einer um o drehbaren Fallscheibe S festhält. Je ein solcher
Elektromagnet mit Fallscheibe ist in jede Signalleitung eingeschaltet,
während die Klingel sich in der gemeinsamen Rückleitung befindet.
[* 1]
Fig. 12 zeigt einen
Tableau-Anzeiger für fünf Leitungen
T in
Verbindung mit der Klingel G, der
BatterieB und den Druckknöpfen D1-5. Ein bei K1 eintretender
Strom durchläuft den
Elektromagnet und bewirkt die
Anziehung des
Ankers; dieser läßt die
Nasen los, worauf die
Scheibe S infolge
ihres eignen
Gewichts nach vorn fällt und dabei aus einer Öffnung des Tableaukästchens hervortritt; gleichzeitig ertönt
die Klingel und erweckt die
Aufmerksamkeit der angerufenen
Person, welche nun durch Zurückdrücken der
Fallscheibe die Vorrichtung wieder in empfangsfähigen Zustand zu versetzen hat.
Seit 1875 ist man beschäftigt, die Hünze
(Reitdiep)
abzuschließen und den südöstlichen Teil des
Busens außerhalb des
Fahrwassers in Land zu verwandeln (einzupoldern).
(spr. losann, Lauzanne de Vaux-Roussel),
AugustinThéodore de, einer der Altmeister des französischen
Vaudevilles, geb. zu Verneille (Seine-et-Marne) aus einer alten
Familie der
Bretagne, debütierte mit »Harnali, ou
la contrainte par cor«, einem dramatischen
Scherz, worin er
VictorHugos »Hernani« parodierte, und schrieb sodann, meist in
Gemeinschaft mit
Félix Aug.
Duvert (1795-1876), seinem Schwiegervater, mehr als 100
Vaudevilles, welche
ein ganzes Menschenalter hindurch das
Repertoire des
Palais Royal und der Variétés beherrschten und für den
Geist ihrer Zeit
außerordentlich charakteristisch sind. Als die beliebtesten sind anzuführen: »M. Chapotard« (1831),
das Gesteinsmaterial, welches die heute noch thätigen
Vulkane
[* 9] in feurig-flüssigem, erst nach der Abkühlung
erhärtetem Zustand (Lavaströme) oder in fester Form als
Bomben und
Lapilli (s.
Vulkane) liefern, während der gleichzeitig
ausgeworfene
Sand und die
Asche gewöhnlich nicht als Lava bezeichnet werden. Wegen der
Identität desMaterials
und der Lagerungsform wird der
Begriff der auch auf die Eruptionsprodukte prähistorischer
Vulkane, ja selbst auf das während
der Diluvial-, der Tertiärperiode und zeitlich noch früher geflossene
Gestein ausgedehnt, sobald sich für das Vorkommen
nach der Meinung des Beobachters noch
Analogien mit der heutigen vulkanischen Thätigkeit und dem durch
sie gelieferten
Material auffinden lassen.
Die ursprünglich als
Strom geflossene ist äußerlich meistens schlackig, im Innern bald ein kristallinisches
Aggregat einzelner
Mineralindividuen von sehr verschiedener
Größe, bald glasartiges
Gestein (s.
Glaslaven). Nach dem Gesagten ist ein rein geologischer,
kein mineralogisch-petrographischer
Begriff. In letzterer Hinsicht gehören vielmehr die Laven zu den
verschiedensten
Gesteinen: zu den
Basalten,
Andesiten,
Phonolithen und
Trachyten, sowie zu den glasartigen Modifikationen der
genannten
Gesteine
[* 10]
(Hyalomelan,
Tachylyt,
Obsidian).
Die Laven liefern oft ein gutes Baumaterial, manche treffliche
Mühlsteine
[* 11]
(Albanergebirge,
Niedermendig a. Rh., beide, wie
die
Funde in den römischen
Castra beweisen, schon von den
Römern zur Herstellung von Handmühlsteinen
benutzt);
Der
Obsidian
wird zu
Knöpfen,
Broschen etc. verarbeitet (wobei freilich bemerkt werden muß, daß manche sogen.
