Marlpfriem
(Marlspieker, Splißhorn), spitz zulaufender eiserner Bolzen, dessen man sich beim Splissen (s. d.) bedient.
(Marlspieker, Splißhorn), spitz zulaufender eiserner Bolzen, dessen man sich beim Splissen (s. d.) bedient.
gazeartiges Gewebe [* 2] mit gitterförmig voneinander abstehenden Fäden von Zwirn- oder Leinengarn, seltener von Wolle und Seide, [* 3] wird in verschiedenen Qualitäten hergestellt und zu Fenstervorsetzern (Fenstermarly), zu Unterlagen für Hauben und Hüte (Putzmarly) etc. benutzt.
Marlyflor besteht ganz aus Seide oder aus Seide und Baumwolle, [* 4] ist façonniert und gestreift, meist schwarz.
(Marly le Roi), Flecken im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, [* 5] an der Seine und der Eisenbahn von St.-Cloud nach St. Cyr, mit (1881) 1422 Einw. Das ehemalige königliche Lustschloß (l'ermitage de Marly), von Ludwig XIV. erbaut, wurde in der Revolution zerstört.
Bei Marly große, unter Ludwig XIV. zur Wasserversorgung von Versailles angelegte Pumpwerke (Machine de Marly), seit 1858 durch neue ersetzt.
(spr. marmāngd), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Lot-et-Garonne, rechts an der Garonne, Station der Südbahn, hat eine schöne gotische Kirche, (1886) 6419 Einw., Fabriken für Wollwaren, Leinwand und Zwilch, Seilerei, Wein- und Obstbau, starke Branntweinbrennerei sowie lebhaften Handel mit diesen Produkten, ein Collège und ein Handelsgericht.
(Mar di Marmara, bei den Alten Propontis), Binnenmeer zwischen Europa [* 6] und Asien, [* 7] welches durch die Dardanellenstraße mit dem Ägeischen und durch den Bosporus [* 8] oder die Straße von Konstantinopel [* 9] mit dem Schwarzen Meer zusammenhängt. Es hat salziges Wasser, ist (von Gallipoli bis Ismid) 282 km lang und 80 km breit; die Tiefe, welche in der Nähe der Küste meist nur 50 m beträgt, steigt in der Mitte des Meers bis über 1300 m. Der Flächeninhalt beträgt 11,655 qkm (211,7 QM.), wovon 182 qkm (3,3 QM.) auf die Inseln entfallen. Im O. bildet es den Golf von Ismid, im SO. den von Mudania.
Seinen Namen hat es von der darin liegenden Insel Marmara (im Altertum Prokonnesos), welche 21 km lang und 10 km breit ist, etwa 130 qkm umfaßt, außer schönem weißen Marmor (daher der Name) besonders Wein, Getreide [* 10] und Oliven liefert und 10,000 griech. Einwohner hat. Außerdem liegen im M. die Inseln Kalolimni, Kulali, Afsia, Aloni oder Pascha Liman und im O. die reizenden Demonesi- oder Prinzeninseln. Vorgebirge im M. sind: Bosburun (das antike Poseidion) und die erst durch Verschüttung der Meerenge beim antiken Kyzikos zu der Halbinsel von Erdek gewordene Insel Arktonnesos mit dem 387 m hohen Kapu Dagh (Dindymongebirge). Das Marmarameer dient als eine Art Regulator [* 11] für die Wassermengen, welche das durch viele mächtige Ströme im Übermaß gespeiste Schwarze Meer beständig nach dem Mittelmeer hin abgibt. S. den Plan von Konstantinopel und Karte »Mittelmeerländer«.
(spr. -osch), ungar. Komitat am linken Theißufer, grenzt im S. an Siebenbürgen, im O. an die Bukowina und Galizien, im N. an Galizien und Bereg, im W. an Szatmár und Ugocsa, hat ein Areal von 10,355 qkm (188 QM.) und ist von hohen Karpathenketten durchzogen. Außer der Theiß durchströmen es deren fischreiche Nebenflüsse, als: Vissó, Iza, Koszova, Taracz, Talabor, Nagy-Ag und Borsova. Die Luft ist rein und gesund. Die Bevölkerung [* 12] (Ruthenen, Slowaken, Walachen, Magyaren, Deutsche, [* 13] Juden und Zigeuner) zählt (1881) 227,436 meist griechisch-kath. Einwohner. Es gedeihen zwar alle Feld- und Gartenfrüchte und Obst, allein außer dem kurzen Theißthal und den Umgebungen größerer Orte ist das Land kaum insoweit angebaut, als der eigne Bedarf erfordert.
Die Thalgründe dienen meist zur Weide [* 14] des Viehs, dessen Zucht dadurch und durch die ausgedehnten Alpenweiden sehr begünstigt wird. Die Waldungen (zwei Dritteile des produktiven Bodens) enthalten viel Holz [* 15] und nähren Wildbret aller Art. Der Hauptreichtum des Landes besteht in Steinsalz; daneben finden sich Gold, [* 16] Bergkristalle (Marmaroser Diamanten) und Petroleumquellen (in Dragomir). Unter den vielen Mineralquellen ist der alkalisch-muriatische Eisensäuerling in Suliguli (bei Ober-Vissó) berühmt. In der Marmaros bestehen viele Getreidemühlen (mit Wasserkraft); die Hausindustrie liefert Kotzen, grobe Wollenstoffe und Wollhandschuhe. Es wird ein Transithandel mit Vieh (von Armeniern und Juden) betrieben. Sitz des Komitats ist Marmaros-Sziget (s. d.).
Vgl. Szilágyi, Das Komitat Marmaros (ungar., Budap. 1876), und Rud. Bergner, In der Marmaros (Münch. 1885).
Diamant, [* 17] s. Quarz. ^[= Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert hexagonal tetartoedrisch und tritt in ...]
(spr. -rosch-ssi-), Stadt und Sitz des ungar. Komitats Marmaros, an der Theiß, Endstation der Ungarischen Nordostbahn, mit (1881) 10,858 Einw. (Ungarn [* 18] und Ruthenen), Bergdirektion, Gerichtshof, Steuerinspektor, kath. Unter- und reform. Obergymnasium und Staatslehrerpräparandie sowie großem ärarischen Sägewerk.
In der Nähe die Steinsalzlager von Szlatina, Sugatag und Ronaszék mit jährlicher Produktion von 350,000, 165,000 und 165,000 metr. Ztr. Steinsalz.
