Erhitzen von salzsaurem
Trimethylamin auf 260-300°. Auf diese
Weise erhält
man es aus dem wässerigen
Produkt der trocknen
Destillation
[* 2] der Runkelrübenmelassenschlempe. Es ist ein farbloses
Gas, riecht angenehm ätherisch, schmeckt süßlich und
wird bei -36° oder durch starken
Druck zu einer farblosen
Flüssigkeit verdichtet, die bei -22° siedet. Man benutzt
das Methylchlorür zur Eisbereitung, zur
Extraktion von Parfümstoffen aus
Blüten und zur
Darstellung methylierter
Teerfarben, weil es wohlfeiler
ist als das früher benutzte Methylbromür und
Methyljodür und minder gefahrvoll als das
Methylnitrat, welches wiederholt
zu
Explosionen Veranlassung gegeben hat.
(Jodmethyl) CH3J entsteht bei Einwirkung von Jodwasserstoffsäure oder
Jodphosphor auf
Methylalkohol, ist eine farblose
Flüssigkeit, riecht ätherisch, etwas stechend, siedet bei 44°, löst sich
kaum in
Wasser, leicht in
Alkohol und
Äther, zersetzt sich am
Licht
[* 3] und dient in der synthetischen
Chemie zur
Darstellung der
verschiedenartigsten Methylverbindungen.
im
Altertum bedeutende Stadt auf der
Nordküste der
InselLesbos, mit einem geräumigen
Hafen, aber schon seit
dem Peloponnesischen
Krieg, wo sie treu zu
Athen
[* 4] hielt und von den Spartanern erobert wurde, herabgekommen.
da diesem aber
die
Weissagung wurde, sie werde ihm zuerst ein Mädchen, dann aber einen Sohn gebären, dem die Herrschaft bestimmt sei,
verschlang er sie und gebar hierauf aus seinem
Haupte die
Athene.
[* 6]
(griech.), die im alten
Athen ansässigen
Fremden oder
Schutzverwandten, deren Anzahl zuzeiten sehr bedeutend
war (309
v. Chr. 10,000 erwachsene
Männer). Sie genossen den
Schutz des
Gesetzes, bezahlten dafür ein Schutzgeld, von dem jedoch
die befreit waren, die als
Seesoldaten oder
MatrosenDienste
[* 8] thaten, konnten aber keinGrundeigentum erwerben
und mußten vor
Gericht einen
Bürger zum Vertreter haben. Oft wurden,
um die
Bürgerschaft zu ergänzen und zu vermehren, Metöken in
dieselbe aufgenommen, so von
Kleisthenes nach seiner Verfassungsreform (509). Da die Metöken, von dem
Kriegs- undStaatsdienst frei,
ihre ganze Thätigkeit dem
Erwerb zuwenden konnten, wurden sie die größte
Handels- und Geldmacht in
Athen.
(griech.), Veränderung des
Namens, besonders durch Übersetzen in eine andre
Sprache,
[* 9] z. B.
Agricola statt
Bauer, eine
Sitte, die namentlich unter den
Gelehrten des 15. und 16. Jahrh. herrschte;
rhetorische
[* 1]
Figur, welche einen Gegenstand für den andern setzt, nicht wegen der
Ähnlichkeit,
[* 10] wie die
Metapher (s. d.), sondern wegen der nahen und leicht erkennbaren Beziehungen,
in welchen sie zu einander stehen. Die Metonymie hat somit ihren
Grund in einem Zusammenhang oder einer
Verwandtschaft der
Begriffe.
So setzt
sie denOrt statt dessen, was darin ist (z. B. der
Wald singt des Schöpfers
Lob, für: die
Vögel
[* 11] im
Wald), oder die Zeit statt der darin
Lebenden (z. B. Zukunft statt Nachkommen); sie vertauscht die
Ursache mit der
Wirkung
(z. B. Schattenpflanzen, statt
Bäume), den
Stoff mit dem daraus Verfertigten (z. B.
Stahl statt
Schwert), das Zeichen mit dem
Bezeichneten (z. B.
