bei letzterer. Nur für kleinere Wirtschaften finden diese Maschinen noch vereinzelte Anwendung. Die kombinierte ist derartig
eingerichtet, daß der Grasmähmaschine der bezügliche Apparat zum Ansammeln und Ablegen der Garben hinzugefügt werden kann.
Es kann aber niemals die Maschine
[* 3] beiden Zwecken in gleich vollkommener Weise genügen, da die konstruktiven und
Betriebsanforderungen verschiedenartige sind. Eine Grasmähmaschine muß mit zwei Fahrrädern versehen sein, damit das Messer
[* 4] mittels eines Hebelwerks beim Schneiden von Hängen oder beim Antreffen von Hindernissen hoch gehoben werden kann. Für die
reine Getreidemähmaschine ist es dagegen in den meisten Fällen empfehlenswert, nur ein großes Fahrrad zur Unterstützung
des Maschinengestells nebst einem am Ende der Plattform angebrachten Laufrad zu verwenden, da sich hierdurch
der Apparat weit vollkommener der verschiedenen Terrainformation akkommodiert als bei einem steifen Gestell mit zwei Fahrrädern.
1) Die Allensche Grasmähmaschine
[* 2]
(Fig. 1); a a sind die Fahrräder, b das Zahnrad, von welchem aus durch
ein kleines eingreifendes Getriebe
[* 5] und ein in einer Kapsel eingeschlossenes konisches Vorgelege der Betrieb auf die Kurbelwelle
c übertragen wird. Diese setzt vermittelst der Lenkerstange d das Messer e in schnelle hin- und hergehende Bewegung. Der Hebel
[* 6] f dient zum Neigen und Anheben des Messers, zu welchem Zweck er dem auf dem Treibersitz g fahrenden Arbeiter
bequem zur Hand
[* 7] ist. Das Messer kann mittels eines kleinen Zahnsegments mehr oder weniger geneigt werden, um stark lagernde
Halme sicher zu schneiden. h ist der Schwadhalter zum Zusammenraffen der geschnittenen Frucht.
2) Samuelsons Getreidemähmaschine mit selbstthätiger Ablegevorrichtung
[* 2]
(Fig. 2); a ist
das breite Fahrrad, b der eiserne Gestellrahmen zur Aufnahme der Achse des Rades und des gesamten Betriebsmechanismus. Der Betrieb
der Kurbel
[* 8] und des Messers c erfolgt in gleicher Weise wie bei der Grasmähmaschine durch eine innere Verzahnung im Fahrrad mit
eingreifendem Getriebe sowie durch konische Räder. Die vertikale Rechenspindel, ebenfalls durch ein konisches
Vorgelege betrieben, ist an ihrem obern Ende mit dem Rechenkreuz d armiert, an welchem sich die Rechen e und Zustreifer
f befinden. Die Bewegung derselben wird durch eine Gleitkurve g derartig geleitet, daß die Harken sich dicht über der Plattform
h bewegen und alsdann steil aufsteigen, so daß kein Verziehen der Garben am Boden stattfindet; die Zustreifer
legen nur das Getreide
[* 9] nieder und bewegen sich in einem entsprechenden Abstand von der Plattform.
3) Hornsbys Getreidemähmaschine
[* 2]
(Fig. 3) ist im Prinzip ebenso angeordnet wie die von Samuelson, nur mit einigen nicht unerheblichen
Detailabweichungen. Dieselben betreffen den Betrieb der Rechenspindel a, die Reguliervorrichtung b c
für die Bewegung der Rechen und Zustreifer; d ist eine starke Spiralfeder, welche die Aufgabe hat, die beim Fahren der Maschine
entstehenden Stöße und Erschütterungen unschädlich zu machen. Im übrigen zeigt die Maschine mancherlei Abweichungen in der
Anordnung des Messer- und Rechenbetriebs sowie in der Disposition der einzelnen Teile zu einander gegenüber
der Samuelsonschen Maschine.