(v. portug. marmelo, Quitte, Schachtelsaft), mit Zucker [* 19] eingedicktes Mus von Aprikosen, Erd- und Himbeeren, Kirschen, Quitten, Ananas, Orangen, Pfirsichen, Pflaumen etc., wird warm in Schachteln, Gläser oder Büchsen gegossen und kommt besonders aus Italien [* 20] und Frankreich in den Handel.
(Klicker), aus Thon oder aus Millefioriglas gebrannte bunte Spielkugeln.
(spr. -mjeh), Xavier, franz. Schriftsteller und Reisender, geb. zu Pontarlier (Doubs), besuchte das Collège zu Nozeroy, bereiste die Schweiz [* 21] und Holland und begab sich dann nach Paris, [* 22] wo er die »Revue germanique« redigierte. Die als Früchte einer Reise nach Deutschland [* 23] 1832 herausgegebene Übersetzung ausgewählter Parabeln Krummachers (Par. 1834) und die »Études sur Goethe« (das. 1835) leiden an Oberflächlichkeit und Parteilichkeit. 1836-38 verweilte Marmier im Auftrag des Unterrichtsministeriums in Skandinavien behufs litterarischer Untersuchungen, als deren Resultate die »Histoire de la littérature en Danemark et en Suède« (Par. 1839) erschien.
Hierauf wurde Marmier zum Professor der ausländischen Litteratur in Rennes ernannt, dann 1846 beim Marineministerium und 1847 als Konservator der Bibliothek von Ste.-Geneviève angestellt. Seit 1870 ist er Mitglied der französischen Akademie. Seine spätern Schriften behandeln meist seine Reisen, so die »Lettres sur la Russie, la Finlande et la Pologne« (Par. 1843, 2 Bde.; deutsch, Regensb. 1854);
»Du Rhin au Nil« (Par. 1846, 2 Bde.);
»Lettres sur l'Amérique« (1851, 2 Bde.; neue Ausg. 1881);
»Lettres sur l'Adriatique et Monténégro« (1854, 2 Bde.);
»Voyage pittoresque en Allemagne« (1858 u. 1859, 2 Tle.);
»Voyage en Suisse« (1861) u. a. Erwähnung verdienen auch seine »Esquisses poétiques« (Par. 1830);
»Les âmes en peine, contes d'un voyageur« (1851) und die von ¶
der Akademie gekrönten Novellen: »Les fiancés du Spitzberg« (1858) und »Gazida« (1860);
ferner die »Mémoires d'un orphelin« (1864);
»Histoire d'un pauvre musicien« (1866);
»Cimarosa« (1867);
»Les drames du cœur« (1868) u. a. Überdies hat Marmier mancherlei, besonders Volkspoesie, übersetzt (»Chants populaires du Nord«, 1842 und 1882; »Nouvelles allemands«, 1847; »Au bord de la Néva, contes russes«, 1856, u. a.).
José, spanisch-amerikan. Dichter, geb. zu Buenos Ayres, [* 25] studierte daselbst und in Montevideo [* 26] Rechtswissenschaft, wurde wegen seiner freimütigen Äußerungen gegen die Tyrannei des Diktators Rosas (namentlich in dem in ganz Südamerika [* 27] populären Gedicht »El 25 de Mayo de 1843«) des Landes verwiesen und kehrte erst nach dem Sturz desselben in seine Vaterstadt zurück, wo er sich nun eifrig am politischen Leben beteiligte und zu Anfang der 60er Jahre starb. Seine Hauptwerke sind: »Canzones del peregrino«, lyrisch-epische Dichtung (Montevideo 1847);
die Dramen: »El poeta« und »El cruzado« (neueste Ausg. im »Teatro americano«, Barcelona [* 28] 1876) und der Roman »Amalia« (abgedruckt in der »Coleccion de autores españoles«, Bd. 11 u. 12, Leipz. 1862),
der die Geschicke von Buenos Ayres unter Rosas' Diktatur behandelt.
Seine kleinern »Poesías« erschienen Buenos Ayres 1854.
(Vedretta Marmolata), höchster Gipfel der Südtiroler Dolomitalpen, erhebt sich 3360 m hoch an der Grenze Tirols und Italiens, [* 29] stürzt gegen S. in steilen Felswänden ab, während er nördlich von einem Gletscher umhüllt ist.
Paul Grohmann erstieg ihn zuerst 1864. Gegenwärtig wird er zumeist von der Höhe des Fedajapasses in 5 Stunden bestiegen.
(spr. -móng), Auguste Frédéric Louis Viesse de Marmont, Herzog von Ragusa, [* 30] Marschall von Frankreich, geb. zu Châtillon sur Seine als Sohn eines adligen Offiziers, trat, 15 Jahre alt, als Unterleutnant in die Infanterie, ging aber bald zur Artillerie über, machte bei der Belagerung von Toulon [* 31] die Bekanntschaft Bonapartes, dem er sich mit Begeisterung anschloß, und wurde von diesem 1796 als Adjutant zu dem italienischen Feldzug mitgenommen. Er that sich hier durch seine Tapferkeit hervor, erhielt nach der Schlacht bei Lodi von der Republik einen Ehrensäbel und trug bei Castiglione (5. Aug.) an der Spitze der reitenden Artillerie wesentlich zur Entscheidung des Siegs bei. Am 14. Dez. erstürmte er an der Spitze von zwei Bataillonen den Brückenkopf von San Giorgio, worauf ihn Bonaparte mit den 32 eroberten Fahnen an das Direktorium sandte. Als Oberst und Brigadechef begleitete er 1798 Bonaparte nach Ägypten, [* 32] kehrte als General mit demselben 1799 nach Frankreich zurück, unterstützte den Staatsstreich vom 18. Brumaire und ward nach demselben zum Mitglied des Staatsrats ernannt. Im Feldzug von 1800 in Italien befehligte er die Artillerie und wurde nach der Schlacht von Marengo [* 33] Divisionsgeneral. Als Kommandeur der in Holland stationierten Truppen führte er dieselben 1805 über den Rhein nach Österreich, [* 34] wurde nach dem Preßburger Frieden mit seinem Korps nach Dalmatien geschickt, um die Republik Ragusa gegen die Invasion der Russen und Montenegriner zu sichern, schlug die Russen bei Castelnuovo und verwaltete das Land bis 1809; er erwarb sich um dasselbe unter anderm durch Anlegung mehrerer Kunststraßen Verdienste und erhielt dafür von Napoleon I. den Titel eines Herzogs von Ragusa. Am Tag nach der Schlacht bei Wagram [* 35] erhielt er das Kommando über eine der Avantgarden der großen französischen Armee und schlug die Österreicher 10. Juli bei Znaim.