Zepter statt Herrschaft) etc. Eine
Abart der ist die
Synekdoche (s. d.).
(v. griech. metōpon,
Stirn, Vorderseite;
Zwischenfelder), in der
Baukunst
[* 12] Bezeichnung der zwischen den
Triglyphen
befindlichen Öffnungen oder
Zwischenfelder des dorischen
Frieses, welche auf dem über die
Säulen
[* 13] gestreckten
Architrav
[* 14] ruhen
und das Hauptgesims tragen. Anfangs waren die Metopen offen und wurden dann mit
Vasen
[* 15] oder
Schädeln von Opfertieren
besetzt; später wurden sie geschlossen, doch stets etwas hinter die Balkenköpfe zurückgerückt, nachmals auch mit
Skulpturen
verziert. Da dieselben fast quadratisch waren, so machte ihre
Einteilung, wenn größere Säulenweite angenommen ward, Schwierigkeiten,
daher die ionische
Säulenordnung
[* 16] nur noch den glattenFries und Metopen nur am
Kranzgesims
[* 17] zeigt. S. Abbildung
und Tafel
»Säulenordnungen«,
[* 16] Fig. 1-3.
die vorgebliche
Kunst, aus den Faltenlinien der
Stirn die geistige und sittliche
Beschaffenheit des
Menschen, ja wohl seine vergangenen
und seine noch bevorstehenden Erlebnisse zu erkennen.
In den alten metoposkopischenSchriften werden meist
sechs horizontale Stirnlinien und eine senkrechte tiefste unterschieden.
Sie führen von
oben nach unten die
Namen der
Planeten:
[* 18] Saturnal-,
Jovial-, Martial-,
Venus-,
Solar-, Lunar-, Merkuriallinie, und neben ihnen werden noch Schwesterlinien beachtet.
Vgl.
Chiromantie.
(v. griech. metron, Maß), die Theorie der Verskunst oder die Wissenschaft der allgemeinen Gesetze des Rhythmus
(s. d.) als der Grundlage aller Versmessung, verbunden mit
der Darstellung der verschiedenen in der Dichtkunst gebrauchten Versmaße. Die Metrik erhielt ihre Ausbildung durch die Griechen,
von denen sie auf die Römer
[* 21] und später, vielfach modifiziert, auf die modernen Völker überging. Im Mittelalter bestand sie
lediglich in einer oberflächlichen Silbenzählung. RichardBentley war der erste, der in seiner Ausgabe
des Horaz (1711) die rein mechanische Messung der Verse beiseite setzte und den Rhythmus wieder als das Prinzip der Metrik erfaßte.
Eine eigentlich wissenschaftliche Gestaltung erhielt die Metrik aber erst durch GottfriedHermann, der in seinem Werk »Epitome doctrinae
metricae« (Leipz. 1816, 2. Aufl. 1844) eine
neue Theorie derselben auf Grund der Kantschen Lehre
[* 22] von den Kategorien aufstellte und epochemachend wirkte, obschon er von verschiedenen
Seiten heftigen Widerspruch erfuhr. So rügte namentlich Apel in seiner »Metrik« (Leipz. 1814-16, 2 Bde.)
bei Hermann den Mangel aller musikalischen Grundlage, während Böckh (»De metris Pindari«, Berl. 1811) wieder
einen andern Weg einschlug, indem er von der Erforschung der Lehren
[* 23] der ältern Rhythmiker ausging.
