eine der großartigsten Kanalanlagen von
England, 1770-1816 mit einem Kostenaufwand von 2 Mill.
Pfd. Sterl. erbaut, verbindet
Liverpool
[* 3] mit
Leeds und somit denMersey mit dem der
Nordsee zufließenden
Aire.
Derselbe hat eine
Länge von 208 km, ist 12 m breit, 1,5 m tief und steigt bis 22 m ü. M.
an.
Conradus, holländ. Archäolog, geb. zu
Zalt-Bommel in
Geldern, studierte zu
Leiden,
[* 5] ward 1835 erster
Konservator und 1839
Direktor des
Museums der
Altertümer zu
Leiden
und begründete 1859 das ethnographische Reichsmuseum daselbst,
dem er gegenwärtig noch vorsteht. Unter seinen zahlreichen
das ägyptische wie das griechische und römische
Altertum betreffenden Werken sind hervorzuheben: eine
Ausgabe von
Horapollons »Hieroglyphica« (Amsterd.
1835);
[* 7] (Leer in
Ostfriesland), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Aurich,
[* 8] an der
Leda, die nahebei in die
Ems
[* 9] mündet,
Knotenpunkt der
LinienBremen-Leer-Neuschanz der Oldenburgischen und
Münster-Emden der Preußischen Staatsbahn, 6 m ü. M.,
hat eine schöne reform.
Kirche mit hohem
Turm
[* 10] (1786 neuerbaut), eine lutherische, eine katholische und eine mennonit.
Kirche,
eine
Synagoge und (1885) 10,399 meist evang. Einwohner. Es befinden
sich in Leer 2 Papierfabriken, 3
Eisengießereien, 2
Brennereien, eine Maschinenfabrik,
Tabaks-,
Seifen- und
Likörfabriken, eine Bierbrauerei
[* 11] und mehrere Ziegeleien. ist der wichtigste Handelsplatz im Emsgebiet.
Der Seeschiffsverkehr bezifferte sich 1885 auf 854
Dampf- und Segelschiffe von 65,299 Registertons, der
Fluß- und Wattenverkehr
auf 6035
Schiffe
[* 12] von 78,905 Registertons. Lebhaft ist auch der Schiffsverkehr während des
Sommers nach
den Nordseebädern
Borkum und
Norderney. Die bedeutendsten Handelsartikel sind
Getreide,
[* 13] Vieh,
Butter,
Käse, Strohpapier,
Torfstreu,
Eisen- und
Kolonialwaren,
Bier und
Spirituosen. Alljährlich finden hier 30 Vieh- und 4 Pferdemärkte statt.
Den Handelsverkehr vermitteln außer verschiedenen Bankgeschäften eine Agentur der Hannöverschen
Bank, die Ostfriesische
und eine Genossenschaftsbank. Leer hat ein
Amtsgericht, eine
Handelskammer, ein
Gymnasium und eine
Navigationsschule.
Der nahe, 25 m hohe Plytenberg, ein künstlicher
Hügel, ist wahrscheinlich eine alte heidnische
Opfer- und Gerichtsstätte.
An der Mündung der
Leda liegt das Dorf Leerort mit 222 Einw. (meist
Lotsen und
Fischer). - ist wahrscheinlich einer der ältesten
Orte der
Provinz. Es war
Residenz der Häuptlinge des Moormerlandes, wurde 1431 dem
Focke Ukena durch Enno
von Gretsyl entrissen und kam so an
Ostfriesland. Leer erhielt 1823
Stadtrecht.
Stadt in der niederländ.
ProvinzSüdholland,
BezirkGorinchem, an der
Linge und an der
Eisenbahn Geldermalsen-Gorinchem,
hat einen Pferdemarkt, eine bekannte
Glashütte, worin das sogen. harte (unzerbrechliche)
Glas
[* 14] zuerst verfertigt
wurde, und (1886) 3702 Einw.
(spr. leu-),Hauptstadt der niederländischen
ProvinzFriesland, am
GroßenKanal
[* 20] zwischen
Harlingen und
Groningen gelegen, wird von vielen
Kanälen durchschnitten und steht durch
Eisenbahnen mit
Harlingen,
Sneek, Zütphen und über
Ihrhove mit
Deutschland
[* 21] in
Verbindung. Unter den zwölf
Kirchen zeichnet sich besonders die Hauptkirche zu St.
