mehr
gegenwärtig im Bau befindliche Eisenbahnlinie mit der Nordwestküste Norwegens (Ofotenfjord) verbunden werden; es ist Sitz des Landeshauptmanns und eines deutschen Konsuls. Die Stadt wurde 1621 angelegt. Am große Feuersbrunst.
gegenwärtig im Bau befindliche Eisenbahnlinie mit der Nordwestküste Norwegens (Ofotenfjord) verbunden werden; es ist Sitz des Landeshauptmanns und eines deutschen Konsuls. Die Stadt wurde 1621 angelegt. Am große Feuersbrunst.
bedeutender Fluß im nördlichen Schweden, [* 2] entsteht aus zwei Quellflüssen: Stora- (Groß-) und Lilla- (Klein-) Luleelf, die beide in der Nähe des 1880 m hohen Sulitelma entspringen. Jener bildet gleich im obern Lauf einen imposanten Wasserfall, darauf die ca. 180 km langen, terrassenförmig übereinander liegenden, durch schöne Wasserfälle miteinander verbundenen Landseen, genannt Stara-Luleå-Watten, und dann den größten Wasserfall, Niömmelsaska, der in einer wilden Felsengegend teils senkrecht, teils in großartigen Stromschnellen 75 m herabstürzt.
Der zweite Quellfluß, Lilla-Luleelf, bildet bei Quickjock ein ungemein reizendes Gebirgsthal mit dem See Saggatjaur, darauf bis Jockmock eine zusammenhängende Kette von Landseen und stürzt sich bei Wuollerim mit einem Wasserfall in den Stora-Luleelf. Hierauf bildet der wasserreiche Fluß den majestätischen Porsiforß, weiter unter den Edeforß und die Hedensforssar und mündet nach einem Laufe von 408 km bei der Stadt Luleå in den Bottnischen Meerbusen. Der Fluß ist ungefähr 45 km aufwärts schiffbar bis an die über 8 km langen, 19 m hohen Hedensforssar, darauf wieder bis an den über 2 km langen, 25 m hohen Edeforß und zuletzt bis Norrvik, etwa noch 30 km. Um die Wasserfälle und Stromschnellen zu umgehen, sind in der Neuzeit Kanäle auf schiefen Flächen angelegt worden, jeder am obern Endpunkt mit einer Schleuse versehen. Von dem Endpunkt der Schiffbarkeit des Flusses bei Norrvik bis zum Eisenberg Gellivara (s. d.) führt eine Eisenbahn.
Kunst, s. Lullus ^[= 1) angelsächs. Missionär, begleitete den Bonifacius nach Thüringen, vertrat ihn dann hier, ...] 2).
1) angelsächs. Missionär, begleitete den Bonifacius nach Thüringen, vertrat ihn dann hier, in Friesland und in Hessen [* 3] als Prediger des Evangeliums, ward schon 754 von Bonifacius zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Mainz [* 4] geweiht, empfing aber erst 780 das erzbischöfliche Pallium [* 5] und starb 786 in dem von ihm 768 gegründeten Kloster zu Hersfeld. [* 6]
Vgl. Hahn, [* 7] Bonifacius und Lullus (Leipz. 1883).
2) Raimundus (Ramon Lull), einer der seltsamsten Weltverbesserer des 13. Jahrh., geb. 1234 zu Palma auf der Insel Mallorca, führte anfangs ein wüstes, seit 1266 ein asketisches Leben, bildete sich zum Missionär aus und erfand eine seiner Meinung nach unfehlbare Kunst, andre durch Beweise und Gründe zur Einsicht der Wahrheit zu zwingen, von welcher er zunächst bei Juden und Mohammedanern zu gunsten des Christentums Gebrauch zu machen gedachte. Zu diesem Zweck begab er sich seit 1291 zu drei verschiedenen Malen nach Afrika, [* 8] fand aber jedesmal üble Aufnahme und starb 1315 an den Folgen erlittener Mißhandlungen.
Die Ars magna Lulli oder Lullische Kunst, welche später von Bruno, Athanasius Kircher u. a. wieder aufgenommen, ja selbst von Leibniz (in seiner »Universalwissenschaft« dem Prinzip nach) wieder erweckt wurde, bestand in einer mechanischen Methode, durch systematische Kombination der allgemeinsten Grundbegriffe (der Aristotelischen Kategorien und scholastischen Postprädikamente) unfehlbare Lösungen aller erdenklichen wissenschaftlichen Aufgaben zu finden. Zu diesem Zweck hatte eine eigne Maschine [* 9] konstruiert und sein System mit der mystischen Zahlentheorie der orientalischen Kabbala in Zusammenhang gebracht. Eine gute Darstellung derselben findet sich in Erdmanns »Grundriß der Geschichte der Philosophie«, Bd. 1, § 206 (2. Aufl., Berl. 1869). Eine kritische Gesamtausgabe seiner zahlreichen Werke wurde neuerdings von Rossello (Palma 1886 ff.) begonnen, der auch Lullus' »Obras rimadas« (das. 1859) herausgegeben hat. Die von Salzinger veröffentlichten »Opera omnia« (Mainz 1721-42, 10 Bde.) enthalten den größten Teil der Schriften. Seine Anhänger, die Lullisten, pflanzten Religionsschwärmerei und den Glauben an Alchimie längere Zeit fort.
Vgl. Helfferich, R. Lull und die Anfänge der katalonischen Litteratur (Berl. 1858);
J. de Paula Canalezas ^[richtig: Francisco de Paula Canalejas], Las doctrinas del Doctor R. Lullo (Madr. 1870).
(spr. lülli), Giovanni Battista, franz. Komponist, geb. 1638 zu Florenz, [* 10] kam im frühsten Knabenalter nach Paris, [* 11] wo er zunächst als Küchenjunge im Haus der Mademoiselle de Montpensier, der Schwester des Königs, eine Unterkunft fand, zog aber später durch sein Geigenspiel die Aufmerksamkeit Ludwigs XIV. auf sich und ward von diesem an die Spitze eines eigens für ihn gebildeten Streichorchesters, der sogen. Petits violons, gestellt, welche unter seiner Leitung die berühmteste Kapelle in Europa [* 12] wurden.
