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arabischer und hebräischer Übersetzung erhalten sind (hrsg. von Halley und Costard, Oxf. 1758).
arabischer und hebräischer Übersetzung erhalten sind (hrsg. von Halley und Costard, Oxf. 1758).
Agrippa wurde, nachdem er 503 v. Chr. das Konsulat bekleidet hatte, bei der ersten Sezession der Plebejer auf den Heiligen Berg (494) vom Senat an das Volk gesandt, um dieses zur Rückkehr zu bewegen, und erreichte diesen Zweck durch die bekannte Parabel [* 2] von den Gliedern des Leibes, welche sich gegen den Magen, [* 3] als müßigen Verzehrer aller Nahrung, empörten, aber dadurch sich selbst den größten Schaden zufügten.
[* 1] ^[Abb.: Menelaos mit dem Leichnam des Patroklos (Florenz).] [* 4]
König von Ägypten, [* 5] Sohn Ramses' II., herrschte 1322-1302 v. Chr. Unter ihm fand der Auszug der Israeliten aus Ägypten statt.
(spr. mehnesch), Dorf im ungar. Komitat Arad, mit 1295 Einw. und hervorragendem Weinbau (s. Ungarweine).
(Mena), nach der ägyptischen Sage der älteste König von Ägypten, der auf die Dynastie der Halbgötter folgte, um 3000 (4000) v. Chr., erbaute Memphis und lehrte die Ägypter die Verehrung der Götter u. die Darbringung der Opfer;
s. Ägypten, S. 224.
(v. lat. Ministeriales), im Mittelalter in Nordfrankreich Name der umherziehenden Volkssänger und Spielleute (vgl. Jongleur).
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für E. Ménetries, Konservator am kaiserlichen Museum in Petersburg [* 6] (Entomolog).
Tekel (vollständig: Mene Mene Tekel Upharsin), im Buch Daniel die von Geisterhand an die Wand geschriebenen, den nahen Sturz des Königs Belsazar (s. d.) verkündenden Worte;
daher s. v. w. Warnungsruf.
(spr. -trié), in Frankreich die Spielleute und Fiedler, bildeten im Mittelalter eine Zunft, die ihre eignen Gesetze, ihre Versammlungstage und ihr Oberhaupt (roi des ménetriers) hatte.
Stadt in der ital. Provinz Girgenti (Sizilien), [* 7] Kreis [* 8] Sciacca, mit starkem Ölbau und (1881) 10,003 Einw.
s. v. w. Mineralgelb, ^[= s. v. w. Kasseler Gelb, s. Bleichlorid und Wolframgelb.] s. Bleichlorid.
Otto, Maler, geb. 1817 zu Düsseldorf, [* 9] widmete sich seit 1834 der Kunst an der dortigen Akademie unter Sohn und Schadow, lebte von 1842 an mehrere Jahre in Köln, [* 10] besuchte 1847 Paris [* 11] und ließ sich 1848 in Düsseldorf nieder. Seine durch Kränklichkeit mehrfach unterbrochene Thätigkeit erstreckt sich großenteils auf Bilder biblischen Inhalts, die, im protestantischen Geist aufgefaßt, in Zeichnung, Modellierung und Farbe, wenn auch ohne höhern Schwung der Phantasie, gewissenhaft ausgeführt sind. Zu seinen ältern Bildern gehören: der Tod des Moses (1838), Judith (1839), der Erzengel Michael (1839, Apostelkirche in Köln), der verlorne Sohn (1848) und zu den spätern das Genrebild: Erst beten! (1860), die Auferstehung Christi (1862, Kirche zu Gütersloh), Christus mit den Jüngern zu Emmaus (1866), Christus in Gethsemane (Kirche zu Hirschberg [* 12] in Schlesien), [* 13] die heilige Familie auf der Wanderung nach Jerusalem [* 14] (1876).
Stadt im württemberg.
Donaukreis, Oberamtsbezirk Saulgau, Knotenpunkt der Linien Radolfzell-Mengen der Badischen und Ulm-Sigmaringen der Württembergischen Staatsbahn, 560 m ü. M., hat 2 kath. Kirchen, eine evang. Kapelle, ein ehemaliges Benediktinerkloster (jetzt Schulhaus), bedeutende Waldungen, Wollwaren- und Kunstdüngerfabrikation, eine Fabrik für elektrische Drähte, Mühl- und Sägewerke, Hopfenbau, Getreidehandel und (1885) 2441 meist kath. Einwohner. Mengen wird bereits 819 genannt und kam 1805 von Österreich [* 15] an Württemberg. [* 16]
Karl, Volkswirt, geb. zu Neusandec in Galizien, studierte in Wien [* 17] und Prag [* 18] Rechts- und Staatswissenschaften, wurde 1872 Ministerialsekretär und 1873 Professor der politischen Ökonomie an der Universität zu Wien. In den Jahren 1876-78 begleitete er den Kronprinzen Rudolf von Österreich auf einer Studienreise durch die Schweiz, [* 19] England, Schottland, Irland, Frankreich und Deutschland [* 20] und nahm im Sommer 1878 seine Lehrthätigkeit an der Wiener Universität wieder auf. Er schrieb: »Grundsätze der Volkswirtschaftslehre« (Wien 1872);
»Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften« (Leipz. 1883);
»Die Irrtümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie« (Wien 1884);
»Zur Kritik der politischen Ökonomie« (das. 1887).
In diesen Schriften vertritt Menger die analytische Richtung, welche die verwickelten Erscheinungen der Volkswirtschaft als das Gesamtergebnis der wirtschaftlichen Bestrebungen zahlreicher durch den Verkehr miteinander verbundener physischer und juristischer Personen und der staatlichen und gesellschaftlichen Einflußnahme theoretisch zu erklären habe, während es daneben Aufgabe der geschichtlichen Forschung und der Statistik sei, die sogen. empirischen Gesetze festzustellen. - Sein Bruder Anton Menger, geb. Professor der Rechte an der Wiener Universität, schrieb: »Die Zulässigkeit neuen thatsächlichen Vorbringens in den höhern Instanzen« (Wien 1873);
»System des österreichischen Zivilprozeßrechts« (das. 1876, Bd. 1) und »Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung« (Stuttg. 1886).