ein künstlicher Glasfluß ist; der
Obsidian von
Mexiko
[* 12] wird in der Form prähistorischer Steinwerkzeuge gefunden; plattenförmig
abgeänderte Laven dienen als Unterlagen beim
Backen
(Backofenstein im
Westerwald);
(spr. -wall), Hauptstadt des franz. DepartementsMayenne, am FlußMayenne und an der Westbahn, liegt malerisch
am Abhang eines Hügels, hat ein altes Schloß mit einem Wartturm (einst Residenz der Herzöge von Laval, jetzt Gefängnis), eine
Kathedrale (teilweise aus dem 12. Jahrh.), eine große Leinwandhalle
(jetzt zu Ausstellungszwecken verwendet), ein Standbild des in der Nähe von Laval gebornen Chirurgen Ambroise Paré und zählt
(1886) 4847 (als Gemeinde 30,627) Einw. In industrieller Beziehung ist die Stadt der Mittelpunkt einer bedeutenden Weberei,
[* 20] welche von Gui IX., Herrn von Laval, durch BerufungflandrischerWeber im 13. Jahrh. begründet wurde, gegenwärtig
hauptsächlich Zwilch, Leinwand, Tisch- und Sacktücher liefert und gegen 10,000 Arbeiter beschäftigt. Die Stadt ist Sitz der
Präfektur, eines Bischofs (seit 1855), eines Tribunals und eines Assisenhofs, eines Handelsgerichts und einer Handelskammer,
hat ein Lyceum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, ein Taubstummeninstitut, eine Bibliothek von
16,000 Bänden, ein naturhistorisches und Antiquitätenmuseum sowie eine Filiale der Bank von Frankreich. - Angeblich von Karl
dem Kahlen erbaut, ward eine Baronie, kam im 12. Jahrh. an die Montmorencys, deren eine Linie sich Laval-Montmorency nannte, ward 1429 zur
Grafschaft und Pairie erhoben und fiel 1521 durch Heirat dem PrinzenLa Trémoille zu.
Vgl. Couanier de Launay,
Histoire de Laval (2. Aufl., Laval 1866).
Valetta, Hauptstadt der brit. InselMalta, liegt auf einer Felsenlandzunge zwischen zwei herrlichen Häfen, dem »großen
Hafen« im O. und dem Marsa Muscict oder Quarantänehafen im W., und hat mit seinen Vorstädten (1881) 24,854
Einw. Die fast 2 km lange StradaReale durchschneidet La Valetta vom FortSant' Elmo bis zur PortaReale, jenseit welcher die Vorstadt
Floriana liegt. In ihr stehen viele der prächtigen Paläste, welche La Valetta auszeichnen, unter ihnen der alte Palast des Großmeisters
der Johanniter (jetzt Residenz des Gouverneurs), und dicht dabei die prächtige Kathedrale von St. Johann.
Viele dieser merkwürdigen alten Bauten werden jetzt als Kasernen, Hospitäler oder Schulen benutzt. Das große Seearsenal liegt
in der östlichen Vorstadt Vittoriosa. Von wissenschaftlichen Anstalten sind zu erwähnen: die Universität (1769 gegründet),
die Bibliothek, die Sternwarte
[* 21] und der botanische Garten.
[* 22] Auch hat ein Opernhaus, mehrere Klubs und zahlreiche
Klöster. Es ist Hauptquartier der britischen Flotte im Mittelmeer und wird durch ausgedehnte Befestigungen gedeckt, die teilweise
in den Fels gehauen sind und für uneinnehmbar gelten. ist Sitz eines deutschen Konsuls. La Valetta war einst Hauptsitz der Johanniterritter
und wurde nach deren GroßmeisterJean de Lavalette genannt, welcher die Stadt gründete und 1565 siegreich
gegen die Türken verteidigte (s. Malta).
Mit Hilfe seiner Gemahlin, welche bei einem Besuch im Gefängnis mit ihm die Kleider wechselte, und dreier Engländer (GeneralWilson, KapitänHutchinson und Bruce) entkam er jedoch am Tagvor der bereits festgesetzten Hinrichtung über die Grenze
nach Mons,
[* 24] von wo er nach München
[* 25] ging. Seine für ihn im Kerker zurückgebliebene Gemahlin starb nach längerer Haft in Geisteszerrüttung. 1822 wurde
Lavalette begnadigt und erhielt die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich. Er starb in Paris. Seine »Mémoires et souvenirs«
(Par. 1831, 2 Bde.; deutsch, Leipz.
1832) sind für die Geschichte des Kaiserreichs von Bedeutung.
