Dorf Mavromati noch vorhandene
Ruinen überaus großartig sind. Heute liegen die bedeutendsten
Städte an der
See, auf den Trümmern
alter
Plätze oder in der
Nähe von Trümmerstätten; Hauptstadt ist
Kalamata. - Die ältesten Einwohner Messeniens waren
Leleger,
zu denen jedoch schon frühzeitig
Achäer kamen.
Später gehörte der westliche Teil des
Landes zu der Herrschaft
der äolischen Neleiden und der östliche zu
Lakonien. Mit der
Wanderung der
Dorier, welche von Stenyklaros aus das Land eroberten
und es
Messene, d. h.
Mittel- oder
Binnenland, nannten, wurde Messenien eigner
Staat und fiel dem
HeraklidenKresphontes zu. Die Einwanderer
verschmolzen jedoch rasch mit den alten Einwohnern, welche sie nicht völlig hatten unterjochen können;
ja, selbst das
Königtum war nicht den
Doriern geblieben, nach
Kresphontes'
Sturz war das arkadische
Geschlecht der Aipytiden
auf den
Thron
[* 2] gekommen. Messenien verlor ganz den dorischen
Charakter, und in
Ithome wurde wieder der pelasgische
Zeus
[* 3] verehrt.
Dagegen war das Land zu großem Wohlstand gediehen, da die
Ebenen außerordentlich fruchtbar, die
Küsten
hafenreich und für den
Handel günstig waren. Dies erregte den
Neid und die Eroberungsgier der Spartaner, welche in zwei
Kriegen,
den
Messenischen, 743-724 und 685-668 das Land nach tapferm
Widerstand unterwarfen. Die messenischen
Geschlechter, welche übriggeblieben
waren, wanderten meist aus, nach
Arkadien und übers
Meer nach
Italien.
[* 4] Die Zurückbleibenden wurden
Heloten
der Spartaner und mußten die Ackerlose der
Sieger bebauen.
Was nicht als
Landgut verteilt war, blieb als
Weide
[* 5] liegen; die
Küsten verödeten, und das herrliche Land verfiel in einen
traurigen Zustand. Eine Verwüstung
Spartas durch ein
Erdbeben
[* 6] 464 benutzend, erhoben sich die Messenier
zugleich mit den
Heloten von neuem (dritter Messenischer
Krieg), unterlagen jedoch nach zehnjähriger tapferer Gegenwehr (464-455)
und wurden von den Athenern in
Naupaktos angesiedelt, von wo sie 425 das Unternehmen des
Demosthenes gegen
Pylos unterstützten
und nach dem
FallAthens nach Hesperides in
Kyrenaika auswanderten. Messenien lag nun ganz verödet und blieb spartanische
Provinz bis nach dem
FallSpartas.
Epameinondas rief 370 nach der
Schlacht bei
Leuktra die Messenier zurück, gründete 369 die
neue, befestigte Hauptstadt
Messene am
BergIthome und führte eine demokratische
Verfassung ein. Die
Bevölkerung
[* 7] des
Landes aber
blieb im ganzen gering.Später schlossen sich die Messenier an
Philipp vonMakedonien an, und 146 kam das
Land unter römische Herrschaft.
(franz., spr. -nĭénn),Titel dreier
Elegien, welche
Barthélemy in der
»Reise des jungen
Anacharsis« den
aus ihrem Vaterland vertriebenen Messeniern in den
Mund legt.
Den
Titel verwendete auch Casimir
Delavigne
(s. d.) für seine Klagegesänge über das Unglück
Frankreichs etc.
[* 9]
Werkzeuge
[* 10] zum
Schneiden, werden aus
Stahl, selten aus
Neusilber,
Silber,
Gold,
[* 11]
Knochen,
[* 12]
Horn etc. angefertigt. Die
einfachen Stahlklingen werden durch Schmiedearbeit hergestellt. Der
Stahl ist etwa 13-15
mm breit und 3-4
mm dick und wird in Einer
Hitze ausgeschmiedet. Hierauf trennt man durch Abhauen die
Klinge von der
Stange, indem man an ersterer
einen Teil sitzen läßt, der groß genug ist, um die
Angel oder bei Einlegemessern den
Druck zu bilden. Die Ausarbeitung dieses
Teils geschieht in einer zweiten
Hitze.
