oder weniger das direkte
Seebad, welches, wie die Seeluft, zu den gepriesensten
Heilmitteln zählt. Das dem
Brom so nahe verwandte
Jod wird aus der
Asche von
Tangen
(Kelp,
Varech) gewonnen, welche auch
Kalisalze liefert.
Andre Tangarten dienen der Küstenbevölkerung
vieler
Länder als
Nahrungsmittel;
[* 2] einige werden auch als Viehfutter undDünger benutzt, und manche sind
geschätzte
Heilmittel und für die
Technik wichtig. Auch der
Bernstein
[* 3] und das als Polstermaterial benutzte
Seegras verdienen
Erwähnung.
Ungleich größer ist der Nutzen, welchen das
Tierreich gewährt. Die
Jagd auf die
Waltiere beschäftigt viele
Flotten und ist
für die
Ausbildung der
Schiffahrt von hohem Belang gewesen; sie liefert
Fischbein und
Thran als hauptsächlichste
Produkte. In noch höherm
Grad beeinflußt die Großfischerei die Wohlfahrt der
Völker, sie liefert bis ins
Binnenland hinein
beliebte
Nahrungsmittel und wird besonders durch den
Schellfisch- und Heringsfang nationalökonomisch wichtig.
Für die einzelnen
Ozeane enthalten die englischen, amerikanischen etc. Segelhandbücher von
Findlay, Rosser-Imray, Kerhollet u. a. eine große Anzahl von Angaben und
Darstellungen der physikalischen Verhältnisse der
betreffenden
Ozeane, ebenso auch für die Tiefseeforschungen die amtlichen
Publikationen der britischen, amerikanischen und
deutschen
Admiralität. Die der letztern, die
»Annalen der
Hydrographie und maritimen
Meteorologie«, bringen auch noch Abhandlungen
und
Beobachtungen über alleZweige der
Physik der
Ozeane. Für die
Ost- und
Nordsee geben besonders die amtlichen
Berichte der
KielerKommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen
Meere (Berl., seit 1873) sowie
die monatlich
erscheinenden Beobachtungsresultate von 15
Stationen an der
Ost- und
Nordsee vielfache und wertvolle Aufschlüsse über die
physikalischen Verhältnisse und dasTier- und Pflanzenleben in diesen
Meeren.
2) Jan van der
(Vermeer), holländ.
Maler, geb. 1632 zu
Delft, war
Schüler von K.
Fabritius und bildete sich dann nach
Rembrandt
weiter. Er trat in die St. Lukasgilde zu
Delft, in deren Vorstand er 1662, 1663, 1670 und 1671 thätig
war, und starb im
Dezember 1675 daselbst. ist erst in neuerer Zeit wieder zu
Ehren gekommen. Er malte, wie P. de Hoogh, Schilderungen
aus dem
Leben des
Hauses oder Straßenprospekte, meist mit wenig
Figuren und dem
Reiz einer gewählten
Licht-
und Farbenstimmung. In früherer Zeit neigt er mehr zu gesättigter Färbung, zu schlagender Lichtwirkung; später herrscht
ein bläulichweißer
Ton von größter Zartheit der Behandlung vor. Er gehört zu den namhaftesten Genremalern der holländischen
Schule. Seine bedeutendsten Werke sind: die Briefleserin
(Amsterdam,
[* 20] Reichsmuseum), das Milchmädchen und
die
Straße von
Delft (ebenda, Sammlung Six),
Ansicht von
Delft
(Museum des
Haag),
[* 21] die
Dame mit dem Perlenhalsband
(Berlin,
Museum),
das Maleratelier
(Wien,
Galerie Czernin), bei der Kupplerin
(Dresden,
[* 22]
Galerie), der Spaziergang
(Wien,
Akademie), die
Kokette
(Braunschweig,
[* 23] Galerie) und ein weibliches
Porträt
(Brüssel,
[* 24] beim
Herzog vonArenberg).