(spr. -walljähr),LouiseFrançoise de Labaume Leblanc de, Geliebte Ludwigs XIV., geb. 1644 aus
einer altadligen Familie in der Touraine, verlor früh ihren Vater, ward Ehrendame der Herzogin von Orléans,
[* 32] PrinzessinHenriette
von England, und fesselte in dieser Stellung, wiewohl keine hervorragende Schönheit und sogar ein wenig hinkend, durch ihre
Anmut und Liebenswürdigkeit den König Ludwig XIV., dem sie sich 1661, aber erst nach langem Widerstreben,
ergab, und den sie abgöttisch liebte.
Das Verhältnis war seit 1663 ein ganz öffentliches. Sie gebar ihm vier Kinder, von denen eine Tochter, MariaAnna von Bourbon,
Mademoiselle de Blois, geb. 1666, später Gemahlin des PrinzenConti, und der Graf von Vermandois, geb. 1667,
gest. 1683, am Leben blieben. Ludwig XIV. erhob zu ihren und ihrer Tochter gunsten das Landgut Vaujour und die Baronie St.-Christophle
zum Herzogtum und zur Pairie. Lavallière machte sich aber über ihre Stellung so wenig Illusionen, daß sie sich derselben vielmehr
schämte, zweimal sich in ein Kloster flüchtete, aus dem der König sie wieder holte, und selbst die
Legitimierung ihrer Kinder nicht zugeben wollte; auch benutzte
¶
mehr
sie ihren Einfluß nur, um Wohlthaten zu spenden. Von der Montespan aus der Gunst des Königs verdrängt, ging sie 1674 in das
Kloster der Karmeliterinnen zu Paris, nahm 1675 unter dem NamenLouise de la Miséricorde den Schleier und suchte durch Übernahme
strenger Büßungen und harter Arbeiten die verlorne Gewissensruhe wiederzugewinnen. Sie starb Ihre
»Lettres« sind 1767 herausgegeben worden (neue Ausg. 1854). Man hält sie für die
Verfasserin der »Réflexions sur la miséricorde de Dieu par une dame pénitente« (Par. 1680, 5. Aufl. 1685; neue
Ausg. von Clément, 1860, 2 Bde.). Frau v. Genlis, welche diese Schrift herausgab, machte sie zum Gegenstand
des Romans »Mademoiselle de, und der berühmte Lebrun hat ihr Bild als büßende Magdalena gemalt. IhreBiographie schrieben Quatremère
de Roissy (Par. 1823), Capefigue (das. 1859), Houssaye (das. 1860), Duclos (das. 1869).
Vgl. auch Lair, Louise de La Vallière
et la jeunesse de Louis XIV (Par. 1881).
L. (Lavendel), Gattung aus der Familie der Labiaten, perennierende Kräuter, Halbsträucher oder Sträucher mit
meist nur im untern Teil beblätterten Stengeln, einfachen, bisweilen fiederig eingeschnittenen Blättern, aus 2-10blütigen
Scheinquirlen zusammengesetzten Blütenähren und blauen oder violetten Blüten. Etwa 20 Arten, von denen die meisten in den
Ländern um das Mittelländische Meer einheimisch sind, wo sie hier und da meist gesellig meilenlange Strecken
überziehen. Lavandula officinalisChaix (Lavandula veraDec.), ein 30-60 cm hoher, kurzhaarigerStrauch mit 5 cm langen, gegenständigen, länglich-linienförmigen
oder lanzettförmigen, ganzrandigen, am Rand zurückgerollten, durch Öldrüsen glänzend punktierten Blättern, endständigen,
blattlosen, unterbrochenen Blütenähren, veilchenblauen, in der Kultur vorwaltend weiblichen Blüten und
vier glatten, braunen, kleinen Nüßchen.
Diese Art hat dieselbe Verbreitung wie die vorige, ist aber weniger hart und muß bei uns im Kalthaus überwintert werden.
Sie wird in Südfrankreich ebenfalls zur Darstellung von ätherischem Öl (Spiköl, s. Lavendelöl) benutzt.
Lavandula Stoechas Lavandula, mit schmalen Blättern und kleinen, schwärzlich purpurroten Blüten in sehr kurz gestielter, dichter, von
einem Schopf großer, violetter, steriler Hochblätter gekrönter Ähre, wächst in ganz Südeuropa und im Orient, riecht noch
lieblicher als die erste Art und scheint allein die Lavandula der Alten gewesen zu sein und den
Namen von lavare (waschen) wegen vielfacher kosmetischer Anwendung erhalten zu haben. Nach dieser Pflanze wurden die Stoechades
(Hyèrischen Inseln) benannt, weil sie dort sehr reichlich wuchs.
