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Stadtrechte und war zur Zeit der siebenbürgischen Fürsten häufig der Sitz des Landtags. In der Nähe das Bad [* 2] Baasen mit jod- und bromnatriumhaltigen Kochsalzquellen.
Vgl. Gräser, [* 3] Geschichte der Stadt Mediasch (Hermannst. 1862).
Stadtrechte und war zur Zeit der siebenbürgischen Fürsten häufig der Sitz des Landtags. In der Nähe das Bad [* 2] Baasen mit jod- und bromnatriumhaltigen Kochsalzquellen.
Vgl. Gräser, [* 3] Geschichte der Stadt Mediasch (Hermannst. 1862).
(lat.), Mittelfell, der mittlere Teil des Brustfells, der vom Brustbein zur Wirbelsäule zieht und so die Brusteingeweide einhüllt.
Mediastinītis, Entzündung des Mittelfells mit den Formen und Charakteren der Brustfellentzündung und meist wohl in Verbindung mit solchen.
(spätlat., »mittelbar«) hießen im alten Deutschen Reich im Gegensatz zu immediat (s. d.) solche Herrschaften oder Besitzungen, welche nicht unmittelbar unter dem Reich standen, sondern einem Reichsstand untergeben waren. S. Mediatisieren.
(franz., spr. -tör, »Vermittler«),
in der Politik und im Völkerrecht Bezeichnung derjenigen Macht, welche zwischen andern Mächten obwaltende Streitigkeiten auf dem Weg der Unterhandlung beizulegen sucht. So wurde z. B. 1866 von Österreich [* 4] im Kriege gegen Preußen [* 5] und Italien [* 6] die Vermittelung Frankreichs in Anspruch genommen. Eine solche Vermittelung (Mediation) ist wesentlich verschieden von der schiedsrichterlichen Entscheidung, insofern bei jener die untereinander uneinigen Mächte zwar darin einverstanden sind, daß von einer dritten oder mehreren vermittelnden Mächten Vergleichsvorschläge gemacht werden möchten, aber darum sich doch nicht verpflichten, dieselben auch anzunehmen, während bei dieser die feindlichen Mächte gehalten sind, sich dem schiedsrichterlichen Ausspruch der vermittelnden Macht zu unterwerfen. Die Mediation wird zur Intervention (s. d.), wenn sie ihren Vorschlägen durch Zwangsmittel Geltung zu verschaffen sucht.
(lat.), Vermittelung, s. Mediateur;
einen bisher selbständigen Staat der Landeshoheit des Souveräns eines andern Staatswesens unterwerfen. Der Ausdruck hängt mit der Reichsunmittelbarkeit zur Zeit des frühern Deutschen Reichs zusammen. Damals unterschied man zwischen reichsunmittelbaren und mittelbaren Reichsangehörigen, je nachdem dieselben, wie die reichsfreien Städte, die geistlichen und weltlichen Kurfürsten und sonstige Fürsten, Grafen und Herren, direkt unter dem Kaiser standen, also dem Reich »ohne Mittel« unterstellt, oder je nachdem sie außer Kaiser und Reich noch einem Territorialherrn unterworfen waren.
Nachdem nun (1801) im Lüneviller Frieden das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten worden war, bewirkte man die Entschädigung der Reichsfürsten, die dort Besitzungen verloren, dadurch, daß die geistlichen Territorien weltlichen Staaten einverleibt (»säkularisiert«),
und daß die meisten freien Reichsstädte »mediatisiert«, d. h. aus reichsunmittelbaren (immediaten) zu mittelbaren (mediaten) Städten gemacht, wurden, indem man sie weltlichen Territorien einverleibte. Damals schmolz die Zahl der freien Reichsstädte von 51 auf 6 zusammen. Außerdem erfolgte die Mediatisierung vieler fürstlicher und gräflicher Reichsstände. Der Reichsdeputationshauptschluß vom brachte diese Mediatisierung nur zu einem vorläufigen Abschluß; denn die Auflösung des Reichsverbandes (1806) und die Gründung des Rheinbundes brachten weitere territoriale Veränderungen.
Die gesamte Reichsritterschaft sowie viele Reichsstände, z. B. die Fürsten von Bentheim, die Grafen von Erbach, Giech und Kastell, die Fürsten von Fürstenberg, Hohenlohe, Leiningen, Löwenstein, Pappenheim, Sayn und Wittgenstein, Schönburg und Schwarzenberg, wurden damals Rheinbundesfürsten unterworfen. Andre Fürsten verloren noch während der Rheinbundeszeit und während der Freiheitskriege ihre Selbständigkeit. Auch diese Fürsten werden Mediatisierte genannt, obwohl die Reichszentralgewalt damals bereits hinweggefallen und damit der Unterschied zwischen Reichsunmittelbaren und Reichsmittelbaren eigentlich gegenstandslos geworden war.
Ebenso hat man es, obwohl sprachlich unrichtig, als Mediatisierung bezeichnet, als zur Zeit des Deutschen Bundes die Fürsten von Hohenzollern [* 8] ihre Souveränitätsrechte an Preußen abtraten und die hohenzollernschen Lande der preußischen Monarchie einverleibt wurden. Jetzt ist für die Mitglieder derjenigen fürstlichen und gräflichen Häuser, welche vormals Reichsstandschaft, d. h. Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatten, die Bezeichnung »Standesherren« die üblichere, und verschiedene Standesvorrechte derselben bestehen noch jetzt zu Recht (s. Standesherren).
mediatorisch (mediativ), vermittelnd.
Mediävalschrift, eine Art gotischer Druckschrift;
Mediävist, eine dem Mittelalter angehörende Persönlichkeit, z. B. Schriftsteller.
L. (Luzerne, Spargelklee, Schnecken-, Sichelklee), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter, sehr selten Sträucher, mit fiederig dreizähligen Blättern, die Nerven [* 9] der Blättchen häufig in Zähne [* 10] auslaufend, gelben oder violetten, meist kleinen Blüten in Köpfchen oder Trauben und spiralig oder schneckenförmig gewundener, ein- bis vielsamiger Hülse. [* 11] Etwa 40 Arten, meist in den Mittelmeerländern. Medicago sativa L. (gewöhnliche Luzerne, blauer Klee, ewiger Klee, Sinfin), perennierend, mit aufrechtem, bis 1 m hohem, ziemlich kahlem Stengel, [* 12] zerstreut behaarten, vorn stachelspitzig gezahnten, abgerundeten oder gestutzten Blättchen, ganzrandigen, pfriemenförmigen Nebenblättern, violetten oder bläulichweißen Blüten in länglichen, vielblütigen Trauben und angedrückt behaarten Hülsen mit 2-3 Windungen, stammt aus Südeuropa, ist bei uns verwildert und wird viel als perennierende Futterpflanze gebaut.
