mehr
getrunken, den übeln Nachgeschmack beseitigen. Technisch benutzt man Leberthran in der Gerberei. aus der Leber verschiedener Rochen und der Quappe hat geringere Bedeutung.
getrunken, den übeln Nachgeschmack beseitigen. Technisch benutzt man Leberthran in der Gerberei. aus der Leber verschiedener Rochen und der Quappe hat geringere Bedeutung.
Abu'Okail Lebíd ben Rabî'ah, berühmter arab. Dichter, geb. 575, war erst ein leidenschaftlicher Gegner, dann ein eifriger Anhänger Mohammeds;
starb 662. Seine »Moallaka« wurde einzeln arabisch und französisch von de Sacy in »Calila et Dimna, ou fables de Bidpai, sulvies de la Moallaka de Lebíd« (Par. 1816), arabisch, deutsch und lateinisch von Peiper (Bresl. 1828), arabisch und schwedisch von Billberg (Lund 1826) herausgegeben.
s. Pfefferkuchen. ^[= Backwerk aus Mehl und Honig (Honigkuchen) oder Zucker oder Sirup, je nach seiner ...]
Prozeß, s. Soda. ^[= (hierzu Tafel "Sodabereitung"), kohlensaures Natron Na2CO3, findet sich ausblühend ...]
(spr. löböff), Edmond, Marschall von Frankreich, geb. zu Paris, [* 2] erhielt seine Ausbildung auf der polytechnischen Schule, trat 1832 in die Artillerie ein, diente mit großer Auszeichnung 1837-41 in Algerien, [* 3] ward 1848 zweiter Kommandant der polytechnischen Schule und ging 1854 als Oberst und Artilleriestabschef nach der Krim, [* 4] wo er sich in der Schlacht an der Alma wie beim Artillerieangriff auf Sebastopol, [* 5] welchen er, seit November 1854 Brigadegeneral, zum Teil leitete, hervorthat.
Nach Beendigung des Krimfeldzugs ward er nach Kinburn gesandt und führte dort bis 1856 den Oberbefehl. Hierauf erhielt er das Kommando der Gardeartillerie, ward 1857 Divisionsgeneral und nahm 1859 hervorragenden Anteil am Krieg in Oberitalien. [* 6] Im Januar 1869 ward er Kommandeur des 6. Armeekorps in Toulouse [* 7] und 21. Aug. d. J. an Niels Stelle Kriegsminister. Leboeuf war ein tapferer Soldat und ausgezeichneter Artilleriegeneral, aber durchaus unfähig, eine große Administration zu leiten.
Auch fehlten ihm Urteil und Kenntnis über Frankreichs Wehrkraft im Verhältnis zur Wehrkraft Deutschlands. [* 8] Leboeuf glaubte, es sei alles in der schönsten Ordnung, und versicherte dem Kaiser vor versammeltem Ministerkonseil, Frankreich sei »archipret« (»erzbereit«) zum Krieg. Napoleon III. setzte ein so hohes Vertrauen in seine Fähigkeiten, daß er ihn zum Marschall und beim Ausbruch des Kriegs auch zu seinem Generalstabschef (major général) ernannte.
Leboeufs Offensivoperationsplan zeigte sich infolge der mangelhaften Kriegsbereitschaft der Armee sofort als unausführbar. Nach den Niederlagen vom 6. Aug. trat Leboeuf unter dem moralischen Druck der allgemeinen Entrüstung über seine Unfähigkeit 12. Aug. mit dem Kaiser von seinem Posten zurück und übernahm dafür an Stelle Bazaines das Kommando des 3. Korps, welches er vortrefflich führte. Er nahm hervorragenden Anteil an den Schlachten [* 9] von Vionville, Gravelotte und Noisseville, wo er vergeblich den Tod suchte. Mit der Rheinarmee fiel er in deutsche Gefangenschaft. Ende 1871 nach Frankreich zurückgekehrt, war er ehrlich genug, vor der betreffenden Untersuchungskommission seine verhängnisvollen Irrtümer offen einzugestehen, und zog sich hierauf gänzlich vom öffentlichen Leben zurück.
(spr. -īcha), Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, [* 10] an der Eisenbahn von Sevilla nach Cadiz, [* 11] hat Schloßruinen, eine schöne Kirche, (1878) 12,864 Einw., welche Handel mit Getreide, [* 12] Wein, Öl und Vieh betreiben. ist das römische Nabrissa.
(spr. löbröng), 1) Charles, franz. Maler, geb. zu Paris als Sohn eines Bildhauers, wandte sich früh der Malerei zu und studierte in, Fontainebleau die italienischen Meister, so daß er bereits im 15. Jahr für den Kardinal Richelieu Arbeiten ausführen konnte. Der Kanzler Séguier ermöglichte ihm den Aufenthalt in Rom, [* 13] wo L. 1642 eintraf und bei Poussin arbeitete, daneben die Antike und die alten Meister studierend. 1646 nach Frankreich zurückgekehrt, schuf er eine Menge Bilder und stieg rasch von einer Ehrenstelle zur andern. Er half die Akademie mit gründen, wurde Professor, Kanzler und 1683 Direktor derselben.
Colbert ernannte ihn 1660 zum Direktor der Gobelinsmanufaktur, und im gleichen Jahr bestellte Ludwig XIV. bei ihm die Alexanderschlachten (im Louvre), die G. Audran gestochen hat. 1662 ernannte ihn der König zu seinem ersten Hofmaler, adelte ihn und übertrug ihm die Aufsicht über seine Bilder- und Handzeichnungensammlung. Damals war auch für die Ausschmückung der Apollo-Galerie im Louvre thätig. 1668 begleitete er Ludwig XIV. ins Feld und leitete dann die Arbeiten für das Schloß von St.-Germain. Unermüdlich thätig, malte er das Schloß von Sceaux aus, machte die Zeichnungen für die Fontänen und Statuen des Parks, schmückte das Treppenhaus von Versailles [* 14] und begann 1679 die Bemalung und Dekoration der großen Galerie von Versailles mit den Thaten Ludwigs XIV. Er starb in Paris.
Eine große Anzahl von Gemälden von ihm findet sich noch im Louvre; sie zeichnen sich alle durch reiche Erfindungsgabe und leichte Behandlung im Sinn der gleichzeitigen italienischen Maler aus, leiden jedoch durch das Streben nach äußerlichem Prunk, durch oberflächliche Zeichnung und ein unwahres Kolorit. Er übte eine despotische Herrschaft über die gleichzeitige französische Kunst aus. Man kennt von ihm auch sieben Radierungen und einige oft aufgelegte Schriften, wie: »Traité sur la physiognomie« und »Methode pour apprendre à dessiner les passions«.
