Bei dem Einzug der
Franzosen 1798 verließ er
Rom und begab sich zuerst nach
Toscana, dann nach
Venedig
[* 3] und
endlich nach Rußland. 1799 wurde er von
Ludwig XVIII. zu seinem
Gesandten am römischen
Hof
[* 4] ernannt. So entschieden er sich
anfangs gegen
Napoleons I.
Usurpation des französischen
Throns erklärt hatte, verleitete ihn doch der
Wunsch, in sein Vaterland
zurückkehren zu dürfen, 1804 einen so schmeichlerischen
Brief an den
Kaiser zu richten, daß ihn dieser
zurückrief und zum
Großalmosenier bei seinem
BruderJérôme und 1810 zum
Erzbischof von
Paris
[* 5] ernannte. Da der
Papst letztere
Ernennung nicht bestätigt hatte, so mußte Maury nach der
Restauration seinen Sitz aufgeben. Er begab sich nach
Rom, wurde aber
hier gefangen genommen und erhielt seineFreilassung sechs
Monate später nur gegen die Verzichtleistung
auf seine geistlichen
Würden. Er starb Sein Hauptwerk ist der »Essai sur l'éloquence de la chaire« (Par.
1810, 2 Bde.; neue Ausg. 1850). Seine
»Œuvres choisies« (Par. 1827, 5 Bde.)
enthalten auch seine
Reden in der
Nationalversammlung.
SeinLeben beschrieben seinNeffeL. S. Maury (Par.
1827),
Poujoulat (2. Aufl., das. 1859),
Hergenröther (Würzb. 1879) und Ricard (Par. 1887).
2)
JuanMaria, span. Dichter und
Kritiker, zu
Malaga
[* 6] geboren, erhielt seine
Bildung in
Frankreich und
England, besuchte
Italien
[* 7] und
ließ sich zuletzt in
Paris nieder, wo er starb. Er veröffentlichte ein episches Gedicht: »La
agresion británica«
(Madr. 1806); das romantische Rittergedicht »Esvero y Almedora« (Par.
1840); »Poesías castellanas«
(Valencia
[* 8] 1845, 3 Bde.),
kleinere Gedichte und
Aufsätze enthaltend, und
»Espagne poétique« (Par.
1826-27, 2 Bde.),
eine Blütenlese der spanischen
Lyrik mit beigegebener französischer Übersetzung und wertvollen Bemerkungen.
Eine Auswahl seiner kleinern Gedichte ist im 67.
Bande der »Biblioteca de autores españoles« enthalten.
»Sailing directions« und »The
physical geography of the sea«
(New York 1856, über 20
Auflagen; deutsch von
Böttger, 2. Aufl., Leipz.
1859) nebst den »Nautical monographs« (Washingt.
1859-61), Werke, worin die physische
Geographie des
Meers, die
Wind- und
Meeresströmungen
[* 12] zuerst genauer erforscht erscheinen
und ihre Kenntnis zu einer
Wissenschaft erhoben ist, welcher man seitdem das regste
Studium zugewendet hat. Außerdem veröffentlichte
er: »Letters on the
Amazon and the
Atlantic slopes of
South America«,
»Relation between navigation and the
circulation of the atmosphere«, »Astronomical observations« (1853)
u. a. Maurys
Biographie schrieb seine Tochter (hrsg. von
Markham, Lond. 1887).
4)
LouisFerdinandAlfred, franz. Altertumsforscher und Kulturhistoriker, geb. zu
Meaux, erhielt nach den verschiedenartigsten
Studien 1840 eine
Anstellung an der königlichen
Bibliothek
in
Paris, ward 1844 Unterbibliothekar des
Instituts, 1857 selbst Mitglied desselben, 1860 Bibliothekar der
Tuilerien, 1862
Professor
der Geschichte und
Moral am
Collège de
France und 1868 Generaldirektor der
Archive. Von seinen Werken, welche sich durch große
Belesenheit und gewissenhafte Benutzung auch der deutschen Forschungen auszeichnen, heben wir hervor:
»Essai sur les légendes pieuses du moyen-âge« (1843);
»La magie et l'astrologie dans l'antiquité et au moyen-âge« (1860, 4. Aufl.