Sie verlangt warm gelegenen, sehr tiefgrundigen, kräftigen Boden, gedeiht am besten in gutem Kalkmergelboden und bleibt bei uns 5-6, in Südfrankreich aber 10-15 Jahre stehen und gibt dort 4, bei uns 3 Schnitte. Vermöge ihrer bis 2,5 m eindringenden Wurzel [* 13] trotzt sie der größten Dürre, während sie in kalten, nassen Jahren minder gut gedeiht. Sie ist besonders wertvoll für wiesenarme Gegenden, da sie eine bedeutende Masse Kleeheu für den Winter gewährt. Man säet sie am besten nach reiner Brache oder nach Hackfrüchten und benutzt als Schutzfrucht Leindotter oder grün abzubringenden Hafer [* 14] oder Gerste, [* 15] auch Buchweizen.
Auf 1 Hektar braucht man bei breitwürfiger Saat 30-40, bei Drillsaat 25-33 kg. Nach dem zweiten und dritten Nutzjahr muß man die zwischen der Luzerne angesiedelten Gräser mit der Egge [* 16] entfernen und auch wohl Kompost streuen;
gipsen fördert hier wie beim Klee. Medicago media Pers. (Sandluzerne) ist der vorigen sehr ähnlich;
die Blüten sind meist erst gelblich, dann grün, zuletzt bläulich, oft gelblich- oder bläulichweiß oder bräunlich;
die Hülsen machen nur ¾-2 Windungen.
Sie ist im Kalkland sehr gemein, gedeiht gut in leichtem, warmem Boden und verträgt niedrigere Bodenqualitäten als die vorige; sie hält 5-6 Jahre aus, ¶
gibt aber jährlich nur 2 Schnitte; ihr Heu ist ebenso nahrhaft wie das der gewöhnlichen Luzerne. Medicago falcata L. (schwedische Luzerne), mit ästigem, niederliegendem oder aufsteigendem Stengel, gelben Blüten in kurzen Trauben und sichelförmigen Hülsen. Man hält die Sandluzerne für einen Bastard von Medicago sativa und Medicago falcata, wahrscheinlich aber gehören alle drei nur einer Art an und sind lediglich Kulturformen. Die schwedische Luzerne liebt leichtes, kalk- oder sandmergeliges Erdreich und macht an Klima, [* 18] Lage und Untergrund weniger Ansprüche; gibt aber auch nur einen guten Schnitt nahrhaften Futters. Medicago lupulina L. (gelber Klee, Wolfsklee, Steinklee, Hopfenklee), ein- und zweijährig, mit niederliegendem oder aufsteigendem Stengel, verkehrt-eiförmigen, ausgerandeten, vorn gezahnten Blättchen, gelben Blüten in ährigkopfigen Trauben und nierenförmigen, eingerollten, gedunsenen Hülsen, findet sich auf Wiesen und Wegrändern, eignet sich zur Kultur auf thonmergeligen Feldern niederer Qualität, auf Bergebenen, selbst mit nassem Untergrund, auch auf kalkmergeligen Bergfeldern und in sandreichen Ebenen im Gemenge mit weißem Klee, gibt einen schönen Schnitt und dann gute Weide. [* 19] Der Samenbau der Medicago sativa und Medicago media wird vorzugsweise in Südfrankreich, der Provence und Italien betrieben, während Medicago lupulina fast ausschließlich von Mittel- und Niederschlesien bezogen wird. - Der Luzernebau wurde durch die Perserkriege den Griechen bekannt, kam zwischen 150 und 50 v. Chr. nach Italien und 100 Jahre später nach Spanien. [* 20]
Die Römer [* 21] nannten die Pflanze nach ihrer ursprünglichen Heimat Medica und priesen sie als treffliches Futtergewächs. Von Spanien gelangte die Luzerne etwa im 15. Jahrh. nach Frankreich und 1565 nach Belgien. [* 22] Die Provençalen erhielten dieselbe aber aus Italien und nannten sie nach einem italienischen Ort Clauserne, woraus unser Luzerne geworden ist; letzterer Name stammt indes erst aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, da die Luzerne früher burgundisches Heu oder welscher Klee genannt wurde. Um 1570 hatte die Luzerne bereits in Deutschland [* 23] Eingang gefunden, machte aber im 17. Jahrh. kaum Fortschritte und taucht um 1730 plötzlich bei Erfurt [* 24] wieder auf, wohin sie wahrscheinlich von Mainz [* 25] aus gelangt war, und von wo sie sich nun bald weiter verbreitete.
s. Florenz, ^[= (ital. Firenze, lat. Florentia), ital. Provinz in der Landschaft Toscana, wird im N. von den ...] [* 26] S. 381 f.
Venus, s. Aphrodite. ^[= (lat. Venus), in der Mythologie der Griechen die Göttin der Liebe und Schönheit. Ursprünglich ...] [* 27]
(spr. mehditschi, Mediceer), das berühmteste Geschlecht des florentinischen Staats, welches, aus dem Mugello, dem Hügelland nördlich von Florenz, gebürtig, schon im 13. Jahrh. durch glückliche Handelsunternehmungen zu Reichtum und Macht gelangt war. Zuerst 1291 erscheint ein Ardingo de' Medici unter den Prioren der Zünfte von Florenz. Avirardo de' Medici war 1314 Gonfaloniere. Die Medici gehörten zu den angesehenen Popolanenfamilien, welche die Herrschaft der Grandi bekämpften.
Nach dem Wappen [* 28] der Medici, den Palle (rote Kugeln), hießen ihre Anhänger Palleschi. In dem Kampf der Ricci und Albizzi nach Walters von Brienne Vertreibung 1343 schlossen sich die Medici den erstern an. Bartolomeo de' Medici versuchte 1360 vergeblich eine Erhebung gegen die herrschende Guelfenoligarchie. Sein Bruder Salvestro de' Medici, 1378 beim Ausbruch des Aufstandes der Ciompi Gonfaloniere di Giustizia, unterwarf die oligarchisch-aristokratische Verfassung einer Änderung.
