In der Mitte des 4. Jahrh. eroberten die
Alemannen, 406 die
Vandalen, 451 die
Hunnen die Stadt; letztere legten sie
völlig in
Asche. Nach der
Sage soll der fränkische König
Dagobert (622-638) die Stadt und einen
Palast darin wieder erbaut
haben. Mit mehr
Grund wird der
Bau der Stadtmauer auf
Bischof Siegbert (712) zurückgeführt. Unter den
Karolingern stand hier
ein königlicher
Palast, der schon 766 erwähnt wird.
Der vonErzbischofWilligis erbaute
Dom brannte am
Tag
der
Einweihung (1009) ab, der neue wurde von Bardo vollendet und 1037 geweiht.
Bemerkenswert ist die Empörung der Stadt 1159 gegen den
ErzbischofArnold, der dabei 1160 auf gräßliche
Weise ermordet wurde.
FriedrichBarbarossa hielt ein strenges Strafgericht über
[* 4] und zerstörte seineMauern. Dieselben wurden
erst 1200 wieder errichtet. Unter den fränkischen und staufischen
Kaisern wurden in Mainz wiederholt
Reichstage und
Kirchenversammlungen
gehalten. Die Stadt stand anfangs unter der Herrschaft des
Erzbischofs, der seit dem 11. Jahrh. den
Burggrafen bestellte.
Nach dem
Eingehen dieses
Amtes (1221) erlangte die Stadt 1244 die Reichsunmittelbarkeit, welche aber von
den
Erzbischöfen wiederholt angefochten wurde. Nunmehr tritt neben
Kämmerern,
Schultheiß und
Schöffen auch ein Ratskollegium
in Mainz hervor. Daselbst wurde 1254 der rheinische Städtebund geschlossen. Auch an dem noch größern
Bund von 1381 hat sich
die Stadt beteiligt. Um 1440 ward in Mainz von
Gutenberg die
Buchdruckerkunst erfunden. Während im 14. Jahrh.
die Einwohnerzahl von Mainz auf 90,000
Menschen geschätzt werden darf, macht sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. ein
bedeutender Rückgang bemerklich, obgleich 1476 daselbst eine
Universität errichtet wurde.
In dem Streit zwischen dem abgesetzten
KurfürstenDietrich II. von
Isenburg und seinem Nebenbuhler
Adolf II.
von
Nassau verlor Mainz 1462, von letzterm erobert, seine Privilegien und wurde eine erzbischöfliche Stadt, was König
Maximilian 1486 bestätigte.
In denZeiten der kirchlichen
Unruhen des 16. Jahrh. und des Dreißigjährigen
Kriegs ward Mainz 1552 von
dem
MarkgrafenAlbrecht vonBrandenburg-Kulmbach, 1631 vom Schwedenkönig
GustavAdolf besetzt. Dieser ließ
die Gustavsburg auf dem rechten Rheinufer an der Mündung des
Mains in den
Rhein anlegen und die Festungswerke, die schon seit
dem 13. Jahrh. bestanden, erweitern. Unter
KurfürstJohannPhilipp wurde Mainz 1635 von den
Schweden
[* 5] geräumt; aber
KurfürstAnselmFranz übergab die Stadt den
Franzosen (1688), und erst 1689 wurde sie durch das Reichsheer wieder befreit.
Im 18. Jahrh. erholte sich die Stadt wieder so weit, daß ihre
Bevölkerung
[* 6] um 1780 auf 32,000 Einw. stieg; doch während
der französischen
Okkupation verminderte sie sich um 10,000 Einw. Am erschien der französische
GeneralCustinevor der Stadt und zwang sie schon am 21. zur
Kapitulation. Ein Koalitionsheer unter
GeneralKalckreuth schloß sie ein, und 23. Juli erfolgte die
Übergabe. Ein zweiter
Angriff der
Franzosen (1794) wurde von den
Österreichern abgeschlagen, und Mainz blieb von diesen bis 1797 besetzt, wurde jedoch 29. Dez. wieder von den
Franzosen eingenommen und im
Frieden zu Lüneville 1801 an
Frankreich abgetreten. Am 2. und begann die
Einschließung
der Stadt durch die Alliierten.