Die
Scheibe
(Schild,
[* 13]
Balance) zwischen
Klinge und
Angel wird durch Ansetzen auf dem
Amboß hervorgebracht und dann in einem zweiteiligen
Gesenke oder mittels eines stählernen
Stempels vollendet. Um
Stahl zu sparen, macht man die
Angel häufig aus
Eisen.
[* 14] Das ausgearbeitete
Messer wird behufs des
Härtens im rotglühenden Zustand in
Wasser abgelöscht und dann bis zu einer bestimmten
Farbe angelassen, gerichtet, auf nassen oder trocknen
Schleifsteinen geschliffen, auf einer hölzernen rotierenden
Scheibe mit
Schmirgel und
Öl weiter bearbeitet und bei feinern
Sorten mit
Kalk,
Polierrot oder
Zinnasche und
Öl oder
Branntwein auf belederter
Scheibe poliert und auf einem Handölstein vom
Grat befreit (abgezogen).
Die
Flächen einer Tischmesserklinge sind unter einem
Winkel
[* 15] von 2-5° gegeneinander geneigt, und durch das Scharfschleifen
entsteht an der
Schneide ein
Winkel von 15-20°. Die Seiten einer Federmesserklinge laufen in der
Schneide unter einem
Winkel
von 13-19° zusammen. Man fertigt die Federmesser ebenso wie die größern Messer, versieht sie
aber hinter dem
Druck mit einer interimistischen
Angel, damit der
Schleifer sie in einem Heft befestigen kann. Nicht selten
werden aus Stahlblech unter einem
Durchstoß ausgeschnitten und durch kurzes Nachschmieden vollendet. Bei großen Schneidwerkzeugen
wird eine
Klinge aus Schmiedeeisen mit der
Schneide aus
Stahl durch Vorstählen hergestellt.
Zu Rasiermessern sowie den Messern für chirurgische
Zwecke wird der feinste
Stahl bei schwacher Rotglut unter öfterer Erwärmung
verarbeitet. Der
Amboß zum
Schmieden der Rasiermesser ist an den Seiten etwas abgerundet, um die
Klingen dünn ausschmieden
und den
Flächen schon einige Höhlung geben zu können. In der letzten
Hitze setzt man das
Hämmern bis
zum völligen Erkalten fort. Die befeilten
Klingen werden kirschrot erhitzt und mit dem
Rücken voraus in reines oder mit wenig
Schwefelsäure
[* 16] versetztes
Wasser getaucht.
Das
Anlassen erfolgt gewöhnlich in den Abstufungen des
Gelb. Das
Schleifen geschieht auf drei
Schleifsteinen, von denen die
beiden letzten und kleinsten die Höhlung herstellen. Zum
Polieren dient
Schmirgel, dann
Zinnasche oder
Polierrot auf Lederscheiben mit
Öl. Das Abziehen geschieht zuerst auf einem sehr feinkörnigen
Sandstein mit etwas konvexer
Oberfläche, dann auf dem bekannten gelben Rasiermesserschleifstein mit ebenen
Flächen mit
Öl und zuletzt auf einem blauen,
feinkörnigen
Schiefer mitWasser.
Die höchste Verfeinerung erhält die
Klinge durch den Streichriemen, dessen eine Seite mit
Polierrot und die andre mit
Graphit
(beide
Pulver mit
Öl oder
Talg angemacht) eingerieben ist. Die rote Seite wird zuerst benutzt. Die
Krümmung auf den Seitenflächen
der Rasiermesser hat einen
Halbmesser von 35-100
mm, die Seiten stoßen an der
Schneide unter einem
Winkel
von 16-19° zusammen, so daß die Leichtigkeit, mit welcher Rasiermesser schneiden, nur von der vollkommenen
Ausbildung der
Schneidkante, der feinen
Politur der
Schneide und der sehr geringen
Dicke der
Klinge in nächster Nachbarschaft der
Schneide abhängig
ist. Sehr gute Rasiermesser werden durch Ausschneiden der
Klingen mittels eines
Durchschnitts aus vorläufig
durch Kaltwalzen verdichteten Stahlplatten hergestellt; der dicke
Rücken wird an diese als besonderes
Stück angesetzt.
