Mischungen aus Hirsekleie,
Gersten-, auch wohl Maismehl und andern
Substanzen, werden als Verfälschungsmittel
für
Gewürze in besondern
Fabriken hergestellt und als
Pfeffer-,
Piment- und Zimtmatta in den
Handel gebracht.
Der Nachweis solcher
Verfälschungen erfordert sachkundige mikroskopische Untersuchung.
Decken aus biegsamen Pflanzenteilen, besonders aus
Schilf,
Rohr,
Binsen, Baumbast,
Stroh, Palmblättern etc., die
wie Gespinste leinwandartig gewebt werden. Grobe Matten dienen zum Verpacken, zum Bedecken von
Pflanzen, feinere zum
Belegen der
Fußböden und
Möbel,
[* 3] zu Vorhängen und zum
Tapezieren der Wohnzimmer. Einen bedeutenden Industriezweig
bildet in Rußland die Fabrikation der Lindenbastmatten (s.
Bast).
[* 4] Schilfmatten werden besonders in
Ostpreußen
[* 5] geflochten.
In
Frankreich stellt man Strohmatten von 0,5-1,5cmDicke dar, die mit einer
Kette von
Hanf,
Leinwand oder verzinntem Eisendraht
auf besondern
Webstühlen gewebt und zum Bedecken der Reben, zur schnellen Errichtung von
Zelten, Gartenlauben
etc. benutzt werden.
Statt des
Strohs hat man auch
Holzdrähte, wie sie in den Zündhölzchenfabriken angefertigt werden, benutzt
und sie mit einer
Kette von
Garn verbunden. Diese Matten eignen sich besonders zu Vorhängen an
Fenstern, da sie das
Licht
[* 6] durchlassen und doch die
Wärme
[* 7] genügend abhalten; sie werden häufig bemalt und zeichnen sich durch gefälliges Ansehen
aus. In
Spanien
[* 8] webt man aus
Binsen und
Gräsern
(Esparto) und benutzt dieselben besonders zum Auskleiden derZimmer. Sehr verbreitet
sind auch die holländischen Binsenmatten und die indischen Kokojamatten, die sich durch ihre
Farben und ihre Flechtarbeit
auszeichnen.
(MontCervin), das
Haupt einer der vier mächtigsten
Gruppen der
Walliser Alpen, eine überaus
schlanke Felsenpyramide von 4482 m
Höhe, die auf der
Grenze gegen
Italien,
[* 13] westlich vom
Monte Rosa, aufragt und die
DentBlanche
(4364
m) und das noch höhere
Weißhorn (4512 m) zu ebenbürtigen Nachbarn hat. Die Firnlager, welche die
höhern
Partien decken, nähren einen
Fächer
[* 14] von Eisströmen; in das Matterthal hinunter steigt der Zmuttgletscher, in das
Turtmanthal der Turtmangletscher, in das
Val d'Anniviers der Moming-, Zinal- und Moirygletscher, in das
Val d'Hérens der Ferpèclegletscher.
Der
Paß
[* 15] zwischen und
Monte Rosa ist das Matterjoch (3322 m), der höchste unter den gebräuchlichen Alpenübergängen
(auch St. Theodulspaß genannt); er verbindet
Zermatt, den Hauptort des
Walliser Matterthals, mit dem piemontesischen
Val Tournanche
(Dora Baltea). Die Bergbesteigungen im Gebiet des Matterhorns begann
Zeller 1832 mit einem der
Vorposten, dem Dreizenten- oder
Schwarzhorn; aber erst als
Tyndall das
Weißhorn bezwungen (1861), begann derGlaube an die Unüberwindlichkeit
dieser Felsnadeln zu wanken. Im
August 1862 erstiegen die
EngländerKennedy und Wigram die
DentBlanche, Hall
[* 16] die
Dent
d'Hérens, der
EngländerMoore den Bouquetin oder
Steinbock, 22. Aug. d. J.
Leslie Stephen das Zinal-Rothorn. Am eroberte
Whymper den
Grand Cornier, und im Juli 1865 wurden die letzten
Nadeln
[* 17] noch erklommen: am 6. das Gabelborn
(Moore), am 14. das Theodulhorn
(Abbé Gorret), und an demselben
Tage geschah die erste, aber verhängnisvolle Ersteigung des
Matterhorns selbst.
