Diluvium,
[* 4] welches fast überall auch die ältern Schichten stellenweise bis 120 m bedeckt. Das silurische System ist durch
die obern und mittlern Schichten dieser Formation vertreten und besteht aus Dolomit, Mergel, Kalk- und Sandstein. Das Devon
[* 5] tritt
in drei ganz gesonderten Schichten auf, deren unterste durch zahlreiche Höhlenbildungen bemerkenswert ist.
Erratische Blöcke finden sich über das ganze Land zerstreut, selbst auf den höchsten Punkten, wie auf dem Munna Mäggi.
Der Boden ist wenig fruchtbar, am Strand sandig, sonst meist lehmig; doch werden durch rationelle Bewirtschaftung und künstliche
Drainage
[* 6] gute Ernten erzielt. Das Klima
[* 7] ist rauh, die Niederungen werden von starken Nebeln heimgesucht; charakteristisch
ist die Unbeständigkeit der Windrichtung. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Dorpat
[* 8] 4°, in Riga
[* 9] 6° C. An Wäldern
ist Livland reich; bedeutende, mehrere tausend QKilometer umfassende Waldungen finden sich namentlich am Strand zwischen der Pernau
und der Aa, ebenso an der Ewst. Vorherrschend ist Nadelwald (Tanne
[* 10] und Kiefer); weniger häufig finden sich
Birken-, Erlen- und Eichenwälder. Das Mineralreich liefert Lehm, Gips,
[* 11] Kalk, Torf, Sumpfeisen und Schwefelquellen (Kemmern). Das
Tierreich ist vertreten durch Bären, Wölfe, Füchse, Hasen, Seehunde, Dachse, Rehe; seltener sind Elentiere und Luchse, zahlreich
dagegen Hühnerwild sowie Sumpf- und Wasservögel.
Livland hat (1882) 1,173,951 Einw. (25
pro QKilometer), die sich zusammensetzen aus 81,6 Proz. Protestanten, 13,4 Proz. Griechisch-Katholischen, 2,4
Proz. Juden, 1 Proz. Römisch-Katholischen. Der Rest kommt auf Armenier, russische Sekten und Konfessionslose. Nach der Nationalität
zerfällt die Bevölkerung
[* 12] in 42,72 Proz. Letten, 41,49 Proz. Esthen, 7,87 Proz. Deutsche,
[* 13] 4,71
Proz. Russen, 2,14 Proz. Juden, 0,51 Proz. Polen; der Rest kommt auf Zigeuner etc. Das Areal zerfällt in
ungefähr 18,5 Proz. Ackerland, 24,4 Proz.
Wald, 41,5 Proz. Wiesen und Weideland, 15,6 Proz. Unland etc.
Der Ackerbau bildet die Hauptbeschäftigung der Einwohner.
die Landseen, namentlich der Peipus, Snitky (Löffelstint, Salmo eperlanus), eine beliebte Fastenspeise
der Russen, Räpuschky (Maräne) und Korjuschky (Stint);
die Flüsse
[* 20] ausgezeichnete Lachse. In industrieller Hinsicht nimmt einen
hervorragenden Platz unter den Gouvernements des russischen Reichs ein.