(CongerCuv.),
Gattung aus der
Ordnung der
Edelfische und der
Familie der
Aale (Muraenoidei), den Flußaalen sehr
ähnliche, schuppenlose
Fische,
[* 25] mit fast die ganze Oberseite einnehmender, bis nahe an den Hinterkopf reichender Rückenflosse
und sehr lang gestrecktem, zugespitztem
Schwanz und verlängertem Oberkiefer. Der gemeine(C. vulgarisCuv.), über 3 m lang und über 50 kg schwer, ist
oben gleichmäßig blaßbraun, an den Seiten heller, unten schmutzig weiß,
mit weißlichen, dunkel gesäumten
Rücken- und Afterflossen und heller Seitenlinie, lebt in der
Nord- und
Ostsee, hält sich
in Felsenlöchern oder im
Sand verborgen, ist ungemein gefräßig, nährt sich hauptsächlich von
Fischen
und laicht im
Dezember und
Januar.
Die
Jungen scheinen eine
Metamorphose durchzumachen oder auf einer niedern
Stufe zu verharren. Man glaubt nämlich in dem
Glasaal
(Leptocephalus Gron.),
der als eigne
Gattung beschrieben worden ist, die
Jungen des Meeraals zu erkennen. Die zu letztern gehörige Art(L.Morrisii Gron.)
ist etwa 10
cm lang, bandartig, vorn und hinten fast gleichmäßig zugespitzt, mit kleinen Brustflossen und weit hinten beginnender
Rücken- und Afterflosse und höchst durchsichtig. Das
Fleisch¶
mehr
des Meeraals ist wenig schmackhaft, doch wird er eifrig gefangen.
[* 26] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau,
[* 27] Amtshauptmannschaft Glauchau,
[* 28] an der LinieGößnitz-Glauchau
der Sächs. Staatsbahn, 252 m ü. M., ist ein rasch aufblühender Fabrikort, hat
eine alte, neuerdings umgebaute und vergrößerte Kirche und (1885) 22,013 meist evang. Einw.
Die bedeutende Industrie bezieht sich auf Fabrikation von wollenen und halbwollenen Damenkleiderstoffen (6 mechanische Webereien
mit 1220 Arbeitern), AppreturFärberei und Kammgarnspinnerei, mit Export nach fast allen LändernEuropas, nach Amerika
[* 29] u. dem
Orient. Meerane hat ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, eine Real- und eine Webschule.
(Mugil Art.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Harder (Mugilidae), langgestreckte
Fische mit platt gedrücktem Kopf, ziemlich großen Schuppen, kleiner Mundspalte, sehr schwacher Bezahnung, zwei durch eine
weite Lücke getrennten Rückenflossen, kurz hinter den Brustflossen stehenden Bauchflossen. Die gemeine
Meeräsche (Mugel, Goldharder, Meeräsche cephalusCuv.) ist 30-60 cm lang, anstatt der Zähne
[* 31] mit steifen Borsten, welche die Mundhöhle
[* 32] wie
ein Sieb schließen, silberglänzend, oben bräunlichgrau mit goldglänzenden und himmelblauen Längsstreifen, an den Seiten
silberglänzend mit dunklern Längslinien.
Der Augenring ist goldgelb, das Auge
[* 33] von einer schleimartigen Haut
[* 34] überzogen; die Flossen sind bräunlichgrau.
Die Meeräsche findet sich vorzugsweise im Mittelmeer, auch bei Madeira
[* 35] und Westafrika, stets nahe am Strand, erscheint im Frühsommer
in großen Scharen in Meeresbuchten und an Flußmündungen, steigt mit der Flut in den Flüssen empor und geht auch in Küstenteiche.
Sie nährt sich von faulenden tierischen Stoffen und durchschnattert mit dem Maul den Schlamm am Boden der
Gewässer.
Angeblich gedeiht sie auch in Süßwasserteichen. Sie wurde schon von den Alten als Leckerbissen geschätzt. Ihr Fleisch ist
ungemein zart und fett und wird auch eingesalzen. Aus dem Rogen bereitet man, besonders in der Provence, eine
Art Kaviar. Ramado (Grauäsche, Meeräsche capitoCuv.), 40-50 cm lang, auf dem Rücken dunkel blaugrau, an den Seiten silberweiß, überall
mit schwarzen Längsstreifen, findet sich im Mittelländischen und Atlantischen Meer, auch in der Nordsee, bisweilen selbst
in der Ostsee, und wird an den Küsten von Cornwall und Devonshire in großer Menge gefangen.