Sie war das Werk einer englischen
Gesellschaft:
Whymper,
LordFr.
Douglas,
CharlesHudson und Hadow, begleitet
von drei
Führern. Nachdem die
Spitze glücklich erreicht war, verunglückte die Expedition auf dem Rückweg, und nur
Whymper
nebst zwei
Führern entgingen der
Katastrophe, die indessen nicht verhindert hat, daß das Matterhorn seither häufig bestiegen wurde.
Die Besteigung, welche sowohl von
Zermatt als von Breuil (im
Val Tournanche) unternommen werden kann, ist
neuerdings durch die
Anlage von Schutzhütten, im O. beim Hörnli (3298
m) und im
S. an der sogen.
Krawatte (4122 m), sowie durch
das Anbringen von
Ketten zum Emporklettern etwas erleichtert worden.
Vgl.
Whymper, Scrambles amongst the
Alps (deutsch, Braunschw.
1872);
(spr. matte-úttschi), 1) Carlo,Physiker, geb. zu
Forli, studierte in
Bologna und
ParisMathematik,
ward 1832
Professor der
Physik in
Bologna, 1838 in
Ravenna, wo er auch eine
Fabrik chemischer
Produkte leitete, und 1840 in
Pisa.
[* 22] Er bearbeitete namentlich galvanische
Fragen und lieferte Untersuchungen über die
Zitterrochen.
[* 23] Auch magnetische Untersuchungen
und
Arbeiten über Induktionselektrizität und Telegraphie beschäftigten ihn wiederholt. 1848 wurde er
Senator und
begleitete die toscanische
Armee nach der
Lombardei; 1860 übernahm er die Leitung des italienischen Telegraphenwesens und
später auch die der meteorologischen
Institute. 1862 erhielt er das
Portefeuille des öffentlichen
Unterrichts im
MinisteriumRattazzi, trat aber nach wenigen
Monaten wieder zurück, wirkte dann am wissenschaftlichen
Institut zu
Florenz,
[* 24] ward Vizepräsident
des Oberstudienrats und starb Er schrieb: »Lezioni di fisica« (4. Aufl.,
Pisa 1851, 2 Bde.);
»Lezioni sui fenomeni fisico-chimici dei corpi viventi« (2. Aufl.,
das. 1846);
Johann, Musikschriftsteller und Komponist, geb. zu Hamburg,
[* 33] war erst am dortigen Theater
[* 34] als Tenorist,
Komponist und Dirigent thätig, trat 1705 als Sekretär
[* 35] in die Dienste
[* 36] des großbritannischen Gesandten Joh. v. Wich und verwaltete
nach dessen Tode die Legationsgeschäfte. Das 1715 angetretene Amt eines Musikdirektors am Dom zu Hamburg
mußte er 1728 wegen Schwerhörigkeit niederlegen; trotzdem komponierte er unermüdlich weiter, versah seine Legationsgeschäfte,
schriftstellerte und gab Unterricht. Er starb als großbritannischer Legationsrat und holsteinischer Kapellmeister Mattheson war
ein feiner und fertiger Klavierspieler, auch als Komponist gewandt, wenngleich ohne Tiefe.
