nördliche Polarregion unsern
Blicken entzogen, und wir sind mit der Erforschung derselben auf andre
Oppositionen angewiesen.
Mit dem von
Schiaparelli angewandten
Instrument waren helle
Flecke auf dunklem
Grund oder umgekehrt noch deutlich sichtbar, wenn
ihr
Durchmesser wenigstens 18 geogr.
Meilen betrug,
Streifen noch bei 8
MeilenBreite.
[* 2] Die Ländermassen liegen
größtenteils in einer äquatorialen, nicht durch größere
Meere unterbrochenen
Zone, die sich, ältern
Beobachtungen zufolge,
nach N. bis zum 50.
Grad zu erstrecken scheint.
Auf der südlichen
Hemisphäre sind dann noch zwei weniger dichte Landzonen zu bemerken, von denen die südlichste nur aus
zwei großen
Inseln besteht. Zwischen diesen Ländermassen breiten sich die
Meere aus, die durch ein kompliziertes
Netz von
Kanälen miteinander verbunden sind. An diesen
Kanälen hat
Schiaparelli 1882 eine bisher noch unerklärte
Erscheinung
beobachtet, nämlich eine Verdoppelung, so daß immer 2 parallele
Kanäle nebeneinander hinlaufen, und in einigen
Fällen hat
sich diese
Erscheinung fast unter denAugen des Beobachters entwickelt.
In denMeeren selbst befinden sich noch hellere
Stellen, die aber doch dunkler als die
Festländer sind, und die
Schiaparelli
deshalb als
Untiefen oder überschwemmte Ländermassen betrachtet. So sind insbesondere die
Meere zwischen der äquatorialen
und der zunächst liegenden südlichen Länderzone unterbrochen durch eine
Reihe teilweise unter
Wasser
stehender
Halbinseln, die alle von
NW. nach
SW. gerichtet sind. Die Färbung der
Meere ist übrigens nicht überall dieselbe,
und im allgemeinen nimmt auf der Südhemisphäre die Dunkelheit vom
Äquator nach den
Polen zu ab; das
Gleiche findet auch infolge
des größern Salzgehalts der
Meere der Äquatorzone auf der
Erde statt.
Schiaparelli hat auf seiner
Karte den meisten
Objekten neue, der
Geographie und
Mythologie entlehnte
Namen gegeben, während
Proctor,
dem sich auch Terby u. a. anschließen, sich dazu der
Namen von Astronomen bedient, die sich um Erforschung des Mars
[* 3]
Verdienste
erworben haben. Neuerdings hat auch Lohse auf
Grund seinerBeobachtungen des Mars in den
Oppositionen 1873, 1877 und 1879 eine
Karte veröffentlicht, von welcher
[* 1]
Fig. 2 eine
Skizze gibt. Die hier angewandte
Terminologie ist die Proctorsche. Mit I-IV sind
Punkte bezeichnet, die sich sehr genau bestimmen ließen, und welche daher der
Zeichnung als Grundlage dienten. Die punktierten
Linien stellen die
Umrisse dunkler
Flecke dar, die 1873, nicht aber bei den spätern
Oppositionen beobachtet
wurden. Das Zeichen des ist ♂.
Mars hat zwei
Monde, welche
Hall
[* 4] in
Washington
[* 5] während der
Opposition des
Planeten
[* 6] 11. und entdeckt hat.
IhreAbstände
vom
Planeten betragen 9370 und 23,420 km. Der innere, Phobos, läuft in 7
Stunden 39
Minuten in der
Richtung
von W. nach O. um den
Planeten, der äußere,
Deimos, in 30
Stunden 18
Minuten. Da der Mars selbst sich in 24
Stunden 37
Minuten
einmal in der
Richtung von W. nach O. um seine
Achse dreht, also stündlich um 14,62,° während bei den
beiden
Monden die wahre stündliche
Bewegung in derselben
Richtung 47,06° und 11,88° beträgt, so hat, vom aus gesehen,
Phobos eine scheinbare stündliche
Bewegung von 47,06-14,62 = 32,44°
in der
Richtung von W. nach O., und er vollendet seinen scheinbaren
Umlauf in dieser
Richtung in 11,1Stunden,
während
Deimos stündlich scheinbar um 14,62-11,88 = 2,74°
nach W. geht, also seinen scheinbaren
Umlauf in der
Richtung von O. nach W. in 131,4Stunden oder etwa 5 ⅓ Marstagen vollendet.
Aus den
Abständen und
Umlaufszeiten hat
Hall die Marsmasse = 1/3,051,000 der Sonnenmasse berechnet. Die
Monde sind
so klein, daß eine exakte Messung ihrer
Durchmesser nicht möglich ist (die sehr unsichern
Schätzungen gehen herab bis zu
6-7 km); ihre Sichtbarkeit ist beschränkt auf die
Zeiten der größten
Annäherung von
Erde und Mars.
auf
Schiffen eine hölzerne oder eiserne
Plattform, welche nahe dem
Topp (dem obern Ende) der
Untermasten auf den
Längs- und Quersalingen ruht und von
Laien irrtümlich
Mastkorb genannt wird (s. Takelage). Der Mars hat die
Form eines vorn abgerundeten
Trapezes, auf
Kauffahrern auch die eines
Halbkreises. Der Mars soll den seitlichen Stütztauen der
Marsstenge, welche an seinen Seitenrändern befestigt werden, ein weiteres Auseinanderstraken ermöglichen
und Platz für die Leute zum Ausruhen und Manövrieren
[* 7] bieten.
