epigrammatischen Wendungen von schlagender
Kraft,
[* 2] wenn auch wirkliche psychische Tiefe und echter poetischer Schwung dem
»Essex«
wie allen
Tragödien des
Autors mangeln. Bedeutend zurück dagegen steht seine letzte
Tragödie: »Montrose« (1859),
obschon sie
in Rücksicht auf großartige
Anlage der
Handlung und Bedeutung des darin vorgeführten Prinzipienkampfes unter Laubes
Dramen in erster
Linie steht;
zeigten zugleich den wachsenden Einfluß seiner französischen
Vorbilder und die Einwirkung der
Wiener politischen und sozialen
Welt auf den
Autor. Die Vollendung des Schillerschen
»Demetrius«
ließ, wie alle ähnlichen
Versuche, den
Abstand zwischen
Schillers gewaltiger
Subjektivität und der des
nachfolgenden ausführenden Dichters allzu stark hervortreten. Dagegen erwies der auf eingehenden
Studien beruhende und sorgfältig
durchgearbeitete
Roman »Der deutsche
Krieg« (Leipz. 1865-66, 9 Bde.; 3. Aufl.
1867-68) alle Vorzüge des Laubeschen
Talents in ausgiebigster
Weise und darf wohl als die beste litterarische
Leistung des vielseitigen
Autors betrachtet werden.
Demselben folgten in letzter Zeit der aus Jugendeindrücken erwachsene
Roman »Die Böhminger« (Stuttg. 1880, 3 Bde.),
Mit seinen
»Erinnerungen, 1810-40«
(Wien
[* 5] 1875) hatte eine
Folge seiner »Gesammelten
Schriften«
(in 16 Bdn.) eröffnet, die mit den
»Erinnerungen 1841-81« (das. 1882) schloß, während seine »Dramatischen
Werke« schon früher (Leipz. 1845-75, 13 Bde.)
gesammelt erschienen waren.
bei denjenigen
Holzgewächsen, welche alljährlich ihr
Laub erneuern, die im
Herbst eintretende
Erscheinung des
Abfallens sämtlicher grüner
Blätter. Der Laubfall kommt vorzugsweise bei den
Laubhölzern der gemäßigten und kalten
Zone vor; es geht ihm in der
Regel die herbstliche Färbung des
Blattes voran, indem sich das
Grün in
Gelb oder
Rot verwandelt.
Dies hängt zusammen mit chemischen
Prozessen in den Blättern, infolge deren die noch wertvollen
Bestandteile
zuvor aus denselben in die stehenbleibenden Teile der
Pflanze zurückgeführt werden.
Mit dem vorhandenen
Stärkemehl, den eiweißartigen
Verbindungen u. mehreren wichtigen mineralischen
Bestandteilen verfallen
auch die Chlorophyllkörner diesem
Schicksal, indem sie aufgelöst werden und nur kleine, gelbliche, ölartige Körnchen
in der
Zelle
[* 16] zurückbleiben, welche die gelbe Färbung bedingen. Bei manchen
Pflanzen erscheint während dieser
Prozesse ein
in dem Zellensaft aufgelöster roter
Farbstoff. Wenige
Bäume werfen ihr
Laubvor der Zerstörung des
Chlorophylls, also grün
ab, wie die
Esche.
Die Abgliederung an der
Basis des
Blattes wird stets dadurch bewirkt, daß schon vorher in einer dünnen
Querzone tafelförmige
Zellen auftreten, welche zur Zeit des Laubfalles locker werden und dadurch den
Bruch des Blattstiels
bewirken. Die an der
Pflanze zurückbleibende
Wunde wird durch eine Korkschicht geschlossen. Der Laubfall steht in einem bestimmten,
auf
Akkommodation und innerster
Natur begründeten
Verhältnis zumKlima.
[* 17] So erscheinen die
Blätter der
Birke
im hohen
Norden
[* 18] später als bei uns und fallen früher ab als im mittlern
Europa.
[* 19]
Nach
Süden hin wird die Blattperiode immer länger, und in den
Tropen sind mehrere unsrer
Bäume immergrün. Auch in den höhern
Gebirgen ist die Blattperiode kürzer als in derNiederung und im Innern des europäischen
Kontinents kürzer
als an der Westküste unter dem Einfluß des Küstenklimas. An einem und demselben
Ort aber und an denselben
Bäumen beobachtet
man von Jahr zu Jahr Unterschiede in dem
Eintritt der herbstlichen Verfärbung, die oft um mehrere
Wochen voneinander abweichen.