Noch auf dem Schlachtfeld von Znaim ward er zum Marschall von Frankreich ernannt. Nachdem er 18 Monate lang den Posten eines Generalgouverneurs von Illyrien ruhmvoll bekleidet, übertrug ihm der Kaiser 1811 das Kommando in Portugal [* 36] an Massénas Stelle. Am lieferte Marmont Wellington die unglückliche Schlacht bei Salamanca, wobei ihm eine Kugel den rechten Arm zerschmetterte. Noch nicht völlig hergestellt, übernahm er 1813 den Befehl des 6. Armeekorps, an dessen Spitze er in den Schlachten [* 37] bei Lützen, [* 38] Bautzen, [* 39] Dresden [* 40] und 16. Okt. bei Möckern focht.
Auch 1814 nahm er fast an allen Schlachten und Gefechten hervorragenden Anteil, die der Einnahme von Paris vorangingen. Am verteidigte er Paris im Osten mit großer Ausdauer, mußte aber am Abend kapitulieren und zog mit seinem Korps nach Essonne bei Fontainebleau ab, von wo er Unterhandlungen mit der provisorischen Regierung und den Verbündeten anknüpfte, um durch die Abdankung Napoleons dem König von Rom [* 41] die Krone zu retten. Dies legten ihm Napoleon und die Bonapartisten als Verrat aus.
Ludwig XVIII. bestätigte ihn in seinen Würden und Ämtern und ernannte ihn zum Pair von Frankreich und Kapitän der Gardes du Korps, aber zum Chef der königlichen Haustruppen, die den König nachher auf seiner Flucht nach Gent [* 42] begleiteten. 1826 ging er als außerordentlicher Botschafter nach Petersburg, [* 43] um den Kaiser Nikolaus zur Thronbesteigung zu beglückwünschen. Hierauf lebte er teils auf seinen Gütern bei Châtillon, wo er große Eisenwerke anlegte, teils in Paris, wo er öfters als Redner in der Pairskammer auftrat. Am erteilte ihm Karl X. den Befehl über die erste Militärdivision, doch vermochte Marmont den Aufstand der Hauptstadt nicht zu unterdrücken und zog sich am Abend des 29. mit 6000 Schweizern und den wenigen treu gebliebenen Bataillonen aus Paris zurück.
Hierauf folgte er Karl X. ins Ausland und machte später Reisen in England, Spanien, Rußland und der Türkei. [* 44] Seine letzten Lebensjahre verlebte er zu Wien [* 45] und Venedig. [* 46] 1852 versuchte er die Fusion der französischen Legitimisten mit den Orléanisten zu stande zu bringen, starb aber 2. März d. J. ohne Nachkommen in Venedig. Er wurde in seiner Geburtsstadt beigesetzt. Marmont war einer der gebildetsten, tüchtigsten Feldherren des Kaiserreichs. Durch sein Verhalten 1814 und 1830 ist er aber in den politischen Parteistreit hineingezogen und von Bonapartisten und Liberalen mit heftigen Angriffen und Verleumdungen überschüttet worden.
Sein Wahlspruch war: »Patriae totus et ubique«. Von seinen Reisebeschreibungen sind 6 Bände (Par. 1837 f.) erschienen; außerdem ist von seinen Schriften hervorzuheben: »Esprit des institutions militaires« (das. 1845; deutsch, Berl. 1845). Nach seinem Tod erschienen seine höchst wertvollen, wenngleich wegen Unrichtigkeit und schiefer Auffassung vielfach angefochtenen »Mémoires« (Par. 1856-57, 9 Bde.; deutsch von Burckhardt, Leipz. 1858, 9 Bde., und von Goldbeck, Potsd. 1858, 4 Bde.),
gegen welche Laurent eine »Réfutation« (Par. 1858) schrieb.
(spr. -mongtell), Jean François, franz. Schriftsteller, geb. zu Bort im Limousin, studierte zu Toulouse, [* 47] nahm schon im 16. Jahr die Tonsur und erhielt hierauf die philosophische Lehrstelle an dem Seminar der Bernhardiner zu Toulouse. Empfehlungen Voltaires führten ihn 1745 ¶
nach Paris und öffneten ihm die höhern litterarischen Zirkel daselbst. Der große Erfolg seiner beiden Tragödien: »Denys le Tyran« (1748) und »Aristomène« (1749) machte ihn schnell berühmt;
er führte nun ein äußerst flottes und an galanten Abenteuern reiches Leben.
Seine übrigen (vier) Tragödien fielen durch, ebenso seine ernsten Opern, während seine komischen viel Beifall fanden. Durch Vermittelung der Pompadour erhielt er 1753 das Sekretariat des Bauwesens und 1758 das Privilegien des »Mercure«, welches er aber infolge einer Satire gegen den Herzog von Aumont wieder verlor. Doch erhöhte dies nur seinen Ruhm, ebenso wie die Verdammung seines philosophischen Romans »Bélisaire« (1767) durch die Sorbonne wegen einiger Sätze über die Toleranz.
Seit 1763 Mitglied der Akademie, deren Sekretär [* 49] er 1783 wurde, und seit 1771 Historiograph von Frankreich, zog er sich beim Beginn der Revolution in die Nähe von Evreux zurück, wo er starb, nachdem ihn die Politik nur auf kurze Zeit seiner Einsamkeit entrissen hatte. Seine Hauptwerke sind die ziemlich unmoralischen »Contes moraux«, die er im »Mercure« veröffentlichte, und welche einen großartigen Erfolg hatten;
»Bélisaire«;
der poetische Roman »Les Incas« über die Zerstörung von Peru; [* 50]
die »Éléments de littérature«, eine Sammlung seiner für die Encyklopädie gelieferten Aufsätze, und besonders seine »Mémoires d'un père pour servir à l'instruction de ses enfants« (1800, 2 Bde.),
welche eine interessante und ausführliche Geschichte der berühmten »Salons« des 18. Jahrh. enthalten, das einzige seiner Werke, welches auch heute noch lesbar ist.
