Zusammenfluß der
Isle und der
Dordogne und an der Orléansbahn, ist hübsch gebaut und regelmäßig angelegt, hat
Boulevards
(an
Stelle der ehemaligen Ringmauern), ein Stadthaus und
Theater,
[* 2] eine Bronzestatue des
Herzogs von
Decazes (auf dem Marktplatz),
einen Uhrturm von 1367 (am
Hafen, Überrest der ehemaligen
Befestigungen) und (1886) 13,104 Einw., welche
Weinbau, Fabrikation von Wollenstoffen und Militärbekleidungen,
Schiffbau etc. und lebhaften
Handel mit
Wein,
Getreide,
[* 3]
Mehl,
[* 4] Vieh und
Branntwein treiben.
Neben der Küstenschiffahrt, welche hauptsächlich den
Verkehr mit
Bordeaux
[* 5] vermittelt (1884 sind von Libourne 1875
Schiffe
[* 6] mit 46,336
Ton. zur Küstenschiffahrt ausgelaufen), ist die eigentliche Seeschiffahrt von geringem Belang und
in neuester Zeit fast völlig eingegangen. Libourne hat ein Kommunalcollège, eine
Bibliothek von 12,000
Bänden, ein
Museum, ein
Zellengefängnis und ist Sitz eines
Gerichtshofs und eines Handelsgerichts. Libourne wurde 1269 vom englischen
Seneschall von
Guienne,
Roger de Leyburn, gegründet und nach ihm benannt.
Vgl. Guinodie,Histoire de Libourne (2. Aufl., Libourne 1877, 3 Bde.).
desMondes (lat.), die scheinbaren »Schwankungen«
desselben, welche bewirken, daß wir nicht immer und nicht von allen
Punkten der
Erde aus dieselben Teile der Mondoberfläche
erblicken, so daß uns im ganzen nur etwa drei Siebentel dieser
Fläche unsichtbar bleiben. Die von dem
verschiedenen Standpunkt des Beobachters auf der
Erde herrührende Libration heißt die parallaktische; sie kann nach jeder
Seite hin stattfinden, beträgt höchstens etwas über 1°, weil die
Entfernung des
Mondes vom Erdmittelpunkt ungefähr 60 Erdhalbmesser
beträgt, und würde bei größerer
Entfernung geringer werden.
Die andern ungleich größern Librationen, welche man Libration in
Länge und Libration in
Breite
[* 10] nennt, werden durch die doppelte
Bewegung
des
Mondes, seinen
Umlauf um die
Erde und seine genau in derselben Zeit vor sich gehende
Rotation, veranlaßt. Erfolgte der
Umlauf
wie die
Rotation ganz gleichförmig, und stände die Rotationsachse senkrecht auf der
Ebene der
Bahn, so
würde ein Beobachter in einem bestimmten
Punkte der
Erde immer genau dieselben
Punkte am
Rande des
Mondes erblicken.
Da aber die
Bewegung in der
Bahn verschiedene, ziemlich beträchtliche Ungleichheiten zeigt, so wird bald auf der einen, bald
auf der entgegengesetzten Seite im
Sinn der selenographischen
Länge ein bis 7° 35' reichendes
Stück der
vorher unsichtbaren Seite des
Mondes sichtbar. Und da auch die
Achse von der senkrechten
Lage abweicht, so kann man zeitweilig
über den einen und dann wieder über den andern
Pol des
Mondes um 6° 47' hinaus beobachten; dies ist
die Libration in
Breite. Auf diese letztere und die parallaktische Libration hat zuerst
Galilei 1637 aufmerksam gemacht, die
in
Länge fanden Hevel und Riccioli. Eine von diesen bloß scheinbaren oder optischen Librationen verschiedene physische
ist vermutet, aber noch nicht sicher durch
Beobachtung nachgewiesen worden.