Als Schriftsteller zeigte er sich stets schlagfertig, als Kritiker kenntnisreich und scharf. Von seinen zahlreichen Schriften
(man gibt ihre Zahl zu 88 an) haben für die Gegenwart noch Wert: »Das neueröffnete
Orchester« (1713);
Als Matthias aber nach Österreich zurückkam, verweigerten ihm die Stände die Huldigung, solange er ihren Forderungen
freier Religionsübung sich nicht füge, und rüsteten, als er sich zu Gewaltmaßregeln neigte. Als er durch die »Resolution«
vom das Verlangen der Stände erfüllte, bestimmte die spanische Partei den KaiserRudolf, Böhmen dem ErzherzogLeopold
zuzuwenden. Die Böhmen riefen jedoch alsbald Matthias herbei, und dieser zog nach Zerstreuung der Truppen des
Kaisers unter allgemeinem Jubel in Prag
[* 46] ein, wo er gekrönt wurde und ihm Rudolf gegen eine Jahrespension
auch Böhmen, Schlesien
[* 47] und die Lausitz abtreten mußte. Nach RudolfsTod, erfolgte 13. Juni seine Wahl zum deutschen
Kaiser. Bald aber standen sich die Glaubensparteien schroffer als je gegenüber, und als Matthias die
gegenseitigen Bündnisse, die Union und die Liga, aufheben wollte, achtete kein Teil auf seinen Machtspruch. Mit den Türken,
die mit einem Angriff drohten, mußte er, da
¶
mehr
ihm die Abgeordneten seiner Erbländer die zur Kriegführung nötigen Mittel versagten, Frieden schließen. Überdies kränkelnd,
willigte er, dem Drängen der übrigen Glieder
[* 49] des österreichischen Hauses nachgebend, in die Krönung des bigotten ErzherzogsFerdinand, nachmaligen KaisersFerdinand II., zum König von Böhmen (1617) und von Ungarn (1618). Zwar hatte dieser versprochen,
sich bei Lebzeiten des Kaisers aller Einmischung in die Regierung zu enthalten; allein in den kirchlichen Angelegenheiten gewährte
man doch bald seinen Einfluß. Die Unierten hintertrieben daher 1618 FerdinandsWahl zum römischen König, und in Böhmen brachen jene
Unruhen aus, welche das Vorspiel des Dreißigjährigen Kriegs wurden. Matthias gelang es nicht mehr, die Unruhen
zu unterdrücken. Er starb Vermählt war er seit 1611 mit Anna, der Tochter seines Oheims, des ErzherzogsFerdinand;
doch blieb die Ehe kinderlos.
Die Spaltung seiner Gegner erleichterte Matthias aber den Sieg. Während er die Magnaten durch Versprechungen gewann, schlug
er die Böhmen aus Oberungarn hinaus und focht gegen die Türken wie gegen Friedrich III. zugleich mit wechselndem Glück. Letzterer
verzichtete endlich gegen 60,000 Dukaten auf die ungarische Krone. Nun erst ließ sich Matthias in Stuhlweißenburg
[* 51] feierlich
krönen. Der innern Unruhen ward er durch entschlossenes Handeln bald Herr, und den Türken machte er sich
durch ein trefflich organisiertes Korps von 6000 Mann stehender Truppen furchtbar.
Bei alledem war seine Regierung willkürlich und gewaltthätig, und er vergeudete in prächtigen Hoffesten, was durch harten
Steuerdruck zusammengebracht war, vorzüglich seit seiner zweiten Vermählung mit Beatrix, einer Prinzessin von Neapel
[* 58] (1477).
Beide Ehen Matthias' waren kinderlos. Sein natürlicher Sohn JohannesCorvinus, dem Matthias die Legitimität zu verschaffen
bemüht war, der bedeutende Würden bekleidete und auch unter den Thronkandidaten war, entsagte zu gunsten Wladislaws (s. d.)
von Böhmen und starb 1504.
R. Br. (Levkoje), Gattung aus der Familie der Kruciferen,
[* 59] ein- oder zweijährige Kräuter
oder Halbsträucher mit oblongen oder linealischen, ganzen oder buchtigen Blättern, großen, meist purpurnen Blüten in Trauben
und linealischen, stielrunden oder zusammengedrückten Schoten. Etwa 30 Arten in West- und Südeuropa und Westasien. Die Sommerlevkoje
(Matthiola annuaSweet), Sommergewächs in Südeuropa und dem Orient, wird 30-40 cm hoch; die Blätter sind lanzettförmig,
grau behaart, stumpf, meist ganzrandig, die Schoten drüsenlos, behaart, spitz.
Man kultiviert sie wegen ihres Wohlgeruchs in zahlreichen Varietäten und hat sie auf so hohe Stufe blumistischer Vollkommenheit
gebracht, daß ihr der erste Rang unter allen Sommerblumen gebührt. Ebenso die Winterlevkoje (Matthiola incanaR. Br.), eine perennierende
Pflanze aus den Mittelmeerländern, welche 60-120 cm hoch wird, lanzettförmige, ganzrandige, stumpfe,
weiß behaarte Blätter und zusammengedrückte, abgestutzte Schoten besitzt. Die Levkojenkultur ist ein wichtiger Zweig der
Handelsgärtnerei und wird besonders in Erfurt
[* 60] stark betrieben.