Ein Neuerer in der Theorie und nicht frei von romantischen Anwandlungen, übte er in der »Poétique française« (1763, 3 Tle.) eine strenge Kritik an Racine und Boileau und machte auf eine Laune der Pompadour hin den unglücklichen Versuch, Rotrou u. a. in moderne Formen umzugießen. Zu erwähnen sind noch seine »Leçons d'un père à ses enfants sur la langue française« (1806, 2 Bde.) und das frivole Gedicht »La Neuvaine de Cythère« (1820). Seine gesamten Werke wurden herausgegeben von Verdière (Par. 1818-19, 19 Bde.),
von Coste (1819, 18 Bde.),
von Villenave (1819-20, 7 Bde.); seine »Œuvres choisies« von Saint-Surin (1824-27, 12 Bde.).
(Marmelstein, Urkalkstein zum Teil, körniger Kalkstein), kristallinisch-körniges Aggregat von Kalkspatkristallen (kohlensaurer Kalk), ist grob- bis feinkörnig (zuckerartig), Härte 3, auf frischem Bruch glänzend oder stark schimmernd, durchscheinend bis kantendurchscheinend, weiß in allen Nüancen, seltener gelb, rot, blau, schwarz, auch flammig, geädert, wolkig, fleckig; rein weißer, stark durchscheinender Marmor bildet den Statuenmarmor (Carrara, Paros, Pentelikon, Hymettos).
Sehr häufig enthält der Marmor accessorische Bestandteile, wie Quarz, Korund, [* 51] Apatit, [* 52] Flußspat, [* 53] Spinell, [* 54] Turmalin, Vesuvian, [* 55] Granat, [* 56] Epidot, [* 57] Strahlstein, Hornblende, [* 58] Amianth, Augit, [* 59] Glimmer, Talk, Serpentin, Orthoklas, Zirkon, [* 60] Magneteisen, Schwefelmetalle, Graphit etc. Von diesen Beimengungen treten manche in großer Häufigkeit oder in charakteristischer Konstanz [* 61] auf, und dadurch entstehen gewisse Varietäten: Cipollino (Zwiebelmarmor, phrygischer Marmor der Römer), [* 62] mit Talk und Glimmer in schalenförmiger Absonderung, bisweilen von schieferiger Textur (St.-Maurice in den Oberalpen, Savoyen, Piemont, Corsica, [* 63] Pyrenäen);
Ophicalcit (Verde antico), kleinkörniger Marmor mit edlem Serpentin;
Calciphyr, durch Granat, Vesuvian, Augit auffallend porphyrartig;
Hemithren, mit Hornblende oder Grammatit;
Breccie von Seravezza, feinkörniger Kalk, mit glänzenden Blättern und Streifen durchzogen, von breccienartigem Ansehen.
Bisweilen zeigt der eine deutliche Schichtung und häufig Zerklüftung zu unregelmäßigen Polyedern; auch finden sich Übergänge in dichten Kalkstein, aus dessen Umwandlung er sehr vielfach hervorgegangen ist. Er tritt besonders als untergeordnete Einlagerung im kristallinischen Schiefergebirge auf, Lager [* 64] und Stöcke bildend, welche vielfach unregelmäßige Gestalt besitzen und sich bisweilen gangähnlich in das umschließende Gestein fortsetzen; außerdem findet sich Marmor häufig an Stellen, wo dichter Kalkstein von Eruptivgesteinen durchsetzt wird (Kaiserstuhl [* 65] im Breisgau, auf Man und Rathlin, Pyrenäen).
Auch die Jurakalke bieten stellenweise ausgezeichneten Marmor dar, und selbst in der Kreide [* 66] erscheinen noch deutlich kristallinisch-körnige Kalksteine. Man findet Marmor im Glimmerschiefer des Böhmerwaldes und im Thonschiefer bei Waltersdorf (Bezirk Waldsassen), im Fichtelgebirge bei Wunsiedel, an der Bergstraße bei Auerbach, [* 67] am Kaiserstuhl, bei Reichenbach, [* 68] Altenburg, [* 69] in den Alpen [* 70] Salzburgs, Gasteins, bei Schlanders in Tirol, [* 71] Graubünden, Italien bei Massa e Carrara, in Attika am Hymettos und Pentelikon, auf Paros, Naxos und am Athos.
In der Baukunst [* 72] und Plastik fand der Marmor seit den ältesten Zeiten vielfache Verwendung bei Ägyptern, Hebräern, Phönikern; Homer besingt ihn, und von den Griechen lernten die Römer seine Benutzung. Die Karier sollen das Schneiden des Marmors in Platten erfunden und ihn in dieser Form zuerst beim Bau des Mausoleums zu Halikarnassos verwendet haben. In Rom schmückte wohl zuerst Crassus 672 v. Chr. sein Haus mit Marmorsäulen vom Hymettos, aber unter Augustus fand die Anwendung des Marmors ganz allgemeine Verbreitung.
Der Tempel [* 73] der Vesta und mehrere andre, die Trajanssäule, der Triumphbogen des Titus und des Konstantin waren ganz aus Marmor erbaut, welcher zumeist aus den entferntesten Gegenden herbeigeschafft wurde. Bald waren in Rom kolossale Massen von Marmor angehäuft, und so groß blieb die Nachfrage, daß Nero die Marmorbrüche für Staatseigentum erklären und durch kaiserliche Kommissare verwalten ließ. Später wurde viel aus Rom nach Konstantinopel geschleppt und die Stadt fast wie ein Steinbruch behandelt.
Dennoch besitzt das moderne Rom noch mehr als 7000 Marmorsäulen. Im 13. Jahrh. blühte der Marmorbau in Norditalien und erhielt sich bis zur Zeit der Renaissance, doch mehr im Innern der Gebäude als im Äußern. Im 17. Jahrh. schnitt man Ornamente [* 74] aus und in dieser Form fand er auch in Frankreich und Deutschland Eingang. Ludwig XIV. bemühte sich vergebens, die Marmorindustrie wieder zu heben, und erst in neuester Zeit schenkt man dem edlen Gestein wieder größere Aufmerksamkeit. In Athen [* 75] hat man die Universität und die Akademie aus pentelischem Marmor erbaut.
