gehoben wurde und den guten, roten Melniker (s.
Böhmische Weine) hervorbringt. Außerdem wird
Zuckerrüben- und Obstbau, Bierbrauerei,
[* 2] Ölfabrikation und
Schiffahrt betrieben. -
2) Stadt im türk.
Wilajet Salonichi, an einem östlichen Zufluß der
Struma, 400 m ü. M., mit 6000 Einw. (davon zwei
Drittel
Christen), Sitz eines griechischen
Erzbischofs und eines türkischen
Kaimakams.
der später unter dem
Titel: »In den Wäldern« (deutsch, Berl.
1878) fortgesetzt wurde. 1875 ließ er diesem Werk, in welchem die
Sitten der zu den Schismatikern (Raskolniki)
sich zählenden russischen Kaufleute sowie der bäuerlichen
Bevölkerung
[* 4] an der
Wolga geschildert ist, im
Moskauer
»RussischenBoten« einen neuen
Roman von gleicher
Richtung: »Auf den
Bergen«,
[* 5] folgen, den er erst 1881 vollendete. Beide Werke entrollen
ein großartiges volkstümliches Kulturgemälde.
(eigentlich Mello),
Don Francisco
Manuel de, span. Geschichtschreiber und Dichter, geb. zu
Lissabon,
[* 6] trat in die spanische
Armee und diente mit Auszeichnung in
Flandern, wo er bald zum Obersten eines
Regiments ernannt
wurde.
Später wurde dasselbe zur Dämpfung des gegen
Philipp IV. in
Katalonien ausgebrochenen
Aufstandes verwandt und
er selbst beauftragt, die Geschichte dieses
Kriegs zu schreiben. In
Spanien
[* 7] als Anhänger des auf den portugiesischen
Thron
[* 8] erhobenen
HausesBraganza angefeindet, ging er nach
Lissabon, wo man ihn zu diplomatischen
Verhandlungen verwandte.
Von einem mächtigen Feinde des
Mordes an Francisco Cardoso angeklagt, ward er trotz seiner Unschuld verurteilt, neun
Jahre lang eingekerkert und schließlich nach
Brasilien
[* 9] verbannt. Durch die Verwendung des französischen
Hofs zurückgerufen,
lebte er fortan in
Lissabon ausschließlich litterarisch beschäftigt und starb hier Aus seinen historische, politische,
moralische und poetische Gegenstände behandelnden, etwa 100
Bände füllenden Werken, die teils spanisch, teils portugiesisch
geschrieben sind, ist hervorzuheben die ebensowohl durch Genauigkeit wie durch
Eleganz der
Darstellung
und klassische
Sprache
[* 10] ausgezeichnete
»Historiade los movimientos, separacion y guerra de Cataluña en tiempo de Felipe IV«,
die zuerst 1645 zu
Lissabon unter dem
NamenElemente Libertino erschien (am besten hrsg. von Ferrer, Par.
1826-32, 2 Bde.; auch in den »Historiadores
de sucesos particulares«,
Madr. 1851). In seinen unter dem
Titel:
»Las tres musas de Melodino« (Lissab. 1649 u.
Lyon
[* 11] 1665) veröffentlichten
Gedichten, meist satirischen und komischen
Inhalts, scheint Melo sich seinen
FreundQuevedo zum
Muster genommen zu haben.
SalmDyck
(Melonenkaktus,
Schopffackeldistel),
Gattung aus derFamilie der
Kakteen,
[* 12] kugelrunde
oder plattgedrückte
Formen mit erhabenen Längsrippen und sternförmig gruppierten, oft sehr starken
Stacheln. Die meist kleinen,
lebhaft gefärbten
Blüten entwickeln sich
in der
Regel aus einem zottigen Schopf auf dem
Scheitel; die Beerenfrucht ist glatt,
länglich, rot und vielsamig. Der erwähnte Schopf, aus länglichen, dünnen, mitWolle und langen
Borsten
besetzten
Warzen bestehend, hebt sich mit zunehmendem
Alter der
Pflanze mehr und mehr empor und nimmt eine cylindrische oder
stumpf-konische Form an.
Melocáctus communisDec., in
Westindien
[* 13] und im tropischen
Südamerika,
[* 14] ist kugelig oder eiförmig, dunkelgrün,
mit breiten
Furchen und 13-14 tiefen, ziemlich geschärften
Kanten. In derHeimat gewährt sein Saftreichtum
besonders den
Last- und Reittieren eine Erquickung in den wasserarmen Gebieten. Mehrere
Arten werden bei uns wie die übrigen
Kakteen kultiviert. Die süßen
Früchte genießt man als
Obst. S. Tafel
»Kakteen«.