Nachdem er in der Folge auch als Komponist und Schauspieler in der Gunst des Königs höher und höher gestiegen war, gelang es ihm 1672, sich in den Besitz des Privilegiums zu setzen, durch welches Perrin und Cambert (s. d.) zur Errichtung eines Operntheaters autorisiert waren, und damit unumschränkter Beherrscher des französischen Opernwesens zu werden. Diesem widmete er sich von nun an ausschließlich und zwar mit solchem Erfolg, daß sich seine Opern, unter denen die bedeutendsten: »Thésée« (1675),
»Phaëton« (1683),
»Roland« (1685),
»Armide« (1686, neuer Abdruck im 14. Bande der »Publikationen der Gesellschaft für Musikforschung«),
ein volles Jahrhundert nach seinem erfolgten Tod auf dem Repertoire erhalten konnten. Erst 1778, vier Jahre, nachdem Gluck mit seiner »Iphigenia in Aulis« aufgetreten, verschwanden die Opern Lullys mit der letzten Aufführung des »Thésée« für immer vom Repertoire der Pariser Großen Oper. Diese Beliebtheit dankte Lully nicht so sehr seiner musikalischen Begabung als vielmehr seinem Verständnis für die Kunstbedürfnisse der französischen Nation, welche die von der antiken Tragödie gefaßte Vorstellung in der Oper verwirklicht sehen wollte; und da er hierfür in dem Dichter Quinault einen fähigen und willfährigen Gehilfen fand, endlich auch von allen äußern Hilfsmitteln der Oper, Tanz, Kostümen, Dekorationen, einen geschickten Gebrauch zu machen wußte, so konnte die von ihm geschaffene Form der Oper für Frankreich eine bis zur Gegenwart fortwirkende typische Bedeutung gewinnen.
großer Nebenfluß des Kassai (s. d.) im Congogebiet.
Wißmann gründete 1885 an seinen Ufern unter 6° südl. Br. die Station Luluaburg.
s. Myrtus. ^[= L. (Myrte), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, immergrüne Sträucher und Bäume mit einfachen, ...]
(lat.), Hexenschuß (s. d.). ^[= Lenden- und Kreuzschmerz, welcher plötzlich eintritt und das Beugen des Rückens hindert, ist ...]
der Regenwurm. ^[= ( L.), Gattung der Anneliden oder Ringelwürmer und zwar aus der Unterordnung der Oligochä ...]
auch lichte Weite, z. B. einer Röhre;
Lumen mundi, ein Weltlicht, Welt-Erleuchter;
Lumen philosophicum, die wenig leuchtende Flamme [* 14] des Wasserstoffgases.
ital. Historiker, s. La Lumia. ^[= Isidoro, ital. Geschichtschreiber, geb. 1. Nov. 1823 zu Palermo, studierte die Rechte daselbst ...]
(spr. lüminäh), Evariste Vital, franz. Maler, geb. zu Nantes, [* 15] bildete sich unter Troyon und Cogniet aus und widmete sich vorzugsweise der Darstellung des Volkslebens in der Bretagne. Seine Hauptbilder aus den ersten ¶
Jahren sind: die Belagerung von Paris durch die Normannen, die Meerplünderer, die Testamentseröffnung (1853), die Chorstunde (1855), die Wallfahrt (1857), die Rückkehr von der Jagd im alten Gallien und der Viehmarkt (1861), die Konsultation (1863), die Witwe (1865), der Wilddieb (1868) und aus den letzten Jahren, in welchen er sich auch der Geschichtsmalerei zuwendete: die Gallier beim Anblick Roms (1870), Brunhilde (1874), eine vom Feind geraubte Viehherde (1875), Folgen eines Duells im J. 1625 (1876), eine Jagd unter König Dagobert (1878) und die Entnervten von Jumièges (Söhne Chlodwigs II., 1880). Seine Charakteristik ist bis zur Übertreibung scharf und seine Färbung lebhaft.
(lat.), lichtvoll, hell, erleuchtet.
(Uria Lumme), Gattung aus der Ordnung der Schwimmvögel [* 17] und der Familie der Alken (Alcidae), Seevögel des höchsten Nordens mit verhältnismäßig langen Flügeln, sehr kurzem, breitem Schwanz und mäßig komprimiertem Schnabel mit abgerundeter Firste und Dillenkante. Sie schwimmen und tauchen vortrefflich, fliegen mäßig gut, halten sich fast nur beim Brüten am Land auf, leben von Fischen und Krebsen und bilden beim Brüten große Siedelungen. Die Teiste (Grilllumme, Seetaube, Stechente, Uria Grylle Lath.), 34 cm lang, 57 cm breit, mit verhältnismäßig langem, schlankem, geradem Schnabel, weit nach hinten stehenden Füßen, kleinen, schmalen, spitzen Flügeln und kurzem, abgerundetem Schwanz, ist samtschwarz, mit weißem Flügelschild, braunen Augen, schwarzem Schnabel und roten Füßen.
Sie findet sich zwischen 80 und 58° nördl. Br., kommt im Winter an die deutschen Küsten, lebt paarweise oder einzeln, ist wenig scheu, sanft, gutmütig, aber minder gesellig als die übrigen Arten und legt auf den Vogelbergen des Nordens in Felsenritzen zwei weißliche, grau und braun gefleckte Eier. [* 18] Werden ihr diese geraubt, so legt sie noch ein Ei. [* 19] Beide Eltern brüten und sitzen so fest auf den Eiern, daß man sie mit der Hand [* 20] fortnehmen kann. Die Norweger sammeln nur die Eier, Isländer und Grönländer essen auch die Vögel; [* 21] die Federn werden gleichfalls benutzt.
Die Trottellumme (Troil- oder dumme Lumme,. U. Lomvia Brünn., [* 22] U. Troile aut., s. Tafel »Schwimmvögel III«) [* 23] ist 46 cm lang, 72 cm breit, mit mittellangem, geradem, auf der Firste sanft gewölbtem, zugespitztem Schnabel, sehr schmalen, spitzigen Flügeln und sehr kurzem Schwanz, ist am Vorderhals und Oberkörper samtbraun, an der Unterseite weiß, mit weißer Flügelbinde, an den Seiten braun längsgestreift, mit braunem Auge, [* 24] schwarzem Schnabel und bleigrauen Füßen.