1877);
»Histoire des religions de la
Grèce antique« (1857-60, 3 Bde.);
»Le
[* 13] sommeil et les rêves« (1861, 4. Aufl. 1877);
»Croyances et légendes de l'antiquité« (1862, 2. Aufl.
1865);
»Les forêts de la
Gaule et de l'ancienne
France« (1867);
»Rapport sur les progrès de l'archéologie en
France« (1867).
Auch setzte er das
»Musée de sculpture« von Clarac fort, beteiligte sich an den
»Religions de l'antiquité«
von Gugniant ^[richtig: Guigniaut] und andern Sammelwerken.
(MusL.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Nagetiere
[* 14] und der
Familie der Mäuse (Murina), kleine
Tiere mit schlankem
Kopf, spitzer, behaarter Schnauze, schuppig geringeltem, fast nacktem
Schwanz von Körperlänge und darüber, fünfzehigen
Hinter- und vierzehigen, mit einer Daumenwarze versehenen Vorderfüßen. Die
Gattung umfaßt zahlreiche
Arten, welche fast über die ganze
Erde verbreitet sind und sich auf
Kosten des
Menschen besonders von
Vegetabilien nähren, aber
auch animalische
Stoffe nicht verschmähen.
Man teilt sie in zwei
Gruppen: Ratten, erwachsen über 30
cm lang, mit plumpen
Füßen,
Schwanz mit 200-260
Schuppenringen;
Mäuse, nur bis 24
cm lang, mit schlanken, zierlichen
Füßen,
Schwanz mit 120-180 Schuppenringen.
Die Hausmaus
(MusmusculusL.) ist 9
cm lang, mit ebenso langem
Schwanz, grauschwarz mit gelblichem
Anflug, unten heller;
Füße und
Zehen sind
gelblichgrau, die
Sohlen ganz nackt; die
Ohren bedecken angedrückt dieAugen.
IhreHeimat ist nicht bekannt.
Sie findet sich gegenwärtig auf der ganzen bewohnten
Erde in den
Wohnungen der
Menschen, im
Sommer auch in
Gärten und
Feldern,
gräbt
Röhren
[* 15] und
Löcher, ist ein sehr munteres und flinkes Tierchen, welches weit springt, trefflich klettert, aber nur
mit Anstrengung eine kurze
Strecke schwimmt. Sie wirft jährlich drei- bis fünfmal, 22-24
Tage nach der
Paarung, 4-8 nackte, blinde
Junge, so daß
¶
mehr
die unmittelbare Nachkommenschaft eines Jahrs mindestens aus 30 Stück besteht. Diese wachsen sehr schnell heran und sind bald
fortpflanzungsfähig, daher sich diese Tiere trotz der großen Anzahl ihrer Feinde sehr stark vermehren. Sie werden durch
ihre Naschhaftigkeit, mehr aber noch dadurch lästig, daß sie wertvolle Gegenstände, namentlich Bücher, Naturalien etc.,
benagen. Sie fressen jede Art tierischer und vegetabilischer Nahrung. Mehrfach ist berichtet worden, daß die Maus ihr bekanntes
Gezwitscher (»Pfeifen«) in einer Weise ertönen lassen kann, welche an den leisen Gesang eines Vogels erinnert. In China
[* 17] soll
man singende Mäuse in Käfigen halten.
Die weißen Mäuse sind Kakerlaken. Die Waldmaus (Maus sylvaticusL.) ist 20 cm lang, mit 11,5 cm langem Schwanz,
an der Oberseite rot gelblichgrau, auf dem Rücken fast rostbraun, an der scharf abgesetzten Unterseite weiß; auch die Füße
und Zehen sind weiß. Die Ohren sind ebenso gestaltet wie bei der Hausmaus. Die Waldmaus ist in ganz Europa
[* 18] und Mittelasien verbreitet, geht im Gebirge bis 2000 m, lebt besonders an Waldrändern und in Gärten, nährt sich von Obst,
Nüssen, kleinen Tieren, selbst Vögeln, und zeichnet sich besonders durch ihre Gewandtheit im Laufen, Springen und Klettern aus.