Livland, von den ursprünglichen Bewohnern und Beherrschern des Landes, den Liven (s. d.), einem esthnischen Volksstamm,
so genannt, ward seit dem 9. Jahrh. in seinem östlichen Teil von den
Letten eingenommen, aber, obwohl die Dänen und Schweden
[* 38] die Ostseeländer schon im 11. Jahrh. kannten, für das übrige Europa
[* 39] erst durch Bremer Kaufleute bekannt, die, auf ihrer Fahrt nach Wisby an die livländische Küste verschlagen, bei der Mündung
der Düna landeten (1159). Sie knüpften mit den Eingebornen Handelsverkehr an, rückten die Düna hinauf,
und hier errichtete 1186 einMönch, Meinhard, eine Kirche zu Ykeskola, woran sich bald eine Burg schloß. Der Papst ernannte
Meinhard 1188 zum BischofLivlands; doch schritt die Bekehrung der Liven langsam vor und gelang erst dem BischofAlbert (1199-1229,
s. Albert 3), der 1201 Riga gründete. Um die Herrschaft der infolge mehrerer Kreuzzüge eingewanderten
Deutschen über Livland zu sichern, stiftete der Bischof 1202 mit GenehmigungInnocenz' III. den Orden
[* 40] der »Brüder¶
mehr
der RitterschaftChristi«, der nachmaligen Schwertritter, und trat ihm ein Drittel des eroberten ab (1207). Während dem Bischof
die Oberherrlichkeit über den Orden vom Papst zugesichert wurde, ließ sich jener (im Winter 1205-1206) vom deutschen König
Philipp mit Livland belehnen; somit wurde dies ein Teil des DeutschenReichs. Nach jahrelangen blutigen Kämpfen
gelang 1224 die EroberungEsthlands, dessen nördlicher Teil jedoch den Dänen überlassen werden mußte.
Die Macht des Schwertritterordens wurde 1237 durch Vereinigung mit dem mächtigen DeutschenOrden erheblich vermehrt; fortan
wurde für ein Landmeister gewählt, HermannBalk als der erste. Unter KaiserFriedrich II. (1232) wurde
der Orden reichsunmittelbar und erhielt nach heftigen Kämpfen mit Russen, Kuren und Litauern 1245 Kurland und Litauen sowie ein
Drittel von Semgallen von Friedrich II. zu Lehen, während der Rest dem Bischof von Riga zufiel. Doch konnte Litauen nicht erobert
werden, errang vielmehr das Übergewicht, während durch den Verfall des Deutschordens und innere Streitigkeiten
Livlands Macht sich erheblich verminderte.
Fortan ward Livland nebst Esthland Zankapfel zwischen Polen, Schweden und Rußland. 1660 verband der Friede von Oliva Livland mit Esthland
als schwedische Provinz, eine Zeitlang zum Nutzen Livlands; denn Schweden schuf ein protestantisches Kirchen- und Schulwesen und
organisierte die Gerichtshöfe und Behörden. Später achtete es die provinziellen Eigentümlichkeiten
weniger und hob 1694 die Landesverfassung auf. Seine Bemühungen, mit HilfePolens, dann Rußlands Livland von der schwedischen
Herrschaft zu befreien, mußte der vielgewandte Patkul mit einem schrecklichen Tod büßen (1707); schließlich kam durch den
NystaderFrieden 1721 Livland mit Esthland dennoch an Rußland, das die provinzielle Selbständigkeit Livlands,
namentlich die der lutherischen Landeskirche, im Besitzergreifungspatent zu erhalten versprach.
Auch Alexander II. bestätigte 1856 die Adelsprivilegien Livlands. Die Lage des Bauernstandes wurde 1819 durch Aufhebung der
Leibeigenschaft und noch mehr 1849 verbessert. Auch in Livland wurde 1835 das russische Gesetzbuch eingeführt und
die russische Sprache als Amtssprache bevorzugt, aber die deutsche nicht unterdrückt. Nur in kirchlicher Beziehung traten
die russischen Behörden schroffer auf, verleiteten 1845-48 etwa 140,000 Menschen aus dem Bauernstand zum Übertritt zur orthodoxen
Kirche und wollten die Zurücknahme dieses übereilten Schrittes nicht dulden.
In den letzten ZeitenAlexanders II. und noch mehr nach dessen Tod (1881) wurden aber die Sonderrechte der
Ostseeprovinzen von den Russen nicht mehr anerkannt. Dieselben sollten dem russischen Gesetz unterworfen und völlig mit Rußland
verschmolzen werden. Den Widerstand der deutschen Behörden suchte man durch Aufreizung der lettischen und
esthnischen Bevölkerung
zu brechen. Besonders die Revision der Zustände in den Provinzen durch den Senator Manassein 1884 hatte
diesen Zweck.