Handbücher der alten Metrik lieferten Munk (»Die Metrik der Griechen und Römer«, Glog. 1834),
Christ ( Metrik der Griechen und Römer«, das. 1874). Die Metrik der germanischen Völker bietet besondere Schwierigkeiten vornehmlich
insofern dar, als die einzelnen Silben nicht, wie in den Sprachen der Alten, eine bestimmte, auf der eignen
Beschaffenheit beruhende Messung (lang oder kurz) haben, sondern ihr metrischer Wert und deshalb auch ihre Zusammenfügung
zu Versen lediglich durch den Accent oder die Betonung
[* 25] in jedem einzelnen Wort und im Satz bestimmt wird (s. Prosodie). In allen
romanischen Sprachen dagegen besteht alle metrische Kunst fast nur in der Zählung der für jeden einzelnen
Vers nötigen Silben, wobei oft selbst tonlose Silben den Versaccent erhalten, also mitgezählt werden, z. B.:
dargelegt
wurden. Nach und nach war aber im 14. und 15. Jahrh. dieselbe bloßer
Silbenzählung gewichen, und erst Metrik Opitz legte durch seine »Deutsche
[* 26] Poeterei« (1624) den Grund zu einer neudeutschen Metrik, indem
er darin nachwies, daß im deutschen Vers zwischen Hebung
[* 27] und Senkung gerade so regelmäßig abgewechselt werden müsse wie
mit Länge und Kürze im antiken trochäischen und iambischen Vers. Auf Opitz fortbauend, versuchte dann
J.
H. ^[JohannHeinrich] Voß in seiner »Zeitmessung der deutschen Sprache« (2. Aufl., Königsb. 1831) zuerst eine vollständige
Metrik der deutschen Sprache zu geben. Aus der neuern Zeit sind zu nennen: Minckwitz (»Lehrbuch der deutschen Verskunst«, 6. Aufl.,
Leipz. 1878),
Sm., Gattung aus der Familie der Myrtaceen, Bäume, Sträucher oder kletternde Gewächse mit gegenständigen,
ganzen, dicken Blättern, leuchtend roten oder weißen Blütenköpfen und dreifächerigen, vielsamigen Kapseln.
[* 32] Einige der
kletternden Arten senden in der Jugend starke, holzige Wurzeln aus, mit welchen sie andre Bäume so fest
umschlingen, daß diese endlich absterben. Metrosideros vera Rumph (Nanibaum), ein großer Waldbaum auf den Molukken, liefert sehr hartes,
fast unzerstörbares Holz
[* 33] (Eisenholz), welches zu Rudern, Ankern etc. benutzt wird.
Roxb., Gattung aus der Familie der Palmen,
[* 34] Bäume mit dickem, oft auch hohem Stamm, einer Krone gefiederter Blätter,
deren Blattstiele oft mit geraden Stacheln bewehrt erscheinen, zwitterigen, in Ähren stehenden, endständigen Blüten
und daher nur einmal blühend. Die Frucht ist trocken und schuppig wie ein Tannenzapfen, aber schön glänzend.
¶
Metroxylon laeveMart. (Sagus laevis Rumph), ein 8-16 m hoher Baum
mit starkem, unter der großen Krone mit gebleichten Resten abgestorbener Blätter bedecktem Stamm, aufrecht stehenden, großen
Wedeln mit unbewehrten Blattstielen und aus der Mitte der Krone sich erhebender Blütenähre, liefert den
größten Teil des Sagos.
bis 10 m hoch, mit 6 m langen,
fast aufrechten Blättern, ist an Blattstielen und Blütenscheiden stachlig und liefert ebenfalls Sago. Diese Bäume blühen
im 15. Jahr und sterben, wenn die Frucht nach weitern 3 Jahren gereift ist, ab; man benutzt sie zur Sagogewinnung,
sobald sich die Blüte
[* 38] zeigt.
in der Dichtkunst das Silben- oder Versmaß, welches aus einer rhythmischen Aufeinanderfolge
der Silben besteht und die bestimmte Form der Dichtersprache bildet (s. Vers). Je ein drei- oder viersilbiger Versfuß (Takt)
gilt für ein Metrum (z. B. ‒ ⌣ ⌣); von den zweisilbigen
aber nur die Vereinigung zweier Versfüße (z. B. ⌣ ‒ ⌣ ‒); daher Dimeter, eine aus zwei Metra zusammengesetzte rhythmische
Reihe (z. B. ‒ ⌣ ⌣ ‒ ⌣ ⌣), Trimeter (⌣ ⌣ ‒ ⌣ ⌣ ‒ ⌣ ⌣ ‒) etc. Im weitern Sinn
gebraucht man Metrum dann auch für diese rhythmische Reihe selbst.
