Holyrood nach protestantischem und katholischem
Ritus mit ihm trauen. Während Maria von
Bothwell tyrannisiert wurde, stieg der
Unwille gegen sie und ihr
Verfahren immer höher. Die
Großen, darunter auch solche, die an dem
MordeDarnleys selbst beteiligt
waren, verbanden sich gegen
Bothwell, und Maria, von ihren
Truppen verlassen, sah keine andre Rettung, als
ihren Gemahl zu verlassen und sich in die
Arme der Verbündeten zu werfen (Juni 1567). Maria wurde von diesen erst nach
Edinburg,
[* 2] dann nach dem
SchloßLochleven gebracht, wo sie durch die
Drohung mit einer
Anklage auf
Mord zum
Verzicht auf die
Krone zu gunsten
ihresSohns und zur
Anerkennung des
GrafenMurray als
Regenten genötigt wurde. Am 25. Juli ward ihr einjähriger
Sohn in
Stirling als
Jakob VI. zum König gekrönt.
Zwar entkam Maria mit
Hilfe von
GeorgeDouglas aus der
Haft, rief ihre
Freunde zu ihrem
Beistand auf und sammelte einHeer
von 6000
Mann um sich; aber
Murray schlug und zerstreute 13. Mai bei
Langside dasselbe, und nun faßte Maria den unglücklichen Entschluß,
bei der
Königin von
EnglandHilfe zu suchen. Nach einem Gewaltritt von drei
Tagen über
Heiden und
Wälder erreichte sie die Solwaybai
und setzte von da in einem Fischerkahn nach
Carlisle über (16. Mai), von wo sie an
Elisabeth einen rührenden
Brief schrieb. Die englische
Königin war anfangs geneigt, Maria gut aufzunehmen, wurde aber durch ihren leitenden
MinisterCecil
(LordBurleigh), der die katholische Thronprätendentin in sicherm Gewahrsam zu halten wünschte, umgestimmt und verweigerte
ihr auch die von ihr erbetene persönliche Zusammenkunft, bis sie sich von dem
Verdacht des
Mordes ihres
Gemahls gereinigt haben würde; auf
BoltonCastle wurde Maria in Sicherheit gebracht.
DerHerzog von
Norfolk, der Maria heiraten wollte, deshalb mit ihr im Briefwechsel stand und von
Rom und
[* 5]
Madrid
[* 6] Gelder für eine bewaffnete
Erhebung empfing, wurde nach
Entdeckung des
Komplotts im
Januar 1572 hingerichtet. Maria selbst, nicht
streng bewacht, hatte von den
Umtrieben und
Plänen der katholischen
ParteienKunde, nahm lebhaftenAnteil
an ihnen und hielt sowohl an ihrem Thronrecht als an ihrer
Religion hartnäckig fest. Die Sicherheit und Wohlfahrt des englischen
Volkes forderten gebieterisch, daß die
Ursache dieser Beunruhigung, Maria, unschädlich gemacht werde.
Elisabeth schwankte lange; sie wünschte das Aufsehen einer öffentlichen
Hinrichtung zu vermeiden und
ließ dem
Hüter der Gefangenen,
Sir Amias Paulet, einen Wink erteilen, jener durch
Gift zuvorzukommen. Aber Paulet wies den
Antrag zurück.
Endlich, nachdem eine neue
Verschwörung gegen ihr
Leben entdeckt war, unterzeichnete
Elisabeth ungeachtet
der
Intervention der katholischen
Höfe für die
Begnadigung Marias das Todesurteil und
gab es sodann dem
StaatssekretärDavison mit dem Befehl, es mit dem Reichssiegel zu versehen.
Burleigh und mehrere Mitglieder des
GeheimenRats beschlossen darauf, ohne eine nochmalige Anfrage an die
Königin, deren Unentschlossenheit
sie kannten, den Spruch sofort vollstrecken zu lassen. Die
Grafen von
Shrewsbury und
Kent eilten mit dem
Todesurteil nach
Fotheringhay, wo sie der Gefangenen ihre
Hinrichtung ankündigten. Maria vernahm die
Eröffnung mit
großer
Bewegung, faßte sich aber bald, aß heiter zu
Abend, schlief dann einige
Stunden und brachte den Rest der
Nacht im
Gebet
zu.Der von ihr erbetene
Beistand eines katholischen
Geistlichen ward ihr abgeschlagen; den protestantischen
Geistlichen, den man ihr aufdringen wollte, wies sie zurück. Am
Morgen des 8. Febr. genoß sie eine
Hostie, vom
PapstPius V. selbst
geweiht, welche sie längst für den entscheidenden
Augenblick aufgespart hatte.