(Pegăsus L.), Gattung aus der Ordnung der Hartstrahler (Acanthopteri), früher zu den
Lophobranchiern und Physostomen gerechnet, umfaßt sehr auffallend gestaltete Fische, deren Körper ganz mit knöchernen Platten
bedeckt ist, welche nur am Schwanz beweglich sind. Die Brustflossen sind groß und flügelartig ausgebreitet, die Bauchflossen
klein; auch
sind eine Rücken- und Afterflosse und vier blätterige Kiemen vorhanden. P. dracoL., mit
dickem Rumpf und abgesetztem Schwanz, unterständigem Mund an der weit vorspringenden Schnauze, zwei gezähnelten Leisten auf
dem Kopf und rankenförmigen Bauchflossen, ist 8-12 cm lang, bläulich und bewohnt die ostindischen Meere. S. Tafel »Fische I«.
[* 36] Meerdrache heißt auch ein Fisch aus der Familie der Rochen.
(Amblyrrhynchus cristatusBell.), Eidechse aus der Familie der Leguane, 85 cm lang, mit 53 cm langem Schwanz und
bis 12 kg schwer, kräftig gebaut, auf Hals, Nacken, Rücken und Schwanz mit starkem Kamm, auf dem Rücken und besonders auf dem
Kopf mit kegelförmig sich erhebenden Schuppen, weicht in der Färbung je nach dem Alter bedeutend ab, im
allgemeinen dunkelgrau, gefleckt und punktiert, auf der Unterseite schmutzig gelbbraun, an der Kehle schwarz, am Rückenkamm
gelb oder grau und schwarz gebändert. Die Meerechse lebt in großer Zahl auf den Galapagosinseln, stets aber in unmittelbarer
Nähe der Küste, schwimmt vortrefflich und nährt sich von Algen.
[* 37] Über ihre Fortpflanzung ist trotz ihrer
großen Häufigkeit nichts bekannt.
(Seepocke, BalanusLister), Krustaceengattung aus der Ordnung der Rankenfüßer (Cirripedia) und der Familie
der Meereicheln (Balanidae), mit der kalkigen oder häutigen Endfläche ihres cylinder- oder kegelförmigen, aus sechs im
Kreise
[* 38] stehenden und gegeneinander unbeweglichen Kalkplatten bestehenden Gehäuses auf andern Gegenständen
festsitzende Seetiere, welche dieser Kalkschale halber lange zu den Konchylien gerechnet wurden. Die obere Öffnung kann durch
eine mit zwei Plattenpaaren versehene Membran geschlossen werden.
Von den etwa 50 lebenden Arten ist die Seetulpe (Seeglocke, B. tintinnabulumL.), mit rötlichen, blauen oder
schwärzlichen, längs- und quergestreiften Platten, 5-8 cm hoch, findet sich in den Meeren von Madeira bis zum Kap, von Kalifornien
bis Peru
[* 39] und siedelt sich in oft wunderbarer Menge an Schiffsböden an. Manche Meereichel schmarotzen auf Walen, z. B. Coronula diademaL. auf dem grönländischen Buckelwal, C. balaenarisL. auf dem Südseeglattwal etc. Dabei kommt jeder Art
der Waltiere eine bestimmte Art der Meereicheln zu, und diese nehmen auch ziemlich bestimmte verschiedene Stellen des Körpers
ein.
Sie gehören zu den geselligsten, beweglichsten, muntersten und gemütlichsten aller Affen.
[* 52] Die sehr zahlreichen Arten leben
in größern Gesellschaften Zusammen und richten in Gärten und auf Mais- und Durrafeldern oft große Verwüstungen an. Die
Fortpflanzung scheint an keine bestimmte Jahreszeit gebunden zu sein, bei jeder Herde finden sich gleichzeitig
Säuglinge und Halberwachsene. In der Gefangenschaft pflanzen sich die meisten Arten ohne Umstände fort.
Seit den ältesten Zeiten bekannt ist die grüne Meerkatze (der grüne Affe,
[* 53] C. sabaeusCuv.), in Ostafrika und Abessinien bis zu den
westlichen Zuflüssen des Nils sehr gemein; sie ist 50 cm lang, mit ebenso langem Schwanz, oberseits dunkel
graugrün, an den Extremitäten grau; Ohren und Hände sind schwarz, unten weißlich. Das Gesicht
[* 54] ist hellbraun. Sie wurde schon
von den alten Ägyptern im Haus gehalten. Die rote Meerkatze (Patas, Kallitriche des Plinius, C. ruberCuv.) ist 60-70 cm lang,
mit ebenso langem Schwanz.