Sie legt einen kleinen Wintervorrat an, hält aber keinen Winterschlaf. Sie wirft jährlich zwei- bis
dreimal 4-6 nackte Junge und richtet auf Feldern, in Gärten und Wäldern (durch Benagen junger Bäume) Schaden an, der aber im
ganzen nicht beträchtlich ist. Im Winter kommt sie in die Häuser. Die Brandmaus (Acker- oder Erbsenmaus, Maus agrariusPall.,
s. Tafel »Nagetiere II«) ist 18 cm lang, mit 8 cm langem Schwanz, oberseits rostbraun, meist mit schwarzem
Rückenstreifen, unten scharf abgesetzt weiß; die Ohren bedecken angedrückt nicht das Auge.
[* 19]
Sie findet sich in Mitteleuropa, vom Rhein bis zum westlichen Sibirien, auf Feldern und an Waldrändern, im Winter in Scheunen
und Ställen und lebt in Erdlöchern. Sie nährt sich von Getreide,
[* 20] Knollen,
[* 21] Insekten,
[* 22] Würmern und trägt
Vorräte für den Winter ein. Sie wirft im Sommer drei- bis viermal 4-8 Junge. Die Zwergmaus (Maus minutusPall.) ist 6,5 cm lang,
mit fast ebenso langem Schwanz, an der Oberseite gelblich braunrot, an der scharf abgesetzten Unterseite und an den Füßen
weiß; doch kommen auch dunklere und hellere, rötlichere und bräunlichere etc. Abänderungen
vor.
Die Ohren reichen angedrückt nicht bis ans Auge. Sie findet sich in ganz Mitteleuropa und Sibirien auf Feldern, im Schilf und
Rohr, soll jährlich zwei- bis dreimal 5-9 Junge werfen, überwintert in Scheuern, in welche sie mit der
Frucht eingeführt wird, auch im freien Feld unter Feimen, größtenteils schlafend, aber ohne daß sie in Erstarrung verfällt.
Sie lebt von Getreidekörnern, Sämereien aller Art und Kerbtieren, klettert gewandt an den Ästen der Gebüsche und selbst
an schwachen Grashalmen empor, wobei ihr der Schwanz als Wickelschwanz sehr förderlich ist, und baut 0,5-1
m über der Erde ein zierliches, kugelrundes, faustgroßes Nest mit seitlicher Öffnung auf an der Spitze zerschlissenen und
miteinander verflochtenen Riedgrasblättern oder frei an den Zweigen eines Busches, an einem Schilfstengel u. dgl. und
benutzt dasselbe zu ihrem Wochenbett.
Vgl. Altum, Unsre Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung (Berl. 1880).
(Mauserung), bei vielen Tieren die auf einmal erfolgende Abstoßung größerer Mengen von veralteten Gewebsbestandteilen,
an deren Stelle neue treten. Am auffälligsten ist dieser Vorgang bei den Vögeln, welche periodisch ihre
Federn abwerfen und sie durch neugebildete, manchmal anders gefärbte ersetzen (s. Federn). Als Mauser betrachtet man ferner wohl
die Häutungen der Schlangen,
[* 24] das Abwerfen der Geweihe
[* 25] bei den Hirschen, die Haarungen vieler Säugetiere etc. Die
fortwährende und daher fast unmerkliche Erneuerung der Haut,
[* 26] wie sie z. B. beim Menschen an der sich stets abschelfernden
Oberhaut stattfindet, wird nur uneigentlich als Mauser bezeichnet. Vgl. auch Häutung.
Wilhelm, Techniker, geb. zu Oberndorf am Neckar, erlernte die Schlosserei und wurde durch
den Betrieb der Gewehrfabrik in seinem Heimatsort frühzeitig zu Versuchen angeregt, neue Hinterladungssysteme zu erfinden.
Mit seinem BruderPaul konstruierte er 1863 und 1864 neue Zündnadelgewehre, 1865 aber ein Gewehr, welches statt der Nadel mit
einem starken Schlagstift versehen war und sehr bald in Bezug auf Trefffähigkeit, Feuergeschwindigkeit und Abschluß
der Gase
[* 27] recht befriedigende Resultate lieferte.
