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Boukett. Der Guinda oder Guindre wird mit Kirschen aromatisiert. Der meiste Málagawein geht nach Amerika; [* 2] der jährliche Ertrag wird auf ca. 3000 Botas berechnet. Der gewöhnliche Málagawein des Handels ist Kunstprodukt.
Boukett. Der Guinda oder Guindre wird mit Kirschen aromatisiert. Der meiste Málagawein geht nach Amerika; [* 2] der jährliche Ertrag wird auf ca. 3000 Botas berechnet. Der gewöhnliche Málagawein des Handels ist Kunstprodukt.
s. v. w. Pfefferküste, ^[= (Körnerküste), s. Guinea.] s. Guinea.
(Meleguetta-) Pfeffer, s. Amomum. ^[= L., Gattung aus der Familie der Zingiberaceen, Pflanzen mit gegliederten, kriechenden Wurzelstöcken ...]
(Oran Malaju, »herumschweifende Menschen«). Man unterscheidet eine malaiische Rasse oder einen malaiischen Stamm und das Volk der Malaien im besondern. Die malaiische Rasse, welche von neuern Ethnographen nach den Körpermerkmalen nur als Unterabteilung der Mongolen angesehen wird, umfaßt nicht nur die eigentlichen Malaien Sumatras und Malakkas sowie die Javaner, sondern auch die braunen Stämme mit schlichtem Haar, [* 3] die unter dem Namen Polynesier über alle tropischen oder subtropischen Inseln der Südsee sich zerstreut haben.
Auch die Hova auf Madagaskar [* 4] gehören zur malaiischen Familie. Es hat sich dieser Menschenschlag von den Komoren bis zur Osterinsel, vom 61. bis 268. Längengrad, und zwischen Hawai [* 5] und Neuseeland, also über 70 Breitengrade, ausgedehnt. Als Ausgangspunkt muß man den Südosten des südasiatischen Festlandes ansehen. Vom linguistischen und kulturhistorischen Standpunkt aus zerfällt die malaiische Rasse in zwei große Abteilungen: eine westliche, die Malaien im engern Sinn, und eine östliche, die Polynesier, zu denen Fr. Müller ethnologisch auch die Melanesier rechnet.
Nach den Traditionen, welchen in ihrer Übereinstimmung historische Bedeutung beigemessen werden kann, stellt sich heraus, daß die Malaien sich zuerst über die Inseln des Indischen Archipels bis Buro verbreiteten und erst von da aus zur Samoa- und Tongagruppe in der Südsee vorrückten, um von diesem Zentrum aus die polynesischen Inseln zu bevölkern. Als Zeitpunkt der Trennung in westliche und östliche Malaien nimmt Fr. Müller das Jahr 1000 v. Chr. an. Was die Körpermerkmale der Malaien betrifft (vgl. Tafel »Asiatische Völker«), [* 6]
so gehören die asiatischen Malaien unter die kleinen Völker, während die polynesischen Malaien durch Körpergröße hervorragen. Namentlich die erstern haben viel mit den Mongolen gemein, wie das lange, straffe Haar, den spärlichen Bartwuchs, eine Trübung der Hautfarbe vom Weizen- und Ledergelb bis zum tiefen Braun, vorstehende Jochbogen und teilweise schiefe Augenstellung. Innerhalb der asiatischen Malaien sind wiederum zwei Grundtypen zu erkennen, ein eigentlicher malaiischer und ein battascher, letzterer größer, stärker, mit hellerer Hautfarbe und lichterm Haar und weniger hervortretenden Backenknochen.
Die asiatischen Malaien sind mesokephal, die Polynesier brachykephal; bei beiden ist die Höhe des Schädels ebenso groß oder auch ein wenig größer als dessen Breite. [* 7] Der Prognathismus bleibt in mäßigen Grenzen. [* 8] Je näher die Sitze der Malaien dem asiatischen Festland liegen, desto häufiger wird die schiefe Stellung der Augen, wodurch sie körperlich den Bewohnern im O. der Alten Welt naherücken. Über die Sprachen der s. Malaiisch-polynesische Sprachen.
Die malaiische Völkerabteilung (mit Ausschluß der Polynesier) wird in folgende Unterabteilungen oder Stämme gesondert:
1) Die Tagalen oder Bisaya auf den Philippinen, zum Teil vermischt mit den schwarzen, bis auf geringe Reste von ihnen verdrängten Urbewohnern (sogen. Negrito). An sie sind, nach den Sprachmerkmalen, die Bewohner von Formosa und den Suluinseln anzuschließen.
2) Die eigentlichen Malaien auf Malakka und Sumatra.
3) Die Sundanesen im W. der Insel Java, ein Volk, welches als Mittelglied zwischen den Malaien, Javanern und Batta gelten kann.
4) Die Javaner auf der Ostseite der Insel Java, das gebildetste Volk der malaiischen Rasse, dem sich die Balinesen und Maduresen anschließen.
5) Die Batta oder Battak im Innern von Sumatra mit den Bewohnern der Nias- und Batuinseln, denen die Hova auf Madagaskar, nach der Sprachverwandtschaft zu schließen, am nächsten stehen.
6) Die Dajak oder, wie sie sich selbst nennen, Olo-Ngadschu auf Borneo, zu denen die Ot-Danom im Innern und die Biadschu im S. von Borneo gehören.
7) Die Makassaren im SW. und die Buginesen auf der Südwest- und Südostspitze von Celebes.
8) Die als Alfuren bezeichneten Bewohner des Nordens von Celebes und der Molukken.
Vgl. Tafel »Asiatische Völker«, [* 6] Fig. 19-24.
Die eigentlichen Malaien haben ihren Hauptsitz auf der Halbinsel Malakka und in Sumatra (wo die Atschinesen und Lampong sich ihnen eng anschließen), von wo sie als Handelsvolk sich über den ganzen Archipel ausgebreitet und ihre wohlklingende Sprache [* 9] dermaßen zur Geltung gebracht haben, daß diese von Ceylon [* 10] bis Neuguinea als eine Art Lingua franca gilt. Der arabische Priester, der chinesische Glücksritter, der armenische Kaufmann, der europäische Schiffskapitän reden dort Malaiisch, das auch die Befehlssprache der Holländer bei allen Regimentern eingeborner Soldaten ist (s. Malaiische Sprache und Litteratur).