Die Lebendigkeit der Beschreibungen und die Glätte der Form verdienten in der That eine gewisse Beachtung.
Die Empfindung aber, welche den Gedichten zu Grunde lag, war zumeist schwächlich und unwahr, und die erstrebte Eleganz des
Ausdrucks ging oft in die frostigste Künstelei über. Matthissons »Schriften« erschienen in einer Ausgabe letzter Hand in 8 Bänden(Zürich
1825-29; dazu Bd. 9: Biographie von Döring, 1833). Seine »Erinnerungen« (Zürich
1810-16, 5 Bde.) geben nicht uninteressante
Notizen über Gegenden und berühmte Männer. Seinen »Litterarischen Nachlaß« veröffentlichte Schoch (Berl. 1832, 4 Bde.).
(Mattiăci), eine zu den Katten gehörige german. Völkerschaft, zwischen Rhein, Main und Lahn wohnhaft und den
Römern frühzeitig unterworfen, welche in ihrem Land Silberbergwerke besaß.
Daselbst befanden sich auch
berühmte heiße Quellen, die Aquae Mattiacae, das heutige Wiesbaden.
Der Name der Mattiaker verschwindet früh aus der Geschichte.
(Muttra, Mathura), Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts der britisch-ind. Nordwestprovinzen, am rechten Ufer
der Dschamna, ist Knotenpunkt der EastIndian- und Radschputanabahn und hat (1881) 47,483 Einw. Mattra wird
als Geburtsort Krischnas und Schauplatz seiner Thaten jährlich von 100,000 Hindupilgern besucht. SchonPtolemäos, Arrian und
Plinius bekannt, wurde Mattra um 400 n. Chr. das Zentrum des Buddhismus; später haben mohammedanische Eroberer
es wiederholt geplündert und zerstört. Die jetzigen hervorragenden Gebäude stammen alle aus der mohammedanischen Periode
oder sind neuen Datums; ein von Bankiers der Dschainasekte errichteter Tempel
[* 78] ist besonders prächtig. Die moderne Stadt enthält
die Regierungsgebäude, Tribunal, Gefängnis, Hospital, eine anglo-indische Schule und ist Sitz einer evangelischen
und einer katholischen Mission.
chines. Gelehrter, lebte von 1245 bis 1322 und ist berühmt als Verfasser
der großen Encyklopädie »Wenhianthongkhao«, welche 348 Bände umfaßt (s. Chinesische Litteratur, S. 32).
Sie hat ein Areal von 33,945 qkm (616,5 QM.) mit (1873)
47,863 Einw. Die Hauptstadt Maturin liegt in einer Tiefebene am schiffbaren
Guarapiche, hat Kakaobau und (1883) 14,743 Einw. Der Hafen der Stadt (CanoColorado) liegt 40 km unterhalb.
Die Ausfuhr belief
sich 1883/84 auf 1,041,634 Bolivares.
Karl, Afrikareisender, geb. zu Stetten in Württemberg, besuchte die Realschule in Ludwigsburg,
[* 95] 1854-56
das Lehrerseminar in Gmünd
[* 96] und erhielt zu Isny eine Anstellung als Lehrgehilfe. Aber schon frühzeitig beschäftigte ihn der
Gedanke, zur Erweiterung der Kenntnis Afrikas beizutragen, und so verwandte er alle freie Zeit zu weiterer
Ausbildung, um sich für seinen Zweck vorzubereiten. Auf einer Hofmeisterstelle in Österreich blieb er bis 1859; darauf widmete
er sich 1860-62 dem Studium des Arabischen und suchte medizinische Kenntnisse zu erlangen. 1863 begab er sich nach London, wo
er unter den mißlichsten Umständen fünf Monate lang naturwissenschaftliche Studien trieb; dann ging
er nach Südafrika.