Nach mehreren seit März 1848 vorausgegangenen
Aufläufen veranlaßte 21. Mai d. J. ein blutiger Straßenkampf
zwischen den
Bürgern und dem preußischen
Militär die
Erklärung des
Belagerungszustands, der jedoch schon 24. Mai wieder aufgehoben
wurde. Durch die
Explosion eines Pulverturms auf dem alten Kästrich wurde dieser Stadtteil fast völlig zerstört.
Vor
Ausbruch des
Kriegs von 1866 verließen die österreichischen und preußischen Bundestruppen zufolge eines Bundestagsbeschlusses
die Stadt, und es wurde dieselbe von Teilen des 8. Bundesarmeekorps unter
PrinzLudwig vonHessen
[* 9] besetzt. Am 26. Aug. zogen aber
die
Preußen
[* 10] wieder ein, und durch den
Frieden erhielt
Preußen das alleinigeBesatzungsrecht.
(franz., spr. mähr, v.
lat. major), in
Frankreich der Vorstand einer
Gemeinde, entsprechend dem deutschen
Bürgermeister;
Mairie, die Gemeindebehörde,
auch das Amtslokal und die Amtsdauer des Maires. Nach dem französischen Gemeindegesetz vom (loi sur l'organisation
municipale) wird der Maire von dem
Gemeinderat (conseil municipal) aus dessen Mitte in geheimer
Wahl mit absoluter
Stimmenmehrheit gewählt. Jede
Gemeinde hat einen Maire, dem mindestens ein
Beigeordneter (adjoint) zur
¶
mehr
Seite steht, welcher ebenfalls vom Munizipalrat gewählt wird. In größern Gemeinden ist eine Mehrzahl von Adjoints vorhanden.
Es besteht kein kollegialisch eingerichteter Magistrat; die Einrichtung ist vielmehr eine lediglich büreaukratische, insofern
der Maire der allein verantwortliche Gemeindebeamte ist und nur einzelne Funktionen auf Adjoints oder Munizipalräte übertragen
kann. Die Wahlperiode für und Adjoints ist, wie für den Gemeinderat, eine vierjährige. und Adjoints verwalten
ihr Amt als Ehrenamt, nur die durch besondere Aufträge erwachsenden Auslagen werden erstattet.
Der Maire verwaltet unter der Kontrolle und Mitwirkung des Munizipalrats und unter der Oberaufsicht der Staatsverwaltungsbehörde
das Gemeindevermögen; er legt den Gemeindehaushaltsetat vor und steht an der Spitze der Finanzverwaltung
der Gemeinde, er leitet die öffentlichen Arbeiten der Kommune, vertritt dieselbe vor Gericht und ist die ausführende Behörde
für die Beschlüsse des conseil municipal. Der ist aber auch zugleich Organ der Staatsverwaltung, indem er nicht nur die Ortspolizei,
sondern überhaupt die Sicherheitspolizei auszuüben berufen ist. Er hat die Gesetze und Verordnungen der
Staatsgewalt bekannt zu geben und zur Ausführung zu bringen.
Als Organ der Staatsverwaltung ist der Maire der höhern Staatsverwaltungsbehörde unterstellt. Der Maire kann durch
den Präfekten auf die Zeit von einem Monat, durch den Minister des Innern auf drei Monate suspendiert werden.
Seine Reaktivierung ist durch Dekret des Präsidenten der Republik möglich. Die Amtsauszeichnung des Maires ist die nationale
Schärpe. Auch in Elsaß-Lothringen
[* 15] ist die Einrichtung beibehalten, daß der Maire sein Amt als Ehrenamt verwaltet.