im
Altertum das
KüstenlandIllyriens zwischen
Fiume
[* 15] und der
Narenta mit den davorliegenden
Inseln. Die Liburner, eine südlich bis nach
Kerkyra verbreitete illyrische
Völkerschaft, hatten sich als kühne Seefahrer,
aber auch als
Piraten, schon frühzeitig großen
Ruf erworben. Um die Mitte des 2. Jahrh. unterwarfen sie sich freiwillig den
Römern. Haupthandelsstadt des
Landes war Jader (heute
Zara),
[* 16] der Versammlungsort des aus 14
Städten bestehenden
liburnischen
Bundes Scardona. 634
n. Chr. kamen auf
KaiserHeraklios' Einladung die Chrovati (Kroaten) aus ihren Sitzen in
Galizien
und
Südpolen hierher gewandert und machten das Land zu einem slawischen. S.
Karte bei
»Italia«.
[* 17]
(Portus Liburnus), lat.
Name von
Livorno. ^[= (engl. Leghorn), die kleinste der ital. Provinzen, in der Landschaft Toscana, besteht nur aus ...]
[* 18]
(tschech. Libuša, spr. libuscha), nach der böhm.
Sage (etwa um 700) die Gründerin von
Prag,
[* 19] die jüngste Tochter Kroks, des
Herrn von
Wyschehrad. Nach des
VatersTod wurde Libussa, die
sich durch
Schönheit,
Klugheit und männlichen
Charakter auszeichnete, zur Regentin gewählt. Als das
Volk, der Frauenherrschaft
müde, verlangte, daß sie einen
Gatten wähle, trug sie
Přemysl, dem
Herrn zu Staditz, ihre
Hand
[* 20] an. Die
Abgesandten trafen ihn, wie er eben, den
Pflug
[* 21] in der
Hand, das
Feld bestellte. Er ward Libussas Gemahl und König. Beide sind
die sagenhaften
Ahnen des
Geschlechts, welches in
Böhmen
[* 22] in männlicher
Linie bis 1306 regierte. Ein in
seiner Echtheit vielbestrittenes Gedicht, die sogen.
Grünberger Handschrift (s. d.), führt den
Titel: »Libušin soud« (»Libussas
Gericht«) und behandelt als Bruchstück eine
Episode aus ihrem Herrscherwalten. Dramatisch behandelte die Geschichte der Libussa
Kl.
Brentano in dem
Schauspiel »Die
GründungPrags« (1815).
Name für
Afrika,
[* 23] wie er schon beiHomer vorkommt, und wie ihn die Griechen von den Ägyptern
für das Land westlich vom Nilthal (Libu) erfahren haben.
Wüste, der nordöstliche Teil der
Sahara, im N. vom
Plateau von
Barka, im O. vom Nilthal begrenzt, ist ein ungeheures,
von O. nach W. geneigtes, sandiges
Hochland, dessen traurige Einförmigkeit nur selten durch Einsenkungen, in welchen sich
Oasen befinden, unterbrochen wird. Im W. von
Nubien und
¶
mehr
Ägypten
[* 25] verfolgt von der Breite von Dongola an eine Oasenreihe eine dem Nil nahezu parallel laufende Linie. Sie beginnt mit der
Oase El Kab, 80 km westlich von Dongola, darauf folgen Selimeh, El Schebb, Had, Abutingil, Halfaha, Kurkur, die Oasengruppen
von Chargeh, Dachel, Farafrah und Beharieh. Dann setzt sich die Depression
[* 26] fort in den OasenSiwah, Audschila
und Dschalo, von denen südlich das ausgedehnte Oasengebiet von Kufra sich erstreckt. Die Tiefe dieser Einsenkungen in das
Wüstenplateau ist eine sehr verschiedene; während Chargeh 75 m, Dachel 120, Farafrah 85 und Baharieh 100 m ü. M. liegen,
sinkt die OaseSiwah 32 m unter das Meer, ja andre Stellen dieses Oasenzugs, dem die große Karawanenstraße
von Ägypten bis Tripolis folgt, sollen noch tiefer sinken, so Bahreïn 50, Aradj 75 m. Dagegen liegt nach SteckerDschalo schon
wieder 15 und Audschila 28 m ü. M.