Sie hat etwa dieselbe Verbreitung wie die vorige, gleicht dieser auch in der Lebensweise, taucht aber noch besser, ist geselliger und zeigt besonders beim Brüten die größte Vertrauensseligkeit. Im Winter kommt sie mit zwei andern Arten auch an die deutschen Küsten. Die von ihnen in Scharen besetzten Felsen (Vogelberge) gleichen großen Bienenstöcken, in welchen die Pärchen höchst friedfertig dicht nebeneinander brüten; sie legen ein einziges, spangrünes, dunkel geflecktes Ei (s. Tafel »Eier II«) auf den nackten Felsen.
Man erntet die Vogelberge regelmäßig ab, um Eier und Junge zu gewinnen, von welchen die letztern für den Winterbedarf eingepökelt werden. Der Krabbentaucher (Alklumme, Mergulus Alle Viell.) ist 25 cm lang, 42 cm breit, mit kurzem, dickem, oben gewölbtem, an der Schneide stark eingezogenem, scharfspitzigem Schnabel, auf der Oberseite dunkel-, am Vorderhals mattschwarz, an der Unterseite weiß, seitlich braun gestreift, mit breit weiß gesäumten Armschwingen, dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel und Fuß, findet sich bei Spitzbergen, Nowaja Semlja, Grönland etc., nördlich bis über den 82.° nördl. Br. hinaus, übertrifft alle Lumme an Beweglichkeit, zeigt sich ihnen im übrigen gleich, nährt sich besonders von kleinen Krebstieren und legt ein bläulich schimmerndes Ei. Sein Fleisch gilt als Leckerbissen.
scherzhafte Wortbildung für Lump;
Lumpacivagabundus, vagabundierender Lump;
Lumpokratie, Herrschaft der Lumpe.
(Hadern, Strazzen), s. Papier. ^[= # ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschieden ...]
s. Papier. ^[= # ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschieden ...]
s. Papier. ^[= # ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschieden ...]
s. v. w. Kunstwolle, ^[= s. Shoddy.] s. Shoddy.
s. Zucker. ^[= (Zuckerstoffe), in der Chemie eine Gruppe von Kohlehydraten, süß schmeckende, in Wasser leicht, ...] [* 25]
(Cyclopterus Art.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Scheibenbäuche (Discoboli), Fische [* 26] mit dickem Körper, schuppenloser, klebriger, mit vielen Knoten besetzter Haut, [* 27] aus den Bauchflossen gebildeter, häutiger Haftscheibe, kurzen Rücken- und Afterflossen, weitem Maul und kleinen, spitzen Zähnen. Der Seehase (Lump, C. Lumpus Lumpfisch), 60 cm lang, bis 7 kg schwer, schwarzgrau, unterseits gelblich, bewohnt zahlreich alle nördlichen Meere, namentlich die Nord- und Ostsee, wird aber wegen seiner eigentümlichen Lebensweise nicht oft gefangen. Er schwimmt sehr schlecht, saugt sich meist mittels der Saugscheibe an Steinen und Felsen fest und wartet auf Quallen und kleine Fische. Im März färbt er sich rötlich und sucht seichtere Küstenstellen auf. Hier laicht das Weibchen zwischen Algen [* 28] vorzugsweise in Felsspalten, das Männchen befruchtet die Eier, setzt sich auf denselben fest und verteidigt sie sehr mutig. Die ausschlüpfenden Jungen heften sich an Rücken und Seiten des Männchens und werden von diesem tiefern Meeresteilen zugetragen. Das Fleisch des Männchens ist besonders in der Laichzeit genießbar.
chines. Wegmaß, s. Li. ^[= # Name des chines. Landmaßes, jetzt = 180 Tschang à 2 Pu (Schritt) = 442-443 m; auch ...]
die Mondgöttin der Italer, hatte in Rom [* 29] ein altes Heiligtum auf dem Aventin, wo sie als Monatsgöttin am letzten Tag des März, des ersten Monats im altrömischen Jahr, verehrt wurde, und als Noctiluca (»Leuchterin der Nacht«) einen Tempel [* 30] auf dem Palatin, der nachts erleuchtet war.
Wie Sol, war übrigens auch eine Schutzgottheit des Zirkus, und beide zusammen, er aufsteigend, sie niedersteigend, dienten als Bilder der Ewigkeit.
alchimistischer Name des Silbers. ^[= # (Argentum) Ag, Metall, findet sich gediegen, drahtförmig, moosartig, gestrickt (s. Tafel "M ...]
Alvaro de Luna, Graf von Gormas, kastil. Connétable und Großmeister von St. Jakob, natürlicher Sohn Don Alvaros de Luna, geb. 1388, kam 1408 an den kastilischen Hof [* 31] und wurde Günstling König Johanns II., allmächtiger Minister und 1423 Connétable; er erhöhte die königliche Gewalt und beförderte Künste und Wissenschaften, benutzte aber seine Macht auch zur Befriedigung seiner Habsucht und zu ungerechtem Nepotismus. Er ward durch Umtriebe der Granden zweimal exiliert, 1445 zum Befehlshaber der ganzen Kriegsmacht ernannt, fiel aber 1453 infolge der Ränke von Johanns zweiter Gemahlin, Isabella von Portugal, [* 32] in Ungnade und ward nach einem ungerechten, parteiischen Gerichtsverfahren zu Valladolid hingerichtet.
(lat.), s. v. w. Lunarium (s. d.). ^[= (neulat.), Apparat zur Anschaulichmachung der Bewegung des Mondes um die Erde, oft mit dem Tellurium ...]
L. (Mondviole), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 33] ein- oder mehrjährige, wenig behaarte Kräuter mit gestielten, herzförmigen Blättern, großen, violetten Blüten und sehr großen, ¶
gestielten, breit oblongen oder elliptischen, ganz flachen Schötchen. Zwei Arten: Lunaria annua (Lunaria biennis Mönch, Mondveilchen, Judassilberling), zweijährige Pflanze mit ästigem Stengel, [* 35] gestielten, oval-herzförmigen, stumpf gezahnten Blättern, rötlichen oder weißen Blüten, silberglänzenden Schötchen, in Gebirgswäldern Südeuropas, und Lunaria rediviva (Lunaria odorata Lam., Wintermondviole, Mondkraut, Silberblatt, Atlasblume), ausdauernd, mit einfachem Stengel, herzförmigen, spitzig gezahnten Blättern und violettroten, wohlriechenden Blüten, in schattigen Bergwäldern des südlichen und mittlern Europa. Früher waren die Samen, [* 36] welche wie Kressesamen (Lepidium) schmecken, offizinell. Beide Arten kommen als Zierpflanzen in Gärten vor.