Vgl. Genevay, Le [* 15] style Louis XIV; Charles Lebrun décorateur (Par. 1885).
2) Ponce Denis Ecouchard, genannt Lebrun-Pindare, franz. Dichter, geb. zu Paris, war Sekretär [* 16] des Prinzen Conti und wandte sich zuerst der Lyrik, dann, in seiner Empfindlichkeit verletzt und verbittert durch häusliches Unglück (seine von ihm roh behandelte Frau hatte sich 1774 von ihm scheiden lassen, und 1783 hatte er sein ganzes Vermögen verloren), der Satire und dem Epigramm zu. Aber der Not war sein Charakter nicht gewachsen. Mit der Lust an giftigen Bosheiten verband er niedrige Schmeichelei gegen seine Gönner und Wohlthäter; der Minister Calonne, der ihm eine Pension aussetzte, Robespierre, der dem fast Erblindeten eine Wohnung im Louvre verschaffte, Napoleon, der ihm 6000 Frank Pension zuwies, sie wurden ebenso übermäßig gelobt wie in den Staub gezogen, sowie der Wechsel der Gönnerschaft die Verunglimpfung der früher Verherrlichten vorteilhaft erscheinen ließ.
Fast mit allen seinen Kollegen vom Institut verfeindet, starb er Als Lyriker ist Lebrun trocken und gesucht und verdient keineswegs den ihm von Chénier gegebenen Beinamen Pindare; es fehlt ihm an Ideen, und trotz der Eleganz der Form sind seine Perioden selten abgerundet. Seine besten Oden sind an Buffon gerichtet und atmen viel natürliches Gefühl, enthalten aber zu viel Mythologie. Vorzüglich ist Lebrun im Madrigal und in seinen Epigrammen, deren er mehr als 600 hinterlassen hat, und die meist auf seine litterarischen Streitigkeiten Bezug haben. Ginguené gab 1811 in 4 Bänden eine Sammlung seiner Werke heraus, die außer den Epigrammen 6 Bücher Oden, 4 Bücher Elegien, 2 Bücher Episteln, die Fragmente ¶
von zwei größern Gedichten: »Les veillées du Parnasse« und »La nature«, einige Übersetzungen etc. enthalten. Seine »Œuvres choisies« erschienen Paris 1822-28, 2 Bde. -
Sein Bruder Jean Etienne Ecouchard, genannt Lebrun de Granville, geb. 1738, gest. 1765, hat sich als Kritiker bekannt gemacht.
3) Charles François, Herzog von Piacenza, franz. Staatsmann, geb. zu St.-Sauveur-Landelin bei Coutances, war Erzieher der Kinder des spätern Kanzlers Maupeou, der ihn zum Sekretär erhob, und in dessen Streit mit den Parlamenten er mehrere Flugschriften im Interesse des Hofs erscheinen ließ. Nach der Thronbesteigung Ludwigs XVI. fiel er deshalb mit dem Kanzler zugleich in Ungnade. Seine kurz vor dem Ausbruch der Revolution veröffentlichte Schrift »La voix du citoyen« erwarb ihm einen Sitz in der Nationalversammlung.
Hier zeigte er sich gemäßigt und nahm gewöhnlich bei Finanz- und Verwaltungssachen das Wort, in denen er bedeutende Kenntnisse an den Tag legte. 1791 wurde er Präsident des Verwaltungsrats im Departement Seine-et-Oise. Die Ereignisse vom brachten ihn jedoch in Haft, aus der ihn erst der Sturz der Schreckensherrschaft im Juli 1794 rettete. 1795 trat er in den Rat der Fünfhundert, dessen Präsident er wurde. In dieser Stellung leistete er Bonaparte bei der Revolution vom 18. Brumaire große Dienste, [* 18] und dieser wählte ihn dafür zum dritten Konsul.
Als solcher erwarb er sich Verdienste um die Herstellung der Finanzen und errichtete den Rechnungshof. Bei Errichtung des Kaiserthrons wurde er zum Erzschatzmeister des Reichs, sodann zum Generalgouverneur von Ligurien, das er 1806 in französische Departements umgestalten mußte, und bald darauf zum Herzog von Piacenza ernannt. Nach der Abdankung Ludwig Bonapartes 1810 wurde er als Gouverneur nach Holland gesandt, wo er sich mit kluger Mäßigung benahm. Als ihn hier die Verbündeten Ende 1813 vertrieben, ging er nach Paris und unterzeichnete die Akte, wodurch die Bourbonen wieder auf den Thron [* 19] gerufen wurden. Er erwies denselben als außerordentlicher Kommissar zu Caen große Dienste und erhielt hierfür die Pairswürde.
Während der Hundert Tage nahm er vom Kaiser den Titel eines Großmeisters der Universität von Paris an und verlor infolgedessen bei der zweiten Restauration seine politische Stellung. Erst im März 1819 wurde er wieder in die Pairskammer aufgenommen und hielt sich in derselben zur konstitutionellen Partei. Er starb auf seinem Landgut St.-Mesme bei Dourdan. Lebrun war Mitglied des Instituts. Er machte sich auch durch geschmackvolle Übersetzungen von Tassos »Befreitem Jerusalem«, [* 20] Homers »Iliade« und »Odyssee« bekannt. In Coutances ward ihm 1847 eine Statue errichtet. Seine »Mémoires« (Par. 1829) wurden von seinem Sohn Anne Charles Lebrun, Herzog von Piacenza, herausgegeben, der, geb. 1775, unter Napoleon I. Divisionsgeneral war und 1859 als Senator starb.
4) Pierre Antoine, franz. Dichter, geb. zu Paris, erwarb sich vom Kaiser durch die »Ode à la grande armée« (1805) eine jährliche Pension von 1200 Frank und durch die »Ode sur la campagne de 1807« die Stelle eines Haupteinnehmers bei den indirekten Steuern. Die Restauration nahm ihm sein Amt, und infolge seines »Poëme lyrique sur la mort de Napoléon« verlor er auch seine Pension. Später bereiste er Italien [* 21] und Griechenland. [* 22] Das Gedicht »Voyage en Grèce« (1828) war eine Frucht jener Reise und bewirkte seine Aufnahme in die Akademie.