4) ZimmermannsGetreidemähmaschine
[* 2]
(Fig. 4); im wesentlichen nach dem neuern Samuelsonschen System, jedoch mit einer Anzahl
bemerkenswerter Verbesserungen, wodurch diese Maschine besonders für deutsche Verhältnisse
geeignet wird. Bei der Ablegevorrichtung
der Buckeye-Mähmaschine, einer zweiräderigen kombinierten Mähmaschine, können die Rechen beliebig als
Ablegearme und Zustreifer benutzt werden. Außer den bereits genannten Mähmaschinen hat noch eine größere Anzahl verschiedener
Systeme außerordentliche Verbreitung gefunden; dazu gehören namentlich die amerikanischen Mähmaschinen von Wood, Mac Cormick,
Johnston, Adriance, die englischen von Howard; auch fertigen einige deutsche und österreichische FabrikenMähmaschinen von sehr zweckmäßiger Konstruktion.
Die Leistung der Mähmaschine stellt sich auf ungefähr 5 Hektar in 10 Arbeitsstunden mit einem Wechselgespann, einem Mann Bedienung
und einem Aufseher, welcher jedoch mehrere gleichzeitig arbeitende Mähmaschinen beaufsichtigen kann. Demnach tritt pro Maschine
zum mindesten eine Ersparung von acht Arbeitern ein. Die Kosten des Maschinenmähens stellen sich im allgemeinen
nicht niedriger als die der Handarbeit. Von hoher Wichtigkeit für den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb sind aber die
indirekten Vorteile: durch die bewirkte Beschleunigung der Erntegeschäfte ist es möglich, frühreifende und einträgliche
Getreidevarietäten, die wegen des gleichzeitigen Reifens mit dem Roggen und ersten Weizen aber nicht ausgedehnte
Aufnahme finden konnten, namentlich die englische Frühgerste und den englischen Frühhafer, zu kultivieren.
Hierbei fällt die Ernte
[* 10] in die längern, wärmern Sommertage mit beständigerer Witterung, und dieser Zeitgewinn wirkt wohlthätig
auf die nachfolgende Grumt- und Hackfruchternte und ermöglicht die gründliche Bearbeitung der Stoppelfelder sowie die tiefere
Bearbeitung des Bodens vor Winter. Durch diese Vorbereitung gewinnt die Wirtschaft wiederum eine bedeutende
Zeit- und Arbeitsersparnis, da durch den Gebrauch des Grubbers oder Exstirpators (s. d.) für die Bestellung des Sommergetreides
das wiederholte Pflügen im Frühjahr entbehrlich wird und durch denselben, wie die Erfahrung bestätigt, die Bedingungen für
höhere Erträge der Sommerfrüchte geschaffen werden.
welcher nur die Ähren abreißt und einsammelt. Diese Maschine wird durch Pferde
[* 13] in das
Getreide hineingeschoben und besitzt eine außerordentliche Arbeitsbreite.
Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens
(Jena
[* 14] 1880);
Fritz, Handbuch der landwirtschaftlichen Maschinen (Berl. 1880).
seiner Thronbesteigung 1807 den Befehl zu Mahmuds Ermordung; aber dieser wurde durch MustafaBairaktar gerettet und nach MustafasSturz selbst auf den Thron erhoben Um vor allen Thronbewerbern sicher zu sein, ließ er Mustafa IV., dessen Sohn
und dessen Mutter erdrosseln, so daß er noch der einzige aus dem StammOsmans war. Sein Unternehmen, das
Heer nach europäischer Weise zu organisieren, scheiterte an dem Widerstand der Janitscharen. Die Russen, von den Serben unterstützt,
eroberten die Türkei
[* 19] bis an die Donau, bis endlich Napoleons I. Zug
nach Rußland den Frieden von Bukarest
[* 20] herbeiführte.