Diener des Herakles,
[* 32] überbrachte demselben von der Deïaneira das vergiftete Gewand und wurde von ihm ins Meer
geschleudert, wo sein Leichnam in eine Klippe verwandelt wurde;
(lat., Schwindflechte), eine Hautflechte, welche sich durch chronischen Verlauf und durch eine Knötchenbildung
auszeichnet, welche nicht in höhere Grade der Entzündung übergeht. Hebra unterscheidet Lichen scrophulosorum,
der sich in Form flacher, roter bis bräunlicher, zu thalergroßen Gruppen angeordneter Knötchen darstellt, und Lichen ruber
(rote
Schwindflechte), eine sehr eigentümliche, zuweilen den ganzen Körper befallende Ausschlagkrankheit, aus harten, rauhen, fast
stachlichten, roten Knötchen bestehend, welche so hartnäckig ist, daß sie durch Erschöpfung zum Tod
führen kann.
Die Krankheit hat ihren Sitz um die Haarfollikel; sie wird vielfach mit syphilitischen Ausschlägen verwechselt. Das souveräne
Mittel gegen ist der Arsenik in Form der FowlerschenLösung. Lichen tropicus (roter Hund), eine stark juckende, in kreisförmigen,
stark geröteten Flecken an den bedeckten Körperstellen unter dem Einfluß der Tropenhitze auftretende
Hautaffektion, welche besonders die neu angekommenen Europäer plagt, ist ohne weitere Bedeutung.
(Flechtenstärke, Moosstärke) C6H10O5 findet sich in vielen Flechten, auch in
Algen
[* 34] und Moosen, aber nie in der Form von Körnchen. Man erhält es durch Auskochen von entbittertem isländischen Moos mit
Wasser und Fällen der Abkochung mit Alkohol. Es ist farblos, durchscheinend, geruch- und geschmacklos,
quillt in Wasser, gibt mit kochendem Wasser eine schleimige, beim Erkalten gelatinierende Lösung, ist unlöslich in Alkohol
und Äther, wird durch Jod schmutzig blau gefärbt, verwandelt sich bei anhaltendem Kochen mit Wasser in einen dextrinartigen
Körper und beim Kochen mit Schwefelsäure
[* 35] in Zucker.
[* 36] Bei arzneilicher Benutzung des isländischen Mooses
als ernährenden Mittels ist Lichenin der wirksame Stoff, weshalb man das Moos zu diesem Zweck mit Wasser kochen muß.
fürstliche, aus Polen gebürtige, in Österreich
[* 37] und Preußen
[* 38] begüterte Familie, erhielt 1702 die Würde
der Freiherren von und edlen Herren von Woschütz und wurde 1721 in den böhmischen, 1727 in den Reichsgrafenstand, 1772 in
den preußischen und 1846 in den österreichischen Fürstenstand erhoben; seit 1740 führen die auch den Namen der Grafen von
Werdenberg und seit 1861 das von König Wilhelm I. erteilte Prädikat »Durchlaucht«. Die namhaftesten Sprößlinge derselben
sind:
2) FelixMariaVinzenzAndreas, Fürst, geb. ältester Sohn des vorigen, trat 1834 in die preußische
Armee, nahm aber 1838 seine Entlassung und ging in die Dienste
[* 41] des spanischen Prätendenten Don Karlos, welcher ihn zum Brigadegeneral
und zu seinem Generaladjutanten ernannte. Seine Erlebnisse in Spanien, von wo er 1840 zurückkehrte, schildern seine »Erinnerungen
aus den Jahren 1837-39« (Frankf. 1841-42, 2 Bde.). In Brüssel
[* 42] und Paris,
[* 43] wo er 1840 verweilte, schrieb
er seine »Erinnerungen« und verwickelte sich dadurch in einen Streit mit dem GeneralMontenegro,
[* 44] der zu einem Duell führte,
in dem Lichnowski schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung machte er eine Reise nach Lissabon,
[* 45] über die er in »Portugal, Erinnerungen
aus dem Jahr 1842« (Mainz
[* 46] 1843) berichtete. An dem
¶
[* 47] die Ursache der Sichtbarkeit der Gegenstände; Körper, welche selbstthätig Licht aussenden, wie die Sonne,
[* 50] die
Fixsterne,
[* 51] Flammen, glühende feste Körper, nennt man Selbstleuchter oder Lichtquellen. Nicht leuchtende Körper können nur
gesehen werden, indem sie Licht zerstreut zurücksenden (s. Diffusion),
[* 52] welches ihnen von Selbstleuchtern zugeschickt worden.