Neben dieser Bedeutung, welche den Malaien durch ihre Sprache in der ostasiatischen Inselwelt zukommt, gewannen sie noch dadurch Bedeutung, daß ihre Priester die Verbreiter des im 13. Jahrh. von ihnen angenommenen Islam daselbst wurden. Indessen waren sie als handeltreibendes Volk duldsam gegen die Bekenner andrer Glaubenslehren und teilten den Fanatismus vieler ihrer Priester nicht; auch nehmen sie es mit den eignen religiösen Vorschriften nicht zu genau. In Bezug auf geistige Begabung und Rührigkeit übertrifft der eigentliche Malaie alle andern Stämme seiner Rasse; wir finden bei ihm vorzugsweise jene Eigenschaften, die mit einem kühnen, der sozialen Stellung sich bewußten Charakter verknüpft sind: eine ungemessene Leidenschaftlichkeit, von der das sogen. Amucklaufen (s. d.) zeugt, ein beinahe krankhaftes Ehrgefühl, eine bis zur Tollkühnheit gesteigerte Todesverachtung, dabei aber auch eine gewisse Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.
Als kühne, unternehmende Seefahrer und Kaufleute waren sie dem Ackerbau wenig zugeneigt, doch ist die Kultur des Reises bei ihnen eine uralte. Da die Malaien ihre Felder von Leibeignen bebauen lassen, so ist die Sklaverei bei ihnen eine sehr alte Institution. Lieferten siegreiche Kriege nicht genug Sklaven, so waren es die Ärmern unter ihnen und besonders die in Schulden Verfallenen, welche ihre Person dem Gläubiger als Sklaven verpfänden mußten. Die politische Staatseinrichtung der Malaien hat einen aristokratischen Charakter.
An der Spitze des Staats steht der Monarch mit dem Titel Radscha, Maharadscha, Dschang di Pertuan. Ihm zur Seite stehen die Großen des Reichs, die Oran Kaja. Sie verwalten die einzelnen Provinzen als Vasallen des Monarchen, dem sie ihren Tribut zusenden. Der Thronfolger heißt Radscha Muda (»junger Herrscher«). Unter den Oran Kaja wählt der Fürst die höchsten Beamten des Reichs, welche Mantri heißen. Am reinsten zeigte sich malaiisches Wesen in dem großen Reich Menangkabau auf der Hochebene Agam (Sumatra), welches 1680 zerfiel, als Sultan Alif ohne direkte Erben starb. Politische Herren der Malaien sind die Holländer geworden, welche den Fürsten die Unabhängigkeit nahmen, aber weder ¶
Religion noch Gesetze und Gebräuche des Landes antasteten. Als Handwerker sind die Malaien ausgezeichnet; besonders berühmt sind die Produkte der Weberei [* 12] und Färberei, die Lederfabrikation, Tischlerei und Drechslerei, die Waffenfabrikation und Goldarbeiterkunst. Mit der Gewinnung und Bearbeitung des Eisens sind die Malaien seit langem bekannt, scheinen auch selbständig auf die Bereitung des Stahls gekommen zu sein. Ihre Schiffe [* 13] (Prauen, Prahus) besitzen alle Eigenschaften vortrefflicher Segler.
Als Handwaffen gelten ihnen der Klewang, ein fast meterlanges Schwert, und der Kris [* 14] (Dolch). [* 15] Schleuder [* 16] und Blasrohr mit kleinen vergifteten Pfeilen sind durch die Flinte verdrängt worden. Unter den Verteidigungsmitteln sind die im Gras verborgenen zugespitzten Pflöcke zu nennen. Daß die Malaien geringe Neigung zum Ackerbau zeigen, wurde schon erwähnt; dagegen liegt ihnen das Seeräuberhandwerk tief im Blut. Seit Jahrhunderten waren sie zur See der Schrecken aller Nationen, und ihre schnell segelnden Prauen, die mit langen Kanonen (Lilas) bewaffnet waren, durchsegelten in ganzen Flotten den ostasiatischen Archipel, bis die holländischen Kriegsfahrzeuge ihnen allmählich das Handwerk legten, ohne indessen verhindern zu können, daß auch noch jetzt sporadisch der Seeraub vorkommt.
Einfach und zweckmäßig, dem Klima [* 17] entsprechend, sind die Wohnungen der Malaien. Steinerne Gebäude kennen sie nicht; sie errichten ihre Behausungen aus Holz [* 18] oder Bambus auf Pfählen, decken sie mit Atap (dem Laub der Nipapalme) und schmücken sie mit Matten aus. Eine Treppe [* 19] führt von außen zur Plattform des Hauses hinauf; die Feuerstelle liegt außerhalb desselben. Mehrere Häuser bilden ein Dorf, das mit einer Erdmauer oder Palissaden umgeben wird und in der Mitte einen freien gepflasterten Platz für die Volksversammlungen hat.
Der Raum unter der Hütte dient als Stall für das Kleinvieh. Nach dem geltenden Gesetz erwirbt der Malaie seine Frau durch Kauf, wofür er unumschränkter Herr derselben wird, so daß er sie wieder verkaufen und nach seinem Tod vererben kann. Diese Art der Heirat heißt Tschutschur. Ist aber der Bewerber arm, und will er doch eine Frau besitzen, so heiratet er nach der Methode Ampel anak, d. h. er tritt als Sklave bei seinen Schwiegereltern ein und erhält dafür eine Frau. Die von den Holländern zu Recht belassenen Gesetze (adat) sind teils dem Koran entnommen, teils sind sie Überreste altmalaiischer und indischer Rechtsgebräuche.
Diebstahl wird mit Geldbußen bestraft, auch die Todesstrafe kann durch Zahlung abgekauft werden. Im übrigen zeigen sich die als ein kriegerisches Volk, bei welchem selbst die Gesetzgebung den Gebrauch der Waffen [* 20] und der Selbsthilfe begünstigt. Wer von jemand thätlich beleidigt wird, hat das Recht, mit seinem Gegner einen Kampf auf Leben und Tod zu beginnen; nach dem Adat gilt das Neffenerbrecht (Schwestersöhne erben statt der eignen Kinder). Zur Charakteristik der Malaien gehört noch die Erwähnung ihrer Spielwut.