Dann legte sie ein schwarzes Samtkleid an, stieg in majestätischer
Würde und
Haltung aus ihrem Gemach
in den
Saal, wo das
Gericht über sie abgehalten worden, und legte ihr
Haupt selbst auf den
Block, indem sie
mit lauterStimme
rief:
»Herr, in deine
Hände befehle ich meinen
Geist«. Darauf fiel ihr
Haupt unter demBeil des
Henkers. So
starb sie im 19. Jahr ihrer Gefangenschaft, im 45. ihres
Lebens; sie war schon sehr gealtert, hatte aber ihre grauen
Haare
[* 7] zu verbergen gewußt.
über deren Echtheit neuerdings eine lebhafte Diskussion sich
erhoben hat; vgl. darüber den Aufsatz von Zschech in den »Preußischen Jahrbüchern«, Bd. 56, S. 435 ff.
17) Maria Luise, Königin von Spanien, Gemahlin König Karls IV. von Spanien, Tochter des HerzogsPhilipp vonParma,
[* 13] geb.
wurde 1765 mit dem InfantenDon Karlos vermählt.Klug und ihrem Gemahl geistig weit überlegen, wußte
sie es bald dahin zu bringen, daß ihr der König, nachdem er den Thron
[* 14] bestiegen, die Regierungsgeschäfte überließ.
Aber neben der Herrschsucht beseelte sie eine wilde, zügellose Sinnlichkeit, und obwohl unansehnlich, ja
häßlich, hatte sie eine Schar von Liebhabern, mit denen sie den gemeinsten Lüsten frönte.
Marktflecken in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Falkenau, an der Bahnlinie Komotau-Eger, mit Propstei des
Kreuzherrenordens vom roten Stern, berühmter Wallfahrtskirche und (1880) 843 Einw.
göttliche Verehrung der Maria, thatsächlich in der Kirche herrschend, besonders
seit dem Nestorianisch-Eutychianischen Streit u. der Verdammung der Antidikomarianiten (s. d.);
span. Frauenorden, gestiftet von Karl IV. 1792. Die Königin verleiht den Orden,
[* 33] welcher nur eine
Klasse hat, mit der Verpflichtung, sich wohlthätiger und frommer Werkthätigkeit zu widmen. Die Dekoration besteht in einem
weiß emaillierten, violett geränderten achtspitzigen Kreuz
[* 34] mit zwei goldenen Kastellen und zwei Löwen
[* 35] zwischen den Armen, vorn in ovalem Mittelschild den heil. Ferdinand, hinten die Namenschiffer und im Reif den Titel des Ordens
tragend. Das Band
[* 36] ist violett mit weißen Streifen und hält das Kreuz an einem Lorbeerkranz. 1808 aufgehoben, wurde der
Orden 1876 wieder erneuert.
¶
(poln. Marjampol), Kreisstadt im russisch-poln.
GouvernementSuwalki, an der Szeszupa, mit mehreren Fabriken, Gymnasium und (1881) 5611 Einw., größtenteils Juden. Mariampol wurde
erst 1792 gegründet.
Juan, span. Geschichtschreiber, geb. 1536 zu Talavera, studierte in Alcala und trat in den Jesuitenorden. Seit 1560 lehrte
er Theologie in Rom, Sizilien
[* 38] und Paris,
[* 39] bis er sich 1574 aus Gesundheitsrücksichten in das Jesuitenkollegium
zu Toledo
[* 40] zurückzog. Seine Rechtlichkeit, die er in dem berüchtigten Prozeß des von den Jesuiten verfolgten Herausgebers der
Polyglottenbibel, Arias Montano, bekundete, sowie die Freimütigkeit, mit welcher er die Gebrechen des Ordens aufzudecken wagte,
zogen ihm Zurücksetzungen aller Art und sogar einjährige Haft zu. Er starb in Madrid.