Seine Tragödien: »Coriolan«, »Ulysse«, »Pallas, fils d'Évandre« (1822) und »Cid d'Andalousie« (1825) sind von mittelmäßigem Wert;
»Marie Stuart« (1820), welche sich bis jetzt auf dem Repertoire erhalten hat, hält die Mitte zwischen Nachahmung und Übersetzung des Schillerschen Werkes.
Nach der Julirevolution ward Lebrun Direktor der königlichen Druckerei und 1839 Pair, trat aber nach der Februarrevolution von 1848 ins Privatleben zurück. Er wurde 1853 zum Senator, 1868 zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und starb in Paris. Er hat seine Werke selbst gesammelt (2. Aufl. 1864, 4 Bde.).
5) Karl August, Schauspieler und Dramatiker, geb. zu Halberstadt, [* 23] war für den Kaufmannsstand bestimmt, folgte aber seiner Neigung für das Theater, [* 24] debütierte 1809 zu Dessau [* 25] und ward nach Engagements in Memel, [* 26] Tilsit, [* 27] Libau, [* 28] Mitau, [* 29] Würzburg [* 30] (1812-15), Mainz [* 31] und Düsseldorf [* 32] 1817 für das in Hamburg [* 33] zu errichtende Apollotheater gewonnen, von welchem er 1818 zum Stadttheater überging. Im Verein mit F. Lebrun Schmidt führte er von 1827 bis 1837 die Direktion desselben und starb in Hamburg. Lebrun gehörte zu den tüchtigsten Darstellern aus der alten klassischen Schule und leistete namentlich in fein-komischen Charakterrollen Ausgezeichnetes. Von seinen eignen Produktionen, von denen zugleich mit zahlreichen Übertragungen ausländischer Dramen 1816-39 verschiedene Sammlungen erschienen, gefielen am meisten »Nummer 777« und »Die Drillinge«.
6) Theodor, Schauspieler und Theaterdirektor, geb. zu Kornitten bei Königsberg, [* 34] studierte in Berlin [* 35] Medizin, ging aber bald zum Theater über, das er 1848 in Thorn [* 36] zuerst betrat, und nahm dann Engagements an verschiedenen Bühnen Deutschlands. Seit 1865 führte er die Leitung des Rigaer Theaters, bis er 1868 die Direktion des Wallner-Theaters in Berlin übernahm, auf dem er fortan neben der bis dahin vorzugsweise gepflegten Posse auch das Lustspiel heimisch machte. ist ein vorzüglicher Charakterdarsteller, auch in klassischen Rollen. [* 37]
Seestadt in der Provinz.
Arauco des südamerikan. Staats Chile, [* 38] bei der Mündung des gleichnamigen Flusses, der einen sichern Hafen bildet, 1862 angelegt, mit Fort, höherer Schule, Zollhaus und (1875) 5783 Einw.
ehemals deutsches Bistum im obersächsischen Kreis, [* 39] dessen Sprengel sich zu beiden Seiten der Oder innerhalb des heutigen Regierungsbezirks Frankfurt [* 40] ausdehnte. Der Bischof besaß ein kleines Gebiet auf dem linken Oderufer. Gestiftet wurde das Bistum erst 1133 und stand unter dem Erzbischof von Magdeburg, [* 41] später dem von Gnesen. Bischofsitz war zunächst Lebus, seit 1385 Fürstenwalde, [* 42] das der Bischof 1354 erworben hatte. Nach dem Tode des Bischofs Johann VIII. (1555) übernahm der Markgraf Joachim Friedrich von Brandenburg [* 43] das Bistum und zog es, als er 1598 Kurfürst von Brandenburg wurde, ein.
Vgl. Wohlbrück, Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus (Berl. 1829-32, 3 Tle.).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Lebus, an der Oder und der Linie Frankfurt-Küstrin der Preußischen Staatsbahn, hat eine Zuckerfabrik und (1885) 2698 meist evang. Einwohner.
Ach. (Schüsselflechte), Gattung der Krustenflechten, mit kastenförmigem, auf der Unterlage ausgebreitetem Thallus und schüsselförmigen, ¶
aufgewachsenen, sitzenden Apothecien mit einem dem Thallus gleichfarbigen thallodischen Rand und einer anfangs konkaven, dann flachen oder flach gewölbten, meist andersfarbigen Scheibe. Die Gattung umfaßt gegen 30 in Deutschland [* 45] vorkommende Arten, welche aus Steinen und Baumrinden wachsen. Lecanora esculenta Spr. (Mannaflechte), in den Wüsten der Tatarei, in Persien, [* 46] in Kleinasien, in der Wüste von Damaskus, in der Krim etc., enthält, wie alle Flechten, [* 47] nahrhafte Bestandteile, besonders Flechtenstärke, und wird in Gegenden, wo alle Nahrungsmittel [* 48] fehlen, unter dem Namen Erdbrot (Himmelbrot) gemahlen und unter Zusatz von Gerstenmehl zu Brot [* 49] verbacken. Da sie nur lose dem Boden aufsitzt, so wird sie bei großer Trockenheit durch Winde [* 50] und Regen von den Bergen [* 51] in die Thäler geführt oder gelangt auch durch Stürme in entferntere Gegenden und wird so bisweilen aufgehäuft gefunden. So entstand die Sage vom Mannaregen, auch hält man diese Flechte für das Manna der Bibel; [* 52] sie wird in Form kleiner, den Weizenkörnern ähnelnder Körnchen gefunden, welche beim Trocknen äußerlich braun werden, inwendig aber weiß und mehlartig bleiben.
Mehrere europäische Arten dienen gleich der echten Orseilleflechte (s. Roccella) zur Darstellung der Orseille und des Lackmus (daher auch Lackmusflechte), besonders Lecanora tartarea Ach., mit höckerigem, weißem oder graugrünlichem Thallus und flachen, runzeligen, blaßbraunen Apothecien, an Felsen und Baumstämmen, im mittlern und besonders im nördlichen Europa, [* 53] und Lecanora parella Ach., mit schorfartigem, zusammenhängendem, weißem oder grünlichgrauem Thallus und ziemlich großen, schmutzig gelben, rötlichen oder braunen Apothecien, an Felsen, Bäumen und auf der Erde, kommt als Erdorseille in den Handel.