Durch dessen Verbannung aus Florenz seit 1381 dem öffentlichen Leben mehr entrückt, vermehrten die Medici durch glückliche Handelsunternehmungen ihr Vermögen außerordentlich und galten seit Salvestros Zurückberufung für die Häupter der Volkspartei. Salvestro stürzte die Partei der Albizzi vollends und gewann durch die Gunst des Volkes eine fast unbeschränkte Macht. Sein Sohn Veri de' Medici wurde, da er der Aufforderung des Volkes, sich in dem Kampf gegen die wieder emporgekommenen Albizzi an seine Spitze zu stellen, nicht entsprach, 1393 samt seiner ganzen Familie aus Florenz verbannt.
Ein Versuch, sich 1400 mit Waffengewalt die Rückkehr zu erzwingen, scheiterte, und eine neue Verschwörung, an deren Spitze der Herzog von Mailand [* 29] stand, wurde entdeckt und brachte den meisten Gliedern des Mediceischen Hauses den Untergang. Die Übriggebliebenen vergrößerten jedoch durch fortgesetzte Handelsthätigkeit ihren Reichtum, und ihr damaliges Haupt Giovanni di Bicci, Avirardos Sohn (geb. 1360), der durch geschickte Spekulationen sich ein großes Vermögen erworben und auch als Diplomat seiner Vaterstadt große Dienste [* 30] geleistet hatte, stieg 1421 wieder zum Gonfaloniere empor. Nach seinem Tod trat sein Sohn Cosimo de' Medici, geb. 1389 (vgl. Fabroni, Cosmi Medicei vita, Pisa [* 31] 1780), an die Spitze der Volkspartei und verschaffte sich durch Freigebigkeit einen starken Anhang.
Kaum war jedoch 1433 Rinaldo, das Haupt der Albizzi, an die Spitze der Regierung gelangt, als derselbe Cosimo verhaften, verräterischer Verbindungen mit Francesco Sforza beschuldigen und auf zehn Jahre aus der Republik verbannen ließ. Schon nach einem Jahr setzten jedoch Cosimos Freunde seine Rückberufung und Rinaldos Verbannung durch, und jener behauptete sich im Besitz außerordentlicher Befugnisse fortan ohne Waffengewalt, allein gestützt auf seine großen Reichtümer, die er mit der edelsten Freigebigkeit zum Besten der Einzelnen und des Vaterlandes verwandte, und auf seine klare Durchschauung der Verhältnisse, als das Haupt der Republik.
Seine Staatsverwaltung war ebenso glücklich wie glänzend, und Florenz erkannte ihm nach seinem Tode den Beinamen »Vater des Vaterlandes« zu. Cosimo war zugleich ein Mann von Geschmack, den er namentlich in prachtvollen Bauten bekundete, sowie von großer Gelehrsamkeit und der thätigste Beförderer der Wissenschaften und Künste, wie denn nach Konstantinopels Fall 1453 viele gelehrte Griechen bei ihm Aufnahme fanden. In den letzten Jahren zog er sich mehr von den Geschäften zurück und überließ die Regierung einer gewissenlosen, habsüchtigen Oligarchie, welche nach seinem Tod unter Luca Pittis Führung sogar Cosimos kränklichen Sohn Piero (geb. 1416) von der Herrschaft zu verdrängen suchte. Indes die Anhänglichkeit des Volkes an die Medici vereitelte ihr Unternehmen. Piero, der seinem Vater an Geist und politischem Scharfsinn weit nachstand, ihn aber an Herzensgüte und Rechtsgefühl übertraf, regierte nun in Frieden bis zu seinem Tod
An seine Stelle traten seine beiden noch sehr jungen Söhne Lorenzo (geb. mit dem Beinamen il Magnifico (der Herrliche), und Giuliano I. Beide Brüder waren von den ersten Gelehrten ihrer Zeit, Gentili von Urbino, Christoph Landini, Argyropulos, Ficinus etc., unterrichtet worden, und namentlich zeichnete sich Lorenzo als Dichter und Redner aus. 1466 besuchte er die verschiedenen italienischen Höfe, vermählte sich 1469 mit Clarissa Orsini und übernahm in demselben Jahr mit seinem Bruder die Regierung des florentinischen Staats. Den hohen Ruhm, den er erlangt hat, verdankt er seiner Klugheit und Gewandtheit, der ¶
Liebenswürdigkeit seines Charakters, der Vielseitigkeit seines Geistes und seiner Bildung und seinem feinen Sinn für Kunst und Wissenschaft. Er machte Florenz immer mehr zum Sammelplatz von Gelehrten und Künstlern, unter denen Demetrios Chalkondylas, Angelo Poliziano, Christoforo Landini, Pico von Mirandola, Granacci, Teragiani und Michelangelo, sein täglicher Tischgenosse, hervorzuheben sind, verschönerte die Stadt durch öffentliche Gebäude und andre Anlagen, stiftete eine Schule der zeichnenden Künste und stattete sie mit Kunst- und litterarischen Schätzen aus; namentlich bereicherte er auch die von Cosimo gestiftete Mediceische Bibliothek.
Gleichwohl zettelten die Pazzi, nächst den Medici das erste Geschlecht in Florenz, im Einverständnis mit Papst Sixtus IV., dem Kardinal Riario und dem Erzbischof von Pisa, Francesco Salviati, eine Verschwörung gegen die Brüder an, und Giuliano fiel als Opfer derselben im Dom. Das Volk nahm aber blutige Rache an allen Verschwornen und erklärten Feinden der Medici. Der Erzbischof selbst wurde an einem Fenster des Signorienpalastes aufgehängt. Sixtus IV. that hierauf die Florentiner [* 33] in den Bann und bot in Gemeinschaft mit Ferdinand I. von Neapel [* 34] ein Heer gegen sie auf.
Aber Lorenzo gewann durch eine heimliche Reise nach Neapel den König für sich. Auch der Papst söhnte sich bald darauf (1480) mit der Republik aus. Die Wiederherstellung des Friedens in Italien befestigte Lorenzos Ansehen ungemein, und seine Ansprüche auf fürstliche Gewalt traten jetzt offener hervor. Er wußte es durchzusetzen, daß einer permanenten Versammlung von 70 Bürgern die Leitung bei der Besetzung der öffentlichen Ämter und die höchste Entscheidung aller Angelegenheiten übergeben ward.