Im allgemeinen hängt dies mit der von den Blättern aufgenommenen Wärmesumme zusammen, doch kommen
noch andre Verhältnisse in Betracht, während die Zeit des Laubausschlags im einzelnen Jahr in keinem konstanten
Verhältnis
zur
Epoche der spätern oder frühern Laubverfärbung steht.
Aus Untersuchungen von
Hoffmann hat sich ergeben, daß der Laubfall hauptsächlich durch die Wärmesumme beeinflußt
wird, welche den Blättern in den letzten 30
Tagen zufließt; je trüber der
Herbst, je geringer die Insolationssumme des letzten
Monats, desto länger bleiben die
Blätter grün. Hiermit stimmt überein, daß Schattenpflanzen weit länger grün bleiben
als sonnig stehende
Exemplare derselben Art. Im allgemeinen scheinen Schattenbäume in feuchten und warmen
Herbsten länger grün zu
¶
mehr
bleiben als andernfalls. Auch die herbstliche Farbe ist mitunter eine andre: rot an sonnigen Stellen, gelb an schattigen bei
Süßkirschen und wildem Wein.
(richtiger Hüttenfest, hebr. Chag ha-szukkoth), das dritte der jüdischen Wallfahrtsfeste, wird zur
Erinnerung an den göttlichen Schutz während der Wüstenwanderung und als Erntedankfest (Chag ha-assiph, »Einsammlungsfest«)
am Ausgang des landwirtschaftlichen Jahrs vom 15. bis 22. Tischri (im Oktober) gefeiert. Beide Bedeutungen sollen versinnbildlicht
werden durch das siebentägige Wohnen in Hütten
[* 27] von Laub und durch den beim Gottesdienst zu schwingenden, aus vier die
VegetationPalästinas repräsentierenden Pflanzenarten (Paradiesapfel, »ethrog«, Palmen-, »lulab«, Myrten- und Bachweidenzweige)
zusammengefügten Feststrauß.
Von diesem Freudenfest hatten ursprünglich der 1. und 8., später der 1., 2., 7. und 8. Tag, welch letzterer das Beschlußfest,
»Sch'mini azeret«, für alle Jahresfeste ist, festlichen Charakter; die Zwischentage waren und sind nur Halbfeste. Im
zweiten jüdischen Staatsleben brachte man das Fest in engere Beziehung zum sozialen Leben und gab ihm durch besondern Kultus,
Wasserspenden, Prozessionen, Illuminationen und Fackeltänze, eine erhöhte Festlichkeit. Das Laubhüttenfest beschließt der dem Beschlußfest
hinzugefügte Tag der Gesetzesfreude, »Szimchat thora«, an welchem die jährliche Vorlesung
der fünf Bücher Mosis beendet und neu begonnen wird. S. Feste, S. 171.
Der Fitislaubsänger (Weidenzeisig, Weidenblättchen, Sommerkönig, P. trochilus Bp.), 12 cm lang, 19 cm breit, ist
oberseits olivengraugrün, unterseits blaßgelb, an den Seiten olivengelbbräunlich, an Unterbrust und Bauch
[* 32] weiß; ein Augenstreif
ist gelblichweiß, ein Zügelstreif bräunlich, Schwung- und Steuerfedern sind olivenbraun, grünlich gesäumt, die Unterflügeldeckfedern
hellgelb;
das Auge
[* 33] ist braun, der Schnabel schwarzbraun, der Fuß hornfarbig.
Der Laubsänger bewohnt fast ganz Europa und Nordasien, findet sich im Winter in fast ganz Afrika
[* 34] und weilt bei uns
von Anfang April bis September. Die Männchen kommen früher und gehen später als die Weibchen. Er findet sich in der Ebene
und im Gebirge, besonders in gemischten Wäldern mit viel Unterholz, im Herbst auch im Röhricht und Schilf, ist sehr
munter, zutraulich, hat einen flötenartigen Gesang, nistet auf dem Boden in alten Grasbüscheln, an Baumstämmen etc., baut
ein backofen- oder kegelförmiges überwölbtes Nest mit seitlichem Eingang und legt im Mai 5-7 weiße, hellrot gefleckte
Eier,
[* 35] welche von beiden Geschlechtern in 13 Tagen ausgebrütet werden.