[* 97] In drei Jahren durchwanderte er die Transvaalsche Republik und fertigte eine genaue Karte derselben an,
welche durch seine spätern Reisen noch wesentlich berichtigt wurde. 1866 ging er mit einem Elefantenjäger über Mosilikatse
durch das Gebiet zwischen Sambesi und Limpopo und entdeckte unweit der portugiesischen Niederlassung Tete
ausgedehnte Goldfelder. 1868 ging er unter den größten Beschwerden von Pretoria über den Limpopo und auf einer ganz neuen
Route nach Inyati, von wo er Anfang 1869 nach Potschefstroom zurückkehrte. 1870 und 1871 war er dann mit Erforschung des die
Diamantenfelder durchfließenden Vaal beschäftigt, und Mitte 1871 ging er von Albasini aus über den
Limpopo ins Gebiet der Makalaka und entdeckte die Ruinen von Zimbabye, in denen er das Ophir der Bibel
[* 98] gefunden zu haben glaubte,
welche Meinung indes von den Forschern Europas fast einstimmig verworfen wurde. Bei Sena kam er an den Sambesi und traf im Dezember 1872 wieder
in Europa
[* 99] ein. Hier war er eine Zeitlang Geschäftsführer in einer Zementfabrik in Blaubeuren, bis ein unglücklicher
Sturz seinem Leben ein Ende machte. Außer zahlreichen Berichten, namentlich in »Petermanns Mitteilungen«, hat Mauch »Reisen im Innern
von Südafrika 1865-72« (Gotha
[* 100] 1874) veröffentlicht.
aus natürlichen oder künstlichen Steinen ohne (Trockenmauer) oder mit Bindemittel hergestellte Wand. Grund-
oder Fundamentmauern haben die ganze Gebäudelast auf den Baugrund zu übertragen. Um sie vor Senkungen
zu schützen, läßt man sie stets bis zu einer Tiefe reichen, welche der größte Frost nicht erreicht, und die in gemäßigten
Klimaten etwa ¾ m beträgt. Umfangsmauern, welche außer ihrer eignen Last den größten Teil der Dach- und Zwischendeckenbelastung
auf die Fundamentmauern zu übertragen haben, erhalten verhältnismäßig größere Dicken als die minder
belasteten Scheidemauern.
Die Stärke
[* 102] der Mauern hängt von ihrer Art und Größe, von ihrer Belastung sowie von der Festigkeit
[* 103] der Mauermaterialien,
insbesondere des Mörtels, ab und wird für Gebäude größerer Städte in der Regel durch baupolizeiliche Vorschriften bestimmt.
Sehr langen Mauern gibt man größere Standfähigkeit
[* 104] durch Verstärkungspfeiler, während ihnen bei geschlossenen
Gebäuden Querwände und mit Verankerungen eingelegte Gebälke gewöhnlich hinreichende Sicherheit gewähren.
Nach dem Material unterscheidet man Backstein-, Lehmstein-, Werkstein- und Bruchsteinmauern; die erstern beiden werden je nach
Zweck und Belastung ½, 1, 1½ Stein stark, die Werksteinmauern in
beliebiger Stärke, Bruchsteinmauern selten schwächer als
½ m ausgeführt. Zu Wohnhäusern und allen solchen Gebäuden, welche stets trocken, im Sommer kühl,
im Winter warm sein sollen, verwendet man häufig hohle Backsteine oder hohle, aus zwei parallelen, schwächern mittels zahlreicher
Durchbinder vereinigte Mauern.
Um den Mauern ein besseres Ansehen zu geben, ohne deren Kosten allzusehr zu erhöhen, verblendet man ihre
Außenseite mit Quadern oder bessern Backsteinen, während sie übrigens aus Bruchsteinen oder geringern Backsteinen bestehen.
In neuerer Zeit werden Mauern auch mit Gußsteinen aus gutem hydraulischen Kalk aufgeführt, der mit scharfem Sand oder mit
Ziegelbrocken vermengt und ähnlich wie Mörtel zubereitet wird. Im weitere Sinn rechnet man zu den Mauern
solche aus gestampfter Erde, Lehm etc. oder aus Kalksand (Gußmauern), s. Pisee. Über den Verband
[* 105] der Mauersteine
[* 106] s. Steinverband.
[* 107] Um Mauern vor Feuchtigkeit zu schützen, bringt man Isolierschichten über der Bodenfläche an, welche aus Metallstreifen,
Glas oder am besten aus Asphalt bestehen.
In den ältesten Zeiten errichtete man Mauern aus unbehauenen Steinen, legte diese ohne alle Verbindungsmittel
übereinander und füllte die Zwischenräume mit kleinern Steinen aus. Später ebnete man die ungleichen Seiten der rohen Steine
und bemühte sich, sie so glatt zu behauen, daß sie beim Auflegen aufeinander paßten. Zusammengehalten wurden sie ohne Mörtel
bloß durch ihre eigne Schwere. Überbleibsel von solchen alten steinernen Gebäuden findet man inPersien,
[* 108] Ägypten, Griechenland und Italien. In Gegenden, wo keine Steine gebrochen wurden, baute man die Mauern aus Ziegeln mit einem
Bindemittel, wozu die Babylonier das in ihrem Land häufig vorkommende Erdpech benutzten.
Die Griechen nahmen in der ältesten Zeit zu ihren Gebäuden und Mauern ebenfalls rohe Steine von außerordentlicher
Größe, woraus die Sage entstand, daß solche Gebäude Werke der Kyklopen
[* 109] wären (kyklopische Mauern, s. Tafel »Baukunst
[* 110] IV«,
[* 111] Fig. 2). Als man anfing, die Steine zu behauen, gab man ihnen zwar eine verschiedene Gestalt; doch verstand man die Steine
so aufeinander zu setzen, daß nirgends ein leerer Zwischenraum blieb. Auf diese Art waren die Mauern
um Korinth,
[* 112] um Eretria in Euböa und zu Ostia in Epirus gebaut. In späterer Zeit wurden die Steine von den Griechen rechteckig
behauen.
Mauern aus Quadersteinen führte man entweder als Isidomum, wenn die verschiedenen Schichten und Lagen der
Steine einerlei Höhe erhielten und aus gleich großen Stücken bestanden, oder als Pseudisidomum auf, wenn die Steinschichten
und die einzelnen Steine ungleich waren. Im letztern Fall wurden die Steine stets so übereinander gelegt, daß die Fugen, worin
zwei Steine zusammenstießen, oben und unten mit einem Stein bedeckt waren. Der erstern Bauart bediente
man sich wegen ihres schönen und regelmäßigen Aussehens bei großen, aus Marmor aufgeführten Tempeln.
Gewöhnlich bestanden dergleichen Mauern durchweg aus Quadern; wenn sie aber sehr dick waren, stellte man nur die Stirnmauern
aus glatt behauenen Quadern her; die Steine der innern Mauer blieben unbehauen, wurden indes mit den äußern
Steinen in Verband gesetzt, und um deren Festigkeit zu vermehren, wurden die Stirnmauern durch einzelne Bindesteine verbunden,
welche quer durch die Mauer gingen. Man nannte diese Bauart Emplekton, die Bindesteine aber Diatonoi. So waren die Stadtmauern
von Agrigent gebaut. Mörtel oder ein
¶
mehr
anderes Verbindungsmaterial brauchte man nicht, da die Steine durch ihre eigne Schwere und wegen des Anschlusses ihrer Seiten
einander festhielten. Selbst bei Gewölbebogen wurden die Steine ohne Mörtel zusammengesetzt. Bisweilen stellten die Griechen
ihre Mauern von Ziegeln her, besonders in ältern Zeiten; solche Mauern hatten die StädteMantineia in Arkadien,
Bion am FlusseStrymon und zum Teil auch Athen.
[* 114] Auch das berühmte Mausoleum bestand aus Ziegeln und war nur mit Marmor bekleidet.
Mauern von viereckigen Steinen wurden ohne Mörtel gebaut, zu Mauern aus kleinen Steinen nahm man dagegen
Mörtel. Vitruv nennt zweierlei Arten von Mauern aus kleinen Steinen, das Reticulatum und das Incertum oder Antiquum. Das letztere
bestand aus unregelmäßigen Bruchsteinen, die neben- und übereinander gelegt und genau ineinander gepaßt waren, das Reticulatum
aber aus viereckig gehauenen Steinen, die nicht wagerecht, sondern so übereinander lagen, daß ihre Fugen
diagonal verliefen, wodurch die Mauer ein netzförmiges Ansehen erhielt (s. Netzwerk).
[* 118]
Außerdem führten die Römer Mauern von Ziegeln auf, wenn man große Gebäude schnell zu vollenden wünschte. Indes wurden
bei großen Gebäuden nur die Stirnmauern von Ziegeln aufgeführt, das Inwendige war mit kleinen Steinen,
Scherben und zwei Dritteilen Mörtel angefüllt. Die Bekleidung der Mauern, die freilich erst später in Gebrauch kam, war von
mancherlei Art. Eine Bekleidung von Kalk und Sand hieß Opus arenatum, eine von Kalk oder Gips
[* 119] Opus marmoratum. S. auch Mauerwerk
(im Befestigungswesen).
(Mauersalpeter, Salpeterfraß), Zerstörung des Mauerwerks durch Salze, namentlich durch
Salpetersäuresalze, welche besonders an solchen Mauern ausblühen, die in der Nähe von Dungstätten oder auf einem an faulenden
Stoffen reichen Boden stehen. Bei Gegenwart von Alkalien oder Kalk bildet sich hier Salpeter, dessen Lösung in den Poren der Mauersteine
aufsteigt, verdunstet und einen weißen Salzbeschlag auf den Steinen bildet. In der Regel handelt es sich
dabei um salpetersauren Kalk, welcher einen schmierigen, an feuchter Luft zerfließenden Überzug bildet, allmählich die Überzüge
der Mauern, z. B. Verputz, Tapeten, zuletzt diese selbst zerstört und kalte, dumpfige, ungesunde Ausdünstungen in geschlossenen
Räumen veranlaßt.
Außer gewissen Kalksteinen sind besonders mergelige Steine dem Mauerfraß unterworfen. Um ihn fern zu halten,
muß man die Anwendung solcher Steine zu Kloaken, Abtritten und Dunggruben vermeiden oder in der MauerIsolierschichten anbringen.
Um ihn zu beseitigen, klopft man meist den
Verputz ab, kratzt den Mörtel aus den Fugen, überzieht diese mit heißem Teer und
erneuert den Verputz. MancheMauersteine können auch ohne Verunreinigung durch Bodenbestandteile Ausblühungen
liefern. Diese bestehen aber aus Schwefelsäuresalzen und sind häufig auf einen Gehalt des Thons an Schwefelkies zurückzuführen,
aus welchem durch OxydationSchwefelsäure
[* 121] entstand, die mit den Alkalien des Thons leicht kristallisierende Salze bildet.
das älteste, mit einem vollständigen Kreis
[* 122] zur Ablesung der Höhe ausgestattete, fest in
der Ebene des Meridians aufgestellte astronomische Instrument, bestehend aus dem erwähnten Kreis und einem Fernrohr,
[* 123] das sich
um eine von W. nach O. gerichtete horizontale Achse drehen läßt. Der erste Mauerkreis wurde nach MaskelynesAnordnung von Troughton
angefertigt und 1812 in Greenwich aufgestellt. Da nur eine einseitige Unterstützung der Drehachse des
Fernrohrs stattfindet, so kann dieses sich nicht so genau in der Ebene des Meridians bewegen wie beim Mittagsrohr oder bei dem
Meridiankreis;
[* 124] es mußten daher die Durchgangszeiten der Sterne durch den Meridian am Passageinstrument beobachtet werden, während
am Mauerkreis nur die Kulminationshöhen gemessen wurden. Deshalb hat man jetzt den Mauerkreis durch
den Meridiankreis (s. d.) ersetzt, welcher in Deutschland schon seit Anfang des Jahrhunderts, besonders durch Reichenbach,
[* 125] zu
einem hohen Grade der Vollkommenheit gebracht worden war.
Landsee in Ostpreußen, 116,4 m ü. M., ist 22 km lang, 105 qkm
(1,9 QM.) groß, hat die Gestalt eines Kreuzes und in den einzelnen Teilen besondere Namen (Mauersee im
N., Dargainensee im O., Dobenscher See imSW. und Kisainsee im S.), steht mit dem Löwentin- und Spirdingsee durch die Masurischen Kanäle
in schiffbarer Verbindung und fließt nach N. durch die Angerapp ab.
Man benutzt zu Mauersteinen eisen- und kalkhaltige, magere (sandhaltige) Thone,
welche beim Trocknen und Brennen weniger schwinden und reißen als fette.