Stadt im türk. WilajetJanina, ostnordöstlich von der Stadt Janina, 1150 m hoch, am Fuß des Epirus und Thessalien
verbindenden Passes Zygos gelegen, den sie beherrscht. Metsovon zählt etwa 1000 Häuser und ist Hauptort der
sogen. Kutzowlachen oder Tsintsaren, welche, vielleicht Nachkommen der alten Thraker, besonders
nördlich und südlich der Stadt in kompakter Menge und, rings von Griechen umgeben, eine Anzahl Gebirgsdörfer des Pindos
bewohnen.
Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Deggendorf, links an der Donau, hat ein 801 gestiftetes, 1803 aufgehobenes,
aber 1830 wiederhergestelltes Benediktinerkloster mit Gymnasium, Bierbrauerei,
[* 60] Granitbrüche und (1885) 1854 kath.
Einwohner.
Vgl. Aichinger, Das Kloster Metten (Landsh. 1859).
JohannGeorg, Komponist, geb. zu St. Ulrich bei Ulm,
[* 61] erhielt seine musikalische
Ausbildung bei seinem Oheim, dem Chordirigenten Michael Mettenleiter (gest. 1859) zu Wallerstein, wurde 1839 Organist in Regensburg,
[* 62] zwei
Jahre später auch Chorregent; starb Er komponierte mehrere schätzenswerte Kirchensachen, gab ein katholisches
Choralwerk (»Enchiridion chorale«, Regensb. 1853) heraus und machte sich insbesondere
durch die gemeinschaftlich mit Proske unternommene Herausgabe der klassischen Kirchenwerke der Palestrinaschen Schule verdient.
Seine Biographie schrieb sein BruderDominikus Mettenleiter (Brixen 1866).
altes rhein. Dynastengeschlecht, das die Erbkämmerei von Köln
[* 63] bis in den Anfang dieses Jahrhunderts innehatte.
Ursprünglich ein Zweig derer von Hemmerich (Hemberg), benannte es sich im 14. Jahrh.
nach dem Dorf Metternich im preußischen Kreis
[* 64] Koblenz.
[* 65] Die von den zwölf frühern Linien noch bestehende einzige Linie erhielt 1635 den
Reichsfreiherrenstand, 1679 die reichsgräfliche, die reichsfürstliche Würde für den jedesmaligen Senior und 1813 vom
Kaiser Franz I. von Österreich
[* 66] die fürstliche Würde für alle Nachkommen.
2) KlemensLotharWenzel, Fürst von, österreich. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. zu
Koblenz, machte seine Studien 1788 bis 1790 zu Straßburg
[* 73] und, nachdem er im Oktober 1790 bei der KrönungLeopolds II. als Zeremonienmeister des katholischen Teils des westfälischen Grafenkollegiums fungiert, noch bis 1794 zu Mainz.
[* 74] 1795 vermählte
er sich mit der Gräfin Eleonore Kaunitz, einer Enkelin des großen Staatskanzlers, wodurch er ansehnlichen Güterbesitz erwarb.