Nach Beendigung des Kriegs von 1866 wurde das Zündnadelgewehr in Württemberg
[* 28] eingeführt und damit den Gebrüdern Mauser die Aussicht
auf Annahme ihres neuen Gewehrsystems geraubt. Sie wandten sich nach Lüttich,
[* 29] kehrten aber 1869 nach Oberndorf zurück und
traten in Beziehungen zu Spandau
[* 30] zunächst durch die Umänderung des Zündnadelgewehrs für Metallpatronen. 1871 wurde
Mauser nach Berlin
[* 31] berufen, um den behufs Einführung eines neuen Infanteriegewehrs angeordneten Schießversuchen beizuwohnen.
Das von ihm vorgelegte Modell bewährte sich hierbei nach jeder Richtung, und so wurde noch in demselben Jahr das Gewehr als
deutsche Reichswaffe gutgeheißen und seine Einführung befohlen. Um bei der massenhaften Herstellung
dieses Gewehrs mitzuwirken, erwarben die Gebrüder Mauser die früher königliche Fabrik zu Oberndorf, in welcher bald 500 Arbeiter
thätig waren. In der Folge verbesserten sie den Schloßmechanismus des Infanteriegewehrs und konstruierten eine Pistole, einen
Revolver
[* 32] und ein Repetiergewehr, von denen der Revolver im deutschen Offizierkorps bald beliebt wurde. 1881 schloß
die serbische Regierung mit Mauser einen Vertrag zur Lieferung von 120,000 Gewehren des modifizierten Systems Mauser-Milanovic ab, und
infolgedessen wurde das rege Leben der OberndorferFabrik noch vermehrt. Das Verdienst der Gebrüder Mauser um die Verbesserung der
deutschen Infanteriebewaffnung fand durch eine Reichsdotation Anerkennung. Mauser starb in Oberndorf.
An zahlreiche, meist im Wasser stehende Türme knüpfen sich in verschiedenen europäischen Ländern Lokalsagen,
nach denen in Zeiten der Hungersnot hartherzige Könige (Popiel in Polen, Snio in Dänemark),
[* 34] Bischöfe (Hatto in Bingen)
[* 35] und sonstige
Gewalthaber, von Mäusen und anderm Ungeziefer verfolgt, sich auf einen hohen, vom Wasser isolierten Turm
[* 36] geflüchtet hätten, aber auch dort vom Ungeziefer erreicht und gefressen worden seien. Die jetzt bekannteste Form der Sage
vom BischofHatto¶
mehr
(s. d.) im M. bei Bingen (s. d.) stammt erst aus dem 14. Jahrh.,
während sie zwei Jahrhunderte früher bereits vom König Popiel in Polen erzählt wurde. In einer der ältesten, von Giraldus
Cambrensis erzählten Version muß sich der von unzähligen Fröschen verfolgte Mann auf einen kahlen Baum flüchten, wo er
verhungert, und daraus schließt Liebrecht (»Zur Volkskunde«, Heilbr. 1879), daß diese weitverbreiteten
Sagen vielleicht alle von einem alten Volksgebrauch, Hungersnöte durch Aufhängen der Vornehmsten an einem kahlen Baum (Galgen)
als Opfer zu beschwichtigen, entstammen möchten.
(griech.), ursprünglich das Grabmal, welches dem König Mausolos (inschriftlich Mausollos) von Karien seine
Gemahlin Artemisia zu Halikarnassos errichten ließ. Es bestand aus einem hohen viereckigen Unterbau, der
einen Umfang von 129 m hatte und ein von 36 Säulen
[* 38] umstelltes tempelartiges Grabmal (Heroon) trug. Über diesem Heroon erhob
sich ein Aufsatz, welcher sich in 24 Stufen zu einer Pyramide zuspitzte, auf deren Spitze eine Quadriga
[* 39] aus
Marmor mit den Kolossalbildern des Mausolos und seiner Gemahlin stand; das Ganze war 44 m hoch.
