»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung« und
Bezzenbergers »Beiträge zur
Kunde der indogermanischen
Sprachen«. Wörterbücher
lieferten Nesselmann
(Königsberg
[* 2] 1851) und Kurschat
(Halle
[* 3] 1872-74, 2 Bde.),
eine
Grammatik (das. 1876) ebenfalls Kurschat,
von dem bereits früher »Beiträge zur
Kunde der litauischen
Sprache«
[* 4] (Königsb. 1843 u. Berl.
1849) erschienen waren; »Beiträge zur Geschichte der litauischen
Sprache« gab
Bezzenberger
(Götting. 1877),
ein übersichtliches
»Litauisches Elementarbuch« J. Völkel (Heidelb. 1879) heraus.
Im J. 1879 bildete sich in
Tilsit
[* 5] eine Litauische litterarische
Gesellschaft, die in ihren »Mitteilungen« die interessanten
Überreste des gegen die
Deutschen,
Russen und
Polen stetig an
Boden verlierenden litauischen
Sprach- und Volkstums in möglichster
Vollständigkeit zu sammeln bestrebt ist. Die Litteratur des Litauischen ist äußerst unbedeutend, indem das einzige größere
selbständige Werk in litauischer
Sprache das Gedicht »Die
Jahreszeiten«
[* 6] ist, das von dem Dichter
Donalitius (Donaleitis) aus
dem 18. Jahrh. herrührt und von Rhesa (1818), von
Schleicher (Petersb. 1865) und Nesselmann (Königsb.
1868) herausgegeben wurde.
Außerdem gibt es nur
Gebetbücher u. dgl., die ältesten aus dem 16. Jahrh.,
und eine litauische
Bibelübersetzung des 17. Jahrh., die aber noch nicht wieder aufgefunden ist. »Litauische
Märchen,
Rätsel und
Lieder« gab
Schleicher heraus (Weim. 1857); andre Sammlungen von Volksliedern veröffentlichten Rhesa
(»Dainos«,
neue Aufl. von Kurschat, Berl. 1843),
Brugmann und
Leskien (»Litauische
Lieder und
Märchen«, Straßb. 1882) und
Chr.
Bartsch (»Dainu Balsai«,
Melodien litauischer
Volkslieder mit Textübersetzung etc., Heidelb. 1887). Über
litauische
Mythologie handelte
Schleicher in seinen »Lituanica« (Abhandlungen der
WienerAkademie 1854) u.
Bezzenberger in »Litauische Forschungen zur Kenntnis der
Sprache und des Volkstums der Litauer«
(Götting.
1882).
»Mythen,
Sagen und
Legenden der Zamaiten (Litauer)« gab Veckenstedt heraus (Heidelb. 1883, 2 Bde.).
Die interessanteste
[* 1]
Figur des altlitauischen Götterglaubens ist der Donnergott
Perkunos (s. d.).
(spr. littschfihld),Stadt im nordamerikan.
StaatIllinois, in fruchtbarer
Prärie, 70 km südlich von
Springfield, hat Dampfmühlen, Eisenbahnwerkstätte, Kohlengruben
und (1880) 4326 Einw.
dejustice (franz.,
spr. li d'schüstihs,
»Gerechtigkeitsbett«),
ursprünglich der erhabene Sitz, auf welchem die alten
Könige von
Frankreich, umgeben von ihren
Baronen
und
Pairs,
Gericht zu halten pflegten; später die feierliche Parlamentssitzung, in welcher der König, z. B.
bei besonders wichtigen Staatsangelegenheiten, Rechtshändeln der
Großen, Mündigkeitserklärungen, persönlich
erschien. Als die
Parlamente eine politische
Gewalt erlangt hatten und dieselbe immer mehr geltend zu machen suchten, bedienten
sich die
Könige solcher
Sitzungen auch, um das von jenen verweigerte Einregistrieren der
Edikte, welches die damals übliche
Form der
Verkündigung der
Gesetze war, durchzusetzen.
Der
Kanzler hielt alsdann den
Vortrag, leitete die mündliche
Abstimmung, die ohne
Diskussion vor sich ging,
und befahl einfach im
Namen des
Königs die Einregistrierung der auf solche
Weise zwangsweise durchgesetzten
Verordnungen.
Ludwig
XIV. hielt 1663 ein Lit de justice in Reitstiefeln ab, die Reitpeitsche in der
Hand.
[* 8] Am bekanntesten wurde das Lit de justice von 1787, in welchem
derVorschlag zur Versammlung der
Generalstaaten ^[richtig: Generalstände] gemacht wurde.
pendente (lat.), bei schwebendem
Prozeß (s.