Bei Ausbruch des Kriegs von 1809 wurde er von Napoleon zurückgehalten und erst 2. Juli an die österreichischen Vorposten ausgeliefert.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Wagram
[* 77] ward er vom Kaiser Franz erst provisorisch, bald (8. Okt.) aber
definitiv an StadionsStelle mit dem AuswärtigenMinisterium betraut, das er über 38 Jahre unausgesetzt verwalten sollte. Man
erwartete damals nicht viel von ihm; er galt für einen Vertreter der französischen Partei in Österreich, war es aber nur
insofern, als er es geraten fand, sich im Einvernehmen mit Frankreich zu halten, dadurch ein russisch-französisches
Bündnis zu verhindern und Österreichs von diesen beiden Mächten umworbene Stellung nach Möglichkeit für seine Vergrößerung
auszunutzen. Deutschnationale Gefühle waren dem frivolen Diplomaten fremd; aber gerade das erleichterte ihm seine neutrale,
vermittelnde Haltung, namentlich nach der Katastrophe von 1812. Unberührt von dem nationalen Aufschwung des Jahrs
1813, hielt er nach dem mißlungenen Frühjahrsfeldzug der Alliierten seine Zeit gekommen, um die Kraft
[* 78] Österreichs in die
Wagschale zu werfen und einen für dieses günstigen Frieden zwischen den geschwächten Gegnern zu vermitteln. Nachdem nach
einer Zusammenkunft Metternichs mit dem KaiserAlexander I. zu Opotschna an der schlesisch-böhmischen Grenze Anfang
Juni 1813 die Verbündeten die Vermittelung Österreichs angenommen hatten, begab sich Metternich nach Dresden zu Napoleon I., mit dem er28. Juni die
denkwürdige Unterredung hatte, in der NapoleonÖsterreich und Metternich mit Schmähungen überhäufte, und aus der Metternich erkannte,
daß
Napoleon in seinem verblendeten Übermut selbst die österreichischen Friedensbedingungen, die ihm
das französische Kaiserreich ohne Illyrien, Italien
[* 79] und den Rheinbund ließen, nicht annehmen würde. Mit meisterhaftem Geschick
erreichte er es aber, daß die Verbündeten, um Österreich zu gewinnen, ihm die weitgehendsten Zugeständnisse machten und
er selbst, als Österreich11. Aug. an Frankreich den Krieg erklärte und sich in der Quadrupelallianz9. Sept. den
Alliierten anschloß, die einflußreichste Rolle im Rate der letztern spielen konnte. In der Absicht, Frankreich nicht völlig
zu Baden
[* 80] zu werfen, vor allem aber Preußen nicht zu mächtig werden zu lassen, durchkreuzte er durch den Vertrag von Ried8. Okt. mit
Bayern
[* 81] Preußens
[* 82] deutsche Politik und hinderte durch immer erneute Anknüpfung von Friedensverhandlungen
stets die energische Ausbeutung der von Preußen und Rußland errungenen kriegerischen Erfolge. Er behielt durch seine Geschicklichkeit
immer die Fäden der Politik in der Hand
[* 83] und verschaffte Österreich einen im Vergleich zu seinen Leistungen übermäßigen Einfluß
auf die Dinge. Daher hatte Metternich seine Erhebung in den erblichen Fürstenstand und die Schenkung
des Johannisbergs um Kaiser Franz wohlverdient.
Hier übte er inmitten der sich bekämpfenden und durchkreuzenden Interessen einen herrschenden Einfluß aus, verschaffte
Österreich nicht nur eine bedeutende Vergrößerung und eine abgerundete Grenze, sondern auch die Herrschaft über das zerstückelte
Italien und das durch die Errichtung des DeutschenBundes mehr gelähmte als gekräftigte Deutschland
[* 86] und begründete
das auf dynastischen Interessen beruhende europäische Staatensystem, welches aufrecht zu erhalten fortan sein Streben war.
Dabei versäumte er nicht, seinen Privatvorteil wahrzunehmen, und erhielt von fremden Mächten reiche Geschenke, von Rußland
eine Pension sowie nach der zweiten Vertreibung Napoleons und dem Abschluß des zweiten PariserFriedens, den Metternich unterzeichnete,
große Belohnungen von den wieder eingesetzten Fürsten. Der König beider Sizilien
[* 87] ernannte Metternich 1818 zum Herzog von Portella
mit einer Dotation von 60,000 Ducati sowie der König von Spanien
[* 88] 1826 zum Granden erster Klasse mit dem Titel eines Herzogs. Am
Monarchenkongreß zu Aachen
[* 89] nahm als österreichischer Bevollmächtigter teil, und 1819 präsidierte er
dem Kongreß zu Karlsbad.