Gabeln werden wie Messer verfertigt. Man schmiedet aus einem Stahlstab zuerst die
Angel und den
Schaft oder Stiel und haut dann
die
Gabel ab, indem man ein etwa 2
cm langes
Stück des
Stabes¶
mehr
daran sitzen läßt. Dieses Stück wird in einer zweiten Hitze zu einer Platte von der Länge der Zinken ausgeschmiedet und dann
die Scheibe zwischen Schaft und Angel in einem Gesenke vollendet, worauf man die Zinken durch Einhauen mit dem Meißel
[* 18] oder mit
einem Durchschnitt bildet und die Zwischenräume mit der Gabelfeile ausarbeitet. Das Härten und Anlassen
geschieht wie bei den Messern. Man schleift die Gabeln zum Teil aus freier Hand
[* 19] auf einem Ölstein und schmirgelt oder poliert
sie auf Bürstenscheiben oder mittels des Polierstahls. und Gabeln aus Silber und Gold werden ebenfalls durch Schmieden, die
aus Neusilber durch Ausschneiden aus Blech oder durch Gießen
[* 20] und Ausbilden in Stanzwerken roh vorgearbeitet
und mittels Feilen und Schleifen vollendet.
und Gabeln als Eßbesteck kamen erst im 15. Jahrh. vereinzelt auf und wurden dann im 16. Jahrh.
allgemeiner, aber immer noch als Luxusgerät betrachtet und demnach künstlerisch verziert. Besonders
kostbare Exemplare wurden in silbernen Scheiden (Bestecken) aufbewahrt. Die Gabeln, ursprünglich zweizinkig, seit der Mitte
des 16. Jahrh. auch dreizinkig, wurden an den Griffen mit Figuren, Köpfen und Ornamenten verziert. Silber, Gold, Elfenbein, Knochen
und Holz waren
[* 49] das beliebteste Material für die Griffe. Einige charakteristische Beispiele aus der Renaissancezeit
zeigt obenstehende Abbildung. Seit Mitte des 18. Jahrh. wurden die Griffe aus glattem, bemaltem Porzellan gefertigt. Aus Holz
geschnitzte Gabeln werden noch heute mit Figuren, Köpfen, Blumen etc. an den Griffen versehen. S. auch Löffel.
[* 9]
^[Abb.: Messer und Gabeln. 1-5 von Silber; 6 und 7 von Eisen; 8 und 9 geschnitzte Elfenbeingriffe (Nationalmuseum in München).]
[* 50]
(Solen L.), Gattung aus der Gruppe der Klaffmuscheln (s. Muscheln),
[* 51] lange, schmale Muscheln mit dickem, cylindrischem
Fuß, welcher ihnen beim Eingraben in den Sand dient. In letzterm stecken sie senkrecht und lassen nur ihre Atemröhren
hervorragen. Sie leben ausschließlich im Meer; an den europäischen Küsten kennt man mehrere Arten. In den Mittelmeerländern
werden sie gefischt und unter dem Namen Cannolicchie roh gegessen. Ihr Geschmack ist angenehm. Sie bilden einen Teil der sogen.
Frutti di mare (»Meeresfrüchte«). Auch die nahe verwandte Gattung Solecurtus wird gegessen. S. auch Clams.
¶
(aramäisch, v. hebr. Maschiasch, entsprechend
dem griech. Christus, »der Gesalbte«; s. Salbung), im Alten Testament der von den Israeliten der spätern Königszeit erwartete
gottgesandte Retter, der ein theokratisches Weltreich gründen sollte, wobei den Propheten die einst unter David eingenommene
Weltstellung, Israels Zukunftstypus, vorschwebte (messianische Weissagungen). Anfangs waren diese Hoffnungen
rein politischer Natur und vielfach geradezu dem partikularistischen Egoismus des Volksgeistes dienstbar.
Ein religiöser Kern lag insofern darin beschlossen, als die Hoffnung auf dereinstige Weltherrschaft des VolkesIsrael zugleich
auch die Hoffnung auf Vollendung des Dienstes und der Verehrung Gottes umfaßte. Der Gründer dieses irdischen Gottesreichs wird
als ein zweiter David, also zwar als ein wirklicher Mensch, dabei aber freilich auch als Repräsentant und Stellvertreter, d. h.
als »Sohn«, Gottes gedacht
(Psalm 2, 7). In den spätere Zeiten des jüdischen Staats trat das persönliche Messiasbild vielfach
auffallend zurück hinter dem allgemeinen Gedanken des Gottesreichs und der jüdischen Weltherrschaft;
fast nur in der apokalyptischen Geheimlitteratur erfuhr es noch eine Weiterbildung (s. Menschensohn).