Durch Vorschüsse an Unbemittelte, fürstlichen Aufwand, gänzliche Vernachlässigung der Handelsgeschäfte brachte er jedoch den Wohlstand seines Hauses so tief herunter, daß nur dadurch ein Bankrott verhindert ward, daß die Republik Lorenzos Schulden für die ihrigen erklärte. Lorenzo starb Von seinen Werken, 1826 zu Florenz in einer Prachtausgabe auf Kosten des Großherzogs Leopold II. in 4 Bänden erschienen, sind hervorzuheben: »Stanze bellissime« (»Le [* 35] selve d'amore«, Pesaro 1513);
»Poesie volgari« (Vened. 1554);
»Rime sacre« (Flor. 1680, Bergamo 1763; in Auswahl, Lond. 1801).
Sein Leben beschrieben Fabroni (Pisa 1784, 2 Bde.),
Roscoe (Lond. 1796; deutsch, Leipz. 1861) und namentlich v. Reumont (»Lorenzo de' und seine Zeit«, das. 1874, 2 Bde.).
Vgl. auch Buser, Lorenzo de' als italienischer Staatsmann (Leipz. 1879).
Lorenzos jüngster Sohn, Giovanni, bestieg 1513 als Leo X. (s. d.) den päpstlichen Stuhl. Der ältere, Piero II., geb. trat nach seines Vaters Tod 1492 an die Spitze der florentinischen Republik, vermochte jedoch nicht das Ansehen seines Vorgängers zu behaupten, machte sich durch seine Gelüste nach der Fürstenwürde bald verhaßt und ward, als er 1494 dem in Italien einfallenden König Karl VIII. von Frankreich mehrere wichtige Plätze einräumte, samt seinen Brüdern geächtet; ihr Palast ward geplündert und Florenz von den Franzosen besetzt.
Mehrere Versuche, mit gewaffneter Hand [* 36] sich die Rückkehr zu erzwingen, mißlangen, und Piero begab sich endlich zu den französischen Truppen in Neapel. Als diese am Ufer des Garigliano von Gonsalvo de Cordova überfallen wurden, ertrank Piero bei der Flucht in dem Fluß. Der dritte Bruder, Giuliano II. de' Medici, erlangte unter dem Schutz spanischer Truppen im September 1512 wieder Aufnahme in Florenz und brachte die Regierung von neuem in seine Hände, entsagte jedoch 1513 derselben, zog sich nach Rom [* 37] zurück, erhielt von Franz I. von Frankreich den Titel eines Herzogs von Nemours und starb 1516. Der Sohn Pieros II., Lorenzo II. de' Medici, geb. ward von seinem Oheim, dem Papst Leo X., 1516 zum Herzog von Urbino ernannt, nachdem er den bisherigen Herzog vertrieben hatte, vermählte sich 1518 mit einer französischen Prinzessin, starb aber schon Seine Tochter war die nachherige Königin von Frankreich, Katharina von Medici. Nach dem Tod Lorenzos war der einzige rechtmäßige Nachkomme des von Cosimo dem ältern abstammenden Zweigs der Mediceischen Familie der Papst Leo X. Doch existierten noch einige uneheliche Sprößlinge dieser Linie, nämlich Giulio, ein Sohn des 1478 ermordeten Giuliano I., dem nach dem Tod Lorenzos von Leo X. die Regierung in Florenz übertragen, und der 1523 unter dem Namen Clemens VII. Papst wurde.
Ein unehelicher Sohn Giulianos II. war Ippolito de' Medici (geb. 1509), der von Clemens VII. zum Kardinal ernannt, aber von seinem Vetter Alessandro, einem etwas jüngern unehelichen Sohn Lorenzos II., 1535 vergiftet wurde. Dieser Alessandro leitete den Staat, der noch immer den Namen Republik trug, bereits seit 1523 mit fürstlicher Gewalt; 1527 vertrieben, ward er 1530 von Kaiser Karl V. zurückgeführt und zum Haupt von Florenz ernannt. Von der Partei seines Hauses in der Stadt zum erblichen Herzog ausgerufen, herrschte er als Tyrann, ließ 1534 eine Citadelle anlegen und die Bürger entwaffnen und schändete die Frauen der edelsten florentinischen Geschlechter. Er ward von seinem Vetter Lorenzino, der in vierter Generation von Cosimos des ältern Bruder Lorenzo (gest. 1440) abstammte, und den dann 1548 zu Venedig [* 38] das gleiche Schicksal traf, ermordet. Von demselben Bruder Cosimos stammte Giovanni de' Medici, »dalle bande nere« (von den von ihm befehligten Söldnerhaufen), der sich als Feldherr einen gefürchteten Namen erwarb und 1526 im Kampf gegen die Kaiserlichen fiel.
Sein Sohn Cosimo I., geb. wurde nun nach der Ermordung Alessandros vom Senat als Herzog von Florenz proklamiert und vom Kaiser bestätigt, eroberte 1555 Siena, errichtete viele Festungen und räumte die Erbfeinde seines Hauses, die Strozzi, gänzlich aus dem Weg. Den Handel, der von der ältern Linie der Medici aufgegeben worden war, erklärte er wieder zum Regierungsmonopol. Zum Schutz des levantischen Handels gegen die Türken stiftete er den Orden [* 39] von St. Stephan.
