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Die Krankheiten des Magens (Tübing. 1878);
Die Krankheiten des Magens (Tübing. 1878);
(Gastralgia, Cardialgia), eine schmerzhafte Affektion des Magens, welche nicht von wahrnehmbaren Strukturveränderungen des Organs abhängt. Der ist also eine reine Neuralgie und wird deshalb auch als nervöse Kardialgie bezeichnet. Man beobachtet den Magenkrampf wie auch andre Formen der Neuralgie häufig bei blutarmen Individuen. So gehören leichtere und schwerere Anfälle von Magenkrampf bei bleichsüchtigen Mädchen zu den gewöhnlichsten Erscheinungen, welche verschwinden, sobald die Bleichsucht gehoben wird.
Krankheiten der Gebärmutter [* 2] und der Eierstöcke gehen sehr häufig mit Magenkrampf einher, und dieser ist eins der häufigsten Symptome der Hysterie (s. d.). In andern Fällen hängt der Magenkrampf von gewissen Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks sowie von substantiellen Veränderungen des Lungenmagennervs und des sympathischen Nervs ab, welche bekanntlich den Magen [* 3] mit Nervenfäden versorgen. Der Magenkrampf kann auch von Vergiftung des Bluts mit Malariagift sowie von der gichtigen Dyskrasie des Bluts abhängen.
Oft ist man auch nicht im stande, irgend einen Grund für heftige und langwierige Magenkrämpfe zu finden. Der Magenkrampf hat einen typischen Verlauf, indem auf schmerzfreie Zeiträume Anfälle der heftigsten Schmerzen folgen. Zuweilen wird der Typus regelmäßig, so daß die Schmerzanfälle sich täglich zu derselben Stunde oder alle zwei oder drei Tage wiederholen. Bei dem Anfall befällt entweder plötzlich oder nach vorangegangenem Gefühl von Druck den Patienten ein heftiger zusammenziehender Schmerz in der Magengrube, welcher sich bis zum Rücken verbreitet und mit Ohnmachtsgefühl, verfallenem Gesicht, [* 4] Kälte der Hände und Füße und kleinem, aussetzendem Puls einhergeht.
Der Schmerz steigt so, daß der Kranke laut aufschreit. Die Magengegend ist selten vorgetrieben, häufiger eingezogen; die Bauchdecken sind gespannt. Der Anfall dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde. Dann nimmt der Schmerz allmählich ab und läßt große Erschöpfung zurück; oder er hört plötzlich auf mit Aufstoßen, Erbrechen, Ausbruch eines gelinden Schweißes und mit Entleerung eines rötlich gefärbten Harns. Ein Druck von außen auf den Magen oder Zufuhr von Speise erleichtert den Magenkrampf, während der Schmerz beim Magengeschwür dadurch gesteigert wird.
In den schmerzfreien Intervallen fehlen beim Magenkrampf die Zeichen einer gestörten Verdauung, wie solche bei andern schmerzhaften Magenkrankheiten vorkommen. Ebenso leidet die Ernährung bei Magenkrampf wenig, und wo nicht Blutarmut die Ursache des Magenkrampfs ist, können die davon Befallenen kräftig und blühend erscheinen. Die Anfälle beim Magenkrampf werden durch unbekannte Veranlassung hervorgerufen und treten oft bei leerem Magen ein, während die Schmerzanfälle beim Magengeschwür fast immer auf eine Mahlzeit folgen.
Die Prognose des Magenkrampfs ist eine günstige, wenn dieser auf Blutarmut, Gebärmutterleiden, Malariainfektion und Gicht beruht, sobald nur die Grundkrankheiten einer erfolgreichen Behandlung zugänglich sind. Schlechte Aussichten dagegen geben diejenigen Formen, welche auf Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks beruhen, und diejenigen, welche unbekannten Ursachen ihre Entstehung verdanken. Die Behandlung des Magenkrampfs besteht in Beseitigung der genannten Grundkrankheiten (s. Bleichsucht). Von Medikamenten sind besonders im Anfall Belladonna oder Morphium zu benutzen.
s. Magen. ^[= (Gaster, Stomachus, Ventriculus), diejenige Höhle im tierischen Körper, in welcher die Verdauung ...]
(Carcinoma ventriculi), ein bösartiges Gewächs des Magens, welches in Form einer Geschwulst oder als Geschwür vorkommt und nach mehr oder weniger langwierigem Krankheitsverlauf stets zum Tod führt. Unter allen Organen des Körpers ist der Magen am häufigsten, in 45 Proz. der Fälle, vom Krebs [* 5] betroffen. Im ganzen erkranken Männer häufiger an als Frauen. Zwischen dem 40. und 60. Jahr ist die Krankheit am häufigsten, vor dem 40. selten, vor dem 30. nur ganz ausnahmsweise beobachtet worden.
Der Magenkrebs entwickelt sich am häufigsten in der Pförtnergegend, seltener in der Nähe des Mageneingangs oder an der kleinen Kurvatur, am seltensten im Magengrund und an der großen Kurvatur. Da der Magenkrebs ein gewisses Bestreben zeigt, sich in die Quere auszubreiten, so entstehen leicht ringförmige krebsige Einschnürungen des Magens am Pförtner und am Magenmund. Die Magenkrebse sind bald zellenreicher und weich (Markschwamm), bald zellenärmer und hart (Scirrhus); bald sind ihre Zellen schleimig entartet, wodurch der sogen. Alveolar- oder Gallertkrebs entsteht.
Zuweilen sind sie sehr gefäßreich und sitzen wie Pilze [* 6] mit breiter Basis der Innenfläche auf (Fungus haematodes; Blutschwamm). Der Magenkrebs beginnt wahrscheinlich in allen Fällen von der Schleimhaut aus. Hier entstehen bald kleine Knoten, bald mehr eine diffuse, nicht scharf umschriebene Verdickung; beide vergrößern sich, es entsteht eine grobhöckerige Geschwulst, in welche allmählich die Schleimhaut in ihrer ganzen Dicke, später auch die Muskelhaut und Serosa des Magens eingeht.
Die weichen Magenkrebse breiten sich viel schneller aus als die harten. Beide wachsen, ohne eine Begrenzung zu finden, an ihrer Peripherie und zugleich in der Dicke fort, während ihre mittlern Partien sich schon dem Zerfall zuneigen. Hat nämlich die Geschwulst die freie Schleimhautfläche erreicht, so beginnt sie auf ihrer Oberfläche zu schwärzlichen, zottigen, weichen Massen zu zerfallen, die abgestoßen werden und unter sich ein kraterförmiges Geschwür zurücklassen, das von aufgeworfenen, nach außen umgestülpten, blumenkohlartigen Rändern wie von einem Wall umgeben ist.
Von diesem Geschwür aus schreitet der Zerfall der Geschwulst peripherisch weiter, das Geschwür erreicht eine oft sehr ansehnliche Größe, bis zum Umfang zweier Hände, und dabei kann die krebsige Wucherung so bedeutend sein, daß die Höhle des Magens darmartig verengert ist. Häufig greift die krebsige Entartung des Magens auf die Nachbarorgane über, und durch Zerfall der Krebsmasse können abnorme Kommunikationen zwischen den Höhlen dieser Organe eintreten, z. B. der Höhle des Magens und Grimmdarms.
Zerfällt der Magenkrebs bis zu seinem Bauchfellüberzug, bevor letzterer mit andern Organen verklebt ist, so öffnet sich der Magen nach der Bauchhöhle hin, und es entsteht eine tödliche Unterleibsentzündung. Die Symptome und der Verlauf des Magenkrebses hängen wesentlich von seinem Standort ab, so daß sich zwischen einem Magenkrebs, welcher den Mageneingang verlegt, und einem solchen, welcher den Ausgang verschließt, die größten Unterschiede ergeben. Wenn die Krebsgeschwulst zur Verengerung des Pförtners führt, so wird der übrige Magen vor dem Pförtner stark ausgedehnt und seine Wand einfach hypertrophisch (Magenerweiterung). Ist dagegen Verengerung des Mageneingangs durch einen dort sitzenden Krebs vorhanden, so pflegt der ganze Magen zusammengezogen, seine Höhle verengert zu sein. ¶
Schmerzen können vorhanden sein, aber auch fehlen; vor allem leidet aber der Kranke in beiden Fällen an schwerer allgemeiner Verdauungsstörung, er magert stark ab und bekommt eine schmutzig gelbgraue Hautfarbe. Meist gesellt sich hierzu Erbrechen, welches besonders dann nach jeder Mahlzeit eintritt, wenn der Magenkrebs am Pylorus sitzt und diesen verengert. Bei Verengerung des Pylorus tritt das Erbrechen gewöhnlich erst mehrere Stunden nach dem Essen, [* 8] bei Verengerung des Mageneingangs während desselben oder unmittelbar nachher ein.
Wenn das Erbrechen längere Zeit hindurch mit großer Regelmäßigkeit bestanden hatte, so verliert es sich manchmal erst allmählich und dann gänzlich. Dies hat seinen Grund darin, daß die verengerte Stelle des Magens, welche das Brechen hervorrief, durch Zerfall der Krebsgeschwulst wieder erweitert wird. Die erbrochenen Massen bestehen aus den genossenen, mit dickem Schleim umhüllten Speisen, welche mehr oder weniger verändert sind. Bei dem Zerfall der Krebsgeschwulst kommen gewöhnlich leichte kapillare Blutungen vor; das Blut vermischt sich mit dem Mageninhalt, und dieser wird dann als schwärzliche, krümelige, kaffeesatzähnliche Masse erbrochen.
Seltener werden beim Zerfall des Magenkrebses größere Gefäße angefressen, und dann kommt es zu reichlichen Magenblutungen mit oft tödlichem Blutbrechen. Wenn der Magenkrebs keine der Magenpforten einnimmt, so kann er ganz ohne örtliche Symptome verlaufen. Das sicherste Zeichen für das Vorhandensein eines Magenkrebses ist das Auftreten einer Geschwulst, welche sehr oft nicht sowohl am Magen selbst bemerkbar wird, sondern in der ganz gewöhnlich später ergriffenen Leber durch die Bauchdecken hindurch gefühlt werden kann.
Dieses Symptom fehlt jedoch in vielen Fällen von Magenkrebs. Ist die Neubildung ein weicher, zellenreicher Krebs, so ist der Verlauf meist in mehreren Monaten abgeschlossen; der harte Krebs dagegen und vor allem der Gallertkrebs kann mehrere Jahre lang bestehen. Der Magenkrebs endigt niemals anders als mit dem Tod, welcher gewöhnlich unter den Zeichen allmählicher Erschöpfung eintritt, viel seltener nach Durchbohrung der Magenwand und schnell tödlich verlaufender Bauchfellentzündung. Noch seltener rufen Magenblutungen den Tod herbei. Die Unterscheidung des Magenkrebses vom chronischen Magenkatarrh und chronischen Magengeschwür ist oft außerordentlich schwierig.
Bei der Behandlung des Magenkrebses muß man vor allem die Verdauung zu erhalten suchen. Die Diät muß dieselbe sein wie beim chronischen Magenkatarrh (s. d.). Die zweckmäßigste Nahrung für Kranke, welche an Magenkrebs leiden, ist die Milch, welche leider nicht immer vertragen wird; man muß sie dann durch konzentrierte Fleischbrühen, Eigelb und andre nahrhafte Stoffe zu ersetzen suchen, diese aber immer in geringer Menge auf einmal und womöglich in flüssiger Form geben.
Auch Wein, namentlich Rotwein, darf der Kranke nehmen. Eine abnorme Säurebildung im Magen suche man durch das Trinken von Sodawasser zu beseitigen. Nicht selten wird aber alles Genossene sofort wieder erbrochen, und in solchen Fällen sind die Nahrungsklystiere von Pepton, welches, in lauwarmem Wasser gelöst, durch den After in den Darm [* 9] eingeführt wird, von hohem Wert. Gegen die bei Magenkrebs fast immer bestehende hartnäckige Stuhlverstopfung werden Pillen aus Aloe und Koloquinten empfohlen; gegen Schlaflosigkeit und heftige Schmerzen wird Morphium angewendet. In neuester Zeit ist zuerst von Billroth der Versuch gemacht worden, das krankhafte Magenstück durch Operation zu entfernen. Hierdurch hat sich die Möglichkeit einer chirurgischen Heilung zweifellos ergeben; zur Nachahmung dürfte vorerst noch eine Vervollkommnung der Magenuntersuchung notwendig sein, da ein Herausschneiden nur dann dauernde Heilung versprechen kann, wenn der Magenkrebs klein und vollständig auf den Magen beschränkt ist; bei bereits vorhandenen metastatischen Krebsknoten der Lymphdrüsen, Leber etc. hat sich die Operation als ohnmächtig erwiesen.
s. Magen. ^[= (Gaster, Stomachus, Ventriculus), diejenige Höhle im tierischen Körper, in welcher die Verdauung ...]
von Kußmaul angegebene pumpenartige Vorrichtung zur Entleerung und zum Ausspülen des Magens, besteht aus einem elastischen Schlauch von ca. 70 cm Länge, welcher, ähnlich einem Katheter, [* 10] unten blind endigt und zwei seitliche Öffnungen hat, von denen jede mit einem besondern, innerhalb des Schlauchs verlaufenden Rohr in Verbindung steht. Der Schlauch wird gleich einer Schlundsonde in den Magen eingeführt, durch eins der innern Rohre wird Wasser in den Magen gebracht, durch das zweite wird dasselbe Wasser samt dem flüssigen Mageninhalt wieder angesogen und so ausgepumpt. Als Magenpumpe genügt auch ein einfaches elastisches Schlundrohr, durch welches man zuerst Wasser einfließen läßt, worauf dasselbe mittels einer Spritze wieder entleert wird.
(Gastrectomia), die operative Entfernung krebsig entarteter Abschnitte der Magenwand, s. Magenkrebs.
Absonderungsprodukt der Magenschleimhaut, eine farblose, klare oder etwas getrübte Flüssigkeit von stark saurer Reaktion, enthält Pepsin, Salzsäure und etwa 98 Proz. Wasser. Das Pepsin wird in den Labdrüsen gebildet und vermag in saurer Lösung eine fast unbegrenzte Menge von Eiweiß zu verdauen. Die Salzsäure ist in Mengen von 0,1-0,4 Proz. im M. enthalten. Ihre Wirkung ist keine spezifische, sie kann vielmehr durch zahlreiche andre Säuren, z. B. Phosphor-, Salpeter-, Schwefelsäure, [* 11] ersetzt werden.
Die Absonderung des Magensafts erfolgt nur zur Zeit der Verdauung. Die Salzsäure kann durch Stoffe, welche im Blut vorkommen, aus Chloriden frei gemacht werden. Fügt man zu einer Lösung von Chlorcalcium phosphorsaures Natron, welches, wie das Chlorcalcium, ein Blutbestandteil ist, so erhält man unter Bildung von phosphorsaurem Kalk und Chlornatrium eine Lösung, welche freie Salzsäure enthält. Außerdem kann aber auch noch durch die Einwirkung von saurem phosphorsaurem Natron, dessen Vorkommen im Blut nicht bezweifelt werden kann, auf das Kochsalz des Bluts Salzsäure entstehen. Da nun die Säuren ein viel größeres Diffusionsvermögen als die übrigen Körper haben, an der Spitze sämtlicher Säuren aber wieder die Salzsäure steht, so läßt sich das Austreten von Salzsäure im M. auf Diffusionsvorgänge zurückführen, und man kann annehmen, daß in der Magenschleimhaut ein Diffusionsapparat von außerordentlicher Feinheit liege, der nur denjenigen Substanzen den Durchtritt gestatte, welche mit der größten Leichtigkeit diffundieren. Der Magensaft wirkt lösend auf viele Substanzen, verdauend aber nur auf die Eiweißkörper ein, indem er diese peptonisiert (s. Verdauung). Die Schnelligkeit, mit der die Verdauung durch den Magensaft erfolgt, ist abhängig von seinem Gehalt an Pepsin, von seinem Säuregrad, von seinem Gehalt an Verdauungsprodukten und von seiner Temperatur. Innerhalb gewisser Grenzen [* 12] erfolgt die Verdauung um so schneller, je reicher der an Pepsin ist, und die ¶
kräftigste Wirksamkeit zeigt er bei einem Salzsäuregehalt von 0,3-1,0 Proz. Eine Verdauungsflüssigkeit, die bereits ein gewisses Quantum Eiweiß verarbeitet hat, verliert sehr an Wirksamkeit, die ihr aber durch das Zufügen neuer Säure wiedergegeben werden kann. Die Peptonisierung erfolgt am schnellsten bei Temperaturen von 35-50°; bei 0° hört die Wirkung des Magensafts ganz auf. Der Magensaft läßt das Nuclein, das Mucin und die verhornte Substanz ganz unverändert; seine Wirkung erstreckt sich aber auf die sämtlichen übrigen Eiweißstoffe sowie auf das Kollagen und die elastische Substanz (näheres s. Verdauung). Um sogen. künstlichen Magensaft herzustellen, der Eiweißkörper bei Brutofenwärme in ähnlicher Weise verdaut wie der natürliche Magensaft, extrahiert man die gut gewaschene und zerkleinerte Schleimhaut des Schweinemagens mit 0,5 Proz. Salzsäure. Einen Glycerinauszug der Magenschleimhaut kann man viele Jahre hindurch unzersetzt aufbewahren, und es genügt der Zusatz weniger Tropfen desselben zu einer 0,5proz. Salzsäure, um sofort einen sehr kräftigen künstlichen Magensaft zu erhalten.
s. Mage. ^[= # (spr. mahsch), Eugène, franz. Marineoffizier und Afrikareisender, geb. 30. Juli 1837, ging, ...]
s. Magenkrampf. ^[= (Gastralgia, Cardialgia), eine schmerzhafte Affektion des Magens, welche nicht von wahrnehmbaren ...]
elastische, etwa 70 cm lange hohle Sonde mit seitlichem Fenster, wird durch den Mund und die Speiseröhre in den Magen eingeführt und zu diagnostischen Zwecken oder zum Ausspülen des Magens benutzt.
rote Farbe, s. Anilin, ^[= (Amidobenzol, Phenylamin, Kristallin, Kyanol, Benzidam) C6H7N, eine organische Base, findet ...] S. 591.
(spr. madschennta), Flecken in der ital. Provinz Mailand, [* 14] Kreis [* 15] Abbiategrasso, an der Bahnlinie Mailand-Turin, mit (1881) 5573 Einw., Seidenindustrie, Wein- und Ölhandel. - Eine 1862 eingeweihte Kapelle erinnert an die Schlacht zwischen den Österreichern und den vereinigten Franzosen und Sardiniern. Dieselbe wurde dadurch herbeigeführt, daß die Franzosen nach dem Gefecht bei Montebello hinter den Piemontesen hinweg einen Flankenmarsch nach Norden [* 16] ausführten und, während der österreichische Oberbefehlshaber Gyulay hauptsächlich um seinen linken Flügel besorgt war, damit derselbe nicht durch einen Übergang der Verbündeten über den Po unterhalb seiner Stellung umgangen werde, sich 3. Juni mit den Piemontesen bei Novara konzentrierten.
Auf die Kunde hiervon zog sich Gyulay auf das linke Ufer des Tessin zurück und nahm mit 115,000 Mann zwischen und Abbiategrasso Stellung. Am Morgen des 4. Juni die Franzosen über den Tessin, der Kaiser bei Buffalora, Mac Mahon weiter nördlich bei Turbigo. Da Napoleon die Österreicher (sechs Brigaden) mit der Garde etwas stürmisch angriff, ohne die feindliche Stellung nehmen zu können, so geriet er in arge Bedrängnis, und wenn Gyulay die Lage richtig erkannt und sofort alle seine Kräfte hier vereinigt hätte, würde er einen glänzenden Sieg erfochten haben.
Doch dies geschah nicht; zögernd schickte er eine Division nach der andern in den Kampf und erschien selbst erst am Nachmittag auf dem Schlachtfeld. Inzwischen war Mac Mahon von Norden, Canrobert von Westen her Napoleon zu Hilfe gekommen, und die Franzosen behaupteten sich auf dem Schlachtfeld. Auf ihrer Seite war zwar auch wenig Einsicht, aber doch Wille und Thatkraft zu spüren gewesen. Auf österreichischer Seite war aber von Oberleitung so wenig die Rede, daß einzelne Korps in der Nacht auf eigne Hand [* 17] abzogen, so daß Gyulay, auch wenn er gewollt hätte, die Schlacht 5. Juni nicht wieder aufnehmen konnte und mit Preisgebung der Lombardei an den Mincio zurückgehen mußte. Die Franzosen verloren 4000, die Österreicher 6000 Mann an Toten und Verwundeten, die letztern außerdem 4500 Versprengte, meist desertierte Italiener. Mac Mahon empfing für seinen Anteil an dem Sieg den Marschallstab und den Titel eines Herzogs von Magenta.
s. Wolfram. ^[= # (Scheel, Katzenzinn) W, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Sauerstoff verbunden als Wolframsäu ...]
an sich keine Krankheit, sondern nur ein Folgezustand gewisser Magenkrankheiten;
s. Magenkatarrh, Magenkrebs.
Abzehrungskrankheit der Schafe [* 18] in den ersten beiden Lebensjahren, die gewöhnlich seuchenartig auftritt und durch die Anwesenheit von Würmern (Strongylus contortus) im Labmagen verursacht wird. Die Krankheit gibt sich durch charakteristische Erscheinungen nicht zu erkennen; im Winter oder im Frühjahr stellen sich Bleichsucht und Abmagerung ein, und bei der Obduktion finden sich die Würmer [* 19] in großer Zahl im Labmagen. Über die Entwickelung der Wurmbrut außerhalb des Schafes ist Sicheres nicht bekannt; dieselbe wird im Frühjahr und Sommer auf feuchten Weiden aufgenommen, wo sie aus Eiern entsteht, die von den geschlechtsreife Würmer beherbergenden Schafen mit dem Kot entleert wurden. Nicht selten kommt die Magenwürmerseuche zusammen mit der Lungenwürmerseuche oder mit der Bandwurmseuche oder mit beiden vor. Die Kur kann nur eine palliative sein, da bis jetzt kein Mittel bekannt ist, die Würmer abzutreiben. Die Schafe müssen kräftig gefüttert werden, damit sie der schädlichen Einwirkung der Würmer widerstehen können, bis diese von selbst abgehen.
s. Arum. ^[= L. (Aron, Aronswurz, Aronsstab, Zehrwurz), Gattung aus der Familie der Araceen, ausdauernde ...]
Karl, pädagog. Schriftsteller, geb. zu Gräfrath bei Solingen, [* 20] machte seine philologischen Studien in Bonn [* 21] und verweilte darauf einige Jahre in Paris. [* 22] Die Frucht dieses Aufenthalts war das Werk »Versuch einer Geschichte und Charakteristik der französischen Nationallitteratur« (Stuttg. 1834-39, 5. Bde.). Später lebte er als Lehrer nacheinander in Mecklenburg, [* 23] Berlin, [* 24] von wo er A. v. Humboldt nach Petersburg [* 25] und Moskau [* 26] begleitete, in Genf, [* 27] Stuttgart, [* 28] Aarau [* 29] und Zürich, [* 30] war 1848-52 Direktor des Realgymnasiums zu Eisenach [* 31] und starb in Wiesbaden. [* 32] Großes Aufsehen machte Magers Schrift »Die deutsche Bürgerschule« (Stuttg. 1840),
nachhaltigen Einfluß, zumal auf die Entwickelung des deutschen Realschulwesens, hatte seine »Pädagogische Revue« (seit 1840). Auch seine zahlreichen methodischen Bücher, in denen er die genetische Methode und den erziehenden Unterricht empfahl, namentlich: »Die genetische Methode des Unterrichts in fremden Sprachen« (Zürich 1846), fanden viel Anklang.
(Macies), Mangel von Fettansatz, derjenige Zustand eines Wesens, in welchem es weniger Körperfülle, Rundung der Formen und Fettansammlung unter der Haut [* 33] zeigt, als bei Individuen seiner Art und seines Alters gewöhnlich sich findet.
Die Magerkeit kann Folge einer Krankheit oder beschränkter Ernährung sein, aber auch ihren Grund in klimatischen, sozialen, gemütlichen und andern Verhältnissen haben, welche der Fettbildung hinderlich sind.
Sie ist gewöhnlich ein minder gutes Zeichen, wenn sie nach vorheriger Körperfülle als Abmagerung eintritt.
Valle (spr. walle maddscha, deutsch Mainthal), ein System tessinischer Hochalpenthäler, deren Wasser, zur Maggia gesammelt, bei Locarno den Lago Maggiore erreichen. Die oberste Stufe, Val Lavizzara, enthält, 2240 m ü. M., den Quellsee ¶
der Maggia und in 1280 m Höhe den Ort Fusio. Bei Peccia (837 m) mündet der Bach des Val di Peccia, bei Bignasco (434 m) die Bavona aus Val Bavona, bei Cevio (406 m) die Rovana aus Val di Campo, endlich, unmittelbar nachdem die Maggia sich durch die Schlucht von Ponte Brolla (250 m) hinausgezwängt, die beträchtliche Melezza, welche die sogen. Centovalli durchfließt und links den das Val Onsernone durchziehenden Isorgno empfängt. Das gesamte Mainthal war bis 1798 eine der italienischen Vogteien der Schweiz [* 35] (s. Tessin). Aus dem Lavezstein von Lavizzara werden im Val di Peccia Töpfe und andre Geschirre gedrechselt, welche nach Italien [* 36] Absatz finden; Val Onsernone liefert Strohgeflechte. Bosco, deutsch Gurin, die einzige deutsche Gemeinde des Kantons (345 Einw.), fertigt Holzwaren. Maggia bildet politisch einen der acht Bezirke des Kantons Tessin und enthält in 22 Gemeinden (deren größte Cevio mit 535 Einw.) eine katholische und fast ausschließlich italienische Bevölkerung [* 37] von (1880) 6379 Seelen.
(ital., spr. maddscho-), ein Gedicht auf den Mai (maggio), Frühlings-, Liebeslied.
(ital., spr. madschohre, »größer«) bezeichnet in der Musik jedes Intervall, das im Deutschen »groß« heißt;
sodann die Durtonart im Gegensatz zu Minore, der Molltonart.
Die Überschrift Maggiore über einem Teil (Trio) in Märschen, Tänzen, Scherzi etc. deutet an, daß dieser Teil in der Parallel-Durtonart oder der Durtonart derselben Stufe steht, deren Molltonart die Haupttonart des Stücks ist;
auch bezeichnet umgekehrt Maggiore nach einem mit Minore bezeichneten Trio den Wiedereintritt der Haupttonart, wenn diese eine Durtonart ist.
bei den arabischen Geschichtschreibern Nordafrika und Spanien; [* 38]
(Ars magica), die vermeintliche Kunst, durch geheimnisvolle, übernatürliche Mittel wunderbare Wirkungen hervorzubringen, im allgemeinen gleichbedeutend mit Zauberei. Den Namen Magie erhielt bei den Griechen und Römern namentlich jene Form der Zauberei, welche von den babylonischen Magiern zu den Medern, Persern und Parthern gekommen war und sich von da über den Orient und auch den Occident verbreitet hatte. Die Entzifferung der Keilschriftenbibliothek von Ninive hat gezeigt, daß die chaldäischen Magier nicht mit Unrecht bei den Alten als die Urheber der Magie galten, und aus Bruchstücken des ältesten Zauberbuchs der Welt geht hervor, daß fast alle Details unsers Zauberglaubens chaldäischen oder vielmehr akkadischen Ursprungs sind. In ihren Hauptgrundzügen gehört die Magie den niedrigsten Stufen der Zivilisation an, und nur bei den rohesten Völkern steht sie noch in Ansehen. In einer Zeit, wo der unwissende Mensch die ganze Natur für durch Geister belebt ansah und seine Götter, die er sich nach menschlicher Art vorstellte, als Naturwesen den Naturgesetzen unterworfen dachte, mußte er auch leicht zu dem Glauben kommen, daß er sich durch allerlei Formeln und Zeremonien, durch eine besondere Lebensweise u. dgl. in den Besitz geheimnisvoll wirkender Kräfte setzen konnte, die stärker als die Götter seien, und daß ihm diese dadurch dienstbar werden müßten. Je tiefer der allgemeine Bildungszustand war, um so leichter konnten einzelne Personen sich den Ruf verschaffen, Macht und Einfluß auf die übernatürlichen Wesen auszuüben und andre Menschen entweder den Dämonen preisgeben, oder sie vor ihren Angriffen schützen zu können.
Die gesamten niedersten Kulte bewegen sich in Vorstellungen, die man eher als Zaubereisystemen denn als einer Religion angehörig betrachten möchte. Bedenkt man, daß das gesamte Fetischwesen (s. d.), die Vorstellungen vom Totem und Tabu (s. d.) das ganze Sinnen der Naturvölker ausfüllen, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man die als niederste Religionsform selbst bezeichnet. Daher fand sich auch vielfach bei höherstehenden Nationen, deren Bildung aber noch nicht so weit vorgeschritten war, um den Glauben an die Zauberei selbst zu zerstören, die feste Überzeugung, daß die magische Kunst den niedern Stämmen des Landes angehöre, welche in der Kultur zurückgeblieben sind. So war im Mittelalter der Name Finne gleichbedeutend mit Zauberer, während der Finne selbst sich vor den magischen Künsten der Lappen fürchtet, und in den längst vergangenen Zeiten nannten in Indien die herrschenden Arier die rohen Eingebornen des Landes »von magischen Kräften erfüllt«, obwohl von andern Völkern den indischen Brahmanen namentlich das Heilen von Krankheiten vermittelst zauberkräftiger Sprüche, das Beschwören von Schlangen, [* 40] die Kunst, sich unsichtbar zu machen, etc. zugeschrieben wurden.
Bei den Persern waren Totenbeschwörung, Schüssel- und Wasserweissagung heimisch. Schon die Chaldäer haben die Astrologie [* 41] in den Dienst der Magie gezogen, und von ihnen kam letztere zugleich mit dem Sternenkultus zu den syrischen und phönikischen Volksstämmen. Bei den Juden finden wir insbesondere den Glauben an Beschwörung der Toten und der unsaubern Geister, welche die Besessenheit erzeugen. Als der größte und weiseste Zauberer erscheint Salomo, dem nach der Sage namentlich die Macht über viele Geister verliehen war. In Kolchis und Phrygien stand die Magie im innigsten Zusammenhang mit dem religiösen Kultus und der Kenntnis stark wirkender Arzneistoffe. In Ägypten [* 42] trieb man Astrologie und stellte die Nativität, und da das Land besonders reich an sogen. Zauberkräutern war, war auch die Medizin mit der Magie eng verbunden.
Vieles aus der orientalischen Magie mag zu den Hellenen übergegangen sein. Gleichwohl sind schon bei Homer und in der Zeit bis zu den Perserkriegen zahlreiche Erscheinungen zu finden, welche dem Gebiet der Magie angehören, ohne aus der Fremde herzurühren, so: das Besprechen des Bluts, der Wundertrank der Helena, der Zaubergürtel der Aphrodite, [* 43] der Zauberstab des Hermes, [* 44] die Verwandlung des Odysseus und seiner Gefährten in Schweine, [* 45] Löwen [* 46] etc. durch den Stab [* 47] und Zaubertrank der Kirke, der Gegenzauber durch das Kraut Moly etc. Auch bei den Griechen hängt die Magie aufs innigste mit der Religion zusammen, wie dies besonders bei dem alten pelasgischen Kultus und den Orakeln mit ihren Höhlen, Erddämpfen, Quellen, geheimnisvoll rauschenden Bäumen etc. hervortritt.
Die Natur wurde mit einer Unzahl dämonischer Wesen angefüllt und auch die Unterwelt mit denselben bevölkert. Selbst die Philosophie war nicht frei von zauberhaften Anschauungen und Elementen. Neben Orpheus [* 48] tritt Pythagoras als Zauberer auf, und die Bedeutung der Zahl als kosmischen Prinzips, die Vorstellung von der zehnsaitigen Weltlyra, die auf der Zahl beruhende dynamische Harmonie des Allgemeinen und Einzelnen sind Grundlagen der philosophischen Magie. Bei Platon erscheinen die Dämonen als höhere, mächtigere Mittelwesen, von denen Zauberwirkungen abgeleitet werden. Aus diesen Elementen bildete sich die theurgische Magie der Neuplatoniker, nach deren Ansicht die Seele ein Ausfluß [* 49] des Absoluten und daher mit unendlicher Wirkungskraft ausgerüstet ¶
ist. Ihr sinnliches Leben ist ein Zustand der Verzauberung, die Körperwelt ein Komplex sympathischer und antipathischer Beziehungen und Verhältnisse, welche die Götter selbst den Menschen bekannt machen, die nun durch deren Kenntnis Kraft [* 51] und Macht auch über jene erhalten. Durch strenge Asketik und genaue Befolgung der religiösen Zeremonien tritt die Seele mit den guten Göttern in Verbindung, ja sie wird eins mit dem Absoluten. Die Neuplatoniker unterschieden nun und Goëtie (»Zauberei«) und betrachteten ihre magische Thätigkeit nicht als Zauber, obwohl sie ein gutes Teil der gewöhnlichen Zaubermittel anwendeten. In Rom, [* 52] wo namentlich das Divinationswesen mit dem Staatsorganismus eng verbunden war, fand die ausländische Magie früh schon Eingang und Verbreitung, obwohl von Zeit zu Zeit Edikte dagegen erlassen wurden.
Nur die Astrologie blieb in Rom ein fremdes Element. Im Mittelalter unterschied man höhere und niedere, weiße und schwarze Magie, je nachdem man den beabsichtigten Zauber durch himmlische oder irdische Kräfte zu erreichen, gute oder böse Geister dazu verwenden zu müssen glaubte. Von großem Einfluß darauf war der Glaube an den Teufel und die ihm untergebenen Geister, und die wichtigste und traurigste Folge dieses Wahns war der Glaube an die Teufelsbündnisse (s. Hexe).
Vieles, was man früher in das Gebiet der geheimen Wissenschaft und der Magie zog, hat jetzt durch die genauere Erkenntnis der Natur und ihrer Gesetze alles Wunderbare verloren; doch hält der Volksglaube noch an vielen magischen Wirkungen (z. B. sympathetische Mittel, böser Blick etc.) fest, während andernteils namentlich der Glaube an eine übertragbare Nervenkraft selbst in gebildeten Kreisen in der neuern und neuesten Zeit zu vielen Vorstellungen Anlaß gegeben hat, die in das Gebiet der Magie zu verweisen sind (vgl. Magnetische Kuren). [* 53]
Ferner hat auch der Glaube an das willkürliche Hervorrufen von Geistererscheinungen und Offenbarungen aus dem Jenseits mittels begabter Personen (Medien), Spiritualismus oder Spiritismus (s. d.), wieder Bedeutung erlangt. Unter natürlicher Magie versteht man heutzutage die Kunst u. Geschicklichkeit, durch physikalische, mechanische und chemische Mittel Wirkungen hervorzubringen, welche den Ununterrichteten in Erstaunen setzen.
Vgl. Ennemoser, Geschichte der Magie (2. Aufl., Leipz. 1844);
Salverte, Des sciences occultes (3. Aufl., Par. 1856);
Maury, La magie et l'astrologie (4. Aufl., das. 1877);
Christian, Histoire de la magie (das. 1870);
Lenormant, La magie chez les Chaldéens (das. 1874; deutsch, Jena [* 54] 1878);
A. de Rochas, L'art des thaumaturges dans l'antiquité (Par. 1882);
Fabart, Histoire philosophique et politique de l'occulte, magie, etc. (das. 1885).
Über die als natürliche Entwickelungsstufe des menschlichen Denkens handeln besonders O. Caspari, Urgeschichte der Menschheit (2. Aufl., Leipz. 1877), und Tylor, Anfänge der Kultur (a. d. Engl., das. 1873). Die Mittel der sogen. natürlichen Magie erläutern zahlreiche, teilweise bändereiche deutsche Werke von Wiegleb, Martius, Halle, [* 55] Poppe u. a. Speziellere Nachweisungen gibt Grässes »Bibliotheca magica« (Leipz. 1843).
(lat. Magi), die Priester bei den Medern und Persern, welche sehr einflußreich waren. Die Magier waren im Besitz der wissenschaftlichen Kenntnisse und übten die heiligen Gebräuche der Religion, trieben aber auch Traumdeuterei und Mantik. Ihre Lehren [* 56] nannte man Magismus, ihre Weisheit die Magie (s. d.). Sie genossen außerordentliches Ansehen, hatten entscheidenden Einfluß auf alle öffentlichen und Privatangelegenheiten, leiteten die Erziehung der Prinzen und umgaben beständig die Person des Fürsten.
Zoroaster reformierte mit dem Parsismus auch die und teilte sie in drei Klassen: Lehrlinge (Herbeds), Meister (Mobeds) und vollendete Meister (Desturmobeds). Pasargadä, die Totenstadt der persischen Könige, war auch die Priesterstadt des Reichs, wo die Magier ihren Mittelpunkt hatten. Bei den Chaldäern erwähnt schon Jeremias einen Magierorden, dessen Mitglieder aus den Sternen, aus dem Flug der Vögel [* 57] und aus den Opfertieren weissagten; auch bei der Geburt Jesu werden Magier erwähnt (s. Drei Könige). Später, im Zeitalter der Römer, [* 58] hießen Magier überhaupt die herumziehenden Astrologen, Wahrsager und Gaukler Asiens, welche zugleich als Wundärzte und Traumdeuter in großem Ansehen standen, und noch gegenwärtig versteht man unter Magiern oder Magikern die sogen. Zauberer und Taschenspieler. - Magisch, zauberisch, zauberhaft; magische Laterne, s. Laterna magica. [* 59]
Insel, s. Mindanao. ^[= die südlichste und nächst Luzon bedeutendste, aber noch am wenigsten bekannte ...]
(lat.), Vorgesetzter, Vorsteher, Aufseher;
bei den Römern Titel für die verschiedensten Staats- und Gemeindeämter, Korporationen etc., z. B. Magister admissionum, kaiserlicher Zeremonienmeister;
Magister aeris, Kassierer;
Magister auctionis oder bonorum, Konkursverwalter;
Magister census, Vorsteher des Steuer- und Schätzungswesens, Finanzminister;
Magister collegiorum, Vorsteher einer Sodalität;
Magister cubiculariorum, Oberkämmerer;
Magister municipiorum, Stadtvorsteher;
Magister pagorum, Dorfschulze;
Magister vicorum, Bezirksvorsteher, Gemeindevorsteher;
Magister navis, Kapitän od. Steuermann;
Magister scriniorum, Chef des kaiserlichen Kanzleibüreaus;
Magister scripturae oder societatis, Vorsteher einer Steuerpachtgesellschaft;
Magister vestis lineae oder lintĕae, Chef der kaiserlichen Wäschgarderobe.
Auch am päpstlichen Hof [* 60] (Magister sacri palatii) und in den Klöstern war Magister der Titel für verschiedene Beamte der Zucht- und Kirchenordnung sowie des Gottesdienstes und Lehrer. Weiteres s. in den folgenden Artikeln.
In neuerer Zeit bezeichnet Magister (vollständig Magister artium liberalium, d. h. Meister der freien Künste) eine akademische Würde, die sich aus den ersten Zeiten des Universitätswesens herschreibt, wo sich der Kreis der akademischen Thätigkeit auf die sieben freien Künste beschränkte. Wer die Würde eines Magister erlangen wollte, mußte zuvor Bakkalaureus (s. d.) geworden sein. Schon im 12. Jahrh. legte man diesem Prädikat, namentlich in Frankreich, hohen Wert bei. Nachdem das Fakultätswesen eingeführt war, büßte die nun auf die Artisten- oder philosophische Fakultät beschränkte Magisterwürde einen Teil ihres Ansehens ein. Manche philosophische Fakultäten verliehen das Prädikat Magister zugleich mit dem Doktortitel, während anderwärts dasselbe nur denen erteilt ward, welche nach öffentlicher Disputation die Erlaubnis erhalten hatten, Vorlesungen zu halten (Magister legens). Gegenwärtig hat das Magisterium an deutschen Universitäten jede selbständige Bedeutung verloren, indem es mit dem Doktorat der Philosophie zusammenfällt.
bibendi (lat.), Zechkönig, s. Comissatio. ^[= (lat.), bei den alten Römern ein bacchantischer Aufzug vor oder nach Gelagen, vorzugsweise ...]
equĭtum, in Rom der Gehilfe und Stellvertreter des Diktators (s. d.), der ihn ernannte, und mit dem er auch gleichzeitig sein Amt niederlegte. Er hatte einen hohen Rang, die sella curulis, die praetexta und sechs Liktoren.
(lat.), Würde eines Magisters (s. d.);
dann s. v. w. Meisterstück, namentlich bei den Alchimisten gewisse Zubereitungen, deren Darstellung ¶
nur den Adepten (s. d.) gelingen konnte.
Danach veraltete Bezeichnung für gewisse chemische Präparate, z. B. Magisterium bismuthi, s. v. w. basisch salpetersaures Wismutoxyd;
Magisterium opii, s. v. w. unreines Morphium, etc.
janitōrum (lat.), der Anführer der Leibwache der alten ungarischen Könige.
mathĕseos (lat., »Meister der Mathematik«),
s. v. w. Pythagoreischer Lehrsatz. [* 62]
milĭtum (Magister militiae oder armorum, lat.), Titel, welcher im 3. Jahrh. der röm. Kaiserzeit den Generalen gegeben wurde, die vorher Consulares und Legati hießen.
Unter Konstantin wurden die Magistri militum statt der frühern Praefecti praetorio zu Chefs der ganzen Militärverwaltung erhoben;
sie gehörten zur ersten Rangklasse.
mōrum (lat.), s. v. w. Zensor. ^[= im alten Rom Name der zwei Beamten, die im J. 443 v. Chr. eingesetzt wurden, nachdem die Obliegenhei ...]
officiōrum oder aulae (lat.), in den letzten Zeiten des röm. Kaiserreichs Vorsteher der Hofbeamten, dem alles, was zur Ordnung und zum Personal des Hofstaats gehörte, unterworfen war.
popŭli (lat.), s. v. w. Diktator. ^[= (lat.), eine außerordentliche, in Zeiten der Not oder für besondere Geschäfte ...]
sacri palatĭi (lat.), ursprünglich der Lehrer der Dienerschaft des Papstes und der Kardinäle, ist seit dem Anfang des 16. Jahrh. der vom Papst mit der Bücherzensur betraute Haustheolog, der immer ein Dominikaner sein muß.
scholārum (lat.), der Oberaufseher einer Kloster- oder Kirchenschule, gewöhnlich zugleich Vorsänger (praecentor, primicerius).
(magistralisch, lat.), magisterhaft;
hauptsächlich, die Grundlage bildend.
(lat., Magistrallinie), im ältern Festungsbau die Konstruktionslinie für den Grundriß längs des Kordonsteins (s. d.);
im neuern Festungsbau die Feuerlinie (s. d.).
s. Imperatoria. ^[= L. (Meisterwurz), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, meist breitblätterige Kräuter ...]
(lat.), in neuerer Zeit Bezeichnung des Kollegiums der städtischen Verwaltungsbehörde (s. Stadt), für welches in Frankreich der Ausdruck Munizipalität (s. d.) gebräuchlich ist, während dort Magistrat einen Gerichtsbeamten und Magistratur das Gerichtswesen und das Gerichts- und Staatsbeamtenpersonal überhaupt bezeichnet. In England versteht man unter magistrate die höhern Polizeibeamten und die Friedensrichter.
(lat.), bei den Römern ebensowohl das obrigkeitliche Amt wie die dasselbe bekleidende Person. Die Macht, welche jedem Magistrat dem Wesen seines Amtes gemäß zukam, hieß Potestas; ein Imperium (s. d.) als höchste befehlende und ausführende Gewalt war nur mit den höchsten Magistraten verbunden. Ursprünglich war die gesamte Regierungsgewalt im Besitz der Könige vereinigt, von denen die wenigen etwa nötigen Beamten eingesetzt wurden, wofern sie nicht, wie z. B. die Kurionen, die Dekurionen etc., aus der Wahl der betreffenden Körperschaften hervorgingen.
Nach der Vertreibung der Könige ging deren ganze Gewalt zunächst auf die Konsuln über; indessen wurden im Lauf der Zeit für einzelne Geschäftszweige derselben besondere Magistrate eingesetzt, so, nach der gewöhnlichen Annahme im ersten Jahr der Republik, für die Verwaltung des Staatsschatzes die Quästur, 444 v. Chr. die Zensur für die Schätzung, 366 für die Rechtspflege die Prätur. Außerdem wurden 494 die neuen Ämter der Volkstribunen und Ädilen geschaffen, zahlreicher untergeordneter Ämter für bestimmte Geschäfte nicht zu gedenken, wie der Triumviri monetales für die Verwaltung des Münzwesens, der Decemviri litibus judicandis und der Triumviri capitales für gewisse richterliche Geschäfte u. dgl. m. Ferner aber wurden auf besondere Veranlassung und vorübergehend verschiedene Ämter eingesetzt, aus denen wir nur die Diktatur, welche zuerst 498 eingeführt und in Fällen außerordentlicher Gefahr in den ersten drei Jahrhunderten der Republik oft wiederholt wurde, die Decemviri legibus scribendis (451 und 450) und aus der letzten Zeit der Republik die Triumviri rei publicae constituendae (43) als die historisch bedeutendsten hervorheben wollen.
Man teilte die Magistrate ein in majores und minores: zu den erstern gehörten von den ordentlichen Magistraten nur Konsulat, Prätur, Zensur;
ebendiese hießen auch curules von der Sella [* 63] curulis, die ihnen allein als Ehrenauszeichnung zukam;
ein fernerer Unterschied bestand darin, daß die höhern Magistrate wenigstens anfangs nur von Patriziern bekleidet werden durften, das Volkstribunat aber immer den Plebejern vorbehalten blieb.
Alle aber waren unbesoldet, sie galten für Ehrenstellen, die man um ihrer selbst willen beim Volk nachzusuchen hatte, denn sie wurden mit wenigen Ausnahmen vom Volk verliehen und zwar die, welche die gewöhnliche Ehrenlaufbahn bildeten, in einer bestimmten Reihenfolge, so daß man mit der Quästur begann und von da durch Volkstribunat und Ädilität (welche beide Ämter aber nicht unbedingt notwendig waren) zur Prätur und zum Konsulat aufstieg; auch war seit 180 durch die Lex Villia annalis für jedes dieser Ämter ein Lebensalter als Minimum festgestellt. Als für die meisten Ämter charakteristisch ist auch zu bemerken, daß sie immer nur auf ein Jahr verliehen wurden, und daß bei ihnen der Grundsatz der Kollegialität herrschend war, indem sie in der Regel von zwei Gleichberechtigten bekleidet wurden. - In der Kaiserzeit gab es Magistrate des römischen Volkes (populi romani) und Magistrate des Kaisers (principis).
Für die erstern blieben die altrepublikanischen Namen; ihre Wahl wurde aber dem Senat zugeteilt, und auch dieser durfte die vom Kaiser vorgeschlagenen Kandidaten nicht unberücksichtigt lassen und konnte sich selbst offenbarer Eingriffe des Kaisers in seine Befugnisse nicht erwehren. Die Magistrate des Kaisers, der Praefectus urbi, die Praefecti praetorio, vigilum, annonae, aerarii, wurden von dem Kaiser unmittelbar ernannt. Seit Diokletian und Konstantin erhielten sich die alten republikanischen Magistrate dem Namen nach zum Teil noch lange, aber ohne eine eigentliche Bedeutung für den Staat.
Bezirksstadt in Bosnien [* 64] (Kreis Dolnja-Tusla), am rechten Ufer der Bosna hübsch gelegen, Station der Bosnabahn (Brod-Zenica), mit 3 Moscheen, altem Schloß, krummen und engen Gassen und einer langen Brücke [* 65] über die 300 Schritt breite Bosna. Maglaj hat (1885) 3210 meist mohammedan. Einwohner und ein Bezirksgericht;
es ist berüchtigt durch den Überfall, welchen die Bevölkerung mit Erfolg gegen eine österreichische Husareneskadron ausführte.
(spr. maljabékki), Antonio, ital. Gelehrter, geb. zu Florenz, [* 66] war bis zu seinem 40. Jahr Goldschmied, hatte sich aber schon von früher Jugend an durch Selbststudium nicht nur die Kenntnis der alten Sprachen, sondern auch eine außerordentliche Masse von litterarhistorischem Wissen angeeignet. Michael Ermini, Bibliothekar des Kardinals Leopold von Medici, entdeckte in ihm den großen Gelehrten, und Marmi verwandte ihn bei der Sammlung einer Bibliothek für den Großherzog Cosimo III., deren Kustos er später wurde. Er starb ¶