Außer dem Würfel- und Kartenspiel (mit chinesischen Karten) spielen sie gern Schach; alle kauen Betel. Malaiische Staaten von hervorragender Bedeutung existieren heute nicht mehr, sie befinden sich fast alle in größerer oder geringerer Abhängigkeit von den Engländern und Holländern. Noch unabhängig sind auf Sumatra Dehli und Siak, auf der Halbinsel Malakka Pahang, Dschohor und Negri Sembilan; unter britischem Protektorat stehen Perak, Salangor und Sunghei Udschong.
s. Jambosa. ^[= Dec. (Jambobaum, Jambusenbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, schöne, immergrüne ...]
Archipel, s. Indischer Archipel. ^[= allgemeiner Name für die zwischen Asien und Australien liegende Inselflur ...]
Sprache und Litteratur. Die malaiische Sprache, ursprünglich Landessprache auf der Halbinsel Malakka und in einem Teil der Insel Sumatra, hat sich seit der Mitte des 13. Jahrh. durch Einwanderung von Malaien über einen großen Teil des Indischen Archipels verbreitet und ist gegenwärtig allgemeine Verkehrs- und Handelssprache für ganz Australasien (s. Malaien). Unter indischem Einfluß zur Schriftsprache ausgebildet und mit Sanskritwörtern bereichert, nahm sie seit dem Eindringen des Islam viele andre, namentlich arabische und portugiesische, Bestandteile in sich auf.
Die malaiische Sprache, welche von etwa 4 Mill. Menschen gesprochen wird, bedient sich jetzt der arabischen Schriftzeichen; vor der Annahme des Islam besaßen die Malaien eine Form der indischen Schrift, die in einzelnen Gegenden im Palembangschen noch gebräuchlich ist. Der im Hochland Mittelsumatras gesprochene Dialekt wird nach dessen Sitz, dem ehemaligen Reich Menangkabau, gewöhnlich Menangkabau-Malaiisch genannt. Neuere Grammatiken lieferten Crawfurd (Lond. 1852), Roorda van Eysinga (Nieuwediep 1856), de Hollander (4. Aufl., Breda 1874), Pijnappel (Haag [* 21] 1866) und Klinkert (Leid. 1882); Wörterbücher: de Wilde (Amsterd. 1841), Roorda van Eysinga (13. Aufl., Haag 1869), Crawfurd (Lond. 1852), de Wall (Batav. 1872; bearbeitet von van der Tuuk, das. 1877-84), Pijnappel (Haarl. 1875), Swettenham (Lond. 1886-87, 2 Bde.).
Die malaiische Litteratur ist ziemlich umfangreich und vielseitig. Unter den Werken der Kunstpoesie ist die Dichtung »Bidasari« (hrsg. von Hoevell, Batav. 1843; von Favre, Wien [* 22] 1875; von Klinkert, Leid. 1886) die berühmteste und beliebteste. Auch die meisten javanischen Dichtungen (s. Javanische Sprache und Litteratur),
welche indische Stoffe behandeln, sind in malaiischer Bearbeitung vorhanden, so die Geschichte der fünf Pandawa, die des Rama (»Sri Rama«, hrsg. von Roorda van Eysinga, Amsterd. 1843). Unter den romantischen Dichtungen, welche nationale Stoffe behandeln, sind hervorzuheben: die Dichtung »Ken-Tambuhan« (hrsg. von de Hollander, Leid. 1856; von Klinkert, das. 1886);
die Geschichte von Indra Laksana;
die Geschichte des Sultans Ibrahim, Fürsten von Eirak (hrsg. von Lenting, Breda 1846);
die Geschichte des Sultans Abd ul Muluk von Ali Hadschi, Fürsten von Riouw (hrsg. von Roorda van Eysinga, Batav. 1848), dessen Spruchgedichte Netscher (das. 1854) herausgab.
Eine Erzählung im Menangkabau-Dialekt ist »Prinses Balkis« (hrsg. von Gerth van Wijk, Batav. 1881). Die weitverbreitete indische Fabelsammlung »Kalila und Dimnah« ist auch in malaiischer Bearbeitung vorhanden (hrsg. von Gonggrijp, Leid. 1876),
ebenso das indische Pantschatantra (»Pandjatandaran«, hrsg. von van der Tuuk, das. 1866). Reich ist die Geschichte vertreten. Außer verschiedenen Werken über die Geschichte des malaiischen Volkes überhaupt gibt es Chroniken aller malaiischen Staaten, sowohl auf Sumatra und Malakka als auf den übrigen Inseln des Archipels, z. B. von Atschin (franz. von Dulaurier, Par. 1829), von Dschohor, Sambas und Sukadana (hrsg. von Netscher in der »Tijdschrift voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlands Indië«, Bd. 1, Batav. 1853) u. a. Die Seerechte, von denen einige bis ins 12. Jahrh. hinaufreichen, sind gesammelt von Raffles und dann von Dulaurier (Par. 1845). Ein Handbuch über mohammedanisches Recht gab Meursinge (Amsterd. 1844) heraus. In neuerer Zeit lieferte der gebildete ¶
Malaie Abdullah ibn Abd ul Kadir von Malakka (gest. 1854) Reiseberichte, geographische und statistische Beschreibungen einzelner Länder und besonders eine merkwürdige Autobiographie. Die mohammedanisch-theologische Litteratur besteht fast nur aus Übersetzungen arabischer Werke. Das Neue Testament wurde schon im 17. Jahrh. von Brouwer ins Malaiische übersetzt (Amsterd. 1668); die Übersetzung der ganzen Bibel [* 24] von Leidekker und van der Vorm erschien daselbst 1733 (seitdem öfter; neue Ausg. von Willmet, Haarl. 1824, 3 Bde.).
Vgl. Dulaurier, Mémoires, lettres et rapports relatifs au cours de langues malaye et javanaise (Par. 1843).