(Orsellsäure) C16H14O7 findet sich in mehreren Farbeflechten, besonders in Roccella tinctoria. Zu ihrer Darstellung zieht man die Flechten kalt mit Kalkmilch aus und fällt den Auszug mit Salzsäure.
Die gereinigte Säure bildet farb-, geruch- und geschmacklose Kristalle, [* 54] ist schwer löslich in Wasser, leichter in Alkohol und Äther, schmilzt bei 153°, ist nicht flüchtig und gibt beim Kochen mit Wasser oder Alkalien zuerst Orsellinsäure, dann Orcin und Kohlensäure. In ammoniakalischer Lösung wird sie an der Luft rot.
(spr. lettsche, früher Terra d'Otranto genannt), Provinz in der ital. Landschaft Apulien, wird im N. von der Provinz Bari, im W. von Potenza (Basilicata), im S. vom Ionischen und im O. vom Adriatischen Meer begrenzt und hat ein Areal von 8530, nach Strelbitsky nur 7891 qkm (143,3 QM.). Das Land, das alte Messapia, ist etwa zum dritten Teil hügelig, aber infolge der reichlichen Quellen von überraschender Fruchtbarkeit. Das Klima [* 55] ist angenehm und gesund; von den im Sommer zu Sümpfen austrocknenden und dann Malaria erzeugenden Seen sind mehrere jetzt entwässert.
Die Bevölkerung [* 56] belief sich 1881 auf 553,298 Einw. Die Landwirtschaft wird noch sehr primitiv betrieben. Hauptprodukte sind reichliches Getreide, ausgezeichnete Oliven und Olivenöl, Tabak, [* 57] eine Fülle des besten Weins, ferner Nüsse, Kastanien und Agrumen, Baumwolle [* 58] und Flachs sowie Seide. [* 59] Auch der Viehstand ist ansehnlich. Seefischerei wird an den Küsten betrieben. Die Industrie ist in den größern Städten von einiger Bedeutung. Der Handel wird durch die Eisenbahn, welche von Bari nach Tarent und über Brindisi und Lecce nach Otranto führt, dann durch die Häfen, darunter Brindisi, Gallipoli, Taranto, wesentlich gefördert. Die Provinz zerfällt in die vier Kreise: [* 60] Brindisi, Gallipoli, und Taranto. - Die Hauptstadt auf einem Plateau an der Bahnlinie Brindisi-Otranto, 12 km vom Meer gelegen, hat 4 Thore als Reste der im vorigen Jahrhundert abgetragenen Befestigungswerke, darunter ein Karl V. zu Ehren erbautes Triumphthor, eine Kathedrale, die Kirche San Nicola aus dem 12. Jahrh. und viele andre Kirchen, einen Präfekturpalast, ehemaliges Klostergebäude, (1881) 22,051 Einw., eine große Tabaksfabrik, Manufakturen in Wolle, Baumwolle und Flachs, Spitzen und künstlichen Blumen, Steinbrüche und Handel mit ausgezeichnetem Olivenöl und Wein. ist Sitz eines Bischofs und der Provinzialbehörden und hat ein Gymnasiallyceum, eine technische Schule, ein Nationalkonvikt und eine Bibliothek von 10,000 Bänden. Es steht wahrscheinlich an der Stelle des alten Lupia. Zur Normannenzeit hieß der Ort Lycia und war der Sitz einer Grafschaft, deren Titel unter andern Tancred (gest. 1194) führte.
Vgl. de Simone, e i suoi dintorni descritti ed illustrati (Lecce 1874).
Kreishauptstadt in der ital. Provinz Como, in reizender Lage am Fuß des Resegone (1829 m), am östlichen, Lago di Lecco genannten Arm des Comersees, am Abfluß der von hier an schiffbaren Adda, über welche eine große steinerne Brücke [* 61] (von 1335) führt, welche sich aber weiter unterhalb von neuem zu dem Lago di Pescarenico ausbreitet, und an der Eisenbahn nach Mailand [* 62] und Bergamo gelegen, hat Reste von Befestigungswerken, ein hübsches Theater, (1881) 6075 Einw., bedeutende Eisen- (Blech- und Draht-) Werke, Seidenindustrie, Baumwollspinnerei, Ölfabrikation, besuchte Viehmärkte und lebhaften Handel. Lecco war im Mittelalter ein wichtiger fester Platz; es ward 1296 von den Mailändern gänzlich zerstört und danach wieder aufgebaut. 1799 wurden hier die Franzosen unter Sérurier von den Österreichern und Russen geschlagen.
Vgl. Apostolo, e suo territorio (Lecco 1855).
im Hüttenwesen (auch Stein) Bezeichnung für Schwefelmetalle, welche beim Verschmelzen geschwefelter Erze als Zwischenprodukte erfolgen (Bleistein, Kupferstein) und aus denen meist durch Röstprozesse, dann durch ein reduzierend-solvierendes Schmelzen (Stein- oder Lech durchstechen) des Röstguts die nutzbaren Metalle gewonnen werden.
(slaw.), ursprünglich (gleich Tschech und Bojar) ein freier Eigentümer eines größern Landstrichs, nach der Sage Stammvater der Polen (s. Cech und Lech).
Daher Lechiten oder Lechen, ehemaliger Name der slawischen Einwohner der fruchtbaren Ebenen an der Weichsel und Oder.
(Licus), rechter Nebenfluß der Donau, Grenzfluß zwischen Altbayern und Schwaben, entspringt in Vorarlberg (im Formarinsee unter der »roten Wand«) 1865 m ü. M. und mündet nach einem 285 km langen Lauf bei Lechsend neben einsamer Burgruine 405 m ü. M. Im Quellgebiet fließt er in Schlangenwindungen zwischen den düstern Kalkalpen durch eine unbewohnte, unbebaute Wildnis; bei Reutte erweitert sich das Thal [* 63] beckenartig, der Fluß wendet sich nordwärts, durchbricht zwischen Reutte und Füssen fünf vorgeschobene Alpenriegel in einem Querthal und bildet oberhalb Füssen einen schönen Wasserfall sowie die prächtigste Stromschnelle auf deutschem Boden. Nach der Sage überschritt ihn an der engsten Stelle der Apostel des Algäus, St. Magnus, der 746 an der Stelle der heutigen Stadt Füssen das Benediktinerstift Faucena (Fauces alpium) gegründet hatte. Unterhalb Füssen tritt der Lech in die Ebene, ¶
behält aber den Charakter des Alpenflusses, zerreißt häufig Dammbauten und Ufer und wechselt die Breite [* 65] vielfach. Auch der Wasserstand ist sehr verschieden, bald der eines großen Baches, bald der eines reißenden Stroms (durchschnittlich 36-80 m, bei der Wertachmündung 390 m breit). Der Lech dient daher mehr industriellen Zwecken als der Schiffahrt. Seine ansehnlichern Zuflüsse sind: bei Füssen die Vils, bei Schongau (wo er schiffbar wird) der Halblech und bei Augsburg [* 66] die Wertach. S. Lechfeld.
einer der drei Häfen Korinths (s. d.). ^[= (Korinthos), im Altertum berühmte Stadt im Peloponnes, Hauptort der Landschaft Korinthia, welche ...]