Über sein Wiederaufleben im Christentum s. Jesus Christus und Christologie. Die Lehre
[* 58] der rabbinischen Theologie vom ist nie
einheitlich ausgestaltet gewesen. Ziemlich allgemein kehrt aber der Gedanke wieder, daß in den letzten Zeitenvor derErscheinung
des Messias sich alle Übel und Schrecken der Natur und des Menschenlebens denkbarst steigern und damit auch erschöpfen; sie heißen
die Messiaswehen.
ital. Provinz auf der InselSizilien,
[* 64] umschließt deren nordöstlichen Teil, wird südlich
von der ProvinzCatania, östlich vom Ionischen, nördlich vom Tyrrhenischen Meer und westlich von der ProvinzPalermo
[* 65] begrenzt
und umfaßt 4579 qkm (nach Strelbitsky nur 3227 qkm oder 58,6 QM.)
mit (1881) 460,924 Einw. Die Provinz wird in ihrer ganzen Ausdehnung
[* 66] von dem Peloritanischen Gebirge (Dinnamare 1130 m)
und den Madoniabergen (Monte Sori 1845 m), welche eine Fortsetzung des Apennin bilden, durchzogen.
Die meist von S. nach N. fließenden Gewässer sind von geringer Bedeutung und im Sommer sehr wasserarm; das Klima
[* 67] ist gesund,
der Boden fruchtbar, aber nur teilweise bebaut. Die Haupterwerbszweige der Bevölkerung sind: Getreidebau,
Öl-, Wein- und Seidenkultur, Schafzucht, Fischerei
[* 68] und Schiffahrt;
die Industrie hat im allgemeinen geringe Bedeutung.
Die Stadt Messina liegt am Fuß des Peloritanischen Gebirges, von einem Gürtel
[* 72] zerrissener Felsengipfel umgeben, paradiesisch an der
Straße von Messina (Faro di Messina, bei den Alten Fretum Siculum), von der Küste an amphitheatralisch gegen die Abhänge der bebauten
Berge hinansteigend. Sie ist dem Rang nach die zweite Stadt, in strategischer, kommerzieller und industrieller
Hinsicht aber der wichtigste Ort derInsel und zugleich eine der hervorragendsten Handelsstädte Italiens.
[* 73]
Der Hafen, der 1000 Schiffe
[* 74] faßt, einer der schönsten und sichersten der Welt, wird von einer kreisförmigen, von SW. nach
NO. ins Meer hineinlaufenden Erdzunge (Braccio di San Raineri) gebildet und war früher durch eine Citadelle
und mehrere Forts, die aber gegenwärtig verfallen sind, verteidigt. Zwei Leuchttürme erheben sich auf der Landzunge, deren
sichelförmige Gestalt der Stadt im Altertum den NamenZankle gab. Daneben entsteht der WirbelGarofalo, die alte Charybdis (s. d.).
An Stelle der aufgelassenen Hafenbefestigungen wird nun ein System von äußern Verteidigungsforts errichtet.
Die nach dem furchtbaren Erdbeben von 1783 zum großen Teil neuerbaute Stadt hat vier Vorstädte, schöne Plätze, breite,
mit Lavaquadern gepflasterte Straßen mit Fontänen, ansehnliche Kirchen und elegante Paläste. Der Corso Cavour teilt die Stadt
in die See- und die Hügelstadt. Neben ihm sind unter den Straßen die mit jenem parallel laufenden, an 2 km
langen und mit schönen Palästen gezierten StraßenViaGaribaldi und Vittorio Emmanuele, welch letztere sich längs des Hafens
hinzieht und eine wundervolle Aussicht über die Meerenge nach Kalabrien und auf die herrlich gelegene Stadt selbst darbietet,
unter den Plätzen die Piazza del Duomo mit einem schönen Marmorbrunnen von Montorsoli (ein Neptunbrunnen
desselben Meisters steht auf dem Corso Vittorio Emmanuele) und der Platz der Annunziata mit dem schönen Denkmal Don Juan d'Austrias
(1572) hervorzuheben.
Die bedeutendste unter den mehr als 80 Kirchen ist die aus der Normannenzeit stammende Kathedrale, auf
dem großen Domplatz gelegen, mit Marmorfassade, schönem Portal, antiken Säulen
[* 75] von ägyptischem Granit und Mosaiken aus dem 14. Jahrh.