Vgl. André
und Marin, Loi sur l'organisation municipale du 5 avril 1884 (Par. 1884);
Souviron, La nouvelle loi municipale
(das. 1884);
Derselbe, Manuel des conseillers municipaux (6. Aufl., das. 1884).
(spr. märä),Jean de, franz. Dramendichter, geboren im Mai 1604 zu Besançon,
[* 17] studierte
in Paris,
[* 18] wo er in der Folge dem 1632 enthaupteten Herzog von Montmorency) nahe stand und auch die Gunst des KardinalsRichelieu
genoß. Er starb Drei seiner zwölf Dramen sind Marksteine der Theatergeschichte, die Schäferspiele: »Sylvie« (aufgeführt
1626) und »Silvanire« (1630),
in welch letzterm zuerst die Regeln des antiken Dramas im 17. Jahrh. wieder
in Frankreich angewandt wurden, und »Sophonisbe« (1634), sein Meisterwerk, das glänzende, noch von Voltaire geschätzte Vorbild
der sogen. klassischen TragödienCorneilles und Racines. Seine nach 1634 geschriebenen Stücke gefielen wenig mehr, weshalb
er 1637 die maßloseste Fehde gegen Corneilles »Cid« führte.
Vgl. Dannheiser, Studien zu J. de Mairets Leben
(Ludwigsh. 1888).
(Zea L.), Gattung aus der Familie der Gramineen.
[* 19] Die einzige Art, der gemeine Mais (Welschkorn, türkischer Weizen, Kukuruz,
Z. MaisL.), ist einjährig, mit bis 5 m hohem, starkem, markigem Halm, breiten, flachen, gewimperten,
oberseits zerstreut behaarten Blättern, monözischen Blüten, männlichen Blüten in endständigen, pyramidalen Rispen mit
ährenartigen Ästen, achselständigen weiblichen Blüten am untern und mittlern Teil des Halms, kolbig
ährenförmig auf dicker,
fleischiger Achse, mit vielen Blattscheiden umhüllt, welche zur Blütezeit nur die langen Narben zwischen den Spitzen
verlassen, auch den reifen Fruchtstand noch einschließen.
Der Mais stammt aus Amerika
[* 20] und soll in Paraguay wild vorkommen. Man baut zahlreiche Varietäten und unterscheidet zunächst amerikanischen
und europäischen Mais. Letzterer umfaßt die Formen, welche sich bei der Kultur in Europa
[* 21] herausgebildet haben. Der amerikanische
Mais hat meist sehr platt gedrückte Körner mit stärkerm oder schwächeren Eindruck, die oft in eine Spitze
ausgehen (Zahnmais), wogegen die Körner des europäischen Maises rundlich und ohne Zahn und Eindrücke sind.
Der amerikanische Mais ändert in wenigen Jahren bei uns ab; der Halm, ursprünglich 4-5,5 m hoch (Riesenmais), geht auf 2,5
m und weniger herab, und die Körner gestalten sich um. Der amerikanische Mais reift auch so spät, daß
er für uns als Kornfrucht wenig Wert besitzt. Die zahlreichen europäischen Arten weichen hinsichtlich der Höhe des Halms,
der Länge und Gestalt des Kolbens, der Größe und Farbe der Körner und der Reifezeit wesentlich voneinander ab.
Die eigentliche Maisregion fällt mit der des Weins zusammen; sein Gedeihen ist aber weniger von der mittlern Jahrestemperatur
als von der Höhe der Sommertemperatur abhängig, und er reift noch in Gegenden mit kurzem, aber heißem Sommer. Je nördlicher
der Mais gebaut werden soll, um so niedrigere Sorten muß man wählen, wenn man reife Körner haben will;
als Grünfrucht eignet sich auch noch für Mittel- und Norddeutschland der große badische Mais von 2-2,5 m Höhe.
Der Mais verlangt einen warmen, lockern, tiefgrundigen Boden von mäßiger Frische und reichliche Düngung. Man säet ihn nach
der Frostzeit in Reihen, wobei jede Pflanze auf Korn 0,4, auf Grünfutter 0,2 qm Raum beansprucht. Ist die
Saat handhoch, so wird sie, wie bei Kartoffeln, durchpflügt, vom Unkraut gereinigt und von den überschüssigen Pflanzen zum
Teil befreit. Später entfernt man alle überschüssigen Pflanzen und behäufelt die stehen bleibenden. Die Ernte
[* 22] des Futtermaises
beginnt in der Blüte
[* 23] der Fahne, und man schneidet ihn, bis die Körnung beginnt.
Bei Körnerbau erntet man, wenn die Deckblätter schlaff werden, die Kolben sich neigen und die Körner ausgebildet, wenn auch
noch nicht erhärtet sind. Vor dem Beginn der Ernte kann man die Spitzen derHalme bis gegen den obersten Kolben abschneiden,
auch muß man während des Wachstums alle Nebentriebe entfernen. Man säet auf 1 Hektar 1,5-2 Neuscheffel,
für Futtermais 2-3 Neuscheffel und erntet von 1 Hektar 43-130 Neuscheffel Körner und 3900 bis 5900 kg Stroh. Der Mais behält
seine Keimfähigkeit zwei Jahre; ein Neuscheffel wiegt 36,4 kg.
Der Mais gedeiht auch in eingeschlossener Lage und gerät nach sich selbst mehrere Jahre gut. Er widersteht
der größten Hitze und bringt das beste Futter, wenn in regenarmen SommernKlee, Heu, Kartoffeln versagen.
Der Mais liefert ein höchst schätzbares Futter für Milchvieh, die Körner machen das Fleisch des Schlachtviehs wohlschmeckender
und verfeinern besonders das der Gänse und Schweine.
[* 24] Der Mais enthält im Mittel 10,05 Proz. eiweißartige
Bestandteile, 2,84 Proz. Zellstoff, 66,78 Proz. Stärkemehl und Dextrin, 4,76 Proz. Fett und 1,69 Proz. Salze bei 13,88 Proz. Wasser.
Er wird auf Grieß und Mehl
[* 25] verarbeitet und das Mehl besonders in Amerika zu Brot
[* 26] verbacken. Maisbrei bildet als
Polenta die gewöhnliche Kost des italienischen Landmanns, an der untern
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mehr
Donau heißt eine ähnliche SpeiseMammeliga. Als Maizena kommt feines Maismehl oder Maisstärke in den Handel. Unreife Maiskolben
werden in vielfacher Weise zu Speise zubereitet, besonders auch eingemacht. Der unreife Maisstengel ist so reich an Zucker,
[* 28] daß man diesen daraus fabrikmäßig gewinnen kann. Das Maiskorn verarbeitet man auf Stärkemehl, Spiritus
[* 29] und Bier. Bei der Gärung der Maische scheidet sich ein fettes, dünnflüssiges, trocknendes, in Alkohol von 80 Proz. lösliches,
nach der Varietät verschieden gefärbtes, beim Aufbewahren dunkelndes Öl ab, welches technische Verwendung findet.
Beim Mälzungsprozeß geht das Fett des Korns zum größern Teil in die Keime, welche man beim Vermahlen
absondert und auf Öl verarbeitet. Die Deckblätter der Kolben dienen als Polstermaterial, doch wird das Maisstroh auch auf
Papier verarbeitet. Man entkörnt die Kolben mittels Maschinen und benutzt die Spindeln als Brennmaterial. Die Entdecker Amerikas
fanden den Mais überall, soweit es das Klima
[* 30] zuließ, in Kultur. Seit dem Anfang des 16. Jahrh. säete man
ihn in europäischen Gärten, aus denen er auf die Felder überging.
Die Venezianer verbreiteten ihn im Orient. Der deutsche Nametürkischer Weizen soll wohl nicht eigentlich andeuten, daß wir
den Mais etwa über Ungarn
[* 31] erhielten, sondern nur im allgemeinen, daß er aus weiter Ferne kam. Gegenwärtig
nimmt der Mais einen großen Teil von Südeuropa und der Levante ein und ist bis China
[* 32] und Japan und ins tiefste HerzAfrikas gedrungen,
so daß er nächst dem Reis die größte Anzahl Menschen ernährt. Seine Kultur reicht in Amerika von 30° südl. Br. bis 50°
nördl. Br. und in den tropischen Andes bis 1900 m ü. M.
Vgl. Lengerke, Anleitung zum Anbau des Mais (2.
Aufl., Berl. 1851);
duRoi (spr. mäsóng dü rŏá,Maison militaire), Haustruppen der Herrscher Frankreichs, deren Entstehen auf
die Cent hommes d'armes und die Sergents d'armes du RoiPhilippAugusts vom J. 1180 zurückzuführen ist. Die letztern, aus 150 Edelleuten
bestehend, bildeten die Zelt- und Palast- (maison-) Wache. 1661 unterschied man die »garde de dedans«
und die »garde de dehors«, erstere aus Schweizern, letztere aus den Gardes du corps bestehend; jene hießen Maison militaire,
diese R., letztere waren Edelleute.
(Mysore), Tributärstaat des britisch-ind. Kaiserreichs im südlichen Teil Vorderindiens, zwischen 11° 38'-15°
2' nördl. Br. und 74° 42'-78° 36' östl. L. v. Gr., von den
PräsidentschaftenMadras
[* 52] und Bombay
[* 53] umschlossen und 64,030 qkm (1163 QM.) groß mit (1881)
4,186,188 Einw., was gegen die Zählung von 1871 eine Abnahme von 869,224 Seelen bedeutet, eine Folge der Hungersnot von 1877,
die über 1 Mill. Menschen dahinraffte. Maissur bildet ein nach N. offenes Dreieck,
[* 54] dessen Seiten, die Ost- und Westghats, im S. in
den Nilgiri zusammenlaufen; den westlichen, bergigen und waldigen, am dünnsten bewohnten Teil bildet
das Malnad, der ebene Teil mit zahlreichen Städten und Dörfern heißt Maïdan.
Die mittlere Erhebung des welligen, von Felsrücken durchzogenen Tafellandes ist 600-800 m; der höchste Berg, der Mulaïnaghiri,
erreicht 1925 m. Eine eigentümliche Erscheinung der Landschaft sind die isolierten Granitkegel mit festen
Schlössern und meist unerschöpflichen Quellen auf ihrem Gipfel. Die Flüsse,
[* 55] zu den Gebieten von Krischna, Kaweri, Pennar und
Palar gehörig, dienen nur zur Bewässerung und speisen ein ausgedehntes Kanalnetz und 37,682 Teiche, von denen der von Sulekereh
einen Umfang von 64 km hat.
Das Klima ist Europäern nicht unzuträglich; der Regenfall, im W. sehr bedeutend, nimmt nach O. zu ab,
bleibt auch in manchen Jahren aus, wodurch Hungersnöte entstehen. Die mittlere Jahrestemperatur schwankt in der Hauptstadt
Bangalor zwischen 25,8 und 23,4° C. Von Metallen findet man besonders Magneteisen, auch Kupfer
[* 56] und Gold.
[* 57] Die Wälder bedecken 960 qkm
und enthalten namentlich wertvolles Sandelholz, auch viele wilde reißende Tiere, die dem Viehstand immer
gefährlicher werden.