Sprachen. Sie bilden einen außerordentlich weitverzweigten Sprachstamm, [* 25] der über die ganze Inselwelt des Stillen Ozeans verbreitet ist und von der Osterinsel im Stillen Ozean bis zur Insel Madagaskar in Ostafrika reicht. Er zerfällt nach Fr. Müller in die drei Gruppen der malaiischen, melanesischen und polynesischen Sprachen. Die malaiischen Sprachen (s. Malaien) herrschen auf der Halbinsel Malakka, auf Java, Borneo, Celebes, Sumatra, den Philippinen, Molukken, Marianen, Formosa und andern Inseln des Indischen Archipels und der Südsee sowie auf der Insel Madagaskar. An sie schließen sich im Osten die melanesischen Sprachen, die nach Fr. Müller von den Palauinseln (Westkarolinen) und dem Marshall-Archipel im Nordwesten bis zu den Neuen Hebriden und Viti (Fidschi) im Südosten reichen. Noch weiter östlich dehnen sich die polynesischen Sprachen in südnördlicher Richtung und zwar von Neuseeland bis nach Hawai aus. Ihre Verwandtschaftsverhältnisse veranschaulicht Whitmee, der beste lebende Kenner der polynesischen Sprachen, durch folgenden Stammbaum:
^[img Polynesische Grundsprache]
Grammatisch und nach ihrem Lautsystem betrachtet, bieten nach Fr. Müller die drei Gruppen dieses Sprachstammes das Bild einer aufsteigenden Entwickelung dar: die polynesischen »Partikelsprachen« kennen die Laute g, d, b nicht, lassen alle Wörter auf einen Vokal ausgehen und drücken alle grammatischen Beziehungen nur durch lose angehängte Partikeln aus;
die melanesischen Sprachen haben einschließlich einiger Doppelkonsonanten nur sechs oder sieben Konsonanten mehr, welche sie auch am Schluß der Wörter verwenden können, und besitzen angehängte Possessivpronomina;
die malaiischen Sprachen haben einen reich entwickelten Konsonantismus und eine Menge Präfixe sowie einige Suffixe und Infixe zum Ausdruck grammatischer Beziehungen, obschon es ihnen, wie vielen niedriger organisierten Sprachen, an einem eigentlichen Verbalausdruck fehlt.
Übrigens könnte man auch umgekehrt annehmen, daß die malaiischen Sprachen den ursprünglichen Typus darstellen, der in den laut- und formenärmern melanesischen und polynesischen Sprachen entartet wäre. Jedenfalls sind die Sprachen gerade wie der unverkennbar gemischte Rassentypus der Melanesier durch die Papua stark beeinflußt und alteriert worden. Einige der malaiischen Sprachen, namentlich das Malaiische im engern Sinn und das Javanische, haben einen starken Prozentsatz von Sanskritwörtern in sich aufgenommen.
Ein paar dieser Wörter finden sich auch in der Sprache von Madagaskar und geben somit einen Anhalt [* 26] für die Zeit der Verbreitung der Malaio-Polynesier nach Westen hin ab, da die Verpflanzung der indischen Kultur nach dem Indischen Archipel schwerlich früher gesetzt werden kann als in die ersten Jahrhunderte n. Chr. Alte Schriftsprachen, die entweder mit dem arabischen oder mit Ableitungen aus den alten indischen Alphabeten geschrieben werden, finden sich nur innerhalb der malaiischen Gruppe. Volksmärchen und Nationalgesänge der Polynesier sind neuerdings von Gill (»Myths and songs from the Pacific«, mit Vorrede von Max Müller, Lond. 1876) gesammelt worden.
Whitmee ist mit der Herausgabe eines vergleichenden Wörterbuchs der polynesischen Sprachen beschäftigt, auch besorgte er eine neue Ausgabe von Pratts »Samoan grammar« (Lond. 1878).
Vgl. W. v. Humboldt, Über die Kawisprache auf der Insel Java, Bd. 3 (Berl. 1838);
v. d. Gabelentz, Die melanesischen Sprachen (in »Abhandlungen der Königlich [* 27] sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften« 1860-73);
Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien 1879 ff.).
(franz., spr. -ähs), Unbehagen.
(Malajalma), drawidische Sprache in Südindien (s. Drawida), an dem südlichsten Teil der Malabarküste und teilweise auch auf den Malediven, von beinahe 4 Mill. Menschen gesprochen, mit einer alten, dem Sanskritalphabet verwandten und einer modernen, dem arabischen Alphabet entlehnten Schrift. Die Litteratur ist unbedeutend und besteht zumeist in Übersetzungen aus dem Sanskrit. Eine Grammatik lieferte Peet (2. Aufl., Cottayam 1860), Sprachproben Gundert (in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, 16. Bd.) und Burnell (in »Specimens of South Indian dialects«, Madras [* 28] 1823), ein Lexikon Bailey (Cottayam 1846).
(Milchesser), religiöse Sekte in Rußland, genießt zur Fastenzeit Milch, was bei der orthodoxen Kirche verpönt ist. S. Raskolniken.
(Malaiische Halbinsel), lange und schmale Halbinsel Hinterindiens, zwischen dem Chinesischen Meer (Meerbusen von Siam) und dem Indischen Ozean, insbesondere der Straße von Malákka, welche sie von Sumatra scheidet, erstreckt sich von 13° 31' bis 1° 22' nördl. Br. und hat ihre stärkste Zusammenschnürung (70 km) im Isthmus von Kra an der Nordgrenze, ihre größte Breite (330 km) in Perak unter 5° nördl. Br. (s. Karte »Hinterindien«). [* 29] Die flachen, von Mangroven weit ins Land hinein bedeckten Küsten, in welche nur die erweiterten Flußmündungen tiefere Einschnitte machen, werden von vielen Inseln besäumt, unter welchen an der Westseite Salanga oder Dschunk Ceilan, Lantar, ¶
Trotto, Lankawi, Pinang, an der Südküste Singapur, [* 31] an der Ostküste Tioman, Groß-Redang und die Samuiinseln die bemerkenswertesten sind. Die Halbinsel wird in ihrer ganzen Länge von meist einander parallel laufenden Gebirgsketten aus Granit, Schiefer, Kalkstein und Basalt durchzogen, welche eine Höhe von 2000 m, an einer Stelle von 3600 m erreichen und von mehreren tiefen Einsenkungen durchbrochen werden. Die meisten Flüsse [* 32] sind nicht schiffbar und werden nur zur Bewässerung benutzt; doch wird der Bernam 125 km weit und der Perak fast in seiner ganzen Länge von malaiischen Fahrzeugen befahren; Dampfer von 600 Ton. können nur bis Durian Sebatang hinaufgehen.