Erwähnenswerte Kirchen sind auch die von San Francesco, San Gregorio und mehrere andre, meist ehemalige Klosterkirchen, welche
mit Gemälden, insbesondere von Rodriguez und andern Meistern der Messineser Schule des 16. und 17. Jahrh.,
Grabdenkmälern und Altären reich geschmückt sind. Von Gebäuden sind ferner zu nennen: der städtische Palast, das Hospital
(aus dem
¶
mehr
16. Jahrh.), die Markthalle, der Monte diPietà, der Getreidespeicher, das große neue Theater,
[* 77] das schönste in Sizilien, die
Paläste Brunaccio, Grano u. a. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 78,438, mit
Einschluß des ganzen Gemeindegebiets 126,497. Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von Musselin, Leinwand, Seidenstoffen
etc.; auch die Anfertigung von Korallenarbeiten sowie von Essenzen aus Limonen, Orangen etc. ist bedeutend.
Daneben bildet die Fischerei einen Haupterwerbszweig der Bewohner.
Der Wert derEinfuhr betrug 1886: 29,28 Mill., der der Ausfuhr 40,83 Mill. Lire. Messina war
bis Ende 1879 Freihafen. Messina hat eine Universität (1882 von 151 Hörern besucht) mit vier Fakultäten, einem Kollegium der schönen
Künste und mehreren wissenschaftlichen Sammlungen; ferner ein Priesterseminar, Lyceum, Gymnasium, Kollegium
Alghieri, Gewerbeinstitut, eine technische Schule, Akademie für Wissenschaften und Künste (Accademia Peloritana) und zahlreiche
bedeutende Wohlthätigkeitsanstalten. Es ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, Handelstribunals, Hafenkapitanats
und anderer Zivil- und Militärbehörden und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter auch ein deutscher Berufskonsul). SchönePunkte in der Umgebung sind der Campo santo, das Kapuzinerkloster oberhalb der Stadt und insbesondere der LeuchtturmTorre delFaro am Kap Peloro mit herrlicher Aussicht.
Geschichte. Messina hieß, wie schon erwähnt, ursprünglich Zankle und wurde um 740 v. Chr. von der südlich gelegenen Stadt Naxos
und von euböischen Kolonisten gegründet. Der Ort wurde bald
so blühend, daß er schon 648 eine Kolonie
(Himera) aussenden konnte. Um 495 eroberte Anaxilas von Rhegium, von Geburt ein Messenier, die Stadt und nannte sie Messana (Messene). 466 wurde
die republikanische Verfassung eingeführt. Die Stadt hob sich nun durch lebhaften Handel und Schiffahrt von Jahr
zu Jahr, bis sie 396 von den Karthagern erobert und zerstört wurde.
Dionysios begann den Wiederaufbau der Stadt. Nach Vertreibung Dionysios' II. auf kurze Zeit frei geworden, fiel Messina schon 312 wieder
in die Hände des Agathokles. Nach dessen Tod bemächtigte sich der Stadt 282 ein HaufeMamertiner (s. d.), nach
denen die Stadt Mamertina genannt wurde. Die Raubzüge der neuen Bewohner wurden 264 die nächste Veranlassung zum Ausbruch
des ersten PunischenKriegs. Die Stadt ging darauf in die Hände der Römer
[* 83] über, in deren Besitz sie von nun an verblieb.
Nach dem Untergang des weströmischen Reichs teilte sie die SchicksaleSiziliens. 831 ward Messina von den Sarazenen
erobert, die aber 1038 und zum zweitenmal 1071 von den Normannen wieder daraus verjagt wurden. Hier ward 1233 von Friedrich
II. ein sizilischer Reichstag abgehalten, wo Gesetze für die Insel erlassen wurden. In Messina nahm 1282 die Sizilianische Vesper
ihren Anfang, sowie 1674 hier auch ein Aufstand gegen die harte spanische Regierung ausbrach. Die Aufständischen
riefen die Franzosen zu Hilfe, von welchen 1676 die Spanier in einer großen Seeschlacht, in welcher der niederländische Seeheld
de Ruyter fiel, besiegt wurden.
Aber schon 1678 mußten die Franzosen die Stadt wieder räumen, worauf sie, nachdem 7000 Einwohner aus
Furchtvor derRache der Spanier ausgewandert waren, unter die spanische Herrschaft zurückkehrte. 1713 ward sie von dem Herzog
von Savoyen besetzt, 1718 wieder von den Spaniern erobert, 1719 von den Kaiserlichen und 1735 abermals von den Spaniern eingenommen.
Eine furchtbare Pest entvölkerte 1743 die Stadt, das Erdbeben von 1783 legte sie halb in Trümmer, und 1823 ward
sie durch eine Überschwemmung verwüstet. In denUnruhen 1. und kam es zum Straßenkampf zwischen Volk und Militär.
