Körper besteht aus 12
Ringen, sie haben viergliederige
Fühler, keine
Augen und sehr kräftige Mundteile. Sie leben im ersten
Jahr gesellig, häuten sich wiederholt und brauchen zu ihrer
Entwickelung drei oder vier Jahre (daher die in den meisten Gegenden
Deutschlands
[* 2] mit den
Schaltjahren zusammenfallenden Flugjahre, während in der
Schweiz,
[* 3] am
Rhein und in
Frankreich
die Hauptflüge alle drei Jahre sich wiederholen). Sie richten durch ihre Gefräßigkeit an Pflanzenwurzeln, in
Baumschulen,
Gärten, auf
Äckern großen
Schaden an. Wenn sie erwachsen sind, gehen sie tiefer in die
Erde, arbeiten eine
Höhle aus und verpuppen
sich in derselben im Juli oder
August.
Zur Bekämpfung der Maikäfer kann man sie durch künstliche Brutstätten (frischer Kuhmist, 5-8
cm hoch mit
Erde bedeckt) ködern,
welche
man in Eichenwaldungen an freien
Stellen anlegt und im Juli verbrennt. Sehr viel kann durch Einsammeln
geschehen, wenn dasselbe in einem Flugjahr mit dem ersten Erscheinen der
Käfer begonnen und während der ganzen Flugperiode
fortgesetzt wird. Im
Bezirk des
Landwirtschaftlichen Zentralvereins der
ProvinzSachsen
[* 10] sind z. B. in einem Jahr 30,000 Ztr.
Käfer (=
ca. 1590 Mill.
Stück) gesammelt und mit
Kalk zu
Dünger verarbeitet worden.
Auch ist sehr empfehlenswert, die
Stare durch Aushängen von
Hunderten von Brutkästen anzulocken. Dem gewöhnlichen Maikäfer sehr
ähnlich ist der
Roßkastanienlaubkäfer (Maikäfer HippocastaniFab.), mit plötzlich verengertem Endgriffel und rötlichem
Kopf-
und Halsschild, welcher besonders in Norddeutschland vorkommt und etwas kleiner als der erstere ist.
Der
Junikäfer
(Brach- oder
Johanniskäfer,
RhizotrogussolstitialisL.), 12
mm lang, mit dreiblätteriger Fühlerkeule, ohne
Aftergriffel, auf der Oberseite blaß gelbbraun, am Halsschild, am Schildchen und an der
Brust langzottig behaart, fliegt
im Juni und Juli etwa 14
Tage lang, sitzt amTag im Buschwerk und auf jungen Obstbäumen und schwirrt abends
umher. Das Weibchen legt seine
Eier
[* 11] an die
Wurzeln besonders der
Gräser
[* 12] und
Kräuter, und die gedrungen gebaute
Larve kann diesen
schädlich werden. Die
Entwickelung erfolgt in einem oder zwei
Jahren.
Vgl. Plieninger, Gemeinfaßliche Belehrung über die
Maikäfer (2. Aufl., Stuttg. 1868).
Nach
Petersburg zurückgekehrt, erhielt er eine
Anstellung bei der sogen. ausländischen
Zensur, widmete aber alle seine
Mußestunden der
Poesie. Maikow gehört
zu den wenigen Dichtern Rußlands, welche einer idealern
Richtung huldigen, und zeichnet
sich insbesondere durch große Formvollendung aus. Bereits 1841 war eine erste Sammlung kleiner Gedichte von ihm erschienen;
ihr folgten die
»RömischenSkizzen« (1842) und die lyrischen
Dramen:
»DreiTode« und »Zwei
Welten«. Als
Epiker
bewährte er sich in den
Dichtungen:
»Savonarola«, »Der
Dom von
Clermont«, »Die
Beichte der
Königin« und »Die Fürstin«, dem originellsten
Werk Maikows. Die neueste
Ausgabe seiner
Dichtungen erschien zu
Petersburg 1884.
(franz., spr. maj, zuweilen unrichtig
Maille),
Spiel mit
Kugeln, welches bis zum vorigen
Jahrhundert in
Frankreich
so beliebt war, daß fast jede ansehnliche Stadt eine besondere
Bahn dazu hatte.