Vgl. Gingins de Lassaraz, Histoire naturelle des Lavandes
(Par. u. Genf
[* 41] 1826).
linker
Nebenfluß der Drau in Kärnten, entspringt am Wenzelalpenkogl, fließt, südöstliche Hauptrichtung
verfolgend, durch das obst- und wiesenreiche Lavantthal (mit den Orten St. Leonhard, Wolfsberg, St. Andrä, St. Paul) und mündet
nach 60 km langem Lauf bei Lavamünd.
Das Lavantthal ist seit 1879 durch die Staatsbahn von Unterdrauburg nach Wolfsberg
dem Eisenbahnverkehr erschlossen worden.
Vgl. Högel, Führer in das Lavantthal (Wolfsb. 1884).
Auch dichtete er damals seine berühmten »Schweizerlieder«, welche erst
später (Bern
[* 44] 1767) im Druck erschienen. Nach seiner Rückkehr nach Zürich
(1764) durch seine glänzende Beredsamkeit
als Prediger Aufsehen erregend, wurde er 1769 Diakonus und 1775 Pastor an der Waisenhauskirche daselbst, 1778 Diakon und 1786 Pastor
an der Peterskirche und zugleich Mitglied des Konsistoriums. 1786 unternahm er eine Reise zu seinen Freunden nach Bremen,
[* 45] 1793 auf
des MinistersBernstorff Einladung eine solche nach Kopenhagen,
[* 46] auf der er überall mit größter Auszeichnung
empfangen wurde.
Die letzten Jahre seines Lebens wurden ihm durch die politischen Ereignisse vielfach getrübt. Den harten Maßregeln seiner
Kantonalregierung ebenso mutig entgegentretend wie den Übergriffen der Demokratie und den Gewaltthaten des französischen
Direktoriums, kam er bei der helvetischen Regierung in den Verdacht eines Einverständnisses mit Rußland
und Österreich
[* 47] und wurde infolgedessen verhaftet und nach Basel
[* 48] deportiert. Am 10. Juni wieder in Freiheit gesetzt und nach
Zürich
zurückgekehrt, ward er, als er bei der Eroberung der Stadt durch Masséna26. Sept. d. J. den verwundeten Soldaten auf der StraßeHilfe leistete, von einer feindlichen Kugel getroffen, infolgedessen er nach langen und schweren Leiden
[* 49] starb.
In Lavaters Wesen waren die merkwürdigsten Gegensätze vereinigt. Er besaß eine schrankenlose Phantasie und zugleich tiefe
Gemütlichkeit, war genial und voll poetischer Stimmungen, aber ohne rechte Gestaltungskraft und ohne künstlerische Mäßigung;
ideenreich und von scharfer Beobachtungsgabe, aber ohne Ruhe und Klarheit;
von Natur fromm und gläubig,
doch nicht gewissenhaft in der Wahl der Mittel, wenn es galt, seine Zwecke zu erreichen;
ein Schwärmer und bekehrungssüchtig,
aber tolerant und für alles
¶
mehr
Neue und Gute empfänglich, thätig und aufopfernd für das Wohl seiner Nebenmenschen. SeinStil ist wie er selbst: leidenschaftlich
und abenteuerlich, aber kraftvoll und im einzelnen oft äußerst glücklich und begeisternd. Aus diesem seinem widerspruchsvollen
Wesen erklärt es sich, daß viele, wie z. B. Biester und Nicolai in Berlin,
[* 51] seine asketische Richtung für
Jesuitismus hielten und die schärfsten Angriffe gegen ihn richteten, wie er auch anderseits durch seine Parteinahme für
Leute wie Gaßner, Christ. Kaufmann, Cagliostro sich große Mißhelligkeiten bereitete. In Wahrheit war, wie besonders aus seinen
»Christlichen Liedern« (erstes Hundert, Zürich
1771; zweites Hundert, das. 1780) hervorgeht, sein Hauptbestreben dahin
gerichtet, den neuen philosophischen Ideen entgegenzuwirken.