(lat.), den Mond [* 37] betreffend, auf ihn bezüglich, zu ihm gehörig;
vgl. Sublunarisch.
(neulat.), Apparat zur Anschaulichmachung der Bewegung des Mondes um die Erde, oft mit dem Tellurium (s. d.) verbunden.
Vgl. Wittsack, Das Tellurium mit und seine Anwendung (2. Aufl., Berl. 1875);
Steinhauser, Erde und Mond und ihre Bewegung im Weltenraum (Weim. 1877).
silva (lat.), Wald im alten Germanien, [* 38] südwärts vom Hercynischen Wald, der jetzige Manhartsberg in Österreich. [* 39]
(neulat.), die Zeit, in welcher der Mond die ganze Reihe seiner Phasen durchmacht, oder auch die Reihe der Phasen selbst.
(lat.), vom Mond abhängig, mondsüchtig.
(lat.), s. v. w. Mondsüchtigkeit, s. Somnambulismus. ^[= (lat.), im engern Sinn das "Umherwandeln im Schlaf", das Schlafwandeln; dann das habituell ...]
(Luncheon, engl., spr. lönnsch, lönnsch'n), in England das um die Mittagszeit eingenommene Gabelfrühstück, in der Regel aus warmen und kalten Gerichten zusammengesetzt.
Vogel, s. Larventaucher. ^[= (Mormon Ill.), Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Alken (Alcidae ...]
Stadt im schwed. Län Malmöhus, an der jetzt unbedeutenden, ehemals aber schiffbaren Höjeå, 38 m ü. M., Station der Eisenbahn von Malmö [* 40] nach Stockholm [* 41] und der Linie Lund-Trelleborg. In der Mitte der Stadt ist der »Lundagård«, ein durch Tegnérs Lieder berühmt gewordener Spazierplatz, und der Tegnérplatz, geschmückt mit der 1858 errichteten bronzenen Statue des Dichters, der hier Professor war, geschieden von dem Lundagård durch die Sandgata, die auf den Helgonabacken (Anhöhe mit Parkanlage und schöner Aussicht) führt, und umgeben von der Domkirche romanischen Stils (geweiht 1145), den Gebäuden der Universität (Bibliothek mit 120,000 Bänden und 2000 Handschriften, zoologisches Museum u. a.) und dem Versammlungshaus aller hier studierenden »Nationen« (d. h. Landsmannschaften), einem schönen, im gotischen Stil aufgeführten, 1851 eingeweihten Gebäude. Lund zählt (1885) 14,835 Einw., welche einige Industrie (in Möbeln, Eisenguß, Schriftguß, Handschuhen) und Handel betreiben. Außer der Universität (1882 mit 803 Studierenden) besitzt es ein Gymnasium, 2 Banken, 3 Sparkassen und einen Hypothekenverein. - Lund wird schon in der ältesten Geschichte des Nordens als eine durch Schiffahrt und Handel mächtige Stadt erwähnt.
Noch größere Bedeutung erhielt es, als es 1060 der Sitz eines Bischofs und 1104 eines Erzbischofs wurde, der bis auf die Zeit der Reformation Ansprüche auf die Suprematie über die sämtlichen nordischen Prälaten machte. In diesen Zeiten war Lund die geistliche und gewissermaßen auch die weltliche Hauptstadt des dänischen Reichs (metropolis Daniae), dessen Könige sich hier auf der St. Liboriushöhe huldigen ließen; auch wußten die Erzbischöfe ihren Einfluß sowohl mit dem Willen des Königs als auch gegen denselben geltend zu machen.
Außer dem erwähnten Dom besaß Lund 21 Kirchen und 6 Klöster, alle reich ausgestattet. Nachdem erst der Zug Karls VIII. nach Schonen 1452 dem Wohlstand der Stadt einen schweren Stoß versetzt hatte, sank dieselbe durch die Reformation vollends in einen Zustand von Verfall und Bedeutungslosigkeit. Mit Ausnahme des Doms und der Klosterkirche St. Peders wurden die übrigen Kirchen niedergerissen, die Häuser verfielen, und die Plätze blieben unbebaut. In solchem Zustand wurde die Stadt 1658 nebst ganz Schonen an Schweden abgetreten, und die folgenden Kriegsjahre unter Karl XI. (Sieg der Schweden bei Lund im Dezember 1676 und Friede zwischen Schweden und Dänemark [* 42] und Karl XII. vollendeten ihren Verfall, aus welchem sie sich nur langsam wieder emporgearbeitet hat, besonders durch die 1668 hier gestiftete Universität.
großes Reich im innern Südafrika, [* 43] das sich zwischen 6-13° südl. Br. und zwischen 18-29° östl. L. v. Gr. über ein Areal von 345,000 qkm (6265 QM.) erstreckt, aber nur 2 Mill. Einw. enthalten soll. Es besteht aus den direkt dem Herrscher von Lunda unterstehenden Gebieten und dem Tributärstaat des Cazembe (s. d.). Das Gebiet wird vom Kassai und Lubilasch und dessen Zuflüssen durchzogen und ist meist eben und mit dichtem Gebüsch bedeckt. Die Einwohner sind zum größten Teil Kalunda (s. d.). Das Lundareich ist ein absoluter Lehnsstaat unter dem Muata Jamvo, dem die Lehnsfürsten Salz [* 44] und Kupfer, [* 45] Elfenbein, Flechtwaren, Sklaven und Tierfelle, Zeug und Pulver senden, und dem sie Heeresfolge leisten.
Neben dem Muata Jamvo steht als oberste Würdenträgerin die Lukokescha, ein unverheiratetes Weib. Beide müssen von einer der Hauptfrauen des letzten Muata Jamvo geboren sein und werden von den vier obersten Räten des Staats gewählt; sie müssen sich gegenseitig bestätigen, stellen also eine förmliche Verflechtung zweier Staaten und Staatsgewalten in einem Lande dar. Haupt- und Residenzstadt ist Mussumba (»Residenz«) in einer Ebene östlich vom Luisa, einem Nebenfluß des Lulua, mit 8-10,000 Einw. Sie wird nach dem Tod jedes Muata Jamvo an andrer Stelle immer von neuem aufgebaut; den größten Raum nehmen die in einer weiten Umzäunung (Kipanga) errichteten Wohnungen der beiden Herrscher und ihrer ersten Würdenträger ein.