Rechtshängigkeit). ^[= (Litispendenz), der Zustand einer streitigen Rechtssache, welcher durch die Klagerhebung eintritt. ...]
(franz. litre),
Einheit derHohlmaße im metrischen
System, = 1 Kubikdezimeter = 0,001cbm.
Es wird eingeteilt in 10 Deziliter zu 10
Zentiliter zu 10 Milliliter. 10 Liter machen ein Dekaliter, 10 Dekaliter oder 100 ein
Hektoliter, 10
hl oder 1000 ein
Kiloliter.
Getreide
[* 9] und Sämereien sowie
Spirituosen werden vornehmlich nach dem Hektoliter verkauft.
Die 1878 für Liter eingeführte BezeichnungKanne
[* 10] wurde 1884 durch
Reichsgesetz beseitigt;
den elektrischen Strom zersetzt. So erhält man reines Lithium als silberweißes, auf frischer Schnittfläche glänzendes, aber
sehr schnell anlaufendes Metall, welches, wie die übrigen Alkalimetalle, unter Steinöl aufbewahrt werden muß. Es ist bei
gewöhnlicher Temperatur knetbar, Atomgewicht 7,01, spez. Gew. 0,593
(es ist mithin der leichteste aller starren Körper), schmilzt bei 180°, ist nur bei sehr hoher Temperatur
flüchtig, entzündet sich an der Luft bei 200° und verbrennt zu Oxyd; es zersetzt Wasser bei gewöhnlicher Temperatur, ohne
sich zu entzünden, ist einbasisch und bildet mit Sauerstoff Lithiumoxyd (Lithion) Li2O , welches sich in Wasser
zu Lithiumhydroxyd (Lithiumoxydhydrat) LiOH löst.
Letzteres ist dem Natriumhydroxyd ähnlich und bildet mit Säuren die farblosen, meist in Wasser löslichen
Lithiumsalze, von denen das kohlensaure und das phosphorsaure Lithiumoxyd schwer löslich sind. Lithiumchlorid (Chlorlithium)
LiCl ist farblos, zerfließlich, sehr leicht löslich in Wasser und Alkohol, schmeckt wie Kochsalz, schmilzt leicht und verflüchtigt
bei Weißglut. Es färbt, wie alle Lithiumsalze, die Alkoholflamme karmesinrot. Man benutzt Lithiumsalze
gegen Gicht, da harnsaures Lithiumoxyd das löslichste aller Harnsäuresalze ist und Lithiumsalze daher geeignet erscheinen,
die gichtischen Ablagerungen von harnsaurem Natron zu lösen. Lithiumsalze dienen auch gegen Krupp, Diphtheritis, gelbes Fieber,
zur Bereitung von Mineralwässern und zu Nachtsignalen. Lithium wurde 1817 von Arfvedson entdeckt und das Metall
zuerst von Davy dargestellt.
(griech., »Steinzeichnung«,
Steindruck), die Kunst, eine Zeichnung mittels chemischer Kreide
[* 15] oder der Feder oder durch Gravieren so auf eine Steinplatte zu
entwerfen, daß sie, mit Farbstoff bedeckt, abgedruckt werden kann. Sowohl dem Prinzip als dem Wesen dieser graphischen Technik
nach steht die Lithographie zwischen dem Kupferstich und dem Holzschnitt in der Mitte. Denn während der erstere
vermittelst Tiefdrucks, der zweite vermittelst Erhabendrucks reproduziert, indem dort die Zeichnung vertieft, hier erhaben
erscheint, bleibt sie auf der lithographischen Druckplatte, ausgenommen bei der Radier- und der Graviermanier, in der Ebene,
von welcher der Abdruck auf chemischem Weg bewirkt wird.
Die naturgemäße Technik der ist die vermittelst der lithographischen Kreide zeichnende Manier, weil diese
weder von dem Kupferstich und der Zinkographie noch von dem Holzschnitt erreicht, noch durch sie ersetzt werden kann. Das Prinzip
der lithographischen Reproduktion beruht auf der Unvermischbarkeit von Wasser und Fett. Wenn ein Stein, der für das Einsaugen
von Wasser ebenso empfänglich ist wie für das von Fett, an gewissen Stellen mit Fett getränkt wird, so
nimmt er an diesen kein Wasser an, sondern nur Fett, während wieder die andern mit Wasser getränkten Stellen kein Fett annehmen.