Jakob aus, wo
sich bis 1795 die prächtigen
Grabmäler der friesischen
Statthalter befanden. Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude
sind: das alte (nicht sehr ansehnliche) Residenzschloß der
Statthalter von
Friesland aus dem
HausNassau-Dietz, die ehemals
hier ihren Sitz hatten, das Regierungsgebäude, das stattliche neue Justizgebäude (Provinzialgerichtshof), die gotische
Kanzlei oder der ehemalige
Gerichtshof von
Friesland (jetzt Haftgebäude), der Oldehoof, das große, prächtige
Rathaus mit der
Stadtbibliothek, bedeutendemArchiv und schönen Gemälden, das Schauspielhaus etc. Die Einwohnerzahl
beträgt (1886) 29,329
Seelen. Leeuwarden besitzt ein
Gymnasium, wichtige Leinwandfabrikation,
Spiegel-,
Pianoforte- und Orgelfabriken,
eine ausgezeichnete Wagenbauanstalt etc. und ist einer der größten
Frucht- und Viehmärkte
Hollands. Auch der
Handel mit
Zichorien,
Flachs, Rindshäuten,
Knochen,
[* 22] wollenen Manufaktur- und
Kolonialwaren sowie mitWein und
Kornbranntwein ist
sehr ansehnlich. - Leeuwarden kommt schon in
Urkunden des 12. Jahrh. vor; es lag noch im 13. Jahrh.
an einem breiten
Meerbusen (Mittelsee oder Boorediep), der allmählich durch Schlammanhäufung gänzlich ausgefüllt wurde,
so daß Leeuwarden jetzt eine Binnenstadt ist. 1504 wurde die Stadt Sitz des
Rats der
ProvinzFriesland und 1564 Sitz
eines
Bischofs, der aber 1570 infolge der
Annahme der
Reformation weichen mußte.
(spr. leuwenhuk),Antony van, Naturforscher, geb. zu
Delft, war bis in sein 22. Jahr Buchhalter und
Kassierer in einer
Amsterdamer Tuchhandlung, ging dann nach
Delft, um sich mikroskopischen
Studien zu widmen, und starb daselbst Seine
Arbeiten wurden erst 1673 in weitern
Kreisen bekannt,
nachdem sein
Freund deGraaf (der Entdecker der Graafschen
Follikeln) einige seiner
Beobachtungen an die
Royal Society in
London
[* 23] übersandt hatte. Diese
Arbeit wurde von der gelehrten
Gesellschaft anerkennend aufgenommen, und Leeuwenhoek blieb
bis an seinen
Tod ein eifriger Mitarbeiter der von ihr veröffentlichten
»Transactions«.
¶
mehr
Leeuwenhoeks Werke erschienen auch in Leiden und Delft (1685-1718) unter dem Titel: »Sendbrieven, ontledingen en ontkelkingen,
ondervindingen en beschouwingen« und lateinisch (1715-22) als »Opera omnia s. Arcana naturae ope exactissimorum microscopiorum
detecta«. Leeuwenhoek zeigte zuerst den Kreislauf des Bluts
[* 25] im Schwanz der Froschlarve und entdeckte dabei die Blutkörperchen,
[* 26] die
von Malpighi zwar gesehen, aber als Fettkügelchen gedeutet worden waren. Seine Untersuchungen über Kapillargefäße
bildeten die notwendige Ergänzung der Harveyschen Theorie.
Epochemachend war die Entdeckung der Spermatozoen, am bekanntesten aber wurde sein Name durch die Entdeckung der Infusionstierchen,
obgleich sie eine bloß zufällige war und niemals von ihm in wissenschaftlichem Sinn ausgebeutet worden
ist. Er entdeckte die Spiralgefäße, die Treppengänge und die Tüpfelgefäße der Pflanzen und beschrieb den Unterschied
des Baues beim monokotyledonen und dikotyledonen Stamm. Die mangelhafte Erziehung Leeuwenhoeks war auf seine Bildung von hemmendem
Einfluß. Er verstand nur Holländisch, während die lateinische Sprache in seinem Zeitalter die ausschließliche Gelehrtensprache
war.
Durch eigne mühsame Arbeit mußte er sich daher viele Kenntnisse erwerben, die er leichter und genauer aus andern Quellen
hätte schöpfen können. Von einer wissenschaftlichen Methode hatte er keine Ahnung; seine Untersuchungen wurden ganz planlos
unternommen, und jeder Zufall veranlaßte ihn zu den sonderbarsten Abschweifungen. Dieser Fehler wird aber
durch seine strenge Wahrheitsliebe, seinen unermüdlichen Fleiß und seine große Gewissenhaftigkeit ausgeglichen. Erstaunlich
war seine Gewandtheit in der Anfertigung und dem Gebrauch seiner einfachen Mikroskope,
[* 27] deren er gegen 200 besaß.