Der Pelz ist an der Oberseite goldigrot, an der Unterseite weiß; auch der Backenbart ist weiß; Gesicht, Ohren und Hände sind
schwarz, und um die Augen zieht sich ein fleischroter Ring. Dieser Affe findet sich von Westafrika bis Abessinien, aber spärlicher
als der vorige und mehr in Steppenwaldungen. Er ist mürrisch und reizbar, das gerade Gegenteil des vorigen.
Man findet sein Bildnis auf den ägyptischen Denkmälern und ihn selbst einbalsamiert in den Pyramiden. Die rußfarbene Meerkatze (Mohrenaffe,
C. fuliginosus Geoffr., s.
Tafel »Affen II«)
[* 53] ist 60 cm groß, mit ebenso langem Schwanz. Der Pelz ist auf der Oberseite braunschwarz,
auf der Unterseite grau, das Gesicht ist schwarz, das obere Augenlid fast rein weiß. Dieser Affe lebt an der Küste von Guinea
und kommt wie die beiden ersten häufig nach Europa. Er ist munter, sehr gelehrig, dabei gutmütig.
(Leuchttierchen, Noctiluca), eine zu den Flagellaten gehörige Gattung aus der Klasse der Protozoen (s. d.),
sind Organismen von etwa 1 mmDurchmesser, annähernd kugelförmig, mit deutlicher Membran und
einem fadenförmigen Anhang,
an dessen Basis sich eine rinnenförmige Einbuchtung und eine Öffnung befinden. Sie bestehen aus einer einzigen Zelle
[* 55] mit
Kern und zahlreichen von ihm ausgehenden und zur Membran verlaufenden Protoplasmafäden. An einer Stelle ist die Membran durchbrochen,
und durch diese Art von Mund wird die Nahrung (Diatomeen) aufgenommen und zugleich das Unverdaute wieder ausgestoßen. Die bekannteste
Art, N. miliarisSur. (s. Tafel »Protozoen«),
ist in der Nordsee und im Atlantischen Ozean sehr verbreitet.
Neuerdings ist eine der echten Noctiluca nahestehende Gattung(Leptodiscus medusoides Hertw.)
in Messina
[* 56] entdeckt worden; sie hat die Gestalt einer Schirmqualle und bewegt sich auch gleich dieser durch Öffnen und Zusammenklappen
ihres schirmförmigen Körpers fort. Weites über das Leuchten des Meers s. Meer, S. 417.
(Seeohr, Halĭotis L.), Schneckengattung aus der Gruppe der Vorderkiemer (Prosobranchia)
und der Familie der Haliotidae, mit ohrförmigem, flachem Gehäuse, von welchem die letzte Windung den bei weitem größten
Teil bildet und die Öffnung sehr groß ist. Die Schale ist am linken Rand mit einer Reihe von Löchern versehen, durch welche
das Tier fadenförmige Anhänge des Fußes steckt und das Wasser zu den Kiemen eintreten läßt. Sie ist
außen oft gerunzelt, irisiert aber innen in den schönsten Farben (daher Irismuschel); auch das Tier ist mit farbigen Anhängen
geschmückt. Man kennt mehr als 70 Arten in den Meeren der heißen und gemäßigten Zone, nördlich bis zum Kanal;
[* 59] sie
leben in der Strandzone, besonders an felsigen Küsten, halten sich am Tag verborgen und weiden nachts die Tange ab. Die Schale
wird als Perlmutter zu allerlei Kunstarbeiten benutzt (s. Perlmuscheln).
Jan Andreas van der, Anführer der brabantischen Patrioten 1789, geb. zu Meenen
in Westflandern, trat zuerst in französische Kriegsdienste, in welchen er den Siebenjährigen Krieg mit Auszeichnung mitmachte,
dann 1778 in
¶
mehr
österreichische, aus denen er 1779 mit dem Charakter eines Obersten schied. 1789 schloß er sich den mit der österreichischen
Verwaltung unzufriedenen Belgiern an, übernahm das Kommando der Insurgentenarmee und besiegte die Österreicher bei Turnhout(26. Okt.), eroberte Gent
[* 63] und Brüssel und wurde hierauf von den Belgiern zum Obergeneral der sämtlichen Truppen
ernannt. Infolge von Verdächtigungen seitens der Klerikalen ward er im März 1790 jedoch verhaftet und in der Citadelle von
Antwerpen
[* 64] gefangen gesetzt und erhielt erst durch die vordringenden Österreicher seine Freiheit wieder. Er starb auf
seinem Landgut bei Meenen. Er schrieb Memoiren, die von einem seiner Offiziere herausgegeben wurden (»Mémoires
historiques et pièces justificatives pour Mr. van der Meersch«, Lille
[* 65] 1791, 3 Bde.).