In der Mitte hat er ein vierkantiges
Loch, durch welches der
Topp des
Mastes und der
Fuß der Marsstenge fahren; die seitlichen
Erweiterungen desselben, welche (durch
Klappen verschließbar) dazu dienen, bei schwerem
Arbeiten des Schiffs die obern (kleinern)
Raaen und
Stengen an
Deck zu geben und unbeholfenen Leuten den
Eintritt in den Mars zu gestatten (der eigentliche
Weg geht außen herum), heißen Soldatengatts. Hinten hat der Mars ein eisernes Geländer. Im
Gefecht wird der Mars mit geeigneten
Leuten, Marsgasten, auf großen
Schiffen auch mit kleinen
Kanonen
(Mitrailleusen) besetzt. ist auch Vorsilbe
für die mit dem Mars in
Verbindung stehenden Takelungsteile, z. B. Marsbrassen, Marsfall etc.
[* 3] (spr. mars oder mar),AnneFrançoiseHippolyte Boutet-Monvell, franz. Schauspielerin, geb. zu
Paris,
[* 8] trat in ihrem 13. Jahr in
Versailles
[* 9] in Kinderrollen auf, ging drei Jahre später zum
ThéâtreFeydeau über,
wo sie naive
Rollen
[* 10] spielte, und ward darauf beim
Théâtre français angestellt, wo sie bald der Liebling des
PariserPublikums
wurde.
Napoleon I. berief sie stets, wo es galt, seine
Siege auch auf der
Bühne zu feiern. Sie starb in
Paris, nachdem
sie sich bereits 1841 von derBühne zurückgezogen hatte und bei dieser Gelegenheit zur »inspectrice«
der dramatischen
Studien am
Konservatorium ernannt worden war. Geistreich und liebenswürdig, einfach und natürlich, stets
die gebildete
Frau verratend, spielte die Mars in verschiedenen
Fächern. Von
Rollen, welche sie gab, und die auch in
Deutschland
[* 11] bekannt sind, nennen wirDonaSol (»Hernani«),
Salzwerken der benachbarten Lagunen gewonnenen Salz,
[* 20] besonders aber mit dem in der ganzen Gegend angebauten berühmten Marsalawein
treiben, der, mit Branntwein versetzt, hauptsächlich nach England und Westindien
[* 21] verführt wird. Im Hafen von Marsala, welcher von
Karl V. aus Sorge vor einer Landung der Türken 1567 verschüttet worden war, in neuerer Zeit aber wiederhergestellt
wurde, sind 1884: 1287 Schiffe
[* 22] mit 126,294 Ton. eingelaufen. - ist zum Teil auf den Ruinen der alten Stadt Lilybäon (s. d.)
erbaut, von der noch verschiedene Baureste, Gräber und Inschriften aufgefunden wurden. Ihre jetzige Gestalt verdankt die Stadt
den Sarazenen, welche sie im 9. Jahrh. einnahmen und Mars el Allah (»HafenGottes«) nannten, und den Normannen,
von denen jene im 11. Jahrh. vertrieben wurden. Am landete hier Garibaldi mit seinen tausend Mann, um seinen Siegeszug
gegen König Franz II. anzutreten.
1) Obermarsberg, auf der Höhe, 413 m ü. M., hat eine alte Pfarrkirche, eine interessante Nikolaikapelle
und (1885) 1310 meist kath. Einwohner. - 2) Niedermarsberg (früher Stadtberge), im Thal,
[* 24] hat eine katholische und eine evang.
Kirche, eine Irren- und eine Idiotenanstalt, Papierfabrikation,
[* 25] Kupferbergbau, eine Kupferhütte, eine Entsilberungsanstalt,
eine Dampfsägemühle und (1885) 3340 meist kath. Einwohner. In der
Nähe stand die Sachsenfestung Eresburg (s. d.). Marsberg gehörte nebst der dortigen Benediktinerpropstei
ursprünglich dem KlosterKorvei, wurde aber 1230 an Kurköln verpfändet.
die geordnete Bewegung von Truppen nach einem vorgesetzten Ziel. Der gewöhnliche Tagesmarsch eines Armeekorps
beträgt bis zu 20 km, der vierte Tag ist Ruhetag; bei Eilmärschen bis etwa 30 km. Man unterscheidet dann
wohl noch beschleunigte Eilmärsche, bei denen ohne Ruhetag täglich 40-45 km, und Gewaltmärsche, bei denen noch größere
Entfernungen unter Zuhilfenahme der Nacht zurückgelegt werden. Doch sind dies nur ungefähre Zahlen, die den jeweiligen Verhältnissen
unterliegen.