Dieser letztere ist feinkörnig, weiß mit lichtbläulichem Schimmer und war schon im Altertum das Material für alle Kunst- und Prachtbauten Athens. Außerdem benutzte man salischen Marmor von grobem, durchscheinendem, weißem Korn, feinkörnigen hymettischen Marmor mit grauem Farbenstich, feinkörnigen parischen Marmor mit gelb rosafarbenem Schein, sehr durchscheinend und lebhaft glänzend (Lychnitis des Plinius). Sehr geschätzt waren ferner der thasische Marmor von der Insel Thasos, der prokonnesische ¶
Marmor in der Propontis, der arabische Marmor, welcher den parischen Marmor noch übertraf, der Marmor von Chios und der stark durchscheinende kappadokische Marmor, den man in dünnen Platten nach Art des Fensterglases benutzte. Fast alle diese Marmorarten kennen wir nur aus den Kunstwerken (antiker Marmor), während der moderne Marmor größtenteils aus Italien stammt. Dort gibt es bei Carrara 600, bei Seravezza gegen 100, bei Massa gegen 180 Marmorbrüche, und der geschätzteste Stein ist der Statuario de Falcovaja (Monte altissimo).
Auch die Umgegend von Padua, [* 77] Pisa, [* 78] Verona [* 79] und Florenz [* 80] sowie Sizilien, [* 81] Corsica und Elba liefern verschiedene Marmorarten. Der weiße Marmor wird an der Luft allmählich gelblich, selbst braun, indem sich in geringer Menge darin enthaltenes farbloses Eisenoxydul höher oxydiert und in gelbes Eisenoxyd verwandelt. Er unterliegt ferner der Verwitterung, zum Teil veranlaßt durch diesen Eisengehalt, noch mehr durch die Kohlensäure der Luft und durch Flechten [* 82] und Moose, [* 83] welche sich auf dem Marmor ansiedeln.
In der Technik nennt man außer dem körnigen Kalkstein auch alle diejenigen Kalksteine Marmor, welche schön gefärbt sind und bei gleichförmigem Korn sich gut schneiden und polieren lassen. Sie sind weiß, häufiger rot oder gelb durch Eisenoxyd und Eisenhydroxyd, blau oder schwarz durch bituminöse oder kohlige Substanzen, bald einfarbig, bald bunt, mit wolkigen, flammigen, äderigen, anders gefärbten Zeichnungen, daher der Ausdruck marmoriert. Die Schönheit wird nicht selten dadurch erhöht, daß sich Adern von Kalkspat, [* 84] auch Chalcedon oder Quarz, oder Versteinerungen durch ihre verschiedene, meist lichtere, oft rein weiße Färbung vom anders gefärbten Grund abheben.
Manche von Adern durchtrümmerte Gesteine [* 85] erscheinen breccienartig; andre sind wirkliche Breccien, entstanden durch Verkittung eckiger Bruchstücke, andre Puddingmarmore, bei denen die Bruchstücke abgerundet sind. Der geschätzte Pfauenmarmor (Pavonazetto) ist ein weißer Marmor mit dunkelvioletten Adern und Flecken. Cipollino und Verde antico wurden schon erwähnt. Viel Anwendung finden die dunkelgrauen, blauen und blauschwarzen Marmore, die als schwarze zusammengefaßt werden: der rein schwarze (nero antico aus Oberäygpten), weil ihn Lucullus vor allem liebte, Lukullan genannt;
der Bianco in nero der Italiener, schwarz mit weißen Adern;
der prachtvolle Port' or oder Marmor von Porto Venere bei Spezia, [* 86] mit leuchtenden, gelben Adern auf schwarzblauem Grunde.
Der Marmo africano, schwarz mit weißen und roten Flecken, hat oft schon breccienartiges Ansehen. Die roten Marmore von mannigfacher Nüancierung der Farbe, oft prachtvoll marmoriert, auch ins Breccienartige übergehend, wurden schon im Altertum vielfach verwendet und dienten im Mittelalter bis auf unsre Zeit vorzugsweise zu Altären und Grabdenkmälern. Hierher gehören: der einfarbige dunkelrote Rosso antico aus Oberägypten, der Campaner aus den französischen Pyrenäen, der Mandelmarmor (marmo mandolato) von Lugezzana bei Verona, mit weißen Flecken auf hellrotem Grunde, der sogen. sizilische Jaspis (marmo Jaspis) von Sizilien, hellrot mit breiten, bandförmigen, weißen und grünen Zickzackstreifen.
Sie gehören zu den mannigfachsten Formationen vom silurischen Übergangsgebirge an; reich daran ist vor allem der Lias der Alpen und Apenninen. Selten sind einfache echte grüne Marmore, denn der Marmo carystium vom Berg Ocha bei Karystos, halb grün mit weißen Streifen, gehört zu dem Cipollino, und die meisten übrigen sind grüne Porphyre u. dgl., so der grüne tänarische vom Taygetos in der Maina. Ungemein mannigfaltig in ihren Farben sind die Breccien, echte, aus verkitteten Bruchstücken entstandene sowohl als scheinbare, dichte Kalksteine, von zahlreichen Adern durchsetzt (Breccie von Seravezza, s. oben).
In dem dichten Kalk häufen sich die Versteinerungen oft derart an, daß sie zu Muschelmarmoren werden, so besonders Schnecken [* 87] und Muscheln [* 88] im Muschelmarmor im engern Sinn, darunter Klymenien und Goniatiten, Orthoceratiten im nordischen silurischen roten Übergangskalk, Ammoniten [* 89] in schwarzen und roten Trias- und Liaskalken (Altdorf in Franken, Adneth bei Salzburg). [* 90] Auch der durch den prachtvollen Perlmutterglanz seiner Schneckenschalen berühmte opalisierende Muschelmarmor (Helmintholith) von Bleiberg in Kärnten und vom Lavetscher Joch bei Hall [* 91] in Tirol gehört hierher.
Der Hippuritenkalk liefert ebenfalls schwarzen, mit weißen Muscheln durchsetzten Marmor (Leichentuchmarmor). Auch der geschätzte Pfauenaugenmarmor gehört hierher. Erfüllt von kleinen Resten von Bryozoen [* 92] sind die schönen grauen, granitähnlichen Marmore, der Granitello di Mosciano aus Toscana, der Granitmarmor (s. d.) von Neubeuern in Oberbayern. In Deutschland ist besonders Bayern [* 93] nach Marmor erforscht und ausgebeutet worden, und es haben die Umgegend von Schlanders, Füssen, Tegernsee, Neubeuern bei Rosenheim, Untersberg, Kelheim sowie der Frankenjura und das Fichtelgebirge einen Reichtum schöner Gesteine geliefert; die größten Werkstücke für die Walhalla der Bruch auf eine kleinkörnige, weiße Breccie der Hippuritenkreide am Untersberg.