(spr. löfōschöh), Waffenfabrikant in Paris,
[* 28] konstruierte 1825 ein Hinterladungsgewehr mit gasdichter
und mit dem Zündmittel versehener Patrone, welches bei Jagdliebhabern noch heute sehr verbreitet ist (vgl. Jagdgewehr).
[* 29]
Auch
ein Revolver
[* 30] wurde von Lefaucheux konstruiert.
(spr. löfäbr, auch Lefebvre), Tanneguy (lat. TanaquilFaber), gelehrter franz. Humanist, geb. 1615 zu Caen,
ward durch Richelieu Inspektor der Druckerei im Louvre, ging nach dessen Tod nach Langres, trat hier zur reformierten Kirche über
und erhielt 1653 eine theologische Professur bei der Akademie von Saumur, wo er, im Begriff, einem Ruf nach
Heidelberg
[* 31] zu folgen, starb. Seine Tochter AnnaDacier (s. d.) war von fast gleicher Gelehrsamkeit. Seine hauptsächlichsten
Schriften, die zum Teil öfter wiederholt wurden, sind: »Epistolae criticae« (Saumur 1659-65, 2 Bde.);
Schwerverwundet kehrte er nach Paris zurück und erhielt den Oberbefehl über die Direktorialgarde, an deren Spitze er 18. Brumaire
in den Rat der Fünfhundert eindrang und den bedrohten PräsidentenLucianBonaparte befreite. Bonaparte, dem er treu anhing, übertrug
ihm hierauf das Kommando der 17. Militärdivision und ernannte ihn 1800 zum Prätor im Senat, welche Würde
er bis zur Restauration behielt. Am zum Marschall ernannt, befehligte Lefebvre 1806 bei Jena
[* 33] die Gardeinfanterie.
Nach dem Einrücken der Verbündeten in Frankreich 1814 übertrug ihm Napoleon den Befehl über den linken
Flügel des Heers. Nachdem Lefebvre bei Montmirail, Arcis sur Aube und Champeaubert mit Auszeichnung gefochten, unterwarf er sich nach
der AbdankungNapoleons den Bourbonen und wurde zum Pair erhoben. Da er aber während der Hundert Tage wieder auf Napoleons
Seite gestanden hatte, verlor er bei der zweiten Restauration seine Würde. Doch bestätigte ihn Ludwig
XVIII. 1816 wieder als Marschall, und trat auch in die Pairskammer ein. Er starb in Paris. Lefebvre war nicht
nur ein tapferer, erfahrener und einsichtiger Feldherr, sondern auch ein einfacher, bescheidener und uneigennütziger
Charakter.
2) Jules Joseph, franz. Maler, geb. zu Tournan (Seine-et-Marne), studierte seit 1852 bei Cogniet in Paris und erhielt 1861 den
römischen Preis. Von Rom
[* 39] sandte er 1864 die Caritas Romana, 1865 das schlummernde junge Mädchen, 1866 die Nymphe und Bacchus
(Museum des Luxembourg) und einen jungen Mann, der eine tragische Maske malt (Museum zu Auxerre). Nach Paris
zurückgekehrt, begründete er seinen Ruf durch eine ruhende nackte Frauengestalt (1868) und durch die Allegorie der Wahrheit,
ebenfalls eine nackte Frauengestalt, welche einen Spiegel
[* 40] emporhebt (1870, Museum des Luxembourg). In diesen Werken zeigte eine
vollkommene Beherrschung der Form bei großer Glätte der Behandlung. Auch seine spätern Gemälde, meist
Einzelfiguren, wie die Grille, Chloe, der Traum, Magdalena, Pandora, Mignon, Fiammetta, Diana im Bad
[* 41] (mit mehreren Figuren), tragen
einen kühlen akademischen Charakter. Er hat auch zahlreiche
¶
mehr
Porträte
[* 43] gemalt, welche sich durch vornehme Auffassung auszeichnen. Lefebvre besitzt die Ehrenmedaille des Salons.
(spr. löfähwr),André, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Provins (Seine-et-Marne), erhielt seine Ausbildung auf der École des Chartes zu Paris, machte sein schriftstellerisches Debüt
mit »Les finances de la Champagne aux XIII. et XIV. siècles« (1857) und erhielt eine Anstellung in den
kaiserlichen Archiven. Er beteiligte sich an der »Histoire de France par les monuments« von Bordion und Chardon und veröffentlichte
einen Band
[* 44] Gedichte: »La flûte de Pan«
[* 45] (1861),
die sich, wie auch die spätere Gedichtsammlung: »La lyre intime« (1865),
durch
tiefes Naturgefühl auszeichnen. In der Folge redigierte er mehrere Jahre das kritische Bülletin der »Illustration«, half die
Revuen: »La libre pensée« und »La
pensée nouvelle« gründen und ward 1871 Leiter des litterarischen Teils der »République française«. Von seinen
Schriften sind außer Übertragungen von Vergils »Bucolica« und Kalidasas »Wolkenbote« (1866) noch zu erwähnen:
»Les merveilles de l'architecture« (1865, 6. Aufl.
1884);
(spr. löfōr),FranzJakob, GünstlingPeters d. Gr. von Rußland, geb. 1653 zu Genf,
[* 50] verließ 1674 mit 21 Jahren
das elterliche Haus, trat in holländische Kriegsdienste und begab sich 1675 über Archangel nach Moskau.
[* 51] Hier wußte er sich
in den Kreisen der Ausländer in der deutschen Vorstadt (Njemezkaja Sloboda) ein gewisses Ansehen zu erwerben. Schon zu Ende
der Regierung des ZarenFeodor trat Lefort in russische Dienste;
[* 52] während der RegentschaftSophiens (1682-89) erfreute
er sich der Gunst des Hauptleiters der russischen Staatsangelegenheiten, Fürsten Wasilij Galizyn, und nahm teil an den Feldzügen
in die Krim
[* 53] 1687 und 1689. Der ZarPeter lernte Lefort nach der Staatsumwälzung des Jahrs 1689 kennen, und nun begann die glänzende
Laufbahn Leforts, welcher durch geselliges Talent, vielseitige
Bildung, Uneigennützigkeit und unbedingte
Hingebung an den jungen Zaren dessen innige Freundschaft erwarb. Er begleitete den Zaren auf dessen Reisen, wurde Großadmiral,
stand während der Feldzüge nach Asow (1695 und 1696) dem Zaren als Ratgeber und Heerführer zur Seite.
Der Verkehr mit Männern wie und PatrickGordon (s. d.) ließ in dem Zaren den Wunsch entstehen, Westeuropa
genauer kennen zu lernen und Rußland dem Einfluß der abendländischen Kultur zu erschließen. An Kenntnissen und Charakterbildung
stand Lefort seinem RivalGordon nach; an persönlicher Liebenswürdigkeit übertraf er denselben. 1697 stand Lefort an der Spitze der
russischen GesandtschaftPeters d. Gr., in deren Gefolge der Zar inkognito das Ausland besuchte. Lefort starb
bald darauf 2. (12.) März 1699.
[* 46] Franc (spr. lö fráng), 1) Jean Jacques, Marquis de Pompignan, franz. Dichter, geb. zu
Montauban, war anfangs Generaladvokat, dann erster Präsident am Obersteuergericht seiner Vaterstadt, gab aber sein Amt auf,
um sich ganz der Litteratur zu widmen, und wandte sich nach Paris, wo er 1759 in die Akademie aufgenommen wurde. Durch seine
Eitelkeit und seine religiöse Überzeugung in einen heftigen Streit mit den Encyklopädisten, besonders
mit Voltaire und d'Alembert, verwickelt, unterlag er den wuchtigen Streichen seiner Gegner, zog sich auf sein Landgut zurück
und starb hier Le Franc besaß umfassende Kenntnisse, besonders in den alten Sprachen, und war der erste, welcher den
Äschylos ins Französische übersetzt hat.
Seine Tragödie »Didon« (1734) war zum Teil eigne Erfindung, zum Teil aus Vergil und Metastasio entlehnt.
Seine lyrischen Gedichte sind fast ganz vergessen, dagegen enthalten die »Poésies sacrées« (Par. 1751 u. öfter) Stellen
echt dichterischer Begeisterung, und seine Ode auf den Tod J. B. ^[JeanBaptiste] Rousseaus halten die Franzosen für
ein poetisches Meisterwerk. Seine »Œuvres complètes« erschienen Paris 1784, 6 Bde., »Œuvres choisies« das. 1822, 2 Bde.
Altertums. Nach seiner Rückkehr eröffnete er eine Architektenschule, wurde Schloßbaumeister von Meudon, später von Fontainebleau
und erhielt 1854 den Auftrag, die Verbindung der Tuilerien und des Louvre zu vollenden, was bis 1857 bewerkstelligt wurde. Er
leitete auch 1855 den Bau des Weltausstellungspalastes, des jetzigen Palais de l'Industrie, und baute fürAch. Fould das große Hotel im Faubourg St.-Honoré. Er starb in Paris.
(gesetzliche Dienstbarkeiten), Bezeichnung für gewisse Beschränkungen, welche sich ein Grundeigentümer
im öffentlichen oder im nachbarlichen Interesse gefallen lassen muß. So muß z. B. der Eigentümer eines an einen öffentlichen
Fluß angrenzenden Grundstücks die Benutzung des Ufers im Interesse des Verkehrs gestatten, ebenso der Grundeigentümer dem bauenden
Nachbar das Betreten seines Grundstücks zu baulichen Zwecken; auch muß er es nach gemeinem deutschen
Privatrecht dulden, daß Baumäste von dem Nachbargrundstück in der Höhe von 15 Fuß vom Erdboden in den Luftraum über seinem
Grundstück hineinragen.
(Legatum, Vermächtnis), die letztwillige Zuwendung eines bestimmten Gegenstandes. Der Erblasser, welcher eine
solche Bestimmung trifft, heißt Vermächtnisgeber, der damit Bedachte Vermächtnisnehmer oder Honorierter und derjenige,
welcher mit der Herausgabe des Vermächtnisses belastet ist, Vermächtnisträger oder Onerierter. Der Vermächtnisnehmer
(Legatar) ist nämlich nicht »Erbe« des Vermächtnisgebers, er tritt nicht, wie dieser, in den Nachlaß
ganz oder zu einem Quoteteil (½, ⅓, ¼ etc.) ein; er hat vielmehr nur einen Anspruch auf
einen bestimmten Gegenstand, der ihm »legiert« wurde.
Der regelmäßige Fall ist vielmehr der, daß jemand in einem Testament zum Erben eingesetzt wird mit der
Auflage, einen gewissen Erbschaftsgegenstand an einen im Testament bezeichneten Legatar hinauszugeben. Das Legat war im ältern
römischen Recht an bestimmte Formen gebunden und konnte nur in einem förmlichen Testament in solennen Wortformeln errichtet,
auch nur in einem solchen wieder zurückgenommen werden. Daneben bildete sich aber das prätorische Rechtsinstitut
des Fideikommisses aus, einer ursprünglich ganz formlosen letztwilligen Zuwendung, deren Erfüllung lediglich dem Gewissen
des Erben anvertraut war (s. Fideikommiß).
Das spätere römische Recht führte dann eine Verschmelzung der beiden Rechtsinstitute, des Legats und des Fideikommisses,
herbei, und so kommt es, daß nach gemeinem Recht ein Legat in jeder letztwilligen Disposition, Testament oder
Kodizill, hinterlassen, ja sogar einem Erben mündlich auferlegt werden kann (sogen. Oralfideikommiß). Doch ist letzteres
partikularrechtlich meistens aufgehoben. Gegenstand des Legats kann jeder Vermögensvorteil sein, welcher das Objekt einer
Forderung und der ihr entsprechenden Verbindlichkeit bilden kann, also z. B. Mobilien und Immobilien, welche
zum Nachlaß gehören,
Forderungen des Erblassers (legatum nominis) an Dritte oder an den Legatar selbst, dem also im letztern Fall die Befreiung von
seiner Schuldverbindlichkeit vermacht wird (liberatio legata); aber auch Gegenstände, die gar nicht zum Nachlaß gehören,
können gültigerweise legiert werden, indem alsdann der Onerierte für deren Beschaffung und Leistung zu sorgen
hat.
Ist einem Erben ein Legat ausgesetzt, so daß dieser also zugleich Erbe und Legatar ist (sogen. Prälegat), so ist dies nur insofern
wirksam, als damit etwanige Miterben belastet sind. Während aber nach älterm römischen Rechte der ganze Nachlaß durch Legate
erschöpft werden konnte, soll nach der Lex Falcidia jeder Erbe mindestens ein Vierteil seiner Erbportion
übrig behalten und den Legataren gegenüber zum Abzug der sogen. Falcidischen Quart
[* 57] (hier Quarta Trebellianica vom Senatus consultum
Trebellianicum genannt) befugt sein.
Das Legat wird aufgehoben durch Widerruf seitens des Erblassers (ademtio legati), durch Untergang des Gegenstandes bei Lebzeiten
des Vermächtnisgebers, durch Verzicht des Legatars oder durch den Tod desselben vor Erwerb des Legats,
endlich auch durch den Wegfall des Onerierten, namentlich durch Verzicht desselben auf die Erbschaft, sowie überhaupt durch
die Ungültigkeit des Testaments oder des Kodizills, in welchem das Legat ausgesetzt war.
Vgl. außer den Lehrbüchern des Pandektenrechts:
Roßhirt, Die Lehre
[* 58] von den Vermächtnissen (Heidelb. 1835);
Arndts, Fortsetzung von Glücks Pandektenkommentar,
Bd. 46 (Erlang. 1868-69).
(Legati), bei den Römern die meist aus der Mitte des Senats gewählten und an auswärtige Staaten abgeschickten
Gesandten; dann die den Feldherren und den Statthaltern in den Provinzen als Stellvertreter und Gehilfen unmittelbar zur Seite
stehenden Offiziere, die zur Zeit der Republik vom Senat unter Berücksichtigung etwaniger persönlicher
Wünsche des Feldherrn oder Statthalters ernannt wurden. In der Kaiserzeit kamen noch die sogen. Legati Augusti pro praetore,
vom Kaiser ernannte Statthalter der kaiserlichen Provinzen, und Legati legionum, Befehlshaber einer Legion, hinzu. - Im katholischen
Kirchenwesen versteht man unter Legaten die vom Papst zur Ausübung der von ihm beanspruchten Regierungsgewalt
ausgesandten Bevollmächtigten, deren früher drei Klassen, Legati a latere, missi und nati, unterschieden wurden. Zu der ersten
Klasse (legati laterales) konnten nur Kardinäle verwendet werden, welche als eigentliche Stellvertreter des Papstes zur Ausübung
wesentlicher Primatialrechte desselben ausgesandt wurden, die den Legati missi und nati nicht zukam.
Letztere unterschieden sich dann wieder von den Legati missi dadurch, daß ihre Legation mit einer bestimmten Prälatur ein
für allemal verbunden, während für jene die Ausstellung besonderer Vollmacht erforderlich war. Schon die konstante Opposition
der Bischöfe gegen die Aussendung von Legaten mit einer der ihrigen mindestens gleichen Machtbefugnis
führte zu einer Beschränkung des Legatenwesens, das im Mittelalter die päpstliche Macht wesentlich erhöht hatte, während
es mit der dermaligen Stellung der römischen Kurie gegenüber der staatlichen Autorität unverträglich sein würde. So kommt
es, daß die heutigen Legaten (legati extraordinarii) oder Nunzien (s. Nunzius) nur diplomatische Agenten des
Papstes sind, während einzelne Prälaten, nämlich die Erzbischöfe von Köln,
[* 59] Posen,
[* 60] Prag
[* 61] und Salzburg,
[* 62] den Titel eines Legatus
natus als bloßen Ehrentitel fortführen.
¶
(ligato, ital., »gebunden«)
bezeichnet in der Musik ein Spiel ohne Pausen zwischen den einzelnen Tönen. Das Legato wird im Gesang und bei Blasinstrumenten erzielt,
wenn, ohne den Atemausfluß zu unterbrechen, die Tonhöhe verändert wird. Aus Streichinstrumenten werden Töne gebunden, 1)
wenn sie auf derselben Saite gespielt werden, indem der Bogen
[* 64] die Saite nicht verläßt und nur die Applikatur
verändert wird;
2) wenn sie auf verschiedenen Saiten liegen, indem der Bogen schnell auf die andre Saite hinübergleitet. Die Bindung der Töne
auf Tasteninstrumenten wird bewerkstelligt, indem man die Taste des ersten Tons erst losläßt, während
man die des zweiten herabdrückt; auf dem Klavier bleiben dann die Saiten des ersten Tons bis zum Anschlag des zweiten dämpferfrei,
klingen also so lange, und auf den orgelartigen Instrumenten (Harmonium, Regal, Positiv) bleibt das den Wind zur Kanzelle lassende
Ventil
[* 65] so lange offen, bis der neue Anschlag ein neues Ventil öffnet. - In der Notenschrift wird das Legato gefordert
durch den sogen. Binde- oder Legatobogen (s. Bogen). Das Non legato ist ein Halten der Note, aber ohne Bindung, d. h. der Ton wird
abgesetzt, ehe der nächste eintritt.
die Lebensgeschichte eines Heiligen, auch die Erzählung einzelner Begebenheiten daraus, sofern sie an gewissen
Tagen in der Kirche vorgelesen wurde; im weitern Sinn die poetische Darstellung einer frommen, der kirchlichen Überlieferung
angehörigen Handlung, die mit einem wunderbaren Erfolg gekrönt wird; endlich s. v. w.
kirchliche Sage überhaupt, im Gegensatz zur weltlichen Sage und zur Kirchengeschichte. Mit Vorliebe behandelte die Legende das Leben
der JungfrauMaria und der Märtyrer der ersten christlichen Jahrhunderte und gewann dadurch in der Blütezeit des Marien- und
Heiligenkultus den außerordentlichen Umfang, der uns in den verschiedenen Legendensammlungen entgegentritt.
Das berühmteste unter den mittelalterlichen Werken dieser Art ist die vom ErzbischofJacobus de Voragine (gest. 1298) veranstaltete
Sammlung, welche den Namen »Aurea legenda« (neue Ausg. von Grässe, Leipz. 1845) führt; das umfassendste aber sind die »Acta Sanctorum«
der Bollandisten (s. d.). Auch in die nationale Poesie der christlichen Völker fand die Legende frühzeitig
Eingang;
insbesondere bildet sie, als Erzeugnis des poetischen Glaubens jener Zeit, ein schwer zu missendes Glied der
[* 67]
alten
deutschen Dichtung. Zu den bekanntesten und wertvollsten Legendendichtungen derselben gehören: das Lobgedicht des MönchsWernher auf die heilige Jungfrau (1172 gedichtet);
das Leben der heil. Elisabeth (nach 1297 verfaßt; hrsg. von Binger, 1868) u. a. Eine umfängliche
Sammlung von Legenden in 3 Büchern enthält das »Passional« aus dem 13. Jahrh.
(hrsg. von Köpke, Quedlinb. 1853).
Im 14. und 15. Jahrh. kamen zu den gereimten längern und kürzern
Legenden auch prosaische Bearbeitungen, wie in dem »Buch von der HeiligenLeben« von Hermann von Fritzlar (um 1343), hinzu, wodurch
jene allmählich verdrängt wurden. Im 16. Jahrh. endlich, dem Zeitalter der Reformation, verschwand die aus der Litteratur
oder ging in die sittlich-lehrhafte sowie andernteils in die scherzhafte Erzählung über, in welcher
Weise sie namentlich von HansSachs mit Glück behandelt ward.
Eine Sammlung altenglischer Legenden gab Horstmann (Heilbr. 1878, neue Folge 1881) heraus. Auf den poetischen Gehalt der Legendenlitteratur
hat namentlich Herder in den »Zerstreuten Blättern« und in der »Adrastea«
hingewiesen, wie er sie auch durch einige gelungene Versuche wieder in die deutsche Litteratur eingeführt
hat. Seitdem haben sich namhafte deutsche Dichter (Goethe, A. W. Schlegel, Kosegarten, Pyrker, Rückert, Kerner, Schwab, Simrock
u. a.) in der poetischen Bearbeitung legendenartiger Stoffe mit Erfolg versucht.
derBauernhöfe nannte man die Einziehung von im herrschaftlichen Hofverband stehenden Bauerngütern durch die
Gutsherren und die Verschmelzung derselben mit dem Herrschaftsgut. Dasselbe fand nach den Bauernkriegen im Norden und Osten
von Deutschland ausgedehnte Anwendung, wurde aber, weil vielfach mit Vergewaltigungen verknüpft, und
weil man im Staatsinteresse den Bauernstand erhalten zu sehen wünschte, in mehreren Ländern, so besonders in Brandenburg
[* 71] und Preußen,
[* 72] verboten.
Erledigte Stellen sollten binnen bestimmter Zeit wieder besetzt werden. Mit Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse und
Beseitigung der bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse ist das Legen der Bauernhöfe im frühern Sinn vollständig beseitigt. Ein solches
»Legen« kam auch in andern Ländern, wenn auch unter andern Formen vor, so vorzüglich in England, wo mächtige Feudalherren
bereits im 15. Jahrh. ausgedehnte, seither von Bauern, besonders von Pachtern bestellte Ländereien in für sie rentablere
Weiden umwandelten.
»Nouvelles méthodes pour la détermination des orbites
des comètes, etc.« (das. 1805);
»Exercices de calcul intégral« (das. 1807; neue Ausg.
1819, 3 Bde.);
»Traité des fonctions elliptiques et intégrales Eulériennes« (das. 1826-29, 3 Bde.).
Besonders verdient machte sich Legendre durch seine Arbeiten über die elliptischen Integrale und durch seine Untersuchungen über
die Attraktion der elliptischen Sphäroide; auch seine Methode der Berechnung der Kometenbahnen machte seiner Zeit Aufsehen.
Er entdeckte 1806, unabhängig von Gauß, die Methode der kleinsten Quadrate.
(franz., spr. lēschē, meist verdeutscht gesprochen:
lēschähr), leicht, frei und ungezwungen, nachlässig; Légèreté, legeres Wesen, Leichtigkeit, Leichtfertigkeit.
Leger (spr. löscheh),LouisPaul, franz. Slawist und Schriftsteller, geb. zu
Toulouse,
[* 77] widmete sich dem Studium der slawischen Sprachen, bereiste 1872 im Auftrag der französischen
Regierung Rußland, um über den Zustand der slawischen PhilologieBericht zu erstatten, und ist seit 1874 Lehrer der slawischen
Sprachen an der Schule für orientalische Sprachen in Paris. Er veröffentlichte: »Chants héroiques et chansons populaires des
Slaves de Bohême« (1866);
James, engl. Sinolog, geb. zu Huntly bei Aberdeen,
[* 78] studierte in LondonTheologie,
ging 1839 als Missionär nach Ostasien, widmete sich am Morrison'sCollege in Malakka noch sprachlichen Studien und begab sich 1843 nach
Hongkong, wo er mit Unterbrechungen bis 1873 als Missionär und Prediger wirkte. 1876 wurde er mit dem neuerrichteten Lehrstuhl
des Chinesischen in Oxford
[* 79] betraut. Sein Hauptverdienst besteht in der Herausgabe und kommentierten Übersetzung
der vier »Sseschu« (1861, 2 Bde.)
und der fünf »King« (1865 ff.). Eine kleinere Ausgabe der Übersetzung veröffentlichte er in drei Bänden
(»The Chinese classics«,
Bd. 1: »The life and
teachings of Confucius«, 4. Aufl. 1875; Bd.
2: »The works of Mencius«; Bd. 3: »The
Sea-king, or the book of poetry«). Außerdem schrieb er: »The religions
of China.
[* 80] Confucianism and Taoism« (1880).
(v. lat. ligare, ital.
legare, »binden«, Beschickung, Alligation), Verbindung oder Mischung von zwei oder mehreren Metallen miteinander (die Legierungen
der Metalle mit Quecksilber nennt man Amalgame), kommt in der Natur nur selten vor und wird gewöhnlich durch Zusammenschmelzen
der betreffenden Metalle erhalten. Die Legierungen besitzen stets metallischen Habitus und sind bis auf
mehrere Amalgame starr. Man kann Metalle in den verschiedensten Verhältnissen zusammenschmelzen; aber die Legierungen sind
nicht immer einfache Gemische, sondern enthalten oft eine und selbst mehrere chemische Verbindungen der Metalle untereinander,
welche ganz allgemein mit überschüssigem Metall zusammengeschmolzen sind.
Aus letzterm kristallisieren die als chemische Verbindungen zu betrachtenden Legierungen heraus, z. B.
aus geschmolzenem Kupferzinn eine zinnarme rote oder eine zinnreiche weiße Legierung. Eine Legierung von wenig
Silber und viel Blei
[* 89] zerfällt beim Erstarren in reines Blei und silberreicheres Blei. Bei Legierungen aus Metallen von sehr ungleicher
Schmelzbarkeit, in welchen das leicht schmelzbare Metall überwiegt, kann dieses bei niedriger Temperatur
abfließen, während das schwer schmelzbare mit einem geringen Teil des erstern verbunden zurückbleibt und den sogen.
Kienstock bildet (Seigerprozeß); ähnlich verdampft der größte Teil eines flüchtigen Metalls, aber ein Teil desselben
wird von dem nicht flüchtigen Metall hartnäckig zurückgehalten, so daß man Kupfer
[* 90] durch Erhitzen von Zink, Arsen
oder Quecksilber nicht vollständig befreien kann. Auch aus Amalgamen kristallisieren oft bestimmte Legierungen. Beim Zusammengießen
geschmolzener Metalle findet oft bedeutende Wärmeentwickelung statt, als Zeichen, daß dabei ein chemischer Prozeß verläuft.
Gießt man z. B. 70 Teile geschmolzenes Kupfer zu 30 Teilen geschmolzenem
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