Die russische Sprache wurde zur alleinigen Amtssprache auch bei den Gemeinden erklärt und in den Schulen, sowohl den Elementarschulen
wie den Gymnasien und Realschulen (1887), als Unterrichtssprache eingeführt und das Land mit russischen Beamten
überschwemmt. Seit 1883 begannen auch die russischen Popen das Landvolk wieder zu Massenübertritten
zur orthodoxen Kirche zu verleiten, und wenn ein lutherischer Pfarrer einen reuigen Bauer wieder in seine Kirche zuließ, wurde
er verbannt. Während der Bau griechischer Kirchen von Staats wegen begünstigt wurde, nahm die Regierung das ganze Vermögen
der lutherischen Landeskirche in ihre Verwaltung. AllePetitionen Einzelner und der Landtage dagegen wurden
vom Kaiser abgewiesen.
(engl. Leghorn), die kleinste der ital. Provinzen, in der LandschaftToscana, besteht nur aus dem Stadtkreis und
der InselElba (s. d.) nebst mehreren kleinern Eilanden und zählt
(1881) auf 326 qkm (nach Strelbitsky 343 qkm oder 6,2 QM.)
121,612 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an flacher, landeinwärts künstlich trocken
gelegter Küste des MittelländischenMeers, ist gegen die See- wie gegen die Landseite durch mehrere Forts, Bastionen und Batterien
geschützt und bildet einen der wichtigsten Hafen- und Handelsplätze Italiens,
[* 48] welcher sich als künstlicher,
weitab von den Anschwemmungen des Arno und Serchio angelegter Hafen, nachdem Pisa
[* 49] seine Bedeutung als Handelsstadt verloren hatte,
immer mehr entwickelte und als Freihafen durch Herbeirufung von Menschen aller Nationen und Konfessionen
[* 50] rasch bevölkerte. Livórno hat
trefflich gepflasterte Straßen, von welchen die breite Via¶
mehr
Vittorio Emmanuele die ältere Stadt der Quere nach durchzieht und mit den Hauptverkaufsläden geschmückt ist, große
Plätze (darunter der Hauptplatz: PiazzaVittorio Emmanuele) und hohe, bis fünfstöckige, geräumige Häuser; doch fehlt Livórno ebensowohl
die Nationalphysiognomie, wie es an nationalen Kunstleistungen Mangel hat. Bemerkenswert sind unter den Bauwerken: der Dom
(aus dem 17. Jahrh.), außer welchem die Stadt noch 23 Kirchen (darunter eine deutsche protestantische,
eine englische, eine schottische, eine griechisch-unierte und eine schismatische, eine armen.
Kirche und eine große schöne Synagoge von 1603) besitzt;
ferner der ehemalige großherzogliche Palast (von 1605), das Stadthaus
(1720), die Börse, die Präfektur, die Hauptwache, der Palast Larderel (mit Gemäldesammlung).
Von Denkmälern
sind die Marmorstatue des GroßherzogsFerdinand I. am Hafen, die Standbilder Ferdinands III. und Leopolds II. an der Piazza Carlo
Alberto, das Denkmal Cavours und die Statue des zu Livórno gebornen Politikers und Schriftstellers Guerrazzi zu erwähnen. Interessant
ist der nordwestliche Teil der Stadt, »Neu-Venedig«
genannt, welcher von zahlreichen Kanälen durchschnitten und, wie die übrige Stadt, durch eine 1792 angelegte Wasserleitung
[* 52] mit gutem Trinkwasser versehen ist, das von Colognolo aus den Bergen
[* 53] 30 km weit herbeigeführt wird. Erwähnung verdienen
endlich die Schwefelquellen mit Badeanstalt
[* 54] und die Seebäder von Livórno. Die Bevölkerung beträgt (1881) 78,998,
mit Einschluß der Vororte 89,980 Seelen, darunter etwa ein Fünftel Juden.