Das Fichtelgebirge liefert bei Wunsiedel schönen salinischen Marmor, bei Hof [* 94] dichte, schwarze devonische Marmore. Der sächsische Marmor vom Fürstenberg bei Gräfenhein ist dem Wunsiedler ähnlich. Schlesien [* 95] besitzt salinische und dichte Marmore, grauen, körnigen Marmor zu Prieborn bei Brieg, [* 96] schwarzen zu Greifenberg, roten bei Jauer. [* 97] Der Reichtum Österreichs an Marmor wird wenig ausgebeutet; doch sind wichtige Brüche in Kärnten, Vorarlberg, Istrien, [* 98] Salzburg und im Küstenland bei Tolmein vorhanden.
Auch die Schweiz ist marmorreich. Das Übergangsgebirge des Thüringer Waldes (Döschnitz), des Harzes (Rübeland) und am Niederrhein liefert schöne schwarze und rote Marmore. Ausgezeichnete rote Marmore hat der skandinavische Norden [* 99] (Osterzyllen, Öland), aus dem auch die viel über Norddeutschland verbreiteten und hier verarbeiteten erratischen Kalkblöcke stammen. England hat, vorzüglich in seinem Kohlenkalk, ausgedehnte Brüche auf schwarze, schwarze weiß gefleckte und geäderte, auch bunte Marmore.
Der Schildkrötenmarmor (Turtlemarble) von Weymouth besteht aus großen Septarien, die im Oxfordthon liegen und zu schönen Platten verarbeitet werden. In Schottland bildet bei Assynt in Sutherlandshire ein sehr schöner weißer Marmor außerordentlich ausgedehnte Lager. Sehr schön ist der hell blutrote oder fleischrote oder rötlichweiße, mit dunkelgrünen Hornblendeteilchen eingesprengte Marmor von Tirne, einer der Hebrideninseln. Aus Irland ist am bekanntesten der Kilkennymarmor von schwarzer Farbe mit weißen oder grünlichen Petrefakten. [* 100] Ein ungemein schöner schwarzer Marmor kommt bei Crayleath vor, und Louthlougher in Tipperary liefert einen schönen purpurfarbigen Marmor. Unter den zahlreichen französischen Marmorsorten sind die bekanntesten die von Charleville, Lavelle, Antibes, ¶
Campan etc. Auch Belgien [* 102] liefert viele, oft sehr schöne Marmorsorten, die sämtlich dem Kohlenkalk angehören und meist durch inliegende Korallen [* 103] sehr gefällige Farbenzeichnungen tragen. Spanien führt seinen schönen Broccaletto, rot mit gelben Flecken und einigen weißen Adern, aus.
Vgl. Bäumer, und Mosaik in der Architektur (Wien 1875);
Pugnot, La marbrerie moderne (Par. 1878);
Blümner, Technologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Bd. 3 (Leipz. 1884).
La, General, s. Lamarmora. ^[= Alfonso Ferrero, Cavaliere de, italienischer General und Staatsmann, geb. 17. Nov. 1804 zu Turin, ...]
s. Arundel. ^[= # (spr. árröndel), Thomas, Graf von A. und Surrey, Sohn des Herzogs Philipp von Norfolk, legte ...]
mit einer marmorähnlichen (bunt gefleckten, geäderten) Färbung versehen.
Buntpapier (s. d.) mit marmorartigen Zeichnungen für Buchbinder- und Papparbeiten.
fein geschlämmte Kreide, die als Malerfarbe benutzt wird.
s. Zement. ^[= # jeder in Wasser erhärtende (hydraulische) Mörtel, im engern Sinn eine Substanz, welche mit ...]
s. Seidenaffe. ^[= (Pinselaffe, Hapale Ill.), einzige Gattung aus der Familie der Krallenaffen (Arctopitheci), ...]
(franz.), s. v. w. Murmeltier. ^[= (Arctomys Gmel.), Gattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Eichhörnchen (Sciurina ...]
(spr. -mutjeh), s. Maursmünster. ^[= (franz. ), Stadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Zabern, am Fuß der Vogesen ...]
(lat. Matrŏna), der bedeutendste Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres im Departement Obermarne, bei Belesmes, durchfließt in beinahe paralleler Richtung mit der Seine die Departements Obermarne, Marne, Aisne, Seine-et-Marne, Seine-et-Oise und Seine, wird bei St.-Dizier schiffbar und mündet nach einem 525 km langen Lauf unterhalb Charenton le Pont rechts in die Seine. Ihre Nebenflüsse sind: rechts Saulx mit Ornain und Ourcq, links die Blaise, Petit Morin und Grand Morin.
Schiffbar ist sie auf 364 km. Sie hat einen ziemlich reißenden Lauf und meist ein weites Bett, [* 104] das erst von Epernay bis Château-Thierry enger wird. Seit 1825 führt der 108 km lange Ourcqkanal von Paris aus der Seine längs der und dem Ourcq nach Port aux Perches. Der Seitenkanal der Marne führt 63 km lang von Vitry bis Dizy bei Epernay. In Vitry zweigt der 315 km lange, 1851 vollendete Marne-Rheinkanal ab, welcher im Ornainthal aufwärts geht, Maas, Mosel, Meurthe und andre Flüsse [* 105] überschreitet, östlich von Nancy [* 106] deutsches Gebiet erreicht und bei Straßburg [* 107] in den Rhein geht. Er ist durch vier Tunnels, über zahlreiche Brücken [* 108] und Schleusen geführt. Der Marne-Aisnekanal zweigt sich unterhalb Châlons sur Marne ab und geht über Reims [* 109] zur Aisne. Nach der Marne werden zwei Departements ganz und eins (Seine-et-Marne) zum Teil benannt.
Das Departement Marne, gebildet aus Teilen der Champagne (und zwar aus der eigentlichen Champagne, Châlonnais und Rémois), grenzt im N. an das Departement Ardennen, im O. an das der Maas, im S. an Obermarne und Aube, im W. an Seine-et-Marne und Aisne und hat einen Flächeninhalt von 8180 qkm (148,6 QM.). Es liegt im Stromgebiet der Seine, welche jedoch dasselbe nur auf eine unbedeutende Strecke im S. durchfließt. Hauptfluß ist die Marne mit der Blaise und Saulx, letztere wieder mit Ornain und Chée; von Wichtigkeit ist außerdem die Aisne im N. mit der Suippe und Vesle, im S. die Aube auf ihrem Unterlauf bis zur Mündung in die Seine.