Indes Mahmud blieb ungebeugt und wurde nur noch grausamer. Nach blutiger Vernichtung der seinen Reformplänen
abgeneigten Janitscharen im Juni 1826 begann er die neue Reorganisation des türkischen Heers auf europäischem
Fuß. In StrömenBluts erstickte er jeden Widerstand gegen seine Maßregeln. In einem Hattischerif vom lehnte Mahmud jede
Intervention der christlichen Mächte in der griechischen Frage entschieden ab. Darauf hin erklärte Rußland 1828 an die
Pforte den Krieg, der durch den Frieden von Adrianopel beendigt wurde.
Nachdem nun durch Abtretung Griechenlands die Ruhe erkauft worden war, schritt Mahmud von neuem zur Umgestaltung des veralteten
türkischen Staatswesens nach europäischer Weise. Er öffnete europäischer Sitte und Kleidertracht Zugang durch Beispiel und
Befehl, unternahm 1831 und 1837 Reisen in die Provinzen, was seit Jahrhunderten kein Sultan gethan, ließ
sogar seit eine von einem Franzosen redigierte türkische Staatszeitung, »Le
[* 23] MoniteurOttoman«, in türkischer und
französischer Sprache
[* 24] erscheinen und führte in den Schlössern am Bosporus
[* 25] einen ziemlich zwanglosen Hofhalt. Mehr noch als
diese Neuerungen erbitterte das Volk, daß sich Mahmud des Alleinhandels mit den asiatischen Waren bemächtigte,
die Zölle erhöhte und den Kaffeeschank für sein Monopol erklärte. Mehrere Aufstände mußten blutig unterdrückt werden. 1831 brach
der Krieg mit Ägypten
[* 26] aus, und die Niederlage des türkischen Heers bei Konia zwang Mahmud, russische
Hilfe anzurufen und mit Mehemed Ali nicht bloß den demütigenden Frieden von Kutahia zu schließen, sondern 26. Juni auch
mit Rußland das Bündnis von Hunkjar Skelessi einzugehen.
Um so eifriger bemühte sich Mahmud, durch Einführung der europäischen Zivilisation und Reorganisation des Heerwesens, für die
er sich preußische Offiziere, unter andern auch den spätern Feldmarschall v. Moltke, erbat, sein Reich
wieder zu Kraft
[* 27] und Tüchtigkeit zu erheben; auch knüpfte er engere Beziehungen mit den europäischen Mächten an, indem
er an den Höfen der Großmächte ständige Gesandtschaften errichtete. 1839 beschloß er endlich, Rache an Mehemed Ali zu nehmen;
aber der Kampf endete mit der Niederlage des großherrlichen Heers bei Nisib. Mahmud erfuhr diesen
Ausgang nicht mehr.
Unmäßigkeit und die Regierungssorgen hatten seine Gesundheit untergraben. Er starb ihm folgte sein Sohn Abd ul Medschid.
Vgl. Bastelberger, Die militärischen Reformen unter Mahmud (Gotha
[* 28] 1874).
DschelaleddinPaschaDamat (d. h. Schwiegersohn), türk. Minister, Sohn Fethi AchmedPaschas, erlangte 1858 eine
einflußreiche Stellung und den Muschirrang nur durch seine Verheiratung mit Djemileh-Sultaneh (geb.
einer Tochter Abd ul Medschids, bereicherte sich durch Bestechungen und gewann namentlich nach der Thronbesteigung seines SchwagersAbd ul Hamid II. über diesen einen verderblichen Einfluß durch die Furcht, die er ihm vor Verschwörungen
einzuflößen verstand. Er wurde Großmeister der Artillerie, obwohl er nichts vom Geschützwesen verstand, und Mitglied des
Hofkriegsrats (Dari-Schura), in dem er während des Kriegs mit Rußland die schädlichste Wirksamkeit ausübte; teils aus feiger
Friedensliebe, teils aus Neid gegen tüchtige Generale durchkreuzte er deren Kriegspläne, führte einen
fortwährenden Wechsel in den Kommandos herbei und lähmte auf diese Weise die ganze Kriegführung. Er zog sich dadurch allgemeinem
Haß zu, wußte aber dennoch seinen Einfluß zu behaupten und war wiederholt auch Kriegsminister. Erst als sich 1878 ergab,
daß er während des Kriegs ohne Wissen des Sultans verhängnisvolle Befehle erteilt hatte, wurde er abgesetzt
und verbannt, 1880 zwar begnadigt, aber 1881 wegen seines Anteils an der Ermordung Abd ul Asis' zum Tod verurteilt und zu lebenslänglicher
Verbannung nach Arabien begnadigt; seine Ehe wurde getrennt. Mahmud Dschelaleddin Pascha Damat starb im Mai 1884.