Vgl. Pogge, Im Reich des Muata Jamwo (Berl. 1880);
Buchner, Das Reich des Muata Jamwo (in »Deutsche [* 46] Geographische Blätter«, Brem. 1883).
Flecken in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, [* 47] Kreis [* 48] Norderdithmarschen, auf einem Geestrücken innerhalb der Marsch, an der Linie Heide-Lunden der Holsteinischen Marschbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, besuchte Pferde- und Viehmärkte und (1885) 4064 Einw.
(tschech. Břeclava), Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Göding, an der Thaya und der Nordbahn, welche sich hier in zwei Arme (nach Brünn und Oderberg) teilt, und von welcher hier die Lundenburg-Grußbacher Bahn abzweigt, hat ein Bezirksgericht, ein fürstlich Liechtensteinisches Schloß, bedeutende Fabrikation von Rübenzucker, Bier und Malz, Spiritus [* 49] und Preßhefe, eine Kunstmühle, wichtige Märkte und (1880) 5681 Einw.
Egron Sellif, schwed. Maler und Schriftsteller, geb. zu Stockholm, kam 1835 auf die Kunstakademie, ging 1839 nach Paris, wo er bei Cogniet studierte, und 1841 nach Italien. [* 50] ¶
Schon in Rom, wo er bis 1849 blieb, gab er das Ölmalen auf und wandte sich der Aquarell- und Gouachemalerei zu. Von Italien begab er sich nach Spanien und von hier nach England. Die Königin Viktoria erteilte ihm zahlreiche Aufträge, deren erste Szenen aus Shakespeares Lustspielen zum Gegenstand hatten. Als 1858 der Krieg in Indien ausbrach, machte ihm ein Haus in Manchester [* 52] den Antrag, auf seine Kosten dahin zu gehen, um Zeichnungen aus dem Feldzug anzufertigen. Mit einer Mappe von 500 Bildern heimkehrend, veranstaltete er eine Ausstellung und ward infolgedessen einer von den »Dreißig« der Society of painters in water-colours. 1860 kehrte er nach Schweden zurück, besuchte später Ägypten [* 53] und Spanien sowie England zum zweitenmal.
Die beiden letztern Länder boten ihm die meisten Motive zu seinen Bildern, die sich beinahe alle in England befinden. Man rühmt seine große Herrschaft über die feinsten Nüancen der Farben, sein Geschick, rasch aufzufassen und mit wenigen Zügen die Wirkung von Farbe und Licht zu geben, namentlich das Charakteristische zu treffen, während die Zeichnung nicht überall korrekt ist. Ebenso groß wie sein Ruf als Aquarellist in England ist in Schweden der des geistreichen Reisebeschreibers. Seine Schilderungen von Italien, Spanien und Indien sind unter dem Titel: »En målares anteckningar« (Stockh. 1871-73, 3 Bde.) erschienen. Lundgren starb in Stockholm.
(franz., spr. löngdi), Montag. ^[= der "Tag des Mondes", entsprechend dem lateinischen Namen dies Lunae, woraus französisch ...]
(spr. lonndi), Granitinsel an der Mündung des Kanals von Bristol, 14 km von der Küste von Devonshire entfernt, 370 Hektar groß, mit Leuchtturm und 177 Einw.;
[* 51] ehemaliges Fürstentum im niedersächs. Kreis, gehörte seit Heinrich dem Löwen [* 55] dem Haus Braunschweig-Lüneburg und gab mehreren Linien dieses Hauses den Namen: Alt-Lüneburg 1235-1369; Mittel-Lüneburg 1373-1532 und Neu-Lüneburg seit 1546. Von letzterm stammt die Dynastie in Großbritannien [* 56] sowie die früher in Hannover [* 57] regierende ab. Seit 1705 ist Lüneburg mit Kalenberg vereinigt und bildet im wesentlichen den Regierungsbezirk Lüneburg der preußischen Provinz Hannover.
Vgl. Manecke, Topographisch-historische Beschreibung des Fürstentums Lüneburg (Celle [* 58] 1858, 2 Bde.);
v. Lenthe, Archiv für Geschichte und Verfassung des Fürstentums Lüneburg (das. 1854-63, 9 Bde.);
Mithoff, Kunstdenkmale etc. im Fürstentum Lüneburg (Hannov. 1876).
[* 51] Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz Hannover sowie des ehemaligen Fürstentums Lüneburg und Stadtkreis, an der schiffbaren Ilmenau, Knotenpunkt der Linien Lehrte-Harburg, Berlin-Buchholz und Buchen-Lüneburg der Preußischen Staatsbahn, 13 m ü. M., hat im Innern enge Straßen mit altertümlichen, schwerfällig gebauten Häusern, während die mit schönen Gärten gezierten Vorstädte ein freundliches Aussehen zeigen.
Die ehemaligen Festungswerke sind meist verschwunden. Unter den Plätzen sind der Markt und der sogen. Sand die schönsten. Lüneburg hat 4 Kirchen, darunter eine katholische. Die evangelischen, in den letzten Jahrzehnten sämtlich restauriert, sind: die Michaeliskirche (aus dem 15. Jahrh., mit den Begräbnisstätten der lüneburgischen Fürsten), die fünfschiffige Johanniskirche (die älteste, aus dem 14. Jahrh., im reinsten gotischen Stil ausgeführt, mit 113 m hohem Turm) [* 59] und die Nikolaikirche (gleichfalls aus dem 14. Jahrh., mit großartigem Mittelschiff).