Dieselbe (im wesentlichen Klopstocksche) Richtung verfolgt er in seinen übrigen poetischen Werken, so in dem Drama »Abraham
und Isaak« (1776),
»Joseph von Arimathia« (1794) etc., die freilich
in Bezug auf Kunstwert wenig bedeuten. Unter seinen asketischen Schriften sind die »Aussichten in die
Ewigkeit« (Zürich
1768-78, 4 Bde.) hervorzuheben, Träume und Visionen über den Zustand nach demTode;
dann »GeheimesTagebuch von einem
Beobachter seiner selbst« (Leipz. 1772-73, 2 Tle., deren erster anonym erschien);
»Freimütige Briefe über das Deportationswesen und seine eigne
Deportation nach Basel"
(Winterth. 1800-1801, 2 Bde.).
Seine »Predigten über das BuchJonas« und »Über die Liebe«, die »Handbibel«
u. a. gehören zu den vortrefflichsten Erbauungsschriften. Am berühmtesten ward Lavater durch
seine Ideen über Physiognomik, die er gleichsam zu einer Wissenschaft vom innern Menschen zu erheben suchte. Sein hierauf bezügliches
Werk »Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe« (Leipz. 1775-78, 4 »Versuche«)
übte eine unglaubliche Wirkung auf seine Zeitgenossen aus und fand auf der einen Seite ebenso begeisterte und beifällige
Aufnahme, z. B. bei Goethe (den Lavater 1774 auf einer Reise an den Rhein kennen gelernt hatte, und mit dem er eine
Reihe von Jahren in intimem Verkehr stand), Stolberg,
[* 53] Jacobi, Merck etc. (auch in England und Frankreich hatte es zahlreiche Bewunderer),
wie es von andern, z. B. von Lichtenberg, Musäus, Nicolai, auf das heftigste angegriffen wurde. Lavater selbst gab seine »Vermischten
Schriften« (Winterth. 1774-81, 2 Bde.) sowie seine
»Sämtlichen kleinern prosaischen Schriften« (das. 1784-85, 3 Bde.),
ätherisches Öl, welches aus den Blüten wild wachsenden, in England aber, besonders bei Mitcham und Hitchin,
aus den Blüten zu diesem Zwecke kultivierten Lavendels durch Destillation mit Wasser gewonnen wird (Ausbeute
1,5 Proz.) Das englische Öl ist weit seiner als das französische, und die beste Sorte wird aus den abgestreiften Blüten erhalten.
Es ist hellgelblich, dünnflüssig, riecht sehr angenehm, schmeckt streng aromatisch, vom spez. Gew.
0,876-0,880, löst sich in 5 Teilen Alkohol vom spez. Gew. 0,894 und besteht aus
einem bei 200-210° siedenden Kohlenwasserstoff und Stearopten. Es verändert sich sehr leicht an der Luft und am Licht.
[* 67] Viel
geringer ist das aus LavandulaSpicaChaix gewonnene Spiköl.
Dieses riecht kampferähnlich und besteht aus einem bei 175° siedenden Kohlenwasserstoff und einem bei 210° übergehenden
Bestandteil. Lavendelöl wird besonders in der Parfümerie benutzt; auch dient es gegen Migräne und nervöse Aufregung,
in spirituöser Lösung äußerlich gegen Rheumatismus und Lähmungen. Das Spiköl wird zu geringern Parfümen, zum Parfümieren
der Seife, zu Firnissen, zum Auftragen von Porzellanfarben etc. benutzt. Das sehr beliebte Lavendelwasser ist eine Lösung von 175 g
Lavendelöl in 4 Lit. Alkohol; die feinste Sorte wird durch Destillation von 60 g englischem Lavendelöl mit 2,5 Lit. Alkohol
und 0,5 Lavendelöl Rosenwasser erhalten.
Seit 1846 für das DepartementGers Mitglied der Deputiertenkammer, zog er sich nach der Februarrevolution 1848 ganz
vom politischen Leben zurück und trieb volkswirtschaftliche und sozialpolitische Studien. 1850-52 hatte er den Lehrstuhl für
Ackerbaukunde am agronomischen Nationalinstitut in Versailles
[* 72] inne, 1854 wurde er Mitglied des Zentralackerbauvereins, 1855 Mitglied
der Akademie für Moral und Politik. Nach dem Sturz des Kaiserreichs ward er zum Mitglied der Nationalversammlung
gewählt und schloß sich als gemäßigt-freisinniger Orléanist dem rechten Zentrum an. Er bemühte sich mit seinen nähern
Freunden,
wie Audiffret-Pasquier, eine konstitutionelle Monarchie zu errichten, und bekämpfte daher Thiers und die Republik.