Letztere mußte 400-500
Schritt lang,
möglichst eben und mit feinem
Sand bedeckt sein. An den Seiten war sie meistens mit
Bäumen eingefaßt, und an jedem Ende
stand ein thorähnlicher, kleiner eiserner
Bogen,
[* 19] durch welchen die
Kugeln aus Buchsbaumholz getrieben werden mußten. Zum
Schlagen derselben bediente man sich des Mail, eines hölzernen
Hammers mit langem Stiel, dessen cylindrischer
Kopf mit
Eisen
[* 20] beschlagen war. Da die
Bahn, auf welcher man Mail spielte, ebenfalls Mail hieß, findet man noch jetzt in vielen
französischen
StädtenPromenaden, welche diesen
Namen führen, obgleich das
Spiel selbst gegenwärtig wenig mehr üblich ist.
Andre Verkehrswege, wie
Straßen und
Eisenbahnen, sind reichlich vorhanden. Die Haupterwerbszweige bilden
eine außerordentlich ergiebige Wiesenkultur, welche oft siebenmalige Mahd im Jahr gestattet und mit bedeutender
Viehzucht,
[* 25] Butter- und Käsebereitung im Zusammenhang steht, der Reisbau, welchem etwa 550 qkm gewidmet sind, die
Maulbeerbaum- und
Seidenzucht;
außerdem
Getreide-,
Flachs-,
Obst- und Weinbau, die weitere Verarbeitung der
Seide,
[* 26] Baumwollmanufaktur,
Papierfabrikation
[* 27] und andre Industriezweige. Die
Provinz zerfällt in die fünf
Kreise:
[* 28]
Abbiategrasso,
Gallarate,
Lodi, und
Monza.
S.
Karte »Oberitalien«.
[* 29]
ausgehen. Das Klima
[* 32] ist nicht ungesund, aber im Sommer oft drückend heiß, im Winter sehr kalt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur
beträgt 12,8° C.; die Monatstemperaturen bewegen sich zwischen 23,8
und 0,7° C. Die Regenmenge beträgt 983 mm (62 Regentage); Schnee
[* 33] fällt an 18 Tagen. Durch seine geographische Lage als Mittelpunkt
der Poebene, durch die Fruchtbarkeit seiner Umgebung und durch seine Industrie war Mailand schon im Altertum
eine blühende Stadt. Von den Italienern »la grande« genannt, charakterisiert
sie sich unter den italienischen Städten durch das Walten modernen Lebens in seiner vollsten Bewegung. Sie übertrifft an Handel,
Industrie, Verkehr, an Reichtum und Wohlthätigkeitsanstalten alle andern italienischen Städte.
Mailand bildet ein fast kreisförmiges Ganze von 12,348 m Umfang und ist von breiten, mit Bäumen bepflanzten
Wällen umgeben, welche die Stadt von den Vororten, den CorpiSanti, trennen. Ein Kanal scheidet die eigentliche Stadt von den
ehemaligen Vorstädten. Die Altstadt enthält neben engen, unregelmäßigen Gassen breite, mit schönem
Pflaster und Fahrbahnen von starken Steinplatten versehene Straßen mit stattlichen Palästen und eleganten Läden.
Das Zentrum der Stadt und des Verkehrs ist der 1870 nach dem PlanMengonis erweiterte große Domplatz, welcher den Glanzpunkt
der Stadt, den Dom, mit imposanten Gebäuden und an der Nord- und Südseite mit hoch gewölbten Arkaden
umgibt. Der prächtige Bogengang der GalleriaVittorio Emmanuele (s. unten) führt von da zur Piazza della Scala (mit dem Denkmal
Leonardo da Vincis). Westlich stößt an den Domplatz die Piazza dei Mercanti, der älteste Stadtmittelpunkt von Mailand. Die schönsten
Straßen sind der belebte Corso Vittorio Emmanuele mit seiner Fortsetzung, dem stattlichen Corso Venezia,
dann die ViaTorino, Corso di Porta Romana, die Via Alessandro Manzoni und die anschließenden Corsi di Porta Nuova und PrincipeUmberto.