Bisweilen folgt der ersten noch eine zweite Brut. In der Gefangenschaft hält er sich ziemlich gut; in
Südeuropa wird er für die Küche verwertet. Neben dem Fitis kommen in Deutschland
[* 36] noch der große Waldlaubsänger (P. sibilatrixBechst., s. Tafel »Eier I«) und der Tannenlaubsänger (P. rufaLath., s. Tafel »Eier I«),
9-10 cm lang, 16 cm breit, oberseits matt olivengrün, mit blaßgelblichen Streifen vom Nasenloch bis zum Hinterkopf, an den
Körperseiten zart grünlichgelb, auf der Unterseite weißgelblich, mit zwei hellen Flügelquerbinden. Er bewohnt die Wälder
Nordasiens zwischen 1000 und 2500 m Meereshöhe und zieht im Winter nach Südindien, in geringerer Zahl
durch Nord- und Westeuropa nach Westafrika und zeigt sich dabei ziemlich regelmäßig auch in Deutschland. Die Ausdehnung
[* 38] des
Brutgebiets ist noch nicht bekannt.
(franz. Écu de six livres, auch Grand écu), eine sehr seltene franz. Silbermünze im
Wert von 6 LivresTournois (nahezu 4,75 Mark), wurde zuerst 1726 und bis 1794 in 1/1-, ½-, 1/5-, 1/10 und 1/20-Stücken ausgeprägt.
Da der Wert des Laubthalers später auf 5 Frank 92 Cent. herabgesetzt wurde, im Ausland aber der höhere Wert sich
erhielt, so kursierte der Laubthaler hier mehr als in Frankreich selbst. In Deutschland erhielt er denNamen Laubthaler wegen der Lorbeerzweige,
welche das Gepräge zeigt.
im Kunstgewerbe und in der Dekoration Bezeichnung für stilisiertes Blatt- und Pflanzenornament in plastischer
(z. B. Tafel »Ornamente
[* 39] II«,
[* 20]
Fig. 32) oder malerischer Ausführung.
(Allium
[* 40] Hall.),
[* 41] Gattung aus der Familie der Liliaceen, zweijährige oder perennierende Zwiebelgewächse mit grundständigen,
oft scheinbar stengelständigen, flachen oder rinnigen, halbwalzenförmigen oder pfriemig-cylindrischen und dann bisweilen
hohlen Blättern, aufrechtem Blütenschaft, endständigen, vor dem Aufblühen von einer oder zwei Scheiden umschlossenen Blütenköpfchen
oder Scheindolden, bisweilen neben den Blüten mit mehr oder weniger zahlreichen Brutzwiebelchen, häutiger,
drei-, selten einfächeriger Kapsel, 1-2-, selten mehrsamigen Fächern und eckigen, meist schwarzen Samen.
[* 42] Etwa 260 Arten in
gemäßigten Klimaten der nördlichen Halbkugel. Die größte Zahl der Arten findet sich in Südeuropa, im Orient und von Turkistan
bis Tibet. AlleArten enthalten ein flüchtiges, scharfes Öl und besitzen den charakteristischen Zwiebelgeruch.
Die Hauszwiebel (Sommerzwiebel, gemeine Zwiebel, Bolle, A. Cepa Lauch), zweijährig, mit einfacher Zwiebel, breitröhrigen, schlauchartigen
¶
mehr
Blättern, blattlosem, wie die Blätter in der Mitte bauchig aufgetriebenem Stengel,
[* 44] sehr großem, kugeligem Blütenstand
[* 45] ohne
Brutzwiebeln und grünlichweißen Blüten, ist eine uralte Kulturpflanze, deren Heimat man nicht kennt, und wird in mehreren
Varietäten mit runden, plattrunden oder birnförmigen Zwiebeln, besonders bei Frankenthal
[* 46] in Rheinbayern, Bamberg,
[* 47] Erfurt,
[* 48] kultiviert.
Sie fordert milden oder sandigen Lehm in sonniger, warmer Lage, gedeiht am besten nach einer gut gedüngten
Hackfrucht und verträgt eine Jauchendüngung.