Selbst einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, besonders auf dem Gebiet der Chemie, umgab er sich mit den wissenschaftlichen und künstlerischen Größen seiner Zeit, gründete die Akademie zu Florenz, erneuerte die Universität zu Pisa und unterstützte die zu Florenz und Siena, sammelte Altertümer und Gemälde, erweiterte die Statuensammlung Lorenzos des Prächtigen, begründete die Sammlung von Bildnissen berühmter Männer, stiftete eine Zeichenschule und versuchte sich auch als Schriftsteller in dem Werk »Viaggio per l'alta Italia, descritto da Fil. Pizzichi« (mit Erläuterungen neu hrsg. von Moreni, Flor. 1828). 1569 ernannte ihn der Papst Pius V. zum Großherzog und krönte ihn im folgenden Jahr in Rom. Doch wurde dieser Titel erst 1575 von Kaiser Maximilian II. für eine große Geldsumme dem Sohn und Nachfolger Cosimos bestätigt. Dieser starb 21. ¶
April 1574 und hinterließ die Regierung seinem ältesten Sohn, Francesco I., geb. Dieser vermählte sich mit Johanna, Schwester Kaiser Maximilians II. (gest. 1578), in zweiter Ehe mit der berühmten Venezianerin Bianca Capello (s. d.), mit der er an Einem Tag an Gift starb. Seine Tochter Maria wurde die Gemahlin Heinrichs IV. von Frankreich. Ihm folgte 1587-1609 sein Bruder Ferdinand I. (s. Ferdinand 33). Ein Stiefbruder desselben, Don Pedro, der meist am Hof [* 41] König Philipps II. von Spanien lebte und von diesem zum General der in Italien dienenden Truppen ernannt war, beanspruchte vergeblich, mit dem Großherzog Ferdinand die Erbschaft seines Vaters zu teilen; er starb Auf Ferdinand I. folgte 1609 sein Sohn Cosimo II., geb. in der Regierung.
Dieser verstärkte seine Flotte und verschaffte der toscanischen Flagge im ganzen Mittelmeer Achtung. Die Drusen [* 42] im Libanon unterstützte er in ihrem Kampf gegen die Türken. Auch unter ihm blühten Künste und Wissenschaften. Er starb Ihm folgte sein ältester Sohn, Ferdinand II., 1621-70 (s. Ferdinand 34), und diesem sein mönchisch erzogener Sohn Cosimo III., geb. ein Mann von ebenso geringen Fähigkeiten wie großem Stolz. Er unterstützte nur Dichter, die ihm schmeichelten, und Künstler, welche den äußern Pomp seines Hofs erhöhen konnten.
Unter ihm schritt der schon unter seinem Vater begonnene Verfall von Toscanas Wohlstand unaufhaltsam fort, und die meisten Quellen des Nationalwohlstandes versiegten vollends. Er starb und hatte seinen zweiten Sohn, Giovanni Gasto, geb. zum Nachfolger. Dieser, durch Ausschweifungen an Geist und Körper geschwächt, bewies zwar guten Willen und beseitigte manche Mißbräuche, ermangelte aber der Kraft [* 43] zu durchgreifenden Reformen. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Medici. Zufolge der eventuellen Bestimmung des Wiener Friedens von 1735 fiel das Großherzogtum an den Herzog Franz Stephan von Lothringen.
Vgl. Reumont, Geschichte Toscanas seit dem Ende des florentinischen Freistaats, Bd. 1: Die Medici 1530-1737 (Gotha [* 44] 1876);
Buser, Die Beziehungen der Medici zu Frankreich 1434-94 (Leipz. 1879).
Von einem jüngern Zweig der Medici, der fürstlichen Familie Ottajano, die sich schon im 13. Jahrh. von der ältern getrennt hatte, stammte Don Luigi Medici, gewöhnlich Cavaliere von Medici genannt, Herzog von Sarto, geb. 1760, der sich als Actons Nachfolger seit 1805 im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen zu Neapel durch verschiedene Verbesserungen der Finanzverwaltung verdient machte. Während der französischen Herrschaft in Neapel hielt er sich in England auf; nach der Wiedereinsetzung der Bourbonen 1815 wurde er Polizeiminister und 1818 Finanzminister. Infolge der Militärrevolution zu Nola nahm er seine Entlassung und begab sich nach Rom, kehrte aber 1822 in seine frühere Stellung zurück. Er starb auf einer Reise in Madrid. [* 45]
(spr. mehditschi), Giacomo, Marchese del Vascello, ital. General, geb. 1817 zu Mailand, nahm 1836-40 in Spanien als Freiwilliger im Regierungsheer am Karlistenkrieg teil und ging dann nach Amerika, [* 46] wo er die Bekanntschaft Garibaldis machte; derselbe betraute ihn mit der Leitung der italienischen Expedition, welche 1848 in Montevideo [* 47] organisiert wurde. Im Juni 1848 ward er in der von Garibaldi in der Lombardei errichteten Legion zum Kommandeur der Avantgarde und im Mai 1849 zum Befehlshaber der lombardischen Voltigeurs ernannt, welche sich bei der Verteidigung Roms gegen die Franzosen besonders auszeichneten.
Nach der Besiegung der Revolution fristete er als Kohlenhändler sein Leben. 1859 erhielt er die Führung des 2. Regiments im Alpenjägerkorps Garibaldis, that sich bei Varese und Como rühmlich hervor und ward in die sardinische Armee als Brigadekommandeur aufgenommen. Doch trat er 1860 wieder in die Freischaren Garibaldis ein, um die sizilische Expedition mitzumachen, befehligte mit Geschick und Glück die 4. Division bei Milazzo und Messina, [* 48] die 17. am Volturno und ward 1862 zum Generalleutnant in der italienischen Armee ernannt. 1866 befehligte er die 15. Division, wurde nach dem Krieg Flügeladjutant des Königs und Generalkommandeur der Truppen in Sizilien [* 49] und 1868 auch Präfekt von Palermo. [* 50] Es gelang ihm, die öffentliche Ruhe aufrecht zu erhalten, dem Räuberunwesen zu steuern und das Wohl des Landes sehr zu fördern. Der König ernannte ihn 1874 zum ersten Flügeladjutanten und 1877 zum Marchese. Vorher wiederholt Deputierter, war Medici seit 1870 Senator. Er starb in Rom.
Villa, eine auf dem Monte Pincio in Rom gelegene, 1560 von Annibale Lippi für den Kardinal Ricci da Montepulciano erbaute Villa, welche später in den Besitz des Kardinals Ferdinand von Medici überging, von dem sie ihren Namen erhielt. 1801 wurde sie vom französischen Staat angekauft, welcher sie zum Sitz der 1666 von Ludwig XIV. gegründeten Académie de France à Rome machte, zu der jährlich vier mit dem sogen. römischen Preis ausgezeichnete Künstler und Musiker aus Paris [* 51] geschickt werden, die freien Unterricht auf vier Jahre erhalten. An ihrer Spitze steht ein Direktor, der sechs Jahre im Amt bleibt.
forénsis (lat.), s. Gerichtliche Medizin. ^[= (Medicina forensis), die Lehre von der Erforschung und Verarbeitung medizinischer Thatsachen ...]