Der Hafen besteht aus dem innern, von den Mediceern angelegten Bassin, Porto vecchio, welches durch einen 525 m langen, mit
einer Batterie endigenden Damm abgeschlossen wird, und dem 1854 hinzugefügten äußern Hafen, Porto nuovo, welcher durch einen
bogenförmig vorgelegten Wellenbrecher mit zwei Leuchttürmen geschützt wird und 8-10 m tief ist. Auf
einer Felseninsel in diesem Vorhafen erhebt sich der alte, 1303 errichtete Leuchtturm. Der alte Hafen enthält Schiffswerften
und zwei Arsenale; außerhalb des Hafens befinden sich an der Meeresküste zwei Lazarette.
Die Eisenbahnverbindungen Livornos über Pisa einerseits nach Florenz
[* 55] und Bologna, anderseits nach Genua
[* 56] sowie an der Küste nach Rom und
[* 57] Süditalien,
[* 58] regelmäßige Dampfschiffsverbindungen mit Civitavecchia, Neapel,
[* 59] Genua und Marseille
[* 60] täglich, dann mit andern italienischen Häfen, mit Malta und der Levante, mit englischen und nordamerikanischen Häfen beleben
den Handel. In Livórno sind viele jüdische, türkische, griechische, überhaupt fremde Handelshäuser
etabliert, zu deren Schutze zahlreiche Konsulate hier ihren Sitz haben.
Dem städtischen Verkehr dient ein Tramway. Im Hafen sind 1885 im internationalen Verkehr 636 beladene Schiffe
[* 61] mit 297,729 Ton.
ein- und 431 Schiffe mit 181,030 T. ausgelaufen. Auf den Verkehr mit italienischen Häfen kamen 3394 ein- und 2696 ausgelaufene
Fahrzeuge mit 1,041,412, resp. 1,021,297 T. Der Gesamtverkehr bezifferte
sich sonach auf 7157 Schiffe und 2,541,468 T., mit welchen Ziffern Livórno unter den Häfen Italiens nur Genua und Neapel nachsteht.
Auf den Dampfschiffahrtsverkehr kamen 3653 Schiffe und 2,357,217 T. Nächst der italienischen Flagge behaupteten die englische
und französische Flagge den Vorrang.
Sehr reich ist Livórno an Humanitäts- u. Wohlthätigkeitsanstalten, von denen die zwei Lazarette außerhalb der Stadt, an der Küste,
das große vereinigte königliche Spital (1622 gegründet) samt Findelanstalt, das Waisenhaus für beide
Geschlechter, das 1844 gestiftete Arbeitshaus (Pia casa di Sant' Andrea), der seit 1597 bestehende Israelitische Unterstützungsverein
die bedeutendsten sind. An wissenschaftlichen Anstalten bestehen ein bischöfliches Seminar, ein königliches Lyceum, ein Gymnasium,
ein Institut für die Handelsmarine, eine technische Gemeindeschule, eine höhere Rabbinatschule sowie eine 1816 gegründete
wissenschaftliche Akademie (Accademia Labronica) mit einer ansehnlichen Bibliothek (40,000 Bände). ist
der Sitz eines Präfekten, Bischofs, Zivil- und Korrektionstribunals, einer Finanzintendanz, eines Generalkommandos, einer Handels- undGewerbekammer, Zollinspektion und eines Hauptzollamts sowie eines deutschen Konsuls. In der Nähe der Stadt liegt der MonteNero,
mit schönen Villen der Livorneser und der Wallfahrtskirche Madonna di MonteNero. - Livórno steht an der Stelle
des Portus Herculis oder PortusLiburnus der Alten.
Gegen Ende des 13. Jahrh. war es noch ein offener Flecken von geringer Bedeutung; erst seit der Zerstörung des Hafens von
Pisa fing es an sich zu heben, besonders nachdem es 1421 an Florenz gekommen. Alessandro de' Medici befestigte
die Stadt und baute die Citadelle; Cosimo I. erklärte den Hafen für einen Freihafen (den ersten im Mittelmeer). Namentlich seit
Ferdinand I., der Livórno 1606 zur Stadt erhob und zum Zufluchtsort aller Verfolgten (Juden, Protestanten etc.) machte, gelangte
es nach und nach zu großem Wohlstand, der nur im Revolutionskrieg und 1804 durch das gelbe Fieber vorübergehend
gestört wurde.
(franz., spr. lihwr, lat.
Libra gallica), franz. Silbermünze, insofern altgallischen Ursprungs, als sie die zu 20 Solidi
berechnete Libra gallica ist. Es gingen auf die Livre 20 Sous (zu 12 Deniers). Einheit des französischen Rechnungs-
und Münzwesens war bis 1795 die Livre tournois (Livre von Tours),
[* 68] die dann durch den Frank verdrängt ward (80 Fr. = 81 Livres tournois).
Auf die kölnische Mark fein Silber gingen 54 Livres tournois, daher eine solche Livre = 0,7778 Mk. Die
früher in Paris
[* 69] geprägte Livre parisis war = 1¼ Livre tournois. ist auch der französische
Name des Gewichtspfundes. Vom alten französischen Markgewicht (poids de marc) hatte die Livre oder das Pfund 2 Marcs = 489,506
g. Bis 1839 führte das halbe Kilogramm den Namen Livre usuelle. Livre Sterling, s. v. w. Pfund Sterling.
¶
(franz.), in Frankreich ursprünglich die uniformierten Kleidungsstücke, welche ehemals die Könige und Prinzen
bei feierlichen Gelegenheiten an alle Personen ihres Gefolges unentgeltlich lieferten (livrer).
Als die Gewohnheit später abkam,
blieb der Name Livrée für die Kleidung der Dienerschaft.
Volksbezeichnung für die großen bei Pressigny le Grand zwischen Tours und Poitiers in Frankreich gefundenen,
zum Teil honiggelben Feuersteinkerne, von denen die spanförmigen sogen. prismatischen Messer
[* 71] abgeschlagen sind.
Kreisstadt im russ. GouvernementOrel, an der Mündung der Liwinka in die Sosna, mit der Bahnlinie Orel-Grjasi
durch eine schmalspurige Zweigbahn verbunden, hat 8 Kirchen, ein Realgymnasium, eine Stadtbank, bedeutenden Handel mit Getreide
und Mehl, Hanf und Vieh und (1883) 25,026 Einw. Liwny, 1586 gegründet,
war ehedem ein strategisch wichtiger Ort, der viel von den Überfällen der Tataren zu leiden hatte.
(Lixurion), Stadt auf der griech. InselKephalonia, auf der Halbinsel Paliki, mit Hafen, lebhaftem Handel, Haarteppich-
und Baumwollzeugfabrikation und (1879) 5818 Einw.
in frühern Zeiten bei den Universitäten derjenige Bakkalaureus, der die venia legendi, das Recht, Vorlesungen
zu halten, erlangt hatte. Gegenwärtig bestehen Lizentiaten nur noch bei der theologischen Fakultät, bei welcher zum Erlangen
[* 72] des Rechts zur Abhaltung von Vorlesungen nicht wie bei den andern Fakultäten die Promotion (Erlangung der Doktorwürde) verlangt
wird, sondern bei welcher hierzu das Bestehen des Lizentiatenexamens genügt. Der Titel »Lizentiat der Theologie«
wird auch von der Fakultät an verdiente Geistliche als Auszeichnung verliehen.
Noch jetzt wird der Erlaubnisschein, welchen Militärpersonen zur Eingehung einer Ehe beizubringen haben,
Lizenzschein genannt. Auch nennt man Lizénz (Lizenzsteuer) die in England und Frankreich übliche Abgabe, welche für den Betrieb
eines nicht freien Gewerbes zu entrichten ist (Droit de licence, engl. License). In Preußen ist eine Lizenzsteuer für Schenkwirtschaften
und für den Kleinhandel mit Spirituosen wiederholt beantragt, aber bis jetzt noch nicht eingeführt worden.
Im Patentwesen heißt
Lizénz die vom Patentinhaber andern gegen Entschädigung erteilte Erlaubnis, seine Erfindung auszunutzen;
Lizenzzwang, der Zwang, eine solche Ausnutzung andern zu überlassen (s. Patent).
Kreisstadt im russ. GouvernementJaroslaw, an der Obnora und Utscha, mit 4 Kirchen und (1883) 3182 Einw. Ljubim wurde 1546 als
Grenzfestung gegen die Überfälle der Tataren angelegt.
Seit 1865 ist er Mitglied der schwedischen Akademie. Außer den genannten Schriften erschienen von ihm: »Svenska dramat intill
slutet af sjuttonde århundradet«, Studien über das mittelalterliche Drama (Lund 1864);
»Svenska vitterhetens
häfder efter Gustaf III. död«, ein umfangreiches Werk über die schöne Litteratur der Schweden seit Gustav III. (das. 1873-81, 3 Bde.);
»Smärre skrifter«, eine Sammlung von Aufsätzen (1872-80, 3 Bde.);
»Svenska akademiens historia« (1886, 2 Bde.)
u. a. ist ein gründlicher Kenner der deutschen Ästhetik, die er für die schwedische Kunst- und Litteraturgeschichte fruchtbringend
zu machen wußte, und verbindet mit tiefer Gelehrsamkeit eine klare und elegante Form der Darstellung.
(spr. länn-), Stadt in Glamorganshire (Wales), 3 km von Cardiff, am Taff, Bischofsitz (seit
dem 5. Jahrh.), mit schöner, 1861 restaurierter Kathedrale und (1881) 1900 Einw.
(spr. län-), Hafenstadt in Carmarthenshire (Wales), am Burry genannten Ästuar des Lougher, hat Docks für große
Seeschiffe, Kupfer- und Eisenhütten, Weißblechfabriken und (1881) 19,655 Einw.
Einfuhr 1886: 88,550 Pfd. Sterl., Ausfuhr 53,428 Pfd. Sterl.
In der Umgegend Kohlengruben.
(spr. lännĭdlös), Stadt in Montgomeryshire (Nordwales), am obern Severn, mit sehr alter Kirche, Flanellfabrikation
und (1881) 3421 Einw. In der Nähe Bleigruben.
estacādo (spr. ljāno, engl. Staked Plain), wüstes
Sandsteinplateau im W. des nordamerikan. StaatsTexas, 1000-1400 m hoch, mit steilen Abfällen nach S. und
N. zum Rio
[* 77] Pecos und Canadian River und sanftern gegen W. und S. SeinenNamen verdankt es den Stakes (Pfählen), durch welche die
wenigen »Wasserlöcher« auf ihm von der Ferne kennbar gemacht wurden.
die großen Ebenen im nördlichen Teil Südamerikas, welche sich in
Bogenform vom Delta
[* 78] des Orinoko bis zum Yupura (Nebenfluß des Marañon) auf einer Strecke von 2100 km, bei einer von 300-500
km wechselnden Breite,
[* 79] hinziehen und einen Flächenraum von ca. 881,000 qkm (16,000 QM.) einnehmen. Die Llanos sind wahre Steppen,
mit losem Sand oder auch mit einer Thonschicht bedeckt, und gleichen zur Zeit der großen Trockenheit,
die vom Dezember bis April dauert, einer Wüste. Die Pflanzen zerfallen alsdann in Staub; die Erde bekommt Spalten und Risse, und
nur an den Ufern der Flüsse und Bäche erhält sich einige Vegetation.
Die Regenzeit hindurch sind diese Ebenen dagegen weithin mit dem üppigsten, zuweilen mannshohen Graswuchs
bedeckt. Diese Regenzeit beginnt in den Llanos Anfang oder Ende April; die Hitze nimmt während derselben bedeutend zu und steigt
im Juli im Schatten
[* 80] auf 38-41° C. AlleFlüsse treten jetzt aus ihren Ufern, und Landstrecken von 22,000 qkm (400 QM.) Flächenraum
werden in einen einzigen großen See verwandelt, in welchem das Wasser 4-4½ m hoch steht, während die
Dörfer und Meiereien auf den höher gelegenen Punkten sich nur 1 m über die Wasserfläche erheben.
Besonders wichtig sind die sogen. Esteros.
Es sind dies ausgedehnte, namentlich an den Ufern der großen Ströme gelegene Savannen,
welche während des ganzen Jahrs, auch zur Zeit der größten Trockenheit, frische Weidegräser erzeugen
und daher für die Bewohner der Llanos von unschätzbarem Wert sind. Nach ihnen werden die Herden hingetrieben, wenn in der trocknen
Jahreszeit die Grasdecke in den höher gelegenen Llanos (namentlich den an die Gebirge angrenzenden Llanos albos) zu Staub
zerfällt.
Die Baumlosigkeit der ist gegenwärtig bei weitem nicht mehr in dem Maß vorhanden wie zur Zeit von HumboldtsReisen. Der »Ozean
von Gras« beginnt sich gegenwärtig mehr und mehr zu bewalden, eine Folge nicht etwa klimatischer Veränderungen, sondern der
durch die Revolutionskriege herbeigeführten Verminderung des Herdenbestandes. Während in frühern Zeiten
durch die zahllosen weidenden Rinder
[* 81] die jungen Keime und Triebe baumartiger Pflanzen abgefressen und niedergetreten wurden,
können sie sich jetzt in der vereinsamten Steppe ungehindert entwickeln.
Die Llanos bieten eine vollkommen ebene Oberfläche dar, mit Ausnahme einiger Stellen, wo sich Plateaus von höchstens 100-120
m relativer Höhe (Mesas) erheben, welche die kaum bemerkbare Wasserscheide zwischen den Nebenflüssen des
Orinoko und den in das Antillenmeer sich ergießenden Flüssen bilden. In der Nähe der begrenzenden Gebirge im N. und W. liegen
die Llanos nur ungefähr 100 m hoch über dem Meer und senken sich von da größtenteils unmerklich gegen den
Orinoko.
Die Ebenen rechts vom Orinoko werden als Sabanas von den eigentlichen Llanos unterschieden. Der Fall der Gewässer ist daher ausnehmend
gering, öfters beinahe unmerklich, und der schwächste Wind oder der höhere Wasserstand des Orinoko kann das Wasser der in
denselben laufenden Flüsse rückwärts drängen. Die in der Nähe des Äquators gelegenen Llanos haben in der
heißen Jahreszeit eine wahrhaft glühende Atmosphäre. Sie sind von großen Viehherden bevölkert, die den Reichtum der wenigen
Bewohner (Llanēros) ausmachen, welche, meistens Mischlinge verschiedener Rassen, hier nur erst den Anfang einer Bevölkerung
bilden und ein kühner, abgehärteter Menschenschlag, dabei die gewandtesten Reiter sind.
Bei der Aufsicht über ihre Herden, die fast im Zustand der Wildheit weiden, führen sie eine rein nomadische
Lebensart. In dem südlich vom RioMeta gelegenen Teil wohnen unabhängige Indianer, die den Stämmen der Guahibo, Guamo und Otomaco
angehören. Handel und Gewerbe werden nur in den wenigen kleinen Städten, wie Calabozo und San Fernando,
getrieben. Die zur Kultur des Zuckerrohrs, der Baumwolle
[* 82] und des Tabaks geeigneten Uferlandschaften der Flüsse beginnen erst
neuerdings ausgebeutet zu werden.
(spr. ljánnki-hūe),Provinz der südamerikan. RepublikChile,
[* 83] 18,193 qkm (330,4 QM.) groß, umfaßt den
überwiegend ebenen Raum zwischen den Kordilleren im O. und dem Küstengebirge im W., in welchem sich der See Llanquihue (585 qkm, 43 m ü. M.)
am Fuß der Vulkane
[* 84] von Osorno (2257 m) und Calbuco ausbreitet. ist gut bewässert und besitzt in Puerto Montt
im Golf von Reloncavi einen schönen Hafen. Das Klima ist feucht und gesund; es begünstigt den Bau derCerealien, und die Urwälder
von Llanquihue gehören zu den großartigsten von ganz Chile. Die Bevölkerung beträgt (1882) 57,033 Seelen; ihre
¶