Das Land besteht aus Tief- und Hochebenen von nicht bedeutender absoluter Erhebung. Der Nordosten gehört zum lothringischen Plateauland. Der südliche Teil hat sehr fruchtbaren Boden, während im N. der Boden meist kreidig und weniger ergiebig ist. Auf Ackerland kommen 5725, auf Wiesen 389, auf Weinland 142, auf Wald 1402 und auf Heideland 65 qkm. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1886) 429,494 Einw. (52 pro QMeile). Hauptprodukte sind Getreide (durchschnittlich über 5 Mill. hl), insbesondere Weizen, Hafer, [* 110] Roggen, weiterhin Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, vor allen aber Wein, welcher den Hauptreichtum in den für den Cerealienbau minder geeigneten Gegenden bildet und durchschnittlich einen Ertrag von 470,000 hl liefert, wovon zwei Fünftel zur Ausfuhr kommen.
Besonders sind es die Arrondissements Reims und Epernay, dann der Kanton [* 111] Vertus des Arrondissements Châlons, welche die Weinkultur mit Erfolg betreiben, während die übrigen Landesteile nur gewöhnliche Weingattungen erzeugen. Die in der Nähe der Marne gelegenen Weinberge liefern die sogen. Flußweine, meist feinere und schwerere Sorten, die auf der Hochebene befindlichen aber die Bergweine, meist leichtere Tischweine. Was die Viehzucht [* 112] betrifft, so erhebt sich nur die Schafzucht mit (1881) 409,424 Stück zu größerer Bedeutung.
Rindvieh, Schweine, [* 113] Pferde, [* 114] Esel werden in verhältnismäßig minderer Zahl gehalten. Das Mineralreich liefert hauptsächlich Kalk- und Bausteine, Kreide und Torf. Unter den Mineralquellen ist die eisenhaltige Quelle [* 115] zu Sermaise die bekannteste. Von hoher Bedeutung ist der industrielle Betrieb des Departements Marne. Obenan steht die Schafwollindustrie mit dem Zentrum Reims, welche über 12,600 Arbeiter (bei 300,000 Spindeln, 8500 mechanischen und 1600 Handwebstühlen) beschäftigt und namentlich Flanelle, Merinos, Kammgarnstoffe und Shawls produziert.
Außerdem sind zu erwähnen die Wirkerei, [* 116] die metallurgische Produktion, Gerberei, Kerzen- und Seifenfabrikation, Glas-, Zucker- und Papierfabrikation. [* 117] Der Handel ist hauptsächlich mit dem Vertrieb der Boden- und Industrieprodukte des Departements und mit der Zufuhr von Kohle und andern Hilfsstoffen der Industrie beschäftigt. Außer den schiffbaren Flüssen und den mit der Marne in Verbindung stehenden Kanälen dienen ihm die reichverzweigten, zum Netz der französischen Ostbahn gehörigen Eisenbahnlinien, welche in Reims und Epernay ihre Hauptknotenpunkte haben, als Kommunikationswege. Der Stand der Volksbildung ist ein ziemlich günstiger. Das Departement zerfällt in die fünf Arrondissements: Châlons sur Marne, Epernay, Reims, Ste.-Menehould und Vitry;
Hauptstadt ist Châlons.
Das Departement Obermarne (Haute-Marne), aus den südöstlichen Teilen der Champagne (den Landschaften Perthois, Vallage und Bassigny) und einem kleinen Teil von Burgund gebildet, grenzt im NO. an das Departement Maas, im O. an die Vogesen, im SO. an Obersaône, im S. und SW. an Côte d'Or, im W. an Aube, im NW. an Marne und hat einen Flächenraum von 6220 qkm (112,9 QM.). Es gehört zum größten Teil zum Stromgebiet der Seine, deren Nebenflüsse Marne und Aube hier entspringen; es bildet aber zugleich eine wichtige Wasserscheide Frankreichs, da im SO. auch die Maas sowie einige Zuflüsse der zum Mittelmeerbecken gehörigen Saône ihren Ursprung nehmen. Nur die Marne ist auf der kurzen Strecke von St.-Dizier bis zur Grenze schiffbar. Unter den Mineralquellen sind die von Bourbonne les Bains und Attaincourt bemerkenswert. Das Land besteht zum großen Teil aus dem sich sanft nach N. abdachenden Plateau von Langres, dessen höchste Erhebung, le Haut [* 118] du Sec, 516 m erreicht; auch ein Teil des südlichen Steilabfalls gehört dazu. Das ganze Gebiet zeigt einen anmutigen Wechsel von schönen Thälern, fruchtbaren ¶
Ebenen, rebenbepflanzten Hügeln, reichen Triften und Wiesen und bewaldeten Bergen. [* 120] Die Äcker umfassen 353,000, die Wiesen 39,600, die Weinberge 16,000, die Wälder 170,000 Hektar. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 247,781 Einw. (39 auf 1 qkm) und hat seit 1881 um 7095 Seelen abgenommen. Hauptprodukte sind: Getreide, durchschnittlich 3,5 Mill. hl, besonders Hafer und Weizen, außerdem Kartoffeln, Rüben, Futterkräuter, Obst und Wein (von letzterm durchschnittlich 551,000 hl). Die Viehzucht ist im allgemeinen von keinem hohen Belang; Schafe, [* 121] Schweine und Geflügel von gemeinem Landschlag werden in etwas größerer Zahl gehalten.
Auf höherer Stufe befindet sich dagegen die Forstkultur. Von großer Bedeutung ist der Bergbau [* 122] auf Eisen, [* 123] welcher jährlich bis 200,000 Ton. Eisenerz liefert, dessen weitere Verarbeitung den Gegenstand eines regen industriellen Betriebs bildet. Zur Verhüttung des Erzes, zur Erzeugung von Gußwaren, Schienen, Kommerzeisen, Blech und Draht [* 124] bestehen über 100 Etablissements. Von den verfertigten Eisenwaren genießen die Messerschmiedewaren, deren Erzeugung 10,000 Arbeiter beschäftigt und einen Jahreswert von 3 Mill. Frank repräsentiert, einen hohen Ruf.
Neben der metallurgischen Industrie treten die übrigen Gewerbszweige weit in den Hintergrund; doch sind noch die Fabrikation von Handschuhen, dann die Gerberei, Wollspinnerei und Korbflechterei namhaft zu machen. Mit den erwähnten Fabrikaten sowie mit Getreide, Wein, Honig, Wachs und Holz wird ein lebhafter Handel getrieben, welcher sich hauptsächlich auf den Linien der französischen Ostbahn (Paris-Langres-Belfort mit mehreren Abzweigungen) bewegt. Der Stand der Volksbildung ist ein günstiger. Das Departement zerfällt in drei Arrondissements: Chaumont, Langres und Vassy; Hauptort ist Chaumont.