In den im Herbste tief gepflügten oder sorgfältig gegrabenen Boden säet man die Zwiebeln im April; walzt oder tritt die Oberfläche
mit Tretbrettern fest und stellt die Pflänzchen später 10 cm, bei Steckzwiebelkultur 4-5 cm weit voneinander.
Im August oder September wird geerntet; die kleinen Zwiebeln (Steckzwiebeln) legt man im nächsten Frühjahr 4 cm tief und 15 cm
weit voneinander, worauf sie sich schnell vergrößern, aber früh geerntet werden müssen, damit sie nicht in Samen schießen.
Zur Samenzucht bringt man die Zwiebeln im März in ein ganz flaches, stark gedüngtes Beet und stellt sie
30-45 cm weit voneinander. Der Same bleibt drei Jahre keimfähig. Die Zwiebeln werden in Süd- und Osteuropa roh oder geröstet
wie Obst oder Gemüse gegessen, bei uns fast nur als Küchengewürz benutzt. Sie enthalten ein schwefelhaltiges
ätherisches Öl und wirken dadurch reizend auf den Magen,
[* 49] erzeugen aber übelriechenden Atem und ähnliche Ausdünstung. Die
Winterzwiebel (Röhrenlauch, Schlottenzwiebel, Schnittzwiebel, ewige Zwiebel, Jakobs-, Johannislauch, A. fistulosum Lauch), perennierend,
mit mehreren kleinen, länglichen, nebeneinander stehenden Zwiebeln, sonst der vorigen ähnlich, stammt aus Sibirien, vom Altai
und Baikalsee und wird bei uns vielfach kultiviert.
Sie gedeiht in mürbem Boden von einiger Kraft, wird durch Zwiebelbrut fortgepflanzt und bleibt über Winter stehen. Man benutzt
vielfach nur die Blätter als Küchengewürz, auch zum Füttern junger Truthühner und läßt die Zwiebeln dann mehrere Jahre
an derselben Stelle. Die Zwiebeln schmecken milder als die Hauszwiebeln. Die Schalotte (Eschlauch, askalonische Zwiebel,
A. ascalonicum Lauch), mit mittelgroßen, schief-eiförmigen, büschelig gehäuften Zwiebeln, pfriemenförmigen, meist aufgeblasenen
Blättern, kugeligem Blütenstand, zuweilen mit Brutzwiebeln, bei uns selten erscheinenden hellvioletten Blüten, ist perennierend
und wird, da bei uns der Same nie reift, durch Zwiebeln fortgepflanzt.
Sie verlangt einen sandigen Boden in geschützter, warmer Lage. Man steckt kleine Zwiebeln im Oktober 15 cm
weit voneinander, bedeckt das Beet über Winter mit Pferde- oder Stallmist und hält den Boden im Sommer unkrautrein und locker.
Die Zwiebeln schmecken milder und feiner als die gewöhnliche Zwiebel und werden als feineres Küchengewürz benutzt. Um sie
ein Jahr lang zu erhalten, dörrt man sie über dem Ofen. Sie stammt aus Kleinasien, Syrien, Palästina,
[* 50] kam durch Kreuzfahrer nach Europa und soll nach der Stadt Askalon, wo sie früher gebaut wurde, benannt sein.
Der Schnittlauch (Gras-, Hohl-, Suppen-, Jakobs-, Johannis-, Breislauch, A. schoenoprasum Lauch), mit kleinen, weißen, länglichen,
in Büscheln beisammenstehenden Zwiebeln, dünnen, hohlen, nicht aufgeblasenen Blättern, welche einen
Rasen bilden, und wenig höhern Blütenschäften mit rotvioletten Blümchen in kugeligem Blütenstand ohne Brutzwiebeln, wächst
auf Gebirgswiesen in Europa, Mittelasien, Nordamerika
[* 51] und
wird vielfach in Gärten kultiviert. Er gedeiht am besten in leichtem,
warmem Erdreich und wird durch Zerteilung der Stöcke, welche man alle zwei Jahre vornimmt, fortgepflanzt.
Nur die Blätter werden benutzt. Der Porree (Borree, Winterporree, Welschzwiebel, gemeiner Lauch, spanischer Lauch, Aschlauch, Fleischlauch,
A. Porrum Lauch), mit einfacher, weißer, rundlicher Zwiebel, welche nach außen kleine Zwiebeln ansetzt, flachen, gekielten,
länglich-lanzettlichen Blättern, vielblätteriger, langgeschnäbelter Hülle, welche länger ist als der große,
kugelige, vielblütige Blütenstand, hellpurpurnen Blüten und eirunden Kapseln.