Vgl. van den Bussche, Biographie du général
van der Meersch (Menin 1863).
Mineral aus der Ordnung der Silikate (Talkgruppe), findet sich derb und in Knollen,
[* 66] auch in
Pseudomorphosen nach Calcit, ist weiß oder gräulichweiß, matt, undurchsichtig, mit flachmuscheligem und feinerdigem Bruch,
fühlt sich etwas fettig an, haftet stark an der Zunge, spez. Gew. 0,99-1,28,
Härte 2-2,5, besteht aus wasserhaltiger kieselsaurer Magnesia Mg2Si3O8 + 4H2O, enthält stets auch etwas Kohlensäure
und bis gegen 14 Proz. hygroskopisches Wasser.
Der Meerschaum findet sich lose oder eingesprengt (besonders in Kalk oder Serpentin), in größter Menge und von
schönster Beschaffenheit bei Kiltschik und Eski Schehr in Anatolien, von wo er gegenwärtig fast ausschließlich in den Handel
kommt, außerdem unweit Thiwa in Livadien, zu Valecas bei Madrid,
[* 67] bei Pinheiro in Portugal,
[* 68] Hrubschitz und Neudorf
in Mähren,
[* 69] im Lyubicer Gebirge in Bosnien,
[* 70] in der Krim
[* 71] etc. Der in Anatolien gewonnene Meerschaum bildet einzelne Knollen oder nierenförmige
Stücke, die, frisch gegraben, weich wie Wachs sind, an der Luft aber unter Bildung zahlreicher Risse schnell erhärten und zur
Vermeidung dieser letztern sehr vorsichtig getrocknet werden müssen.
Man befreit ihn dann von der bräunlichgelben Rinde und allen Verunreinigungen und bringt ihn nach Brussa,
wo er sortiert und besonders nach Wien, Leipzig,
[* 72] Paris
[* 73] und Nordamerika
[* 74] versandt wird. Im spezifischen Gewicht, in der Weichheit
und Gleichmäßigkeit der Masse und in der Farbe zeigt der Meerschaum große Verschiedenheiten, und namentlich enthält
er oft Einschlüsse von opalartiger Masse, welche die Verarbeitung sehr erschweren. Man benutzt ihn fast ausschließlich zu
Pfeifenköpfen und Zigarrenspitzen, während die Römer
[* 75] wahrscheinlich kostbare Gefäße daraus geschnitten haben. In Europa
entstanden die ersten Fabriken zur Verarbeitung von Meerschaum im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts zu Lemgo und etwa um
dieselbe Zeit in Ruhla, wo schon 1800 in 27 Fabriken 150 Personen beschäftigt waren.
Hier wurden auch zuerst die Abfälle zu einer schneidbaren Masse verarbeitet und so der künstliche Meerschaum (Masse) gewonnen, welcher
gegenwärtig in großer Menge verarbeitet wird. Auch Nürnberg
[* 76] und Paris liefern Meerschaumwaren; Hauptsitz der Industrie ist
aber Wien, wo jährlich etwa 100,000 Meerschaumpfeifen gefertigt werden. Zur Darstellung des künstlichen
Meerschaums werden die Abfälle sehr sorgfältig gewaschen, zerstampft oder gemahlen, mit Wasser angerührt und durch wiederholtes
Sieben des Schlammes und Vermahlen der Rückstände in einen höchst zarten Schlamm verwandelt.