Ebenso war er bei dem deutschen Ministerkongreß zu Wien und bei den Kongressen zu Troppau
[* 90] 1820, zu Laibach
[* 91] 1821 und zu Verona
[* 92] 1822 im
Interesse der österreichischen Reaktionspolitik ganz besonders thätig. Es gelang ihm auch, unterstützt von so gewandten
Federn wie der von Gentz, seinen Grundsatz, »daß es den Fürsten allein zustehe, die Geschicke der Völker
zu leiten, und daß die Fürsten für ihre Handlungen niemand außer Gott verantwortlich seien«, zur Annahme zu bringen und
die Mächte zur solidarischen Unterdrückung aller Völkerbewegungen zu
¶
mehr
vereinigen. Freilich dauerte diese Einigkeit nicht lange, und Metternich selbst konnte nicht hindern, daß Rußland
den griechischen Aufstand unterstützte und die Türkei
[* 94] zur Abtretung Griechenlands zwang, in Frankreich das legitime Königtum
gestürzt und das neu geschaffene Königreich der Niederlande
[* 95] wieder zerrissen wurde. Nur in Deutschland und Italien behauptete
er seine Macht, welche er zur Unterdrückung aller freien Bewegung, zur Lähmung alles geistigen Aufschwungs
benutzte.
Dasselbe System befolgte er auch in Österreich, wo er 1821 zum Haus-, Hof- und Staatskanzler ernannt worden war und 1826 mit
dem Vorsitz der Ministerkonferenzen für die innern Angelegenheiten die oberste Leitung des gesamten Staatswesens erhalten
hatte. Auch nach dem Tode des Kaisers Franz I. (1835) blieb Metternich im Besitz aller seiner Ämter und seines Einflusses auf die auswärtige
Politik, während die Leitung der innern auf die Staatskonferenz überging, in der ErzherzogLudwig und Kolowrat die Mehrheit
hatten.
Daher ist auch nicht für die Unterlassung aller Reformen verantwortlich zu machen. Aber der ganze Haß
des über seine kläglichen politischen Verhältnisse und die gegen die Freiheit des Denkens und Glaubens gerichteten Gewaltthaten
erbitterten deutschen und österreichischen Volks wendete sich gegen Metternich, den man als die verkörperte Reaktion, als den Geist
der Finsternis und Tyrannei ansah, während er doch nur aus Genußsucht und Bequemlichkeit seine Herrschaft
in Ruhe ausüben wollte.
Die Bewegung von 1848 richtete sich daher vor allem gegen Metternich. Er ward durch den WienerAufstand vom 13. März gezwungen, seine Entlassung
zu nehmen, und vermochte sich kaum vor der Erbitterung des Volks zu retten. Er wandte sich über Holland
nach England, siedelte im November 1849 nach Brüssel
[* 96] über, bezog im Juni 1851 den Johannisberg im Rheingau
[* 97] und kehrte im September
nach Wien zurück. Ohne öffentlichen Anteil an der Politik zu nehmen, diente er seitdem doch dem Kaiserhaus mit seinem Rat;
er starb nachdem er noch den Beginn des italienischen Kriegs erlebt. Er wurde in der Familiengruft
zu Plaß in Böhmen beigesetzt. Er war vermählt zuerst seit 1795 mit der Gräfin Eleonore von Kaunitz (gest. 1825), dann seit 1827 mit
der Freiin von Leykam, die zur Gräfin von Beilstein erhoben wurde (gest. 1829), seit 1831 mit der Gräfin
Melanie Zichy-Ferraris (gest. 1854) und hinterließ drei Söhne und drei Töchter. Seine Memoiren erschienen zuerst französisch
(1879), dann deutsch (»Aus Metternichs nachgelassenen
Papieren«, Wien 1880-84, 8 Bde.), von seinem Sohn (s. Metternich 3) und Klinckowström herausgegeben.