(spr. löschwalljeh), Jean Baptiste, franz. Archäolog, geb. zu Trelly im Departement Manche, studierte in Paris und lehrte 1772-78 an mehreren Collèges, begleitete sodann als Sekretär den Gesandten Choiseul-Gouffier nach Konstantinopel, [* 67] um geographische und archäologische Forschungen anzustellen, und bereiste Italien und die Nordwestküste von Kleinasien, wo er seine Untersuchungen besonders der Ebene von Troja [* 68] widmete. Nach Ausbruch der Revolution nach Frankreich zurückgekehrt, ging er 1790 nach London, [* 69] bereiste in den folgenden Jahren beinahe ganz Europa und kehrte erst 1795 nach Frankreich zurück.
Seit 1806 bei der Bibliothek Ste.-Geneviève in Paris angestellt, starb er als erster Konservator derselben Er schrieb: »Voyage de la Troade, ou table de la plaine de Troie dans son état actuel« (Lond. 1794; 3. Aufl., Par. 1802, 3 Bde. mit Atlas; [* 70] deutsch, mit Anmerkungen von Dalzel und Heyne, Leipz. 1792, und von Lenz, das. 1800),
ferner »Voyage de la Propontide et du Pont-Euxin« (Lond. 1800, 2 Bde.). Einen Lebensabriß Lechevaliers lieferte Noël (Par. 1840).
eine Ebene in Bayern [* 71] von ungefähr 37 km Länge zwischen dem Lech und der Wertach oberhalb Augsburg, bildet im allgemeinen eine unfruchtbare Landschaft, die mit zahlreichen Geröllen aus den Kalkalpen angefüllt ist. Wo über denselben Lehmschichten liegen, ist die Fruchtbarkeit des Bodens nicht unbedeutend, während auf undurchlassendem Grunde Torfmoore entstanden sind. Unfern Augsburg beim Dorf Untermeitingen das als Wallfahrtsort stark besuchte Franziskanerkloster Lechfeld In der Geschichte ist das Lechfeld berühmt durch den Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn [* 72] (10. Aug. 955). Seit neuerer Zeit hat das bayrische Heer sein Übungslager daselbst. Durchschnitten wird das Lechfeld von der Linie Bobingen-Landsberg der Bayrischen Staatsbahn.
großes Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Friedberg, [* 74] am Lech, unmittelbar bei Augsburg, hat ein Schloß, eine Hammerschmiede, eine Kunstmühle und (1885) 8250 meist kath. Einwohner.
s. Lech. ^[= # (Licus), rechter Nebenfluß der Donau, Grenzfluß zwischen Altbayern und Schwaben, entspringt ...]
Gotthard Viktor, namhafter protest. Theolog, geb. zu Kloster Reichenbach [* 75] in Württemberg, [* 76] ward Diakonus in Waiblingen, 1853 Dekan der Diözese Knittlingen, 1858 Superintendent in Leipzig [* 77] und Professor an der Universität daselbst sowie später Mitglied der sächsischen Ersten Kammer. Er schrieb: »Geschichte des englischen Deismus« (Stuttg. 1841);
»Das apostolische und nachapostolische Zeitalter« (Haarl. 1851; 3. Aufl., Karlsr. 1885; englisch, Lond. 1886);
»Geschichte der Presbyterial- und Synodalverfassung seit der Reformation« (Leiden [* 78] 1854) und »Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation« (Leipz. 1873, 2 Bde.; engl., Lond. 1878);
»Urkundenfunde zur Geschichte des christlichen Altertums« (Leipz. 1886).
Auch bearbeitete er für Langes theologisch-homiletisches Bibelwerk die Apostelgeschichte (mit Gerok, 4. Aufl., Bielef. 1881).
(Protagon) findet sich sehr verbreitet in Tieren und Pflanzen, im Gehirn, [* 79] Eidotter, Schweinsgalle, im Blut, Kaviar, in Bier- und Weinhefe, Mais, Erbsen, im Weizenkleber etc. Es ist wachsartig, sehr hygroskopisch, quillt im Wasser schleimig (und bildet, unter dem Mikroskop [* 80] betrachtet, ölige Fäden: Myelinformen) und ist in Alkohol, Äther, Chloroform und Ölen leicht löslich. Man hat mindestens drei Lecithine zu unterscheiden, welche beim Kochen mit Barytwasser Glycerinphosphorsäure, Cholin und Stearinsäure, Palmitinsäure oder Ölsäure liefern. Salzsaures Lecithin bildet eine wachsartige Masse, aus der Silberoxyd Lecithin abscheidet.
jede undichte Stelle im Schiff, [* 81] durch welche Wasser dringt.
Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, [* 82] Kreis Tondern, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, Tuchfabrikation, Wollspinnerei und -Kratzerei, Viehzucht, [* 83] jährlich 40 Viehmärkte und (1885) 1109 Einw.
(franz. Coulage), das Durchdringen von Flüssigkeiten durch Fugen oder Risse eines Gebindes, daher auch der Abzug von Fakturen für Waren, welche während des Transports durch »Lecken« an Gewicht, resp. Inhalt verlieren.
Bestimmungen darüber, inwieweit der Transportunternehmer für die Leckage vom Verfrachter verantwortlich gemacht werden kann, enthalten die Artikel 395, 424, 607, 617 und 659 des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs. Vgl. Frei von Bruch etc.
vulgär, s. v. w. Triefaugen. ^[= eine chronische Entzündung der Augenbindehaut, deren Hauptsymptom in Rötung der Lidränder ...]
s. Lack ^[= # (Gummilack, lat. Lacca, Gummi Laccae), ein Harz, welches nach dem Stich der Lackschildlaus ...] (Rupien).
eine Art weißer, in Basel [* 84] fabrizierter Pfefferkuchen. ^[= (Lebkuchen), Backwerk aus Mehl und Honig (Honigkuchen) oder Zucker oder Sirup, je nach seiner ...]