Stadt im Fürstentum Waldeck, [* 21] Kreis der Twiste, hat eine gotische Kirche, ein fürstliches Palais, Bierbrauerei [* 22] und (1885) 1330 meist ¶
evang. Einwohner. Dabei das Hospital Leiborn, die Domäne Kappel und der Braunser Hammer [* 24] mit Holzspulerei.
Giuseppe, ital. Architekt, geb. 1827, hat sich besonders durch den imposanten, aber in den Details barocken Bau der Galleria Vittorio Emmanuele in Mailand [* 25] bekannt gemacht.
Kurz vor ihrer Vollendung fand er bei Besichtigung des Baues durch einen Sturz vom Gerüst den Tod.
Anton Raphael, Maler, geb. zu Aussig in Böhmen, [* 26] hatte schon in früher Kindheit seinen Vater, den Miniaturmaler Israel Mengs, einen gebornen Dänen, zum Lehrer und ging 1741 mit demselben nach Rom, [* 27] wo er die Antike, Michelangelo und Raffael studierte. Dies Studium sowie seine ganze frühere Übung in der Kunst war aber mehr ein ihm auferlegter Zwang als frei gewählte Beschäftigung, denn sein Vater hatte ihn bei seiner Geburt zum Maler bestimmt und ihn mit der rücksichtslosesten Härte zu ausschließlich künstlerischer Thätigkeit angehalten. 1744 nach Dresden [* 28] zurückgekehrt, ward er von August III. zum Hofmaler ernannt mit der Erlaubnis, wieder nach Rom zurückzukehren.
Hier besuchte er die Akademie und fertigte zuerst 1748 einige eigne größere Kompositionen, darunter eine heilige Familie, bei der ihm ein schönes Bauernmädchen, Margareta Quazzi, seine nachherige Gattin, welcher zu Gefallen er zur katholischen Kirche übertrat, zum Modell diente. Nach Dresden zurückgekehrt, erhielt er bei der Einweihung der katholischen Hofkirche daselbst (1751) den Auftrag, das Gemälde für den Hochaltar, die Himmelfahrt Christi, zu verfertigen, und die Erlaubnis, dasselbe in Rom auszuführen. 1754 übernahm er die Direktion der neuerrichteten Malerakademie auf dem Kapitol, malte dann für die Cölestinermönche die Decke [* 29] in Sant' Eusebio, für den Kardinal Albani in dessen Villa als Deckengemälde den Parnaß und für andre Privatpersonen mehrere Ölgemälde, wie eine Kleopatra, eine heilige Familie, eine Magdalena. Ein junger Engländer, Webb, dem Mengs seine Ideen über Kunst mitteilte, gab diese als seine eignen unter dem Titel: »Untersuchungen über die Schönheit« (Zürich [* 30] 1771; deutsch von Schnorr, 2. Aufl., Leipz. 1818) heraus und machte sich durch dieses Plagiat einen Namen. 1761 folgte Mengs einem Ruf des Königs Karl III. nach Spanien [* 31] und malte daselbst unter anderm eine Götterversammlung und eine Kreuzabnahme, vollendete dort auch das Altargemälde für Dresden.
Intrigen veranlaßten ihn, 1770 nach Italien [* 32] zurückzukehren, wo er zunächst acht Monate in Florenz verweilte und darauf in Rom für den Papst ein großes allegorisches Deckengemälde in der vatikanischen Bibliothek ausführte. Drei Jahre später ging er zwar wieder nach Spanien, um den Plafond im Speisesaal des Königs, welcher die Vergötterung des Trajan und den Tempel [* 33] des Ruhms darstellt, zu malen; aber schon 1776 finden wir ihn wieder in Rom, wo er bis zu seinem erfolgten Ableben blieb.
Der Ritter d'Azara ließ ihm ein Denkmal neben dem Raffaels setzen und die Kaiserin Katharina II. von Rußland in der Peterskirche, wo er beigesetzt wurde, ein prachtvolles Grabmal errichten. Seine bedeutende Einnahme von etwa 10,000 Scudi jährlich verwandte Mengs teils zur Unterstützung unbemittelter Künstler, teils zu dem Ankauf von Handzeichnungen berühmter Meister, von Vasen, [* 34] Gipsabgüssen (von denen er eine Sammlung der königlichen Akademie in Madrid [* 35] schenkte, eine andre sich in Dresden befindet), Kupferstichen und andern Kunstgegenständen.
Der Grundzug in Mengs' Kunst ist ein strenges Studium schöner Formen, und wenn seinen Werken auch die freie, lebendige Originalität des Genies fehlt, so sind sie doch durch edle Komposition, korrekte Zeichnung und schönes, kräftiges Kolorit hervorragende Schöpfungen. Mengs war Eklektiker, der die Schönheiten der Antike, Raffaels, Tizians und Correggios zu verschmelzen suchte. Auch durch seine theoretischen Schriften über die Kunst hat er dieselbe wesentlich gefördert.
Die italienische Ausgabe seiner Werke (Parma [* 36] 1780, 2 Bde.) ist vom Ritter d'Azara, die deutsche (Halle [* 37] 1786, 3 Bde.) von Prange besorgt worden. An der letztern hat sich auch Winckelmann, mit welchem Mengs in Rom in freundschaftlichem Verkehr lebte, beteiligt. Von Mengs' namhaftesten Gemälden befinden sich im königlichen Museum zu Berlin [* 38] das große Bild einer heiligen Familie und das Bildnis seines Vaters. Die Dresdener Galerie besitzt das Pastellbildnis des Künstlers, einen den Bogen [* 39] schnitzenden Amor in Pastell und eine Magdalena in Miniatur, die Münchener Pinakothek das Bildnis eines Kapuziners und das eigne Bildnis des Künstlers, die k. k. Galerie zu Wien den heil. Petrus mit der Flamme [* 40] auf dem Haupte, die Bildnisse der Infantin Maria Theresia von Neapel [* 41] und der Infantin Maria Ludovika von Spanien, Großherzogin von Toscana. Viele Bilder von Mengs besitzen die Galerien zu Madrid und Petersburg.