Die Architekten waren Satyros und Pythis, die Bildhauer Skopas, Bryaxis, Timotheos, Leochares und Pythis, von denen die vier erstern
je eine Seite des Monuments zur Ausschmückung, letzterer die Ausführung der Porträtgruppe übernahmen. Dem Zusammenwirken
dieser Künstler hatte das Mausoleum den Ruhm zu verdanken, daß es unter die sieben Wunderwerke der Alten Welt gezählt wurde. Noch
im 12. Jahrh. erwähnt es der byzantinische BischofEustathios als wohlerhalten; in dem folgenden Jahrhundert ging der Oberbau
fast ganz zu Grunde, und 1522 benutzten es die Johanniter als Kalk- und Steinbruch. Erst 1857 entdeckte Newton
die Stätte wieder. Man fand noch ziemlich viele Skulpturen, so die ca. 3 m hohen Statuen des Königs Mausolos und der Artemisia,
mehrere Reliefplatten von dem den Unterbau umgebendenFries (mit Darstellung eines Amazonenkampfes) und Reste andrer Figuren,
die alle nach London
[* 40] ins Britische Museum kamen.
Vgl. Newton, Discovering at Halicarnassus etc. (Lond. 1862);
Bezirkshauptmannschaft Krems, an der Donau, mit Stein durch eine Brücke
[* 45] verbunden, hat ein Bezirksgericht, eine Kirche mit altem Turm, ein Schloß, Weinbau und (1880) 814 Einw. -
ist das römische Mutinum und im Nibelungenlied als Mutaren erwähnt;
Bezirkshauptmannschaft Perg, an der Donau, über welche eine Eisenbahn-
und eine fliegende Brücke führt, und an der Staatsbahnlinie St.
Valentin-Budweis, Sitz eines Bezirksgerichts,
mit bedeutenden Granitsteinbrüchen, welche vorzügliches Pflastersteinmaterial liefern, Pferdemärkten und (1880) 1783 Einw.
Dabei auf einem Felsen, einer ehemaligen Donauinsel, das Schloß Pragstein.
Fritz, Schriftsteller, geb. zu Horitz bei Königgrätz
[* 47] in Böhmen,
[* 48] studierte in Prag
[* 49] auf Wunsch des
VatersRechtswissenschaft, trat mit einem Sonettencyklus: »Die
große Revolution« (1871), der ihm beinahe eine Anklage auf Hochverrat eingetragen hätte, zuerst litterarisch auf und ließ
demselben schnell einige kleinere Lustspiele folgen, die auch mit Erfolg aufgeführt wurden. Seitdem widmete er sich ausschließlich
dem litterarischen Beruf, zunächst als feuilletonistischer Mitarbeiter der deutschen BlätterPrags, darauf (seit 1876) in
Berlin, wo er besonders dem »Berliner
[* 50] Tageblatt«, dem »Deutschen Montagsblatt« und dem »Schorerschen Familienblatt«
seine Kräfte widmet. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte er mit einer Reihe parodistisch-satirischer Studien, welche den
Stil der hervorragendsten deutschen Dichter der Gegenwart zum Gegenstand hatten und zuerst anonym im »Deutschen Montagsblatt«,
dann als Buch unter dem Titel: »Nach berühmten Mustern« (15. Aufl., Stuttg. 1879; neue Folge 1880; 15. Aufl.,
Leipz. 1883) erschienen. Weitere Sammlungen von kritischen Feuilletons sind: »Kleiner Krieg« (Leipz. 1878),
Eduard, Dichter, geb. zu Pest, studierte in Wien
[* 53] und Prag und nahm dann seinen Wohnsitz in Leipzig,
[* 54] wo er sich dem vormärzlichen litterarischen Kreis
[* 55] daselbst anschloß und einen Band
[* 56] »Gedichte« (Leipz. 1846) veröffentlichte. 1848 nach
Wien zurückgekehrt, errang er 1851 mit dem Gelegenheitsstück »Das Preislustspiel«
einen vom Hofburgtheater ausgesetzten Preis, unternahm 1853 eine große Reise durch Deutschland,
[* 57] England und Frankreich, bekleidete
1855-64 eine Stelle als Eisenbahnbeamter bei der französischen Staatsbahngesellschaft, wurde 1865 Hilfsarbeiter bei der kaiserlichen
Bibliothek in Wien und ist gegenwärtig im litterarischen Büreau des Ministeriums des Äußern thätig.