Als Baumeister werden sodann Hans v. Fernbach, Nikolaus Bonaventis, Heinrich v. Gmünd,
[* 36] Ulrich Füssinger, Johann Niesenberger,
dann in der Zeit der Renaissance Dolcebuono Solari und Pellegrino Tibaldi, bis 1616, genannt. Napoleon I.
endlich ließ 1805-13 den Dombau durch Ausführung der neuen Fassade und des Mittelturms vollenden. Gegenwärtig ist die Wiederherstellung
der Fassade im alten gotischen Stil des Doms projektiert. Das
Äußere des Doms übt durch das prachtvolle Material (weißer Marmor
vom Lago Maggiore), durch die zahlreichen am Dach
[* 37] emporsteigenden Spitztürme und durch die verschwenderische
Fülle von Bildwerken (6000) einen überwältigenden Eindruck aus.
Das baulich bedeutendere Innere wirkt als mächtige, weite Halle.
[* 38] Es ist ein fünfschiffiges Langhaus, welches von einem dreischiffigen
Querbau durchschnitten wird und 148 m in der Länge, 88 m in der Breite
[* 39] (des Querschiffs) und bis zur Turmspitze 108 m
in der Höhe mißt. Die hohen Pfeiler (52) tragen schwere Tabernakel mit Statuen. Sehenswerte Kunstwerke im Innern sind: das
Denkmal des Kanonikus Vimercati, die Grabmäler der BrüderGiovanni und Gabriele de' Medici, das Standbild des geschundenen Bartholomäus,
das Denkmal des Kardinals Caracciolo, Altarreliefs von AgostinoBusti, die StatuePius' IV., der siebenarmige
Bronzeleuchter, ein vollendetes spätmittelalterliches Dekorationsstück, etc. Von der obersten
Galerie des Mittelturms genießt man eine köstliche Aussicht auf die Stadt, die lombardische Ebene und die Alpenkette.
Vgl.
Franchetti, Storia e descrizione del duomo di Milano (Mail. 1821);
Rupp und Bramati, Descrizione storico-critica
del duomo di Milano (das. 1823).
Unter den übrigen Kirchen verdienen noch Erwähnung: die von San Lorenzo, ein altchristlicher Bau aus dem 4. Jahrh. mit kühner
Pfeiler- und Kuppelkonstruktion, vor welcher ein altrömischer Portikus von 16 kannelierten korinthischen Marmorsäulen (wahrscheinlich
Thermenreste) steht;
San Satiro mit herrlicher Sakristei von Bramante und die jüngste der Kirchen Mailands, San Carlo, eine runde Kuppelkirche mit
stattlichem Säulenvorbau (1836-47 von Amati erbaut).
Broletto, einst der Palast des GeneralsCarmagnola, später Munizipalpalast, seit 1860 Finanzgebäude;
das Museo Civico (mit reicher naturgeschichtlicher Sammlung) und der Salone (mit der städtischen Kunstsammlung, namentlich
Münzen
[* 47] u. Gemälde enthaltend);
das neue Sparkassengebäude.
Ein großartiges Bauwerk ist die GalleriaVittorio Emmanuele, ein 1865-67 von Mengoni erbauter Bogengang, welcher ein 14,5 in breites Kreuz
[* 48] mit kürzern Seitenarmen (195
m zu 105,5 m) bildet und vier Paläste auseinander hält, die im Erdgeschoß mit Cafés und Kaufläden ausgestattet sind. Die
elektrisch beleuchtete Halle ist einer der beliebtesten Spaziergänge der Mailänder. Unter den Theatern
ist am bedeutendsten das 1777 von Piermarini erbaute Opernhaus della Scala, nach San Carlo in Neapel
[* 49] das größte Theater
[* 50] Italiens.
dann 7 kleinere Theater und die 1806 für Volksspiele erbaute Arena,
welche 30,000 Zuschauer faßt.
Südlich davon liegt das Kastell, aus dem 15. Jahrh., jetzt Kaserne. Der
beliebteste Spaziergang sind die Giardini pubblici mit reicher Baum- und Wiesenanlage, kleinem See und zoologischem Garten.
[* 51] Nördlich von der Stadt liegt der von Maciacchini angelegte Friedhof mit schönen Grabmälern. In neuester Zeit sind auf den
Plätzen der Stadt mehrere Denkmäler errichtet worden, so die Standbilder Cavours (1865), des KardinalsBorromeo (1865), des Rechtsgelehrten Beccaria (1871) und des Leonardo da Vinci (1872), das Denkmal für das Gefecht von Mentana
auf der PiazzaSanta Marta (1880) und das MonumentManzonis auf der PiazzaSan Fedele (1883).