Die besten Imitationen sind dem natürlichen Meerschaum ungemein ähnlich, und nur der Kenner vermag sie von diesem zu unterscheiden;
an Dauerhaftigkeit und Anrauchfähigkeit stehen sie ihm aber weit nach. Beide werden im feuchten Zustand verarbeitet, dann
aber getrocknet, in geschmolzenen Talg oder Walrat gelegt, bis sie an den Rändern durchscheinend geworden sind, abgeschliffen,
poliert, getrocknet und in geschmolzenes Wachs gebracht. Durch diese Behandlung mit Fett wird der Meerschaum fester, dauerhafter, politurfähiger,
und vor allem raucht er sich dann gleichmäßiger an. Die sogen. Ölköpfe oder RuhlaerKöpfe, welche
beim Rauchen eine marmorartige, bunte Farbe annehmen, werden aus unreinem, wolkigem, geädertem Meerschaum hergestellt, indem man sie
nach dem Eintauchen in Talg und dem Polieren mit dünnflüssigem Leinölfirnis tränkt, bei 50° trocknet, wieder mit Firnis
behandelt und von neuem trocknet; bisweilen gibt man ihnen auch gleich die braune Farbe, indem man sie
in einer eisernen Bratröhre genügend stark erhitzt. Schwarz gefärbte Meerschaumköpfe sind gegenwärtig nicht mehr beliebt.
Vgl. Raufer, Meerschaum- und Bernsteinwarenfabrikation (Wien 1876);
Tomasek, Pfeifenindustrie (Weim. 1878);
Ziegler, Geschichte
des Meerschaums (2. Aufl., Dresd. 1883).
(CaviaKlein), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere
[* 78] und der Familie der
Meerschweinchen (Caviina), gedrungen gebaute Tiere mit kurzen Ohren und Füßen, an den vordern vier, an den hintern drei Zehen, großen, oben
gekielten, hufähnlichen Nägeln, ohne Schwanz. Das gemeine Meerschweinchen (CavĭacobayaSchreb.), 20-24 cm lang, in bunter Mischung schwarz,
rot, gelb und weiß gezeichnet, ist im wilden Zustand nicht bekannt, in Südamerika
[* 79] seit Jahrhunderten
als Haustier eingeführt und bei uns wahrscheinlich durch die Holländer um die Mitte des 16. Jahrh. bekannt geworden. Es ist
ein weitverbreitetes, überall beliebtes Haustier, sehr zahm und vollkommen harmlos, mit jedermann befreundet, aber nicht
sehr anhänglich.
Dabei läßt es sich leicht erhalten, frißt allerlei Pflanzenstoffe und wirft zwei- bis dreimal im Jahr
2-5, in heißen Ländern bis 7 Junge, welche nach 6-7 Monaten fortpflanzungsfähig sind. Das Meerschweinchen zeigt sich ziemlich gewandt,
läuft nicht eben rasch, hält sich paarweise zusammen und ist sehr reinlich. Gegen Kälte und nasse Witterung ist es sehr
empfindlich. Seiner grunzenden Stimme verdankt es den Namen. Die Aperea(C. apereaWagn.), irrtümlich für
den Stammvater des Meerschweinchens gehalten, ist 26 cm lang, 9 cm hoch, auf der Oberseite braungelb, auf der Unterseite gelblichgrau,
an den Füßen bräunlichweiß, im Sommer heller gefärbt. Sie bewohnt Paraguay,
[* 80] die Pampas von Buenos Ayres
[* 81] und
Brasilien,
[* 82] lebt gesellig im Gras und Gebüsch der Felder, hält sich am Tag verborgen, fällt leicht allen Raubtieren zur Beute,
richtet in GärtenSchaden an und wirft nur einmal im Jahr zwei Junge. In der Gefangenschaft wird sie sehr zahm und pflanzt
sich auch leicht fort. Der Pelz ist wertlos, das Fleisch wird von Indianern gegessen.
Zeremonie der Seefahrer, welcher sich vornehmlich diejenigen unterziehen müssen, welche die Linie oder auch
den Wendekreis des Krebses, die Meerenge von Gibraltar,
[* 87] das Vorgebirge der Guten Hoffnung, das KapHorn und andre dergleichen merkwürdige
Orte zum erstenmal passieren. Einer von den Matrosen stellt den Neptun vor, andre seine Untergebenen; sie
erbitten sich die Erlaubnis zur Taufe vom Kapitän und schreiten alsdann zur Ausführung. Mit zeremonieller Feierlichkeit werden
die Neulinge auf eine große Balje gesetzt, die voll Seewasser ist, barbiert, gesegnet und schließlich in die Bütte gestülpt;
je nach der Phantasie und Begabung der Leute ist die Sache mehr oder weniger feierlich.
[* 83] mythisches Geschöpf von der Gestalt eines Weibes mit meergrünen Haaren und nach
unten in einen Fisch endigend, besonders in den Sagen des südlichen und westlichen Europa auftretend.