Von ihm erschienen noch: »Gräfin Aurora« (Wien 1852);
1) Joseph, Bildhauer, geb. zu Burgstein in Böhmen, war seit 1821 Schüler der Akademie in Prag und erwarb
sich später einen geachteten Namen durch eine Reihe von dekorativen Werken, von welchen die 25 allegorischen
und geschichtlichen Figuren an dem Franzensmonument, die vier Regentenbilder des neuen Rathauses zu Prag sowie die Figuren am
Piedestal des Radetzkydenkmals zu nennen sind. Er starb in Prag.
2) Emanuel, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 1810 zu Burgstein, bildete sich auf der Akademie in Prag unter
Bergler, dann auf der Akademie in Wien und hielt sich von 1839 bis 1849 in Rom auf. Er lebt in Prag. Von seinen Arbeiten, die
einen edlen, nach der Antike gebildeten Stil, verbunden mit gesunder Naturauffassung, zeigen, sind hervorzuheben: die Marmorstatuen
der HeiligenCyrillus und Methodius in der Teynkirche zu Prag;
Hier entstand 1865 sein erstes Märtyrerbild: die erwürgte heil. Ludmilla, welcher 1867 die Märtyrerin am Kreuz
[* 65] folgte,
vor welcher ein von einem Zechgelage heimkehrender junger Römer
[* 66] andächtig seinen Kranz niederlegt. Damit beginnt die lange
Reihe seiner Bilder aus dem Leben der Märtyrer der Religions-, Welt- und Kulturgeschichte, welche sein Schaffen charakterisieren.
In allen herrscht eine starke Neigung für das Tragische und Mitleiderregende vor, wobei Max das Sentimentale
mit dem Grauenhaften und Nervenerregenden geschickt zu
mischen versteht. Er liebt das Absonderliche und Bizarre, zeigt ein
lebhaftes Interesse für den Spiritismus und nimmt gern zu den humanitären Fragen der Gegenwart Stellung. In dieser Absicht
hinderte ihn die Rücksicht auf seine Kunst nicht, über die Grenzen
[* 67] derselben hinauszugehen und an die
krankhafte Neigung der Gegenwart für das Sensationelle zu appellieren.
Gleich gestimmte Naturenweiß er schon durch den Inhalt seiner meist geistvoll erdachten Gemälde zu fesseln, durch die feine
und zarte Modellierung der Figuren, durch die duftige, meist licht gehaltene Behandlung des Kolorits aber auch gesund organisierte
Naturen zu gewinnen, welchen die gesuchten Motive seiner Bilder unsympathisch sind. Unter der großen Zahl
seiner Werke, welche durch Wanderausstellungen und Nachbildungen allgemein bekannt geworden sind, bezeichnen die folgenden
den Umfang und die Richtung seiner Thätigkeit: die Nonne im Klostergarten (1869);
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden,
[* 73] Amtshauptmannschaft Pirna,
[* 74] hat ein Schloß, (1885) 757 evang.
Einwohner und ist historisch bekannt durch das Treffen vom zwischen den Preußen und Österreichern, infolge
dessen die erstern unter dem GeneralFinck das Gewehr streckten.
Herrschaft niedergelegt hatte, zur Teilnahme an derselben ein, entzweite sich aber mit ihm, so daß derselbe nach Gallien floh,
wo er 310 wegen eines Aufstandsversuchs getötet wurde. Maxentius führte darauf, so sehr er sich auch durch Grausamkeit
und Ausschweifungen verhaßt machte, die Herrschaft allein fort bis 312, wo er von seinem Mitkaiser Konstantin
d. Gr., den er zum Kriege gereizt hatte, an der Milvischen Brücke27. Okt. geschlagen wurde und auf der Flucht im Tiber ertrank.