Entwirft man also auf dem sogen. lithographischen Stein, einer Art Kalkschiefer von poröser Textur, nachdem
derselbe eben geschliffen ist, vermittelst
der lithographischen Kreide, welche aus seifenartigen, mit Mastix, Terpentin und
Kienruß vermischten Substanzen besteht, oder der lithographischen Tinte, welche dieselben Substanzen in flüssigem Zustand enthält,
und der Feder eine Zeichnung, und zwar verkehrt, und tränkt alle übrigen Stellen mit Wasser, so wird die
aufgetragene Druckfarbe nur auf den Stellen der Zeichnung haften und also auch nur diese beim Abdruck reproduziert werden. Um
die Stellen des Steins, welche weiß bleiben sollen, noch mehr gegen die Annahme von Farbe zu schützen, werden sie geätzt und
gummiert.
Das Ätzen mit verdünnter Salpetersäure reinigt die Oberfläche, erleichtert das Gummieren und trägt
auch dazu bei, die alkalische Seifensubstanz der Kreide oder Tinte in einem steten Zersetzungsprozeß zu erhalten, wodurch
sie für die Annahme der Druckfarbe empfindlich bleibt. Das Gummieren ist dagegen das eigentliche Schutzmittel gegen die Annahme
der Farbe an den leeren Stellen. Der beste lithographische Stein wird bei Solnhofen in Bayern
[* 16] gebrochen, brauchbare
Steine werden indes auch in Nordamerika,
[* 17] England, Frankreich, Italien,
[* 18] Rußland und Preußen
[* 19] gefunden. Die Steine werden in 5-10
cm dicke Platten geschnitten und mit Sandstein abgeschliffen. Je gleichförmiger ihre Textur ist, desto besser sind sie. IhreFarbe ist ein gelbliches oder bläuliches Grau. Gebrauchte Steine können durch Abschleifen der Oberfläche
wieder brauchbar gemacht werden.
Unter den verschiedenen Manieren der Lithographie steht die Steinkreidezeichnung obenan. Sie bringt eine der Zeichnung mit schwarzer
Kreide auf Papier ähnliche Wirkung hervor und besitzt als charakteristische Merkmale Weichheit und malerischen Effekt. Damit
das Bild nicht zu weich und verwaschen aussieht, muß die Oberfläche des Steins etwas rauh gemacht, gekörnt
werden, wodurch die Zeichnung eine punktartige Textur erhält. Die Federzeichnung, welche mittels der lithographischen Tinte
ausgeführt wird, hat einen ähnlichen Charakter wie die Radierung in Kupfer;
[* 20] aber ihre Strichlagen erscheinen beim Druck selten
so rein wie bei der letztern.
Die Technik ist im übrigen dieselbe wie bei der Kreidezeichnung. Verschieden hiervon ist die Radiermanier
auf Stein, bei welcher dieser ähnlich wie eine Kupferplatte behandelt wird (vgl. Kupferstecherkunst, S. 329). Zuerst wird
der Stein, welcher bei diesem Verfahren nicht gekörnt sein darf, sondern glatt sein muß, mit einer Mischung von Phosphorsäure
u. Gummi angeätzt, zum Schutz gegen Annahme der Farbe, worauf man ihn grundiert, d. h. vermittelst des Pinsels schwärzt, was
durch eine Auflösung von Asphalt, Mastix und weißem Wachs geschieht.
Nachdem der Grund trocken ist, wird die Zeichnung mittels der stählernen Radiernadel so eingegraben, daß der Stein an diesen
Stellen bloßgelegt wird. Dann wird derselbe Stein mit einem Wachsrand umgeben und die Ätzung vermittelst
Scheidewassers ausgeführt. Eine Abart davon ist die Graviermanier, bei welcher nicht geätzt, sondern auf dem schwarzen Grunde,
der hier nur aus Kienruß und Gummiwasser besteht, mit der Radiernadel oder bei tiefern Stellen mit dem Stichel die Zeichnung
eingraviert wird. Wenn dann diese gravierten Stellen mit Öl eingerieben worden sind, so daß sie später allein die Druckfarbe
annehmen, wird der Deckgrund weggewaschen, und der Druck kann beginnen. Der lithographische Hochdruck ist eine jetzt außer
Gebrauch gekommene Nachahmung des Holzschnitts; es wurden hierbei die Lichter weggeätzt, bis die
¶
mehr
Zeichnung sich erhaben und für den Druck auf der Buchdruckpresse geeignet darstellte. Eine sehr interessante, aber bisher
wenig geübte Manier ist die lithographische Schabkunst, wobei der ganze Stein mit lithographischer Tusche eingeschwärzt und
dann die Lichter mit der Nadel und dem Schabmesser herausgekratzt werden. Der Tondruck unterscheidet sich von der gewöhnlichen
Lithographie nur dadurch, daß dazu mehrere Platten nötig sind, welche verschiedene Partien derselben Zeichnung in verschiedenen Tönen
gefärbt darstellen und nacheinander gedruckt werden.