Sonstige bemerkenswerte Gebäude sind: das am Marktplatz liegende altertümliche Rathaus mit in den letzten Jahren restaurierter Gerichtslaube (die Decken- und Wandgemälde sind von Münchener Künstlern wiederhergestellt), großem Fürstensaal, alten Bildnissen, Glasmalereien und Schnitzwerken etc. (von dem ehemals in demselben aufbewahrten Silbergerät [s. Lüneburger Silberschatz] [* 60] sind gute galvanoplastische Nachbildungen hier zurückbehalten worden); die großen Gebäude des ehemaligen Michaelisklosters (jetzt Seminar u. Landgericht); das alte Kaufhaus etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (4 Eskadrons Dragoner Nr. 16) 19,336 (darunter 499 Katholiken und 164 Juden). Lüneburg hat eine große, schon seit 906 benutzte Saline (jährliche Produktion 212,500 Doppelzentner Salz), mit Solbad verbunden, ein fiskalisches Gipswerk auf der westlichen Seite der Ilmenau in den bis 56 m ansteigenden Höhen (Schildstein, Kalk- und Zeltberg), ein Eisenwerk, Zement-, Tapeten- und Böttcherwarenfabrikation, eine Haartuchweberei und Roßhaarspinnerei, eine chemische Fabrik, eine Kunstmühle, ansehnliche Kunst- und Handelsgärtnerei, renommierten Weinhandel, Handel in Getreide, [* 61] Holz, [* 62] Heu, Stroh, Wolle, Wachs etc. Bekannt sind auch die Lüneburger Bricken (Neunaugen). ist Sitz einer Regierung, eines Landratsamtes für den Landkreis Lüneburg, eines Landgerichts, einer Berginspektion, eines Hauptsteueramtes, einer Oberförsterei, einer Handelskammer etc. und hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, einen Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg mit reichen Sammlungen, eine Strafanstalt etc. Zum Landgerichtsbezirk Lüneburg gehören die zwölf Amtsgerichte zu Bergen, [* 63] Bleckede, Celle, Dannenberg, Isenhagen, Lüchow, Lüneburg, Medingen, Neuhaus a. E., Soltau, Ülzen und Winsen a. L. - Der Ort war schon 795 vorhanden, erhielt aber erst Bedeutung, nachdem auf dem Kalkberg 904 das Benediktinerkloster des heil. Michael gegründet wurde. 1382 ward das Kloster in die Stadt verlegt.
Ganz besonders gewann Lüneburg durch die Zerstörung von Bardowiek (1189), indem ein großer Teil der Bewohner dieser Stadt sich in Lüneburg niederließ. 1247 erhielt Lüneburg Stadtrecht und trat später der Hansa bei; auch war es 1267-1369 die Residenz der ältern Lüneburger Linie. Kaiser Karl IV. belehnte 1370 die Herzöge von Sachsen [* 64] mit den lüneburgischen Landen; die Stadt, durch den Übermut des Herzogs Magnus von Braunschweig [* 65] gereizt, schloß sich ihnen 1371 an. In dem sich daraus entwickelnden Krieg war die Stadt selbst Schauplatz eines blutigen Kampfes, in dem die Braunschweiger geschlagen wurden.
Doch unterwarf sich Lüneburg nach dem Tode des Herzogs Magnus 1373 wieder den Welfen. 1530 bekannte sich Lüneburg zur Reformation, verlor im 16. Jahrh. den größten Teil seiner Freiheiten, wurde im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden unter Banér eingenommen, aber vom Herzog Georg wieder besetzt. 1655 wurde das Kloster des heil. Michael in eine Ritterschule umgewandelt. Wenn der Wohlstand der früher sehr reichen Stadt auch im 17. Jahrh. gelitten hatte, so blieb sie noch im Besitz der Salzwerke und erhob sich seit der Mitte des 19. Jahrh. zu neuer Blüte. [* 66] Bei Lüneburg lieferten die Verbündeten unter Dörnberg den Franzosen unter Morand ein siegreiches Gefecht.
Vgl. Volger, Führer durch die Stadt Lüneburg (Lüneb. 1876);
Derselbe, Urkundenbuch der Stadt Lüneburg (Han-
[* 51] ^[Abb.: Wappen [* 67] von Lüneburg.] ¶
nov. u. Lüneb. 1872-77, Bd. 1-3); »Altertümer der Stadt Lüneburg« (Lüneb. 1852-72, 6 Lfgn.).
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Hannover«) umfaßt 11,343, nach andern Angaben 11,517 qkm (206,01 QM.), hat (1885) 400,252 Einw. (darunter 393,068 Evangelische, 5446 Katholiken und 1038 Juden) und besteht aus den 16 Kreisen:
Kreise: | QKilometer | QMeilen | Einwohner | Einw. auf 1 QKil. |
---|---|---|---|---|
Bleckede | 576 | 10.46 | 21200 | 37 |
Burgdorf | 838 | 15.22 | 34121 | 41 |
Celle (Stadtkreis) | 23 | 0.42 | 18782 | - |
Celle (Landkreis) | 1553 | 28.21 | 29453 | 19 |
Dannenberg | 454 | 8.25 | 14433 | 32 |
Fallingbostel | 983 | 17.85 | 25444 | 26 |
Gifhorn | 804 | 14.42 | 29874 | 37 |
Harburg (Stadtkreis) | 3 | 0.05 | 22341 | - |
Harburg (Landkreis) | 797 | 14.48 | 36300 | 46 |
Isenhagen | 817 | 14.84 | 15858 | 19 |
Lüchow | 750 | 13.62 | 29899 | 40 |
Lüneburg (Stadtkreis) | 20 | 0.36 | 19336 | - |
Lüneburg (Landkreis) | 689 | 12.51 | 19758 | 29 |
Soltau | 903 | 16.40 | 15912 | 18 |
Ülzen | 1446 | 26.26 | 44156 | 31 |
Winsen a. d. L. | 687 | 12.48 | 23385 | 34 |
[* 60] Erbfolgekrieg, 1370-88 zwischen Braunschweig-Wolfenbüttel und Sachsen-Wittenberg um die Nachfolge in Braunschweig-Lüneburg, endete mit der Niederlage der sächsischen Herzöge (s. Braunschweig, S. 363).
[* 60] Heide, niedriger Landrücken im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, welcher sich zwischen der Aller und Elbe 90 km weit von SO. nach NW., von der Göhrde bis in die Gegend von Bremen [* 69] und Stade, [* 70] erstreckt. Ihr höchster Rücken zieht sich näher dem nordöstlichen Rand hin; seine Höhe wechselt zwischen 80 und 120 m und ist am bedeutendsten 12 km nördlich von Soltau bei Wilsede (171 m). Auf beiden Seiten ist der Abfall sanft, im S. kaum merklich von der Horizontallinie abweichend, im N. steiler; daher erscheint die hier, in der Ferne gesehen, als blauer Gebirgsstreif am Horizont, [* 71] von welchem die Flüsse [* 72] in tief eingeschnittenen Thälern herabkommen, im S. dagegen als eine endlose Ebene, durch welche die Flüsse zwischen sumpfigen Ufern und Torfmooren langsam zur Aller abfließen. Im Nordrand treten Muschelkalk und Gips [* 73] an zwei Stellen zu Tage. Im übrigen decken Sand-, Thon- und Mergellager in mächtiger Auflagerung das tiefer liegende feste Gestein.
