Vgl.
Merkel, Die
Geschichte des Langobardenrechts (Berl. 1850), von welcher 1857 auch eine italienische
Ausgabe, mit Zusätzen von Bollati,
erschienen ist.
Die
Quellen des langobardischen
Rechts sind am besten herausgegeben von
Bluhme und Boretius
in den
»Monumenta Germaniae«
(Legum tom. IV., 1868; verbesserte Separatausgabe von
Bluhme, Hannov. 1869).
(spr. langgrang-dümongssoh),Andreas, berüchtigter
Schwindler, geb. zu
Vossem bei
Lüttich,
[* 4] trat zuerst 1852 als Finanzmann mit der neuen
Idee der »Christianisierung des
Kapitals« auf, welche beim
belgischen
Klerus großen Beifall fand und sogar vom
Papst unterstützt wurde; ja, der
Papst erteilte den Langrandschen
Unternehmungen
seinen apostolischen
Segen und ernannte Langrand-Dumonceau zum
Grafen, wofür sich dieser dankbar erwies, indem er der päpstlichen
Kasse in
ihren öftern Verlegenheiten zuHilfe kam.
Aus den
Taschen der
Geistlichkeit selbst, dann besonders der
Bauern,
Witwen und Waisen flossen Langrand-Dumonceau große
Summen zu, der nicht
weniger als 24
Aktien- und
Kommanditgesellschaften in
Belgien
[* 5] und im
Ausland gründete. Der Rückhalt, welchen Langrand-Dumonceau, der nach seinem
Bankrott entfloh, bei hohen Persönlichkeiten und der ganzen klerikalenPartei in
Belgien fand, verzögerte
den
Prozeß gegen ihn wegen schwindelhaften
Betrugs. Ja, 1871 wurde sogar ein Hauptmitschuldiger Langrand-Dumonceaus von der
klerikalen
Partei zum Abgeordneten und in der Zweiten
Kammer zum Vorsitzenden des Finanzausschusses erwählt und ein andrer,
Dedecker, zum
Gouverneur von
Limburg
[* 6] ernannt; dies führte zu einem energischen
Ausbruch des Volksunwillens
und zum
Sturz des
Ministeriums d'Anéthan, und nach langem
Prozeß wurde der nach
Amerika
[* 7] geflüchtete Langrand-Dumonceau 1879
in contumaciam
zu 15
Jahren Gefängnis verurteilt.
(spr. langgr), befestigte Arrondissementsstadt im franz.
DepartementObermarne, südöstlich von
Chaumont, auf einem nach N. gestreckten Bergrücken des eisenreichen
Plateaus von Langres, welches
den Südrand des lothringischen Hügellandes bildet, unweit des linken
Ufers der
Marne und an der
Französischen
Ostbahn, eine der höchst gelegenen
StädteFrankreichs (473 m ü. M.). ist eine stille Landstadt, hat ein gallorömisches
Stadtthor, eine schöne
Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrh. und (1886) 7157 (als
Gemeinde 11,189) Einw. Die
Industrie und der
Handel der Stadt sind gering, selbst die sogen.
Messer
[* 8] von Langres werden
nicht dort, sondern in Rogent le
Roi fabriziert.
Um so größer ist
aber von jeher ihre strategische Bedeutung als
Schlüssel
der
Verbindung zwischen Seine- und Rhônebecken. Langres hat ein Kommunalcollège, theologisches
Seminar, eine öffentlicheBibliothek
von 10,000
Bänden, ein
Kunst- und Altertumsmuseum und ist Sitz eines
Bischofs, eines
Tribunals und eines Handelsgerichts. Es
ist der Geburtsort von
Diderot, welchem hier ein Denkmal errichtet wurde. - Langres hieß im
Altertum Andematunnum, lag im belgischen
Gallien und war die Hauptstadt der
Lingonen, deren
Name auf sie überging.
Hier erlitten 298 die
Alemannen eine
Niederlage durch die
Römer;
[* 9] dann wurde die Stadt von den
Vandalen und von
Attila verbrannt,
später kam sie an
Burgund und bei der Länderteilung von 843 an Westfranken. Sie war schon in der Römerzeit Bischofsitz.