(Lecksalz), Stücke von Steinsalz, welche den Haustieren zum Belecken dargeboten werden.
aus freiwillig abgelaufenem Traubensaft bereiteter Wein. ^[= # alkoholisches Getränk, welches durch Gärung zuckerhaltiger Obstsäfte gewonnen wird, im engern ...]
William Edward Hartpole, engl. Historiker, geb. zu Dublin, [* 85] ward am Trinity College daselbst gebildet und 1863 graduiert, wandte sich dann kulturhistorischen Studien zu und hat sich, nachdem er als Schriftsteller auf diesem Gebiet zuerst 1861 mit dem anonym publizierten Werk »The leaders of public opinion in Ireland« (2. Aufl. 1872),
einer Geschichte der rationalistischen Opposition gegen positive Religion, mit Anwendung von Buckles Methode, aufgetreten, besonders durch folgende beide Werke einen Namen erworben: »History of the rise and influence of the spirit of rationalism in Europe« (1865, 2 Bde.; 5. Aufl. 1872; deutsch von Jolowicz, Leipz. 1870-71, 2 Bde.),
die manche scharfe Entgegnungen von orthodoxer Seite hervorrief, und »History of European morals from Augustus to Charlemagne« (3. Aufl. 1877, 2 Bde.; deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1879). Sein neuestes Werk ist die »History of England in the eighteenth century« (1878-87, Bd. 1-6; deutsch, Leipz. 1879 ff.).
Element, s. Galvanische Batterie, ^[= Säule oder Kette. Legt man auf eine isolierte Kupferplatte (Fig. 1) eine mit verdünnter Schwefels ...] [* 86] S. 872.
(spr. löklähr), Charles Emmanuel Leclerc d'Ostin, franz. General, geb. zu Pontoise, war zuerst Kaufmann, trat 1791 als Offizier in ein Freiwilligenbataillon, ward 1793 vor Toulon, [* 87] zu dessen Eroberung er viel beitrug, zum Bataillonschef ernannt und trat 1794 in die Armee der Alpen, [* 88] in der er Kommandant der Avantgarde auf dem Mont Cenis wurde. Im Herbst 1795 ward er als ¶
Kommandant nach Marseille [* 90] gesandt, wo er sich mit Pauline, der Schwester Bonapartes, verlobte. Letzterer berief ihn darauf als Adjutanten nach Italien, wo er unter Berthier besonders mit der Führung der politischen Korrespondenz betraut ward. Nach dem Waffenstillstand von Leoben zum Brigadegeneral befördert, vermählte er sich in Mailand mit Pauline. Das Direktorium übertrug ihm darauf das Oberkommando von Lyon. [* 91] Nach der Rückkehr Bonapartes aus Ägypten [* 92] wirkte er beim Staatsstreich vom 18. Brumaire mit; er war es, der in St.-Cloud an der Spitze der Grenadiere die widerstrebenden Mitglieder der Fünfhundert aus dem Sitzungssaal vertrieb.
Zum Divisionsgeneral ernannt, erhielt er das Kommando der 2. Division bei der Rheinarmee unter Moreau und nahm an der Schlacht bei Hohenlinden teil. 1801 ward er als Generalkapitän an die Spitze des Expeditionskorps gestellt, das Haïti [* 93] wieder unterwerfen sollte und Anfang Februar auf der Insel landete. Es gelang ihm, die Rebellen wenigstens äußerlich zur Unterwerfung zu zwingen. Mehr als 22,000 Mann aber, darunter Leclerc selbst, wurden ein Opfer des gelben Fiebers. Leclercs Witwe vermählte sich 1803 mit dem Fürsten Borghese.
[* 15] Clerc (spr. lö klähr), Joseph Victor, franz. Gelehrter, geb. zu Paris, war nacheinander Lehrer der ältern Litteratur an Lyceen, an der Normalschule und an der Faculté des lettres zu Paris, wurde 1834 Mitglied der Akademie der Inschriften und starb in Paris. Von seinen Schriften nennen wir: »Nouvelle rhétorique française« (1822, 11. Aufl. 1850);
»Des journaux chez les Romains« (1838);
eine Übersetzung der Werke Ciceros (1821-25, 30 Bde.; neue Ausg. 1823-27, 35 Bde.) etc. Auch leitete er seit 1840 die Fortsetzung der von den Benediktinern begonnenen »Histoire littéraire de la France« (1842-56, Bd. 20-23).
Vgl. Renan, Jos. Victor Le Clerc (in der »Revue des Deux Mondes«, März 1868).
(spr. löklähr),
Michel Théodore, franz. dramatischer Dichter, geb. zu Paris, von 1810 bis 1819 bei der Verwaltung der indirekten Steuern angestellt, verfaßte nach dem Vorgang Carmontels sogen. »Proverbes dramatiques«, kleine Salonstücke, die wegen ihres geistreichen und pikanten Dialogs, ihrer feinen Charakterzeichnung und ihres sorgfältigen Stils großen Beifall fanden. Leclercq besorgte selbst mehrere Ausgaben seiner »Proverbes«, die zuletzt gegen 80 Stücke enthielten (Par. 1828, 6 Bde., und »Nouvelles Proverbes dramatiques«, 1833, 2 Bde.; neue Ausg. 1852-53, 4 Bde.; deutsch von Baudissin, Leipz. 1875). Außerdem schrieb er einen mäßigen Roman: »Le château de Duncan«, und einige Novellen. Er starb
(spr. -klühs', Fort de l'Ecluse), Sperr- und Grenzfort im franz. Departement Ain, Arrondissement Gex, am Rhône, von Vauban erbaut und nach der im J. 1814 erfolgten Zerstörung durch die Österreicher 1824 wiederhergestellt, hat, da es von den umliegenden Höhen beherrscht wird, nicht mehr die frühere Bedeutung.
(spr. -klühs'), Charles de, gewöhnlich Clusius genannt, Arzt und Botaniker, geb. zu Arras, [* 94] studierte in Gent [* 95] und Löwen [* 96] die Rechte, lebte dann in Marburg [* 97] und Wittenberg, [* 98] studierte in Montpellier [* 99] Medizin, durchforschte als Botaniker einen Teil Südfrankreichs, lebte 1555-63 in seiner Heimat, kam dann nach Augsburg und bereiste mit dem Grafen Fugger Belgien, [* 100] Frankreich, Spanien [* 101] und Portugal. Nach der Rückkehr lebte er in Belgien, Paris und London, erhielt dann einen Ruf als Gartendirektor nach Wien, [* 102] bereiste ganz Österreich [* 103] und Ungarn und wurde vom Kaiser in den Adelstand erhoben. 1587 ging er nach Frankfurt a. M., ward 1593 Professor der Botanik in Leiden und starb daselbst. Er gehörte zu den ersten Botanikern, welche nach der Zeit der Reformation die Wissenschaft aus den Händen der Scholasten befreiten und sie auf das Studium der Natur selbst zurückführten, indem er die auf seinen europäischen Reisen gesammelten Pflanzen bestimmte, zu ordnen versuchte und in mehreren Werken beschrieb und zum Teil abbildete, von denen »Rariorum plantarum historia« (Antwerp. 1601) und »Exoticorum libri X« (das. 1605) die berühmtesten sind. Keiner seiner Vorgänger oder Zeitgenossen hat die Botanik mit mehr Entdeckungen bereichert als er.
Alexandre Charles, Opernkomponist, geb. zu Paris, erhielt seine Ausbildung von 1849 bis 1854 am dortigen Konservatorium durch Bazin und Halévy, debütierte 1857 mit der Oper »Le docteur Miracle«, welche bei einer von Offenbach [* 104] veranstalteten Preisbewerbung unter 78 eingesandten Werken (zugleich mit der Komposition Bizets) den ersten Preis erhalten hatte, und wurde, nachdem er während der nächsten Jahre noch mehrere andre Werke mit geringem Erfolg auf die Bühne gebracht, durch die 1868 aufgeführte Operette »Fleur de Thé« in weitesten Kreisen bekannt und beliebt.
Hier wie in seinen spätern Opern: »Les jumeaux de Bergamo« (1868),
»Gandolfo« (1869),
»Le beau Dunois« (1870),
»Mademoiselle Angot« (1872),
»Giroflé-Girofla« (1874),
»La petite mariée« (1875),
»Kosiki« (1876),
»Le dompteur« (1877),
»Le petit duc« (1878) u. a., folgt er im allgemeinen der von Offenbach eingeschlagenen Richtung, ist jedoch mit Erfolg bestrebt gewesen, die von diesem betretenen Abwege zu vermeiden und die Operette als Kunstgattung zu heben. Von seiner gediegenen musikalischen Bildung gab er unter anderm auch durch den 1877 von ihm veröffentlichten Klavierauszug der Rameauschen Oper »Castor et Pollux« einen erfreulichen Beweis.
(spr. lökŏängt), franz. General, geb. zu Evreux, verließ die Kriegsschule von St.-Cyr im Oktober 1842 als Infanterieunterleutnant und nahm an allen Feldzügen des zweiten Kaiserreichs teil. Beim Beginn des deutsch-französischen Kriegs war er Oberst des Gardegrenadierregiments, das sich besonders in der Schlacht von Gravelotte auszeichnete. Nach der Kapitulation von Metz [* 105] gelang es dem Obersten Lecointe, mit Gefahr seines Lebens durch die preußischen Linien sich durchzuschleichen. Er wurde darauf an die Spitze der 1. Division der Nordarmee unter dem Befehl des Generals Faidherbe gestellt.
Kurze Zeit später erhielt er das Kommando des 22. Korps, das an allen Kämpfen im Norden [* 106] Frankreichs teilnahm, wie bei Pont-Noyelles und Bapaume, wo er das Dorf Brefvillers gegen die Hauptmacht der Deutschen verteidigte, und bei St.-Quentin, wo ein Teil des 22. Korps bis zuletzt aushielt und den Rückzug des 23. Korps deckte. Am zum Divisionsgeneral befördert, erhielt er das Kommando einer Division des 1. Armeekorps, welches er beibehielt, bis er im Januar 1878 zum Militärgouverneur von Lyon befördert wurde, ein Posten, den er im März 1881 mit dem des Militärgouverneurs von Paris an Clinchants Stelle vertauschte. Seit 1882 Mitglied des Senats, nahm er 1884 seinen Abschied aus dem Militärdienst. ¶
du Nouy (spr. lökongt dü nu-i), Jules Jean Antoine, franz. Maler, geb. zu Paris, war nacheinander Schüler von Gleyre, Signol und Gérôme und trug 1866 den zweiten großen Preis von Rom für den Tod der Iokaste davon. 1863 stellte er im Salon die Gemälde: Francesca da Rimini und Paolo in der Hölle, 1865 die griechische Schildwache, 1866 die Anrufung Neptuns (Museum zu Lille) [* 108] aus. 1867 folgten Hiob und seine Freunde und die Fellahtänzerin, 1868 die Raserei Ajax' des Telamoniers, 1869 die dauernde und die vergängliche Liebe, 1870 der Zauberer (Museum zu Reims). [* 109] 1872 wurde sein durch Théophile Gautiers »Momie« inspiriertes Gemälde: die Boten schlimmer Nachrichten vor Pharao, für das Luxembourgmuseum angekauft. 1873 folgte der Philosoph wider Wissen, 1874 reihten sich Eros-Cupido (jetzt im Museum zu Tours) [* 110] und die Schlächter von Venedig [* 111] an. Montesquieus »Lettres persanes« lieferten ihm das Motiv zu dem Traum Chosroes' im Salon 1875. 1876 brachte das Triptychon: Homer als Bettler. Im Auftrag der Stadt Paris malte er für die Trinitatiskirche: der heil. Vinzenz bekehrt die Galeerensträflinge, und das im Salon 1879 ausgestellte Bild: der heil. Vinzenz unterstützt die Elsässer und Lothringer. Seine Gemälde tragen bei korrekter Zeichnung und kühler, etwas matter Färbung einen vorwiegend akademischen Zug, sind aber durch feine Charakteristik ausgezeichnet.