Sein Hauptwerk, die »Historiae de rebus Hispaniae libri XXX« (am vollständigsten Mainz
[* 41] 1605, 30 Bde.),
ist in eleganter lateinischer
Sprache
[* 42] und mit unbefangener Darstellung abgefaßt, beruht aber ganz auf Geronymo Zuritas »Historia del Rey Don Hernando el Catholico«
(1579). Mariana selbst übersetzte es ins Spanische
[* 43] (Madr. 1819, 8 Bde.; mit der Fortsetzung, Barcel.
1839, 10 Bde.). Seine berühmte Abhandlung »De rege et regis institutione« (Toledo 1598) wurde elf Jahre nach ihrem Erscheinen
vom Parlament zu Paris als aufrührerisch zum Feuer verurteilt. Den Jesuitenorden betrifft das in seinen Papieren
aufgefundene Werk »De las enfermedades de la Compañia y de sus remedios« (Brüssel 1625). Seine Hauptwerke bilden Bd. 30 u. 31 der
»Biblioteca de autores españoles«.
Vgl. Ranke, Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber (2. Aufl., Leipz. 1874).
span. Inselgruppe im nordwestlichen Teil des StillenOzeans, zwischen 13-21° nördl.
Br. und 145-146° östl. L. v. Gr., eine von N. nach
S. gestreckte Reihe von 15 Inseln mit zusammen 1140 qkm (21 QM.) Flächeninhalt. Unter 16° nördl.
Br. teilt sie ein Kanal
[* 44] in zwei Abteilungen. Die südlichen Inseln sind eben, bestehen aus gehobenem, von vulkanischem Gestein
durchbrochenem Korallenkalk; die Küsten sind von Korallenriffen umgeben, hinter denen gute Häfen liegen.
Zu ihnen gehören die südlichste und größte, Guam (s. d.), Rota, Tinian (mit Überresten alter Tempel
[* 45] und Paläste) und Saypan.
Die nördlichen Inseln sind vulkanischen Ursprungs, steil und bergig; es gibt dort noch jetzt mindestens sechs thätige Vulkane.
[* 46] Das Klima
[* 47] ist gesund, Pflanzen- und Tierwelt wie auf den Karolinen. Die Bewohner der Inseln, die Chamorro,
waren bei der Entdeckung durch Magelhaens sehr zahlreich und als ein den übrigen Mikronesiern, aber zugleich auch den philippinischen
Tagalen verwandter Menschenstamm im Besitz einer nicht unbedeutenden Bildung (sie allein von allen Bewohnern der ozeanischen
Inseln bauten Reis) und den Europäern gegenüber von großer Freundlichkeit, Herzlichkeit und Anhänglichkeit.
Aber ihre Verbindung mit den Spaniern brachte ihnen Verderben. Als diese 1668 auf Guam eine Kolonie gründeten zur Versorgung
der nach den Philippinen bestimmten Schiffe
[* 48] und zur Bekehrung der Bewohner, trieb die damit verbundene Unterjochung das durch
seine Freiheitsliebe ausgezeichnete Volk zum Widerstand; es brach ein Vertilgungskrieg aus, der erst nach 50 Jahren
mit der fast gänzlichen Vernichtung der Chamorro endete. Die geringen Überreste derselben wurden sodann auf Guam und Rota
vereinigt, und da die Bevölkerung
[* 49] auch später immer mehr abnahm, sah
man sich gezwungen, tagalische Familien aus Luzon einzuführen.
So besteht die jetzige Bevölkerung, welche (1878) 8665, davon 7000 auf Guam, auf Rota und Tinian je 400,
auf Saypan 433, auf Agrigan nebst Pagan 18, Menschen zählt, aus einem Gemisch von Chamorro und Tagalen und spricht neben der
alten Landessprache besonders spanisch.
Die Fröhlichkeit der alten Einwohner ist verschwunden, das Heidentum durch eine gedankenlose Übung christlicher
Zeremonien ersetzt, die alte Bildung untergegangen, die Betriebsamkeit und der Fleiß der Bewohner infolge systematischer Aussaugung
und Bedrückung einer stumpfen Gleichgültigkeit gewichen, während Zuchtlosigkeit und Unsittlichkeit in größtem Maß verbreitet
sind. Landbau wird nur in sehr beschränktem Maß betrieben, viel stärker die Jagd auf die eingeführten
Hirsche
[* 50] sowie verwildertes Rindvieh und Schweine.