Durchsichtige Körper lassen das Licht durch sich hindurchgehen, undurchsichtige halten es auf. Es gibt übrigens weder vollkommen
durchsichtige noch vollkommen undurchsichtige Substanzen; selbst die undurchsichtigsten aller Körper, die Metalle, lassen als
sehr dünne Blättchen etwas Licht durch.
Das Licht pflanzt sich in einem gleichartigen Mittel von einem leuchtenden Punkt aus in geraden Linien fort, welche man Lichtstrahlen
nennt. Seine Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist so ungeheuer groß, daß es die größten irdischen Entfernungen, auf welche
Lichtsignale reichen, fast augenblicklich durchläuft. Der dänische Astronom OlafRömer
[* 53] war (1676) der
erste, welcher dieselbe durch Beobachtung himmlischer Lichtsignale ermittelte. Der größte Planet unsers Sonnensystems, Jupiter,
wird von vier Monden umkreist, welche bei jedem ihrer Umläufe, indem sie in den von dem Planeten
[* 54] hinter sich geworfenen Schatten
[* 55] treten, eine Verfinsterung erleiden.
Bei dem ersten (dem Jupiter nächsten) Mond
[* 56] beträgt die Zeit zwischen je zwei aufeinander folgenden Verfinsterungen 42 Stunden 28 Minuten
und 36 Sekunden. Römer fand nun, daß, wenn die Erde ihre größte Entfernung vom Jupiter erreicht hat, die Verfinsterung um 16 Min.
und 36 Sek. später gesehen wird, als sie nach der Berechnung hätte eintreten sollen, wenn die
Erde in ihrer geringsten Entfernung vom Jupiter geblieben wäre. Diese Verspätung kann aber nichts andres
sein als die Zeit, welche das von dem Jupitermond im Augenblick vor seiner Verfinsterung ausgesandte Licht gebraucht hat zum
Durchlaufen der Strecke, um welche die Erde in ihrer entferntesten Lage vom Jupiter weiter absteht als in ihrer nächsten
Lage. Da diese Strecke gleich dem Durchmesser der Erdbahn ist, also ungefähr 300 Mill. km beträgt und in 996 Sek. durchlaufen
wird, so ergibt sich, daß das Licht in 1 Sek. etwa 300,000 km zurücklegt.
Die nämliche Zahl leitete Bradley 50 Jahre später aus der Aberration
[* 57] (s. d.) des Lichts der Fixsterne
ab. Durch ein sehr sinnreiches Verfahren hat Fizeau und später Cornu die Geschwindigkeit des Lichts auch bei irdischen Lichtquellen
gemessen. Läßt man nämlich durch eine der Lücken am Umfang eines gezahnten Rades einen Lichtstrahl genau senkrecht auf einen
entfernten Spiegel
[* 58] fallen, so kehrt derselbe auf dem nämlichen Weg zurück und gelangt, wenn das Rad inRuhe ist, durch dieselbe Lücke zum Auge
[* 59] des Beobachters.
Versetzt man nun das Rad in immer raschere Umdrehung, so kann man es dahin bringen, daß in der Zeit, welche das Licht brauchte,
um den Weg vom Rad bis zum Spiegel und wieder zurück zu durchlaufen, das Rad sich um eine Zahnbreite weiter
gedreht hat, sonach das zurückgekehrte Licht von dem Zahn, der nun an die Stelle der Lücke getreten ist, aufgefangen und für
den Beobachter unsichtbar wird. Auch aus diesen Versuchen ergab sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts zu 300,000
km.
Ein Lichtstrahl durchläuft also in einer Sekunde eine Strecke, welche 7½mal so groß ist als der Umfang
der Erde (40,000 km). Die Fixsterne sind so ungeheuer weit entfernt, daß ihr Licht ungeachtet seiner großen Geschwindigkeit Jahre
braucht, um zu uns zu gelangen; würde der Sirius in diesem Augenblick erlöschen, so würden wir ihn noch 14 Jahre
lang am Himmel
[* 60] glänzen sehen, denn so lange würde sein letzter Lichtstrahl unterwegs sein, bis er unser Auge erreichte. Denkt
man sich einen leuchtenden Punkt nacheinander von konzentrischen Kugelhüllen von 1, 2, 3... m Halbmesser umschlossen, so verbreitet
sich das von dem leuchtenden Punkt nach allen Richtungen ausstrahlende auf die Innenflächen dieser Hüllen,
welche sich wie die Quadrate ihrer Halbmesser, also wie 1:4:9..., verhalten.
Man darf sich nicht etwa vorstellen, daß das aus Stoffteilchen bestehe, welche von einem leuchtenden
Körper mit der ungeheuern Geschwindigkeit von 300,000 km hinausgeschleudert werden; es gibt eine Menge von Lichterscheinungen,
welche dieser früher gehegten Anschauung (Emanations-, Emissions- oder Korpuskulartheorie) geradezu widersprechen. Das ist vielmehr
eine Wellenbewegung
[* 64] (Undulations- oder Vibrationstheorie) und pflanzt sich von einem leuchtenden Körper aus in ähnlicher Art
fort wie der Schall
[* 65] von einem tönenden Körper. Durch die Erzitterung einer angeschlagenen Glocke wird
die sie umgebende Luft erschüttert, die Erschütterung wird von Teilchen zu Teilchen weiter gegeben und pflanzt sich so als
Schallwelle durch die Luft fort, ohne daß Luftteilchen oder gar Teilchen von dem Metall der Glocke in unser Ohr
[* 66] geworfen wer-
den. In ähnlicher Weise befinden sich die kleinsten Teilchen (Moleküle) eines leuchtenden Körpers in zitternder oder schwingender
Bewegung, nur daß ihre Schwingungen ungemein viel rascher erfolgen als die eines tönenden Körpers; diese Schwingungen werden
als Lichtwellen mit jener ungeheuern Geschwindigkeit fortgepflanzt und erregen, wenn sie die Gefühlsnerven unsrer Haut
[* 68] treffen,
die Empfindung der Wärme,
[* 69] wenn sie aber in unser Auge dringen und an die auf dessen Hintergrund ausgebreitete Netzhaut schlagen,
die Empfindung der Helligkeit. Es kann aber nicht die Luft sein, welche diese raschen Schwingungen der Moleküle eines leuchtenden
Körpers fortpflanzt; denn wir sehen, daß das auch durch luftleere Räume dringt.
Es ist eine alte Erfahrung, daß es Körper gibt, welche durch die Einwirkung des Lichts eine
bleibende Umwandlung ihrer Eigenschaften, eine Änderung ihrer chemischen Zusammensetzung erfahren. Das
Bleichen derLeinwand und des Wachses, das sogen. »Verschießen« gefärbter
Zeuge, das Verblassen von Aquarellmalereien, das Braunwerden des Tannenholzes etc. sind bekannte Beispiele für die chemische Wirkung des Lichts.
Wasserstoffgas und Chlorgas, zu gleichen Raumteilen miteinander gemischt, vereinigen sich unter der Einwirkung
des Sonnenlichts miteinander unter heftiger Explosion zu Chlorwasserstoff,
[* 75] weswegen das Gemisch Chlorknallgas genannt wird.
Legt man auf ein Blatt
[* 76] Papier, das mit Chlorsilber getränkt ist, einen flachen Gegenstand, z. B. ein Pflanzenblatt, und läßt
das Tageslicht darauf scheinen, so wird das Chlorsilber an den frei gebliebenen Stellen des Papiers durch
das Licht geschwärzt, und man erhält auf dunklem Grund ein helles Bild des Pflanzenblattes. Noch empfindlicher gegen die Einwirkung
des Lichts als Chlorsilber ist Jodsilber. Auf der chemischen Wirkung des Lichts auf diese Silbersalze beruht die Photographie
(s. d.).
Schon aus der alltäglichen Erfahrung ergibt sich, daß die blauen Strahlen photographisch wirksamer sind
als gelbe und rote; denn ein blaues Kleid z. B. sieht in der Photographie sehr hell aus, ein rotes dagegen sehr dunkel, obgleich,
unmittelbar betrachtet, gerade das erstere dem Auge als das dunklere erscheint. Den unmittelbarsten Aufschluß über die Wirkung
der verschiedenfarbigen Strahlen erhält man aber, indem man das Sonnenspektrum selbst photographiert.
Dabei bleiben die roten, gelben und ein Teil der grünen Strahlen völlig unwirksam; dagegen bildet sich das blaue und violette
Gebiet mit allen Fraunhoferschen Linien sehr schön ab; das photographierte Spektrum endigt
aber nicht wie das unmittelbar
gesehene mit der am Ende des Violett liegenden Linie H, sondern erstreckt sich noch weit darüber hinaus.
Daraus geht hervor, daß es im Sonnenlicht noch Strahlen gibt, welche stärker brechbar sind als die violetten, unserm Auge
aber für gewöhnlich unsichtbar sind; man nennt sie überviolette (ultraviolette) Strahlen. Auch in dem ultravioletten Teil
des photographierten Spektrums gewahrt man eine Menge dunkler Linien, welche wie die Fraunhoferschen LinienLücken im Sonnenspektrum darstellen.
Man kann die brechbarern Strahlen, welche auf Chlor- und Jodsilber wirken, nämlich die blauen, violetten und ultravioletten,
passend als photographische Strahlen bezeichnen. Wenn man sie, wie häufig geschieht, »chemische Strahlen« nennt, so schreibt
man ihnen dadurch mit Unrecht die ausschließliche Fähigkeit zu, chemisch zu wirken. Ihrechemische Wirkung
beruht nicht, wie man durch letztere Bezeichnung verleitet werden könnte zu glauben, auf einem besondern, ihnen im Gegensatz
zu andern Strahlen allein innewohnenden chemischen oder, wie man auch gesagt hat, aktinischen Vermögen, sondern einfach auf
dem Umstand, daß jene leicht zersetzbaren Silbersalze die brechbarern Strahlen absorbieren, die weniger
brechbaren aber ungehindert durchlassen.
Eine Wirkung auf einen Körper, sei es eine chemische oder irgend eine andre, können aber nur solche Strahlen hervorbringen,
welche von dem Körper absorbiert werden. Auf einen leicht zersetzbaren Körper, welcher vorzugsweise die weniger brechbaren
Strahlen absorbiert, werden daher auch diese vorzugsweise chemisch wirken. Ein Beispiel für die chemische Wirkung
der minder brechbaren Strahlen bietet uns die Natur selbst im großen dar. Die Pflanzen nämlich beziehen die gesamte Menge des
Kohlenstoffs, welchen sie zum Aufbau ihres Körpers bedürfen, aus der Luft, indem sie die der Luft beigemischte gasförmige Kohlensäure
zerlegen in Kohlenstoff, welcher in der Pflanze zurückbleibt, und Sauerstoff, welcher gasförmig in die
Atmosphäre zurückkehrt.
Diese Zerlegung der Kohlensäure unter Aneignung (Assimilation) des Kohlenstoffs vollzieht sich in den grünen Pflanzenteilen
durch die Einwirkung des Sonnenlichts auf das Blattgrün (Chlorophyll). Durch Versuche mit verschiedenfarbigem ist nun dargethan
worden, daß die weniger brechbaren Strahlen, welche vom Chlorophyll am kräftigsten absorbiert werden,
auch die lebhafteste Sauerstoffabscheidung hervorrufen.
Vgl. Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts (Leipz. 1874).
1) Stadt im bad. KreisOffenburg,
[* 81] an der Acher, hat Seidenzeugweberei, Hanf-, Zichorien- und Tabaksbau und (1885) 1207 meist
evang. Einwohner. -
2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, KreisWitzenhausen, an der LinieKassel-Waldkappel der Preußischen Staatsbahn, 455 m ü. M.,
hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Zigarren- und Zementfabrikation, eine Braunkohlengrube und (1885) 1342 evang.
Einwohner. Am wurde Lichtenau von einer Feuersbrunst fast gänzlich zerstört. Die Stadt ist im 13. Jahrh.
von LandgrafHeinrich I. gegründet. -
3) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Minden,
[* 82] KreisBüren, an der Altenau, 288 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Kalkbrennereien und (1885) 1369 Einw.
Obwohl die Rietz in der Gunst des Königs von der Gräfin Voß, dann von der Dönhoff verdrängt wurde, gelang es ihr doch, dessen
Freundschaft sich zu erhalten und 1796 sogar zur Gräfin von Lichtenau ernannt und bei Hof
[* 85] eingeführt zu werden; auch schenkte
ihr der König 500,000 Thlr. sowie mehrere Güter und stattete ihre Tochter, Gräfin Marianne von der Mark (ein Sohn, Graf von der
Mark, starb neun Jahre alt), bei ihrer Heirat mit dem GrafenStolberg
[* 86] mit 200,000 Thlr. aus. Sie besaß des KönigsNeigung, die
sie übrigens nicht mißbrauchte, bis zu dessen Tod (1797). König FriedrichWilhelm III. ließ sie sofort
verhaften und einen Prozeß gegen sie einleiten; derselbe ergab nichts Belastendes.
Dennoch wurde sie in Glogau
[* 87] interniert und erhielt ihre Freiheit erst gegen eine unbedingte Verzichtleistung auf ihr gesamtes
Vermögen, wogegen ihr eine jährliche Pension von 4000 Thlr. verwilligt wurde. Eine Ehe, die sie mit dem
Theaterunternehmer v. Holbein
[* 88] 1802 einging, wurde 1806 wieder getrennt. 1811 erhielt sie einen Teil ihrer Güter zurück. Sie
starb in Berlin. IhreMemoiren erschienen 1808.
1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Naila, im Frankenwald und
unweit der Selbitz, hat eine evang. Kirche, eine
Oberförsterei, Tuchfabrikation und Gerberei und (1885) 813 Einw. -
3) Gebirgsdorf im deutschen BezirkUnterelsaß, KreisZabern,
[* 93] auf schroffer Felswand, hat eine Eisenquelle
und (1885) 1053 meist kath. Einwohner. Das dabei gelegene, im 11. Jahrh.
erbaute Bergschloß wurde von den Württembergern genommen und zum großen Teil verwüstet. Das Geschlecht der
Grafen von Lichtenberg erlosch 1480, das der Grafen von Hanau-Lichtenberg 1736; darauf besaßen unter französischer Oberhoheit
die Landgrafen von Hessen-Darmstadt Lichtenberg bis 1793 (s. Hanau,
[* 94] Grafschaft).
Zwei Reisen nach England (1769 und 1774) brachten ihn in Verkehr mit einer Reihe der wissenschaftlich bedeutendsten Persönlichkeiten
und verschafften ihm gründliche Kenntnis englischer Verhältnisse. Besonders zog ihn auch das englische
Theater an, wo damals Garrick glänzte. Bald nach der Heimkehr (1775) zum ordentlichen Professor ernannt, redigierte er seit 1778 den
»Göttingischen Taschenkalender«, welcher in einer Reihe von Jahrgängen zahlreiche wissenschaftliche und popularphilosophische
Aufsätze von klassischer Klarheit und unübertrefflicher Laune aus seiner Feder brachte.
Die spätern Jahre seines Lebens verlebte er infolge von Körperleiden in hypochondrischer Abgeschlossenheit und starb Als
Naturforscher ist er vorzüglich wegen seiner durch ausgezeichnete Apparate unterstützten Vorlesungen über Experimentalphysik
sowie durch die Entdeckung der nach ihm benannten elektrischen Figuren berühmt geworden. Weitverbreiteten
Ruf erwarben ihm aber besonders seine witzigen und satirischen Aufsätze popularphilosophischer Art, in denen er sich namentlich
als schonungsloser Gegner der sentimentalen Phantastik der Sturm- und Drangperiode und alles wirklichen und vermeinten Mystizismus
erwies.
Als Muster echter Satire sind unter LichtenbergsAufsätzen vor allen zu bezeichnen: die gegen den berüchtigten
NachdruckerTobias Göbhardt in Bamberg
[* 97] gerichteten Episteln, der berühmte »Anschlagzettel im Namen von Philadelphia«,
[* 98] der sich
wider Lavaters thörichten Bekehrungseifer wendende »Timorus« und das köstliche
»Fragment von Schwänzen«, in welchem sich desselben Schwärmers dithyrambisch-hyperbolische Ausdrucksweise im Text seiner »Physiognomik«
ergötzlich karikiert findet. Seit 1794 ließ Lichtenberg fünf Lieferungen einer »Ausführlichen
Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche« mit Kopien derselben von Riepenhausen (der Text zu den spätern Lieferungen rührt
von Bouterwerk ^[richtig: Bouterwek (= FriedrichLudewigBouterwek, 1766-1828)] her) erscheinen, in denen er die glänzendsten
Proben seiner witzigen
¶
mehr
Beobachtungsgabe durch die Interpretation der Werke des großen englischen Humoristen gab (s. Hogarth). Lichtenberg gehört zu den besten
deutschen Stilisten. Ungemeine Klarheit und Natürlichkeit der Darstellung zeichnen seine Schriften aus. Dieselben erschienen
als »Vermischte Schriften« (Götting. 1800-1805, 9 Bde.),
vollständiger, mit Lichtenbergs »Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche«,
herausgegeben von seinen Söhnen (das. 1844-53, 14 Bde.).
»Histoire des idées religieuses en Allemagne« (Par.
1873, 3 Bde.) und die von ihm herausgegebene
»Encyclopédie des sciences religieuses« (das.
1876-82, 13 Bde.).
Figuren (elektrische Staubfiguren) werden hervorgebracht, indem man durch einen metallischen Zuleiter
Elektrizität
[* 101] auf eine nichtleitende Platte, z. B. von Harz oder Hartkautschuk, strömen läßt und die Platte alsdann mit einem
Gemisch aus Mennigpulver und Bärlappsamen bestäubt. Die positiv elektrische Mennige setzt sich an den
negativ elektrischen Stellen der Platte fest, der negative Bärlappsame haftet an den positiven. Bei positiver Elektrizität
bildet die
[* 99]
Figur einen gelben Stern mit verästelten Strahlen, welche von der durch den Zuleiter berührten Stelle nach allen
Seiten hin ausgehen; bei negativer Elektrizität dagegen entsteht nur ein rundlicher roter Fleck. Die Lichtenbergschen Figuren
verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich einem eigentümlichen Bewegungszustand der Luft rings um den Zuleiter, welcher sich
im Dunkeln durch gewisse Lichterscheinungen verrät.
Vgl. Kuhn, Über die Lichtenbergschen Figuren (Wien 1873).
Seit 1861 Mitglied des österreichischen Herrenhauses, entwickelte er nun hier eine bedeutungsvolle Thätigkeit. Er war ein
vortrefflicher Redner mit jugendlichem Feuer, seiner Parteistellung nach liberaler Zentralist; namentlich
in religiösen Dingen huldigte er Josephinischen Anschauungen und verlieh seinen freisinnigen Ansichten 1868 als Berichterstatter
über das Ehegesetz sowie 1875 bei Beratung der Kirchengesetze beredten, energischen Ausdruck. Er starb in Wien.
Landstädtchen im schweizer. Kanton
[* 115] St. Gallen, an der Thur und der ToggenburgerBahn, Sitz der ToggenburgerBank, mit mechanischer Baumwollweberei und -Zwirnerei, bedeutendem Marktverkehr und (1880) 1477 Einw.
Dabei die Ruine Neu-Toggenburg.