3) Richard, Fürst von, ältester Sohn des vorigen aus seiner zweiten Ehe, geb. betrat ebenfalls
die diplomatische Laufbahn, zunächst als Attaché in Paris und London,
[* 99] 1855 als Legationssekretär bei der Gesandtschaft in
Paris, ward im April 1856 zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten MinisterÖsterreichs an den sächsischen Höfen
ernannt, während des italienischen Kriegs von 1859 nach Verona berufen, um beim Kaiser das Referat über
die auswärtigen Angelegenheiten zu übernehmen, und ging im Dezember 1859 als
Botschafter nach Paris, wo er und seine Gemahlin,
Gräfin Pauline Sándor (geb. die Tochter seiner Stiefschwester, sich dem kaiserlichen
Hof eng anschlossen und bei den Festlichkeiten desselben eine Rolle spielten. Die Fürstin, eine Freundin der KaiserinEugenie, nicht ohne Geist und Phantasie, machte sich durch ihre Teilnahme an den frivolen Exzentrizitäten der vornehmen Damen
bekannt, während Metternich allzusehr Schleppträger der NapoleonischenPolitik war. Mit dem Sturz des Kaiserreichs 1870 endete daher
auch seine politische Laufbahn. Er lebt jetzt in Wien.
enpages (franz., spr. -tör
ang pahsch, »Seitenformer«),
derjenige Schriftsetzer, welcher den Schriftsatz in Seiten (»Kolumnen«) zu ordnen (zu »umbrechen«)
und druckfertig zu machen hat. Vgl. Buchdruckerkunst, S. 559.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, KreisMerzig, an der Saar und der LinieSaarbrücken-Konz der Preußischen
Staatsbahn, 157 m ü. M., hat eine ehemalige Abtei (aus dem 7. Jahrh.), bedeutende Steingut- und Mosaikfabrikation
(Spezialität die mattfarbigen Mettlacher Fliesen)
[* 100] und (1885) 1536 meist kath. Einwohner.
[* 102] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf,
[* 103] in einem reizenden Thal,
[* 104] an der LinieDüsseldorf-Schwelm
der Preußischen Staatsbahn, 114 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Pfarrkirche, ein evangel. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, eine höhere Bürgerschule, ein Amtsgericht, Fabrikation
von Seidenwaren, wollenen und halbwollenen Stoffen, Knöpfen, Britanniawaren, Schlössern, Kunstbutter- und Müllereimaschinen,
bedeutende Branntweinbrennerei und Mahlmühlen und (1885) 7343 Einw. (darunter 4065 Evangelische, 3078 Katholiken, 44 Juden).
In der Nähe, an der Düssel, das wildromantische Neanderthal mit bedeutenden Kalksteinbrüchen, einer
Forellenzuchtanstalt (Winkelsmühle) und der jetzt teilweise durch Straßenbauten zerstörten Neanderhöhle. Das Landratsamt
für den Kreis Mettmann befindet sich in dem nahen Vohwinkel.
[* 106] ehemals reichsunmittelbares deutsches Bistum im oberrheinischen Kreis, dessen Sprengel den mittlern Teil des Herzogtums
Lothringen umfaßte und zum Erzbistum Trier gehörte.
S., das Theobalds-, Mazellen- und Deutsche Thor im O. und das Diedenhofener und FranzösischeThor im W. Von den Plätzen sind
bemerkenswert: der Königsplatz am Bahnhofsthor, neben demselben die mit Blumenanlagen geschmückte Esplanade mit dem Denkmal
des MarschallsNey und prächtiger Aussicht auf das Moselthal;
der Paradeplatz zwischen der Kathedrale und
dem Stadthaus, mit dem Standbild des Marschalls Fabert;
der Ludwigsplatz mit mittelalterlicher Arkadenreihe;
der große bedeckte Markt zwischen Dom- und Kammerplatz dient als Gemüse-, Obst-,
Blumen-, Fisch- und Fleischmarkt. Metz hat 2 evang. Kirchen (darunter die gotische Garnisonkirche mit 97 in
hohem Turm),
[* 112] 8 kath. Kirchen, von denen die im 13. Jahrh. begonnene, im Anfang des 16. Jahrh.
vollendete, im Innern imposante Kathedrale und die St.-Vincentkirche mit schönen gotischen Türmen das meiste Interesse in
Anspruch nehmen, und eine Synagoge.
