnet. Jetzt (1885) bestehen Eisenbahnen in einer Länge von 5762 km, unter welchen
die Zentralbahn, von der Hauptstadt nach Paso del Norte (1971 km), die bedeutendste ist.
Landesmünze ist der Peso zu 100 Centavos, im Wert von 4 Mk. 13Pf.; 10 Pesos in Gold sind gleich 41 Mk. 32 Pf. Maße und Gewichte
sind gesetzlich (seit 1857) die französischen; die neuen Maße behalten die Namen der entsprechenden alten
mit dem Zusatz »neu«. Die alten Maße waren die Vara = 0,838 m;