Bei künstlich beschleunigten Märschen wird die Beförderung auf Eisenbahnen, Dampfschiffen, Wagen etc.
zu Hilfe genommen. Durch die Marschordnung wird die Reihenfolge der Truppen während des Marsches, und wie diese in den Kampf
eingreifen sollen, vorausbestimmt. In Rücksicht hierauf wird die Artillerie möglichst weit nach vorn in die Marschkolonne
eingefügt. Alle diese Anordnungen (Avantgarde, Gros, Sicherungsdienst etc.) werden in der Marschdisposition
durch den Marschbefehl den Truppen vorher bekannt gemacht. Für den Marsch größerer Heeresteile nach dem Kriegsschauplatz wird
ein Marschtableau unter Bezeichnung der täglichen Marschziele, ob kantoniert, biwakiert etc.
werden soll, aufgestellt. Auf dem Marsch selbst muß strengste Marschdisziplin herrschen, um Unordnungen zu vermeiden.
- Die Marschtiefe, Länge der Marschkolonne, beträgt (einschließlich Bagage) für 1 Infanterieregiment
in 4 Rotten (Marschsektionen) 1590 m, 1 Kavallerieregiment 730,
1 Feldartillerieabteilung (4 Batterien) 1789 m, 1 Feldartilleriebrigade
(einschließlich Munitionskolonnen) 14,375 m, 1 Divisionsbrückentrain 321 m, die Administrationsbranchen eines Armeekorps 2355 m,
das Generalkommando und die beiden Infanteriedivisionsstäbe eines Armeekorps 1088 m, ein mobiles Armeekorps
rund 60 km. -
Marschübungen gehören zur militärischen Erziehung, obgleich sie nicht unmittelbar auf den Krieg sich übertragen.
(ital. marcia, franz. marche), eine Musik, deren Zweck ist, die Bewegung einer größern Menschenmenge zu regeln,
in diesem Sinn dem Tanz verwandt. Der ist ohne Zweifel sehr alt. Festliche Aufzüge
[* 26] wurden schon im Altertum
mit Musik begleitet; eine höhere künstlerische Gestaltung erhielt der Marsch in der griechischen Tragödie, wo der Chor in gemessener
Bewegung auftrat und ebenso abtrat, freilich nicht mit Instrumentalbegleitung, sondern singend. Den Militärmarsch führt
man gewöhnlich auf den Dreißigjährigen Krieg zurück, schwerlich mit Recht.
Die Trommeln, Pauken, Trompeten und Schweizerpfeifen waren schon zu Anfang des 16. Jahrh. in Gebrauch, wenn ein Fürst in eine
Stadt einritt oder in das Feld zog (Virdung). Die Form des Marsches, wie wir ihn als Kunstmusik zuerst in Opern (Lully) und dann
als Klavierstück (Couperin) finden, ist die der ältern Tanzformen (zwei 8-16taktige Reprisen). Der heutige
ist in der Regel weiter ausgeführt und hat ein mehr melodiös gehaltenes Trio. Die Militärmärsche sind entweder Parademärsche
(Pas ordinaires) oder Geschwindmärsche (Pas redoublés) oder endlich Sturmmärsche (Pas de charge). Aus der Zahl der für besondere
Zwecke und Gelegenheiten bestimmten Märsche (Festmärsche, Huldigungsmärsche, kirchliche Märsche; fast
nur auf der Bühne bei Aufzügen etc.) hebt sich als besonders charakteristisch der Trauermarsch (Marcia funebre) heraus.
Dieser Dienst bestand bei der Kaiserkrönung darin, daß derselbe in einen mächtigen Haferberg hineinritt,
um dem neugekrönten Herrn ein silbernes Maß voll Hafer
[* 30] in den Stall zu bringen. Außerdem hatte er bei Reichstagen und bei sonstigen
feierlichen Gelegenheiten die Ordnung und das Zeremoniell zu überwachen. Jetzt ist Hofmarschall der Titel eines höhern Hofbeamten,
der als Vorsteher des Hofmarschallamts die ganze Haushaltung des Hofs, Küche, Keller, Baulichkeiten etc.,
sowie das niedere Hofpersonal unter seiner Aufsicht und bei Hoffestlichkeiten die nötigen Anordnungen zu treffen hat (s. Hof,
[* 31] S. 606). Die vormaligen Reichs- und Landerbmarschälle führten bei Versammlungen der Landstände den Vorsitz. Endlich kommen
auch bei andern als
¶
mehr
Hoffestlichkeiten, bei Aufzügen, größern Leichenbegängnissen u. dgl.,
Marschälle (Festmarschälle) vor, welche entweder dafür zu sorgen haben, daß alles in der gehörigen Ordnung vor sich gehe,
oder bloß in feierlichem Kostüm
[* 33] dem Zug
vorangehen. Der Deutsche
[* 34] Orden
[* 35] erweiterte zuerst die alte Hofcharge des Marschalls zur
vornehmsten Feldherrnstelle, obgleich der eigentliche TitelFeldmarschall (s. d.) erst zur Zeit der »deutschen
Reiter« für den Obersten eines Kavallerieregiments vorkommt. In Frankreich nahm das WortMaréchal, welches anfangs den unter
den Befehlen des Connétable stehenden Intendanten des königlichen Marstalls bezeichnete, sehr bald andre Bedeutung an. Schon
unter PhilippAugust (1180-1223) führte der Oberbefehlshaber der königlichen Truppen zeitweilig jenen
Titel.