[* 52]
Man säet ihn im Frühjahr, verpflanzt ihn um Johannis 24 cm weit voneinander und schlägt ihn im Winter im Garten recht
[* 53] tief
ein, damit die Blätter bleichen, oder läßt ihn im Land stehen und bedeckt ihn mit Stroh. Die Samenzucht geschieht wie
bei der Hauszwiebel. Man benutzt ihn als Gemüse und Küchengewürz. Der Porree ist vielleicht nur eine Kulturform von A. ampeloprasum
Lauch, welche Art als Sommerporree kultiviert wird. Sie gleicht dem Porree sehr, trägt rote Blüten, hat rot angelaufene Stengel
und entwickelt weit stumpfere Kapseln.
Sie schmeckt pikanter und ist besonders im Orient geschätzt. Man thut gut, die Zwiebeln im Herbst aus dem
Land zu nehmen. Der Knoblauch (A. sativum Lauch), mit kugeliger, häutiger, aus mehreren kleinen, länglichen Zwiebeln (Zehen)
zusammengesetzter Zwiebel, 60-90 cm hohem, stielrundem Stengel, breit-linealen, flachen, etwas rinnigen Blättern, langgeschnäbelter,
hinfälliger Scheide und einer Blütendolde, in welcher zwischen zahlreichen Zwiebelchen wenige weißlich
rosenrote Blüten stehen, die keinen Samen entwickeln, ist perennierend, stammt aus dem Orient, kommt bei uns verwildert vor
und wird in sandigem Boden von alter Kraft in warmer Lage kultiviert.
Man steckt die Zehen im Herbst oder März 20 cm weit voneinander und erntet sie im August, erhält aber viel
größere Zwiebeln, wenn man die Pflanze zweijährig werden läßt. Die Zwiebelchen der Blütendolde brauchen ein Jahr mehr
zur Entwickelung. Der Knoblauch wird als Würze für Saucen und Fleischspeisen besonders von Juden, Russen und Türken benutzt und
erzeugt widerwärtige, lang anhaltende Ausdünstung. Man braucht ihn außerdem in Abkochung zu Klistieren,
um die Askariden zu vertreiben, früher auch als Arzneimittel und zur Zeitigung von Geschwüren.
Das ätherische Öl des Knoblauchs ist im wesentlichen Schwefelallyl. Eine Varietät des Knoblauchs ist der feinere spanische
Lauch, mit dickern, stumpfen Zehen, und der Schlangenlauch (Var. OphioscorodonDon.), mit rundlich-eiförmigen, bis fast kugeligen
Nebenzwiebeln und unter dem Blütenstand meist ringförmig umgebogenem Stengel. Diese Varietät liefert die Perlzwiebeln oder
Bockenbollen (Rocambole), welche immer nur durch Zwiebelbrut fortgepflanzt werden können; man steckt sie im September und
erhält im Frühjahr Blätter und um Johannis die kleinen, weißen, glatten Zwiebeln. A. scorodoprasum Lauch, mit einfacher, braunschaliger
Zwiebel, welche bei der Entwickelung zum Stengel seitlich eine neue Zwiebel erzeugt, weit kürzern, flachen,
am Rand scharfen Blättern, plötzlich kurz zugespitzter, selten stumpfer Hülle, die kürzer ist als der kugelige Blütenstand,
in welchem zwischen rotbraunen Zwiebelchen einige tief purpurrote, unfruchtbare Blüten stehen. Er findet sich bei uns überall
und wird wie Knoblauch kultiviert und benutzt. Die Zwiebelgewächse enthalten:
¶
Der netzwurzelige (A. victorialis Lauch), mit schief aufsteigendem, fast cylindrischem Wurzelstock, netzigfaserig aufgelösten
äußern, fleischigen, knoblauchartig riechenden und schmeckenden innern Zwiebelschalen, lanzettlichen oder elliptischen,
kurzgestielten Blättern und gelblichweißen Blüten, findet sich auf den GebirgenDeutschlands,
[* 55] Österreichs und der Schweiz.