Mailand zählt (1881) 214,004,
mit den CorpiSanti, der die Vororte von Mailand umfassenden Gemeinde, 321,839 Einw. und steht mit seiner Bevölkerungszahl unter
den italienischen Städten nur hinter Neapel zurück. Die Stadt ist ein bedeutender Industrie- und Handelsplatz und bildet das
wichtigste Emporium für den lombardischen Handel in roher Seide, außerdem in Baumwollstoffen, Getreide,
[* 52] Reis und Käse. Der Wert der Wareneinfuhr über das Zollamt Mailand betrug 1885: 92 ⅔ Mill. Lire.
Auf die in Mailand befindlichen drei Trockenanstalten entfielen 1886 fast 4 Mill. kg Seide (etwa ¾ der gesamten Seidenbewegung
Italiens). Hervorragende
Gegenstände der Fabrikation sind Samt und Seidenstoffe, Bänder, Posamentierwaren, Hüte,
Papier, Spielkarten, Gold-, Silber- und Bronzearbeiten, Eisenwaren, Maschinen, wissenschaftliche Instrumente, Tischler- und Drechslerarbeiten,
Wagen, Leder, Fayence,
[* 53] Porzellan (Fabrik im VorortSan Cristoforo); chemische Produkte, Seife, Zündwaren; außerdem hat eine Tabaksfabrik,
eine Münze und 36 Buchdruckereien, welche mit einem sehr ausgebreiteten Buchhandel in Verbindung stehen.
Unter den Wohlthätigkeitsanstalten (zusammen 360, welche über nahezu 170 Mill. Lire verfügen)
sind die bedeutendsten: das allgemeine Krankenhaus
[* 59] (Ospedale maggiore), ein kolossaler Bau mit schöner Fassade (1448 gegründet),
mit 2500 Betten, nebst einem Gebär- und Findelhaus;
mehrere Theateragenturen, welche den italienischen und vielen überseeischen Theatern den Bedarf an allem notwendigen Personal undMaterial liefern, eine Ballettschule, zahlreiche Musikalienhandlungen (darunter die berühmte Firma Ricordi). Es feiert mehrere,
teilweise historische Volksfeste. Der Karneval schließt in Mailand eigentümlicherweise nicht am Aschermittwoch, sondern dauert
als Carnevalone noch vier Tage darüber.
Mailand wurde als Mediolanium bald nach 400 v. Chr. von den unter Bellovesus in Italien einfallenden Kelten gegründet und war Hauptort
der Insubrer. Nach der Eroberung dieser Landschaft durch die Römer
[* 61] 222 wurde es römische Provinzialstadt und blühte bald zu
einer der bedeutendsten Städte Oberitaliens auf; berühmt waren namentlich seine Lehranstalten. KaiserHadrian machte es zur römischen Kolonie. KaiserMaximianus erhob Mailand 303 v. Chr. zur kaiserlichen Residenz wegen ihrer größern
Nähe an der stets von Kriegen bedrohten nördlichen Reichsgrenze, und es blieb ein Jahrhundert lang Hauptstadt der westlichen
Kaiser. 539 wurde es von den Ostgoten zerstört. Im September 569 n. Chr. besetzten die Langobarden Mailand Karl
d. Gr. vereinigte es samt ganz Oberitalien mit dem fränkischen Reich, und mehrere seiner Nachfolger ließen sich zu Mailand mit
der Eisernen Krone krönen.
Nachdem Otto I., der sich ebenfalls hier krönen ließ, Italien unterworfen hatte, wurde Mailand, wie die andern lombardischen Städte,
durch kaiserliche Statthalter regiert. Zu Ende des 11. Jahrh. bildeten sich besondere Vereinigungen (compagnie)
der einzelnen Stände, deren Vorsteher (consules) die Gerichtsbarkeitan sich brachten. Als Haupt des Lombardischen Städtebundes
stand Mailand den deutschen Kaisern stets feindlich gegenüber und gab hauptsächlich Veranlassung zu den wiederholten italienischen
FeldzügenFriedrichs I. Barbarossas.