Zur Zeit Ludwigs IX. gab es zwei, später drei, vier und mehr solcher Marschälle, welche zum Unterschied von den Marschällen
andrer Lehnsherren Maréchaux de France (Marschälle von Frankreich) genannt wurden und besonders nach der Aufhebung der Connétablewürde 1627 zum
höchsten Ansehen gelangten. Unter Heinrich III. ward durch die États-Généraux ihre Zahl auf vier herabgesetzt;
doch ward diese Zahl schon von Heinrich IV. und noch mehr von dessen Nachfolgern überschritten, so daß es 1703 unter Ludwig
XIV. nicht weniger als 20 Marschälle gab, unter denen auch Seeleute waren.
Seitdem schwankte ihre Zahl, bis der Titel »Marschall von Frankreich« ganz aufgehoben wurde. Napoleon
I. stellte die Marschallswürde wieder her, indem er Reichsmarschälle (maréchaux d'empire) ernannte. Unter der Restauration
wurde der Titel eines Maréchal de camp (Generalmajor) wieder aus der Vergessenheit hervorgezogen, und unter dem Julikönigtum
ward durch ein Gesetz vom die Zahl der Marschälle von Frankreich in Friedenszeiten auf sechs
herabgesetzt, während sie in Kriegszeiten bis auf zwölf vermehrt werden durfte. Napoleon III. stellte das Verhältnis, wie
es unter Napoleon I. bestand, wieder her. Das Zeichen der französischen Marschallswürde ist ein azurblauer, mit goldenen
Sternen verzierter Stab.
[* 36] Übrigens werden mit dem Namen Marschall in Frankreich auch noch andre militärische Chargen
bezeichnet, wie z. B. bei der KavallerieMaréchal des logis derjenige Unteroffizier heißt, welcher die Einquartierung seiner
Eskadron zu besorgen hat.
vonBiberstein,Adolf, Freiherr von, bad. Diplomat, geb. auf dem väterlichen Gut Neuershausen bei
Freiburg
[* 37] i. Br., studierte die Rechte, trat in den badischen Justizdienst und ward Staatsanwalt in Mannheim.
[* 38] Seit 1875 grundherrlicher
Abgeordneter in der badischen Ersten Kammer, vertrat er streng konservative Grundsätze und suchte mit Mühlhäußer in Baden
[* 39] neben den Ultramontanen auch eine evangelische kirchliche Partei zu begründen. Zugleich stellte er sich bei den Reichstagswahlen 1878 an
die Spitze einer konservativen und schutzzöllnerischen Bewegung und schloß sich, in den Reichstag gewählt,
hier der deutsch-konservativen Partei an, deren Verbindung mit dem Zentrum er besonders betrieb. 1879 zum Landgerichtsrat in
Mannheim ernannt, ward er 1882 wieder Erster Staatsanwalt daselbst und 1883 badischer Gesandter in Berlin
[* 40] und Mitglied des Bundesrats.
Marktflecken in der
böhm. Bezirkshauptmannschaft Trautenau, langgestreckt im reizenden Aupathal am Fuß
des Riesengebirges gelegen, aus vier selbständigen Gemeinden bestehend, mit Schloß, Bezirksgericht, starker Papierfabrikation,
Flachsgarnspinnerei, Bierbrauerei,
[* 41] Glashütte (in dem zu Marschendorf gehörigen Dunkelthal) und (1880) 3063 Einw.
(vom niederd. Marsch, s. v. w. Niederung), in Nordwestdeutschland das niedrige fruchtbare, meist durch Dämme
oder Deiche gegen Überschwemmung geschützte und durch Kanäle, deren Öffnungen durch Schleusen geschlossen sind, entwässerte
Land längs der Flüsse
[* 42] und der Meeresküste. Es findet sich nur da, wo der Wechsel von Ebbe und Flut vorhanden
ist, und die Schleusen (Siele) dienen dazu, dem in den Marschen sich sammelnden Wasser zur Zeit der Ebbe den Ausfluß
[* 43] zu gestatten,
zur Zeit der Flut aber dem andringenden Außenwasser den Eingang zu verwehren; denn die niedern eingedeichten Marschen liegen
zur Flutzeit unter dem Spiegel
[* 44] des Meers oder der angrenzenden Flüsse.
Der Boden, der aus dem feinsten Thonschlamm (Schlick) und Sand besteht und meist reich ist an Resten mikroskopischer Organismen
(nicht bloß kieselschaliger Diatomeen, sondern auch kalkschaliger Polythalamien, welch letztere im Binnenland fehlen), ist
von fast unerschöpflicher Fruchtbarkeit, ermöglicht vor allem in seinem hohen, massigen Graswuchs die
ergiebigste Zucht von Milch- und Mastvieh, welche den Reichtum aller Marschländer von dem Mündungsland der Schelde bis nach
Nordschleswig längs der Küste der Nordsee begründet.