[* 51] Industrie und Handel liegen ganz danieder. Die Hauptstadt ist Agaña (s. d.)
auf Guam.
Vgl. Montero y Vidal, El archipiélago Filipino y las islas Marianas etc. (Madr. 1886).
Der Deutsche
[* 52] Orden besitzt infolge der ihm durch die Marianer zufließenden Fonds 40 völlig ausgerüstete Sanitätskolonnen
mit allem Material an Fuhrwerk und Sanitätsrequisiten. Die Mitglieder des Ordens tragen ein dem Deutsch-Ordenskreuz ähnliches
Kreuz von Silber mit einem Mittelschild, dessen Avers ein rotes Kreuz mit der Umschrift: »Ordo teutonicus humanitati«, und dessen
Revers die Zahl »1871« zeigt.
Der Name war ein symbolischer: MarieAnna,
das Weib aus dem Volk, die in der Junischlacht (1848) die Kämpfenden anfeuerte, die Verwundeten pflegte,
wurde selbst auf der Bühne gefeiert.
¶
Dorf in der österreich. GrafschaftGörz,
[* 55] Bezirkshauptmannschaft Gradisca, mit einer Fachschule für Holzindustrie
und (1880) 1074 Einw., welche starke Hausindustrie (Sesselfabrikation) betreiben.
Raffaele, ital. Philosoph und Schriftsteller, geb. zu Capua, studierte zuerst die Rechte in Neapel,
[* 56] warf sich aber dann auf die Philosophie und bildete sich ebendort in der SchuleVeras zu einem der eifrigsten
Anhänger des Hegelschen Systems in Italien
[* 57] aus. Als Ergebnisse dieser Studien veröffentlichte er: »Lassalle ed il suo Eraclito,
saggio di filosofia Egheliana« (1865);
»Il risorgimento italiano secondo i principii della filosofia della storia«
(1866);
»La philosophie contemporaine en Italie, essai de philosophie Éghélienne« (Par. 1868).
Dorf in Kärnten, Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt,
[* 59] an der Bahnlinie Glandorf-Klagenfurt, berühmter
Wallfahrtsort mit schöner Kirche aus dem 15. Jahrh. und (1880) 465 Einw.
In der Nähe der aus behauenen Steinen bestehende Herzogstuhl, auf welchem die Herzöge von Kärnten die Lehen erteilten, und
das Zollfeld, ein klassischer Boden, wo ehemals das römische Flavium solvense, das keltische Virunum und später Carenta standen.
Die ganze Umgegend ist reich an römischen Altertümern.
Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Aussig, an der Aussig-TeplitzerBahn, hat eine schöne Pfarrkirche
mit Marienbild, zu dem stark gewallfahrtet wird, ein Jesuitenkollegium mit Privatgymnasium, eine eisenhaltige Mineralquelle
und (1880) 2446 Einw. In der Umgebung Siderolithwarenfabriken, Wirkwaren-
und Zementfabrikation, Bierbrauerei
[* 60] und starker Braunkohlenbergbau.
Bezirkshauptmannschaft Amstetten, auf einem 443 m
hohen Berg (mit prachtvoller Aussicht) oberhalb Marbach an der Donau gelegen, hat eine 1661 erbaute Wallfahrtskirche (jährlich
etwa 100,000 Wallfahrer) und (1880) 185 Einw.
österreich. Militärorden für hervorragende Verdienste im Krieg, »besondere herzhafte That«,
wurde dem Tag der Schlacht bei Kolin,
[* 61] gestiftet und hatte zuerst nur Großkreuze und Ritter, denen Joseph II.
noch Kommandeure und Ritter zweiter Klasse hinzufügte. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges Kreuz, dessen vorderer runder
Mittelschild das österreichische Wappen
[* 62] darstellt mit der Umschrift: »Fortitudini«; die Rückseite trägt
die Buchstaben Maria-Theresia-Orden T. F. (Maria TheresiaFranciscus), umgeben von einem Lorbeerkranz.
Das Band ist rot-weiß-rot gestreift. Bei der Verteilung dieses Ordens soll weder auf Rang, noch Religion, noch Abkunft, sondern
allein auf militärisches Verdienst gesehen werden. Das Ordenskapitel prüft die Thaten des Kandidaten.