Das Klima ist heiß und feucht und, selbst in größern Höhenlagen, ungesund: von einem solchen Unterschied in den Jahreszeiten, [* 33] wie man ihn sonst in gleichen Breiten gewahrt, findet sich hier keine Spur. Die Ostküste wird bisweilen von Cyklonen heimgesucht. Die Wälder enthalten zahlreiche kostbare Holzarten, den Teakbaum, Sandelholz, Ebenholz, den Zimtbaum, Kampferbaum, mehrere Guttapercha liefernde Bäume; sie werden aber leider in rücksichtslosester Weise verwüstet.
Auf dem nicht sehr reichen Kulturboden werden Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, [* 34] Tabak, [* 35] Pfeffer und Kokosnüsse gewonnen; in Perak und im Thal [* 36] des Selangor sind Thee- und Kaffeepflanzungen angelegt worden. Die Tierwelt ist vertreten durch den Königstiger, das Rhinozeros, den Elefanten, Büffel, eine Bärenart, Hirsche, [* 37] Affen, [* 38] zahlreiche Vögel, [* 39] Krokodile, [* 40] Schlangen. [* 41] Der Mineralreichtum ist ein sehr großer. Zinn findet man überall in geringer Tiefe; in Perak allein sind 20,000 Menschen bei den Gruben beschäftigt, welche 1884: 10,272 Ton. Zinn lieferten.
Gold [* 42] ist gleichfalls sehr weit verbreitet (Jahresertrag 800-900 kg); ebenso findet sich Silber, seltener Eisen; [* 43] auf dem Isthmus von Kra wurde 1882 Steinkohle entdeckt. Die Bevölkerung, [* 44] deren Zahl etwa 1 Mill. beträgt, besteht aus wenigen Negrito im Innern, Siamesen oder Thai nördlich vom 7. Breitengrad und zivilisierten Malaien im S. davon, während in den Berggegenden im Innern die wilden Stämme der Oran Binua, Oran Utan, Oran Bukit u. a. hausen. Dazu kommen noch Chinesen, Hindu, Europäer, Araber. Politisch ist die Halbinsel verteilt zwischen dem Königreich Siam, einigen unabhängigen Staaten und den Engländern, deren Besitzungen als Straits Settlements (s. d.) zusammengefaßt werden, und von denen noch einige Staaten als Schutzstaaten abhängen:
QKilom. | Einwohner | |
---|---|---|
Tributärstaaten von Siam | 99974 | 180000 |
Unabhängige Staaten (Pahang, Dschohor und Negri Sembilan) | 51800 | 180000 |
Straits Settlements | 3742 | 540000 |
Britische Schutzstaaten (Perak, Selangor und Sunghei Udschang) | 34965 | 174000 |
Die Industrie ist meist in den Händen der Chinesen und beschäftigt sich mit der Herstellung von Seidenstoffen, Kris, Zucker, [* 45] Kokosöl, Harz etc. Die Straßen werden in den englischen Besitzungen und in Perak gut erhalten; 1884 wurde eine Eisenbahn zwischen Taipong, der Hauptstadt von Perak, und Port Wold eröffnet. Als Geld laufen Rupien und Zinnmünzen um. - Die Halbinsel Malákka wird schon von Ptolemäos als Goldene Chersones (wegen ihres Goldreichtums) erwähnt. Die Portugiesen nahmen 1511 die Stadt Malákka, die 1641 in den Besitz der Holländer überging. 1786 erwarb die Britisch-Ostindische Kompanie die Insel Pinang durch Kauf, und 1824 erlangte die britische Regierung den Besitz der Stadt Malákka gegen Abtretung einiger Posten auf Sumatra an Holland; zur selben Zeit erwarb sie Singapur.
engl. Kolonie an der Westküste der Halbinsel gleichen Namens, 1657 qkm (30 QM.) groß mit (1881) 93,579 Einw. Die Berge enthalten Zinn und etwas Gold;
Reis, Pfeffer, Sago, Muskatnüsse sind die vornehmsten Bodenprodukte.
Die Hauptstadt an der Mündung des gleichnamigen Flusses hat 20,000 Einw. und besteht aus der alten, von den Holländern angelegten europäischen und der von Malaien und Chinesen bewohnten Stadt.
s. Semecarpus. ^[= L. fil. (Tintenbaum, Herzfrucht), Gattung aus der Familie der Anakardiaceen, Bäume mit einfachen ...]
s. Calamus. ^[= # L. (Rotang, Rottang), Gattung aus der Familie der Palmen, wuchernde, stachlige Sträucher oder ...]
Meeresstraße zwischen der Halbinsel Malakka und Sumatra, welche den Indischen Ozean mit dem Chinesischen Meer verbindet.
Sie ist 778 km lang, am breitesten (297 km) zwischen Pulo Pinang und der Nordspitze von Sumatra, am schmälsten (55 km) bei der Stadt Malakka.
Die Schiffahrt ist infolge der starken Strömungen schwierig, wird aber durch zahlreiche Leuchtfeuer an den Küsten unterstützt. S. Karte »Hinterindien«.
s. Augit. ^[= Mineral aus der Ordnung der Silikate, Repräsentant einer Gruppe, zu welcher auch die Hornblende ...] [* 46]
(griech.), Lehre [* 47] von den Mollusken. ^[= # (Mollusca, Hautpolypen), in der Pathologie rundliche, mehr oder weniger deutlich gestielt aufsitzend ...] [* 48]
s. Kupferschwärze. ^[= (Tenorit, Schwarzkupfererz), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, findet sich amorph, traubig, ...]
(Malacostraca), s. Krebstiere. ^[= (Krustentiere, Krustaceen, Crustacea, hierzu Tafel "Krebstiere"), Klasse der Gliederfüßl ...] [* 49]
Name der Hauptbastion auf der Südseite von Sebastopol [* 50] (s. d.) vor der Erstürmung 1855, infolge deren der Marschall Pélissier (s. d.) später zum Herzog von Malakow ernannt wurde.
s. v. w. Weichtiere, ^[= s. Mollusken.] s. Mollusken.
Flecken in der ital. Provinz Venedig, [* 51] 6 km südlich von Venedig, am Litorale von Malamocco (Lidoinsel), einer der Landzungen, welche die Lagunen vom Adriatischen Meer trennen, mit (1881) 808 Einw. Der 3 km südlich gelegene Porto di Malamocco, der Kanal [* 52] zwischen der Lidoinsel und dem Litorale von Pellestrina, dient als Haupteinfahrt für den Hafen von Venedig und ist durch Forts geschützt.
(ital.), Straßenräuber, Landstreicher;
auch Schimpfwort, s. v. w. Strolch. In Gozzi-Schillers »Turandot« werden die Malandrinen scherzhafterweise eine Völkerschaft genannt.
wichtige Handelsstadt in der portugies. Provinz Angola (Westafrika), an einem rechtsseitigen Nebenfluß des Coanza, 1180 m ü. M., besteht aus einer einzigen langen Straße, in deren Mitte der Marktplatz mit dem Haus der portugiesischen Kommandantur sich befindet. Malansche wird im S. durch Wall und Graben geschützt und hat eine Garnison von 100 schwarzen Soldaten unter portugiesischen Offizieren. Es leben hier 50-60 Europäer.
rechter Nebenfluß der Oder in Schlesien, [* 53] entspringt in Polen, fließt nach W. in breiter Niederung und mündet im N. von Oppeln, [* 54] bei Czarnowanz, nach 120 km langem Lauf. An derselben (im Kreis [* 55] Oppeln) das Dorf Malapane mit wichtigen Eisenwerken (ehemals Staatseigentum).
(franz., spr. -poh), zur Unzeit.
punĭca (lat.), Granatäpfel.
(Mälarsee), See in Schweden, [* 56] zwischen den Läns Stockholm, [* 57] Upsala, [* 58] Westerås und Nyköping, ist von W. nach O. 110 km lang und gegen 52 km breit und bedeckt einen Flächenraum von 1687 qkm (30,6 QM.); die Wasserfläche ohne die Inseln umfaßt 1162 qkm. Sein Spiegel [* 59] liegt nur etwa 0,6 m ü. M. Durch den Norder- und Süderstrom und den Kanal Södertelge hat er seinen Ausfluß [* 60] in ¶
die Ostsee. Merkwürdigerweise strömt das Seewasser öfters in den See ein, welches Phänomen man aus der Verschiedenheit des atmosphärischen Drucks auf das Meer und den See zu erklären sucht. Der ist durch seine wechselnde Breite, die ihn bald wie einen Fluß, bald wie ein weites Wasserbecken erscheinen läßt, durch die außerordentliche Mannigfaltigkeit seiner Ufer, durch die vielen Arme und Buchten, durch die wechselnde Einfassung mit Klippen [* 62] und Felsen, waldbekränzten Bergen [* 63] und ebenen Fluren, durch seine zahlreichen (an 1200) Inseln, durch die Menge der an seinen Gestaden und auf seinen Inseln liegenden Schlösser und Landsitze, deren man an 200 zählt (darunter die königlichen Schlösser Gripsholm, Drottningholm u. a.), der reizendste See Schwedens. Die Inseln bilden allein 16 Kirchspiele mit 900 Bauernhöfen, die Ufer 90 Kirchspiele. Westlich vom Mälar liegt der Hjelmar (s. d.), mit welchem der Mälar durch den Thorshällafluß und den Arbogakanal verbunden ist. An seiner Westseite führt der 100 km lange Strömsholmskanal zu den Seen Södra und Norra Barken in den schwed. Bergwerksdistrikten.
(v. ital. mala aria, »schlechte Luft«, ital. Aria cattiva, Sumpfmiasma, Sumpfluft), die manchen sumpfigen Gegenden, besonders den Maremmen an der Südküste von Italien [* 64] und den Pontinischen Sümpfen bei Rom, [* 65] eigne krankmachende Einwirkung auf lebende Organismen, die wahrscheinlich in der Luft durch in Wasser faulende Vegetabilien und tierische Stoffe erzeugt wird, wobei noch andre Momente mitwirken mögen, z. B. die Feuchtigkeit der Luft selbst, die in ihr schwebenden Pilzsporen und das Trinken des mit organischen Bestandteilen geschwängerten Wassers solcher Gegenden.
Die schädliche Wirkung erfolgt bald augenblicklich, bald erst nach Stunden, Tagen, Wochen, bald tritt sie nur in der unmittelbaren Nähe der Sümpfe hervor, bald aber erstreckt sie sich auch auf weitere Entfernungen oder nimmt selbst einen epidemischen Charakter an. Die Intensität der Malaria wird durch eine von hohen und dichten Wäldern umschlossene oder von Bergen eingegrenzte, den Winden [* 66] unzugängliche Lage der Sümpfe, durch einen schweren, moorigen Boden, durch Sonnenhitze, welche ihn dem Austrocknen nahebringt, durch Seewasser und noch mehr durch die Vermischung des Seewassers mit süßem Wasser, wodurch sowohl die Organismen des salzigen als des süßen Wassers zu Grunde gehen und das Fäulnismaterial sich häuft, sowie durch die Abend- und Nachtzeit vermehrt.
Kaltes Klima, üppige Vegetation, besonders Saftpflanzen, immergrüne Wälder, schnellwüchsige Pflanzen, wie Eukalyptus, die Sonnenblume etc., und Kultur des Bodens beschränken dagegen die nachteilige Einwirkung der Sümpfe und können sie ganz aufheben. Auch wo der schädliche Einfluß der Malaria sich nicht in deutlich ausgeprägten Krankheitsformen verrät, macht er sich doch durch die unvollkommene Ausbildung und abnorme physische und psychische Entwickelung der Sumpfbewohner bemerklich.
Außer in den Maremmen und den Pontinischen Sümpfen treten die Wirkungen der Malaria besonders in der Lombardei, wo der Reisbau eine jährliche Einwässerung der Felder nötig macht, in Holland, Zeeland, Walcheren, auf dem Nildelta in Ägypten, [* 67] dem Gangesdelta in Indien, am meisten aber auf Sumatra und in Surinam hervor. Übrigens gibt es auch sumpflose Gegenden, wo ebenfalls eine sogen. Malaria herrscht, z. B. Gibraltar, [* 68] sogar Hochebenen in Italien und Peru. [* 69] Die Erkrankungen in solchen Gegenden sind darauf zurückzuführen, daß zwar die Oberfläche trocken, der Untergrund aber sehr wasserreich ist und durch Risse oder durch poröse Beschaffenheit der Oberfläche Luft und Wärme [* 70] hinzutreten kann.