Die Ortschaften liegen entweder an der Grenze dieses Marschlandes gegen das angrenzende Sandland, die Geest (s. d.), oder es
werden die einstöckigen Häuser innerhalb der Marsch selbst auf künstlichen Sanderhöhungen (Warften)
gebaut. Kanäle und Dämme bilden die Verkehrswege im von Gräben durchschnittenen Marschland. Diese Marschländer sind noch in täglicher,
wenngleich sehr langsamer Fortbildung begriffen, indem die Flut, mit Schlick beladen, eine dünne Schicht desselben auf dem
von ihr überschwemmten Land absetzt.
An den Küsten von Schleswig-Holstein
[* 45] erfolgt die Bildung des Marschlandes hinter der äußern Dünenreihe,
welche von Südjütland bis Texel die Inselreihe parallel der Küste bildet; dort ist der Meeresboden so seicht, daß zur Zeit
der Ebbe große teils thonige, teils sandige Strecken desselben über das Wasser treten, die sogen. Watten, die dann eine Verbindung
zu Land zwischen mehreren Inseln, z. B. zwischen Föhr und Amrum, gestatten. Während hier der Meeresboden selbst das Material
zur Erhöhung bildet, ist es vor der Mündung der Ströme der von diesen mitgebrachte und aus dem durch die Flut aufgestauten
Wasser niederfallende Schlick, der vorzugsweise an der Fortbildung des Marschlandes arbeitet und bewirkt,
daß sich vor den Dämmen Marschvorland absetzt. Was der Mensch von solchem Lande durch Damm- und Schleusenbau mit jahrhundertelangem
Fleiße sich zu eigen gemacht, entreißt ihm freilich oft eine einzige mit Sturm verbundene Springflut wieder.
Heinrich, Komponist, geb. zu Zittau,
[* 46] verriet schon früh Spuren eines bedeutenden
musikalischen Talents, bezog 1813 die UniversitätLeipzig,
[* 47] um die Rechte zu studieren, widmete aber den größten Teil seiner
Zeit der Musik und ward endlich durch den Kantor der Thomaskirche, Schicht, ganz für diese gewonnen. Er bildete sich zunächst
zum Klaviervirtuosen aus, verlebte von 1817
¶
mehr
an mehrere Jahre in Wien,
[* 49] hier namentlich mit Kompositionsstudien sich beschäftigend, und in Ungarn,
[* 50] wo er seine ersten Opern
komponierte. Eine derselben, »Heinrich IV. und Aubigné«, schickte er anK.
Marschner v. Weber in Dresden,
[* 51] der sie 1819 mit Beifall zur
Aufführung brachte. 1822 ließ er sich selbst in Dresden nieder, woWeber ihm im folgenden Jahr die Stelle
eines Musikdirektors an der Hofoper verschaffte. Nachdem er diese Stellung 1827 aufgegeben, ging er als Kapellmeister nach
Leipzig und folgte 1831 einem Ruf als Hofkapellmeister nach Hannover,
[* 52] in welcher Stellung er bis 1859 thätig war. Als Generalmusikdirektor
pensioniert, begab er sich 1860 nach Paris, um seine neueste und letzte Oper, »Hjarne«, dort zur Aufführung
zu bringen, was ihm indessen nicht gelang. Er starb in Hannover.
Marschners Bedeutung liegt vorwiegend in seinen Opern, die ein echt deutsches Gepräge tragen und sich insbesondere eng an
die Webersche Romantik anschließen. Er erscheint auf diesem Gebiet ebenso glücklich in der Schilderung
bewegter Seelenzustände wie auch des Volkstümlichen und Humoristischen. Als seine Meisterwerke sind zu nennen: »Der Vampir«
(1828),
die letztere Oper ohne Zweifel
Marschners abgerundetstes und selbständigstes Werk. Weitere Opern von ihm sind: »Der Kyffhäuserberg«,
»Adolf von Nassau«, »Austin«, »Das Schloß am Ätna«,
[* 53] »Der Holzdieb«, »Der
Bäbu«, »Des Falkners Braut« u. a. Außerdem schrieb Marschner zahlreiche Lieder für eine und mehrere Stimmen (auch in den Opern tritt
seine ungemeine Begabung für charakteristische Liedform hervor), Chorgesänge, Quartette, Klavier- und Orchesterwerke.