Die Erteilung
geschieht sehr sparsam. Ordensmeister ist der jedesmalige Chef des österreichischen Kaiserhauses. Von den Inländern
erhalten die 20 ältesten Großkreuze je 1500 Gulden, die Kommandeure je 600 Guld., von den Rittern die 100 ältesten je 600 Guld.,
die 100 zweitältesten je 400 Guld. jährliche Pension. Die Witwen erhalten lebenslänglich die Hälfte.
Das Ordensfest ist 15. Okt.AlleRitter sind hoffähig und können das Diplom als österreichischer Baron beanspruchen. S. Tafel
»Orden«, Fig. 22.
(Levantiner Thaler), von Österreich geprägte, für den Handel in Afrika
[* 63] bestimmte Speziesthaler
des Konventionsfußes, = 2 Konventionsgulden = 4,2 Mk. Dieselben tragen
das Bildnis der KaiserinMaria Theresia und die Jahreszahl 1780, werden aber auch jetzt noch, jedoch nur auf Bestellung (1868-85:
21,434,056 Stück), geprägt und an österreichischen Staatskassen nicht angenommen. Dieser Thaler ist in ganz Nordostafrika,
einem Teil Innerafrikas und in großen Strecken des Sudân verbreitet. Er folgt den von Tripolis nach dem
Süden führenden Karawanenstraßen, gilt in Kano 2500 Kauris und ist in Bornu (Vogelthaler, Buter) und Abessinien die einzige gangbare
Münze. Im Nilgebiet reicht er bis zu den südlich von Chartum wohnenden Hassanie-Arabern. In Keffi abd es Senga, im HerzenAfrikas, trifft er mit dem englischen Schilling zusammen. Auch von Sansibar
[* 64] aus dringt er in das Innere, herrscht auf den nahen
Inseln, geht im ganzen über etwa 180,000 QM. und gilt vielleicht 70 Mill. Afrikanern
als Münze.
Marktflecken in Steiermark,
[* 68] Bezirkshauptmannschaft Brucka. d. Mur, der berühmteste Wallfahrtsort der österreichischen
Monarchie, an der Salza, 850 m ü. M., sehr malerisch gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, mit
(1880) 1065 Einw., deren Haupterwerbszweig die Beherbergung der Fremden bildet; welche jährlich zu vielen Tausenden teils
um des
¶
mehr
berühmten Gnadenbildes willen, teils wegen der Naturschönheiten der Gegend nach Mariazell kommen. Die jetzige Wallfahrtskirche
wurde 1644 an Stelle der alten, vom König Ludwig I. von Ungarn gegründeten erbaut und ist ein majestätisches Gebäude, hat 3 Türme,
darunter einen vom Bau König Ludwigs erhaltenen gotischen Turm,
[* 70] ein prächtiges Portal mit den Statuen der
Gründer, MarkgrafHeinrich vonMähren
[* 71] und König Ludwig, einen massiven silbernen Altar
[* 72] in der Gnadenkapelle mit dem aus Lindenholz
geschnitzten, 1157 von einemMönch aus St. Lambrecht gestifteten Marienbild und eine reiche Schatzkammer. Die schönsten Punkte
der Umgegend sind: der Erlafsee, der Laßingfall und das Bürgeralpel (1225 m hoch). 6 km von Mariazell liegt
das große, der Alpinen Montangesellschaft gehörige Eisengußwerk, welches auch auf Geschützgießerei eingerichtet ist, und
zu welchem in der Umgebung von Mariazell das Eisenbergwerk Gollrad (an dem 1250 m hohen Seeberg), dann die Marienhütte in Aschbach
gehört.
eine Reihe von sieben vulkanischen Kegeln im mittelamerikan. StaatNicaragua,
[* 73] erstrecken sich vom Momotombo
(1980 m) am Ufer des Managuasees, in nordwestlicher Richtung 80 km bis zum Volcano Viejo (1916 m).