[* 56] Die Zwiebel (Siegwurz, langer Allermannsharnisch, wilder Alraun) wurde als Schutzmittel gegen Verwundung, Unglücksfälle, Zauberei
für Menschen und Tiere benutzt und von Marktschreiern oft in menschenähnliche Gestalt gebracht, bekleidet
und um hohes Geld verkauft. - Die Laucharten sind wohl meist im innern Asien
[* 57] heimisch, aber als derbe Würzen schon in grauer
Vorzeit verbreitet worden. In Ägypten
[* 58] finden wir Zwiebeln und Knoblauch von jeher als Bestandteil der allgemeinen Volksnahrung,
und die Juden sehnten sich in der Wüste danach zurück.
Sie vor allen blieben dem Knoblauch treu zu allen Zeiten und verdanken ihm wohl einen Teil des bekannten foetor judaicus. Sogar
als heilig und geweiht galten die Laucharten den Ägyptern und wurden daher von Priestern und Frommen nicht berührt. Die Zwiebel
von Askalon beschreibt schon Theophrast; Knoblauch und Zwiebeln spielten am persischen Hof
[* 59] eine große Rolle,
und auch Homer kennt die Zwiebel und erwähnt sie als Beiessen zum Mischtrank des Nestor. Auch später blieben in Griechenland
[* 60] und Italien
[* 61] die Zwiebelgewächse beliebteste Volksnahrung; aber mit der steigenden Bildung schlug bei den höhern Ständen die
Vorliebe in Widerwillen um, und Zwiebel- und Knoblauchgeruch verriet den Mann aus dem niedrigsten Volk.
Jemand »Zwiebel anwünschen«, bedeutete jetzt nichts Gutes, und Horaz wird nervös, wenn er des Knoblauchs gedenkt. Dem scharfen
Geruch und Geschmack verdankten die Laucharten anderseits abergläubische Anwendung gegen Gift und Zauberei, und eine gewisse
Art (A. nigrum L.?) galt für die bei Homer »Moly« genannte Pflanze, durch welche Odysseus der Kirke widerstand.
Zu den Germanen kam die Zwiebel über Italien. Russen und Türken sind noch heute starke Zwiebelesser, und auch weiter nach Asien
hinein huldigen Hohe und Niedere dem Zwiebelgenuß, während im europäischen SüdenZwiebeln und Knoblauch auch jetzt
noch ebenso gesucht und gemieden werden wie im Altertum. Verhältnismäßig am wenigsten Beifall hat die Zwiebel und vollends
der Knoblauch in Norddeutschland gefunden.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 64] KreisQuerfurt, an der Unstrut, hat eine Zuckerfabrik, eine Handelsmühle,
Glockengießerei und (1885) 2360 meist evang. Einwohner.
Wilhelm, Gärtner und Pomolog, geb. zu Gartow in Hannover
[* 68] als Sohn des gräflich von Bernstorffschen
Schloßgärtners daselbst, erlernte die Gärtnerei in Ludwigslust, konditionierte in Erfurt, Hannover, Belgien,
[* 69] Potsdam,
[* 70] stand
dann fünf Jahre der berühmten Augustinschen Handels- und Pflanzengärtnerei bei Potsdam vor und gründete
darauf eine eigne Handelsgärtnerei, die sich zu großem Ruf im In- und Ausland emporarbeitete. 1869 wurde ihm als königlichen
Garteninspektor die technische Leitung der königlichen Gärtnerlehranstalt bei Potsdamübertragen, die seiner Intelligenz und
praktischen Erfahrung außerordentlich viel verdankt. 1877-79 war er Geschäftsführer des Deutschen Pomologenvereins.
Er starb Lauche schrieb: »Deutsche
[* 71] Pomologie« (Berl. 1879 bis 1884, 6 Bde., 300 Farbendrucktafeln),
Richard, Maler, geb. 1825 zu Sigmaringen, studierte von 1839 an in München, seit 1845 in
Paris
[* 72] und ließ sich 1860 in Berlin
[* 73] nieder, wo er 1868 starb. Er war vermählt mit der Prinzessin Amalie Adelheid von Hohenlohe-Schillingsfürst
und hohenzollernscher Hofmaler und erfreute sich als Porträtmaler außerordentlichen Beifalls in der Aristokratie; für die
meisten HöfeDeutschlands, dann für die von Rußland und England malte er Bildnisse, die eine elegante,
etwas süßliche Auffassung und gefällige Farbe zeigen, aber nicht über die oberflächliche Modemalerei hinausgehen.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk und KreisMerseburg, an der Laucha, hat ein Schloß, eine Dampfbierbrauerei,
Mälzerei, eine erdig-salinische Eisenquelle nebst Badeanstalt
[* 80] und (1885) 2081 fast nur evang.