Hat (spr. meddsin hat), Ortschaft in dem Territorium Assiniboia der Dominion of Canada, am »Ellbogen« des schiffbaren südlichen Saskatchewanflusses und an der kanadischen Pacificbahn, mit Kohlengruben.
ein unter Großherzog Francesco Maria von Toscana (1574-87) bei dem Versuch, echtes Porzellan zu fabrizieren, hergestelltes Steingut, welches aus Quarz und Glasfritte besteht und bei mangelhafter Technik oft grau oder gelb aussieht.
Das meist blau dekorierte, teils mit F (Florenz), teils mit den Kugeln des Mediceischen Wappens bezeichnete ist sehr selten.
(lat.), Arzt. ^[= (altdeutsch Arzât, v. lat. Archiāter, "Oberarzt"; lat. ), ursprünglich ein ...]
Flüssigkeitsmaß in Brasilien, [* 52] à 4 Quartilhos, = 2,77 Lit.
(Media), im Altertum Name einer Landschaft Vorderasiens, zwischen dem Kaspischen Meer, Armenien, Assyrien, Susiana, Persis, Parthien und Hyrkanien gelegen und etwa die heutigen Provinzen Aserbeidschân, Gilan und Irak Adschmi umfassend. Es ist vorwiegend Gebirgsland, reich an fruchtbaren Thälern. Nur um den salzigen Matianus Lacus (See von Urmia) und im Zentrum und O. des Landes finden sich große Ebenen, während im N. das heutige Elburzgebirge im Jasonius Mons [* 53] (Demawend) zu 6500 m ansteigt und im ganzen Westen und Süden langgestreckte Kalkzüge Medien von den Ebenen des Tigris scheiden. Dort erhebt sich über Ekbatana der Orontes (heute Elwend), weiterhin der Zagros, der ¶
Choathras etc. Der Hauptfluß hieß Amardos (Sefid Rud). Berühmt waren die trefflichen Pferde [* 55] Mediens; im Nisäischen Gefilde befanden sich die großen königlichen Stutereien. Die Einwohner des Landes (Meder), indogermanischen Stammes und der Lehre [* 56] Zoroasters zugethan, hießen nach Herodot ursprünglich Arier; sie fanden bei ihrem Eindringen schon ein fremdes Volk vor, dem wahrscheinlich die spätern Kasten der Parätakä, Struchates und Busä angehörten, während die Arizantoi (Adligen), die Mager (Priester) und Budioi (Landbauer) arischen Stammes waren.
Sie waren in früherer Zeit tapfere Krieger, besonders gute Bogenschützen, arteten aber bei zunehmender Kultur aus und gaben sich großer Weichlichkeit und Üppigkeit hin. Das Land zerfiel in das südliche oder eigentliche Medien, gewöhnlich Großmedien genannt (mit dem Gebiet der Sagartier und den Landschaften Kambadene, Parätakene, Choarene und Komisene), und den nördlichen Teil, Atropatene (mit den Gebieten der Kadusier am Kaspischen Meer, der Anariaker, Geler, Marder, [* 57] Margasier und Matianer). Die bedeutendsten Orte in Großmedien waren: Ekbatana (jetzt Hamadan), Rhagä, die frühere Hauptstadt, Aspadana (Ispahan) und das durch seine große Dareios-Inschrift berühmte Bagistane;
in Atropatene: Gazaka, Praaspa oder Vera. In römischer Zeit war der Name Medien auf Atropatene allein beschränkt, Großmedien war damals eine Provinz des Partherreichs. - Die Meder wurden nach hartnäckigen Kämpfen von den assyrischen Königen Salmanassar II. (859-823 v. Chr.) und Binninar III. (810-781), dauernd aber erst von Tiglath Pilesar II. (745-727) unterworfen. 715 wurde ein Aufstand der Meder unter Dajauku (Dejokes) von Sargon unterdrückt, Dajauku gefangen weggeführt;
die Erzählung des Herodot von der Befreiung Mediens von der assyrischen Herrschaft, seiner Vereinigung durch Dejokes und der Erbauung Ekbatanas als Königsitz ist also Sage. Um 640 vereinigte Phraortes die Stämme der Meder und begann von neuem den Kampf gegen das Joch der Assyrer, unterlag aber dem König Assurbanipal und fand seinen Tod.
Erst seinem Sohn Kyaxares gelang es, nachdem er sich 620 von den in Asien [* 58] eingefallenen Skythen befreit, die durch diese erschütterte Macht des assyrischen Reichs zu brechen und im Bund mit Babylonien 606 Ninive zu erobern. Er begründete das medische Reich, das die Völker von Iran, Armenien, Assyrien und Elam (Susiana) umfaßte. Ihm folgte 593 sein Sohn Astyages, welcher 558 von den Persern unter Kyros gestürzt wurde; die Meder wurden jetzt den Persern unterthan, so daß von nun an die Geschichte Mediens mit der von Persien [* 59] verknüpft ist.
Doch haben die Meder im persischen Reich stets eine hervorragende Rolle gespielt, so daß die Griechen die Perser selbst vielfach Meder nennen. Alexander d. Gr. eroberte diese persische Provinz 330 und gab sie dem Parmenion zur Verwaltung, nach dessen Tod sie Python erhielt. Durch Seleukos I. Nikator wurde Medien ein Teil des syrischen Reichs der Seleukiden, und Antiochos III. fügte nach 220 auch Atropatene seiner Herrschaft hinzu. Durch den Arsakiden Mithridates I. wurde Medien dem syrischen König Demetrios Soter 152 entrissen und gehörte nun zu den Ländern der Parther. Seitdem verschwand der Name der Meder als Volksname.
(lat.), Arzneimittel. ^[= (Medicamenta), chemisch wirksame Stoffe, welche aus Pflanzen oder Mineralien zubereitet werden ...]
Quacksalber, medizinischer Pfuscher;
Medikasterei, s. Medizinalpfuscherei. ^[= (Kurpfuscherei, Medikasterei, Quacksalberei), Ausübung ärztlicher Funktionen ohne staatliche ...]
(griech.), bei den alten Griechen Hohlmaß für trockne Gegenstände, = 52,53 Lit., = 6 altrömische Modii.
(Medinet), arab. Name für Stadt, daher vielfach in Ortsnamen vorkommend.