Nackt und zerrissen steigen
sie über den ihre Abhänge bedeckenden Wald an.
deFrance (spr. marih d'frāngß), franz. Dichterin aus dem Anfang
des 13. Jahrh., war in der Bretagne geboren, lebte und schrieb aber in England unter der RegierungHeinrichs III. Als Dichterin
hat sie sich bekannt gemacht durch eine Sammlung sentenzenreicher Fabeln (»Dicts d'Ysopet«),
die Erzählung
vom »Purgatoire de saint Patrice« (nach einer lateinischen Legende) und besonders durch eine Anzahl (Heinrich III. von England
gewidmeter) Lais, d. h. balladenartiger Erzählungen, die zum Teil auf alten bretonischen Volkspoesien beruhen. Dieselben sind
in achtsilbigen gereimten Versen abgefaßt und gehören in ihrer naiven und einfachen Sprache, ihrer zarten,
oft schwermütigen Haltung zu den schönsten Erzeugnissen der altfranzösischen Epik. Eine Ausgabe ihrer »Poésies« besorgte
Roquefort-Flamericour (Par. 1822, 2 Bde.);
mehrere ihrer Lais übertrug W. Hertz (Stuttg. 1862) ins Deutsche.
Galante (spr. marih galāngt), zu den KleinenAntillen gehörige franz. Insel, bei Guadeloupe, 149 qkm
(2,7 QM.) groß mit (1879) 15,000
Einw., steigt bis 189 m an und ist an den Hügeln mit Wald und Kampeschegebüsch bedeckt.
Wasser mangelt. Korallenklippen machen
die Insel schwer zugänglich.
Stadt und berühmter Badeort in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Tepl, 628 m ü. M., Station der Staatsbahnlinie Pilsen-Eger, liegt in einem anmutigen, grünen Thalkessel, welcher ringsum von
den waldigen Ausläufern des böhmischen Mittelgebirges umgeben und nur gegen S. offen ist. Die Stadt besitzt eine schöne, 1849 vollendete
kath. Kirche, eine evangelische und eine anglikan. Kirche und eine Synagoge, ein Theater,
[* 78] ein Kurhaus, 3 Badehäuser, 2 Krankenhäuser,
ist Sitz eines Bezirksgerichts und zählt (1880) 2009 Einw. Die Heilquellen von Marienbad waren zwar schon seit langer Zeit unter
dem Namen der Auschowitzer Salzquellen (nach einem Dorf südlich von Marienbad) bekannt; aber erst infolge der eifrigen und unablässigen
Bemühungen Nehrs (gest. 1820), dessen Bronzedenkmal die Kolonnade des Kreuzbrunnens ziert, und des Abtes
Reitenberger (dem gleichfalls eine Bronzebüste auf der Kreuzbrunnenpromenade errichtet wurde) des Prämonstratenserstifts
Tepl, in dessen Besitz sich sämtliche Quellen und Badeanstalten von Marienbad befinden, wurden 1807-1808 die ersten Badeeinrichtungen
geschaffen. Marienbad selbst hat acht benutzte Quellen; die Umgegend ist aber sehr reich an solchen, die noch
nicht gefaßt und benutzt sind.
Unter den erstern sind vier alkalische Glaubersalzquellen von 9-12° C. (Kreuz-, Ferdinands-, Alexandrinen- und Waldquelle),
zwei alkalische Eisensäuerlinge von 8-9° C. (Karolinen- und Ambrosiusquelle) sowie eine erdige, der Wildunger sehr ähnliche
Quelle
[* 79] (Rudolfsquelle). Der Kreuz- und der Ferdinandsbrunnen kommen aus halb verwittertem porphyrartigen
Granit hervor, die übrigen entspringen in Moorboden. AlleQuellen werden vorwiegend zur Trinkkur benutzt; zum Baden
[* 80] dienen der
Ambrosius- und Ferdinandsbrunnen und
¶
Der Ferdinandsbrunnen ist reicher an den genannten Bestandteilen, enthält 0,082 Eisen und 1,850 Kohlensäure.
Der Ambrosiusbrunnen ist sehr reich an doppeltkohlensaurem Eisenoxydul (0,166 in 1000 Teilen Wasser). Die glaubersalzhaltigen
Quellen von Marienbad (am meisten benutzt werden der Kreuz- und der Ferdinandsbrunnen) erweisen sich als heilsam namentlich bei Leberanschwellung,
Hämorrhoiden, chronischen Katarrhen des Magens, des Darms und der Gallenwege, bei Gallensteinen, chronischen
Katarrhen der Respirationsorgane, chronischer Gebärmutterentzündung, Menstruationsstörungen, Zuckerharnruhr und Gicht, die
Rudolfsquelle bei chronischen Leiden
[* 83] der Harnorgane.