Eisenwerk im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Burglengenfeld, das größte Etablissement seiner
Art in Süddeutschland, wurde 1833 gegründet, um die alte, ehedem bedeutende Eisenindustrie der Oberpfalz
wieder zu beleben. Die sämtlichen Werke umfassen in Bayern und Thüringen große Grubenreviere, in Maxhütte selbst bedeutende Eisen-
und Stahlwerke und gehören einer Gesellschaft. Auf den Bergwerken wurden 1885: 591,195 hlSpat- und Brauneisenstein gefördert;
die Hochöfen lieferten 43,107 Ton. an Bessemer-, Spiegel- und Puddeleisen, die Gießerei
[* 76] an 448 T. Gußwaren
für den eignen Bedarf und das Hauptwerk an fertigen Eisen- und Stahlprodukten 37,390 T. An Löhnen wurden in demselben Jahr
auf den verschiedenenBerg- und Hüttenwerken 1,536,144 Mk. gezahlt.
(franz., v. lat.
maxima, sc. regula), Grundsatz, den man sich nach eigner freier Überzeugung als Norm für sein Thun und Lassen aufstellt, unbekümmert
darum, ob einem solchen Grundsatz bloß eine subjektive oder zugleich auch eine objektive allgemeine Gültigkeit
innewohne.
1) Herculius, vollständig Marcus AureliusValerius Maximianus, röm. Kaiser, in der Gegend von Sirmium 250 n. Chr.
in niedrigem Stand geboren, ward wegen seiner kriegerischen Tüchtigkeit 285 von KaiserDiocletianus zum
Cäsar ernannt und 286 zum Augustus erhoben mit der Bestimmung, daß er im Westen des Reichs die Herrschaft führen und in Mailand
[* 77] residieren sollte. Er war ein tüchtiger Feldherr und bewies dies unter anderm dadurch, daß er denAufstand der Bagauden in
Gallien unterdrückte, daß er an der Rheingrenze die Einfälle der Feinde abwehrte und 297 einen Einfall
der vereinigten maurischen Völkerschaften in die römischen Provinzen Nordafrikas siegreich zurückschlug; aber er war von
hartem, grausamem und herrschsüchtigem Charakter.
Auf Diocletianus' Veranlassung dankte er 1. Mai 305 zugleich mit diesem ab und begab sich nach Lukanien.
Als 306 Maxentius (s. d.), sein Sohn und des Galerius Schwiegersohn, zum Augustus ausgerufen worden war, wurde er von diesem
zur Teilnahme an der Herrschaft berufen, suchte aber seinem Sohn die Herrschaft zu entreißen und wurde daher, da die Truppen
sich gegen ihn erklärten, 308 genötigt, nach Gallien zu seinem Schwiegersohn Konstantin zu fliehen. Aber
auch gegen diesen zettelte er eine Verschwörung an und ward deshalb 310 in Massilia getötet.
1)
Maximilian I., Sohn und Nachfolger KaiserFriedrichs III., geb. zu Wiener-Neustadt,
entwickelte eine glänzende Begabung und machte in Künsten und Wissenschaften sowie in allen körperlichen Übungen ausgezeichnete
Fortschritte. Durch seine Vermählung mit Maria, der Erbin Karls des Kühnen von Burgund erwarb er seinem Haus die
ausgebreiteten burgundischen Besitzungen. Als König Ludwig XI. von Frankreich einen Teil des ErbesMariasan sich riß, zog Maximilian gegen ihn und zwang ihn zur Herausgabe der eroberten Provinzen.
Doch mußte er nach dem frühen Tod seiner Gemahlin von der er zwei Kinder, Philipp und Margarete, hatte, im Frieden
zu Arras
[* 78] Artois und das Herzogtum Burgund an Frankreich abtreten. Obwohl 1486 zum römischen König gewählt,
verweilte er die meiste Zeit in den Niederlanden, wo er denKrieg gegen Frankreich mit wechselndem Glück fortsetzte und in unaufhörlichen
Kämpfen mit seinen aufrührerischen Unterthanen lebte. Die Bürger von Brügge lockten ihn 1488 sogar mit List in ihre Stadt
und hielten ihn drei Monate lang gefangen, bis er durch einen Heereszug seines Vaters und der deutschen Fürsten befreit wurde.