(Medinet en Nebi, »Stadt des Propheten«),
Stadt in der arab. Landschaft Hidschas, Sitz eines türkischen Paschas, liegt etwa 1000 m hoch auf der weiten Hochebene, welche Zentralarabien bildet, und ist für die Bekenner des Islam als Wallfahrtsort von großer Bedeutung. Die Stadt besteht aus drei Abteilungen: dem Fort, der eigentlichen Stadt und der noch größern Vorstadt. Die eigentliche Stadt ist mit Mauern umgeben und hat 30 Türme und 4 Thore; die Straßen sind düster und eng und nur an einigen Stellen gepflastert, die Häuser aber gut gebaut und meist zwei Stockwerke hoch.
Medinas Ruhm ist die Moschee, welche angeblich das Grab des Propheten birgt. Dieselbe heißt Mesdschid en Nebi oder El Haram (die »Unverletzliche«),
und ihr Besuch gilt für die Mekkapilger zwar nicht als religiöse Pflicht, aber als verdienstlich. Jeder Pilger ist verpflichtet, solange er in Medina verweilt, in der Moschee des Propheten täglich fünfmal zu beten und sich religiösen Betrachtungen hinzugeben. Die Moschee ist ungefähr 136 m lang und 110 m breit, hat einen großen, von Galerien umschlossenen Hofraum, viele Säulengänge und 5 Minarets. Nahe der südöstlichen Ecke befindet sich das Grab Mohammeds, eingeschlossen von einem eisernen, grün angestrichenen Filigrangitter, das mit Inschriften von gelber Bronze [* 60] durchflochten ist.
Rings um das eigentliche Grabmal zieht sich ein Vorhang von reichem Seidenstoff, zwischen welchem und dem Gitter ein schmaler Raum zum Herumgehen bleibt. Der Vorhang soll ein viereckiges Mauerwerk von schwarzen Steinen verhüllen, welches von zwei Säulen [* 61] getragen wird und in seinem Innern angeblich den weißen Marmorsarg mit Mohammeds Leichnam enthält. Die bedeutenden Weihgeschenke reicher Pilger wurden im Lauf der Zeit von den Tempeldienern und Ulemas, zuletzt von den Wahabiten entwendet.
Das Ganze ist mit einer schönen, hohen Kuppel überdeckt, welche weit über die andern Kuppeln der Moschee hinausragt. Nahe beim Vorhang, noch innerhalb des Gitters befindet sich das angebliche Grab der Fatime, der Tochter Mohammeds und Gattin Alis; ferner die Gräber Abu Bekrs und Omars, der ersten Nachfolger Mohammeds, und ein leeres Grab für Isa ebn Mirjam (»Jesus, Sohn der Maria«). Eine hölzerne Scheidewand, 2½ m hoch und reich mit Arabesken bemalt, läuft von der westlichen Seite des Gitterwerks quer durch die Moschee bis zu dem Thor derselben, Bab el Salam, so daß zwischen ihr und der südlichen Mauer ein Raum von etwa 8 m Breite [* 62] bleibt.
Diese Scheidewand ist dazu bestimmt, die heiligste Stelle der Moschee, El Rodha (»Garten«), [* 63]
den Teil der südlichen Kolonnade nördlich von der Scheidewand und zunächst der Grabeseinfassung, dem Zutritt der Pilger zu verschließen. An dem Bau dieser Moschee soll Mohammed selbst mit gearbeitet haben, aber seitdem ist sie fünfmal erneuert worden. Das gegenwärtige Gebäude wurde mit Ausnahme der Anbaue und Ausbesserungen 1484 n. Chr. aufgeführt. Außer dieser Hauptmoschee hat Medina noch 14 andre. In der Nähe der Stadt ist die Moschee von Kubo, die älteste des Islam, von Mohammed selbst gegründet. Vom Friedhof El Bakia erstreckt sich nach S. hin ein langer Saum von Palmen, [* 64] die in der Welt des Islam als »Bäume von Medina« berühmt sind. Die ¶
Einwohner, deren Zahl man auf 16,000 schätzt, treiben Ackerbau und Handel (auch zur See, durch den Hafen Janbo el Bahr); das Haupteinkommen aber bilden die Moscheen und der Fremdenverkehr. Medina steht unter dem Scherif von Mekka. Die Stadt darf bei Lebensstrafe nicht von Christen und Juden betreten werden, doch haben sie einzelne kühne Reisende (z. B. der Schweizer Burckhardt und der Engländer R. Burton) in der Verkleidung mohammedanischer Pilger besucht. Nach Medina mußte Mohammed 622 vor seinen Feinden von Mekka aus fliehen, von welcher Flucht (Hedschra) die Mohammedaner ihre Zeitrechnung beginnen. Die Stadt wechselte oft ihre Gebieter; sie fiel in die Gewalt der Kalifen, kam dann in den Besitz der Scherife von Mekka, der Sultane von Konstantinopel, [* 66] der Wahabiten und der Ägypter. Jetzt steht sie wieder unter der Hoheit des türkischen Großherrn.
Vgl. Burton, Narrative of a pilgrimage to El-Medinah and Meccah (3. Aufl., Lond. 1879);
Wüstenfeld, Das Gebiet von Medina (Götting. 1873).
Bezirksstadt in der span. Provinz Soria, am Jalon und an der Eisenbahn Madrid-Saragossa, Stammsitz der gleichnamigen Herzöge, hat ein altertümliches Schloß, eine Stiftskirche, einen römischen Triumphbogen und (1878) 1201 Einw.
del Campo, Bezirksstadt in der span. Provinz Valladolid, Knotenpunkt der Spanischen Nordbahn, alte, einst sehr volkreiche Stadt, hat 15 Kirchen, ehemals berühmte Messen und (1878) 5296 Einw.
de Riosēco, Bezirksstadt in der span. Provinz Valladolid, am Seco (Sequillo) in sehr fruchtbarer Gegend gelegen, hat eine gotische Kirche mit schönem Hochaltar, ein Kastell, ehemals sehr besuchte Jahrmärkte und (1878) 4776 Einw. Hier Niederlage der Spanier unter de la Cuesta durch die Franzosen unter Bessières.