Der Ambrosiusbrunnen hat die gewöhnlichen Wirkungen der Eisenquellen. Die mittlere Temperatur von Marienbad beträgt 7,5° C., die
Zahl der jährlichen Kurgäste durchschnittlich 14,000 (nächst Karlsbad die stärkste Frequenz unter
den österreichischen Bädern). Vom Kreuz- und Ferdinandsbrunnen werden jährlich ca. 1 Mill. Flaschen, dann namhafte Quantitäten
durch Abdampfen gewonnenen Brunnensalzes und Brunnensalzzeltchen versendet; auch die Rudolfsquelle und den Ambrosiusbrunnen
gebraucht man in der Ferne. Marienbad besitzt in der Umgebung eine Reihe schöner Spaziergänge und Aussichtspunkte, unter welchen
die Friedrich-Wilhelmshöhe, der Mecserytempel, die Carolahöhe, Bellevue, der Kaiserturm und die Hohendorfer
Höhe zu den beliebtesten gehören. In weiterer Entfernung liegen: 4 km östlich der basaltische, in zwei Gipfel gespaltene, 840 m
hohe Podhorn mit schöner Aussicht;
1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 85] an der LinieFlöha-Reitzenhain der Sächsischen Staatsbahn, 605 m ü. M., hat eine schöne Hauptkirche, ein Amtsgericht,
eine Oberforstmeisterei, ein Hauptzollamt, ein Bergrevier, eine Unteroffizierschule, ein Waisenhaus, ein bergmännisches Museum,
Spitzenklöppelei, Baumwollspinnerei, Holzschleiferei, eine Flachsbereitungsanstalt, Fabrikation von Spielwaren und Zigarren,
Bergbau
[* 86] auf Silber, Zinn, Kupfer
[* 87] und Eisen und (1885) 6139 meist evang. Einwohner.
Marienberg ward 1521 durch HerzogHeinrich den Frommen des Bergbaues wegen gegründet. - 2) Kaltwasserheilanstalt, s. Boppard. - 3) Hauptort
für
den Oberwesterwaldkreis im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 88] hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Agentur der
Nassauischen Landesbank, eine Lohmühle, eine Braunkohlengrube und (1885) 707 Einw.
[* 81] 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig,
[* 92] liegt in fruchtbarer Gegend an der Nogat, über welche
hier eine mit schönen Portalbauten ausgestattete eiserne Gitterbrücke auf betürmten Pfeilern und eine Pontonbrücke
führen, im Knotenpunkt der LinienDirschau-Seepothen und Thorn-Marienburg der Preußischen Staatsbahn wie der Eisenbahn Marienburg-Mlawka, 15 m ü. M.
Sehenswert ist der Markt, dessen Häuser an ihren schmalen Giebelfassaden nach italienischer Art mit bedeckten Gängen (Lauben)
versehen sind. Am Markt steht auch das Rathaus, ein würdiger Bau aus dem 15. Jahrh. Gottesdienstlichen
Zwecken dienen eine evangelische und 2 kath. Kirchen (unter letztern die Schloßkirche).
Das Schloß Marienburg wurde durch den Landmeister des DeutschenRitterordens, Konrad von Thierberg, um 1274 (1276
wird es bereits urkundlich erwähnt) gegründet und vielleicht noch gegen Ende des 13. Jahrh.
der Massivbau des heutigen Hochschlosses und zwar zunächst der Nordflügel mit der Kirche und dem Kapitelsaal begonnen. 1309 wurde
die Marienburg Ordenshaupthaus und Sitz des Hochmeisters, und nun wurde, besonders unter den HochmeisternWerner von Orseln
(1324-30) und Dietrich vonAltenburg
[* 95] (1335-41), an dem weitern Ausbau des Hochschlosses eifrig gearbeitet. Es bestand schließlich
aus vier einen quadratischen Hof
[* 96] umschließenden, drei Stockwerke hohen Flügeln, in welchen außer den genannten Räumen die
gemeinsamen Schlaf- und Speisesäle der Ritter, die Vorratsräume etc. sich befanden. Alleswar in einem
edlen Baustil aus Ziegelsteinen erbaut und künstlerisch reich ausgebildet. Um das Schloß zogen sich Gräben, Mauern und feste
Türme. Nördlich von der Burg selbst lag die Vorburg mit den Pferde- und Viehställen und den Gebäuden zur Aufnahme der Vorräte
und des Kriegsmaterials. Als um die Mitte