Einwohner. Lauchstädt war früher die Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Merseburg, von denen HerzogChristian
I. um 1660 das Schloß erbaute. Zu einer vorübergehenden Blüte
[* 81] gelangte der Badeort zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als der
¶
mehr
weimarische Hof unter KarlAugust, begleitet von der weimarischen Schauspielergesellschaft, öfters seinen Sommeraufenthalt
daselbst nahm.
Als Mitglied der berüchtigten Sternkammer setzte er die Beschränkung der Presse
[* 89] und die Einrichtung eines von ihm geleiteten
Zensurkollegiums durch, dem die aus dem Ausland eingeführten Bücher vorgelegt werden mußten. Als das 1640 berufene Parlament
wieder aufgelöst worden war, tagte die Konvokation der Bischöfe unter Lauds Vorsitz gegen alles Herkommen weiter und beschloß 29. Mai 17 Kanones,
welche die unumschränkte Gewalt des Königs als in GottesWort und im Naturrecht begründet erklärten und das Hochkirchentum
als einzig wahre Form der Kirche gesetzlich feststellten.
Dies gab zum Ausbruch eines Volksaufstandes den Anlaß, und als das Parlament im November 1640 wieder zusammentrat,
ward Laud vor dem Oberhaus als Hochverräter angeklagt, in den Tower gebracht und, als seine Verurteilung durch das Oberhaus
zweifelhaft wurde, vermittelst einer Bill of attainder ohne Rücksicht auf königliche Bestätigung als
Hochverräter zum Tod verurteilt und auf Towerhill enthauptet. GroßeVerdienste erwarb sich Laud um die Bibliothek der
Universität zu Oxford. Unter seinen Schriften ist das von Wharton (Lond. 1695) herausgegebene »Tagebuch« für die Geschichte
jener Zeit von Bedeutung. Seine gesammelten theologischen Werke erschienen Oxford 1849-1853 in 6 Bdn.
Vgl. Baines, Life of the archbishop Laud (Lond. 1855);
Hook, Lives of the archbishops of Canterbury, Bd. 11 (das. 1875).
(lat.), bei den Ärzten des Mittelalters jedes Beruhigungsmittel (insbesondere aus Opium) sowie jede Zubereitung,
worin sie das Wirksame einer Substanz verwirklicht glaubten.
Von denselben hat sich bis auf unsre Zeit
nur das Laudanum Sydenhams (Laudanum liquidum Sydenhami) erhalten, ein weiniger Auszug von Opium und Safran mit Nelken und Zimt (als Tinctura
opii crocata offizinell).
im deutschen Rechte die ähnliche Abgabe,
die im Lehnsverband dem Lehnsherrn für die erteilte oder erneuerte Investitur entrichtet zu werden pflegte und dann auch
auf Veräußerungen bäuerlicher Grundstückeübertragen, aber in neuerer Zeit durch Ablösung beseitigt wurde.
In denv. d. Trenckschen Prozeß mit verwickelt, rechtfertigte er sich durch die erhaltenen Befehle und
erhielt nach harter Notlage darauf eine Majorsstelle im Liccaner Grenzregiment. In diese Zeit fällt seine Heirat und der
Übertritt zum Katholizismus. SeinDienst an der Grenze wurde ihm durch den Vorgesetzten Petrazzi verleidet. BeimAusbruch des
Siebenjährigen Kriegs wurde er, von dem Hofkriegsratspräsidenten Neipperg wiederholt barsch abgewiesen
und dem Mangel preisgegeben, auf Kaunitz' Verwendung als Oberstleutnant mit einer Kroatenabteilung nach Böhmen zum FeldmarschallBrowne geschickt, führte beim Rückzug aus Sachsen
[* 100] einen glücklichen Streich auf Tetschen aus und ward für seine Teilnahme an
dem Überfall von Hirschfeld im Februar 1757 zum Obersten befördert.