Unerklärt sind dagegen jene mehrfach bestätigten Beobachtungen, daß in einzelnen Sumpfgegenden selbst bei warmer Temperatur keine Malariaerkrankungen vorkommen, z. B. in Neuseeland, Vandiemensland, auf den Sandwichinseln. Alle Urwälderböden entwickeln, nachdem sie urbar gemacht worden, in den ersten Jahren ein fiebererzeugendes Prinzip, welches den ersten Ansiedlern oft sehr verderblich wird. Die Indigobereitung, in Schiffsräumen faulender, mit Seewasser benetzter Kaffee, das Pumpenwasser etc. entwickeln gleichfalls ein sehr gefährliches Sumpfmiasma.
Ein solches scheint sich auch in Häusern zu bilden, welche von Überschwemmungen gelitten haben. Das Malariafieber selbst tritt in Anfällen auf (s. Wechselfieber). Unter dem Einfluß des Malariagifts entstehen die schwersten Fieberformen, die nicht selten zu Milzinfarkten und -Abscessen, zu Leberabscessen, zu Siechtum und Tod führen. Das einzige und vorzüglichste Arzneimittel ist das Chinin in großen Dosen (1-5 g täglich).
Vgl. Steifensand, Das Malariasiechtum (Kref. 1848);
Hirsch, [* 71] Handbuch der historisch-geographischen Pathologie, Bd. 1 (2. Aufl., Berl. 1881);
vornehme reichsunmittelbare Familie in Italien, welche Lunegiano, seit dem 14. Jahrh. auch Massa-Carrara als Marquisat besaß. Sie gehörte zur guelfischen Partei und nahm an den Kämpfen der Lombarden gegen die Hohenstaufen eifrigen Anteil. Ricordano (oder Malespini), florentinischer Geschichtschreiber, geboren um 1200, gest. 1281, schrieb eine Geschichte seiner Vaterstadt (»Istoria fiorentina«) in italienischer Sprache bis 1282, welche sein Neffe Giacotto Malaspina bis 1286 fortsetzte, deren Echtheit aber angefochten wird (vgl. Scheffer-Boichorst, Florentiner [* 72] Studien, Leipz. 1874). Saba Malaspina, Sekretär [* 73] Papst Johanns XXI., schrieb eine Geschichte Siziliens (»Rerum sicularum«, 1250-76) in guelfischem Sinn.
edle ital. Familie, welche im 13.-15. Jahrh. Rimini und einen Teil der Romagna beherrschte. Sie herrschte seit 1150 in Rimini und dehnte ihren Besitz über die ganze Mark Ancona [* 74] aus. Besonders kriegerisch war Malatésta de Verucchio (1212-1312), ein eifriger Vorkämpfer der Guelfen, der ebenso wie Paolo Malatésta, der Geliebte der Francesca da Rimini, von Dante erwähnt wird. Seine Nachkommen eroberten Cesena, Pesaro, Fano, Fossombrone, Cervia etc. und teilten sich in drei Linien. Besonders berühmt als Söldnerführer und Gönner der Künste und Wissenschaften sind Pandolfo (1377-1427) und sein Sohn Gismondo (1417-68); letzterer, ein Mann von zügelloser Sinnlichkeit und Gewaltthätigkeit, wurde 1463 vom Papst Pius II. unterworfen. Der letzte Malatésta, Pandolfo, verkaufte Rimini 1503 an die Venezianer.
Vgl. Yriarte, Un condottiere au XV. siècle.
Rimini (Par. 1882).
(das alte Melitēne), Hauptort eines Sandschaks im asiatisch-türk. Wilajet Diarbekir (Kurdistan), in einer großen Ebene, 15 km westlich vom Euphrat, hat mit dem nahen Asbusu, wohin sich im Sommer fast die ganze Bevölkerung zieht, 20,000 Einw. (etwa 6000 Armenier).
(lat.), kneten, erweichen.
s. Malaien. ^[= (Oran Malaju, "herumschweifende Menschen"). Man unterscheidet eine malaiische Rasse ...]
s. v. w. Mahlstatt (s. d.);
Malbergische Glossen, s. Salisches Gesetz.
Dorf in Kärnten, Bezirkshauptmannschaft Villach, an der Fella (Kanalthal) und der ¶
Staatsbahnlinie Tarvis-Pontafel, mit einem in neuester Zeit verstärkten Fort, einem Denkmal zur Erinnerung an die heldenmütige Verteidigung des Forts durch die Österreicher im J. 1809 gegen die Überzahl der Franzosen und (1886) 603 Einw.
Berg, s. Melibokus. ^[= einer der bemerkenswertesten Gipfel an der hessischen Bergstraße, am nordwestlichen ...]
Stadt im mecklenburg-schwerin. Herzogtum Güstrow, [* 76] zwischen dem 12 km langen Malchiner u. dem Kummerower See, an einem schiffbaren Kanal, der die Peene mit dem Kummerower See verbindet, und an den Linien Lübeck-Mecklenburgisch-Preußische Grenze und Malchin-Waren der Mecklenburgischen Friedrich Franz-Eisenbahn, hat eine gotische restaurierte St. Johanneskirche aus dem 14. Jahrh., ein stattliches Rathaus, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, eine Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, eine Zuckerfabrik, eine Imprägnieranstalt, Bierbrauerei, [* 77] Kalk- und Ziegelbrennerei, eine Dampfmolkerei, große Torfmoore, Schiffahrt und (1885) 7037 evang. Einwohner. Die waldbegrenzte Hügellandschaft am Malchiner See (Wahrsberg 127 m hoch) heißt die Mecklenburgische Schweiz. [* 78] ist mit Sternberg abwechselnd Sitz der mecklenburgischen Landstände.
Stadt im mecklenburg-schwerin.
Kreis Mecklenburg, [* 79] am Malchower See und der Mecklenburgischen Südbahn, hat ein Amtsgericht, Tuch- und Wollwarenfabrikation, Fischerei, [* 80] Schiffahrt und (1885) 3659 meist evang. Einwohner.
Dabei ein der Ritter- und Landschaft gehöriges Jungfrauenkloster.