Als aber der Fusionsversuch der Monarchisten gescheitert war, verband er sich mit dem linken Zentrum zur
Begründung einer konservativen Republik. An dem Zustandekommen der Verfassung von 1875 hatte er als Präsident der Dreißigerkommission
hervorragenden Anteil und ward Ende 1875 zum lebenslänglichen Senator gewählt. Er starb Außer zahlreichen Abhandlungen
in der »Revue des DeuxMondes«, dem »Journal des Économistes« und dem »Correspondant«
schrieb er: »Essai sur l'économie rurale de l'Angleterre, de l'Écosse et de l'Irlande«
(1854, 5. Aufl. 1882);
»Économie rurale de la France depuis 1789« (1860, 4. Aufl. 1877);
»Les économistes français du XVIII.
siècle« (1870);
»Les assemblées provinciales sous Louis XVI« (1863, 2. Aufl. 1879).
Besonders verdient machte er sich durch die Erfindung eines neuen Balkenkonstruktionssystems (Lavessches Balkensystem) für
Brückenbauten und Bedachungen großer Räume. Im J. 1838 zum Oberhofbaudirektor ernannt, ging er nach
Italien,
[* 77] um die hauptsächlichsten Theater
[* 78] zu besichtigen, und erbaute später das neue Schauspielhaus in Hannover, das 1852 vollendet
ward. Laves huldigte im allgemeinen dem griechisch-römischen Stil, in welchem er auch zahlreiche Privatbauten ausgeführt hat.
Er starb in Hannover.
(spr. -wä), Badeort im schweizer. Kanton Waadt,
475 m ü. M.,
am Fuß der Dent de Morcles, 4 km von der Bahnstation Bex, mit (1880) 329 Einw. Die Quelle,
[* 79] aus dem Bette des Rhône hervorbrechend,
ist ein salinisch-muriatisches Schwefelwasser von schwachem hepatischen Geruch und ca. 40° C. Temperatur.
(holländ. laveren, seemännisch: kreuzen) muß ein Schiff
[* 80] unter Segel, welches durch die Windrichtung verhindert
ist, auf direktem Wege (Kurs) nach seinem Ziel zu gelangen. Es geht dabei zuerst in einer solchen Richtung voraus, daß
es vorn ca. 6 Strich (56°) auf einer Seite am Wind liegt, was genügt, um die scharf angebraßten Segel noch eben voll zu halten,
und führt dann eine »Wendung« aus, so daß der Wind nun in derselben Weise von der andern Seite kommt, u. s. f.; auf diese
Weise nähert es sich dem Ziel in Zickzacklinien. Jeder beim Lavieren gemachte Weg heißt ein Gang.
[* 81]
¶
Villemarqué (spr. lă wilmarké),Théodore Hersart, Vicomte de, franz. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 1815 zu
Quimperlé in der Bretagne, Mitglied des Instituts und korrespondierendes Mitglied der Berliner
[* 83] Akademie.
Er veröffentlichte: »Barzaz-Breiz. Chants populaires de la Bretagne« (Par. 1840, 2 Bde.; 6. Aufl.
1867);
»Contes populaires des anciens Bretons« (1842, 2 Bde.);
»Poèmes des bardes bretons« (1850, 2. Aufl.
1860);
»Notices des principaux manuscrits des anciens Bretons« (1856);
»Le grand mystère de Jésus, drame breton du
moyen-âge« (2. Aufl. 1866);
(Avisio), linker Nebenfluß der Etsch in Südtirol, in den BezirkenTrient
[* 85] und Cavalese, kommt von der Vedretta Marmolata
aus 2130 m Meereshöhe, durchfließt ein 89 km langes, nach SW. gerichtetes Thal,
[* 86] welches oberhalb bis
Moëna Fassathal, darauf Fleimser und von Val Floriana abwärts Cembra- oder Zimmerthal genannt wird, und mündet in breitem
Geröllbett nördlich von Trient bei dem Flecken Lavis. Letzterer, Station der Südtiroler Bahn, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat
Seidenfilanden, Bleiweißfabrikation und (1880) 2167 Einw. Lavis war 1809 der
Schauplatz blutiger Gefechte.