NeueAufstände und blutige Kämpfe erfolgten 1848, wo die Stadt mehrmals vom Kastell Terranuova aus bombardiert wurde, so vom 29. Jan.
Legierung von Kupfer
[* 85] und Zink, welche ihrer physikalischen Eigenschaften wegen, die sich
durch Änderung der Mischungsverhältnisse modifizieren lassen, eine so ausgebreitete Anwendung gefunden hat wie außer dem
Eisen kein andres Metall. ist in kaltem Zustand hämmerbar und streckbar, härter und steifer, oxydiert sich weniger an der
Luft, schmilzt leichter und ist dünnflüssiger als Kupfer, ohne beim Erstarren, wie das Kupfer, blasig
zu werden. Größerer Kupfergehalt macht die Farbe goldähnlicher und vermehrt die Hämmerbarkeit, Weichheit und Feinheit des
Korns; mit dem Zinkgehalt wachsen Härte, Sprödigkeit und Schmelzbarkeit des Messings, während die Farbe heller wird.
Das spezifische Gewicht des Messings ist größer als die berechnete mittlere Dichtigkeit des Kupfers und
Zinks, es schwankt zwischen 7,8 und 9,5, und ist am größten
für gegossenes Messing. Dehnbar sind die meisten Kupferzinklegierungen nur in gewöhnlicher Temperatur; Gußmessing zerbricht selbst
dann leicht, geht aber durch mäßiges Hämmern und Walzen aus dem kristallinischen in den feinkörnigen und faserigen
Zustand über und wird viel dehnbarer und zäher. Legierungen mit 1-7 Proz. Zink sind rot oder dunkel rotgelb, mit 7,4-13,8
Proz. Zink rötlich goldgelb, mit 16,6-25 Proz. Zink rein gelb.
Von 34 Proz. Zink an wird das Messing wieder rötlichgelb und zeigt diese Farbe bei 50 Proz. Zink am stärksten.
Von 51 Proz. Zink aufwärts wird das Messing plötzlich weiß oder weißgrau. Messing mit 65-75 Proz.
Zink ist ein gutes, stark anlaufendes Spiegelmetall, mit mehr als 76 Proz. Zink ist das Messing grau. Die gelben Legierungen werden
durch Salzsäure rot, durch Ammoniak weiß. Blei
[* 86] macht das Messing, wie Zinn und Eisen, spröde und hart und vermindert
seine Dehnbarkeit, nimmt ihm aber auch die Eigenschaft, die Werkzeuge zu verschmieren, weshalb man 1-2 Proz. Blei zusetzt.
Eisen findet sich oft als zufällige Verunreinigung, und Zinngehalt rührt meist von der Zugabe alten gelöteten Messings
beim Einschmelzen her. Die wichtigsten Messingsorten sind folgende: A. Rotguß (Rotmessing, Tombak) mit 80 und
mehr ProzentKupfer, von rötlicher, goldähnlicher Farbe, sehr dehnbar und widerstandsfähig, wurde angeblich zuerst von den
Siamesen dargestellt;
Messing war schon den Alten bekannt, welche ein Zinkerz (Galmei, Cadmia) als Zuschlag beim Kupferschmelzen benutzten und so gelbe
Metallgemische erhielten, die sie Aurichalcum nannten. Diese Methode der Messingbereitung blieb bis ins zweite Dezennium unsers
Jahrhunderts die herrschende, obwohl JakobEmerson 1781 die direkte Gewinnung aus Kupfer und Zink gelehrt hatte. Man benutzt gerösteten
Galmei oder Ofenbruch, also zinkoxydhaltige Rohmaterialien, welche mit Holzkohlenstaub und Schwarzkupfer zusammengeschmolzen
werden.
Man stellte durch eine erste Schmelzung (Arkoschmelzen) eine Legierung mit nur 20 Proz. Zink (Rohmessing,
Stückmessing, Arko) her und verwandelte dies durch Umschmelzen mit Zink in eigentliches Messing (Tafelmessingschmelzen). Später
vollendete man die Arbeit in einer einzigen Operation, gegenwärtig aber wird Messing viel häufiger direkt aus Kupfer und Zink dargestellt.
Man schichtet die Metalle in zolldicken Stücken miteinander, bedeckt sie mit einer starken Schicht Kohlenstaub,
gießt die geschmolzene Legierung zwischen zwei großen, mit Lehm und Kuhmist überzogenen Granitplatten zu 7-20 mm dicken Tafeln
und zerschneidet diese zur Drahtfabrikation in Streifen, zur Blech- und Kesselfabrikation in quadratische Stücke (Beckenmessing).