Vgl. Jolibois, La Haute-Marne ancienne et moderne.
Dictionnaire géographique, statistique etc. (Chaumont 1861, 2 Bde.); Allaire, Notice descriptive et statistique sur le département de la Haute-Marne (Par. 1879).
Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, [* 125] Kreis [* 126] Süderdithmarschen, an den Linien St. Michaelsdonn-Marne und Marne-Friedrichskoog der Holsteinischen Marschbahn, hat eine evang. Kirche, ein Realprogymnasium, ein Amtsgericht, Viehzucht und große Viehmärkte und (1885) 2514 evang. Einwohner.
Konrad, fahrender Sänger des 13. Jahrh., aus Schwaben, während des Interregnums vor 1287 ermordet, pflegte erst das Minnelied, sodann die ernstere gnomische Dichtung und hat auch lateinische Dichtungen hinterlassen.
Seine Werke stehen in v. d. Hagens »Minnesingern« (Bd. 2 u. 3, Leipz. 1838) und wurden besonders herausgegeben von Strauch (Straßb. 1876).
Philipp van, Herr von Saint-Aldegonde, niederländ. Schriftsteller u. Staatsmann, geb. 1538 zu Brüssel, [* 127] studierte in Genf [* 128] unter Calvin und Beza Theologie, an andern Hochschulen die Rechte und ging zur reformierten Kirche über. Seit 1560 in sein Vaterland zurückgekehrt, wirkte er eifrig für die Reformation und nahm thätigen Anteil an dem Aufstand der Niederlande [* 129] 1566. Er verfaßte die sogen. Kompromißakte von Breda, in welcher die niederländischen Edelleute Glaubens- und Kultusfreiheit wahrten und gegen die Einführung der Inquisition protestierten.
Bei Albas Ankunft 1567 floh er nach Deutschland und trat in pfälzische Dienste, [* 130] wurde aber vom Prinzen Wilhelm von Oranien zurückgerufen, 1572 zur ersten Versammlung der Staaten von Holland als sein Vertreter nach Dordrecht [* 131] geschickt und zum Militärkommandanten mehrerer Plätze ernannt. Bei der Einnahme von Maaslandssluys 1573 geriet er in spanische Gefangenschaft, ward aber 1574 gegen Bossu ausgetauscht. Er vertrat hierauf die aufständischen Niederlande an den Höfen zu Paris und London, [* 132] half die Universität Leiden [* 133] gründen, wohnte 1578 dem Reichstag in Worms [* 134] bei, wo er eine berühmte Rede hielt, hatte an der Utrechter Union hervorragenden Anteil und wurde 1583 Bürgermeister von Antwerpen. [* 135]
Da er diese Stadt nach 13monatlicher Verteidigung gegen die Spanier 1585 übergab und wegen seiner Leichtgläubigkeit und Nachgiebigkeit gegen die Spanier heftige Angriffe erfuhr, zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück; übernahm aber 1590 wieder eine Mission nach Paris. Hierauf lebte er auf seinem Landgut in Zeeland und in Leiden, wo er an einer Übersetzung der Bibel [* 136] arbeitete und starb. Marnix wird als Mitbegründer jenes kräftigen Aufschwungs in der holländischen Litteratur betrachtet, welchem die klassische Periode der Vondel, Hooft u. a. folgte.
Unter seinen Werken ist besonders die Satire »De roomsche byen-korf« (1569) hervorzuheben, welche Fischart seinem »Römischen Bienenkorb« zu Grunde legte. Eine Ausgabe seiner Werke, herausgegeben von Lacroix und Quinet, erschien zu Brüssel 1855-59 in 7 Bänden. Seine religiösen und theologischen Arbeiten, darunter eine gereimte Übersetzung der Psalmen, erschienen Haag [* 137] 1871-73, 2 Bde. Die Schrift über Marnix von Alberdingk Thijm (Köln [* 138] 1882) ist ein ultramontanes Pamphlet.
Vgl. Broes, Fil. van Marnix, heer van Saint-Aldegonde (Amsterd. 1838-40, 2 Bde.);
Juste, Vie de Marnix (Haag 1858);
Frédéricq, Marnix en zijne nederlandsche geschriften (Gent 1882).
Ernst, Afrikareisender, geb. zu Wien, widmete sich zoologischen Studien, machte nach deren Beendigung 1866 zuerst eine Reise nach Abessinien in Begleitung eines Tierhändlers und kehrte im Herbst 1867 nach Europa zurück. Im Oktober 1869 ging er über Chartum, Senaar und Fazogl nach dem noch von keinem Reisenden besuchten Fadasi, sah sich aber durch Feindseligkeit der Eingebornen gezwungen, nach Chartum zurückzukehren, und ging von hier 1870 nach Dar el [* 139] Burum. Im Dezember 1872 reiste er von Chartum nach Gondokoro, wo damals Baker sich aufhielt; im April 1874 kehrte er nach Chartum zurück. Im Oktober 1874 folgte er einer Einladung Gordons, der an Bakers Stelle getreten war, nach Lado.
Intrigen und Unannehmlichkeiten aller Art machten ihm indessen das Verbleiben bei Gordon unmöglich, so daß er einer Aufforderung des ägyptischen Obersten Long nachkam und mit ihm Mundo und Makraka besuchte, von wo er nach Chartum zurückkehrte. Seine Absicht, von Kordofan aus Dar Fur zu besuchen, konnte er nicht ausführen. 1877 schloß er sich der von der internationalen Afrikanischen Association nach Innerafrika ausgeschickten Expedition unter Crespel an, trat aber bald wieder zurück und erhielt 1878 von Gordon Pascha die Verwaltung der Provinz Galabat, in welcher Stellung er sich namentlich um die Unterdrückung des Sklavenhandels verdient machte. Marno starb in Chartum. Er schrieb: »Reisen im Gebiet des Weißen und Blauen Nil etc.« (Wien 1874) und »Reise in der ägyptischen Äquatorialprovinz und in Kordofan 1874-76« (das. 1878).
Familienname des Dichters.
Vergilius (s. d.);
daher maronianisch, s. v. w. vergilianisch. ¶