Karl August, Freiherr von, Staatsmann, geb. zu Mannheim, [* 81] widmete sich in Heidelberg [* 82] und Göttingen [* 83] dem Studium der Staatswissenschaften, wurde 1790 Sekretär des kurmainzischen Ministers Grafen von Westphalen, dann 1791 österreichischer Gesandtschaftssekretär am kurtrierschen Hof [* 84] und trat 1799 als Domsekretär in die Dienste [* 85] des Stifts Hildesheim. [* 86] Als letzteres 1803 an Preußen [* 87] fiel, wurde Malchus zum Mitglied der Organisationskommission und darauf zum Kriegs- und Domänenrat bei der halberstadt-hildesheimischen Kammer ernannt. 1808 wurde er in dem neuerrichteten Königreich Westfalen [* 88] Staatsrat, dann Generaldirektor der Steuern, 1811 Finanzminister und 1813 mit dem Titel eines Grafen von Marienrode Minister des Innern.
Nach der Auflösung des Königreichs Westfalen wurde seine Verwaltung von so vielen Seiten angegriffen, daß er sie in einer besondern Schrift: »Über die Verwaltung der Finanzen des Königreichs Westfalen« (Stuttg. 1814), verteidigen zu müssen glaubte. Er lebte hierauf in Heidelberg litterarisch beschäftigt, bis ihn 1817 der König von Württemberg [* 89] zur Leitung des Finanzministeriums berief. Schon nach Jahresfrist legte er aber diese Stelle nieder und begab sich wieder nach Heidelberg, wo er starb.
Von seinen staatswissenschaftlichen Schriften sind zu nennen: »Der Organismus der Behörden für die Staatsverwaltung« (Heidelb. 1821, 2 Bde.),
umgearbeitet unter dem Titel: »Politik der innern Staatsverwaltung« (das. 1823, 3 Bde.);
»Statistik und Staatenkunde« (Stuttg. 1826);
»Handbuch der Finanzwissenschaft und Finanzverwaltung« (das. 1830, 2 Bde.);
»Handbuch der Militärgeographie von Europa« [* 90] (Heidelb. 1832);
»Die Sparkassen in Europa« (das. 1838).
(spr. mällköm), Name mehrerer schott. Könige:
1) Malcolm I., 942-954, erwarb 945 Cumbria von dem angelsächsischen König Edmund und wurde 954 ermordet. -
2) Malcolm II., 1005-34, folgte seinem Vater Kenneth III., kämpfte gegen die Dänen, die er 1018 bei Cowham besiegte. -
3) Malcolm III., 1057-1093, Sohn Duncans I., floh nach der Ermordung seines Vaters durch Macbeth nach England und erlangte die Krone 1057 mit Hilfe der Angelsachsen. Er versuchte diesen gegen die Normannen zu Hilfe zu kommen und fiel fünfmal in Northumberland ein, wurde aber besiegt und fiel bei Alawick ^[richtig: Alnwick] im Kampf gegen Wilhelm den Roten. -
4) Malcolm IV., Enkel und Nachfolger Davids I., 1153-63.
(spr. mällköm), Sir John, engl. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. zu Burnfoot bei Langholm in Schottland, trat 1782 als Kadett in ein nach Indien gehendes Regiment, wo er sich wiederholt auszeichnete und mit den wichtigsten diplomatischen Missionen betraut wurde. So brachte er 1800 ein Bündnis mit Persien [* 91] gegen die Afghanen zu stande, worauf er zum Sekretär des Generalgouverneurs Marquis von Wellesley und 1802 zum Obersten ernannt wurde. Noch dreimal (1802, 1808 und 1810) ging er an den persischen Hof, um dort dem französischen Einfluß das Gegengewicht zu halten, und erhielt von dem Schah die Würde eines Chans des Reichs. 1812 nach England zurückgekehrt, ward er zum Ritter erhoben. 1816 ging er von neuem nach Indien und beteiligte sich am Kriege gegen die Marathen und Pindari mit solcher Auszeichnung, daß er zum Generalmajor und nach dem Frieden zum Zivil- und Militärgouverneur der eroberten Landschaften in Mittelindien ernannt wurde. In dieser Stellung erwarb er sich durch seine Bemühungen um Herstellung einer gesetzlichen Ordnung in jenen Landstrichen große Verdienste, wofür er nach seiner Rückkehr nach England, wo er in dem »Memoir of Central India« (Lond. 1823, 2 Bde.) von seiner Verwaltung Rechenschaft ablegte, von den Direktoren der Ostindischen Kompanie einen ansehnlichen Jahrgehalt erhielt. Auch von 1827 bis 1831 als Gouverneur der Präsidentschaft Bombay [* 92] trug er zur Hebung [* 93] der ihm anvertrauten Bezirke viel bei. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er ins Parlament gewählt und gab bei den Verhandlungen über die Erneuerung des Freibriefs der Ostindischen Kompanie unter dem Titel: »The administration of British India« (Lond. 1832) eine aus amtlichen Papieren geschöpfte Darstellung der Verwaltungsverhältnisse in Indien heraus. Er starb in Windsor. Noch schrieb er: »History of Persia« (Lond. 1815, 2 Bde.; 2. Aufl. 1828; deutsch, Leipz. 1830, 2 Bde.);
»Sketch of the political history of India« (Lond. 1811),
die er darauf seiner »Political history of India from 1784 to 1823« (das. 1826, 2 Bde.) einverleibte;
»Sketch of the Sikhs« (das. 1812);
»Sketches of Persia« (das. 1827, 2 Bde.; deutsch, Dresd. 1828).
Vgl. Kaye, Life and correspondence of Sir John Malcolm (Lond. 1856, 2 Bde.).
Amalie, Schauspielerin, Gattin von Pius Alexander Wolff (s. d.).
(franz., spr. -kongtāng), unzufrieden, mißvergnügt;
vgl. Malkontenten. ^[= (franz. s, "Unzufriedene"), Name oppositioneller politischer Parteien, so ...]
(spr. mallschéwski), Antoni, poln. Dichter, geb. 1792 in Wolhynien, besuchte das Lyceum zu Kremenez und trat 1811 als Offizier in die polnische Armee ein. Sein Verstand, Witz und Humor machten ihn inden Warschauer Salons sehr beliebt, und mit dem ganzen Feuer jugendlichen Leichtsinns warf er sich in den verführerischen Strudel der hohen Kreise [* 94] der Hauptstadt. Später dem Gefolge des Kaisers Alexander zugeteilt, wurde er in einem Duell mit seinem Freund Bledowski am Fuß verwundet und dadurch 1816 zum Austritt aus dem Militär genötigt. Nachdem er dann auf Reisen, namentlich in ¶