Derselbe belagerte die Stadt, die damals über 60,000 Mann zu verfügen hatte, vom 6. Aug. bis und
zwang sie durch Hunger zur Übergabe. Als er hierauf in Mailand die Bestätigung der Konsuln und die Regalien für sich beanspruchte,
fiel die Stadt von neuem von ihm ab, wurde aber nach langer Belagerung vom bis abermals
zur Übergabe gezwungen. Der Kaiser gebot allen Bürgern auszuziehen, ließ die Stadt hierauf plündern und bis auf die Kirchen
zerstören.
Aber schon seit 1167 wurde sie wieder aufgebaut und blühte so rasch empor, daß sie bereits 1176 wieder an der Spitze derLombarden dem Kaiser bei Legnano entgegentreten konnte. In demKonstanzerFrieden 1183 erkannte als Freie Stadt den Kaiser als obersten
Lehnsherrn an, gewährte ihm das Bestätigungsrecht der Konsuln, behielt aber die Einkünfte aus den Domänen für immer. Dann
entbrannte im Innern der Kampf um die Herrschaft zwischen den beiden Geschlechtern der (ghibellinischen)
de' Visconti und (guelfischen) della Torre.
Pagano della Torre wurde 1237 nach der unglücklichen Schlacht bei Corte Nuova von der guelfischen Partei zum Podesta von Mailand ernannt.
Ihm folgten in derselben
Würde seine Neffen Martino (1257-63) und Filippo (1263-65) und dann beider NeffeNapoleon. Dieser
gewann Brescia und wurde 1274 von Rudolf vonHabsburg zum kaiserlichen Reichsvikar in Mailand ernannt. Doch sein Hauptgegner, der
ErzbischofOttoVisconti (seit 1263), besiegte ihn 1277 bei Desio, nahm ihn gefangen und beherrschte Mailand, bis er 1287 seinen Neffen
Matteo Visconti zum Capitano del popolo erwählen ließ.
KaiserWenzel verkaufte ihm 1395 für eine Summe von 100,000 Goldgulden den Titel eines Herzogs von Mailand Wenzels
Nachfolger, KaiserRuprecht, gedachte zwar Mailand dem Reich wieder unmittelbar zu unterwerfen; doch wurden seine Truppen bei Brescia
von Alberico da Barbiano, Giovangaleazzos Feldherrn, zerstreut Sterbend (1402) hatte dieser eine Teilung seiner
Länder unter seine noch unmündigen Söhne Gian Maria und Filippo Maria angeordnet, an ihrer Statt herrschte
ein Regentschaftsrat.
Doch während er eine große venezianische Flotte auf dem Po besiegte, wurde eine Flotte der ihm verbündeten Genuesen von den
Venezianern an der ligurischen Küste geschlagen (1431), und Filippo mußte, nachdem er Brescia jahrelang vergeblich belagert,
den Venezianern ihre Besitzungen in der Lombardei lassen (1441). Er starb 1447, ohne männliche Nachkommen
zu hinterlassen. Als eine republikanische Regierung von 24 Capitani sich als unfähig erwies, zwang das Volk den GroßenRat,
FranzSforza, Filippo Marias Schwiegersohn, zum Herzog zu wählen (1450). Sein Sohn GaleazzoSforza (seit 1466) veranlaßte durch
Grausamkeit und Verschwendung seine Ermordung
¶
Vgl. Romussi, Milano e suoi monumenti (Mail. 1875);
Paravicini, Guida
artistico di Milano (das. 1882), »Milano tecnica dal 1859 al 1884« (hrsg. vom Collegio degli
Ingegneri ed Architetti, mit 104 Tafeln, das. 1884);
Verri, Storia di Milano (das. 1783, 2 Bde.; neue
Ausg., hrsg. von Custodi, das. 1830-1837, 8 Bde.);
2) Johann, Graf, österreich. Geschichtschreiber und Dichter, Verwandter des vorigen, geb. zu
Pest, Sohn des GrafenJoseph Mailáth, k. k. Staats- und Konferenzministers (geb. 1735, gest. 1810), studierte
in ErlauPhilosophie, in Raab
[* 76] die Rechte und trat bald in den Staatsdienst, welchen er aber nach zehn Jahren wegen eines Augenübels
verlassen mußte. Wiederhergestellt, widmete er sich hinfort in Wien litterarischen Beschäftigungen, siedelte später nach
München
[* 77] über und ertränkte sich mit seiner Tochter aus Nahrungssorgen im StarnbergerSee.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Koloczaer Kodex altdeutscher Gedichte« (mit Köffinger, Pest 1818);
»Magyarische Gedichte, ins Deutsche
[* 79] übersetzt« (das.