Später hatte sie eigne
Grafen, kam aber 1197 durchHugo III. von
Burgund an die
Bischöfe, welche zu
Herzögen
von Langres erhoben wurden. 1362 wurde die Stadt gegen die
Engländer befestigt, später aber als
Festung
[* 10] wieder vernachlässigt,
bis
LudwigPhilipp dieselbe durch eine
Citadelle mit acht
Bastionen verstärkte. Im deutsch-französischen
Krieg von 1870/71 wurde.
Langres nicht belagert, sondern nur von einer
Brigade unter dem
Generalv. d.
Goltz beobachtet. Seit der Abtrennung
von
Elsaß-Lothringen
[* 11] hat Langres erhöhte Bedeutung als befestigter
Punkt zum
Schutz der Nordostgrenze gewonnen und ist als
Festung
sehr verstärkt und erweitert worden.
Vgl. Roussel, Le
[* 12] diocèse de Langres, histoire et statistique (Langres 1873-79, 4 Bde.).
Leib,längstGut, deutsches
Rechtssprichwort, welches besagen will, daß nach dem
System der allgemeinen ehelichen
Gütergemeinschaft der überlebende Ehegatte bis zu seinem
Tod oder seiner anderweiten Verehelichung im
Besitz des Gesamtvermögens verbleibt, was sprichwörtlich auch so ausgedrückt wird: »der
Letzte macht die
Thür zu«. S.
Güterrecht der Ehegatten.
eine schlanke Felsnadel der
Graubündner Alpen, 3266 m hoch, das
Haupt der zwischen dem
Flatz- und Spölfluß aufgebauten Gebirgsgruppe. Es umstehen ihn
Piz Vadret und
Piz
Albris; den Endpfeiler am
Spöl bezeichnen
Piz d'Esen,
Piz Quater
Vals und
Piz del Diavel. Auf der wenig geräumigen
Spitze imposante
Fernsicht, zunächst in die Berninagruppe und weiter bis zum
Monte Rosa u.
Montblanc, östlich bis zum Ortler.
Der Weg führt von
Pontresina aus in 3½-4
Stunden hinauf und ist ordentlich gebahnt.
Das erstere Reservoir faßt 1,672,000, das letztere, welches 66 HektarFläche hat, 6,374,000 cbmWasser.
Auf seinem ganzen Lauf wird der Kanal
[* 24] von einer doppelten Reihe prächtiger Bäume (Pappeln, Platanen und Cypressen) begleitet.
Ein Hügel oberhalb Naurouse, der Einmündungsstelle der Reservoirs und des höchsten Punktes des Kanals auf der Wasserscheide
der beiden Meere, trägt das Standbild des Erbauers des Kanals, P. Riquet. Der Languedockanal steht mit dem Kanal von
Narbonne in Verbindung. Wie aber der Rhône und andre Gewässer durch das Monopol der großen Eisenbahngesellschaften ihren Wert
für den Verkehr eingebüßt haben, so auch dieser wichtige Kanal, der um so mehr Bewunderung verdient, als er dem
Ende des 17. Jahrh. angehört (1667-1681 erbaut). In den letzten 20 Jahren ist sein Verkehr um mehr als die Hälfte gesunken,
und man hat schon daran gedacht, ihn einfach für Bewässerungen zu verwenden. Er ist an die Südbahn verpachtet.
(PalinurusFab.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Dekapoden, der Horde der Langschwänze (Macrura) und
der Familie der Panzerkrebse (Loricata). Die gemeine Languste (PalinurusvulgarisLatr.), 45 cm lang, 6-7,5 kg
schwer, mit zwei starken Stacheln am Vorderrand des dicht bestachelten Kopfbruststücks, den Körper an Länge übertreffenden
äußern Fühlern, dicken, stachligen Stielgliedern, sehr lang gestreckten Beinen und glattem Postabdomen, ist rötlichviolett,
gelbfleckig, findet sich am häufigsten im Mittelmeer, auch an den West- und Südküsten von England und
Irland und bewohnt an den Küsten felsigen, mit Seepflanzen bewachsenen Grund.