(»Lehrer Meng«, latinisiert Mencius), chines. Sittenlehrer, geb. 371 v. Chr. in der heutigen Provinz Schantung, bekleidete mehrere Jahre lang das Amt eines Ratgebers am Hof [* 42] des Prinzen Seuen in Tse, dann ähnliche Stellungen in andern Staaten, zog sich endlich in seine Heimat zurück, um sein System auszubilden und sich Schüler heranzuziehen, und soll ein Alter von 84 Jahren erreicht haben. Mengtses Lehren [* 43] befassen sich vorwiegend mit zwei großen Gegenständen: dem Verhältnis des Regenten zu den Regierten und der moralischen Natur des Menschen. In ersterer Beziehung stellt er als obersten Grundsatz auf: das Volk ist das wichtigste Element in einer Nation;
erst nach dem Volke kommt das Reich und erst in dritter und letzter Reihe der Fürst. In ethischer Hinsicht nimmt eine ursprünglich gute Beschaffenheit der menschlichen Natur an und tritt ebenso der Philosophie des Egoismus, welche Jangtschu lehrte, entgegen wie der von Mihtse gepredigten allgemeinen und gleichmäßigen Menschenliebe, welche ihm unverträglich schien mit der besondern Liebe, die man den Eltern schulde.
Mengtses Lehren wurden von seinen Anhängern in der Form von Dialogen im »Buch des Mengtse«, dem vierten der sogen. »Sseschu« (»Vier Bücher«),
aufgezeichnet; dasselbe ward öfters, unter anderm ins Lateinische von Julien (Par. 1824, 2 Bde.),
ins Englische [* 44] von Collin (Malakka 1828) und von Legge (»Life and works of Mencius«, Lond. 1874) und ins Französische von Pauthier (Par. 1841), übersetzt.
Vgl. Faber, Lehrbegriff des Philosophen Mencius (Elberf. 1877).
(Bunker, Alosa tyrannus Latr.), ein der Alse nahe verwandter und sehr ähnlicher Fisch, wird an den atlantischen Küsten Nordamerikas jährlich zu Millionen gefangen und zu Thran und Fischguano verarbeitet.
Der Wert der jährlichen Ausbeute beträgt ca. 10 Mill. Mk. Über einen andern s. Forelle.
s. Bautasteine. ^[= (Hirmen, Galgensteine), im skandinavischen Norden in vorgeschichtlicher Zeit errichtete rohe, ...]
Dorf im griech. Nomos Attika und Böotien, 11 km nördlich von Athen [* 45] (2015 Einw.), berühmt durch das dort 1879 aufgedeckte prähistorische ¶
Kuppelgrab von ähnlicher Anlage wie diejenigen in der Unterstadt von Mykenä. [* 47]
Die Grabfunde weisen auf orientalische (mesopotamische) Beziehungen hin.
Krankheit, eine von dem franz. Arzt Menière 1861 zuerst beschriebene Krankheit, wahrscheinlich in einer Affektion des Labyrinths bestehend, äußert sich in Ohrensausen, Schwindel, Erbrechen und Bewußtlosigkeit, worauf häufig ein unsicherer Gang [* 48] und hochgradige Schwerhörigkeit zurückbleiben.
(spr. -mongtāng), ehedem Vorstadt von Paris, seit 1860 mit der Hauptstadt vereinigt, deren 20. Arrondissement es bildet.
(spr. m'näng, Meenen), Stadt in der belg. Provinz Westflandern, Arrondissement Courtrai, links an der Lys und der Bahn Courtrai-Hazebrouck, mit schöner Kirche (Liebfrauenkirche), Spitzenfabrikation, Baumwollspinnerei, Weberei, [* 49] altberühmter Bierbrauerei, Saline, bischöflichem Collège, Industrieschule und (1885) 12,513 Einw. Die ehemalige Festung, [* 50] bei deren Verteidigung gegen die Franzosen 1794 Scharnhorst seine ersten Lorbeeren verdiente, ist neuerlich geschleift worden.
arteria, vena, Hirnhautschlagader, -Blutader. ^[= s. Vene.]
(griech.), Gehirnhautentzündung (s. d.). ^[= von den Laien gewöhnlich schlechthin als Gehirnentzündung bezeichnet, tritt ...]
(griech.), Gehirnbruch (s. d.). ^[= (Hirnbruch, Encephalocele), das teilweise Hervortreten des Gehirns aus der knöchernen Schädelkapse ...]
(griech.), die Hirnhaut (s. Gehirn, ^[= (Hirn), bei den Wirbeltieren (mit Ausnahme der Leptokardier) der vorderste, im Kopf gelegene ...] [* 51] S. 2).
alte Stadt, s. Dscherba. ^[= zu Tunis gehörige Insel an der südlichen Einfahrt in den Golf von Gabes (Kleine Syrte) und ...]
nach griech. Mythus Tochter des Orion, starb mit ihrer Schwester Metioche freiwillig, als bei einer Pest, die Böotien heimsuchte, das Opfer zweier Jungfrauen vom Orakel gefordert wurde.
Weiteres s. Orion.
griech. Satiriker, ursprünglich ein Sklave aus Phönikien, dann Schüler des Cynikers Diogenes, hatte sich durch Wucher ein bedeutendes Vermögen erworben und soll sich aus Gram über den Verlust desselben erdrosselt haben. Menippos geißelte in seinen (verlornen) Satiren mit beißendem Spotte die Verkehrtheiten der Menschen, namentlich der Philosophen, daher der Römer [* 52] Terentius Varro (s. d.) seine Satiren Menippēische nannte. Auch eine berühmte französische Spottschrift des 16. Jahrh. hat nach Menippos den Namen »Satire Ménippée« (s. Französische Litteratur. S. 598); dieselbe wurde herausgegeben von Nodier (Par. 1824, 2 Tle.),
Labitte (1842 u. öft.),
Frank (1884) u. a.
(griech., »Möndchen«),
die gekrümmte Oberfläche der Flüssigkeit in einer engen Röhre (s. Kapillarität);
(Mondsamengewächse), dikotyle, etwa 100 Arten umfassende, in den Tropen einheimische, aber auch in Nordamerika [* 55] und Japan [* 56] vertretene Familie aus der Ordnung der Polycarpicae, meist Schlingsträucher, deren Blüten sich von denen der nächstverwandten Berberideen hauptsächlich durch diözische Ausbildung und drei Karpelle statt eins unterscheiden.
Vgl. Eichler, Charakter der natürlichen Pflanzenfamilie der Menispermaceen (Regensb. 1864).
Die Gattung Mac Clintockia Heer kommt in einigen Arten fossil im Tertiär vor.
Calumbo Roxb., s. Jateorrhiza. ^[richtig: Jateorhiza.] ^[= Miers., Gattung aus der Familie der Menispermaceen, schlingende, steif und abstehend behaarte ...]
Justus (Jodokus Menig), Reformator Thüringens, geb. 1499 zu Fulda, [* 57] ging 1519 nach Wittenberg, [* 58] ward 1515 Pfarrer in Erfurt, [* 59] 1529 Superintendent in Eisenach, [* 60] von wo aus er 1539 sich an der Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen, [* 61] 1541-43 in der Stadt Mühlhausen [* 62] beteiligte.
Infolge der Osiandrischen und Majoristischen Streitigkeiten mußte er 1554 sein Amt niederlegen und verbrachte seine beiden letzten Lebensjahre als Pfarrer in Leipzig; [* 63]
starb 1558.
Vgl. G. L. Schmidt, Justus Menius (Gotha [* 64] 1867, 2 Bde.).
s. v. w. Nörz. ^[= (Nerz, kleiner Fisch-, Sumpf- oder Krebsotter, Steinhund, Wasserwiesel, Otter-, Wassermenk, ...]
(Mykerinos), König von Ägypten, Sohn des Cheops, Erbauer der drittgrößten und am besten erhaltenen Pyramide, in welcher man seinen Sarg und seine Mumie mit einer Inschrift fand.
(rotes Bleioxyd, Minium) Pb3O4 findet sich bisweilen auf Bleierzlagerstätten, aber vielleicht nur durch künstliche Erhitzung aus andern Bleierzen entstanden; man erhält Mennige durch Erhitzen von Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd (Bleiweiß) [* 65] an der Luft und beim Erhitzen von schwefelsaurem Bleioxyd mit Chilisalpeter und Soda. Im großen stellt man Mennige dar, indem man ungeschmolzenes Bleioxyd auf der gemauerten Sohle eines Flammofens vorsichtig unter Luftzutritt und Umrühren erhitzt; man kann an der heißesten Stelle des Ofens metallisches Blei [* 66] in Oxyd und dieses an den weniger heißen Stellen in Mennige verwandeln.
Die schönste Mennige (Orangemennige, Bleirot, Mineralorange, Saturnzinnober, Pariser Rot) erhält man bei sehr niedriger Temperatur aus Bleiweiß. ist ein gelblichrotes Pulver, wird beim Erhitzen dunkler, beim Erkalten wieder heller, zerfällt leicht in Bleioxyd und Sauerstoff und gibt beim Behandeln mit Salpetersäure salpetersaures Bleioxyd und Bleisuperoxyd. Man benutzt Mennige zur Darstellung von Bleiglas, Fayenceglasur, Porzellanfarben, Kitt, Wasser- und Ölfarbe, Pflastern, Bleisuperoxyd und in der Zündwarenfabrikation. In der letztern ist ein Präparat als oxydierte oder abgelöschte Mennige gebräuchlich, welches durch Übergießen von Mennige mit Salpetersäure und Eintrocknen des Gemisches erhalten wird.
(Emplastrum fuscum), s. Bleipflaster;
rotes s. Cerate.
Simons, Stifter der Mennoniten (s. d.), geboren 1492 zu Witmarsum in Friesland, trat 1515 (nach andern 1524) in den geistlichen Stand, schied aber, schon seit 1531 infolge des Eindrucks, den der Märtyrermut eines Taufgesinnten zu Leeuwarden auf ihn gemacht, zu den Ansichten der Wiedertäufer hinneigend, 1536 aus der katholischen Kirche, ließ sich nochmals taufen und wirkte nun, aller fanatischen Schwärmerei entgegentretend, als Bischof und Reiseprediger der Wiedertäufer (s. d.) durch Schriften und Missionsthätigkeit für die Gründung von anabaptistischen Gemeinden im nördlichen Deutschland, besonders in Friesland und längs der Küste der Nordsee. Er starb in Oldesloe. Seine holländisch abgefaßten Schriften erschienen am vollständigsten 1681; sein Lehrbegriff ist dargelegt in dem »Fundamentbuch von dem rechten christlichen Glauben« (1556). Sein Leben betrieben Cramer (Amsterd. 1837), Roosen (Leipz. 1848) und Brown (deutsch, Philad. 1857).
Vgl. Hoop Scheffer in Herzogs Realencyklopädie, 2. Aufl., Bd. 9.
(Taufgesinnte, niederländ. Doopsgezinden), nach ihrem Stifter Simons Menno (s. d.) benannte protestantische Sekte. Die Normalschrift derselben ist Mennos »Fundamentbuch von dem rechten christlichen Glauben« (1556). Sie sucht ohne mystischen Beisatz eine rein evangelische Ansicht und Behandlung des Christentums festzuhalten, verwirft den Eid, den Krieg und jede Art von Rache, ebenso die Ehescheidung außer im Fall des Ehebruchs und die Übernahme obrigkeitlicher Ämter; die Obrigkeit gilt als eine zwar jetzt noch notwendige, aber dem ¶
Reich Christi fremde Einrichtung, die Kirche als eine Gemeinde der Heiligen, die durch strenge Kirchenzucht in der Reinheit erhalten werden müsse. Ihre Ältesten und Lehrer dienen unentgeltlich. Die Kinder erhalten den Namen bei der Geburt; die Taufe aber wird in den Bethäusern vollzogen. Der Grad der bei der Kirchenzucht anzuwendenden Strenge veranlaßte schon 1554 eine Spaltung und schuf die Parteien der gelinden Wiedertäufer (auch Waterländer genannt, weil sie im Waterland am Pampus in Nordholland und bei Franeker ihren Sitz hatten) und der feinen Wiedertäufer (auch Sonnisten, weil ihre Kirchen das Zeichen der Sonne [* 68] hatten, und alte Flaminger genannt).
Unter den letztern traten wieder kleinere Parteien auf, wie die Ukewallisten, Anhänger eines Bauern, Uke Walles aus Groningen (gest. 1653), der die Kirchenzucht besonders streng übte, auch Dompelers, d. h. die Untertaucher, genannt, weil sie die Taufe mit dreimaligem Untertauchen vollzogen, und die Janjakobschristen, genannt nach Johann Jakob, welcher die Strenge der Kirchenzucht noch gesteigert sehen wollte. Unter dem Einfluß des Arminianismus zerfielen die groben Wiedertäufer seit 1664 wieder in zwei Parteien, deren eine, die altgläubige, nach ihrem Parteihaupt Samuel Apostool (gest. 1644 in Amsterdam) [* 69] Apostolen, auch mennonitische Taufgesinnte genannt, Mennos Lehre [* 70] von der Prädestination beibehielt, während die andre, nach ihrem Haupt Galenus Abraham de Haen (gest. 1706) Galenisten genannt, die arminianischen Grundsätze annahm. 1801 vereinigten sich beide wieder, und seit 1811 sind alle Gemeinden durch die Errichtung der Allgemeinen Taufgesinnten Societät in Amsterdam enger verbunden.
Gegenwärtig offenbart sich das mennonitische Prinzip bei den meisten nur noch im Festhalten an der eigentümlichen Auffassung der Taufe und des Eides. Auf praktisch-philanthropischem Gebiet ist ihr Einfluß in der letzten Zeit bedeutend gewesen; ein Missionsverein, Teylers theologische Gesellschaft zu Haarlem [* 71] und andre Stiftungen sind ihr Werk. In den Niederlanden, wo sie gegenwärtig ca. 32,000 Anhänger (in über 100 Gemeinden) zählen, genießen sie längst Religionsfreiheit. In Deutschland zählte man 1871 ungefähr 20,000 Mennoniten; davon kommen auf Preußen [* 72] etwa 14,000, d. h. eine Zahl, wie sie merkwürdigerweise seit 60 Jahren sich ungefähr gleichgeblieben ist und sich auch 10 Jahre später eher verkleinert als vergrößert hatte (über 10,000 kommen allein auf die Provinz Westpreußen). [* 73]
Hier erlangten die Taufgesinnten seit 1802 die Befreiung vom Soldateneid, seit 1827 auch vom Amts- und Zeugeneid; doch ist ihre Militärbefreiung durch die norddeutsche Bundesverfassung 1867 aufgehoben. Dieser Umstand, dazu die Praxis, alle Mitglieder auszuschließen, welche sich mit Personen andern Bekenntnisses verheiraten, endlich die zuzeiten sehr starke Auswanderung nach Rußland dienen zur Erklärung des auffälligen statistischen Resultats. Neuerdings wandern sie aus Furcht vor Aufhebung ihrer Privilegien auch aus Rußland wieder aus, um Nordamerika und Brasilien [* 74] aufzusuchen.
Hier und überall, wo sie heimisch sind, haben sie sich als stille, fleißige Unterthanen bewährt. Völlig verschieden von ihnen sind die die Kindertaufe gleichfalls verwerfenden Baptisten (s. d.).
Vgl. Reiswitz und Wadzeck, Beiträge zur Kenntnis der Mennonitengemeinden (Berl. 1824);
Hunzinger, Das Religions-, Kirchen- und Schulwesen der Mennoniten (Speier [* 75] 1830);
Bloupetten Cate, Geschiedenis der doopsgezinden (Amsterd. 1839-47, 5 Bde.);
(Frau Brons) »Ursprung, Entwickelung und Schicksale der Taufgesinnten« (Norden [* 76] 1884);
Mennoniten. Schön, Das Mennonitentum in Westpreußen (Berl. 1886);
Müller, Die Mennoniten in Ostfriesland (Amsterd. 1887);
»Mennonitische Blätter« (begründet von Mannhardt, 1854 ff.).
(ital.), s. v. w. weniger.
im griech. Mythus Sohn des Königs Kreon von Theben. Als bei der Belagerung dieser Stadt durch die Sieben der Seher Teiresias den Thebanern den Sieg weissagte, wenn den Zorn des Ares [* 77] über die Erlegung des Drachen durch Kadmos ein Nachkomme der aus den Drachenzähnen entsprossenen Sparten durch freiwilligen Tod versöhne, erstach sich Menökeus, einer der letzten des Spartengeschlechts, trotz des Verbots seines Vaters auf der Zinne der Burg und stürzte hinunter in die Kluft, wo einst der Drache [* 78] als Hüter der Quelle [* 79] Dirke gehaust hatte.
(griech.), Monatsregister;
auch s. v. w. Martyrologium (s. d.). ^[= (Calendarium sanctorum, Analogium, Synaxarium), Verzeichnis der Märtyrer und andrer ...]
Indianerstamm in Nordamerika, zu den westlichen Algonkin gehörig, lebt teilweise auf britischem Gebiet am Obern See, teilweise auf einer Reservation an der Green Bay des Michigansees in Wisconsin und ist (1883) 1392 Köpfe stark.
(griech.), das Aufhören der Menstruation in den sogen. klimakterischen Jahren.
(Insula minor), Insel der zu Spanien gehörigen Gruppe der Balearen (s. d.), ist 735 qkm (13,3 QM.) groß, von steilen Felsen umgürtet und durchaus gebirgig, jedoch ohne beträchtliche Erhebungen (bis 350 m). Die Küsten sind schwer zugänglich. Der Boden entbehrt fast gänzlich der Bäume, ist meist steinig und daher wenig produktiv, das Klima [* 80] ist so angenehm wie auf Mallorca, im Frühling und Herbst sehr regnerisch. Die Bewohner (1878: 34,173) beschäftigen sich mit Getreide-, Gemüse-, Obst- und Weinbau, Viehzucht, [* 81] mit der Gewinnung von Steinen, Fischfang, Schiffahrt und Schuhwarenfabrikation. Ausgeführt werden insbesondere Schuh- und Baumwollwaren, Vieh, Wein, Gemüse und Käse. Hauptstadt und wichtigster Hafen ist Mahon (s. d.).
(griech.), allzu starke Menstruation. ^[= (lat., monatliche Reinigung, Regel, Periode, griech. Katamenien), der mit regelmäßiger Periodizit ...]
(griech., »Monatsfluß«),
s. v. w. Menstruation, besonders eine unregelmäßige (vgl. Dysmenorrhöe, Amenorrhöe).
(griech.), das Ausbleiben oder die Unterdrückung der Menstruation.
(spr. m'nu), Jacques François, Baron de, franz. General, geb. 1750 zu Boussay in Touraine, trat jung in die Armee und war beim Ausbruch der Revolution bereits Maréchal de Camp. 1789 als Repräsentant des Adels seiner Provinz gewählt, schloß er sich dem dritten Stand an. Auch war er Mitbegründer des Klubs der Feuillants. Er blieb dabei im aktiven Dienst in der Armee, befehligte 1792 die Truppen im Lager [* 82] bei Paris und focht 1793 gegen die Chouans in der Vendée. Von Larochejacquelein entscheidend geschlagen, ward er von Robespierre vor dem Konvent angeklagt, aber von diesem infolge der glänzenden Verteidigung Barères freigesprochen und, nachdem er im Mai 1795 den Aufruhr der Vorstadt St.-Antoine gegen den Konvent gedämpft, zum General en Chef der Armee des Innern ernannt. Da er bei dem Aufstand im Oktober (13. Vendémiaire) die Nationalgarden nicht nur nicht angriff, vielmehr mit ihnen in Unterhandlung trat, ward er vor ein Kriegsgericht gestellt, aber auf Bonapartes Verwenden freigesprochen. Diesen begleitete er als Divisionsgeneral nach Ägypten, wo er zum Islam übertrat und eine Mohammedanerin heiratete, und erhielt nach der ¶
Ermordung Klébers (1800) den Oberbefehl, ward aber bei Alexandria vom englischen General Abercromby gänzlich geschlagen und mußte eine Kapitulation unterzeichnen, in deren Folge er mit den Trümmern des französischen Heers Ägypten räumte. Nach Frankreich zurückgekehrt, ward er zum Gouverneur von Piemont, später von Venedig [* 84] ernannt; hier starb er
bei den Römern die Personifikation des »Verstandes« und der Besonnenheit.
Ihr wurde 217 v. Chr. nach der durch Unverstand verlornen Schlacht am Trasimenischen See auf dem Kapitol ein Tempel errichtet, dessen Stiftungsfest alljährlich am 8. Juli gefeiert wurde.
(lat.), Tisch;
m. episcopalis, Tafelgüter eines Bischofs;
m. gratuita, Freitisch;
m. ambulatoria, Wandeltisch, wechselnder Freitisch für arme Schüler etc.
agitat molem (lat.), »der Verstand (die Klugheit) bewegt die Masse«, d. h. Verstand regiert die Welt, Citat aus Vergils »Äneide« (VI, 727).
großer Strandsee in Unterägypten, zwischen Damiette und Port Said, nur durch eine schmale sandige Nehrung vom Mittelländischen Meer getrennt, mit dem er aber durch mehrere Mündungen verbunden wird, ist 1200 qkm (21,8 QM.) groß, aber durchschnittlich nur 1 m tief. Das Wasser ist nur während der Überschwemmung des Nils süß, sonst brackig. Bei Niedrigwasser ist die Zahl und Ausdehnung [* 85] der Sandbänke und Inseln so groß, daß die Schiffahrt für die in Dörfern teils am Ufer, teils auf den Inseln wohnenden Fischer schwierig wird. Der Fischreichtum ist ein so ungeheurer, daß die Regierung aus der Verpachtung der Fischerei [* 86] 1½ Mill. Frank jährlich löst. Der Suezkanal hat einen Teil im O. abgeschnitten, der jetzt ganz trocken ist. Auch an der Austrocknung des übrigen Teils, der einst zu den fruchtbarsten Landschaften Ägyptens gehörte, wird jetzt gearbeitet.
(lat. Bona mensae oder de mensa, »Tafelgüter«),
ehedem Bezeichnung für Güter, deren Einkünfte zur Bestreitung der fürstlichen Hofhaltung dienten;
im Kirchenrecht diejenigen kirchlichen Güter, deren Einkünfte zum Unterhalt der Erzbischöfe und Bischöfe bestimmt sind.
(Homo sapiens L.), das höchst entwickelte organisierte Wesen, unterscheidet sich in seiner körperlichen Organisation in keiner Weise von einem Tier, er besitzt kein einziges Organ, das nicht auch bei diesem sich fände. Ebensowenig bestehen fundamentale Unterschiede der äußern Gestaltung zwischen ihm und den ihm zunächst stehenden sogen. anthropoiden (d. h. menschenähnlichen) Affen, [* 87] dem Gorilla, Schimpanse und Orang. Mit Recht reiht man daher den Menschen dem Tierreich ein, statt ihn, wie dies namentlich de Quatrefages thut, auf Grund gewisser Qualitäten der Intelligenz (Vorstellung von Gut und Böse, Glaube an höhere Mächte, an die Fortdauer nach dem Tod) als Vertreter eines besondern Schöpfungsreichs aufzustellen.
Nur in betreff seiner Stellung im Tierreich finden sich Meinungsverschiedenheiten. Cuvier, Owen u. a. stellten für den Menschen eine besondere Ordnung der Säugetiere, die Zweihänder (Bimana), auf, während Häckel, Darwin u. a., wie dies bereits Linné that, den Menschen mit den Affen zu der Ordnung der Primates, der »Hochtiere« (Brehm), vereinigen, in welcher er nur eine besondere Familie bilden soll. Der Mensch teilt mit den schmalnasigen Affen der Alten Welt (Simiae catarrhinae) die wichtigsten Merkmale: Zahl und Art der Zähne, [* 88] Schwanzlosigkeit, Grundcharakter der hintern Gliedmaßen als echter Füße.
Ebenso ist der Grundplan des Gehirns der gleiche. Die Unterschiede zwischen und Affe [* 89] liegen zunächst in der Bildung des Gesichts- und Hirnschädels, in dem Überwiegen des letztern über erstern beim Menschen, wodurch das Gesicht [* 90] nicht vor, wie bei den Affen, sondern fast senkrecht unter die geräumige Schädelkapsel zu liegen kommt. Eine Annäherung an die tierische Schnauzenbildung findet sich indessen als Prognathie (d. h. Vorspringen des Kieferteils des Gesichts) bei niedern Menschenrassen. [* 91]
Bedingt wird jenes Überwiegen des Schädels beim Menschen durch die mächtige Entwickelung seines Inhalts, des Gehirns, namentlich des Großhirns in seinen Vorder- und Hinterlappen. Die Hirnwindungen und -Furchen sind ferner reichlicher ausgebildet und bewirken so eine bedeutende Oberflächenvergrößerung des Organs (besonders die als Sitz des Sprachsinns beim Menschen angesehene dritte Hirnwindung, welche bei Affen und Mikrokephalen nur rudimentär ist; vgl. Rüdinger, Ein Beitrag zur Anatomie des Sprachzentrums, Stuttg. 1882). In der Gesichtsbildung ist es außer der fehlenden Schnauzenbildung, die durch die Kleinheit des Kieferapparats bedingt wird, besonders die Form der Nase [* 92] und Nasenöffnung sowie das Hervorragen des untern Teils des Unterkiefers als Kinn, ebenso die geschlossene, nicht durch Lücken unterbrochene Zahnreihe, welche den Menschen von den nächstverwandten Affen unterscheiden.
Dazu kommt noch die besondere Konfiguration des Kehlkopfes, dessen Ausbildung den Menschen zu den ihm eigentümlichen sprachlichen und gesanglichen Leistungen befähigt. Beim Affen ist der Arm immer länger als das Bein (namentlich Vorderarm und Hand); [* 93] beim Menschen überwiegt die mächtige Entwickelung der Beine als säulenartige Träger [* 94] des lediglich von ihnen gestützten, aufrecht gestellten Körpers. Mit diesem aufrechten Gang, der das Charakteristische der menschlichen Körperhaltung ist und der selbst von den höchstgestellten Affen nur ganz vorübergehend ausgeführt werden kann (vgl. Brehm, Tierleben, Bd. 1, S. 47 und Abbildung), geht nun Hand in Hand eine weitere Reihe von Verschiedenheiten im Bau und der Entwickelung der Knochen [* 95] und Muskeln [* 96] beider Lebewesen, so namentlich die schaufelförmige Bildung des Beckens, die mehrfache Krümmung der Wirbelsäule, die stark entwickelte Gesäß- und Wadenmuskulatur des Menschen.
Der Fuß des Menschen ist nach demselben Plan wie der Affenfuß gebaut, so daß letzterer mit Unrecht als Hand, vielmehr als Greiffuß zu bezeichnen ist. Der wesentliche Unterschied beruht darin, daß die Innenzehe beim Menschen nicht daumenartig wie bei den Affen den übrigen Zehen entgegengestellt werden kann, daß die Fußwurzel- und Mittelfußknochen zu einem Gewölbe [* 97] verbunden sind, und daß die Sohle dem Boden horizontal zugewendet ist; die einzelnen Knochen und Muskeln sind aber im Grund bei beiden dieselben.
Auch in der Hand finden sich Unterschiede, die in der bedeutend geringern Ausbildung des Daumens bei den Affen ihren Hauptgrund haben. Derselbe ist auffallend klein, schwach und kurz. Ebensowenig wie im gröbern Körperbau unterscheidet sich der Mensch fundamental von den Tieren in der mikroskopischen Struktur der seinen Körper aufbauenden Gewebe [* 98] und in den Leistungen seiner verschiedenen Organe, also in physiologischer Beziehung. Es kommt somit wesentlich darauf an, ob die geistige Entwickelung des Menschen, der Besitz der Vernunft und von moralischen und religiösen Begriffen sowie ¶
die artikulierte Sprache [* 100] genügen, um ihn als außerhalb des Tierreichs stehend anzusehen. Vom rein naturwissenschaftlichen Standpunkt muß diese Frage verneint werden.
Die Naturauffassung Darwins wirft ihr Licht [* 101] auch auf die Frage der Stellung des Menschen zu den Tieren. In folgerichtiger Durchführung des Entwickelungsprinzips sieht sie in ihm nur das Endglied einer unendlichen Reihe von Ahnen; in der gegenwärtigen Schöpfungsperiode sind die sogen. anthropoiden (menschenähnlichen) Affen seine nächsten Verwandten, und beide, und Anthropoiden, führen auf einen gemeinsamen Urtypus zurück. Nach Häckel bestand noch eine Zwischenstufe beider, die er als Affenmenschen (Pithecanthropi) oder sprachlose Urmenschen (Alali) bezeichnet.
Ihnen soll noch die wichtigste menschliche Eigenschaft, die artikulierte Wortsprache, und damit die höhere Begriffsbildung gefehlt haben. Darwin entwirft folgendes Bild des »Urmenschen«: allgemeine Behaarung des Körpers, Bartbildung bei beiden Geschlechtern, beim Mann große Hundszähne als Waffe, bewegliche, zugespitzte Ohren, Fuß mehr zum Greifen eingerichtet. »Die Ahnen des Menschen lebten ohne Zweifel für gewöhnlich auf Bäumen in einem mit Wäldern bedeckten heißen Land.« Man stellt sogar als Ursprungsstätte desselben einen jetzt unter die Fläche des Indischen Meers versunkenen frühern großen Kontinent, Lemuria (s. d.), hin, der von Ostafrika bis nach Ostasien gereicht haben soll.
Wenn auch in dieser hypothetischen Abstammung des Menschen von den Tieren für die naturforschende Betrachtung nichts Erniedrigendes liegt (ebensowenig wie für die dogmatische in der Formung aus einem Erdenkloß), so muß doch gesagt werden, daß thatsächliche Belege für dieselbe noch ausstehen. Nur so viel steht fest, daß im Skelettbau des Menschen gelegentlich sich Abweichungen vorfinden, die man als Wiederauftauchen affenartiger Bildungen und somit als pithekoide bezeichnen muß, und die im Sinn des Darwinismus als Rückschläge in die frühere niedere Ahnenstufe angesehen werden.
Dahin gehört z. B. der sogen. Stirnfortsatz der Schläfenschuppe, eine abnorme Verbindung, welche das Stirn- und Schläfenbein durch Bildung eines Fortsatzes eingehen, während sonst beim Menschen beide Knochen getrennt erscheinen. Dieselbe bedingt, ebenso wie die abnorme Schmalheit der normalen Nahtverbindung zwischen Keil- und Scheitelbein an dieser Stelle, eine Verkümmerung der Stirngegend (Stenokrotaphie nach Virchow). Die anthropoiden Affen Gorilla und Schimpanse besitzen ausnahmslos diesen Fortsatz, während er beim Orang-Utan wenigstens bisweilen vorkommt.
Diese tierartige Bildung (Theromorphie) findet sich namentlich bei gewissen niedrig stehenden Menschenrassen. Eine andre hierher gehörige Bildung ist die eigentümliche Gestaltung der Nasenöffnung (Apertura pyriformis), deren unterer Saum nicht, wie sonst, scharfrandig erscheint und so scharf den Nasenboden von der Oberkieferaußenfläche absetzt. Es findet vielmehr ein allmählicher Übergang beider statt, indem statt des Saums eine schiefe Ebene mit grubenartiger Einsenkung besteht (Fossae praenasales).
Auch die Verkümmerung der Nasenbeine gehört hierher, die an die Bildung der katarrhinen Affen streift (daher von Virchow Katarrhinie genannt). Die mächtige Entwickelung der Augenbrauenbogen gemahnt, in Verbindung mit einer starken Hebung [* 102] des mittlern, die Sagittalnaht tragenden Teils des Scheitels, an die Kammbildung bei anthropoiden Affen. Dahin gehört auch der sogen. Torus occipitalis transversus (Schaaffhausen, Ecker, Joseph, Waldeyer), eine im Bereich der Nackenlinien der Hinterhauptschuppe auftretende, bei niedern Rassen häufige pithekoide Bildung. (Vgl. Anthropologie, S. 630.) Auch was bisher von fossilen Menschenresten gefunden ist, spricht nicht für die Annahme einer niedern, den Affen nahestehenden Bildung, und die Hypothese, daß der Vorfahr des Menschen sich von ausgestorbenen Affenarten abgezweigt habe, würde erst dann in der Wissenschaft anerkannt werden können, wenn Zwischenformen und Übergänge von jenen Affen der eocänen Zeit zu den heutigen Menschen irgendwo entdeckt würden.
Was das mutmaßliche Alter des Menschengeschlechts betrifft, so haben die anthropologischen Forschungen ergeben, daß dasselbe bedeutend höher anzunehmen ist, als die biblische Überlieferung lehrt (vgl. Anthropologie, S. 629). Die Berechnungen begründen sich meist auf die Dicke von Anschwemmungsschichten, unter denen man Spuren menschlicher Thätigkeit (Topfscherben, Steinwaffen etc.) fand, unter Zugrundelegung einer bestimmten Ablagerungsdauer derselben, und sind daher höchst unsicher und schwankend. Ebenso unbestimmt lautet die Antwort nach der Abstammung von einem oder mehreren Menschenpaaren (Mono- oder Polyphylie). Während Agassiz, dem auch Nott und Gliddon folgen, die einheitliche Schöpfung des Menschen aus dem Grund bestreitet, weil der an bestimmte Faunen- und Florengebiete gebunden sei, halten andre, wie Peschel und Quatrefages, für wahrscheinlich, daß der Mensch nur von einem einzigen Schöpfungsherd aus die Erde bevölkert hat.
Das Leben des Urmenschen kann nur ein höchst kümmerliches gewesen sein, denn vielleicht jahrtausendelang vermochte er sich lediglich aus Stein, Knochen und Horn ganz rohe Werkzeuge [* 103] herzustellen. Erst allmählich schritt er zur Fabrikation besserer, d. h. feiner behauener und polierter, Steinwerkzeuge fort (s. Steinzeit). [* 104] Auch diese Periode, aus welcher die Kjökkenmöddinger (s. d.), die Hünengräber (s. d.), die Pfahlbauten [* 105] (s. d.) etc. stammen, war eine ungemein lange; als dann der Mensch mit der Verarbeitung der Metalle, insbesondere der Bronze [* 106] und des Eisens, bekannt wurde (s. Metallzeit), [* 107] schritt er zu einer höhern Kulturstufe empor.
Diese Entwickelung ist zweifellos von örtlichen Verhältnissen abhängig gewesen und hat sich demgemäß an verschiedenen Gebieten des Erdballes zeitlich sehr verschieden verhalten. So kommt es, daß noch jetzt bei gewissen Völkern, die man als Naturvölker bezeichnet, vielfach Zustände sich vorfinden, die denen der rohen Urzeit entsprechen. Auch eine wenigstens örtliche rückläufige Entwickelung, ein Zurückverfallen in tiefere Barbarei aus verhältnismäßig höhern Kulturstufen, ist nicht ausgeschlossen, ohne daß jedesmal an eine Verdrängung eines höhern Kulturträgers durch ein kräftigeres, roheres Volk zu denken wäre.
Das geistige Wesen des Menschen zu erforschen, ist die Aufgabe der Psychologie (s. d.). Die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts zur Zivilisation verfolgt die Kulturgeschichte (s. d.) mit ihren Zweigen: Sprachenkunde, Sitten- und Sagenkunde, Mythologie, Geschichte der Industrie, der Entdeckungen, der Kunst, der Litteratur, des Handels, der Wissenschaften, der Kirche, der Staaten, der Kriege und der Nationalökonomie. Schon in vorhistorischer Zeit tritt der Mensch mit einem wenn auch geringen Umfang industrieller Fertigkeiten und Kenntnisse auf; unsre Vorfahren lebten offenbar in einem ähnlich rohen Zustand wie die jetzigen Urbewohner ¶