Sidonĭa, Bezirksstadt in der span. Provinz Cadiz, [* 67] am Abhang eines die weite Ebene beherrschenden Hügels gelegen, mit den Ruinen des Stammschlosses der Herzöge gleichen Namens, Mineralquelle, Fabrikation von Töpferwaren und (1878) 12,397 Einw.
s. Filariaden. ^[= (Filariadae), Familie der Nematoden oder Fadenwürmer, leben als Eingeweidewürmer in allen ...]
s. Zement. ^[= # jeder in Wasser erhärtende (hydraulische) Mörtel, im engern Sinn eine Substanz, welche mit ...]
el Fayûm (Medine), Hauptstadt der gleichnamigen Mudirieh in Mittelägypten, am Bahr Jusuf und einem Zweig der Nileisenbahn, 18 m ü. M., mit (1882) 25,799 Einw., darunter 291 Ausländer.
Die Stadt, ehemals Vergnügungsort der Mamelucken, ist von Gärten und Palmenhainen umgeben und ein belebter Markt für Getreide, [* 68] Baumwolle, [* 69] Mais, Früchte und Rosen, aus denen viel Rosenöl bereitet wird.
Habu, Dorf in der ägypt. Provinz Keneh, am linken Nilufer, Karnak gegenüber, im Gebiet der alten Stadt Theben gelegen und berühmt durch die seit 1858 durch Mariette offengelegten großartigen altägyptischen Ruinen: einen Tempel [* 71] aus der 18. Dynastie (17. Jahrh. v. Chr.) und das Memnonium Ramses' III. (Rhampsinits). Der Tempel, dessen ältester Teil aus der Zeit Amenhoteps I. und Hatasus stammt, und den die Ptolemäer und Kaiser mit einem großen Vorbau versahen, besteht aus einer von Pfeilern und Säulen getragenen Halle [* 72] mit dem frei stehenden Sanktuarium und aus sechs nach rückwärts sich anschließenden Zellen.
Daran lehnt sich westlich das Memnonium, von den Franzosen »Pavillon« genannt, das irrtümlich für einen Palast Ramses' III. angesehen worden ist, aber gleichfalls religiösen Zwecken diente. Es ist ein mächtiger zweistöckiger Bau, aus einem Mittelgebäude und zwei vorspringenden Flügeln mit leicht zur Pylonenform geneigten Wänden bestehend. Auf den Außenwänden der Flügel sind die Kriegsthaten des Königs gegen die Libyer und die Bewohner der Inseln des Mittelmeers [* 73] dargestellt. Im ersten Stockwerk prangen die Wandgemälde teilweise noch in frischen Farben. Von dem Pavillon gelangt man durch mächtige Pylonen in zwei hintereinander liegende, mit farbigen Reliefs geschmückte Höfe und von da in den eigentlichen Tempel, auf dessen nördlicher Außenwand die Thaten Ramses' III. dargestellt sind. Nicht weit von Medinet Habu die berühmten Memnonssäulen (s. Memnon).
Oskar, unter dem Namen Gregor Samarow bekannter Schriftsteller, geb. zu Königsberg [* 74] i. Pr., studierte 1848-51 in seiner Vaterstadt, in Heidelberg [* 75] und Berlin [* 76] Rechts- und Staatswissenschaften, wurde 1851 Auskultator in Marienwerder, [* 77] ging später ins Verwaltungsfach über und war bei verschiedenen Regierungen namentlich in Preßangelegenheiten beschäftigt. 1859 trat er in den hannöverschen Staatsdienst über, wurde bald mehrfach vom König mit besondern Aufträgen betraut, 1862 in die Kommission für die hannöversche Katechismusfrage berufen und 1863 zum Regierungsrat und Referenten im Gesamtministerium mit persönlichem Vortrag beim König ernannt.
Mit Miquel und Albrecht rief er 1865 die neue Gewerbeordnung ins Leben, im übrigen war sein Streben stets auf Stärkung der Unabhängigkeit Hannovers gerichtet. 1866 begleitete er den König zur Armee, später nach Wien; [* 78] vom April 1867 an lebte er meist in Paris, das Interesse des Königs vertretend und namentlich für die sogen. Welfenlegion wirkend, bis er 1870 aus dem Dienste des Königs schied. Nachdem er beim Ausbruch des Kriegs 1870 in Berlin mit der preußischen Regierung seinen Frieden gemacht, ließ er sich in der Schweiz, später in Stuttgart [* 79] und 1873 in Berlin nieder und beschäftigte sich mit der Abfassung eines Cyklus von Zeitromanen, in welcher er in breiter, jeder schärfern und lebendigern Charakteristik entbehrender Darstellung die Zeitereignisse, in welche er zum Teil selbst verwickelt war, schildert. Es sind: »Um Zepter und Kronen« [* 80] (Stuttg. 1872, 4 Bde.) mit den Fortsetzungen: »Europäische Minen und Gegenminen« (das. 1873, 4 Bde.),
»Zwei Kaiserkronen« (das. 1875, 4 Bde.),
»Kreuz [* 81] und Schwert« (das. 1875-76, 4 Bde.) und »Held und Kaiser« (das. 1876, 4 Bde.). Außerdem schrieb er die Zeitromane: »Die Römerfahrt der Epigonen« (Berl. 1873);
»Der Todesgruß der Legionen« (das. 1874, 3 Bde.);
»Ritter oder Dame« (Novelle, Stuttg. 1878);
den sozialen Roman »Höhen und Tiefen« (das. 1879-80, 3 Tle.);
einen Cyklus von Romanen aus der russischen Geschichte (das. 1881-83, 14 Bde.);
»Um den Halbmond« (das. 1883, 4 Bde.);
»Plewna« [* 82] (das. 1884, 3 Bde.);
»Die Saxoborussen« (das. 1885, 3 Bde.) u. a. und endlich die nicht uninteressanten »Memoiren zur Zeitgeschichte« (Leipz. 1881-84, 3 Bde.) sowie eine kurze Biographie des Kaisers Wilhelm (»89 Jahre in Glaube, Kampf und Sieg«, Stuttg. 1886).
(Kloster-Medingen), s. Bevensen. ^[= Flecken im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Kreis Ülzen, an der Ilmenau und der Eisenbahn ...]
s. v. w. Para, in Ägypten [* 83] bald 1/30-1/33, bald 1/40, 1/50 bis selbst 1/80 eines Piasters;
letzterer 20,5-21 Pf.
(ital.), kaufmännisch s. v. w. Mitte des Monats;
daher Mediowechsel, Wechsel, welcher auf die Mitte eines Monats gestellt ist und am 15. Tag des Monats verfällt. ¶