(spr. -wŏasjeh),AntoineLaurent, Chemiker, geb. zu Paris, studierte Naturwissenschaft und erwarb
sich eine ungewöhnlich vielseitige und besonders auch mathematische Bildung. 1768 nahm er eine Generalpachterstelle an und
benutzte die ihm nun reichlich zu Gebote stehenden Mittel mit dem größten Fleiß zur Lösung der wichtigsten
wissenschaftlichen Probleme. 1776 wurde er mit der Leitung der königlichen Pulverfabriken betraut, dann ward er einer der
Administratoren der Diskontokasse und Kommissar des Nationalschatzes.
Aber trotz seiner Verdienste um die Wissenschaft und um öffentliche Einrichtungen ward er hingerichtet.
Lavoisier war einer der größten Forscher der neuern Zeit; mit durchdringendem Scharfsinn und unvergleichlicher Klarheit der Gedanken
bemächtigte er sich der wichtigsten Entdeckungen seiner
Zeit und führte auf Grund derselben die fruchtbarste Umwälzung der
Chemie herbei, welche diese Wissenschaft je erlebt hat. Er brachte für die Entscheidung chemischer FragenMethoden und Hilfsmittel in Anwendung, welche damals als physikalische betrachtet wurden, und benutzte namentlich genauere
Wägungen und Messungen zu Ausgangspunkten von Schlußfolgerungen, welche die Grundlehren der Chemie betrafen. So brachte
er in verhältnismäßig kurzer Zeit ein neues chemisches System zur Geltung, vielfach mit Benutzung fremder Arbeiten, welche
er besser zu deuten wußte als ihre Urheber (und die er oft widerrechtlich als eigne Entdeckungen bezeichnete),
jedenfalls aber auch mit einer damals sonst nirgends zu findenden Unabhängigkeit von den herrschenden Lehren.
Die der neuen Lehre
[* 87] entsprechende chemische Nomenklatur arbeitete er namentlich mit Guyton-Morveau 1787 aus, und 1789 faßte
er sein System im »Traité de chimie« (3. Aufl. 1801, 2 Bde.;
deutsch 1792, 2 Bde.) zusammen. Lavoisiers wichtigste Arbeiten betreffen den Verbrennungsprozeß, welcher das Mittel zum Sturz
der Phlogistontheorie wurde; er lieferte aber auch eine Theorie der alkoholischen Gärung, physiologische und mineralogische
Arbeiten, und ebenso bemühte er sich um Fortschritte in der Technik, um Anhaltspunkte für die Statik des
Landbaues und für die meteorologische Kenntnis Frankreichs. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Opuscules physiques
et chimiques« (1774, 2. Aufl. 1801) und die von seiner Gattin herausgegebenen »Mémoires de chimie« (1805, 2 Bde.). Eine Gesamtausgabe
erschien 1864-68, 4 Bde.
(spr. lawŏá),Henri (Lavoix fils), Musikschriftsteller, geb. 1846 zu Paris als Sohn des Kunstschriftstellers Henri
Lavoix, wurde bereits im Alter von 20 Jahren an der Nationalbibliothek angestellt und widmete sich in der Folge
mit Eifer dem Studium der Komposition sowie der Geschichte der Musik, die er durch zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften sowie
durch die größern Arbeiten: »Les traducteurs de Shakespeare en musique« (1869),
»La musique dans la nature« (1873),
»La musique
dans l'imagerie du moyen-âge« (1875),
»Histoire de l'instrumentation depuis le XVI. siècle jusqu'à
nos jours« (1878, von der Akademie preisgekrönt) wesentlich gefördert hat. Weiter veröffentlichte er eine populäre »Histoire
de la musique« (mit Illustrationen, 1884) und gab mit Raynaud den »Recueil de motets français des XII. et XIII. siècles«
(1883-84, 2 Bde.) heraus. Von der Nationalbibliothek, deren musikalischer
Abteilung er in den letzten Jahren vorstand, wurde er 1887 an die BibliothekSte.-Geneviève berufen.
(spr. lah),John (Jean), der Urheber des berüchtigten nach ihm benannten Finanzsystems, wurde 1671 zu
Edinburg
[* 88] als Sohn eines Goldschmieds geboren, mit welchem Beruf in jener Zeit derjenige eines Bankiers verbunden zu sein pflegte.
Er erhielt eine gute Erziehung, führte aber dann ohne einen bestimmten Beruf ein abenteuerliches Leben, tötete zu London einen
Gegner im Duell und wurde flüchtig, durchzog als SpielerFrankreich, Holland, Deutschland, Italien und gewann
ein Vermögen von 2 Mill.
¶