Als Künstler wie als universell gebildeter Mensch allgemein geschätzt, hat Marschner namentlich in Hannover, wo ihm neuerdings vor
dem Hoftheater ein Denkmal errichtet worden ist, eine große Zahl warmer Verehrer hinterlassen. - Seine erste Gattin, Marianne,
geborne Wohlbrück, geb. zu Hamburg,
[* 54] war früher als Sängerin in Darmstadt,
[* 55] später in Leipzig
angestellt, wo sie sich 1826 mit Marschner verheiratete; sie starb 1834. Seine zweite, ihn überlebende Gattin, die Sängerin Therese
Janda, verheiratete sich später mit dem KomponistenOttoBach (s. d., S. 212) und starb
die für Truppenteile, Kommandos oder einzelne Mannschaften ausgefertigte schriftliche Marschanweisung
mit Angabe des einzuhaltenden Wegs, der Quartiere und der etwa zu benutzenden Verkehrsmittel (Eisenbahn, Dampfschiff
[* 56] etc.).
welcher Text wie Melodie in der Nacht vom 24. auf (nach der Kriegserklärung) in Straßburg
[* 57] als »Chant de guerre de
l'armée du Rhin« niedergeschrieben haben soll. Nachdem sie durch Abschriften im Elsaß bereits weit verbreitet
war, wurde sie vom Bürger Mireur, einem Abgeordneten von Montpellier,
[* 58] bei dem Bankett, das der Klub der Verfassungsfreunde
in Marseille den Marseiller Freiwilligen gab, gesungen. Am folgenden Tag brachte sie das »Journal des départements méridionaux
et des amis de la Constitution« in seinen Spalten unter dem Titel: »Chant de guerre aux armées des frontières«.
Einzelabdrücke davon wurden den Freiwilligen, die nach Paris abrückten, geschenkt, und von diesen ward das Lied bei ihrem
Einzug in Paris30. Juli sowie beim Sturm auf die Tuilerien gesungen. Seitdem wurde es unter dem NamenChant des Marseillais oder
Marseillaise volkstümlich.
[* 48] (spr. -ssǟj, hierzu Stadtplan), Stadt und Seehafen im südlichen Frankreich, Hauptort des Departements der
Rhônemündungen, erste Seehandelsstadt Frankreichs und der ganzen Mittelmeerküste, nach London
[* 60] und Liverpool
[* 61] das bedeutendste
Küstenemporium Europas, ist amphitheatralisch auf felsigem Terrain in der Form eines Hufeisens um den alten Hafen herumgebaut,
ein ehemals viel tiefer ins Land eindringendes, länglich viereckiges Becken mit engem Eingang, dem die
Stadt ihre Gründung durch die Phokäer verdankt, die hier die heimatliche Felsenküste wiederfanden.
Die Lage von ist wie zur Entwickelung einer großen Handelsstadt geschaffen. Der treffliche, leicht zu verteidigende Hafen liegt
nahe der für keine Stadtanlage geeigneten, ungesunden Rhônemündung, vor den Anschwemmungen des Flusses
geschützt, aber aller Vorteile teilhaftig, die er gewährt, das natürliche Aus- und Eingangsthor des ganzen Rhônebeckens
nach dem Mittelmeer hin, der Endpunkt der großen althistorischen Handels- und Völkerstraße im Rhônethal aufwärts nach
Deutschland, Nordfrankreich und Nordeuropa überhaupt, zu welchen Ländern, wie die Reisen des Pytheas zeigen,
schon das griechische Marseille Beziehungen unterhielt. So war und ist Marseille die Vermittlerin zwischen
den Gestadeländern des Mittelmeers
[* 62] und dem Orient einerseits, Frankreich und Westeuropa anderseits. Da es seitwärts des Rhônebeckens,
nicht in demselben liegt, so ist es niemals der Mittelpunkt einer dasselbe umfassenden politischen Einheit gewesen.
Die Stadt Marseille zerfällt in drei Teile: die Altstadt auf der östlichen und
nördlichen Seite des Hafens, gegenwärtig der Sitz der Industrie, der maritimen Bevölkerung
[* 63] und der weniger bemittelten Klassen,
das Quartier der eigentlichen Marseiller;
gegenüberliegenden Seite des Hafens, die im Mittelalter um die AbteiSt.-Victor angelegt ward; endlich, beide Stadtteile verbindend,
die allmählich herangewachsene Neustadt,
[* 66] welche sich südlich an den vom FortNotre Dame de la Garde gekrönten Hügel anlehnt
und von den beiden andern Stadtteilen durch eine lange Verkehrsader getrennt wird, die nacheinander die
NamenRue d'Aix, Cours Belzunce, CoursSt.-Louis und Rue deRome trägt und mit schönen Baumreihen bepflanzt ist.
Während des Baues des Hafens Joliette wurde der nördlich von der Stadt gelegene Hügel, auf welchem das alte Lazarett stand,
abgetragen und an seiner Stelle sowie auf dem dem Meer abgewonnenen Terrain ein weiterer Stadtteil nördlich
von der ältern Stadt angelegt, welcher die eigentliche Seestadt bildet. Die große, breite Rue de la République zieht sich
mitten durch diesen Stadtteil und verbindet den alten mit dem neuen Hafen. Die schönste Straße in der eigentlichen Stadt
ist die vom Ende des alten Hafens quer über die oben erwähnte große Verkehrsader in die Neustadt führende
Straße La Cannebière, der Stolz der Marseiller (»SiParis avait une Cannebière, Paris serait un petit Marseille«, sagt ein
Sprichwort der Marseiller), zugleich öffentlicher Platz, Bazar und Spaziergang.