Maximilian eilte nun an die Donau, um mit dem Ungarnkönig MatthiasCorvinus wegen Rückgabe der von diesem eroberten österreichischen
Länder zu unterhandeln, und nach Matthias' Tod gelang es ihm 1490, die Ungarn aus dem Land zu treiben. In
demselben Jahr nahm ihn der HerzogSiegmund von Tirol
[* 79] an Kindes Statt an und übertrug ihm die Regierung dieses Landes, das er
später (1496) erbte.
Auf dem Reichstag zu Augsburg
[* 85] 1500 bewilligte er sogar die Einsetzung eines Reichsregiments. Indes trug er selbst dazu bei, daß
die politische Reformbewegung in Deutschland scheiterte, als die Reichsstände sich nicht willig zeigten, durch reichliche
Hilfe und Errichtung einer kräftigen Reichskriegsverfassung seine kriegerischen Pläne zu unterstützen,
die infolge der Unzulänglichkeit seiner eignen Mittel stets mißlangen. Der Krieg gegen die Schweizer 1499 endete im Frieden
von Basel
[* 86] mit deren völliger Unabhängigkeit. Namentlich aber verfolgte ihn das Mißgeschick bei seinen italienischen Feldzügen.
Ein 1496 zum Schutz der Herrschaft des HausesSforza in Mailand unternommener Zug
hatte ebensowenig Erfolg wie
ein Einfall in Burgund und in die Champagne 1498,
¶
Die Nation sah in ihm das Ideal eines Kaisers verwirklicht und hoffte von ihm die Durchführung der großen
Ideen, von welchen die öffentliche Meinung getragen war. Wenn Maximilian gleichwohl die von ihm gehegten Erwartungen
nur zum geringsten Teil erfüllte, so liegt der Grund davon teilweise in den Zeitverhältnissen, teilweise aber auch in Maximilians
Charakter: er war eine sanguinische Natur und entbehrte der Energie zur Durchführung des Begonnenen, wurde
auch durch die Reichhaltigkeit seines Geistes in zu vielerlei Unternehmungen zu gleicher Zeit gezogen;
hat er doch, als die gewaltsame EroberungItaliens
[* 95] nicht glückte, Papst werden wollen, um das Land
auf friedliche Weise unter seine Herrschaft zu bringen.
Von seiner zweiten Gemahlin hatte er keine Kinder, dagegen 14 außereheliche.
Sein Nachfolger war sein Enkel Karl V.
Nachdem er im November 1562 in Frankfurt
[* 98] zum römischen König gewählt und gekrönt und auch als König von Böhmen, 1563 als
König von Ungarn gekrönt worden war, bestieg er nach seines VatersFerdinand I. Tod den Thron. Auch jetzt übte
er Toleranz, gewährte den österreichischen Ständen die Erlaubnis zu freier Religionsübung, verwilligte
den evangelischen Ständen ein eignes Kirchenregiment in der Religionsdeputation und hob in Böhmen 1567 die Prager Kompaktaten
auf.
Aber weiter als bis zur Toleranz ist Maximilian, obwohl selbst dem AugsburgischenBekenntnis geneigt, nicht gegangen. Die gehässigen
Streitigkeiten zwischen den Protestanten selbst hielten ihn vom offenen Übertritt ab, und seitdem der
Tod des Don Karlos in Spanien seinen Söhnen Aussicht auf den spanischen Thron eröffnet und er 1569 seine Tochter Anna mit Philipp
II. vermählt hatte, kämpfte in ihm der Gedanke, an die Spitze der religiösen Reform zu treten, mit der Rücksicht auf die
habsburgisch-spanische Hauspolitik. Er hielt sich äußerlich wieder zur katholischen Kirche und besuchte
die Messe.
Solimans Nachfolger Selim II. schloß endlich 1568 einen achtjährigen Waffenstillstand ab, kraft dessen jeder Teil in
dem Besitz seiner Eroberungen blieb, und den Maximilian benutzte, um die FestungenUngarns in einen bessern Verteidigungszustand zu setzen.
Er starb Seine Gemahlin hatte ihm neun Söhne und sechs Töchter geboren. Sein ältester Sohn, Rudolf, folgte ihm
in der Kaiserwürde.