Die ist keineswegs von steppenartiger Sterilität. Nirgends trifft das Auge auf kahle Hügel; selbst die trockensten Stellen sind mit Heidekraut bedeckt, und in reicher Fülle überwuchert die Heidelbeere den Boden. Wo aber hinreichende Feuchtigkeit eine mannigfaltigere Entwickelung der Vegetation möglich macht, finden sich Buchen- und Birkenwaldungen, und Eichengehölze umgeben insbesondere die Heidedörfer. Kiefernwälder und öde Sandstrecken finden sich nur an den sumpfigen Flußrändern der südlichen Abdachung.
Eine über die ganze Heide verbreitete Pflanze ist Arnica montana. Der Kultur und dem Baumwuchs stellt sich an vielen Punkten der sogen. Ortstein entgegen, eine vorzugsweise aus Quarzsand bestehende feste Bodenschicht, die nicht tief unter der Oberfläche liegt und weder Wasser noch Wurzeln durchläßt. Die Hauptprodukte der Heide sind Schafe [* 74] (Heidschnucken), Buchweizen und Honig. Das Heidekraut wird als Viehstreu abgehauen (Plaggenwirtschaft), nur selten noch abgebrannt, um für den Buchweizen den Boden zu gewinnen. Die Blüte des Buchweizens gibt neben der des Heidekrauts eine treffliche Nahrung für die Bienen ab. Außer Schafen und Honig bilden Heidel-, Preißel-, Erd- u. Wacholderbeeren Ausfuhrartikel. Eine Merkwürdigkeit der Heide sind die zahlreichen Hünengräber, die sich daselbst vorfinden. Die Eisenbahnen von Harburg [* 75] nach Hannover und von Stendal [* 76] nach Bremen durchschneiden die Heide. S. Karte »Hannover«.
[* 60] Silberschatz, das aus 37 Stücken bestehende Ratssilberzeug der Stadt Lüneburg, von welchem 36 Stücke für 660,000 Mk. von der preußischen Staatsregierung angekauft und dem Kunstgewerbemuseum überwiesen worden sind. Es ist meist Tafelgerät, welches bei feierlichen Gelegenheiten zur Ausschmückung der Tafel und des Kredenztisches benutzt wurde und von Lüneburger Familien oder städtischen Würdenträgern gestiftet worden war. Es besteht aus 18 Bechern und Pokalen (s. die Abbildung und Tafel »Goldschmiedekunst«, [* 77] Fig. 7), 11 Becken und Schalen, 2 Gußkannen in Gestalt von stehenden Löwen (s. die Abbildung), einer Schüssel zum Händewaschen, 2 Streulöffeln, einer Statue der Madonna mit dem Kind und einem Reliquienkästchen. Das Silber ist ganz oder teilweise vergoldet. Die Stücke gehören dem 15. und 16. Jahrh. an und sind teils im spätgotischen, teils im Renaissancestil gehalten. Es ist die reichste Sammlung dieser Art, die sich in Deutschland [* 78] erhalten hat.
Vgl. (Lessing) »Das Ratssilberzeug der Stadt Lüneburg« (Berl. 1874).
(spr. lünell, Muskat-Lunel), ein süßer, zu den sogen. Likörweinen gehöriger Muskatwein, welcher in der Umgegend der Stadt Lunel (s. d.) gewonnen wird.
Die feinste Sorte ist der Picardant. Er wird vielfach, ja meist gefälscht.
(spr. lünell), Stadt im franz. Departement Hérault, Arrondissement Montpellier, [* 79] am Vidourle, an der Eisenbahn Tarascon-Cette und dem Kanal [* 80] von Lunel, welcher mit den Kanälen des Etangs und d'Aigues-Mortes im Zusammenhang steht, hat ein Kommunalcollège und (1886) 6120 Einw. ist durch seine Muskatweine berühmt, welche jedoch nach den durch die Phylloxera angerichteten Verwüstungen im Handel unter der Bezeichnung »Muskat-Lunel« vielfach imitiert vorkommen.
Außerdem treibt Lunel Fabrikation von Absinth, Faßbinderei und Handel. ¶
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, [* 82] Landkreis Dortmund, [* 83] an der Mündung der Seseke in die Lippe [* 84] und der Dortmund-Enscheder Eisenbahn, 45 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, 2 Eisengießereien, Blechwaren- und Nägelfabrikation, Strumpfwirkerei, Dampfsägemühlen und (1885) 3907 meist kath. Einwohner. Lünen wurde 1340 vom Grafen Adolf II. von der Mark gegründet.
Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Neuschottland, an der Mahonbai, 1753 von Deutschen gegründet, hat Fischerei, [* 85] Seehandel und (1881) 1500 Einw. Einfuhr 1884-85: 134,921 Dollar, Ausfuhr 654,062 Doll.
[* 81] (franz. Lunette), Augen-, Fernglas, in der Mehrzahl (lunettes) s. v. w. Brille; [* 86] in der Baukunst [* 87] ein halbmond- oder halbkreisförmiges Feld unter einem Bogen [* 88] oder einer Stichkappe, über einem Fenster oder einer Thür, welches gewöhnlich mit Malereien geschmückt wird; im Befestigungswesen ein aus zwei Facen und zwei Flanken bestehendes Werk (s. Figur). Die Kehle bleibt ganz offen oder wird durch Palissaden, Kehlmauern etc. leicht geschlossen (über die Anwendung der vielgebrauchten Form s. Feldbefestigung [* 89] u. Festung). [* 90] Auch die Scheuklappe der Pferde [* 91] und bei Uhren [* 92] der zur Fassung des Uhrglases dienende Ring heißt L.
(Lüneville, Lunae villa), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Meurthe-et-Moselle (im ehemaligen Herzogtum Lothringen), am Zusammenfluß der Meurthe und Vezouse und an der Ostbahn, liegt in einer fruchtbaren Ebene und ist eine gut gebaute Stadt mit angenehmen Spaziergängen, einer schönen Kirche, St.-Jacques, mehreren andern Prachtgebäuden und einem schönen Hauptplatz mit prächtigem Springbrunnen. Das große, vom Herzog Leopold erbaute, vom König Stanislaus von Polen verschönerte Schloß (in welchem der deutsche Kaiser Franz I. geboren wurde) brannte wiederholt ab und dient jetzt teils als Kavalleriekaserne, teils als Standquartier des Divisionskommandanten. Die Stadt zählt (1886) 16,335 (als Gemeinde 20,500) Einw., welche bedeutende Handschuhfabrikation, Tüllstickerei, Wirkwaren-, Strohhut-, Fayence- und Spielwarenfabrikation, Baumwollspinnerei, Handel mit Getreide, Wein, Likören und Tabak [* 93] betreiben. Sie ist Sitz eines Tribunals und einer Ackerbaukammer, hat ein Kommunalcollège, eine Bibliothek und ein Museum. - Als der frühere König von Polen, Stanislaus Leszczynski, 1735 zum Besitz von Lothringen gelangte, wählte er Lunéville zu seiner Residenz.
Geschichtlich denkwürdig wurde die Stadt durch den Lüneviller Frieden, der daselbst zwischen dem Deutschen Reich und der französischen Republik auf der Grundlage des Friedens von Campo Formio abgeschlossen wurde. Nach demselben wurden Belgien [* 94] und das linke Rheinufer an Frankreich, Mailand [* 95] und Mantua [* 96] an die Cisalpinische Republik, Venedig [* 97] und das Gebiet bis an die Etsch, Istrien [* 98] und Dalmatien mit Cattaro an Österreich abgetreten. Für den Verlust ihrer Besitzungen auf dem linken Rheinufer sollten die betreffenden deutschen Reichsfürsten durch Säkularisation der geistlichen Stifter und Mediatisation der Reichsstädte entschädigt werden.
Landschaft im österreich. Herzogtum Salzburg, [* 99] umfaßt das Gebiet der obern Mur und fällt etwa mit der Bezirkshauptmannschaft Tamsweg zusammen.
Die Bewohner betreiben hauptsächlich Viehzucht und [* 100] Bergbau. [* 101]
[* 102] (Pulmo), das Organ zur Luftatmung bei den Wirbeltieren. Sie entsteht beim Embryo aus einer unpaaren Ausbuchtung des Darms, die allmählich in zwei Lappen auswächst und mit dem Anfang des Darms durch einen anfänglich kurzen, später sich verlängernden Kanal (Luftröhre) in Verbindung bleibt. Bei den Fischen wird sie durch die Schwimmblase (s. d.) vertreten, die in manchen Fällen auch zum Atmen dienen kann. Eine echte Lunge findet sich jedoch erst von den Amphibien ab, und zwar bei diesen noch im Verein mit Kiemen, vor.
Hier besteht sie ähnlich wie bei den Lurchfischen aus zwei einfachen, durch die Luftröhre mit Luft anfüllbaren Säcken, in deren Wandung sich zuführende Gefäße (Lungenarterien) für das der Atmung bedürftige Blut und abführende (Lungenvenen) für das mit Sauerstoff versehene Blut verzweigen. Zur Vergrößerung der Oberfläche dieser Säcke springen ferner auf der Innenseite netzförmig angeordnete Falten vor. Bei vielen Reptilien hingegen besteht diese schlauchförmige Lunge nicht mehr, sondern das Organ zerfällt in zahlreiche Abschnitte, von denen jeder durch einen Zweig der Luftröhre versorgt und selbständig gemacht wird. So verhält es sich auch bei den Säugetieren, wo diese Teilung in Lappen u. Läppchen außerordentlich weit gediehen ist.
Bei den Vögeln treten letztere miteinander wieder in Verbindung und stellen so ein schwammartiges Gewebe [* 103] dar. Zugleich verlängern sich bei ihnen die Lungen weit in den Körper zwischen die Eingeweide [* 104] hinein, haben aber an diesen Stellen nur eine einfache, nicht mehr auf das Atmen berechnete Wandung und dienen daher als Luftsäcke nur noch zur Erleichterung des Körpers für den Flug. In vielen Fällen dehnen sich diese Hohlräume sogar in die Knochen [* 105] aus. (Über die sogen. Lunge der Lungenschnecken, Spinnentiere [* 106] und Seegurken s. die betreffenden Artikel.)
Die Lunge des Menschen (s. Tafel »Eingeweide I«) besteht aus zwei seitlichen Hälften (weshalb man auch von »den Lungen« spricht), welche in dem von den Rippen umschlossenen Brustraum liegen und das Herz zwischen sich aufnehmen. Sie sind nicht ganz symmetrisch gebaut, denn einmal zeigt die linke Lunge an ihrer Innenfläche eine größere Ausbuchtung zur Bergung des Herzens, dann zerfällt die rechte in drei, die linke in nur zwei größere Abteilungen, sogen. Lungenlappen. Das Volumen der rechten ist ungefähr um ein Zehntel größer als das der linken und beträgt im ganzen bei Luftleere 800-1200, bei stärkster Anfüllung mit Luft dagegen bis 9500 ccm. Die Oberfläche der ist mit dem glatten, dünnen, durchsichtigen Lungenfell (pleura pulmonalis) überzogen, das einen Teil des Brustfelles (s. d.) bildet.
Das Gewebe der ist weich, knistert beim Druck und läßt beim Durchschneiden schaumiges, mit Luftbläschen gemengtes Blut austreten. Junge, gesunde Lungen haben eine rote Farbe und ein gleichmäßiges Ansehen; bei alten Leuten sind sie dagegen mehr oder weniger reichlich mit schwarzen, stecknadelkopf- bis linsengroßen Flecken durchsetzt und erscheinen daher rotgrau bis schwärzlich. Das absolute Gewicht der Lunge bei mäßiger Füllung mit Blut beträgt 1-1,7 kg. Wenn sie mit Luft erfüllt ist, so ist ihr spezifisches Gewicht geringer als das des Wassers (0,34-0,74), sonst großer (1,04-1,06); frische Lungen von Embryonen der totgebornen Kindern sinken daher, weil sie keine Luft enthalten, im Wasser zu Boden (s. Lungenprobe). In zahlreichen Krankheitszuständen sind größere oder kleinere Partien der Lunge vollständig luftleer.