Seine Verwaltung war willkürlich und erfolglos. Bald ließ er sich von dem russischen Botschafter Ignatiew ganz umgarnen, stellte 1875 auf
dessen Rat die Zinszahlungen für die türkischen Staatsschulden ein und plante sogar mit Ignatiew einen
Staatsstreich mit russischer Hilfe, um die Opposition gegen seine Mißregierung zu unterdrücken und die Thronfolgeordnung zu
ändern. Der Unwille des Volkes, der durch die Aufstände in den Provinzen noch gesteigert wurde, richtete sich daher besonders
gegen und derselbe ward durch den Softa-Aufstand im Mai 1876 gestürzt und nach Mytilene verbannt. 1879 rief
ihn Abd ul Hamid zurück und ernannte ihn zum Minister des Innern. Er starb im Mai 1883.
KarlAugustFriedrich, ein besonders auf romanischem Gebiet ausgezeichneter Sprachforscher,
geb. zu Zellerfeld, wirkte seit 1828 als Lehrer der fremden Sprachen in Berlin
[* 29] und starb in Steglitz. Von
seinen Werken sind außer Lehrbüchern der französischen, englischen, italienischen, lateinischen und griechischen Sprache
hervorzuheben: »Die Werke der Troubadours« (Berl. 1846-82, 4 Bde.);
Kaufleute können auch ohne Mahnung untereinander für Forderungen aus beiderseitigen Handelsgeschäften
vom Zeitpunkt der Fälligkeit an Zinsen beanspruchen.
im modernen Prozeßrecht ein summarischer Prozeß, welcher bei gewissen Forderungen stattfindet, und
dessen Wesen darin besteht, daß auf das einseitige Gesuch des Gläubigers hin an den Schuldner ein bedingter
Zahlungsbefehl erlassen wird. Die deutsche Zivilprozeßordnung (§ 628-643) statuiert das Mahnverfahren in der Regel wegen aller Ansprüche,
welche die Zahlung einer bestimmten Geldsumme oder die Leistung einer bestimmten Quantität andrer vertretbarer Sachen oder
Wertpapiere zum Gegenstand haben.
Dieser letztere steht einem für vorläufig vollstreckbar erklärten, auf Versäumnis erlassenen Endurteil gleich; es ist also
gegen denselben binnen zwei Wochen ein Einspruch zulässig, wie gegen ein Versäumnisurteil. Wird gegen den ZahlungsbefehlEinspruch
erhoben, so verliert derselbe seine Kraft mit Ausnahme der
Rechtshängigkeit. Will der Kläger die Sache
fortsetzen, so tritt das regelmäßig, amtsrichterliche oder landgerichtliche Verfahren eine je nachdem die Sache der Zuständigkeit
des Amtsgerichts oder des Landgerichts unterliegt. Im erstern Fall kann jede Partei den Prozeßgegner nunmehr zur mündlichen
Verhandlung vor das Amtsgericht laden.
Handelt es sich aber um eine Landgerichtssache, so hat der Kläger binnen sechs Monaten ordentliche Klage
bei dem zuständigen Landgericht im Anwaltsprozeß zu erheben. Die Kosten des Mahnverfahrens werden alsdann als Teil der Kosten
des entstehenden Rechtsstreits angesehen. Nach österreichischem Recht (Gesetz vom ist das Mahnverfahren nur zulässig, wenn
der geforderte Betrag oder der Wert des in Anspruch genommenen Gegenstandes ohne Hinzurechnung von Zinsen
und Nebengebühren die Summe von 200 Gulden nicht übersteigt. Die Einspruchsfrist ist gleichfalls eine 14tägige. Der Einspruch
erfolgt nach österreichischem wie nach deutschem Recht formlos, entweder schriftlich oder mündlich zu Protokoll. Gründe brauchen
nicht angegeben zu werden.
Vgl. Markwardt, Zahlungsbefehl und Mahnverfahren (Landsb. 1879);
(franz., spr. ma-ŏahtr), ausgepolsterte Schulternwülste,
welche im ersten Viertel des 15. Jahrh. bei den männlichen Trachten in Frankreich aufkamen und sich im 16. Jahrh. auch auf
die weibliche Kleidung übertrugen. S. Tafel »Kostüme
[* 33] II«,
[* 30]
Fig. 5 u. 11. Vgl.
auch Gänsbauch.
(Port Mahon, spr. maōn), Hafenstadt u. Festung
[* 34] auf der span. InselMenorca, an der Ria gleiches Namens, welche an der
Ostküste der Insel tief in das Land einschneidet, hat einen großen Molo und (1878) 15,842 Einw., welche Fabrikation von Schuh-
und Baumwollwaren, Handel mit diesen Fabrikaten sowie mit Wein, Käse, Gemüse und Vieh betreiben. Der Hafen
ist einer der geräumigsten und sichersten Spaniens, als Kriegshafen von hoher Bedeutung und durch mehrere Forts und Strandbatterien
geschützt. Er steht in Dampferverbindung mit Palma und Barcelona;
[* 35] auch englische Schiffe
[* 36] legen hier auf der RouteMalta-Gibraltar
und französische auf den algerischen Fahrten an. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Mahon, das alte Mago,
soll von dem Karthager Mago gegründet worden sein. Nachdem sich die Engländer der Insel bemächtigt hatten (1708), wurde Mahon zu
einer wichtigen Festung erhoben und 1718 für einen Freihafen erklärt. 1756 eroberten es die Franzosen,
mußten es aber im Frieden von 1762 an die Engländer zurückgeben; seit 1782 ist Mahon wieder im BesitzSpaniens.
Mahonia. AquifoliumPursh, ein niedriger,
selten 1,25 m hoherStrauch mit auf der Oberfläche glänzenden, dunkelgrünen, in der Jugend rosenfarbenen Blättern, meist
büschelförmig zusammenstehenden Blütenähren und blauen, bereiften Beeren, wird bei uns in Gärten kultiviert; ebenso
Mahonia repensL., nur 30 cm hoch werdend. Noch niedlicher ist Mahonia nervosaPursh, von welcher Art auch Blendlinge mit den beiden vorigem
kultiviert werden.
¶
[* 40] (tschech. Morava), Markgrafschaft und Kronland der österreich.
Monarchie, wird nördlich von Preußisch- und Österreichisch-Schlesien, östlich von Ungarn,
[* 41] südlich von Ungarn und Niederösterreich,
westlich von Böhmen begrenzt und umfaßt 22,224 qkm (403,6 QM.). S. Karte »Böhmen, Mähren etc.«
Das Land ist im W., N. und O. von Randgebirgen eingeschlossen und hat am hercynisch-sudetischen
Hochland sowie an den KarpathenAnteil. Mit Ausnahme der Oder fließen seine Gewässer, wie in Böhmen (nur in entgegengesetzter
Richtung), einem einzigen Ausgang zu. Man unterscheidet vier Erhebungszonen:
1) den böhmisch-mährischen Höhenzug, welcher aus kristallinischem Schiefer besteht und drei Terrassen bildet, die südliche
mährisch-österreichische Terrasse, welche nördlich bis zur Thaya reicht, die mittlere mährische Terrasse, welche sich mit
zahlreichen Kuppen bis zur Schwarzawa hinzieht, im Mittel 485 m hoch ist, im Iglauer Bergland aber die größte
Höhe erreicht (Jaworschitze 836 m, Kaiserstein 810 m, Hradisko 769 m), und die niedrigere nördliche mährische Terrasse, welche
sich bis zum Oberlauf der March erstreckt und in dem zerklüfteten Gebirge um Blansko (Hornberg 657 m) die berühmten Slouper
Höhlen und den ErdfallMazocha (s. d.) enthält;
Isoliert steigt im S. der fruchtbaren Hanna 4) das Marsgebirge (Hrad 534 m) auf und südlich von der Thaya
die Gruppe der Polauer Berge (544 m). Unter den Thälern sind die bedeutendsten: das Marchthal, welches mit der fruchtbaren
Niederung der Hanna und dem Thayathal in Verbindung steht, dann das Oderthal (»Kuhländchen«). Der größte Teil des Landes (an
neun Zehntel) gehört dem Gebiet der March und also dem Donaugebiet an. Der Hauptfluß ist die March, welche
vom Spieglitzer Schneeberg kommt, aber erst von Göding an schiffbar wird.
Ihre wichtigern Nebenflüsse sind rechts: Sazawa, Hanna und vorzüglich die Thaya, die den ganzen Süden des Landes durchfließt
und die Iglawa, welcher die aus der Vereinigung der Schwarzawa und Zwittawa entstehende Schwarza zugegangen
ist, aufnimmt;
Die Landwirtschaft, die Hauptbeschäftigung der Bewohner, wird sehr rationell betrieben und
durch die Fruchtbarkeit des Bodens und die klimatischen Verhältnisse recht begünstigt. Die Teilung des Grundbesitzes ist sehr
vorgeschritten, da auf einen Grundbesitzer nicht ganz 5 HektarGrundfläche kommen. Der Boden ist mit 56 Proz.
Ackerland, 27 Proz. des Bodens sind Wald, 8 Proz. nehmen Wiesen und Gärten, 6 Proz. Weiden ein, ½ Proz. kommt auf Weingärten, 3 Proz.
sind unproduktiv; kein andres Kronland hat verhältnismäßig so viel Ackerboden.
Gemüse- und Obstbau sind von erheblicher Bedeutung; ersterer liefert unter anderm den berühmten Spargel von Eibenschitz, letzterer
besonders Pflaumen zur Ausfuhr. Im mittlern Teil des Landes gewinnt man auch Kastanien. GuterWein wird an den Hügeln von Znaim
bis zur March hin, besonders um Bisenz, im ganzen auf einer Fläche von 15,000 Hektar gewonnen (Durchschnittsertrag
162,000 hl). Die niedrigen Bergzüge sind mit Laubholz (Eichen und Buchen), die höhern mit Nadelholz bestanden; beides gibt
einen wichtigen Handelsartikel ab, der besonders nach Österreich geht, Die Weiden sind für Schafzucht sehr geeignet; im Gesenke
und in den Bieskiden wird selbst eine Art Almwirtschaft mit veredelten Schafen und Kühen getrieben. Die
mährische Wolle ist fein und sehr gesucht, und aus Schafmilch bereiteter, sogen. Brinsenkäse ist
Ausfuhrartikel. Doch nimmt der Schafstand sehr ab (1880: 158,852 Stück). Die Rindviehzucht (677,807 Stück) wird am erfolgreichsten
im Kuhländchen, die Pferdezucht
[* 53] (122,858
¶
Die Industrie steht in Mähren auf einer hohen Stufe. An Mannigfaltigkeit der Produkte kommt sie zwar der böhmischen
nicht gleich, doch ist der Wert derProduktion relativ größer. Die wichtigsten Artikel sind: Tuch, Leinwand, Baumwollwaren und
Rübenzucker. Der Hauptsitz des GewerbfleißesistBrünn. In Schafwollwaren nimmt Mähren den ersten Rang in
Österreich ein; die Zahl der hierbei beschäftigten Hilfsarbeiter dürfte sich auf 40,000, der Wert der Jahreserzeugung unter
günstigen Zeitverhältnissen auf 50. Mill. Gulden belaufen.
Die bedeutendsten Orte für diesen Industriezweig sind: Brünn, Iglau, Namiest, Neutitschein, Leipnik u. a. Die
Leinenspinnerei, Weberei
[* 57] (letztere hauptsächlich als Hausindustrie) und Bleicherei werden meist im nördlichen Gebirgsland
betrieben. Die Baumwollweberei hat ihre Hauptsitze in der Gegend von Sternberg, Proßnitz, Zwittau und Mistek. Unter den Textilindustriezweigen
sind außerdem noch die Seidenweberei und die Maschinenspitzenfabrikation (Lettowitz) zu nennen.
Die Rübenzuckerfabrikation ist in Mähren, ebenso wie in Böhmen, zu hoher Entwickelung gelangt. 1886 waren 48 Fabriken
im Betrieb, welche 13,000 Arbeiter beschäftigten und 7,5 Mill. metr. Ztr.
Rüben verarbeiteten. Eisenwaren und zwar Gußwaren, Schienen, Bleche etc. liefern insbesondere die Werke zu Blansko, Friedland,
Witkowitz und Zöptau. Andre Erzeugnisse der Metallindustrie sind: Eisengeschirr, Maschinen und Zinkblech. Wichtig sind
ferner die Gerberei und Schuhwarenfabrikation, die Branntweinbrennerei und Likörerzeugung, die Bierbrauerei
[* 58] (1886: 168 Etablissements
mit einer Erzeugung von 1,1 Mill. hl) und die damit in Verbindung stehende, für den Export thätige Malzfabrikation, die Darstellung
von ätherischen Ölen und andern chemischen Produkten, die Thonwaren- und Glas-, die Papier- und Hutfabrikation und
die Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holz.
[* 59] Vom Staat werden 6 Tabaksfabriken (mit 6800 Arbeitern) betrieben. Der Handel ist
bedeutend; der Export umfaßt sowohl Rohprodukte als Fabrikate, wogegen Salz,
[* 60] Kolonialwaren, Roh- und Hilfsstoffe der Industrie
importiert werden. Wichtig sind die BrünnerMärkte. Dem Mangel an Wasserstraßen (ein Oder-Marchkanal ist projektiert)
helfen gute Landstraßen (9190 km) und die Eisenbahnen (1173 km) ab.
Die Markgrafschaft Mähren wird in Landesangelegenheiten vom Landtag vertreten, welcher aus 100 Mitgliedern besteht,
nämlich dem Fürsterzbischof von Olmütz und dem
Bischof von Brünn, 30 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 31 der
Städte, 6 der Handelskammern und 31 Abgeordneten der Landgemeinden. An der Spitze des Landtags steht der Landeshauptmann. In das
Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrats sendet Mähren 36 Vertreter. An der Spitze der Landesverwaltung steht die Statthalterei,
welcher 6 politische Magistrate und 31 Bezirkshauptmannschaften unterstehen, nämlich:
Die frühsten bekannten Bewohner Mährens waren suevische Germanenstämme und zwar die Quaden, dann begegnen wir Rugiern, Herulern,
Langobarden und im 6. Jahrh. den Slawen, zunächst zwischen der Donau und March (Maraha, Morava), von welchem
Strom die Landes- und Volksbezeichnung: Marahanien = Mähren, na Moravĕ, anderseits Marahanen = Mähren, Mährer, Moravci,
stammt. Mojmir I. war der Begründer dieses westkarpathischen, das nordwestliche Ungarn und Südost-Mähren einschließenden
Vasallenstaats unter fränkischer Oberhoheit. Unter der Herrschaft Rastislaws vergrößerte sich das Mährenreich
während der Familienzwistigkeiten der Karolinger im 9. Jahrh. Rastislaw nahm den
¶