Die Straßen von Marseille sind im allgemeinen breit, mit guten Trottoirs versehen und mit schönen Gebäuden
besetzt; die öffentlichen Plätze sind regelmäßig und geräumig angelegt. Die bedeutendsten der letztern sind: Place de
la Bourse, ziemlich in der Mitte der Stadt, Place St.-Michel, auf dem Plateau im O. der Stadt, Place de St.-Ferréol, Place Neuve,
der Platz des Justizpalastes, mit einer Statue des Redners Berryer, u. a. Die schönsten Straßen und Plätze
sind in der Neustadt gelegen, welche sich von Tag zu Tag vergrößert.
Zugleich wird die Stadt, welche früher durch ihre Unreinlichkeit verrufen war, sauber und gesund. Eine 83 km lange Wasserleitung
[* 67] mit großartigen Kunstbauten (darunter der 3700 m lange Tunnel
[* 68] durch die Gebirgskette Taillades und der
imposante Aquädukt von Roquefavour, welcher aus drei übereinander stehenden Arkadenreihen zusammengesetzt ist und in einer
Länge von 382 m über das Arcthal hinwegsetzt) führt der Stadt Wasser von der Durance (9000 Lit. in der Sekunde) zu und ist
durch 400 Brunnen
[* 69] und 1800 Auslaufstellen der Bevölkerung zugänglich gemacht.
[Bauwerke.]
An hervorragenden öffentlichen Gebäuden, namentlich aus früherer Zeit, ist Marseille nicht sehr reich.
Doch sind unter den Kirchen zu erwähnen: die neue Kathedrale (auf hoher Terrasse an Stelle der demolierten alten Bischofskirche
erbaut), eine Basilika
[* 70]
im byzantinischen Stil, und die alte berühmte Wallfahrtskapelle Notre Dame de la
Garde, 1214 auf dem gleichnamigen von einem Fort gekrönten Hügel erbaut, jetzt ebenfalls durch einen größern, in romanischem
Stil aufgeführten Neubau ersetzt.
Der letztere, welcher 1864 eingeweiht wurde, zeichnet sich durch eine große Vorhalle, einen Glockenturm von 45 m Höhe, im
Innern durch die Verkleidung mit weißem karrarischen Marmor und eine schöne Kuppel aus. Von der Terrasse
und der Turmgalerie genießt man die wundervollste Aussicht auf die malerisch gelegene Stadt, das Meer, die Inseln und die
Berge umher. Bemerkenswerte Kirchen sind ferner: Notre Dame du Mont Carmel in der alten Stadt;
St.-Victor, das Überbleibsel
der ehemaligen Abtei gleiches Namens, mit alter unterirdischer Kapelle und Katakomben;
die moderne KircheSt.-Joseph und die neue gotische Kirche St.-Vincent. Auch die protestantische Kirche ist ein hübsches modernes Gotteshaus.
das FortSt.-Jean am Eingang des alten Hafens und das
gegenüberliegende Fort St.-Nicolas, in dessen Nähe sich auch auf einer ins Meer vorspringenden Anhöhe das ehemals kaiserliche
Château duPharo befindet;
der Cours
Belzunce, mit einer 1852 errichteten Bronzestatue des Bischofs Belzunce, welcher sich während der Pest 1702 hilfreich erwies;
der CoursPierrePuget, gleichfalls in einen schönen, auf felsiger Anhöhe gelegenen öffentlichen Garten auslaufend, in welchem
eine Säule die BüsteNapoleons I. trägt.
[* 65]
^[Abb.: Karte der Umgebung von Marseille.]
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mehr
Promenaden außerhalb der Stadt sind: Der Prado, mehr als 4 km lang, mit schönen Alleen bepflanzt und von Villen in seiner ganzen
Ausdehnung
[* 74] umsäumt, von der Stadt zum Meer beim Château des Fleurs vorbeiführend, letzteres mit Hippodrom, Schießstätte und
einem schönen, 50 HektargroßenPark. Am Ende des Prado befindet sich das der Stadt gehörige SchloßBorelli
mit archäologischem Museum (s. unten), Wettrennplatz und schönen Parkanlagen, weiter die Promenade de la Corniche, welche
sich längs der Küste in einer Ausdehnung von 7 km hinzieht, eine prachtvolle Aussicht auf das Meer gewährt und zahlreiche
schöne Villen enthält. Im übrigen ist die nächste Umgebung der Stadt kahl und vegetationslos; erst
etwas entfernter ist der Boden gut bebaut und mit Gärten und Weinbergen sowie mit zahlreichen (über 4000) Landhäusern, sogen.
»Bastides«, meist zweistöckigen Gebäuden mit kleinen Gärten, bedeckt.
Die Bevölkerung von Marseille, welche 1801 erst 90,500, 1835: 148,597 Seelen betrug, belief sich 1861 schon
auf 260,910, 1881 auf 360,099 (wovon 269,340 auf das eigentlich städtische, 90,759 auf das weitere Gemeindegebiet kommen),
endlich 1886 auf 376,143 Einw. und ist somit nach Paris und Lyon
[* 75] die größte Stadtbevölkerung in Frankreich. Unter der Bevölkerung
von Marseille befinden sich zahlreiche fremde Staatsangehörige, namentlich etwa 40,000 Italiener, der Religion
nach etwa 15,000 Protestanten und 3000 Juden.
Der Typus des Menschenschlags ist schön; ein feuriges Auge,
[* 76] eine rasch accentuierte Sprache,
[* 77] lebhafte Gebärden unterstützen
die ausdrucksvolle Physiognomie. Die Hauptbeschäftigung bilden Handel und Schiffahrt; doch ist Marseille nicht nur ein großer Hafen-
und Handelsplatz, sondern auch der Sitz einer wichtigen Industrie, deren Entwickelung der Handel teilweise
seinen hohen Aufschwung verdankt. Der wichtigste Gewerbszweig ist die Seifenfabrikation, die im 16. Jahrh.
von Savona und Genua
[* 78] hierher verpflanzt worden ist.
Dieselbe beschäftigt in der Stadt und Umgebung 85 Etablissements mit gegen 5000 Arbeitern und produziert jährlich Seife
im Wert von 85 Mill. Frank. Als Hilfsgewerbe dient der Seifenfabrikation die Produktion von vegetabilischem
Öl (in 40 Fabriken mit 2000 Arbeitern, welche namentlich Sesam und Erdnüsse verarbeiten) und von Soda. Bedeutende Industriezweige
sind weiter: die Zuckerraffinerie (2 Etablissements mit 2450 Arbeitern);
Die Schiffkonstruktion ist gegenwärtig auf die Reparatur von Schiffen beschränkt, da sich der
eigentliche Schiffbau von der Stadt weggezogen hat. Von Bedeutung ist auch die Fischerei,
[* 88] besonders der
Kabeljaufang; 1885 liefen 31 Schiffe mit 4294 Ton. vom Fischfang ein und brachten eine Ausbeute von 3,7 Mill. kg Stockfisch mit.
Seine Größe und Bedeutung verdankt jedoch Marseille zunächst seinem Handel und seiner Schiffahrt,
welche
sich beide in den schon jetzt großartigen Hafenanlagen konzentrieren. Die Stadt besitzt zwei Häfen:
den Alten Hafen, ein von der Natur gebildetes, gegen den Mistral (Nordwestwind) geschütztes Becken von 28 Hektar Oberfläche,
welches bis 600 Handelsschiffe von einer seiner geringen Tiefe (4-7 m) entsprechenden Größe fassen kann, und den Hafen Joliette, 1853 in
einer Flächenausdehnung von 22 Hektar angelegt und mit dem Alten Hafen durch einen Kanal
[* 89] verbunden.
Hierzu kamen in weiterer Folge die Bassins Lazaret (16 Hektar), Arenc und National (je 24 Hektar), alle drei in den letzten Jahren
eröffnet, ferner ein nasses und zwei Trockendocks an dem Verbindungskanal zwischen den beiden Häfen, so daß die Gesamtfläche
der Hafenanlagen 114 Hektar beträgt, während die Kais eine Längenentwickelung von 9055 m haben. Dennoch
genügten weder die Bassins und Kais noch die Docks den Bedürfnissen der Schiffahrt, wie auch der Mangel an einem Vorhafen sich
sehr fühlbar machte. Es wurde daher schon seit 1863 die Vergrößerung des Hafens in Aussicht genommen und den
auszuführenden Arbeiten ein weit ausgreifendes Projekt zu Grunde gelegt, welches folgende Objekte umfaßt: ein Bassin von 64 Hektar
Oberfläche zwischen dem BassinNational und dem Kap Pinède, ein zweites Bassin von noch größern Dimensionen zwischen den Kaps
Pinède und Janet, beide Bassins durch Molen von 300-520 m Länge getrennt;
Herstellung von Schienenwegen auf den Hafendämmen.
Nach Vollendung aller dieser Arbeiten
wird kein Hafen der Welt bei direkter Verbindung mit dem Meer eine gleiche Wasserfläche und eine ähnliche Ausdehnung der Kais
aufweisen. Vor dem Hafen von Marseille breitet sich die Reede, südöstlich vom Kap Croisette, nordwestlich vom Kap Couronne begrenzt,
aus. Von der offenen See führen in dieselbe vier Zufahrten zwischen den derReede vorgelagerten kleinen
Inseln Ratoneau und Pomègues, der mit einem runden Turm
[* 92] als Wahrzeichen versehenen Klippe Canoubier und dem Felseneiland If (s. d.).
Die Reede von ist durch vier Leuchttürme bezeichnet, darunter eine Leuchte erster Ordnung auf dem FelsenPlanier.
Außerdem bestehen noch zahlreiche andre Gesellschaften für einzelne Schiffahrtskurse. In Verbindung mit den Seekommunikationen
steht als Landverkehrsweg die Eisenbahn von Paris über Lyon nach und weiter über Toulon
[* 102] und Nizza nach Italien,
mit mehreren Zweigbahnen. Die Ergebnisse des Handels und der Schifffahrt von Marseille waren 1885 folgende: Auf der internationalen
Schiffahrt sind im ganzen 4280 handelsthätige Schiffe mit einem Tonnengehalt von 3,152,058 Ton. und einer Bemannung von 119,785
Personen¶