Aus dem Sagenkreis tritt Maissur durch die Inschriften über die Thaten der mächtigen Tschalukiadynastie hervor, deren Herrschaft
von 450 n. Chr. bis ins 11. Jahrh. dauerte. Mit ihr teilten in dieser Zeit die Belalakönige zu
Dwara-Samudra im nördlichen Maissur die Macht. Später dehnten die mächtigen Könige von Widschajanagar an der
mittlern Tungabhadra sowie die Großmoguls zu Dehli ihre Herrschaft über aus. Das eigentliche Reich Maissur entstand aber 1610 durch
Radscha Wodejar, welcher Seringapatam zu seiner Hauptstadt machte.
Nach dem Erlöschen seiner Linie schwang sich unter den verschiedenen Prätendenten Haider Ali 1763 auf
den Thron,
[* 61] den er wie sein Sohn Tippu Sahib durch Eroberungen mit großem Glanz umgab, bis der letztere im erbitterten Kampf gegen
die Engländer 1799 auf den Ruinen seiner Hauptstadt Seringapatam fiel. Diese Stadt blieb seitdem ein von Dschangeln überwachsenes
Trümmerfeld. Die Engländer setzten einen Nachkommen der alten Könige auf den Thron, nahmen aber 1831 infolge
grober Mißregierung das Land in eigne Verwaltung und setzten erst den Tschama Radschendra Wodejar als Maharadscha
ein.
(spr. mästr oder mähtr), 1) JosephMarie, Graf de, franz. staatsphilosophischer Schriftsteller, einer der namhaftesten
Vertreter des kirchlichen Absolutismus, geb. zu Chambéry, war seit 1788 piemontesischer Senator,
wanderte aber nach der Besitznahme Savoyens durch die Franzosen 1792 aus, kehrte später ins KönigreichSardinien
[* 66] zurück und
ward 1803 Gesandter in Petersburg. Von hier aus förderte er nach dem SturzNapoleons I. die Reaktion der klerikalen Partei in
Turin.
[* 67] Da er mit den Jesuiten in enger Verbindung stand, mußte er, als diese 1817 aus Rußland verwiesen
wurden, seinen Posten in Petersburg aufgeben, trat aber dafür zu Turin ins Ministerium ein. Er starb daselbst als
Staatsminister und Vorsteher der Großkanzlei. In seinen Schriften: »Considérations sur la France« (Lond.
1796),
»Essai sur le principe générateur des constitutions politiques« (Petersb.
1810) und »Du pape« (Lyon
[* 68] 1819, 2 Bde.) erklärt er für das einzige Heilmittel aller Übelstände die Zurückführung der Völker
unter die alte Zucht und die alten Institutionen des mittelalterlichen päpstlichen Christentums. Noch sind von seinen Werken
zu erwähnen: »De l'Église gallicane« (Par. 1821),
»Les soirées de St.-Pétersbourg« (das. 1821, 2 Bde.)
und sein nachgelassenes »Examen de la philosophie de Bacon« (das. 1836, 2 Bde.).
Aus seinen hinterlassenen Manuskripten veröffentlichte sein Sohn, Graf Rodolphe de Maistre: »Lettres et opuscules inédits«,
¶
2) Xavier de, franz. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geboren im Oktober 1763 zu Chambéry, diente anfangs im sardinischen
Heer, folgte aber nach dem Feldzug von 1799 dem FeldmarschallSuworow nach Rußland, wo er ebenfalls in Militärdienst trat und
Generalmajor wurde. Nachdem er seine Entlassung genommen, lebte er seit 1817 abwechselnd in Frankreich
und in Petersburg, wo er starb. Von seinen reizenden und originellen, bis in die neueste Zeit wieder gedruckten
Erzählungen sind hervorzuheben: »Les prisonniers du Caucase«, »La
jeune Sibérienne«, »Le lépreux de la cité d'Aoste« und
besonders die »Voyage autour de ma chambre« (1794),
worin er eine nicht gewöhnliche humoristisch-satirische Begabung bekundete,
und der er später die »Expédition nocturne autour de ma chambre« (1825) folgen ließ. Seine »Œuvres« erschienen Paris 1825, 3 Bde.
(neue Ausg. 1881).
leichter Wein (am besten Moselwein), welchen man etwas versüßt (etwa 1/8 kg Zucker auf
eine Flasche)
[* 72] und höchstens 10 Minuten mit einer Handvoll frischen, kurz vor derBlüte (im Mai) gesammelten Waldmeisters stehen
läßt. Nicht empfehlenswert ist ein Zusatz einer Apfelsinenscheibe oder von Blättern der schwarzen Johannisbeere, der Melisse
etc. Maitrankessenz ist ein starker Auszug von Waldmeister, mit Hilfe dessen man zu jeder Jahreszeit Maitrank, allerdings
von minderm Wohlgeschmack, bereiten kann. Auch kann man mit reinem Kumarin (s. d.) ein wohlschmeckendes Getränk herstellen.
Sie halten im Conseil d'État Vortrag über die Eingänge minder wichtigen Inhalts
und haben in den Angelegenheiten, in denen sie Referenten sind, entscheidende, sonst aber, wie die dem Konseil
zugeteilten Auditoren, nur beratende Stimme. In Verwaltungsstreitsachen und bei Kompetenzkonflikten vertritt ein solcher Beamter
gleichsam als Staatsanwalt den Standpunkt der Regierung. Das Institut der Maîtres kam früher in der französischen Verwaltung in
vielfacher Anwendung vor.
Bei den Parlamenten (den obersten Gerichtshöfen) gab es besondere Requetenkammern, welche über die
ihnen zugewiesenen Gesuche entschieden. Maîtres hießen früher die Räte zweiter Klasse, welche in der Ministerialinstanz
über Bittschriften und Gesuche zu referieren hatten.
(spr. mätähr),Michel, franz. Philolog und Bibliograph, geb. 1668 in Frankreich von protestantischen Eltern,
ging nach der Aufhebung des Edikts von Nantes
[* 73] nach England, studierte in Oxford
[* 74] und wurde 1695 Lehrer an der
Westminsterschule zu London,
[* 75] wo er starb. Sein Hauptwerk sind die die Titel aller bis 1557 gedruckten Bücher enthaltenden
»Annales typographici« (Haag
[* 76] 1719-1725, 5 Bde.), die von Denis mit einem Supplement (Wien 1789, 2 Tle.) bereichert
und von Panzer in einer neuen, aber nur bis 1536 reichenden Bearbeitung (Nürnb. 1793-1803, 11 Bde.)
herausgegeben wurden. Von den übrigen Werken Maittaires sind die »Opera et fragmenta veterum poetarum latinorum« (Lond. 1713, 2 Bde.)
vorzüglich wegen ihrer typographischen Schönheit geschätzt. SeinLeben beschrieb Ph. Chasles (Lond. 1819).
Bei der Berührung tritt aus den Gelenken der Beine ein scharfer, blasenziehender, Kantharidin enthaltender, gelber, zäher
Saft hervor. Das Weibchen legt in zolltiefe, selbstgegrabene Löcher über 1000 walzenförmige, gelbe
Eier,
[* 78] aus welchen nach drei Wochen kleine, schwarze Larven auskriechen, die in Blüten und von diesen aus auf Bienen zu gelangen
suchen. Von der Biene
[* 79] gelangt die Larve (Bienenlaus) in die Bienenzelle und erleidet hier eine Hypermetamorphose (s.
Blasenkäfer). Der blaue (Maiwurm proscarabaeusL.), bis 2,5 cm lang, bläulichschwarz, violett schimmernd, am Kopf und dem hinten
gerade abgeschnittenen Halsschild grubig punktiert, kommt schon im April im Gras und an Wegen vor. Der echte (Maiwurm variegatus
s. majalisL., s. Tafel »Käfer«),
bis 2,6 cm lang, schwarz, glatt, mit oben am Hinterrand meist rotgelb
gesäumten Hinterleibsringeln und an der Spitze ausgerandetem letzten Fühlerglied, ist seltener.