Zum Gießen des Messings benutzt man auch Sandformen und als Formen zu Gußwaren thonhaltigen Formsand und
hat zu berücksichtigen, daß das Messing beim Gießen um 1/65-1/60 schwindet. Man muß auf ein durchaus gleichmäßiges Eingießen
des gehörig heißen Metalls achten und sofort nach dem Guß die Masse ablöschen. Bei hohlen Gegenständen (Kernguß) benutzt
man einen Kern von sehr fettem Sand oder besser Lehm, der gut getrocknet und gebrannt wird.
Zur Verarbeitung des Messings auf Blech wird es in Glühöfen bei Holzfeuerung ausgeglüht und bei gewöhnlicher Temperatur
gewalzt; nach jedem Durchgang muß das stärkere Blech von neuem geglüht und abgelöscht werden, und wenn es weich sein
soll, glüht man es nach vollendetem Walzen nochmals, während es nach dem letzten Ausglühen, wenn es federnd sein soll, noch
einigemal kalt gewalzt wird. BeimWalzen bestreicht man das Blech mit Öl, um das Anhängen an die Walzen zu verhindern.
Häufig streckt man das Blech zuletzt noch mit einem Schnellhammer bedeutend in die Breite
[* 87] aus. Das gewalzte
Blech ist mit einer schwarzen Oxydschicht bedeckt, zu deren Entfernung es mit Schwefelsäure oder mit saurer Alaunmutterlauge
gebeizt wird. Hierauf spült man es, scheuert es mit nassem Sand, spült wieder und trocknet über Kohlenfeuer. Schließlich
wird das Blech mit einem Messer geschabt oder trocken abgeschmirgelt. Die dünnern Bleche erhalten nach
dem Schaben durch Polierwalzen den höchsten Glanz. Die stärksten Bleche bilden das Tafelmessing; schwächere werden einigemal
zusammengebogen (Bugmessing), die schwächsten dicht zusammengerollt (Rollmessing). Blech von 1/90-1/65 mmStärke
[* 88] bildet das
Rauschgold (Knittergold).
Das Messingblech wird entweder auf der Drehbank
[* 89] weiter verarbeitet, oder in Formen aus Messing (Stampfen) mit
darin gegossenen Köpfen aus Hartblei gestampft. Durch Fallwerke, Hebelwerke, Schraubenpressen oder Prägwerke treibt der Kopf
allmählich das Messingblech in die Stampfe hinein; doch muß man die Bleche öfters ausglühen und nach jedem Glühen ölen.
Die fertigen, noch einmal geglühten Gegenstände werden noch heiß in den Pöckel geworfen, welcher
aus verdünnter Schwefelsäure oder aus Abfällen späterer saurer Bäder besteht und das auf dem Messing befindliche Oxyd löst.
Das Metall wird dadurch rot, durch Eintauchen in verdünnte Salpetersäure aber wieder gelb. Aus dem Pöckel kommen die Gegenstände
zum Vorbrennen in die kalte Blankbeize, welche aus Schwefelsäure und Salpetersäure besteht, auch etwas
Ruß enthält, damit die Farbe etwas weniger intensiv und heller wird. Nun kommen die Gegenstände in die heiße Mattbeize,
welche aus Salpetersäure mit wenig Schwefelsäure und etwas salpetersaurem Zinkoxyd besteht und das Messing bei ganz
¶
mehr
kurzem Eintauchen glanzlos graugelb macht. Um schließlich die graugelbe Decke,
[* 91] aber nicht das Matt zu entfernen, bewegt man
die Sachen ganz kurze Zeit in sehr starker Salpetersäure. Sollen die Sachen blank werden, so kommen sie gar nicht in die Mattbeize.
Nach jedem Bad
[* 92] werden die Gegenstände gut gespült und nach der letzten Beize in reinem Wasser, auch wohl
in warmer Pottaschelösung, gewaschen, in Sägemehl getrocknet und mit Wasser und Ochsengalle oder Weinstein auf der Drehbank
oder aus der Hand poliert. Durch Polieren mit Schwefel und Kreide
[* 93] wird das Messing dunkler und goldfarbiger. Man macht es schließlich
auf einem Ofen stark handwarm und überstreicht es mit (gefärbtem) Spirituslack, damit es unter dem Einfluß
der Luft nicht leidet. Will man das Messing nicht firnissen, so kann man es mit Stearinöl und WienerKalk abreiben.