(franz., spr. lössóng), Lektion, Unterricht, Unterrichtsstunde;
auch als Büchertitel.
de Lisle (spr. lökóngt d'lihl), Charles Marie, franz. Schriftsteller, geb. auf der Insel Réunion (Bourbon), erhielt eine vorzügliche Erziehung und nahm nach einem längern Aufenthalt in St.-Denis und mehreren Seereisen 1846 seinen dauernden Aufenthalt in Paris. Erst ein schwärmerischer Anhänger der sozialistischen Träume Fouriers, den er in einem Hymnus besang, wurde er bald deren entschiedener Feind und nahm unter dem Einfluß der kosmogonischen Systeme der Griechen und namentlich der Inder mehr und mehr eine pantheistisch gefärbte Weltanschauung an, welche auch den Untergrund seiner poetischen Produktionen bildete. Leconte de Lisle steht an der Spitze der jungfranzösischen Dichterschule der »Parnassiens« und ist, trotz Victor Hugo selbst, der formgewandteste Lyriker seiner Nation. Er gab heraus: »Poëmes antiques« (Par. 1852, neue Ausg. 1880),
»Poésies nouvelles« (1854) und »Poëmes et poésies« (1855),
gesammelt als »Poésies complètes« (1858);
»Poëmes barbares« (1862, neue Ausg. 1878) und »Poëmes tragiques« (1884).
Auch übersetzte er Theokrit und Anakreon (1864),
die »Ilias« (1866) und »Odyssee« (1867),
die Werke Hesiods, die Orphischen Hymnen (1869),
die Dramen des Äschylos, von denen die »Erinnyen« [* 112] (1873), mit Musik von Massenet, unter großem Beifall auf dem Odéontheater in Szene gingen; ferner den Horaz (1873), den Sophokles (1877) und Euripides (1884-85). Leconte de Lisle wurde 1886 als Nachfolger Victor Hugos in die französische Akademie gewählt.
(lat., griech. Phoreion), das bei den Alten gewöhnliche Tragbett, bestehend aus einem hölzernen Gestell, auf dem eine Matratze und ein Kopfkissen lagen, und das mittels Tragstangen, welche unter dem Boden durchgesteckt waren, getragen wurde. In den frühern einfachen Zeiten war der Gebrauch dieser Sänften, außer auf Reisen, auf Frauen und Kranke beschränkt; unter den Kaisern bedienten sich ihrer auch Männer, und man begann Luxus damit zu treiben. Die Lectica wurde mit Vorhängen, später sogar mit Glasfenstern versehen und überhaupt auf das prachtvollste ausgestattet. Jedes vornehme Haus besaß deren mehrere und hatte auch seine eignen reich garnierten Sänftenträger (lecticarii); für minder Bemittelte gab es dergleichen an bestimmten Plätzen Roms zu mieten. Auch die Totenbahre und das Paradebett hieß Lectica.
(lat.), bei den alten Römern eine eigentümliche Art von religiöser Feier, zuerst 399 v. Chr. durch die Sibyllinischen Bücher veranlaßt und mit der Zeit in allgemeine Aufnahme gekommen, bestand darin, daß man den Göttern wie zu einem heiligen Mahl Pfühle (lectus, pulvinar) bereitete, auf diese ihre Attribute oder ihre Büsten legte und dann ihnen Speise vom Opfer oder von den Mahlzeiten mitteilte, welche gleichzeitig durch die ganze Stadt mit großer Festlichkeit gehalten wurden. Gewöhnlich waren damit allgemeine Supplikationen verbunden, bei welchen vom Volke gebetet und Wein und Weihrauch geopfert wurde. Es gab ordentliche, d. h. regelmäßig wiederkehrende, und außerordentliche Lektisternien. Letztere, die 3, 8 und mehr Tage währten, fanden bei glücklichen oder unglücklichen Ereignissen, die den Staat betrafen, statt. Wahrend des Festes herrschte allgemein Friede, Versöhnlichkeit und Gastlichkeit.
(lat.), s. Lettner. ^[= Lesepult zur Verlesung der Perikopen, des Evangeliums und der Episteln auf der ...]
(spr. lätuhr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gers, auf einer steil zum Gers abfallenden Anhöhe an der Südbahn, hat eine ehemalige Kathedrale, eine mittelalterliche Fontäne, ein Denkmal des hier gebornen Marschalls Lannes, (1886) 2945 Einw., Wollmanufakturen und Fabrikation von hydraulischem Kalk, starken Handel mit Getreide und Vieh und ein Collège. ist das alte Lactora, die Hauptstadt der Laktoraten in Aquitanien, und wurde von Heinrich IV. zur Krone geschlagen.
(engl., spr. lecktschörer, »Vorleser«),
in England Predigergehilfe, welcher die sonntäglichen Nachmittagspredigten in einer Kirche zu halten hat.
(lat.), Bett [* 113] (s. d.). ^[= # Vorrichtung zum Ruhen in liegender Stellung, speziell die Lagerstätte zur nächtlichen Ruhe. ...]
L. (Topfbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, große Bäume mit mächtiger Krone und oft sehr großer, holziger Frucht. Die 30-40 bekannten Arten sind fast ausschließlich auf Venezuela, [* 114] Guayana und Brasilien [* 115] beschränkt. Lecythis Ollaria Lecythis, in Kolumbien und Brasilien, trägt holzige, dickwandige, kindskopfgroße Früchte, welche oben sich deckelartig öffnen und zu Trinkgefäßen und andern Geschirren benutzt werden. Die Samen [* 116] sind genießbar, das Holz [* 117] (Kakaralli) ist sehr hart und dauerhaft, der Bast [* 118] besteht aus zahlreichen papierartigen Lagen und wird zu Zigarretten, als Werg und in der Papierfabrikation [* 119] angewendet. Lecythis Zabucajo Aubl., in Guayana, 18 m hoch, trägt urnenartige Früchte mit großen, wohlschmeckenden Samen, welche als Sapucajanüsse auch nach Europa gebracht werden; in Brasilien preßt man ein geschätztes Öl daraus. Aus dem Bast macht man Seilerwaren; die Fruchtschalen dienen zu Büchsen.
in der griech. Sagengeschichte Tochter des Thestios, Königs von Ätolien, Gemahlin des Spartanerkönigs Tyndareos, genoß die Gunst des Zeus, [* 120] der sich ihr in Gestalt eines Schwans nahte, worauf Leda zwei Eier [* 121] gebar, aus deren einem Helena und aus dem andern Kastor und Pollux hervorgingen. Indessen weichen die hierauf bezüglichen Mythen in vielen Punkten voneinander ab, wie denn nach Homer Kastor und Pollux Söhne des Tyndareos sind und Helena Tochter des Zeus ist. Leda mit dem Schwan war schon im Altertum vielfach ein Gegenstand der ¶