Als heraldisches Zeichen
ist das Meerweibchen (Melusine) orientalischen Ursprungs, häufig bekrönt, mit oder ohne Arme, ein- oder doppelschwänzig (s. Figur).
(engl., spr. mihting), in England und Nordamerika eine öffentliche Versammlung, welche an einem vorher bestimmten
Ort behufs der Beratung über einen Gegenstand von allgemeinem Interesse abgehalten wird;
auch Name der gottesdienstlichen Zusammenkünfte
der Dissenters, deren Bethäuser daher Meeting-houses heißen.
die spätere, wohlbefestigte Bundeshauptstadt Arkadiens, nach der Schlacht bei Leuktra
von Epameinondas durch Vereinigung der
Bewohner von 40 kleinen FleckenArkadiens zum Schutz gegen die Spartaner gegründet und 368 v. Chr.
vollendet, lag in einer Thalmulde am Fluß Helisson und hatte mit ihrem gesamten Gebiet 60-70,000 Einw. Nach Alexanders d. Gr.
Tode traten in Megalopolis Tyrannen auf, deren letzter, Lydiades, freiwillig seiner Herrschaft entsagte und die
Stadt dem Achäischen Bund zuführte. Sie ward deshalb vom König Kleomenes III. von Sparta 222 erobert, geplündert und größtenteils
zerstört. Jetzt liegen dort die Felder des Dorfs Sinano, zwischen welchen Reste des Theaters, einer Rennbahn und mehrerer Tempel
[* 96] sich finden. ist Geburtsort des FeldherrnPhilopömen und des Geschichtschreibers Polybios.
(griech.), das Vergrößertsehen der Objekte als Folge gewisser Funktionsstörungen der Akkommodationsmuskeln,
wodurch das Urteil über die Entfernung der Objekte getrübt wird.
1) uralte, von Karern gegründete Hauptstadt der altgriech. LandschaftMegaris, der InselSalamis gegenüber, bestand aus drei Teilen: der alten pelasgischen Burg Karia, der neuern, von Alkathoos erbauten und nach
ihm benannten Burg und der am Fuß beider gelegenen eigentlichen Stadt, wozu noch die Hafenstadt Nisäa mit der davorliegenden
befestigten (jetzt aber landfesten) Insel Minoa kam, zu welcher seit 455 lange Mauern hinabführten. Die
Burg Karia enthielt den berühmten Tempel der Demeter,
[* 98] das Megaron; in der eigentlichen Stadt befanden sich Tempel des olympischen
Zeus,
[* 99] des Dionysos
[* 100] und der Aphrodite,
[* 101] ein Gymnasium, das Heroon des Alkathoos etc. In Megara hatte die Philosophenschule des Eukleides
ihren Sitz.
Stark befestigt und bis auf den Peloponnesischen Krieg mächtig, sank Megara später infolge der unaufhörlichen Überfälle der
Athener mehr und mehr und wird in der Geschichte nur noch selten erwähnt. SeinFall datiert aus dem 5. Jahrh. n. Chr. Das neue
ist Hauptstadt einer Eparchie im NomosAttika und Böotien mit 5348 Einw. -
2) Megara, mit dem Zunamen Hybläa, Stadt auf der Ostküste von Sizilien,
[* 102] nördlich von Syrakus,
[* 103] um 725 v. Chr. von Doriern aus Megara
gegründet, berühmt durch ihren Honig. Später durch Gelon unterworfen, sank sie zur syrakusischen Landstadt herab und wurde 214 von
den Römern zerstört.
kleine, von Bergen
[* 105] und Meer rings umschlossene Landschaft zwischen dem KorinthischenIsthmus und Attika im alten
Griechenland,
[* 106] ward von Attika durch das Ikarion, einen südöstlich gerichteten Zweig des Kithäron, und den Unterlauf des Baches
Japis, von Korinth
[* 107] durch das Geraneiagebirge (1370 m, heute Makryplagi) geschieden, welches im SO.
bis hart an den Saronischen Busen herantritt.
¶
mehr
Dort erheben sich die berühmten Skironischen Felsen, über welche jener der Sage nach vom RäuberSkiron unsicher gemachte schmale,
von Hadrian aber durch großartige Unterbauten für zwei Wagen erweiterte, sehr gefährliche Weg (jetzt Kaki-Skala, »schlimmer
Paß«)
[* 109] aus Megara nach Korinth führte. Die Megarer trieben bedeutende Schafzucht und verfertigten aus der
gewonnenen Wolle grobe Mäntel. Getreide
[* 110] brachte das Land wenig hervor, dagegen viel Gemüse, Knoblauch, Zwiebeln und Feigen.