Der einfache Tondruck, welcher seine Entstehung dem Umstand verdankt, daß die Zeichnung auf der gelblichen Farbe des Steins
eine andre, saftigere Wirkung hervorbringt als auf dem kalten Grunde des weißen Papiers, besteht darin,
daß ein der Steinfarbe ähnlich gefärbter Grund, vielleicht mit Aussparung der höchsten Lichter, untergedruckt und auf diesen
dann die eigentliche Zeichnung gedruckt wird. Bei drei und vier Platten enthält eine den Grundton, die zweite die eigentliche
Zeichnung, die andern die Mitteltonpartien.
Eine Abart der ist die Zinkographie, richtiger Lithozinkographie genannt zum Unterschied von der Typozinkographie (s.
Zinkographie); bei ersterer werden als Surrogat für den lithographischen Stein Zinkplatten angewandt, die durchaus wie
dieser behandelt werden. Auf einer Verbindung der Lithographie mit der Photographie beruht die Photolithographie (s. d.), für faksimileartige
Reproduktion von Kupferstichen, Holzschnitten oder Lithographien, von Handzeichnungen, Manuskripten, Autographen etc. Man überzieht
den Stein mit einer Chromgelatineschicht und belichtet ihn unter einem Negativbild, worauf sich auf dem Stein eine Positivzeichnung
bildet, die man, nachdem sie noch verschiedenen chemischen Prozessen unterzogen worden, auf der lithographischen
Presse
[* 23] abdrucken kann.
Der Druck gravierter Platten wird nur bei kleiner Auflage von dem Originalstein hergestellt, bei größern Auflagen überträgt
man den Originaldruck mehrmals auf einen zweiten Stein (Umdruck, Überdruck) und behandelt diesen wie bei der Kreidemanier.
Nach dem von Eberle inWien
[* 24] angegebenen Brennätzverfahren wird der Umdruck durch Aufbrennen von Kolophoniumstaub
widerstandsfähiger gemacht, so daß er sich stark ätzen läßt. Während die gewöhnlichen Umdrucke höchstens 3-4000 Abzüge
lieferten, kann man nach dem Brennätzverfahren die drei- oder vierfache Auflage drucken, ohne daß der Umdruck wesentlich
leidet.
Die lithographische Presse unterscheidet sich wesentlich von der Buchdruckpresse (s. d.) und der Kupferdruckpresse.
Die früher gebräuchliche Stangenpresse (Reiberpresse) bestand in einer Vorrichtung, vermittelst deren eine fest aufdrückende
Leiste (Reiber) über die Rückseite des auf dem Stein liegenden Papiers oder vielmehr der dasselbe bedeckenden Pappdecke fortgezogen
wurde. Später wurde die Rollenpresse (Sternpresse) angewandt, bei welcher
der auf einer beweglichen Unterlage
ruhende Stein vermittelst des Sterns, so genannt nach den sternartig um die Achse stehenden Speichen eines Triebrades, unter dem
feststehenden Reiber hindurchgetrieben wird.
Die Walzenpresse ist eine Vervollkommnung der Rollenpresse, indem statt des feststehenden Reibers eine sich um eine Achse drehende
Druckwalze angewandt wird, die den Druck erleichtert. Als eine große Vervollkommnung erwies sich die
lithographische Schnellpresse,
[* 25] deren KonstruktionÄhnlichkeit
[* 26] mit der des Buchdrucks (s. auch Schnellpresse) hat. Soll zum Druck
eines Steins geschritten werden, so ist derselbe nach vollendeter Zeichnung durch Anätzen und Gummieren druckfähig zu machen,
nach welcher Vorbereitung er in die Presse gebracht und dann mit Druckschwärze vermittelst der Walze eingerieben
wird. Von größern Steinen sind auf der Handpresse täglich höchstens 200-300 Abdrücke herzustellen, von kleinern bis 1000;
die Leistungen der Schnellpresse können auf das Sechs- bis Achtfache der Leistungen der Handpresse veranschlagt werden.
(griech.), die 1827 in Frankreich, nach andern in Berlin
[* 31] erfundene Kunst, in weiche Porzellanplatten bildliche
Darstellungen dergestalt hineinzuarbeiten, daß sie, gegen das Licht
[* 32] gehalten, dieselben in ihren Schatten- und Lichtwirkungen
wiedergeben, wonach die Platten durch Brennen gehärtet werden. Gewöhnlicher bedeckt man eine Glasplatte
mit einem Wachsüberzug von 5-6 mmDicke und arbeitet das Bild mit dem Modellierstäbchen hinein, nimmt dann durch Übergießen
eine Form von Gips
[* 33] und gewinnt von dieser die Porzellanabgüsse. Dieselben waren eine Zeitlang als Lichtschirme, Fensterbilder
etc. sehr beliebt, sind aber mit dem neuen Aufschwung des Kunstgewerbes aus der Mode gekommen.
nördlichen Erdhälfte. Lithospermum officinale eine perennierende Pflanze mit 30-60 cm hohem, oberwärts sehr ästigem, dicht beblättertem,
nebst den Blättern angedrückt steifhaarigem Stengel,
[* 35] sitzenden, lanzettlichen, zugespitzten Blättern, kleinen, hell grünlichgelben
Blüten und glänzend weißen, glatten Nüßchen, wächst an Wegen, auf Schutt etc., besonders auf Kalkboden weitverbreitet.
Die Samen
[* 36] (Steinhirse) waren früher offizinell. Jetzt wird die Pflanze in Böhmen
[* 37] angebaut, um die Blätter
nach Art des grünen und schwarzen Thees zuzubereiten. Diese Ware wird sowohl an und für sich, in Dosen nach Art der üblichen
»chinesischen« gefüllt, als »erster
böhmischer Thee« oder »kroatischer Thee« verkauft, als auch zum Fälschen des echten chinesischen Thees
verwendet. Die Blätter enthalten kein Alkaloid, sondern nur die gewöhnlichen Pflanzenstoffe. Der goldgelbe Aufguß riecht
angenehm theeartig.
ökonomische, technische Mineralogie, ist eigentlich keine besondere Wissenschaft, sondern gehört, wofern sie die Art des
Gebrauchs und der Verarbeitung der Mineralien beschreibt, in die Technologie oder besteht bloß aus kurzen Notizen, welche im
speziellen Teil der Oryktognosie Platz finden.
(lat. Litis contestatio, Streitbefestigung, Einlassung, Vernehmlassung, Klagebeantwortung), im Prozeßverfahren
die Beantwortung der Klage, sei es bejahend (affirmative), sei es verneinend (negative Litiskontestation). Läßt
sich der Verklagte auf die ihm zugefertigte Klage nicht innerhalb der hierzu gesetzten Frist oder in dem dazu anberaumten
Termin
ein, so wird nach modernem Prozeßrecht und insbesondere auch nach der deutschen Zivilprozeßordnung angenommen, daß er der
Klage geständig sei, und die Verurteilung des Beklagten, welcher die Klage nicht beantwortete, in einem
Versäumnisurteil ausgesprochen (sogen. fingierte Litiskontestation, litis contestatio
ficta, im Gegensatz zur vera).
Die Einlassung des Beklagten auf die Klage ist noch jetzt von wichtigen prozessualischen Folgen begleitet (s. Vernehmlassung),
während die frühern privatrechtlichen Wirkungen der Litiskontestation nunmehr mit der Klagerhebung verknüpft sind (s. Rechtshängigkeit).
Im römischen Formularprozeß bezeichnete Litis contestatio die Feststellung des Streitgegenstandes durch
den Magistrat nach Anhörung der Parteien (Verfahren »in jure«),
verbunden mit der Ernennung eines Richters (judex),
Henry, Klavierspieler und Komponist, geb. zu London,
[* 43] bildete sich 1832-37 unter Leitung von Moscheles,
begab sich 1840 nach Paris, von welcher Zeit sein Ruf als Klaviervirtuose datiert, war 1841-44 als Theaterkapellmeister
in Warschau
[* 44] angestellt, machte darauf Kunstreisen durch Deutschland und Holland und ließ sich 1845 in Braunschweig
[* 45] nieder, wo
er sich mit der Witwe des Musikalienverlegers Meyer verheiratete und das Geschäft des letztern übernahm.
Nachdem Anfang der 60er Jahre diese Ehe wieder getrennt war, nahm Litolff seinen dauernden Aufenthalt wieder
in Paris. Als Komponist hat er namentlich mit seinen vier großartigen »Symphoniekonzerten«
für Klavier und Orchester in ganz Europa
[* 46] einen glänzenden Erfolg errungen; außerdem veröffentlichte er ein Violinkonzert,
eine Oper: »Die Braut vom Kynast«, und zahlreiche Kammermusikwerke sowie elegante Salonstücke. Eine später in Paris von ihm
komponierte Operette: »Héloïse et Abélard«, mit welcher er die Pfade Offenbachs einschlug, hat keinerlei
Erfolg gehabt.
(ital., slaw. Primorje), ein Landstrich am Meeresufer,
Küstenland, besonders derjenige Teil, welcher zur Flutzeit von Wasser bedeckt und nur während der Ebbe trocken ist. S. Pelagisch.
Redefigur, nach welcher man einen scheinbar verkleinernden Ausdruck wählt, um die Sache gerade hervorzuheben, z. B. kein schlechter
(d. h. ein guter) Dichter.
Pompeo, Graf, ital. Geschichtschreiber, geb. zu Mailand,
[* 48] trat nach Vollendung seiner akademischen
Studien 1804 in französische Kriegsdienste und wurde 1805 Leutnant, 1809 Kapitän der Artillerie, später
Kommandant der Küstengarde zu Ancona
[* 49] mit dem Grad eines Bataillonschefs. Seit 1814 ins Privatleben zurückgekehrt, widmete
er sich dem Studium der Geschichte, besonders der vaterländischen, und machte sich namentlich durch sein umfangreiches, nach
seinem Tod von andern fortgesetztes Werk »Famiglie celebri italiane« (Mail. 1819-82, Lief. 1-183) bekannt,
welches die Geschichte von 75 berühmten italienischen Adelsgeschlechtern enthält. Seine Darstellung zeichnet sich durch
historische
¶
(tschech. Litovel), Stadt in Mähren, an der March und am FlügelSchwarzbach-Littau der Olmütz-TrübauerBahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Rathaus mit Turm,
[* 51] (1880) 4051 Einw., welche Zucker-,
Papier- und Parkettenfabriken, Bierbrauerei
[* 52] und Malzfabrikation sowie starke Thonwarenindustrie betreiben.
Unweit davon das
fürstlich Liechtensteinsche Jagdschloß Neuschloß und die Lautscher Kalksteinhöhlen.
Litterae non erubescunt, lat. Sprichwort: »der
Brief errötet nicht«, d. h. man schreibt in einem Brief dreister und kecker, als man sprechen würde. Littera scripta manet, Sprichwort:
»der geschriebene Buchstabe bleibt«, d. h. was geschrieben ist, läßt sich nicht
wegleugnen.
VereininStuttgart,
[* 53] eine Vereinigung von Gelehrten und Litteraturfreunden zum Zweck der Neuherausgabe
wichtiger älterer Denkmäler der deutschen Litteratur, der Geschichte und Kulturgeschichte, deren Publikationen jedoch nicht
in den Buchhandel gebracht, sondern lediglich an die Mitglieder des Vereins verteilt werden. Bei den zur
Herausgabe bestimmten Werken wird vor allem die deutsche Litteratur ins Auge
[* 54] gefaßt, aber auch die lateinische Gelehrtensprache
und die Idiome benachbarter germanischer und romanischer Völker bleiben nicht ausgeschlossen.
Ende 1885 belief sich die Zahl der (zum Teil zum erstenmal) veröffentlichten Bände (durchgehends interessante und zum Teil
hochwichtige Werke) auf 171, deren größte Anzahl der deutschen Litteratur und Geschichte angehört. Auch an Seltsamkeiten
sittengeschichtlichen Inhalts, wie »Ein Buch von guter Speise«, »H. Mynsinger von den Falken, Pferden und
Hunden« u. a., fehlt es nicht. Die Zahl der Mitglieder übersteigt 400, soll aber
prinzipiell nicht im großen Maßstab
[* 57] moderner populärer Unternehmungen ausgedehnt werden. Gegenwärtiger Präsident des Vereins
ist seitAd. v. KellersTod (1883)ProfessorHolland.
(lat.), im weitesten Sinn Inbegriff der sämtlichen in Schriften niedergelegten Bestrebungen des
menschlichen
Geistes, in den redenden Künsten sowohl als in den Wissenschaften: die ganze Masse dessen, was geschrieben
und durch die Schrift bewahrt worden ist, soweit es geistigen Inhalt hat, geistiges Leben widerspiegelt. Wird diese Litteratur in Bezug
auf einzelne Völker und Sprachen betrachtet, so sprechen wir von einer Litteratur der Hebräer, Griechen, Italiener etc.; nach Maßgabe
historischer Epochen und Perioden oder gewisser allgemeiner Geistesströmungen unterscheidet man eine Litteratur des
Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit, eine Litteratur der Kreuzzüge, der Renaissance, der Reformation etc., nach Maßgabe der
Formen, Zwecke und wissenschaftlichen Einzelgebiete eine prosaische und poetische, wissenschaftliche und schöne, theologische,
medizinische etc. Litteratur. Die Gesamtheit derjenigen Schriftwerke einer Nation, in welcher der individuelle
Charakter derselben zu besonders scharfer und eigentümlicher Ausprägung gelangt ist, bezeichnet man mit dem NamenNationallitteratur.
Zu ihr gehören somit vorzugsweise die dichterischen Erzeugnisse derselben, nächstdem die Werke der Beredsamkeit, Philosophie
und Geschichte.
Von den übrigen, rein wissenschaftlichen Schriftwerken eines Volkes können nur wenige als dem Schatz derNationallitteratur zugehörig betrachtet werden, weil in den meisten derselben die stoffliche Bedeutung vorwiegt. Der
Gesamtbesitz aller einzelnen Nationallitteraturen ist derjenige der Weltlitteratur, und man darf die Geschichte der letztern
mit Goethe ansehen als »eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen«. Unter
Litteraturgeschichte versteht man die historische Darstellung dessen, was im Verlauf der Zeiten in redenden Künsten und Wissenschaften
geleistet worden ist.
Sie stellt dar den Ursprung, den Fortgang, die Blüte
[* 58] und das Hinwelken der schönen Redekünste und der Wissenschaften, mit
Erwähnung der Personen, welche in den einzelnen Fächern Bedeutendes geleistet, und der Werke, durch welche
sie fördernd auf das geistige Leben der Mit- und Nachwelt eingewirkt haben. Sie zerfällt in zwei große Unterabteilungen:
die äußere Geschichte der und die innere. Jene handelt von den einzelnen schriftlichen Werken und deren Inhalt, Schicksalen,
Bearbeitungen, Übersetzungen etc. (Bibliographie) sowie von ihren Verfassern, dem Leben derselben, den
Umständen, unter welchen sie schrieben, etc.; die zweite, höher stehende, richtet ihren Blick auf das Innere der schönen
Künste und Wissenschaften, zeigt, wie diese sich, teils von innen heraus, teils begünstigt durch äußere Umstände, ausbildeten,
wie der menschliche Geist zu der höchsten Höhe sich emporschwang, dann wieder sank, und breitet so das,
was der menschliche Geist aus dem Reich der Wissenschaft und Kunst als Ausbeute davongetragen, vor dem Auge des Lesers aus. Das
Verhältnis der einzelnen Litteraturen zu einander und zu den Gesamtentwickelungen der Geschichte stellt sich am deutlichsten
in synchronistischen Tabellen dar, deren Verständnis sich freilich nur für den erschließt, welcher mit
der Fülle der Gruppen und Namen schon bestimmte Eindrücke und Erinnerungen verbinden kann (s. die beigegebene »Synchronistische
Übersicht der Weltlitteratur«).
Die Hilfsmittel zum Studium der allgemeinen Litteraturgeschichte sind sehr zahlreich;
hier sei, von ältern Werken (Eichhorn,
Wachler u. a.) abgesehen, nur an einige der neuern und nächstliegenden
erinnert: Grässe, Lehrbuch der allgemeinen Litterärgeschichte (Dresd. 1837-60, 4 Bde. in 13 Tln.);
Derselbe, Handbuch der
allgemeinen
¶
mehr
Litteraturgeschichte (das. 1844-50, 4 Bde.);
Scherr, Allgemeine Geschichte der Litteratur (7. Aufl., Stuttg.
1887, 2 Bde.);
A. Stern, Katechismus der allgemeinen Litteraturgeschichte (2. Aufl., Leipz.
1876);
Beiträge zur allgemeinen Litteraturkunde enthalten das
»Archiv für Litteraturgeschichte« (hrsg. von Fr. Schnorr v. Carolsfeld, Leipz. 1870 ff.)
und die »Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte« (hrsg. von MaxKoch, Berl. 1886 ff.). Vgl.
auch Litteraturzeitungen.
Tageblätter, die in Zeitungsform von den neuesten Erscheinungen der Litteratur, den Fortschritten
der Wissenschaften überhaupt und anderm, was darauf nächsten Bezug hat, Nachricht erteilen. Unter den frühern Zeitschriften
dieser Art zeichnen sich besonders aus die Leipziger »Acta Eruditorum« (1682-1776) und von denen, welche
sich zuerst im Lauf des 18. Jahrh. bildeten, vorzüglich die noch jetzt bestehenden »Göttinger gelehrten Anzeigen« (seit 1753),
eine Fortsetzung der »Göttingischen Zeitungen von gelehrten Sachen« (1739-52). Ähnliche Unternehmungen gingen von mehreren
Akademiestädten und andern Orten aus, wie die »Hallische gelehrte Zeitung« (1766-92),
die Nürnberger »Litteraturzeitung« (1790-98) u. a.,
welche alle aber an Bedeutung von den durch Lessing berühmten »Briefen die neueste Litteratur betreffend« (Berl. 1759-66, 24 Tle.),
an Umfang und Verbreitung von der Berliner
[* 61] »Allgemeinen deutschen Bibliothek« (zuerst herausgeg. von F. Nicolai, das. 1765-92, 106 Bde.
u. 21 Bde. Anhänge;
Kiel
[* 62] u. Hamb. 1792-96, 107. bis 118. Bd.) und der »Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek« (Kiel 1793-1801 u. Berl. 1802-1806, 107 Bde.
nebst Anhang) übertrafen wurden. In mehr kritischem Geiste trat die von Ch. G. Schütz u. a. redigierte »Allgemeine Litteraturzeitung«
auf, welche seit 1785 zu Jena
[* 63] erschien und, durch Ergänzungsblätter verstärkt, auch mit litterarischem
Intelligenzblatt versehen, sich bis 1803 behauptete, wo sie, nach Schütz' Abgang nach Halle als »Hallische Litteraturzeitung«
(1804-49) an diesen Ort verpflanzt, an der neuen »Jenaischen Litteraturzeitung« (1804-48)
eine Rivalin bekam.
Neben beiden bestand von 1800 bis 1834 eine »Leipziger Litteraturzeitung«. Unter den neuern, nicht mehr bestehenden allgemeinen
Litteraturzeitungen
verdienen die »HeidelbergerJahrbücher der Litteratur« (1808-72, 65 Bde.),
denen das von W. Herbst begründete »Deutsche Litteraturblatt«
(Gotha
[* 64] 1878 ff.) und die mehr feuilletonartigen »Blätter für litterarische Unterhaltung« (Leipz. 1826 ff.)
sowie das »Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes« (seit 1832) an die Seite zu stellen sind. Auf Österreich beschränkt
sich Höllerls »Österreichisches litterarisches Zentralblatt« (seit 1884). Von ausländischen Organen allgemeiner Natur sind
anzuführen für Frankreich die »Revue critique d'histoire et de littérature« (seit 1866); für England
»The Edinburgh Review« (seit 1802) und »The quarterly Review« (seit 1809); für Italien die »Rivista critica della letteratura
italiana« (seit 1884).
(spr. littlböro), malerisch gelegene Fabrikstadt in Lancashire (England), am Roch, oberhalb Rochdale, inmitten
der penninischen Kette und am Fuß des Blackstone Edge, mit (1881) 10,401 Einw.
(spr. littl-hämt'n), Hafenstadt und Seebad in der engl. GrafschaftSussex, an der Mündung des Arun in
den Kanal,
[* 65] mit (1881) 3894 Einw., besitzt Seeschiffe und Fischerboote
und treibt lebhaften Handel (Wert der Einfuhr 1885: 36,926 Pfd. Sterl.).
Maximilien PaulEmile, franz. Philosoph und Schriftsteller, einer der vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit, geb. zu
Paris, studierte ursprünglich Medizin, betrieb dieselbe eine Zeitlang praktisch in Hospitälern, gründete mit andern mehrere
medizinische Zeitschriften und nahm 1839 die Übersetzung der »Œuvres d'Hippocrate« in Angriff, die ihn
bis 1861 beschäftigte, deren erste Proben aber ihm bereits die Pforten der Akademie der Inschriften öffneten.
Inzwischen hatte er sich mit Eifer auch auf die Philologie verlegt und nacheinander Sanskrit, Arabisch, Alt- und Neugriechisch
sowie die wichtigsten neuern Sprachen studiert. Von diesen Studien wandte er sich der Philosophie zu und
wurde einer der ersten und eifrigsten Jünger A. Comtes, des Begründers der sogen. positivistischen Philosophie, zu deren Verbreitung
ihrem ersten Teil (der philosophie positive) nach Littré viel beitrug, von deren zweitem (mystischem) Teil (der politique
positive) er aber nichts wissen wollte, während er sich
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