Von den weltlichen Gebäuden sind hervorzuheben: der Justizpalast an der Esplanade,
das Gebäude des Bezirkspräsidiums, das Stadthaus, der Hauptbahnhof, das Theater,
[* 113] der bischöfliche Palast, mehrere Kasernen,
das Arsenal etc. Die Mosel fließt in mehreren Armen an Metz vorüber, von denen der westliche der Hauptarm ist. 14 Brücken
[* 114] führen
über diese und die Seille. Auf der Insel Chambière ist ein Friedhof mit einem Denkmal für die 1870 hier
begrabenen 8400 Franzosen. Metz hat Gas- und Wasserleitung,
[* 115] Kanalisation und auf den Hauptplätzen wie in den Hauptstraßen elektrische
Beleuchtung.
[* 116] Die Zahl der Bewohner beläuft sich 1885 mit der Garnison (Infanterieregimenter Nr. 67, 98, 130 und 131 sowie
Nr. 4 und 8 von der bayrischen Armee, 2 Dragonerregimenter Nr. 9 u. 13, eine Abteilung
Feldartillerie Nr. 31, ein sächsisches Fußartillerieregiment Nr.
12, ein Bataillon bayr. Fußartillerie Nr. 2 u.
ein Pionierbat. Nr. 16) auf 54,072 Seelen, darunter (1880) 13,898 Evangelische, 37,573 Katholiken u. 1592 Juden.
Sonst ist die Stadt Sitz des Bezirkspräsidiums, der Kreisdirektion für den Landkreis Metz, eines
Landgerichts, einer Steuerdirektion, eines
Hauptzollamtes, einer Oberpostdirektion, einer Forstdirektion, einer Oberförsterei,
eines Bergreviers, eines katholischen Bischofs, eines reformierten Konsistoriums, eines israelitischen Konsistoriums etc., ferner
des Kommandos der 30. Division, der 59. und 60. Infanteriebrigade, der königlich bayrischen Besatzungsbrigade,
der 15. Kavalleriedivision, der 30. Kavalleriebrigade, der 4. Fußartillerieinspektion und der 6. Festungsinspektion. In der
Umgegend interessieren vorzugsweise die ausgedehnten Befestigungen.
ist immer eine bedeutende Festung gewesen. An die Stelle der Mauerbefestigung trat 1550 die Wallbefestigung, welcher 1562 die
Citadelle hinzugefügt wurde. Vauban baute nach 1674 die Werke vollständig um; 1728-31 entstanden das
Moselfort auf der West- und das Fort Bellecroix auf der Ostseite. Aus der Abtragung eines Teils der Citadelle ward 1791 die
Esplanade geschaffen. Nach 1815 gerieten die Werke in Verfall, wurden aber 1830-45 wiederhergestellt. Napoleon III. begann 1867 mit
dem Bau der vier detachierten Forts: Fort St.-Quentin, nicht groß, aber wichtig durch seine die ganze Umgegend
beherrschende Lage auf einem 360 m hohen, das Moselthal um fast 200 m überragenden Berg, und Fort Plappeville auf der linken,
Fort Queuleu und FortSt.-Julien auf der rechten Moselseite.
ist das alte Divodurum (d. h. »Götterburg«) der Gallier im Gebiet der Mediomatriker, weshalb es auch Mediomatrica
hieß, woraus durch Abkürzung Metä, Metis, Mattä und Metz entstanden ist. Nachdem es in der Mitte des 5. Jahrh.
durch die Hunnen unter Attila zerstört worden, kam es zum fränkischen Reich und ward bald die Hauptstadt von Austrasien. Ludwig
der Fromme fand in der Abtei St. Arnold seine Grabstätte. 843 kam es an Lothar I. und nach dem Tod von dessen Sohn Lothar II.
mit dem größten Teil Lothringens im Vertrag zu Mersen 870 an das ostfränkische (Deutsche) Reich. Es stand
zunächst unter der Herrschaft des Bischofs, dem wohl auch die Ernennung des Burggrafen zustand. Nachdem dies Amt zu Anfang
des 13. Jahrh. erloschen, erwarb Metz die Rechte einer