1825);
»Himfys (d. h. Alex.
v. Kisfaludys) auserlesene Liebeslieder, aus dem Ungarischen übersetzt« (mit dem Originaltext, Pest 1829; 2. Aufl., ohne denselben,
1831);
(spr. mehl-kohtsch), großer, geschlossener Luxuswagen für Viererzug (die Dienerschaft
sitzt im geschlossenen Raum, auf dem Verdeck befinden sich Sitze für 8-12 Personen, auch für Damen).
(spr. majahr),Louis Aimé, Komponist, geb. zu Montpellier,
[* 83] trat 1833 in das
Konservatorium zu Paris,
[* 84] trug 1841 als SchülerHalévys den großen Kompositionspreis davon, machte infolgedessen eine dreijährige
Studienreise nach Italien; starb in Moulins. Maillart schrieb mehrere sehr gefällige und ansprechende Opern, von denen
»Les dragons de Villars« (1856) und »Lara« (1864) die bekanntesten sind. Beide fanden auch in Deutschland
[* 85] beifällige Aufnahme, wo namentlich die erstere unter dem Titel: »Das Glöckchen des Eremiten« viel gegeben wird.
(franz., spr. majóng,Auge),
[* 86] kleine Metall- oder Glasringe am Webstuhl,
[* 87] durch welche die
zusammengehörenden Kettenfäden hindurchgezogen werden.
(Maimene), eine der nördlichen ProvinzenAfghanistans, welche im N. an die Turkmenenwüste grenzt und ein Areal
von 12,300 qkm (224 QM.) mit nur 100,000 Einw. umfaßt. Es ist
ein Bergland, das von O. nach W. vom Tyrbund durchzogen und von Murghab, Sangalak und Kaisser bewässert
wird. Die Bevölkerung besteht aus den ihrer Tapferkeit halber berühmten Uzbeken und Tadschik. Die gleichnamige Hauptstadt am
Sangalak ist von hohen Mauern umschlossen, hat eine mächtige Citadelle und nur 2500 Einw., welche Handel mit Pferden (nach Indien),
Teppichen und getrockneten Früchten treiben. Die Stadt war früher viel volkreicher, ist aber nach der 1874 erfolgten
Einnahme durch die Afghanen und dem darauf folgenden Gemetzel zu einem bloßen Dorf herabgesunken. Nach der englisch-russischen
Festsetzung (1887) zieht die Grenze 40 km nördlich von der Stadt.
chines. Handelsstadt an der russischen
Grenze, gegenüber Kiachta und von diesem durch einen neutralen Landstrich von 21 m Breite und durch einen
Holzzaun getrennt. Der Ort zählt 3000 Einw. (ausschließlich Männer, wie das chinesische Gesetz vorschreibt), hat die Form
eines Quadrats und ist mit Palissaden umgeben. Handel bildet die einzige Beschäftigung der Bewohner, doch war derselbe früher
viel bedeutender, ehe die Traktathäfen den Fremden geöffnet wurden, und als Kiachta noch das Monopol der
Einfuhr chinesischen Thees in Rußland besaß.
(spr. mängbuhr),Louis, franz. Kirchenhistoriker, geb. 1610 zu Nancy,
[* 88] trat in den Jesuitenorden und bekleidete
eine Zeitlang eine Professur in Rouen,
[* 89] wandte sich aber später dem Predigtamt zu. Wegen seiner Sympathien
für den Gallikanismus 1682 aus dem Jesuitenorden ausgestoßen, wurde er Hofhistoriograph und zog sich in die AbteiSt.-Victor
zurück, wo er starb. Unter seinen Schriften (Par. 1686-87, 14 Bde.;
in Auswahl von Migne, das. 1846) sind die tendenziösen Darstellungen der Geschichte des Wiclefismus, des Lutheranismus,
Calvinismus etc. berüchtigt geworden; um so verdienstlicher ist sein »Traité historique de l'établissement et des prérogatives
de l'Église de Rome et de ses évèques« (das. 1685; neue Ausg., Revers 1831).
Salomon, Philosoph aus der SchuleKants, wurde wahrscheinlich 1754 auf dem fürstlich Radziwillschen Gut
Sukowiburg am Niemen in Litauen geboren, besuchte die jüdische Schule zu Mirz und später die Talmudistenschule zu Iwenez.
Im 12. Jahr bereits nach jüdisch-polnischer Sitte verheiratet, löste er nach sechs Jahren seine Ehe durch die Flucht, lebte
der Befriedigung seiner Wißbegierde, drang in die Tiefen der Kabbala, lernte mit der größten Aufopferung
Deutsch und kam nach Berlin.
[* 90]
Hier auf Veranlassung eines orthodoxen Rabbiners, welchem er einen freisinnigen Kommentar zu Maimonides' (s. d.) »Moreh«
vorlegte, ausgewiesen, begab er sich auf eine längere Irrfahrt, kehrte aber schließlich wieder nach Berlin zurück, ward
mit MosesMendelssohn bekannt, studierte Spinoza, Locke und später Kant und arbeitete eine Transcendentalphilosophie
aus, die eine Nachbesserung der Kantschen Vernunftkritik versuchte. Die übrigen zahlreichen Schriften Maimons (»PhilosophischesWörterbuch«, »Kritische Untersuchungen über den menschlichen Geist« etc.) sind ohne größere Bedeutung. Maimon starb 1800 in
Nieder-Siegersdorf bei Freistadt in Schlesien.
[* 91] Seine Autobiographie gab K. Ph. Moritz heraus (Berl. 1792, 2 Bde.).
(RabbiMoses ben Maimun, nach den Anfangsbuchstaben dieses Namens von den JudenRambam genannt, arab. Abu Amran
Musa ibn Abdallah), der bedeutendste jüd. Gelehrte des Mittelalters, geb. zu Cordova aus angesehener
Familie, wurde früh von seinem gelehrten Vater in das jüdische Wissen, in die mathematischen und astronomischen Wissenschaften
eingeführt und zeigte ebenso bald einen scharfen Verstand und ordnenden Geist nebst einer fast unerreichten Arbeitskraft,
mit der sich ein fester, sittenreiner Charakter vereinigte.
Die Religionsverfolgungen der Almohaden, die 1148 Cordova eroberten, veranlaßten die Familie Maimonides', nach
kürzern Aufenthaltsfristen an verschiedenen spanischen Orten 1159 nach Fes überzusiedeln, welches sie 1165, um dem Religionszwang
abermals zu entgehen, wieder verließen. Sie reisten über Akka, Jerusalem
[* 92] und Hebron nach Ägypten,
[* 93] wo sie Fostat (Altkairo)
zum dauernden Wohnsitz wählten. Maimonides trieb hier mit seinem Bruder einen Juwelenhandel, wurde aber bald zum
Leibarzt des Sultans von Ägypten und neben dieser Stellung später zum Rabbiner von Kairo
[* 94] berufen.
Trotz seines vielbewegten Lebens hat Maimonides sich eine seltene Kenntnis der jüdischen und arabischen Wissenschaft, der griechischen,
besonders Aristotelischen, Philosophie, die er aus hebräischen und arabischen Bearbeitungen studierte,
und der Medizin erworben, und wenn er auch zeitweilig gezwungen war, den Islam zu bekennen, so beweist doch seine ganze litterarische
Thätigkeit, daß er nie der mosaischen Religion untreu ward. Er starb Der Einfluß, den Maimonides auf die Denkweise
seiner Glaubensgenossen und auf die Entwickelung des Judentums übte, war außerordentlich; eine blühende
Schule wirkte lange im Geist ihres Meisters fort. Seine litterarische Arbeit galt der Erklärung des biblischen u. talmudischen
Schrifttums, der Philosophie, Mathematik; Astronomie,
[* 95] Medizin, der Erörterung von Zeitfragen, der Abfassung von Sendschreiben
etc. Seine drei Hauptwerke, von denen das erste und zweite arabisch, das
dritte hebräisch geschrieben ist, sind: