Cordouan wurde unter König
Heinrich II. erbaut. Der
Turm
[* 2] von
Eddystone, 1696 errichtet, bestand zuerst aus
Holz
[* 3] und war mit Eisenstangen
befestigt; ein furchtbarer
Orkan verschlang 1703 das Gebäude mit seinen Wärtern, und ein neuer, 1706-1708 errichteter
Turm
wurde 1755 ein
Raub der
Flammen. Der jetzige massive
Turm ist von
John Smeaton erbaut und hat mit seiner
in sanfter
Krümmung nach innen verjüngt zulaufenden Form vielfach als
Modell für andre Leuchttürme gedient.
Der neueste deutsche und gleichzeitig der erste, welcher bei weit ins
Meer vorgeschobener
Lage nicht auf Felsenriffen, sondern
direkt auf dem Meeresboden aufgebaut ist, ist der Rothersand-Leuchtturm, welcher ungefähr in der Mitte zwischen
Bremerhaven und
Helgoland
[* 4] errichtet ist (s. Tafel,
[* 1]
Fig. 1 u.
2). Der Leuchtturm ruht auf einem eisernen Caisson von 30 m
Höhe, 11 m
Breite
[* 5] und 14 m
Länge, welches 22 m unter Niedrigwasser versenkt
und mit
Beton und
Mauerwerk ausgefüllt ist; er ist 10
m in den Sandboden eingelassen und über demselben
noch durch eine Faschinenpackung und Steinschüttung gesichert.
Der darüber befindliche eigentliche
Turm hat eine
Höhe von 34½ m über Niedrigwasser und ist in vier
Etagen geteilt, über
welchen sich die kuppelförmige
Laterne mit dem Leuchtapparat erhebt. In derselben befindet sich das Hauptfeuer,
welches nach
See wie nach der Landseite nur über einen kleinen
Sektor leuchtend den
Schiffen den Weg zum
Turm und von hier in
die
Weser zeigt; neben jedem
Sektor dieses festen
Feuers liegt ein Blitzfeuer. Um die
Nähe des Leuchtturms oder den
Punkt der
Richtungsänderung den
Schiffen kenntlich zu machen, ist unter den festen
Sektoren in den Ausguckerkern
noch je ein
Feuer von nur 2½
Seemeilen Sichtweite placiert und schließlich im Treppenerker noch ein festes
Feuer zur
Beleuchtung
[* 6] des
Raums zwischen
Helgoland und der Elbemündung.
Vgl.
Stevenson, Die Illumination der Leuchttürme (deutsch von Nehls, Hannov.
1877);
»Verzeichnis derLeuchtfeuer u. Nebelsignalstationen aller
Meere« (amtlich, Berl. 1886).
Die Lebensgeschichte der
Eingeweidewürmer (besonders der
Trichinen und
Blasenwürmer) klärte er durch
zahlreiche, zum Teil sehr mühevolle
Experimente auf. Er schrieb: »Beiträge zur Kenntnis wirbelloser
Tiere« (mit
Frey, Braunschw.
1847);
Ȇber die
Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen
Tiere« (das. 1848);
(franz. Loèche la Ville), Flecken im schweiz. Kanton Wallis,
[* 23] 2 km von der Station Leuk, an der EisenbahnBouveret-Brieg (Simplonbahn), 795 m ü. M.,
mit (1880) 1411 Einw. Von hier führt eine neue Straße in drei Stunden durch den wildromantischen Dalaschlund nach
Bad-Leuk (Loèche les Bains), dem am Weg über die Gemmi in finsterem Bergkessel 1415 m ü. M. gelegenen Badeort (mit 650 Einw.).
Mehr als 20 heiße Mineralquellen treten hier zu Tage. Die heißeste und stärkste ist die Lorenzquelle (51° C.), welche die
meisten Bäder versorgt und vor dem Gebrauch vorerst die ganze Nacht zum Abkühlen stehen gelassen wird;
dann das Goldbrünnlein, die Stoßgülle (37° C.), die Heilgülle (39° C.) u. a. Das Wasser ist klar, von einem bitter-salzigen
Geschmack und geruchlos.
(griech., Leuchämie, Leukocythämie, Weißblütigkeit), eigentümliche Krankheitsform,
welche erst 1845 von Virchow entdeckt worden ist und in der Hauptsache darin besteht, daß die Zahl der farblosen Blutkörperchen
[* 29] beträchtlich vermehrt ist. Die absolute Anzahl der roten Blutkörperchen ist dabei stets vermindert und zwar ungefähr entsprechend
der Zunahme der weißen Blutkörperchen. Enthält das normale Blut auf 350 rote 1 farbloses, so verändert
sich dies Verhältnis in 50:1 bis 10:1, ja 3:1 bei der Leukämie. Die Leukämie kann sowohl von einem Leiden
[* 30] der Milz, als von einem solchen
der Lymphdrüsen, als auch des Knochenmarks herrühren, und man unterscheidet deshalb die lienale, die lymphatische und die
myelogene Leukämie. Die Veränderungen, welche bei der lienalen Form die Milz, bei der lymphatischen die Lymphdrüsen,
bei der myelogenen das Knochenmark erleiden, bestehen vorzugsweise in einer Vergrößerung der genannten Organe und in einer
Vermehrung
ihrer (normalen) zelligen Elemente, welche in die Blutmasse übergeführt werden und hier als weiße Blutkörperchen
erscheinen.
Normalerweise bilden sich letztere zu roten Blutkörperchen um; bei der Leukämie tritt aber eine
solche Umwandlung nur in sehr beschränktem Grad ein. Die Ursachen der Leukämie sind unbekannt. Die ist im ganzen eine seltene Krankheit;
sie betrifft das männliche Geschlecht häufiger als das weibliche und kommt meist nur im mittlern Lebensalter
vor. Die ersten Zeichen der Leukämie sind gewöhnlich Anschwellung des Leibes und ein Gefühl von Druck und Vollsein in der Gegend
der linken untern Rippen, welche Symptome von der Vergrößerung der Milz abhängen.
Die Milzschwellung entwickelt sich entweder schmerzlos und unbemerkt oder in einzelnen Absätzen, während welcher die Milzgegend
schmerzhaft ist und die Kranken Fiebererscheinungen darbieten. In ähnlicher Weise pflegen bei der lymphatischen
Form die Anschwellungen der Lymphdrüsen am Hals, in der Achselhöhle, in der Schenkelbeuge, welche sich allmählich oder stoßweise
entwickeln, bei der myelogenen Form Erscheinungen schmerzhafter Knochenmarkentzündung zuerst auf das Übel aufmerksam zu machen.
Je ärmer das Blut an roten, je reicher es an weißen Körperchen wird, um so mehr bekommt auch der Kranke
ein bleiches und kachektisches Ansehen.
Dazu gesellt sich fast stets Schweratmigkeit und beschleunigtes Atmen. Diese Erscheinungen rühren wahrscheinlich ebenfalls
von der Verminderung der roten Blutkörperchen her, welche den Gasaustausch in den Lungen vermitteln. Manchmal
bekommen die Kranken wiederholte Blutungen aus der Nase,
[* 31] dem Darmkanal oder in die Gewebe
[* 32] des Körpers. Dann sterben sie ziemlich
schnell unter den Zeichen der Erschöpfung. Treten aber dergleichen Blutungen nicht ein, so nimmt die Krankheit einen sehr
langwierigen Verlauf und zieht sich selbst jahrelang hin.
Häufig treten dann Luftröhrenkatarrhe mit Husten und schleimigem Auswurf hinzu, desgleichen Darmkatarrhe
mit hartnäckigen Erscheinungen. Gegen Ende des Lebens stellt sich häufig auch Wassersucht ein. Der Tod erfolgt durch allmähliche
Erschöpfung. Das Blut von solchen, welche an Leukämie starben, sieht in hochgradigen Fällen weißlich oder hell graurot, zuweilen
völlig eiterähnlich aus. Die Milz ist 6-10mal und noch größer als im normalen Zustand, wiegt 3-4 kg
und darüber.
Die Lymphdrüsen bilden bei der lymphatischen Leukämie oft kolossale Geschwülste. Von den im Innern des Körpers gelegenen Drüsen
findet man besonders die Gekrös- und Lendendrüsen, von den äußerlich gelegenen die Nacken-, Achsel- und Leistendrüsen geschwollen.
Bei der myelogenen Leukämie findet man das Mark der affizierten Knochen
[* 33] von himbeerroter, seltener grünlichgelber
Farbe und von der Konsistenz eines zähen, schleimigen Eiters. Die Leukämie gilt für unheilbar. - Man wendet Eisen
[* 34] und Chinin an, hat
aber wesentliche Erfolge auf die Dauer nicht davon gesehen. Die mehrmals versuchte Entfernung der Milz
hat stets den sofortigen Tod zur Folge gehabt. Man versucht neuerdings durch Einspritzung
[* 35] reizender Substanzen die Milz zur Schrumpfung
zu bringen.
(jetzt Levkas, auch Santa Maura), die nördlichste der mittlern Ionischen Inseln, nördlich
von Kephalonia, vom Festland nur durch eine schmale und so seichte Meerenge getrennt, daß ihre Versandung behufs der Schiffbarkeit
stets von neuem
¶
mehr
durch Menschenhand (durch die Korinther, Römer,
[* 37] Venezianer und Engländer) beseitigt werden mußte. ist ungefähr 36 km lang,
bis zu 15 km breit, hat einen Flächeninhalt von 285 qkm (5,18 QM.)
und besteht aus einer Bergkette (Nomaligebirge) aus weißem Kalk, dem die Insel ihren Namen (»die Weiße«) verdankt; sie erhebt
sich im Eliasberg bis zu 1180 m Höhe und endigt, im SW. sehr spitz zulaufend, mit dem schroffen VorgebirgeDucato (von den Alten
Leukate, auch Leukadischer Fels genannt), auf welchem sich noch Überreste eines Apollontempels befinden, und von welchem
im Altertum Verbrecher ins Meer gestürzt wurden.
Auch die KöniginArtemisia von Halikarnaß (s. d.) und die Dichterin Sappho fanden nach der Sage durch einen
Sprung vom Leukadischen Felsen, dem man die Kraft
[* 38] der Heilung von Liebesqualen zuschrieb, den Tod. Nur der nordöstliche Teil
der Insel ist eben; dort lag die alte Stadt Leukas. Die Insel hat keinen Fluß, dagegen viele gute Quellen und
ein angenehmes Klima, wird aber öfters durch Erdbeben
[* 39] heimgesucht. Die Bevölkerung
[* 40] belief sich 1879 auf 21,988 Einw. (meist
Griechen), welche Handel mit den Landesprodukten (Salz,
[* 41] Öl und Wein) treiben.
griech. Philosoph, aus Abdera gebürtig, lebte 510 v. Chr., soll Schüler des Eleaten Parmenides,
nach andern des Zeno oder Melissos gewesen sein und gilt als Begründer des atomistischen Systems, das sein SchülerDemokritos
(s. d.) weiter ausbildete. Leukippos nahm zweierlei Prinzipien, das Volle
und das Leere, an. Das Volle besteht nach ihm in einer Menge sinnlich nicht wahrnehmbarer, unteilbarer, unveränderlicher und
undurchdringlicher, einfacher Grundkörper (Atome), welche durch Zwischenräume (das Leere) voneinander
getrennt, der Qualität nach sämtlich gleichartig, dagegen der Gestalt nach voneinander verschieden (einige rund, andre würfel-,
noch andre pyramidenförmig etc.) sind. Durch die Zusammensetzung derselben werden alle sichtbaren Körper und zwar durch die
Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung (je nach Zahl, Lage und Gestalt der Atome) alle Mannigfaltigkeit derselben
hervorgebracht. Von Schriften des Leukippos selbst haben wir keine Spuren.
s. v. w. farblose Blutkörperchen, s. Blut, ^[= (Sanguis), eine Flüssigkeit, welche in einem geschlossenen Röhrensystem in beständigem Kreislauf ...] S. 55.
(griech.), eine vorübergehende Vermehrung der farblosen Blutkörper
in ihrem Verhältnis zur Anzahl der
roten Blutzellen, während dieselbe Veränderung des Bluts, wenn sie dauernd wird, als Leukämie bezeichnet
wird. Gegenüber dem normalen Verhältnis von ca. 350 roten zu 1 farblosen Blutkörper steigt dasselbe bei der Leukocytose bis 20:1
zu gunsten der farblosen Körper. Leukocytose kommt normal bei der Verdauung vor, als Krankheitssymptom bei Reizungen von Milz und Lymphdrüsen,
nach starken Blutverlusten; sie geht ohne Behandlung in Heilung über.
s. v. w. saures schwefligsaures Natron, s. Schwefligsäuresalze. ^[= (Sulfite), Verbindungen von schwefliger Säure mit Basen, entstehen bei Einwirkung von schwefliger ...]
(griech.), ein Pflanzenfarbstoff (s. Etiolin). ^[= der gelbe Farbstoff, der sich bei Lichtabschluß in keimenden Pflanzen entwickelt, nach Pringsheim ...]
Die ist vielfach für eine Teilerscheinung
der Syphilis gehalten worden, scheint jedoch auf örtlichen Reizungen zu beruhen, da sie fast ausschließlich bei Männern,
namentlich starken Rauchern, vorkommt.
Sie ist sehr hartnäckig, namentlich sind Quecksilberkuren ohne Erfolg.
Zuweilen
entwickelt sich aus der Leukoplakie Zungenkrebs.
im AltertumOrt in Böotien, südwestlich von Theben, merkwürdig durch den von den Thebanern unter Epameinondas 371 v. Chr.
über die Spartaner gewonnenen Sieg, welcher die Übermacht der Spartaner brach. Der thebanische Feldherr errang denselben
durch die sogen. schiefe Schlachtordnung, indem er seinem linken Flügel eine Tiefe von 50 m gab und sich
mit demselben auf den rechten Flügel der Spartaner warf. König Kleombrotos und 400 Spartiaten, außerdem 1000 Lakedämonier
fielen in der Schlacht. Auf dem Feld von Parapunghia sieht man noch einen Tumulus, der wahrscheinlich über den Leichen der
dort gefallenen Lakedämonier errichtet wurde.
Die Leumundserforschung ist namentlich in Untersuchungssachen von Wichtigkeit,
da es für die Beurteilung der Schuldfrage oft mit darauf ankommt, ob ein Beschuldigter einen guten oder einen bösen Leumund hat;
daher häufig Leumundszeugen vernommen und regelmäßig Leumundszeugnisse beigezogen werden.
Diesem großen Werk reihen sich die »Schulnaturgeschichte« u.
der »Leitfaden« an, beide ebenfalls in 3 Abteilungen, welche in zahlreichen
Auflagen erschienen sind. Außerdem schrieb er: »Die Schlangen
[* 53] Hildesheims und der Umgegend« (Hildesh. 1869);
ein dem ältern sächsischen Prozeß eigentümliches Rechtsmittel, durch welches Abänderung des Urteils in
derselben Instanz gesucht ward, in welcher es gesprochen wurde.
Indessen sollte ein andrer Richter als
der, welcher das angefochtene Urteil verabfaßte, über die Leuterung erkennen, weshalb auf eine Leuterung meistens die Akten an ein auswärtiges
Spruchkollegium versandt wurden.
Das moderne Prozeßrecht kennt das Rechtsmittel der Leuterung nicht mehr.
gegen 90,000 Mann
stark, darunter 58,000 Mann Fußvolk und 200 Geschütze,
[* 66] bildete sie eine über eine Meile lange Schlachtlinie;
das Zentrum stand
unter Daun zwischen Frobelwitz und Leuthen, der rechte Flügel unter Lucchesi bis Nippern, der linke unter Nádasdy
bis Sagschütz;
hier war, um jeder Überflügelung vorzubeugen, ein Haken gebildet, der durch eine Batterie von 14 schweren
Geschützen gesichert war.
Friedrich brach 5. Dez. in der fünften Morgenstunde auf; als er, an die österreichische Position herangekommen,
diese rekognoszierte, erkannte er sofort, daß das hoch gelegene Sagschütz der entscheidende Punkt sei,
und daß, wenn es gelänge, diesen mit der frischen Kraft seiner Armee zu nehmen, das Schwerste vollbracht sei. Er ließ daher
seine Marschkolonnen, welche bisher auf und längs der großen Straße auf Frobelwitz vorgerückt waren und Lucchesi so besorgt
gemacht hatten, daß er vom Zentrum und linken Flügel Verstärkung
[* 67] forderte und erhielt, in zwei Treffen
rechts abschwenken und parallel den feindlichen Linien bis gegenüber dem äußersten linken Flügel des Feindes marschieren.
Der Marsch wurde diesem durch eine Hügelreihe verdeckt und, als man ihn endlich bemerkte, für den Abzug nach Striegau
[* 68] gehalten;
er geschah daher ohne Störung und in vorzüglichster Ordnung. Vor Sagschütz angekommen, schwenkten die
Treffen zur Schlachtordnung ein, und Friedrich befahl, daß der rechte Flügel zuerst angreifen solle, die übrige Armee zurückzuhalten
und erst allmählich zur Unterstützung halb rechts zu schieben (schräge Schlachtordnung) sei.
Nur Nádasdy leitete den Rückzug des Restes seines Korps
mit Umsicht; die übrige Armee löste sich in grenzenlose Unordnung auf. So war der glänzendste Sieg durch die höchste Anspannung
aller körperlichen, gei-
Heinrich, deutscher Dichter, geb. zu Wetzikon im Kanton Zürich,
widmete sich anfangs der Jurisprudenz, begab sich
aber, da er in seiner Heimat keine Anstellung fand, nach München,
[* 74] wo er sich eng an Geibel und dessen Kreis
anschloß. Er machte sich bekannt durch Beiträge zum »Münchener Dichterbuch« und durch Übersetzungen französischer Dichter,
die er gemeinsam mit Geibel (»FünfBücher französischer Lyrik«, Stuttg. 1862) herausgab, erregte aber die Aufmerksamkeit weiterer
Kreise
[* 75] erst durch seine »Gedichte« (Frauenf.
1879, 3. vermehrte Aufl. 1884), die ihn als einen bedeutenden Lyriker von tiefer Empfindung und seltener
Formvollendung zeigten. Sie erschienen, von Freundeshand (GottfriedKeller) besorgt, als der Dichter bereits dem hoffnungslosen
Wahnsinn verfallen war, in dem er in der Heilanstalt Burghölzli bei Zürich starb.
Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, an der Eschach und den LinienHerbertingen-Isny
und Leutkirch-Memmingen der Württembergischen Staatsbahn, 654 m ü. M., hat eine
evangelische und eine kath. Kirche, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste junge Mädchen, ein Amtsgericht, eine Maschinenfabrik,
Ölmühle, Holz-, Frucht- und Viehhandel und (1885) 2959 meist kath. Einwohner. Leutkirch, ehedem
freie Reichsstadt, fiel 1802 an Bayern,
[* 76] 1810 an Württemberg.
[* 77] Der umliegende Landstrich heißt die Leutkircher
Heide, deren Bewohner früher ebenfalls unmittelbare Reichsbürger waren.
Vgl. Roth, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Leutkirch (Leutk. 1873, 2 Bde.).
(franz. lieutenant, v. ital.
locotenente, »Stellvertreter«, abgeleitet), im Mittelalter der vom Hauptmann gewählte Stellvertreter desselben. Leutnant des Königs
(lieutenant du roi) hieß in Frankreich der Statthalter, als Stellvertreter des Königs. Lieutenant civil,
Titel des stellvertretenden Ziviloberrichters von Paris
[* 78] (du châtelet); lieutenant criminel, Kriminalrichter; lieutenant du
prévôt von Paris, Stellvertreter des obersten Kriminalrichters von Paris, mit der ungefähren Funktion des heutigen Polizeipräfekten.
Leutnant der Marschälle von Frankreich ehemals Titel des Vorsitzenden des militärischen Ehrengerichts. Leutnant des
Wolfsjägermeisters (lieutenant de louveterie), Titel derjenigen, welche gegen die Erlangung eines ausgedehntern Jagdrechts
die Verpflichtung übernommen hatten, das zur Wolfsjagd erforderliche Gerät auf eigne Kosten anzuschaffen und zu unterhalten.
Lord-Lieutenant (»Lord-Statthalter«) ist in England der Titel des obersten Verwaltungsbeamten und Milizkommandanten einer Grafschaft
sowie des Statthalters (Vizekönigs) von Irland. - In den spätern Offizierkorps rangierte der Leutnant wie jetzt
nach dem Hauptmann oder Rittmeister. 1672 erhielt in Frankreich jede
Kompanie noch einen Sekonde- oder Sousleutnant, was die
andern Heere nachahmten. In der deutschen Armee steht bei jeder Kompanie, bez. Eskadron ein Premier- und mehrere Sekondeleutnants.
Die Marine besitzt Leutnants zur See und Unterleutnants zur See.
(ungar. Löcse), königliche Freistadt, Sitz des ungar. KomitatsZips, mit 3 katholischen und einer evang.
Kirche, Minoritenkloster, katholischem Obergymnasium, Staatsrealschule, Theater,
[* 79] 2 Kasernen, schöner Promenade
(mit Denkmal), (1881) 7042 meist slawischen und deutschen Einwohnern, berühmtem Gersten- und Erbsenbau, ansehnlicher Obst-
und Bienenzucht,
[* 80] Gerichtshof und Steuerinspektorat. Leutschau wurde 1245 unter Bela IV. erbaut.
hat nur eins derselben, das Vordringen der Zivilisation nach Westen, vollendet. Von seinen dort entstandenen Staffeleibildern
sind zu nennen: das Mädchen von Saragossa
[* 91] (1860);
die Besitzergreifung von Maryland durch Leonard Calvart (1861);
Nachdem er noch den Karton zu einem zweiten großen Wandbild im Kapitol zu Washington, die Aufhebung der Sklaverei,
vollendet hatte, starb er in Washington. Er verfügte über ein glückliches Kompositionstalent und ein seltenes
Individualisierungsvermögen; doch leiden seine Werke durch flüchtige Ausführung in Zeichnung und Kolorit.
Bei der Wertschätzung seiner Bilder kam bei seinen Lebzeiten mehr das stoffliche als das künstlerische Interesse in Betracht.
(spr. löfen), niederländ. Name der Stadt Löwen. ^[= # 1) (niederländ. franz. Louvain) Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz ...]
[* 92]
(Lewenz), Markt im ungar. KomitatBars, am Perez, mit Schloß, Piaristenkloster, (1881) 6491 ungar. Einwohnern, Weinbau,
bedeutenden Pferdemärkten, Untergymnasium und Bezirksgericht.
(spr. löwajāng),François, Reisender und Ornitholog, geb. 1753 zu Paramaribo im holländischen
Guayana von französischen Eltern, kam 1763 nach Europa, bereiste 1780-85 vom Kap aus das InnereAfrikas und starb bei
Sézanne in der Champagne. Seine Reisen beschrieb er in zwei interessanten und, abgesehen von manchen Übertreibungen und Irrtümern,
wertvollen Werken: »Voyage dans l'intérieur de l'Afrique« (Par. 1790, 2. Aufl.
1798) und »Second voyage dans l'intérieur de l'Afrique« (das. 1796, 2. Aufl.
1803),
die (beide neu hrsg. von Orse, das. 1855, 2 Bde.)
von Forster ins Deutsche
[* 95] übersetzt wurden (Berl. 1799). Noch schrieb er: »Histoire naturelle des oiseaux d'Afrique« (Par. 1796-1812, 6 Bde.);
»Histoire naturelle d'une partie d'oiseaux nouveaux et rares de l'Amérique et des Indes« (das. 1801-1804);
»Histoire naturelle des cotingas et des todiers« (das. 1804);
»Histoire naturelle des perroquets« (das. 1801-1805, 2 Bde.);
»Histoire naturelle des oiseaux de paradis« (das. 1803-16) und »Histoire naturelle des calaos« (das. 1804).
Jules, franz. Schriftsteller, geb. zu
Rouen,
[* 96] machte daselbst seine Studien und kam 1850 nach Paris, wo er einige Jahre später in die Redaktion des »Moniteur« eintrat
und 1855 Sekretär
[* 97] Sainte-Beuves wurde, welchem er besonders bei der Umarbeitung seiner »Geschichte
des Port-Royal« behilflich war. Von 1859 bis 1872 übte er das Amt des litterarischen Kritikers in der
»Opinion nationale«. Levallois' Hauptwerke sind: »Critique militante«, philosophisch-litterarische Studien (1862);
»Autour de Paris, promenades historiques« (1883) und
das Sammelwerk »Les contemporains chantés par eux-mêmes«
(1868).
Mit Streckeisen-Moultou gab er unter dem Titel: »J. J. Rousseau, ses amis et ses ennemis« (1865, 2 Bde.)
eine Sammlung bisher unbekannter, an den GenferPhilosophen gerichteter Briefe heraus.
(spr. löwallŏa-perrä), Dorf im franz.
Departement Seine, Arrondissement St.-Denis, nordwestlich von Paris, unmittelbar vor derPorte d'Asnières
gelegen, mit der Stadt durch eine Tramwaylinie verbunden, hat zahlreiche Fabriken, Landhäuser und (1886) 35,649 Einw.
(franz., spr. -wangtin), vierbindig geköperter,
früher aus der Levante eingeführter Seidenstoff, kommt schwarz und in allen Modefarben, auch gemustert
vor, dient zu Damenkleidern, Mänteln, Unterfutter etc.
Pierre, berühmter franz. Komiker, geb. 1808 zu Fontainebleau, lernte als Kaufmann und kehrte
auch zu diesem Beruf zurück, nachdem er in Paris und Marseille
[* 101] seit 1826 wenig ermutigende dramatische Versuche gemacht hatte.
Glücklicher war er, als er durch Vermittelung der Déjazet ein Engagement am Palais Royal erhielt, wo er sich in kurzer Zeit
großen Ruhm erwarb und bis 1856 spielte; nur von 1840 bis 1843 war er Mitglied der Variétés gewesen,
auch 1857 dahin zurückgekehrt, um sich in der Folge dem Palais Royal zu widmen. Levassor machte sich auf wiederholten Kunstreisen
auch im Ausland, namentlich in Deutschland,
[* 102] bekannt und starb in Paris. Seine Lieblingsfiguren
waren Engländer, Bauern und Soldaten, die er mit drastischer Komik darzustellen wußte.