Zum Fixieren von Punkten bedarf es der Kreuzung des Vertikalfadens im Objektivdiopter mit einem Horizontalfaden.
Über den Kreuzpunkt hinweg visiert man dann auf das Objekt. Für weit entfernte Objekte wendet man das astronomische KeplerscheFernrohr
[* 115] an, in dessen Okularröhre zur Fixierung von Punkten ein Visierkreuz eingesetzt ist, entweder in einem Kreuz
[* 116] von Spinnfäden
oder Platindrähtchen, auf einen Ring gezogen, bestehend, oder auf ein dünnes Glasplättchen eingeritzt.
Das Visierkreuz kann auch zugleich als Mikrometer behufs Distanzmessung an einer am Objektpunkt aufgestellten Meßlatte konstruiert
werden und zeigt dann außer dem Vertikalfaden zwei oder drei denselben schneidende Horizontalfäden (s.
Kippregel
[* 117] und Aufnahme). Zum Anvisieren von Höhenpunkten bedarf es nur eines Horizontalfadens; zum Visieren
in der Horizontallinie (Wagerechten) der Oberfläche einer Flüssigkeit, besser zweier in kommunizierenden Röhren,
[* 118] wie bei
der Kanalwage, Wasserwage oder wie bei der ihr ähnlichen Quecksilberwage. d) Vorrichtungen für mikrometrische Arbeiten an den
Meßinstrumenten und zwar für Linearmaßeinteilung wie für Kreisteilungen (s. Mikrometrie). Dazu
gehören: Maßstäbe, Limbus und zu deren Ablesung Nonius
[* 119] oder Vernier, Mikrometer, Mikroskope.
[* 120]
Da sich im Lauf der Zeit häufig das Bedürfnis eingestellt, Instrumente zu verwenden, welche mehrere Vermessungsaufgaben vereint
lösen lassen, so ist die strikte Trennung nach obiger Einteilung nicht durchführbar. Betreffs der nur namentlich bezeichneten
Instrumente auf die Spezialartikel verweisend, beschränken wir uns auf folgende Klassifikation:
2) Längenmesser: a) zur Messung in der Luftlinie dienen die sogen. Distanzmesser; der Reichenbachsche, in der Kippregel, dem
Tachymeter und andern Fernrohrinstrumenten angewendet, besteht aus einer auf dem zu ermittelnden Fernpunkt womöglich senkrecht
zur Fernrohrachse zu stellenden Maßstablatte und einem im Fernrohr selbst im gemeinsamen Brennpunkt des
Okular- und des Objektivglases angebrachten Visierkreuz mit einem vertikalen und zwei oder drei horizontalen Fäden oder Strichen.
Beim Ansehen der Latte durch das Fernrohr beobachtet man die Anzahl der Maßteile der Latte zwischen den beiden Fäden oder
Strichen und findet daraus mittels eines für das Instrument konstanten Faktors die Distanz des Lattenpunktes.
AndreDistanzmesser sind weniger für die Vermessungskunst als für kriegerische oder andre Zwecke des praktischen Lebens hergestellt
(vgl. Telemeter). b) Zur Messung an der Bodenlinie selbst: der Maßstab,
[* 123] je nach aufgetragener Maßeinheit Meterstab, Ruten-
(Dezempeda = die zehnteilige Feldmesserrute), Klafter-, Lachter-, Zollstab;
3) Unvollkommene Winkelmesser: Vertikalmesser; ältestes Instrument der Kreuz- oder Jakobsstab
[* 126] (ballista geometrica), aus einigen
verstellbaren Holzlinealen bestehend; dann die Pendelinstrumente, wie der Pendelquadrant, ein Viertelkreis von Holz, dessen
eine Radiusseite zum Anvisieren einer Böschungslinie eingerichtet ist, während ein im Mittelpunkt angehängtes
Pendellot mit Zeiger an dem Umfang den Vertikalwinkel anzeigt; ähnlich diesem der rheinische Höhenmesser. Horizontalwinkelmesser:
das Winkelkreuz, ein horizontal gehaltenes, auf Stock gestecktes Holzkreuz mit Stiften, über die hinweg Winkel von 30-45°
abzusehen sind; die Winkelscheibe, kreisförmig, mit Stiften am Rande; der Winkelkopf, Messingcylinder mit Einschnitten
zum Durchsehen in verschiedenen Richtungen.