Frisch gefangen, färbt sich der Panzer im direkten Sonnenlicht intensiv blau. Die Larvenform zeigt ein vollständig verschiedenes
Ansehen, besitzt auch bei schon beträchtlicher Größe eine auffallend zarte, fast durchsichtige Körperbedeckung u. wurde
bis vor kurzem als Blattkrebs (PhyllosomaLeach) beschrieben. Die Larve lebt auf hohem Meer; ihre Verwandlung ist deshalb bisher
noch nicht beobachtet worden. Die Languste läßt sich leichter als der Hummer in Parken ernähren und mästen, sie wird wie der
Hummer gegessen, ihr Fleisch ist aber geschätzter; der Panzer wird beim Kochen rot.
¶
Laniidae (Würger), Familie der Sperlingsvögel
[* 44] (s. d.). ^[= (Passeres, hierzu Tafeln "Sperlingsvögel I u. II"), die artenreichste Ordnung der ...]
(spr. -char-),Ort (Villa) in der span. ProvinzGranada,
[* 45] am Südabhang der Sierra Nevada in den Alpujarras gelegen,
hat Marmorbrüche, eisenhaltige Quellen von 30° C. und (1878) 4181 Einw. ist Badeort und beliebter
Sommeraufenthalt der Bewohner von Granada.
Nach dem 18. Brumaire trat er in den GesetzgebendenKörper und in den Senat, wo er als Haupt der
schwachen Opposition die autokratischen Bestrebungen Bonapartes bekämpfte. Dessen ungeachtet erhob ihn Napoleon I. 1803 zum
Grafen. Am stimmte Lanjuinais im Senat für die Absetzung des Kaisers und die Errichtung einer provisorischen Regierung. Während
der ersten Restauration erhielt er von Ludwig XVIII. die Pairswürde und blieb ein Verfechter der konstitutionellen
Rechte gegen die Reaktion und den klerikalen Fanatismus. Er starb Seit 1808 war Lanjuinais Mitglied des
Instituts. Er hatte
umfassende Kenntnisse auch auf dem Gebiet der Philologie, besonders der orientalischen Sprachen. Unter seinen publizistischen
Schriften haben eine bleibende Bedeutung: »Appréciation du projet relatif aux trois concordats« (Par.
1817);
»Constitutions de la nation française« (das. 1819, 2 Bde.)
und »De l'organisation municipale en France« (das. 1821).
Seine »Œuvres complètes« erschienen Paris 1832 in 4 Bänden. - Lanjuinais' ältester
Sohn, PaulEugène, Graf von Lanjuinais, geb. zu Rennes, folgte dem Vater 1827 in der Pairskammer und starb
dessen Sohn PaulHenri, Graf von Lanjuinais, geb. ist als Deputierter des Morbihan einer der eifrigsten Monarchisten und
Gegner der Republik in der französischen Kammer.
JosephFranzKarl, Tanzkomponist, geb. zu Döbling bei Wien, zeigte schon in der Jugend ein hervorragendes
musikalisches Talent und brachte es später aus der Violine zu großer Fertigkeit. Die Konzertsäle entsprachen wenig seinem
Geschmack, und in richtiger Erkenntnis seiner Kraft
[* 47] wendete er sich der Tanzmusik zu, die er durch seine
geniale Erfindungskraft veredelte und mit einem selbstgebildeten, nach und nach vergrößerten Orchester in meisterhafter
Weise ausführte.
Ein echtes WienerKind und eine dort allgemein beliebte Persönlichkeit, beschränkte er seine Thätigkeit auf das lebensfrohe
Österreich,
[* 48] während sein Nebenbuhler Strauß
[* 49] auch ins Ausland längere Kunstreisen unternahm. Lanners
Kompositionen, deren er über 200, meist Walzer, veröffentlichte, sind echte Erzeugnisse jener aus Grazie, Humor und Sentimentalität
gemischten spezifisch wienerischen Musik und zeichnen sich nicht allein durch reiche melodiöse Erfindung, sondern auch durch
interessante Harmonie und wirkungsvolle Instrumentierung aus. Lanner starb in Wien.
¶
3) GustaveOlivier Lannes, Graf von Montebello, Bruder des vorigen, geb. diente 1830 bis 1840 als Kavallerieoffizier in
Algerien,
[* 65] nahm 1831 am polnischen Insurrektionskrieg teil, ward nach dem Staatsstreich 1851 französischer
Brigadegeneral und AdjutantNapoleons, 1855 Divisionsgeneral und 1862, nachdem er schon 1861 eine außerordentliche Gesandtschaft
an den Papst ausgeführt, Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Rom.
[* 66] 1867 wurde er zum Senator ernannt, trat aber 1869 in
den Ruhestand und starb auf Schloß Blorreville bei Le Havre.
[* 67]
von Liebreich aus Schafwollfett dargestellte und in den Arzneischatz eingeführte Substanz, besteht aus einer
Verbindung von Cholesterin mit verschiedenen Fettsäuren, läßt sich mit sehr viel Wasser (110 Proz.),
auch mit Fetten und Balsamen mischen, wird nicht wie die gewöhnlichen Fette (die Glyceride) ranzig, aber sehr viel leichter
als diese durch die Haut
[* 70] resorbiert. Es eignet sich daher, und weil es durchaus nicht reizend wirkt, sehr gut zur Benutzung
als Salbengrundlage, indem man ihm die verschiedenen Arzneistoffe beimischt.
Meist benutzt man wasserhaltiges und nur in gewissen Fällen wasserfreies (Lanolinum anhydricum). Besonders wirksam zeigt
sich die Anwendung von Lanolin, wenn eine Wirkung auf tiefer liegende Hautschichten erzielt werden soll, wie bei Psoriasis, schwieligen
und verdickten Hautstellen, schorfender Flechte, Ekzemen etc. Man benutzt auch zu Pomaden, Cremes, Seifen
und Schmiermaterial. Das Lanolin des Handels enthält 27 bis 29 Proz. Wasser. Gutes Lanolin soll nicht gelb sein, beim Kneten mit Wasser
sein Gewicht etwa verdoppeln und beim Ausschmelzen mit 5 Teilen Wasser mindestens 70 Proz. eines bei 38-40° schmelzenden gelbbraunen
Fettes liefern, während das Schmelzwasser beim Verdampfen nicht über 0,2 Proz. des Lanolins Rückstand hinterlassen
darf.
2) Henry Petty Fitzmaurice, Marquis von, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb.
erzogen zu Edinburg
[* 73] und Cambridge, trat 1802 in das Unterhaus, wo er seine Thätigkeit hauptsächlich den irischen Angelegenheiten
widmete, und kam als Kanzler der Schatzkammer 1806 auf kurze Zeit in das von Fox und Grenville gebildete
Koalitionsministerium. Von seinem 1809 kinderlos verstorbenen ältern Bruder erbte er Titel und Güter der Familie und den Sitz
im Oberhaus, wo er namentlich entschieden für die Emanzipation der Katholiken eintrat. 1827 übernahm er das Ministerium des
Innern, dann unter der kurzen Verwaltung des LordsGoderich (Ripon) das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten,
zog sich jedoch, als Wellington in die Verwaltung trat, zurück und trat wieder zur Opposition. Er wirkte namentlich für zeitgemäße
Verbesserung der Kriminaljustiz und setzte eine Akte (Lansdowne-act) durch, welche alte harte Strafbestimmungen abschaffte;
außerdem war er für die Reform des Parlaments, die Aufhebung der Sklaverei in den Kolonien, die Einführung
eines liberalern Handelssystems thätig. Im November 1830 trat er in das Reformministerium Greys und übernahm das Amt eines
Präsidenten des Staatsrats.
Sergej Stepanowitsch, Graf, russ. Staatsmann, geb. zu Petersburg,
wurde 1855, bald nach dem Regierungsantritt Alexanders II., Minister des Innern. Lanskoi übernahm sein Portefeuille zu der Zeit,
wo Rußland das wichtige Problem der Befreiung der Leibeignen zu lösen sich vorgesetzt hatte. Lanskoi erwies sich als geschickten
und thatkräftigen Beförderer dieser großen
Aufgabe, deren Lösung bedeutende politische und finanzielle Schwierigkeiten
im Weg standen. Zum Grafen ernannt, trat er nach mehr als 50jähriger Thätigkeit in den Ruhestand und starb 26. Jan.
Sein Hauptziel war, mit SellasHilfe die FinanzenItaliens
[* 79] in Ordnung zu bringen, ein Bestreben, welches der
deutsch-französische Krieg und die Besetzung Roms 1870 durchkreuzten. Nachdem er 1871 das Garantiegesetz durchgebracht und
die zweite Verlegung der Regierung von Florenz nach Rom ausgeführt hatte, gab er im Juni 1873, als die Finanzvorlagen Sellas
durch eine Koalition der Rechten und der Linken in der Kammer verworfen wurden, seine Entlassung und wurde durch Minghetti ersetzt.
Er starb in Rom.
¶
(Lancerote), eine der Kanarischen Inseln, 806 qkm (14,6 QM.), einschließlich der
umliegenden kleinen Inseln Alegranza, MontañaClara und Graciosa 845 qkm (15 QM.) groß mit (1878) 17,484
Einw., von durchaus vulkanischer Bildung, mit parallelen Reihen von Vulkanen, deren Ausbrüche 1736 und 1824 besonders empfindlich
wurden. Im Famara erreicht die Insel 684 m Höhe; Quellwasser und Wald fehlen gänzlich. Hauptstadt ist
Arrecife mit 2686 Einw. und lebhaftem Handel mit Kochenille, Orseille und Barillasoda; die größte Stadt ist aber Teguisa mit 3663 Einw.
(lat. lancea), Angriffswaffe für Reiter, wie die Pike (s. d.) für das Fußvolk, welche bis zu ihrer Verdrängung
durch die Feuerwaffen Hauptwaffe war. Die Sarissophoren im HeerAlexanders d. Gr., an die Kosaken erinnernd, kämpften mit langen
Lanzen. Spätergab es bei den Griechen auch Lanzenreiter (Kontophoroi). Die römische Lanze war die Hasta (s. d.). Die Ritterlanzen
(Gleve oder Glefen) waren 5-6 m lang mit etwa 20 cm langer eiserner oder stählerner Spitze, unter welcher
zuweilen ein kleines Fähnchen (Penon) befestigt war, dessen Form zugleich anzeigte, ob der Ritter als Vasall oder als selbständiger
Bannerherr kämpfte.
Der nach unten stärker werdende Schaft hatte unweit des untern Endes einen die Hand
[* 81] deckendenGriff. Der Gebrauch dieser Lanze verschwand
aber mit dem Verfall des Rittertums. Nur einzelne Abteilungen mit einer leichtern Lanze bewaffneter Speerreiter
(s. Lanciers) blieben noch. Erst GustavAdolf verbannte die aus den Reihen der schwedischen Reiterei. Bei den Slawen blieb sie
bis in die neueste Zeit Nationalwaffe. Die Gewandtheit und Tapferkeit, welche die leichte, mit Lanzen ausgerüstete polnische
Kavallerie entwickelte, veranlaßte Friedrich d. Gr., 1745 unter dem NamenBosniaken (s. d.) eine ähnliche Truppengattung zu
schaffen, nachdem ihm bereits Montecuccoli und der Marschall von Sachsen mit dieser Idee vorausgegangen waren.
Die Österreicher nahmen gleichfalls die Lanze als Waffe an, indem sie Ulanenregimenter errichteten, und selbst Napoleon I. fand
sich durch den russischen Feldzug von 1812 bewogen, seine Lanciers zu vermehren, wie denn in den meisten
Heeren jetzt ein Teil der Reiterei mit Lanzen bewaffnet ist. Die Lanze der deutschen Ulanen ist 3,14 m lang, 2 kg schwer, der hölzerne
Schaft 26 mm stark, die vierschneidige Spitze 15 cm lang. Zur Verhinderung zu weiten Eindringens ist oft
am Ende der Spitze ein runder Knopf angebracht.
Das untere Ende des Schafts schützt ein eiserner zugespitzter Schuh. Ein kurz unter der Spitze befindliches Fähnchen, meist
in den Nationalfarben, hat den Zweck, während des Gefechts die Pferde
[* 82] der feindlichen Reiter scheu zu machen. Unter
Lanze verstand man früher auch einen Haufen schwerer Reiter oder im 15. Jahrh. (Karl VII.) eine aus einem Ritter (gendarme), 3 Bogenschützen
(archers), einem Knappen (coutiller) und einem Pagen (valet) bestehende Abteilung Bewaffneter, die dann den eigentümlichen
Namen volle Lanze (lance garnie oder fournie) erhielt. Vgl. Ulanen und Gleve. - Über prähistorische Lanzen
und Lanzenspitzen s. Metallzeit
[* 83] und Steinzeit.
[* 84]
(Festum
armorum Christi oder lanceae et clavorum Domini), Fest der katholischen Kirche zum Andenken an die
heilige Lanze des Longinus, mit welcher Christus am Kreuz
[* 85] in die Seite gestochen worden sein soll;
[* 80] (Wundnadel, Lanceola), chirurg. schneidendes oder stechendes Instrument, dient zur Aderöffnung und verschiedenen
andern Zwecken, wie z. B. zum Impfen, zur Eröffnung von Abscessen etc., besteht aus einer sehr dünnen, zweischneidigen
Klinge mit scharfer Spitze, welche zwischen zwei kleinen, sehr dünnen Schalen befestigt ist.
Verschiedene Formen der Lanzette zeigt
die Abbildung.
Luigi, ital. Altertumsforscher, geb. 1732 zu
Monte dell' Olmo bei Macerata, trat in den Jesuitenorden und widmete sich erst zu Rom, hierauf zu Florenz klassischen Studien,
deren Gegenstand namentlich die alten Kunstdenkmäler waren. Dabei befleißigte er sich einer reinen Schreibart im echt Toscanischen
und wurde deshalb 1806 Präsident der Accademia della Crusca. Als solcher starb er Seine beiden
durch Gelehrsamkeit hervorragenden Hauptwerke sind: »Saggio di lingua etrusca etc.«
(Rom 1789, 3. Bde.; neuere Ausg., Flor. 1824-25) und »Storia pittorica d'Italia« (Bassano 1789 u. öfter; deutsch von Wagner,
mit Anmerkungen von Quandt, Leipz. 1830-33, 3 Bde.).
Er schrieb ferner: »Notizie della scultura degli antichi«
(Rom 1789; neue Aufl. von Inghirami, Flor. 1824; deutsch von Lange, Leipz. 1816). Seine »Opere postume« wurden von Boni (Flor. 1817, 2 Bde.)
herausgegeben.
Vgl. Cappi, Biografia di Luigi Lanzi (Forli 1840).
(Torinese), Stadt in der ital. ProvinzTurin, an der Stura, über welche eine alte Brücke führt,
Endpunkt der EisenbahnTurin-Lanzo, hat mehrere Klostergebäude, Kohlen- und Eisengruben, welche aber nicht ausgebeutet werden,
und (1881) 1506 Einw. Das Sturathal verzweigt sich oberhalb Lanzo in
drei malerische Hochalpenthäler (Valli di Lanzo).
(Laua), den Thai- oder Schanvölkern zugehöriger Volksstamm in den innern und nördlichen Teilen der hinterindischen
Halbinsel, insbesondere im nördlichen Siam, wo noch eine Million Lao leben (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 86] Fig. 16). Sie sind klein (1,6 m im Durchschnitt), aber kräftig und wohlgestaltet; der Schädel ist brachykephal, die Stirn
ziemlich hoch und schmal; das schwarze Haar
[* 87] wird von den Männern bis auf einen Büschel auf dem Wirbel geschoren,
Bauch
[* 88] und Schenkel werden tättowiert.
Die Kleidung besteht meist nur aus einem um die Hüften gewundenen Tuch; die Häuser aus Bambus stehen auf Pfosten erhöht über
der Erde. Polygamie kommt nur bei Reichen vor, aber auch da gilt nur eine Frau als rechtmäßig. Die Männer sind träge, Sklaven
und Frauen besorgen fast alle Arbeit. Die Lao sind Buddhisten, dabei sehr abergläubisch; Zauberer spielen eine große Rolle.
Die Sprache ist dem Thai nahe verwandt, steht aber auf einer ältern Lautstufe als dieses. Sie besitzen auch eine
¶