(auch Majesta), in der römischen Mythologie ein andrer Name für Fauna, Bona Dea oder Ops, Gemahlin des Vulkan, eine
Wachstum verleihende Naturgöttin, welcher alljährlich am ersten des nach ihr genannten Mai ein Schwein
[* 80] geopfert wurde (s. Bona Dea).
(auch Pek-Majdan), Flecken und wichtiger Bergwerksort im KönigreichSerbien,
[* 92] zwischen
den KreisenPoscharewatz und Krajina, links am Kleinen Pek, mit 1256 Einw. Der wohl schon von den Römern hier betriebene Bergbau
[* 93] auf Kupfer und Eisen
[* 94] wurde 1848 wieder aufgenommen und befindet sich seit 1868 in den Händen einer englischen Gesellschaft.
Die Erze sind sehr reich, sie enthalten 7-8 Proz. Kupfer. Das zu Majdanpek gehörende Areal bedeckt etwa 250 qkm,
größtenteils Waldland. Erst 1 km westlich von Majdanpek befindet sich die Eisenhütte, etwa 4 km weit zwei Kupferhütten.
Bezeichnung der höchsten Gewalt und Würde im Staat, welche in der
römischen Republik beim gesamten Volk (majestas rei publicae und majestas populi romani) ruhte. Nach dem Sturz der Republik
ging mit der Gewalt auch der Name der Majestät auf die römischen Imperatoren (Augusti) und von diesen in der Folge
auf die römisch-deutschen Kaiser über. Den Königen wurde dieser Titel viel später zugestanden, und noch in dem Friedensvertrag
von Cambrai von 1529 ward er nur dem KaiserKarl V. zugeteilt.
die Könige von Portugal
»Allergetreueste Majestät« (magestade fidelissima) und
die Könige von Ungarn »Apostolische Majestät« nennen. In England legte sich zuerst Heinrich VIII. das Prädikat Majestät bei, welchem später
noch der Zusatz most gracious, gnädigste, hinzugefügt wurde, und gegenwärtig wird dasselbe allen europäischen Kaisern
(auch dem türkischen) und Königen zugeteilt. Es wird aber von dem bloßen Titel Majestät das Recht der Majestät (Majestätsrecht),
d. h. die dem Souverän persönlich zukommende höchste Würde, unterschieden, indem letztere einem jeden souveränen Fürsten
zusteht.
Dazu kommen die äußern Hoheitsrechte des Staatsoberhauptes, wie das Gesandtschaftsrecht, das Vertragsrecht und das Kriegsrecht
oder die Kriegsherrlichkeit, endlich auch gewisse nutzbare Majestätsrechte oder Regalien (s. d.), wie z. B. das Münzregal.
Der Titel Majestät kommt auch den ebenbürtigen Gemahlinnen der gekrönten Häupter zu und wird in der Regel auch abtretenden
Monarchen vorbehalten, während jene persönliche Majestät nur einem wirklich regierenden Fürsten zukommt.
(Staatsverbrechen, politisches Verbrechen, lat. Crimen majestatis, Perduellio, Crimen perduellionis,
franz. Crime politique), im allgemeinen jeder verbrecherische Angriff gegen den Staat und das Staatsoberhaupt. Die moderne Strafgesetzgebung
hat es aufgegeben, den allgemeinen Begriff des Majestätsverbrechens festzustellen, sich vielmehr damit begnügt, die Einzelverbrechen,
die man unter jenem Begriff zusammenzufassen pflegt, zu normieren. Das deutsche Strafgesetzbuch hat, ebenso wie das österreichische
Strafgesetzbuch, diesen Weg eingeschlagen, indem es folgende Unterscheidungen macht: