Im J. 805 wurde Magdeburg, damals Magadoburg genannt, von
Karl d. Gr. zu einem Handelsplatz bestimmt, über welchen
die mit den
Wenden und
Avaren handelnden Kaufleute nicht hinausgehen durften. 923 und 924 wurde Magdeburg bei
einem
Einfall der mit den
Ungarn
[* 4] vereinigten
Wenden und
Slawen beinahe gänzlich zerstört, aber von der
Königin Editha, Gemahlin
Ottos d. Gr., wieder aufgebaut und mit
Wällen und
Mauern umgeben. Das von
Otto d. Gr. 936 hier gegründete Moritzkloster wurde 968 in
ein Erzbistum verwandelt. 1135 hielt
Lothar II. hier einen
Reichstag, auf welchem
HerzogErich von
Schleswig
[* 5] die dänische
Krone als deutsches
Lehen erhielt.
Nach dem großen
Brand von 1188, dem ein bedeutender Teil der Stadt zum
Opfer fiel, erholte sich diese bald, trat der
Hansa
bei und erhielt im 14. Jahrh. das
Stapelrecht für die Elbschiffahrt. Gegen das Ende des 15. Jahrh.
erscheint Magdeburg fast unabhängig von den
Erzbischöfen, die auch meist auswärts, besonders zu
Halle,
[* 6] residierten; doch hat es
sich nie völlig von denselben befreit und ist nie Reichsstadt gewesen. Der schon frühzeitig errichtete Schöppenstuhl stand
im
Mittelalter in großem Ansehen, und das
MagdeburgerRecht, eine Mischung von altsächsischen
Gewohnheits-
und
Magdeburger Lokalrechten, hatte in den östlichen slawischen
Landen weite Verbreitung und Gültigkeit.
Die höchste
Blüte
[* 7] der Stadt vor dem Dreißigjährigen
Krieg fällt in den Anfang des 16. Jahrh., wo sie gegen 40,000 Einw.
zählte. Seit 1524 fand in Magdeburg die
Reformation besonders durch
Amsdorfs Bemühungen Eingang. Magdeburg trat 1531 dem
SchmalkaldischenBund bei, sagte sich vom
Erzbischof und dem
Kapitel los und unterwarf sich auch dem
Kaiser nicht, selbst als
derselbe im
SchmalkaldischenKrieg 1547 ganz
Sachsen
[* 8] erobert hatte. 1548 deshalb in die
Reichsacht erklärt, beugte es sich nicht,
sondern verweigerte die
Annahme des
Interim und wurde Zufluchtsort aller durch die Religionsverfolgung
vertriebenen Glaubensgenossen, namentlich zahlreicher
Prediger.
In der
Hoffnung baldigen
Entsatzes durch
GustavAdolf leisteten zwar die
Bürger mit
Hilfe einer kleinen schwedischen
Besatzung
unter
Falkenberg mannhaften
Widerstand. Aber als sich im März 1631
Tilly mit
Pappenheim vereinigte und nun 25,000 Mann
die
nur von 2000 Mann verteidigte Stadt belagerten, konnten die
Außenwerke gegen den Ansturm der Übermacht nicht behauptet
werden; die Vorstädte wurden in
Brand gesteckt und die
Verteidigung auf die eigentliche Stadt beschränkt.
Indes die
Kräfte der heldenmütigen
Bürgerschaft waren erschöpft, und als sich die vom Nachtdienst ermüdeten
Posten am
Morgen des 10. (20.) Mai 1631 eben in ihre
Häuser begeben hatten, begann um 9
Uhr
[* 10] der
Sturm auf zwei Seiten. Die Kaiserlichen
drangen unter
Pappenheim am Krökenthor zuerst in die Stadt ein; im Straßenkampf fiel
Falkenberg. Während desselben brach
an vielen
Stellen zu gleicher Zeit eine Feuersbrunst aus, welche wahrscheinlich auf
Falkenbergs Befehl
von der fanatisierten
Schiffer- und Arbeiterbevölkerung angelegt worden war, um Magdeburg lieber zu zerstören, als in die
Hände
des Feindes fallen zu lassen, und sich schnell über die ganze Stadt verbreitete.
Die Kaiserlichen rächten sich für die Zerstörung der gehofften
Beute durch maßlose Grausamkeiten. Nur der
Dom, der sofort für den katholischen
Gottesdienst neu geweiht wurde, das Liebfrauenkloster und einige elende Fischerhütten
blieben vom
Feuer verschont. Von sämtlichen 36,000 Einw. entgingen nur wenige
Tausende dem
Tod. Nachdem 1632 die Kaiserlichen
wieder abgezogen waren, besetzten die
Schweden
[* 11] die Stadt. Sie erstand schnell wieder aus den Trümmern, ward
aber 1636 schon wieder von den Kaiserlichen und
Sachsen belagert und durch
Kapitulation genommen. Im
WestfälischenFrieden (1648)
wurde Magdeburg nebst dem Erzstift dem
Haus Kurbrandenburg für den
Fall des
Todes des damaligen
AdministratorsAugust von
Sachsen, der
aber erst 1680 erfolgte, abgetreten.
Durch die Beseitigung der alten Umwallung, welche seit 1869 durch die
Anlage neuer Festungswerke ersetzt
wurde, hat die Stadt neuerdings eine bedeutende Erweiterung erfahren.
»Geschichtsblätter für Stadt und Land
Magdeburg« (das., seit 1866);
O. v.
Guericke, Geschichte der Belagerung,
Eroberung und Zerstörung von Magdeburg (hrsg. von
Hoffmann, 2. Aufl.,
das. 1887).
Über diese
Episode der Zerstörung und ihren
Urheber ist ein lebhafter Streit entbrannt (vgl. besonders
Wittich, Magdeburg,
GustavAdolf und
Tilly, Berl. 1874, Bd. 1).
¶
mehr
Der Regierungsbezirk (s. Karte »ProvinzSachsen«) umfaßt 11,507 qkm (209 QM.), hat (1885) 989,760
Einw. (darunter 942,499 Evangelische, 40,365 Katholiken und 4023 Juden) und besteht aus den 15 Kreisen:
Die Unterlage besteht aus Buntsandstein und Muschelkalk,
in noch größerer Tiefe auch aus Steinsalz;
darüber befinden sich in tiefen Mulden ausgezeichnete Braunkohlenlager und in
den sanftern Terrainwellen des festen Gesteins mächtige Lehmlager, die von einer 0,4-0,9
m tiefen schwarzen Dammerde überlagert werden.
(altd. mâc), im altdeutschen Recht s. v. w. Seitenverwandter (Schwertmagen, männliche Blutsverwandte, die in
männlicher Linie von einem gemeinsamen Stammvater abstammen: Agnaten, Mannsstamm; Spill- oder Kunkelmagen, Seitenverwandte,
die durch Frauen verwandt sind, und diese selbst: Kognaten, Weibsstamm);
(spr. mahsch),Eugène, franz. Marineoffizier und Afrikareisender, geb.
ging, nachdem er 1860 Reisen nach dem obern Senegal und nach Tagant unternommen und die Flüsse
[* 21] Salum und Sin nördlich vom Gambia
mehrmals besucht hatte, 1863 mit dem Marinearzt Quintin in Handelsinteressen nach dem obern Niger und erreichte im Februar 1864 Segu,
wo er zwei Jahre lang festgehalten wurde, ehe er im Juni 1866 die Rückreise antreten durfte. Durch ihre astronomischen Bestimmungen
und Aufnahmen haben beide die Karte des westlichen Sudân sehr verbessert und vervollständigt. Mage beschrieb
diese Reise in den Werken: »Relation d'un voyage d'exploration au Soudan occidental«
(Par. 1867) und »Voyage dans le Soudan
occidental« (das. 1868). Er ertrank beim Scheitern der von ihm geführten KorvetteGorgone bei Brest.
(eigentlich Magalhães, spr. machaljāngs, franz. und span.
Magellan), Fernão de, berühmter Erdumsegler, um 1480 zu Saborosa in der portug. Provinz Tras os Montes geboren, hatte sich
in portugiesischen Diensten seit 1505 bei der Eroberung von Malakka und in Afrika
[* 22] ausgezeichnet, trat sodann, von der portugiesischen
Regierung zurückgesetzt in spanische Dienste
[* 23] und erhielt vom KaiserKarl V., um einen westlichen Weg nach
den Molukken aufzusuchen, fünf Schiffe
[* 24] mit 239 Mann Besatzung, mit welchen er von San Lucar absegelte und die
Mündung des La Plata erreichte.
Nachdem er im Julianshafen (49° 15' südl. Br.) Patagoniens fast fünf Monate überwintert und eine dort ausbrechende
Rebellion energisch unterdrückt hatte, erreichte er das Vorgebirge am Eingang der Meerenge, das er De las Virgines
nannte, und drang dann durch die bis dahin noch ganz unbekannte Straße, die nachher den NamenMagelhaensstraße (s. d.) erhielt,
nach der Südsee vor, die er 28. Nov. zuerst erblickte und wegen des anhaltend ruhigen Wasserspiegels den
»StillenOzean« benannte. Er durchschiffte denselben mit den drei ihm gebliebenen Schiffen (eins hatte Schiffbruch gelitten,
ein andres ihn heimlich verlassen und war nach Spanien
[* 25] zurückgekehrt) binnen 3 Monaten und 20 Tagen und entdeckte, nahe daran,
dem Mangel an Wasser und Lebensmitteln zu unterliegen, den Archipel der Marianen und bald darauf
die Philippinen.
Den Beherrscher von Zebu, einer dieser Inseln, bekehrte er zum Christentum, fiel jedoch im Kampf gegen den Beherrscher der Insel
Matan SeinGeschwader ging von da nach den Molukken; aber nur eins der Schiffe, die Viktoria,
kam unter Führung von Sebastian del Cano mit 18 Personen nach Spanien zurück. Eine italienische Originalbeschreibung
der Fahrt von Pigafetta veröffentlichte Amoretti (»Primo viaggio intorno al globo«, Mail. 1800; franz., Par. 1801); einen Auszug
aus dem Tagebuch eines von Magelhaens' Begleitern, des Mestre Bautista, gab Nuñez deCarvalho in den »Noticias para
a historia e geografia das nações ultramarinas« (Lissab. 1831, 6 Bde.).
Die vollständigste Beschreibung der Reise lieferte LordStanley in »The first voyage round the world by Magellan« (Lond. 1875),
worin die Originalberichte von sechs Zeitgenossen Magelhaens' zusammengestellt sind.
Vgl. außerdem Bürck, oder
die erste Reise um die Welt (Leipz. 1844);
die nach ihrem Entdecker (1520) benannte Straße, welche den südlichsten Teil Südamerikas von dem
Feuerland-Archipel scheidet. IhreLänge beträgt von dem östlichen Eingang zwischen den Kaps de las Virgines und Espirito Santo
bis zu dem westlichen zwischen den Kaps Pillar und Victory gegen 600 km; die Breite
[* 28] wechselt gewöhnlich
zwischen 20 und 30 km. Der östliche, breiteste Teil hat die Richtung erst gegen SW., später gegen S.; der westliche, viel
schmälere Teil wendet sich nach
¶
mehr
NW. In beiden Teilen ist die Bildung der Ufer ganz abweichend. Der erstere hat zu beiden Seiten ebenes und welliges Land, waldlose
Grassteppen, der westliche ist von steilen, mit dichten Wäldern bedeckten Bergen
[* 30] begrenzt; die Strömung ist hier viel heftiger
und unregelmäßiger als im Ostteil, die Beschiffung dazu durch die überwiegenden Westwinde erschwert,
aber die Ufer sind reich an schönen Häfen, die im O. viel sparsamer sich finden. Für den Verkehr ist diese Straße von großer
Bedeutung. Im 16. Jahrh. wurde sie, als der einzige bekannte Weg aus dem Atlantischen in den
StillenOzean, stark besucht, bis die Schwierigkeit, sie gegen W. hin zu durchfahren, nach der Entdeckung
des KapsHorn den Weg um die Südspitze des Feuerlandes so in Aufnahme brachte, daß sie nur noch wenig benutzt wurde.
Erst in diesem Jahrhundert hat die Einführung der Dampfschiffe, die vom Wind unabhängig sind, sie wieder belebt, und jetzt
wird sie von solchen viel befahren. Die Herrschaft über die Uferlandschaften beansprucht die RepublikChile,
[* 31] welche daselbst eine kleine Niederlassung, Punta Arenas, vorwiegend als Deportationsort angelegt hat, die jedoch trotz
der daselbst entdeckten Steinkohlenlager nicht recht gedeiht.
Vgl. Kohl, Geschichte der Entdeckungsreisen und Schiffahrten
zur Magelhaensstraße (Berl. 1877);
(Maguelonne), die Heldin eines alten, fast in alle europäischen Litteraturen übergegangenen Ritterromans,
war die Tochter eines Königs von Neapel
[* 32] und wurde von ihrem Geliebten, Peter vonProvence, entführt. Während sie in einem
Wald entschlummert liegt, raubt ein Rabe den roten Zindel mit den drei von Peter ihr geschenkten Ringen und
fliegt übers Meer davon. Peter, ihm nacheilend, wirft sich in einen Kahn, wird aber durch einen Sturm verschlagen und fällt
Seeräubern in die Hände. Magelone sucht nach ihrem Erwachen lange den Geliebten und erbaut endlich auf einer Insel an der Küste
der Provence ein Kirchlein und ein Hospital, das bald berühmt wird.
Peter, aus der Sklaverei endlich zurückkehrend, landet krank auf jener Insel, findet Pflege im Hospiz, erkennt hier die Geliebte
wieder und wird nun mit ihr vereint. Die Sage soll zuerst von Bernard de Treviers gegen 1180 in einem provençalischen Gedicht
behandelt worden sein; dann wurde sie zu einem französischen Prosaroman umgearbeitet, der zuerst 1457, zuletzt in der »Bibliothèque
bleue« (1775) erschien und zum Volksbuch wurde. Die deutsche Bearbeitung von VeitWarbeck erschien zuerst Augsburg
[* 33] 1535; sie
wurde auch in Simrocks sowie in Marbachs »Deutsche
[* 34] Volksbücher« aufgenommen.
[* 35] (Gaster, Stomachus, Ventriculus), diejenige Höhle im tierischen Körper, in welcher die Verdauung
vor sich geht, besteht in der einfachsten Form aus einer einzigen Zellschicht, dem sogen. Entoderm, ist hinten geschlossen,
hat nur vorn eine Öffnung, den Mund, und stellt den ganzen Darmkanal vor. Indem sich sein vorderer Teil verlängert und zur
Speiseröhre wird, hinten gleichfalls eine Öffnung, der After, entsteht und gewöhnlich auch der hintere
Abschnitt sich in die Länge zieht, nimmt er die Gestalt an, die er bei weitaus dem größten Teil der Tiere besitzt. Er bildet
so nur noch den mittlern Abschnitt des Darmkanals, den Mitteldarm. Indessen bezeichnet man auch als Magen z. B.
bei den höhern Krebsen und Insekten
[* 36] einen Teil des Vorderdarms, welcher eine Erweiterung der Speiseröhre vorstellt und mit
Apparaten
zur Zerkleinerung der Speisen versehen ist (daher auch Kaumagen, s. d.). Bei den Wirbeltieren erhält gleichfalls das
Endstück des Vorderdarms den Namen Magen. - Auch die Wandungen des Magens erlangen bei den meisten Tieren
eine höhere Ausbildung. Die verdauende Zellschicht, das Entoderm, vergrößert ihre Oberfläche, indem sie zu Drüsenschläuchen
auswächst, welche den Verdauungssaft absondern (Labdrüsen); um sie herum lagert sich eine Muskelschicht, welche den Magen zu
Kontraktionen behufs Weiterbeförderung der Speisen in den Hinterdarm befähigt.
Der Magen der Wirbeltiere ist bei den niedern Gruppen (Fischen, Amphibien, Reptilien) vielfach äußerlich kaum
von der Speiseröhre unterschieden, die ohne scharfe Grenze in ihn übergeht. Bei den Fischenist er in der Regel ein nach hinten
gerichteter Blindsack, von dem sich nach vorn ein engeres Rohr zur Verbindung mit dem Darm
[* 37] abzweigt. Bei Amphibien
und Reptilien liegt er vielfach schon quer, und diese Querlage wird bei den Säugetieren mit wenigen Ausnahmen zur Regel. Bei
den Vögeln zerfällt er gewöhnlich in zwei Abschnitte, den drüsigen Vormagen (proventriculus) und den mit einer vielfach
(z. B. bei Hühnern) sehr starken Muskelschicht versehenen Muskelmagen, in welchem sich Vorkehrungen
zur Zerreibung der unzerkleinert in ihn gelangenden Nahrung befinden. Bei den Säugetieren ist der Magen häufig
gleichfalls aus mehreren Stücken zusammengesetzt (Wiederkäuer;
[* 38] s. im einzelnen die betreffenden Artikel). Der Magen des Menschen
endlich (s. Tafel »Eingeweide
[* 39] II«,
[* 29]
Fig. 1) hat seine Lage in dem obersten Teil der Bauchhöhle (Magengrube).
Seine Größe richtet sich nach der Masse seines Inhalts; ein nicht zu sehr gedehnter ist 27-32 cm lang,
9-12 cm breit und faßt etwa 3 Lit. Flüssigkeit. Seine obere Öffnung heißt Magenmund (cardia) und liegt gerade da, wo die
Speiseröhre durch das Zwerchfell tritt. Die untere Öffnung (Pförtner, pylorus) schließt ihn gegen den
Darm hin ab. Nach unten und links von dem Magenmund liegt der sogen. Magengrund (fundus). Die Wandung des Magens, deren Dicke
im zusammengezogenen Zustand auf 13 mm angegeben wird, aber gleichfalls nach dem Grad seiner Ausdehnung
[* 40] außerordentlich wechselt,
besteht aus drei Häuten.
Die äußerste von diesen gehört eigentlich dem Bauchfell (s. d.) an, das sich auf den Magen umschlägt
und ihn ganz einhüllt; dann kommt eine etwa 1 mm dicke Lage von Längs- und Ringmuskeln und zu innerst die Schleimhaut. Die
Muskelschicht verdickt sich am Pförtner zu einem Wulste, dem Schließmuskel des Pförtners (sphincter pylori), welcher wie eine
Klappe (valvula pylori) in das Innere vorspringt. Die Bewegungen des Magens, welche durch die abwechselnde
Zusammenziehung seiner Längs- und Ringfasern bewerkstelligt werden, bringen nach und nach jedes Teilchen des Mageninhalts
mit der Schleimhaut in Berührung und drücken die bereits gelösten Speisen in den Zwölffingerdarm hinein.
Die Kraft,
[* 41] mit welcher beim Erbrechen der Mageninhalt ausgeworfen wird, hängt aber nicht von der Stärke
[* 42] der Muskelhaut des Magens, sondern hauptsächlich vom Druck der Bauchmuskeln ab. Die Schleimhaut, d. h. die innerste der drei
Häute, ist samtartig weich und je nach ihrem Blutgehalt gelbgrau bis graurötlich. Sie enthält Schleim- und Balgdrüsen oder
geschlossene Follikel, besonders aber verschiedene Arten von Drüsen, die Labdrüsen (Textfigur a, b), einfache
cylindrische Schläuche, welche von feinen Blutgefäßen umsponnen sind und im Innern den Magensaft erzeugen. Sie
¶
mehr
sind nämlich mit einer Lage sogen. Labzellen ausgekleidet, die sich am blinden Ende des Schlauchs immer neu bilden und allmählich
der Öffnung näherrücken, wo sie zerfallen und ihren Inhalt, den Magensaft (s. d.), frei werden lassen. Bei jeder Mahlzeit
findet die Bildung von Labzellen in verstärktem Maße statt; die Schleimhaut ist dabei stets stärker
gerötet und etwas geschwollen. Im vollen ist sie übrigens glatt, im leeren dagegen in Falten gelegt. - Die großen Blutgefäße
des Magens, die sogenannten Kranzadern, stammen aus der Eingeweide- und obern Gekrösarterie; das venöse Blut ergießt sich
in die Pfortader (s. Tafel »Blutgefäße«,
[* 44] Fig. 4). Lymphgefäße und Lymphdrüsen sind zahlreich vorhanden.
Die Nerven
[* 45] kommen vom Vagus (s. d.) u. Sympathikus (s. d.) her. Magenkrankheiten betreffen am häufigsten die Schleimhaut, wie
der Magenkatarrh; in manchen Fällen kommen dabei flache Substanzverluste, die hämorrhagischen Erosionen, vor, selten sind
der Soor und die Tuberkulose der Magenschleimhaut. Als Magenentzündung (Gastritis) bezeichnet man einmal
eine leichtere Form der Drüsenveränderung (Gastritis parenchymatosa), welche beim Katarrh nicht selten vorkommt, zweitens
aber eine höchst gefährliche Eiterinfiltration in der Submukosa (phlegmonöse Gastritis).
Als Folge des Genusses schwerverdaulicher oder verdorbener Futterstoffe
[* 48] können die Rinder an der akuten sowie an der chronischen
Indigestion erkranken. Innere Verwundungen durch verschluckte scharfe Gegenstände (Nadeln,
[* 49] Nägel
[* 50] etc.),
die bei Rindern häufig, bei Ziegen seltener vorkommen, werden bei Schafen nie beobachtet. Von den malignen Geschwülsten entstehen
Sarkome in der Wandung des vierten Magens bei Rindern zuweilen. Bei Schweinen und Hunden kommt die Indigestion in der akuten und
in der chronischen Form vor; eigentliche Entzündungen des Magens sind
meist die Folge von Vergiftungen.
(spr. -schängdī),François, Physiolog, geb. zu Bordeaux,
[* 52] studierte in Paris,
[* 53] ward dann Prosektor an der medizinischen Fakultät, darauf Arzt am Hôtel-Dieu und 1831 Professor am Collège de France. Er starb in
Sannois bei Paris. ist der Schöpfer der neuen exakten Physiologie, die sich überall auf die fundamentalen
Naturwissenschaften stützt und in dem Experiment ihren eigentlichen Rückhalt zu suchen hat. Er förderte diese Wissenschaft
durch zahlreiche wichtige Entdeckungen; auch in die Pathologie griff er thatkräftig ein und suchte auch hier die experimentelle
Methode in Anwendung zu bringen, indem es ihm hauptsächlich darauf ankam, den Entwickelungsgang der Krankheitserscheinungen
nachzuweisen. Er schrieb: »Précis élémentaire de physiologie« (Par. 1816, 2 Bde.; 4. Aufl.
1836; deutsch, 3. Aufl., Tübing. 1836, 3 Bde.);
»Formulaire pour l'emploi et la préparation de plusieurs nouveaux médicaments«
(1821, 9. Aufl. 1836);
»Leçons sur les phénomènes de la vie« (1836-38, 4 Bde.;
deutsch, Köln
[* 54] 1837, 2 Bde.);
»Leçons sur les fonctions et les maladies du système nerveux« (1839, 2 Bde.;
deutsch von Krupp, Leipz. 1841);
»Recherches philosophiques et cliniques sur le liquide céphalorhachidien ou cérébro-spinal«
(1842).
(Gastritis) bezeichnet gegenüber dem Magenkatarrh (s. d.) einen gewissen Gegensatz, welcher darin besteht,
daß der letztere nur eine Oberflächenerkrankung mit vermehrter Absonderung darstellt, während die Magenentzündung in einer Veränderung
des Gewebes der Magenwand selbst beruht. Der leichteste Grad ist die parenchymatöse Magenentzündung, bei welcher die Magendrüsen eine
körnige Trübung und in hohen Graden eine Fettmetamorphose erleiden; dieser Zustand begleitet oft den Katarrh und
in der Regel die intensivern Formen der Magenentzündung, die kruppöse oder besser fibrinöse und die diphtherische Magenentzündung. Diese
letztern sind selten und beruhen auf Ausscheidung eines faserstoffigen Exsudats oder diphtherischer Schorfbildung durch Absterben
der Schleimhaut wie bei Säuglingen durch Überhandnehmen eines bloßen Magenkatarrhs; in andern Fällen ist die eine
sekundäre Erscheinung bei akuten Infektionskrankheiten, z. B. bei Typhus, Pocken und Blutzersetzungskrankheiten. Am häufigsten
entsteht die Magenentzündung, wenn giftige Substanzen, wie z. B. konzentrierte Mineralsäuren, ätzende Alkalien und manche Metallsalze, in
den Magen gelangten (Gastritis toxica). Wenig konzentrierte Mineralsäure verwandelt nur die Epithelien und die oberflächlichen
Schleimhautschichten in einen weichen bräunlichen oder schwarzen Schorf; durch größere Mengen konzentrierter
Säure werden dagegen alle Schichten des Magens in eine derbe, brüchige
¶
mehr
nekrotische Masse verwandelt, welche später breiige Konsistenz annimmt. Sofern durch die Resorption des Gifts nicht der Tod erfolgt,
können selbst die schwersten Ätzungen und Zerstörungen der Magenwand heilen, wobei die extremsten Grade der Schrumpfung,
Wandverdickung und Narbenbildung eintreten. Ist die Ätzung sehr tief, so kann Durchbruch des Mageninhalts in die
Bauchhöhle erfolgen, oder es kann auch ohne direkten Durchbruch Bauchfellentzündung nachfolgen und den Tod bedingen.
Die schwerste Form der Magenentzündung, die phlegmonöse Gastritis, ist in ihren Ursachen noch wenig erforscht; sie stellt sich dar als
enorme Schwellung der ganzen Magenwand und Infiltration aller Wandschichten mit trübem wässerigen oder eiterigen Exsudat.
Eine Heilung derselben ist nicht wahrscheinlich. Die Symptome der leichtern Grade von Magenentzündung fallen zusammen mit denen des heftigern
Magenkatarrhs; die Symptome der Magenentzündung durch Vergiftung sind verschieden, je nach dem eingeführten Gifte.
Doch gilt allgemein, daß auch Gifte, die nicht direkt lähmend auf das Nervensystem wirken, neben örtlichen Erscheinungen
schnell eine allgemeine Depression
[* 56] und namentlich ein fast völliges Daniederliegen der Blutzirkulation herbeiführen. Wird
ein bisher gesunder Mensch plötzlich von heftigem Schmerz in der Magengegend und im Unterleib befallen; werden schleimige und
schleimig-blutige Massen erbrochen und unter heftigen Kolikschmerzen und Afterzwang entleert; werden Hände und Füße kalt,
der Puls klein, die Haut
[* 57] mit klebrigem, kaltem Schweiß bedeckt: so liegt der Verdacht einer Magenentzündung durch Vergiftung
vor.
In den schwersten Fällen treten zwar Brechbewegungen ein, aber der schon gelähmte Magen vermag seinen Inhalt nicht zu entleeren;
der ganze Körper wird eisig kalt, es tritt allgemeine Lähmung ein, und der Kranke stirbt nach wenigen
Stunden. In leichtern Fällen tritt der Tod erst später ein, oder es verschwinden, besonders wenn das Gift durch Erbrechen größtenteils
wieder entleert wurde, die Lähmungserscheinungen wieder, und die Zirkulation stellt sich wieder her.
Die Genesung pflegt eine sehr langsame und fast nie eine vollständige zu sein. Die Gegengifte, welche
in den einzelnen Fällen anzuwenden sind, dürfen nur kurze Zeit (1-2 Stunden) nach stattgehabter Einführung der Gifte noch
angewendet werden. Wurden jene Stoffe schon erbrochen, oder haben sie die Magenwand schon zerstört, so können Gegengifte
durch neue Reizung des Magens nur schaden. Nur Arsenik und scharfe tierische und vegetabilische Gifte machen
eine Ausnahme. Fehlt das Erbrechen, oder ist es zu schwach, um den Magen gehörig zu entleeren, so kann in einzelnen Fällen
ein Brechmittel von Nutzen sein. Außerdem bedecke man den Leib mit kalten Umschlägen und lasse den Kranken, wenn er es vermag,
kleine Mengen Eiswasser oder kleine Eisstückchen verschlucken.
(Gastrectasis), eine Ausdehnung des Magens über das normale Maß, ist nur als Symptom andrer pathologischer
Verhältnisse des Magens anzusehen und fehlt fast niemals beim chronischen Magenkatarrh, bei dem wegen gestörter Funktion des
Magens dieSpeisen längere Zeit im Magen verweilen und Gase
[* 58] entwickeln. Geringere Grade von Magenerweiterung werden als Mageninsuffizienz oder
Atonie des Magens bezeichnet. HöhereGrade kommen vor, wenn bei Verengerung des Magenausgangs (Pylorus) durch Narbenbildung
die
Speisen am Austritt verhindert werden. In solchen Fällen mit Gasansammlung findet man über dem erweiterten
Magen tympanitischen Perkussionsschall und beim Befühlen eine luftkissenähnliche Resistenz. Die Behandlung muß gegen
die ursachlichen Erkrankungen vorgehen.
ein Fistelgang, welcher die Magenwand und die Bauchwand durchsetzt, entsteht durch Aufbruch eines Magengeschwürs
oder eines Abscesses oder durch Verletzungen und wird durch Ätzung oder Operation geheilt. Je nach der Lage
und Größe der Magenfistel verursacht dieselbe verschiedene Beschwerden, und infolge des Verlustes an Säften leidet die Ernährung
beträchtlich.
tritt in verschiedenen Formen auf und hat für die Gesundheit und das Leben des betreffenden Individuums
eine sehr verschiedene Bedeutung. Kleine, flache Substanzverluste von Hanfkorngröße mit gerötetem Grund, sogen. hämorrhagische
Erosionen, haben keine größere Bedeutung und verheilen meist, ohne eine Spur zurückzulassen. Verschwärungen der geschlossenen
Drüsenfollikel der Magenschleimhaut sind an sich selten und heilen mit Zurücklassung einer unbedeutenden
Narbe, ohne dem Kranken auf längere Zeit belästigende Symptome zu verursachen.
Eine sehr wichtige und schwere Form des Magengeschwürs dagegen ist das sogen. chronische, runde
oder durchbohrende Magengeschwür (Ulcus ventriculi chronicum s. rotundum s. perforans), welches sich
durch außerordentlich scharfe Grenzen
[* 60] und dadurch auszeichnet, daß in seiner Umgebung stets Entzündung
und Eiterbildung fehlen. Nach VirchowsAnsicht entsteht das Magengeschwür dadurch, daß zunächst eine Verstopfung kranker arterieller
Gefäße eintritt, daß infolgedessen die Magenwand, soweit sie das kapillare Stromgebiet der verstopften Arterie
[* 61] bildet, brandig
abstirbt, und daß der Magensaft die brandig gewordene Stelle, welche seiner Einwirkung keinen Widerstand
leisten kann, zur Erweichung und zum Zerfall bringt.
Die Disposition für das chronische ist sehr verbreitet, denn unter 20 Leichen ist je eine mit einem oder mit der Narbe von
einem solchen versehen. Das chronische Magengeschwür kommt im reifen Alter häufiger als in der Kindheit, bei Frauen
und bleichsüchtigen Subjekten häufiger als bei Männern und kräftigen Individuen vor. Häufig werden Diätfehler, Mißbrauch
von Spirituosen, kalter Trunk bei erhitztem Körper, sogar Störungen des monatlichen Blutflusses als Ursachen bezeichnet; doch
ist es kaum möglich, darüber zu einiger Sicherheit zu gelangen.
Das chronische Magengeschwür hat seinen Sitz am häufigsten in der Pförtnerhälfte des Magens, häufiger an der
hintern als an der vordern Magenwand und fast immer an dem kleinen Bogen
[* 62] des Magens oder in seiner Nähe. Selten kommt es im
Magengrund vor. Zuweilen ist nur ein Geschwür vorhanden, häufiger zwei oder mehrere, mitunter 30-40, welche sich dann gewöhnlich
in verschiedenen Stadien befinden. In besonders ausgeprägten Fällen sieht man am Magen von außen her ein kreisrundes Loch
mit scharfem Rand, von innen her gesehen bildet das Geschwür gleichsam Terrassen und stellt einen flachen Trichter dar. Die
Größe schwankt zwischen 6 mm im Durchmesser bis zur Größe eines Thalerstücks und darüber. Oft heilt
das Geschwür, bevor es alle
¶
mehr
Magenhäute durchbrochen hat. Es bildet sich dabei eine Narbe in der Magenwand, welche gewöhnlich ein strahlenförmiges Aussehen
hat. War das Geschwür sehr groß, so kann die Heilung desselben zu einer Verengerung des Magens führen, indem die anfangs weiche
Narbe sich später stark zusammenzieht. Eine solche Verengerung des Magens pflegt seinen Inhaber in hohem
Grad zu belästigen. Häufig wird ein Magengeschwür durch Verwachsung der Magenwand mit dem ihr zunächst benachbarten Organ (Bauchspeicheldrüse,
Leber, Zwerchfell etc.) gleichsam verlegt, so daß es nicht nach der Bauchhöhle durchbrechen kann.
Während das Geschwür um sich greift, werden durch dasselbe nicht selten größere oder kleinere Blutgefäße
des Magens zerstört, und es kommt dann zu bedeutenden Blutergüssen in die Magenhöhle. Die Magenschleimhaut befindet sich
übrigens beim chronischen Magengeschwür stets in dem Zustand des chronischen Magenkatarrhs. In manchen Fällen von chronischen
Magengeschwüren sind nur so geringfügige Anzeichen einer Magenaffektion vorhanden, daß man die Krankheit ganz übersieht,
bis plötzlich durch die Durchbohrung sämtlicher Häute und durch Austritt des Mageninhalts in die Bauchhöhle
eine tödliche Unterleibsentzündung entsteht, oder bis durch Anfressung eines größern Blutgefäßes eine das Leben bedrohende
Magenblutung eintritt. Merkwürdigerweise scheint es fast, als ob diese versteckten Fälle von chronischen Magengeschwüren
am allerhäufigsten zur Durchbohrung der Magenwand und dadurch zum Tod führten, während die mit schweren
Symptomen einhergehenden Magengeschwüre, welche übrigens viel häufiger vorkommen, nach längerer Zeit gewöhnlich
mit Heilung enden.
Das gewöhnlichste Zeichen des Magengeschwürs sind Schmerzen in der Magengegend. Diese Schmerzen sind andauernd, vermehren
sich bei Druck, sind an einer Stelle besonders heftig und steigern sich periodisch zu den heftigsten Anfällen,
wobei sie in der Magengegend beginnen und nach dem Rücken hin ausstrahlen. Die Anfälle pflegen fast immer kurze Zeit nach
der Mahlzeit sich einzustellen und stehen mit der Schwerverdaulichkeit und der reizenden Eigenschaft der genossenen Speisen
in geradem Verhältnis.
Durch Erbrechen tritt Erleichterung ein; die Schmerzen dauern aber oft stundenlang fort, wenn sich kein
Erbrechen einstellt. In einzelnen Ausnahmefällen treten die Schmerzen gerade bei leerem Magen auf und werden durch Zufuhr von
Speisen erleichtert, oder die Kranken bleiben, wenn sie schwerverdauliche Speisen genossen, von Schmerzen verschont, während
leichter verdauliche Speisen heftige Schmerzen hervorrufen. Ganz gewöhnlich kommt bei dem chronischen
auch ein periodisches Erbrechen vor.
Dasselbe pflegt durch dieselben Veranlassungen, welche die Schmerzanfälle bedingen, hervorgerufen zu werden. Es erfolgt
bald kürzere, bald längere Zeit nach der Mahlzeit, je nachdem das Geschwür näher oder entfernter vom Magenmund sitzt. Wenn
zu den heftigen Magenschmerzen und zu dem Erbrechen, welche regelmäßig nach der Mahlzeit eintreten, sich
noch Blutbrechen hinzugesellt, so besteht über das Vorhandensein eines chronischen Magengeschwürs kaum ein Zweifel.
Manche Kranke leiden an Aufgetriebenheit der Magengegend, an häufigem Aufstoßen und heftigem Sodbrennen, ihr Appetit liegt gänzlich
danieder; andre befinden sich in den schmerzfreien Stunden verhältnismäßig wohl, und selbst ihr Appetit
ist kaum vermindert. Die Zunge der am chronischen Magengeschwür. Leidenden ist gewöhnlich mit einem dicken
weißen Beleg versehen, manchmal
auch rot und rissig und der Durst dabei ansehnlich vermehrt. Es ist fast stets eine habituelle Stuhlverstopfung vorhanden.
Das chronische Magengeschwür kann frühzeitig die Ernährung untergraben, in andern Fällen aber leidet die Ernährung
weniger oder fast gar nicht. Der Verlauf der Krankheit ist meist ein sehr langwieriger, wenn man von den Fällen absieht, wo
die Magenblutung oder die Durchbohrung der Magenwand scheinbar das erste Symptom der Affektion ist. Das Übel kann viele Jahre
lang bestehen, während welcher die Beschwerden mannigfache Schwankungen darbieten. Nicht selten tritt
mitten in der scheinbaren Genesung plötzlich Blutbrechen auf. Es können auch die Leiden
[* 64] mit aller Heftigkeit wieder zurückkehren,
nachdem sie jahrelang ganz verschwunden waren. Am häufigsten endet das chronische Magengeschwür mit Genesung.
Dieselbe ist aber sehr oft unvollständig, wenn nämlich das Magengeschwür durch eine Narbe heilt, welche die Bewegungen
des Magens an einer bestimmten Stelle hemmt, oder wenn der Magen infolge des Geschwürs an ein benachbartes Organ angelötet wurde
und nun bei Bewegungen von der Verwachsungsstelle aus gezerrt wird. Solche Störungen bedingen die Fortdauer der Schmerzanfälle,
welche zuweilen noch heftiger sind als zuvor. Wenn das chronische Magengeschwür zum Tod führt, so geschieht dies
entweder durch Perforation der Magenwände und Austritt des Mageninhalts in die Bauchhöhle mit nachfolgender allgemeiner Unterleibsentzündung,
oder es geschieht durch eine Magenblutung. Selten wird der Tod durch allmähliche Erschöpfung verursacht, wenn eine Verengerung
des Magens durch Narbenkontraktion entstanden ist. In letzterm Fall bestehen nicht nur die heftigsten Schmerzen
fort, sondern es wird auch alles, was die Kranken genießen, wieder ausgebrochen. Dabei bleibt der Stuhlgang wochenlang aus,
die Kranken magern zum Gerippe ab und sterben infolge der unterbrochenen Nahrungszufuhr.
Bei der Behandlung des Magengeschwürs ist vor allen Dingen der daneben bestehende Magenkatarrh zu bekämpfen
(s. Magenkatarrh). Ganz besonders empfehlen sich in dieser Hinsicht Milch- und Buttermilchkuren. Da reine Milch im Magen sofort
zu festen Massen gerinnt, so ist zu empfehlen, der frischen Milch stets mehlhaltige Substanzen beizumischen. Sehr günstig wirkt
der kurmäßige Gebrauch der kohlensauren Alkalien, namentlich die Brunnenkuren in Marienbad und Karlsbad.
Reichen diese Mittel nicht aus, so kann man den Höllenstein und das basisch salpetersaure Wismutoxyd anwenden, welche meist
selbst in großen Dosen gut vertragen werden; der Erfolg bleibt aber freilich stets ein ganz unsicherer. Die Schmerzanfälle
werden durch Narkotika meist leicht und sicher gemildert; man gibt Extrakt von Belladonna oder Opiate. Auch
das Erbrechen wird durch Narkotika gehoben; lassen diese aber im Stiche, so nützen zuweilen kleine Portionen Eiswasser oder
Eispillen.
(Status gastricus, Gastrizismus, verdorbener Magen), Störung der Magensekretion und Steigerung der Schleimabsonderung.
Der Magenkatarrh tritt in den verschiedensten Graden und Formen, mit sehr wechselnden Symptomen auf, und zwar richten
sich die genannten Momente wesentlich nach der Dauer und den Ursachen der Krankheit sowie nach dem Alter und den sonstigen Verhältnissen
des Patienten. Der ist bald ein akuter, bald ein chronischer; beide
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