(griech.), die
Folge gegeneinander verständlicher
Töne, wie
Harmonie der Zusammenklang solcher
Töne ist. Das
letzte
Prinzip des Melodischen ist die Veränderung der Tonhöhe nach
oben oder unten (Steigen und
Fallen),
[* 15] und zwar muß man
sich dieselbe dann nicht als eine sprungweise, sondern als eine stetige und allmähliche denken; erst im
Bann der
Harmonik
wird die Tonhöhenveränderung zu einer stufenweisen. Eine mehr naturalistische Melodiebildung bevorzugt
daher chromatische Stimmschritte, welche der stetigen Tonhöhenveränderung am nächsten kommen, und es haben diejenigen
Stimmschritte, welche innerhalb eines guten harmonischen
Satzes die kleinsten sind (die
Halb- und Ganztonschritte), als die
eigentlich melodischen zu gelten, während man die größern
(Terzen,
Quarten,
Quinten etc.) gewöhnlich als harmonische bezeichnet.
Das Steigen der Tonhöhe ist als gesteigerte Lebendigkeit eine
Steigerung, das
Fallen als verminderte Lebendigkeit
eine
Abspannung; die
Bewegung einer Melodie gleicht daher den
Bewegungen der
Seele in
Affekten: die positive
Bewegung (Steigung) entspricht
dem
Sehnen,
Begehren,
Streben,
Wollen, Anstürmen etc., die negative
(Fall) dem Entsagen, Verzagen, der Einkehr
in sich selbst,
Beruhigung. Diese elementaren
Wirkungen haften aber, wie gesagt, an der nackten Tonhöhenveränderung,
wie man sich an der
Wirkung des Sturmgeheuls (oder z. B. den wenig davon verschiedenen chromatischen
Gängen im
»FliegendenHolländer«) klar machen kann; die als wohlgeordnete
Reihe harmonisch gegeneinander verständlicher (abgestufter)
Töne hat
einen Teil jener elementaren
Wirkung eingebüßt gegen die ästhetisch freilich viel höher anzuschlagenden
Verstrickungen der harmonischen Beziehungen (das Melodische ist stilisiert). Ein
Kursus »Melodielehre«, der die
Materie vom
Prinzip aus systematisch entwickelte, existierte zur Zeit an den Musikschulen und in den Lehrbüchern nicht, sondern
(und gewiß nicht ganz ohne
Grund) die
Elemente der Melodielehre werden in derHarmonielehre, die höhern
Stufen in der
Kompositionslehre abgehandelt.
Instrumentalbegleitung, sei es innerhalb eines Bühnenstücks, wie im »Egmond«, sei es als selbständiges Kunstwerk, wie z. B.
die Balladen für Deklamation mit Klavierbegleitung. Das ist im allgemeinen eine ästhetisch verwerfliche Zwittergattung, da
nicht einzusehen ist, warum nicht die Rede bis zum Recitativ und weiter gesteigert wird, wo einmal die Stimmung
durch die illustrierende Musik gehoben ist. Da auch die Sprache sich des Stimmorgans bedient und die Sprechtöne eine definierbare
Tonhöhe haben, so muß entweder der Vortragende sich möglichst der Tonart, den Harmonien derBegleitung akkommodieren, oder
es ist ein Widerspruch zwischen den Sprechtönen und der Musik unvermeidlich. In einzelnen Fällen ist indes
das Melodrama doch zu rechtfertigen, wie im »Fidelio« (in der Kerkerszene),
(griech., auch Pianograph, Eidomusikon, Notograph), eine Vorrichtung an Pianofortes, welche
alles, was auf denselben gespielt wird, in einer mehr oder minder genau entzifferbaren Notierung zu Papier bringt, so daß
die Improvisationen, die man so oft festzuhalten wünscht, damit thatsächlich fixiert werden.
Versuche, einen brauchbaren Melographen
herzustellen, sind in großer Zahl gemacht worden, jedoch hat bisher keiner einen bemerkenswerten Erfolg
gehabt.
(CucumisMelo L., Melonengurke), aus der GattungGurke (CucumisL.), eine einjährige Pflanze mit liegendem, verzweigtem,
kantigem, rauhhaarigem, zuletzt rundlichem und kahlem Stengel,
[* 20] fünfeckigen oder buchtig drei- bis siebenlappigen, am Grund
breit herzförmigen, weich- oder schwachsteifhaarigen, gezahnten Blättern, kurzgestielten, gebüschelten,
gelben Blüten und kugeligen oder ovalen, glatten, knotigen, netzigen oder rippigen Früchten, stammt aus Asien,
[* 21] wird aber in
allen Weltteilen kultiviert.
Man benutzt und baut sie in Deutschland
[* 22] gewöhnlich als Mistbeetpflanze; doch kennt man mehrere Sorten, welche in sehr günstiger
Lage, z. B. an weißen, nach S. gelegenen Wänden, auch im freien Land reife Früchte tragen. Man unterscheidet:
Kantalupen, platt, warzig, sehr gewürzhaft (Mai-, Orangen-Kantalupen, Prescot), Netzmelonen mit dünner, netzförmiger Schale
(Berliner,
[* 23] Sarepta, Pariser), geriefte mit furchiger Schale (grünfleischige Ananasmelonen, rotfleischige Moscatello).
Zur Kultur legt man im Februar ein warmes Mistbeet an, bedeckt es 20 cm hoch mit Erde, welche verrotteten Kuhmist
enthält, säet, wenn die Temperatur auf 25° gestiegen ist, pikiert die jungen Pflanzen und bringt sie später auf ein andres
Beet zu 1-2 in der Mitte jedes Fensters. Ist das vierte Blatt
[* 24] gebildet, so schneidet man auf 2 Augen, die sich bildenden Zweige
wieder auf 2 Augen und die nun sich bildenden Zweige auf 4 Augen. Die weiblichen Blüten muß man mit einem
Pinsel befruchten.
Entwickeln sich nun die Früchte, so schneidet man den Zweig über der letzten Frucht auf 3 Blätter weg und läßt später an
jedem Stock nur 3-5 Früchte. Die schwellenden Früchte legt man auf ein Brettchen oder einen Dachziegel.
Melonen werden ihres saftigen, wohlschmeckenden, kühlenden Fleisches wegen häufig als Dessertfrucht mit Zucker,
[* 25] auch eingemacht,
genossen. Ein übermäßiger Genuß bewirkt jedoch leicht
Magendrücken, Kolik und Durchfall. Sie enthalten 0,27 Proz. Zucker,
1,06 eiweißartige Körper, 1,15 Pektin, 1,07 Cellulose, 0,63 mineralische Stoffe, 95,21 Proz. Wasser.
Den gewonnenen Samen
[* 26] läßt man einige Zeit im Fruchtschleim liegen und trocknet ihn dann. Er bleibt 7-8
Jahre keimfähig. Die Wassermelone (Angurie, Arbuse, Zitrullengurke, C.Citrullus Sering.)
mit eingeschnittenen, fünflappigen Blättern trägt 10 bis 15 kg schwere Früchte, welche ein sehr saftiges Fleisch und rote
oder schwarze Samen besitzen. Sie ist in Afrika
[* 27] und Ostindien
[* 28] heimisch, wird aber jetzt häufig in Unteritalien,
Südfrankreich, Ungarn,
[* 29] Südrußland, Nordamerika,
[* 30] Ägypten
[* 31] angebaut.
Die Frucht ist hart, glatt, schwarzgrün, mit blaßgrünen und weißlichen Flecken gezeichnet. Es ist eine der köstlichsten
Früchte des ganzen Orients. Das äußere Fleisch ist härtlich, weiß und ungenießbar, das innere weich, rot und
saftig, süß und sehr schmackhaft. Die weißen Wassermelonen werden roh gegessen, die härtern gekocht, auch mit Mehl
[* 32] vermischt
und als Brot
[* 33] genossen. Bei uns gelangt die Wassermelone selten zu ihrer Vollkommenheit.
(griech.), s. v. w. Harmonium, ^[= ziemlich allgemein gebräuchlicher Name für die erst im 19. Jahrh. aufgekommenen orgelartigen ...] auch Ziehharmonika.
(griech.), Notendruck mit beweglichen Lettern. ^[= (lat. litterae, Buchstaben, Typen), die in der Buchdruckerei benutzten, vierseitig prismatischen ...]
daForli, ital. Maler, geb. 1438 zu Forli, bildete sich unter dem Einfluß Pieros della Francesca und war vorzugsweise
als Freskomaler in Forli, Rom
[* 36] (unter Sixtus IV.) und Urbino thätig. Sein Fresko: die Übergabe der vatikanischen Bibliothek durch
Sixtus IV. an Platina, zwischen 1477 und 1480 gemalt (jetzt auf Leinwandübertragen in der vatikanischen
Bibliothek), ist in der Art des Piero della Francesca behandelt. Im J. 1472 schmückte Melozzo da Forli die Tribüne von Santi Apostoli in
Rom mit der HimmelfahrtChristi aus (jetzt zerstückelt im Quirinal und in der Sakristei von St. Peter, wo
sich drei Apostelköpfe und elf Halbfiguren musizierender Engel, seine schönsten Werke, befinden). Melozzo da Forli war mit dem Grafen Girolamo
Riario eng befreundet.
Als der Graf zum Statthalter von Forli ernannt wurde (nach 1480), kehrte Melozzo da Forli wahrscheinlich mit ihm dahin zurück. Er starb dort Seine
Bedeutung liegt in der kühnen Anwendung der perspektivischen Verkürzungen beim Blick von unten nach oben,
worin er seiner Zeit weit vorangeschritten war; die HimmelfahrtChristi gibt davon Zeugnis. Er war auch ein tüchtiger Kolorist,
und seine Formen sind voll Würde, rein in der Zeichnung und von freier Bewegung.
eine der neun Musen
[* 37] (s. d.), Vertreterin der Tragödie, dargestellt mit der tragischen Maske
in der Hand
[* 38] oder auf dem Scheitel, dazu eine Keule, wohl auch einen Kranz von Weinlaub haltend, vereinzelt selbst geharnischt.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel,
[* 40] an der Fulda
[* 41] und der LinieDietendorf-Kassel der Preußischen
Staatsbahn, 206 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Tuch-, Segeltuch-
und Maschinenfabrikation, Wollhandel, Buchdruckerei, Ziegelbrennerei und (1885) 3634 meist evang.
Einwohner.
(Mehltau), Pflanzenkrankheit an Kräutern und Bäumen, zeigt sich nur an den krautartigen Teilen, besonders auf
den Blättern, als ein weißlicher, mehlartiger Überzug, bei dessen Anwesenheit die befallenen Blätter
kränkeln und vorzeitig absterben. Der Meltau wird durch epiphyte Schmarotzerpilze aus der GattungErysipheL. (Meltaupilz) hervorgebracht
(s. Erysiphe). Nasse und warme Witterung und feuchte Lagen, wo die Luft keinen freien Zutritt hat, begünstigen den Meltau. Durch Entwässerung
des Bodens und Beorderung des Luftzugs kann dem Übel vorgebeugt werden; auch muß das durch den Meltau getötete
Stroh und Laub verbrannt werden, um die Perithecien mit ihren Sporen zu vernichten. Als Meltau bezeichnet man auch mehlartige Überzüge,
welche aus den leeren Bälgen von Blattläusen bestehen.
(spr. mellt'n-móhbrä), Stadt in Leicestershire (England), am Wreak, 20 km nordöstlich
von Leicester,
[* 42] inmitten eines der beliebtesten Jagdreviere Englands, mit Stallungen für 800 Jagdpferde und (1881) 5766 Einw.
ist außerdem bekannt durch seine tonnenweise in den Handel gebrachten PorkPies (Schweinefleischpasteten) und den Handel mit
Stiltonkäse (s. Stilton).
nach französischer Sage eine Meernixe, halb Weib, halb Fisch, erscheint dem GrafenRaimund vonPoitiers, der
sie (mit ihren Schätzen) heimführt. Sie baute das SchloßLusignan, verschwand aber, als sie Raimund in
ihrer Doppelgestalt einmal im Bad
[* 45] überrascht hatte, und ließ sich nur noch auf einem hohen Turm
[* 46] des Schlosses in Trauerkleidern
sehen, wenn einer aus diesem Geschlecht sterben sollte. Diese Sage lieferte Jean d'Arras um 1390 den Stoff zu
einem lateinischen Gedicht, welches Thüring von Ringoltingen (oder Ruggeltingen) aus Bern
[* 47] 1456 in deutsche Prosa übersetzte, und
das in dieser Form eins der beliebtesten Volksbücher wurde (zuerst gedruckt Straßburg
[* 48] um
1474 und Augsburg
[* 49] 1474, dann öfter).
In Böhmen
[* 50] glaubt man im Pfeifen und Heulen des Windes Melusinens Klagen um ihre Kinder zu hören, und mannigfacher
Aberglaube, besonders zur Weihnachtszeit, knüpft sich an sie.
2) Wichtigste Insel des nordamerikanisch-arktischen Archipels, unter 75° nördl. Br. und 110° westl. L. v. Gr., im N. des
Melvillesunds und von der im NW. gelegenen PrinzPatrick-Insel durch die Fitzwilliamstraße getrennt, 61,900 qkm (1125
QM.) groß. Sie ist begünstigt in Bezug auf Fauna und Flora, gehört geologisch der subkarbonischen Formation an und wurde 1819 von
Parry entdeckt, der im Winterhafen (an der Südküste) überwinterte.
Als Gouverneur der schottischen Bank und Geheimsiegelbewahrer von Schottland übte er auch in seinem Geburtsland
einen großen Einfluß aus. Als vertrauter FreundPitts legte er 1801 bei dessen Entlassung seine Ämter nieder, ward 1802 zum
Baron Dunira und Viscount Melville erhoben und 1803 beim Wiederausbruch des Kriegs als erster Lord der Admiralität wieder ins Ministerium
berufen. Schon früher mehrmals ungerechter Begünstigungen seines Geburtslandes und der Bestechung bei
den Parlamentswahlen beschuldigt, ward er 1806 im Unterhaus der unrechtmäßigen Verwendung öffentlicher Gelder förmlich
angeklagt und mußte infolgedessen wieder zurücktreten. SeinProzeß kam vor dem Oberhaus zur Verhandlung, aber erfolgte
durch Pitts Einfluß seine Freisprechung. Melville zog sich bald darauf ganz vom politischen Schauplatz zurück
und starb ¶
3) Hermann, amerikan. Reisender und Romanschriftsteller, geb. zu
New York, widmete sich dem Seedienst, ging 1842 auf einem Walfischfahrer nach dem StillenOzean, desertierte
aber 1842 im Hafen von Nukahiwa und ward vier Monate lang von den Eingebogen gefangen gehalten. Durch einen Südseefahrer aus
Sydney
[* 55] befreit, besuchte er noch Tahiti
[* 56] und Hawai
[* 57] und kehrte 1844 nach Boston
[* 58] zurück. Diese abenteuerlichen Fahrten schilderte
er in »Typee, or Marquesas island« (Lond. 1846,
neue Ausg. 1861; deutsch, Leipz. 1847, 3 Bde.)
und in »Omoo« (Lond. 1847, neue Ausg.
1855; deutsch, Leipz. 1847, 2 Bde.).
Schilderungen ähnlicher Art enthalten »Mardi« (Lond. 1849, 3 Bde.),
»Redburn« (das. 1849, 2 Bde.)
und »White jacket« (das. 1850, 2 Bde.).
Seit 1847 wohnte Melville in New York, dann bei Pittsfield in Massachusetts, machte 1860 eine Reise um die Welt
und starb 1874. Von seinen Romanen sind nennenswert: »The whale, or Moby Dick« (New York 1851);
Der Handel, welcher durch eine Handelskammer, eine Börse und eine Reichsbankstelle unterstützt wird, ist besonders lebhaft
in Hol, Getreide, Leinsaat, Flachs, Hanf, Lumpen, Ölkuchen, Häuten, Steinkohlen, Heringen, Zement und Gips.
[* 65] Der geräumige Hafen ist
durch einen Leuchtturm gesichert. Memel besaß 1886: 43 Schiffe
[* 66] zu 16,170 Registertons sowie 19 Fluß- und
Bugsierdampfer, es liefen ein und aus: 868 Schiffe zu 197,814 Registertons. Der Wert derEinfuhr belief sich auf 7,082,530,
der der Ausfuhr auf 12,195,390 Mk. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen
und Seefahrer, eines Lotsenkommandos, vieler auswärtiger Konsulate, hat ein Gymnasium und eine Schiffahrtsschule.
Memel wurde 1252 unter den Mauern der Deutschordensburg Memelburg gegründet und sollte anfangs den Namen Neudortmund und Dortmundsches
Stadtrecht erhalten, wurde aber Memelburg genannt und bekam lübisches Recht. Ein Drittel der Stadt gehörte
dem Bischof von Kurland,
[* 67] zwei Drittel besaß der livländische Schwertorden. Letzterer übertrug 1326 seinen Anteil dem DeutschenOrden,
[* 68] der 1328 die ganze Stadt erhielt und sie 1404 aufs neue befestigte. In denKriegen mit den Litauern und Polen im 13.-15.
Jahrh. hatte die Stadt viel zu leiden, brannte wiederholt ab, wurde eine
Zeitlang von den Schweden
[* 69] besessen und 1757 von den Russen besetzt. Nach der Schlacht bei Jena
[* 70] (1806)
wurde sie 1807 der Aufenthalt König FriedrichWilhelms III. Am wurde daselbst der Friede zwischen Preußen
[* 73] und England
abgeschlossen. Am wurde Memel infolge der Kapitulation zwischen Trabenfeld und Paulucci von den Russen besetzt. 1854 brannte
ein großer Teil der Stadt mit reichen Warenvorräten nieder. ist Geburtsort des Dichters SimonDach.
[* 74]
(Memlinc, fälschlich Hemling), Hans, niederländ. Maler, geboren um 1430, wird zuerst 1478 urkundlich in Brügge
erwähnt, wo er jedoch schon längere Zeit thätig gewesen, und starb daselbst vor dem an
welchem Datum seine Kinder als minderjährig in einer Urkunde erwähnt werden. Alle übrigen Mitteilungen aus seinem Leben sind
sagenhaft. Aus seinen Werken geht hervor, daß er sich unter oder nach Roger van der Weyden gebildet hat. Er
milderte jedoch dessen Herbheit und gab seinen Figuren weniger gestreckte Formen.
Trotz mancher Eckigkeiten und Magerkeiten zeigen dieselben anmutige Bewegung, und ihr zarter Seelenausdruck, ihre tiefe und
wahre Empfindung fesseln den Beschauer mit großer Macht. Die naive Liebenswürdigkeit seines Erzählens, seine vollendete
Meisterschaft in der Farbe und Modellierung, seine zarte Sorgfalt in der Behandlung stehen in seiner Zeit
einzig da, weshalb ihn auch die Italiener besonders bevorzugten. Die Hauptwerke des Künstlers besitzt das Johannishospital
zu Brügge: Vermählung der heil. Katharina (Flügelaltarbild, 1479), Anbetung der drei Könige (ebenfalls mit Flügeln, 1479),
Bildnis der Maria Moreel, als Sibylla persica dargestellt (1480), Madonna mit dem DonatorMartin van Nieuwenhoven
(1487) und vor allen den St. Ursulakasten mit 14 Darstellungen aus der Legende von den 11,000 Jungfrauen (1489). In der Akademie
zu Brügge befindet sich ein Triptychon: in der Mitte die HeiligenChristoph, Maurus, Ägidius, auf den Flügeln der StifterBürgermeister
Moreel mit seiner Familie.
im griech. Mythus der Sohn der Eos
[* 90] und des Tithonos, König der Äthiopier, eilte nach der
nachhomerischen Dichtung seinem Oheim, König Priamos von Troja,
[* 91] zu Hilfe, erlegte den Antilochos, ward aber von Achilleus getötet
und erhielt von Zeus
[* 92] auf das Flehen seiner Mutter, die den Leichnam klagend in die ferne Heimat trug, die Unsterblichkeit. Während
beide kämpften, hatte Zeus ihre Seelen gewogen (daher Psychostasie), und die des Memnon war gesunken. Der
Mythus ist von den Tragikern wie von der bildenden Kunst mehrfach behandelt worden. In späterer Zeit suchte man Memnon mehr und
mehr als historische Person aufzufassen.
Nach Diodor war er der Erbauer der Königsburg in Susa (Memnonia) und wurde von dem assyrischen König
Teutamos seinem VasallenPriamos mit einer Schar Äthiopier und Susianer zu Hilfe geschickt; nach Pausanias unterjochte er alle
Völker zwischen Susa und Troja. Doch führen auch die Dichtung und der Volksglaube fort, den Mythus von Memnon auszuschmücken. Der
Tau des frühen Morgens, dichtete man, sei die Thräne der Eos, womit sie jeden Morgen den Verlust des geliebten
Sohns beweine, und seine trauernden Gefährten in Troas wurden in Vögel
[* 93] (Memnoniden) verwandelt, die jährlich zu seinem Grabhügel
(der übrigens an verschiedenen Orten gezeigt wurde) kamen und sich, gleichsam Leichenspiele feiernd, unter Wehklagen zerfleischten.
In Ägypten aber ward der Mythus von den Griechen mit einem kolossalen Steinbild bei Theben, das den König
Amenophis darstellte, in Verbindung gebracht.
Dieses Amenophion (dann Memnonion oder Memnonssäule genannt), das noch vorhanden ist, stellt eine sitzende Statue mit aneinander
geschlossenen Beinen aus dunklem Gestein vor und hatte ursprünglich wohl an 22 m Höhe, war aber durch ein
Erdbeben,
[* 94] wahrscheinlich 27 v. Chr., zertrümmert worden, so daß der Oberteil des Kolosses herabstürzte. Seitdem fand die
merkwürdige Erscheinung statt, daß das Steinbild, von den Strahlen der aufgehenden Sonne
[* 95] getroffen, einen Ton, ähnlich dem
Klang einer zerspringenden Saite, von sich gab, was die Sage von dem »Tönen der Memnonssäule« veranlaßte, wodurch
Memnon beim Aufgang derSonne den Gruß seiner MutterEos erwidere.
Das merkwürdige Phänomen, dessen Strabon zuerst gedenkt, ohne jedoch den Koloß Memnonion zu nennen (so daß also die Übertragung
des Memnonsmythus wohl erst in der nächstfolgenden Zeit stattfand), hatte seinen Grund wahrscheinlich in einem Durchzug der
Luft durch die Poren und Risse des durch Erdbeben zerklüfteten Steins (eines sehr harten und spröden Kieselkonglomerats),
der besonders beim Wechsel derTemperatur zur Zeit des Sonnenaufgangs stattfand.
Darstellungen historischer Thatsachen, welche der Verfasser selbst
erlebt und schriftlich aufgezeichnet hat. Sie unterscheiden sich
von den gleichzeitigen Chroniken dadurch,
daß der Erzählende sich in den Mittelpunkt des von ihm Erzählten stellt oder doch vorzugsweise das berichtet, woran er
selbst, handelnd oder leidend, Anteil genommen hat. Die Memoiren bieten dem Geschichtsforscher ergiebige Quellen dar, die jedoch
mit Behutsamkeit und besonnener Kritik gebraucht werden müssen.
Das klassische Altertum hat nur zwei Schriftsteller aufzuweisen, welche in dieser Gattung Musterhaftes
hinterlassen haben: Xenophon und Cäsar. Im Mittelalter gehören zu den Memoiren die Aufzeichnungen des Marco Polo und, um auch aus
Deutschland ein Beispiel anzuführen, die Memoiren des EberhardWindecke über König Siegmund. Unter den modernen Litteraturen sind
die englische und französische am reichsten an und insbesondere ist Frankreich als das eigentliche Vaterland
der Memoirenlitteratur zu betrachten.
Die ersten Produkte dieses Genres finden sich im 13. Jahrh. Geoffroy de Villehardouins Geschichtswerk über das lateinische Kaisertum
steht zwischen Chronik und Memoiren noch in der Mitte; zu den eigentlichen historischen Memoiren aber gehört Joinvilles
»Histoire de saintLouis«, und auch Froissarts die Jahre von 1322 bis 1400 behandelndes Geschichtswerk trägt zumeist einen memoirenhaften
Charakter. Sehr bedeutend ist dann zur Zeit Ludwigs XI. und Karls VIII. Philippe de Comines, dessen Memoiren zu den Meisterwerken im
Gebiet praktisch-politischer Schriftstellerei gehören.
Von großer Wichtigkeit sind auch die aus den spätern Jahrzehnten des 16. Jahrh.,
die den Leser unmittelbar in die religiösen und politischen Konflikte dieser Zeit einführen. Vor allen sind hier zu nennen:
die Memoiren von Blaise de Monduc (1521-72), Gaspard de Saulx-Tavannes (1530-73), Michel de Castelnau und Margarete von Valois, Heinrichs
IV. erster Gemahlin, deren Denkwürdigkeiten ausschließlich das Hofleben zum Gegenstand haben, sowie
die »Memoriae nostrae libri VI« von Guillaume Paradin und das ebenfalls in lateinischer Sprache geschriebene Geschichtswerk
von de Thou (Thuanus, 1544-1607). Von protestantischem Standpunkt aus schrieben: Lanoue, Duplessis-Mornay (1572-1623) und Jean
Mergey.