Die Produkte aus dem Mineralreich waren feiner, weißer Thon, woraus berühmte Töpferarbeiten verfertigt wurden, weißer Muschelmarmor
und Seesalz. Die Megarer, zu den besten Seeleuten Griechenlands gehörig, trieben frühzeitig bedeutende Schiffahrt und Handel
und gründeten viele Kolonien, wie Megara (Hybläa) in Sizilien, Astakos, Chalcedon, Byzanz etc. Durch die
Dorisierung des vorher ionischen und zu Attika gehörigen Ländchens wurde der Zwiespalt mit Athen
[* 111] hervorgerufen, welch letzteres
Megaris im Peloponnesischen Krieg arg mitnahm. Die Megarer standen im Ruf der Verstellung und Falschheit, daher der sprichwörtliche
Ausdruck »megarische Thränen«. Hauptstadt der Landschaft war Megara (s. d. 1).
Die Gegenstände werden wie bei der gewöhnlichen Laterna magica den Linsen gegenübergestellt
und durch eine seitlich angebrachte Vorrichtung an der vordern Seite sehr stark beleuchtet.
griech. Geschichtschreiber, ging um 300 v. Chr. als Gesandter des SeleukosNikator zu dem indischen König
Sandrokottos und sammelte dort Material für sein Werk »Indica«, aus dem Arrian, Diodor und Strabon viel entlehnt haben.
Die
noch vorhandenen Fragmente sammelten Schwanbeck (Bonn 1846) und Müller in »Fragmenta historicorum graecorum«,
Bd. 2 (Par. 1848).
Cuv. (Riesenfaultier), ausgestorbene Gattung aus der Familie der Gravigraden und der Ordnung der Zahnlücker
[* 115] (Edentata, Bruta), verbindet mehrere Charaktere der Faultiere mit denen der Ameisenfresser und füllt daher die zwischen
beiden
so auffällige Lücke aus. Der Kopf war kurz, mehr oder weniger abgerundet, die Füße waren kurz, äußerst
stark, gedrungen, die vordern vier- oder fünfzehig, die hintern drei- oder vierzehig, die äußern Zehen mit kurzen Nägeln,
die mittlere mit starken Grabkrallen. Der Schwanz war mittellang, breit, stark. Die Zähne waren wie die aller
Edentaten schmelzlos und am untern Ende offen. AlleArten sind amerikanisch.
Megatherium CuvieriDesm. (Tafel »Tertiärformation II«)
war ein Tier von mittlerer Elefantengröße. Ein vollständiges Skelett
[* 116] ist im Diluvialsand der Pampas 1789 bei Buenos Ayres,
ein andres gegenwärtig zu Madrid aufgestelltes bei Lima,
[* 117] noch andre sind in Paraguay und im Rio Salado
[* 118] aufgefunden
worden. Das Tier besaß ein ungemein großes Becken und sehr große, vorn vier-, hinten dreizehige Gliedmaßen mit sehr großem
Nagelglied sowie einen enorm dicken, langen Schwanz; es war dem Faultier am nächsten verwandt, konnte aber sicherlich nicht
klettern.
Die mit ihm gefundenen Tierreste gehörten zum Teil einem Tier derselben Familie, MylodonrobustusOw. (s.
Tafel »Tertiärformation II«)
[* 119] an. Dies war bis 4 m lang, vielleicht ein Klettertier mit ebenfalls enormem Becken, fünf Zehen
vorn, vier hinten, von denen aber, wie beim Megatherium, immer nur drei Krallen trugen. Ein drittes in dieselbe Gruppe gehöriges Tier,
das namentlich in Nordamerika (Virginia) angetroffen wurde, ist MegalonyxJeffersoniHarl., mit Vorderfüßen,
die weit kürzer als die hintern waren, von Ochsengröße, trotzdem vielleicht Klettertier.
elKebur, Hauptort der ägypt. Provinz Gharbie im Nildelta, an einem Nilarm und der Eisenbahnstrecke Tanta-Damiette,
mit (1882) 27,851 Einw. und Fabriken von Leinwand, Baumwollenzeug und Salmiak.