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Akademie der Musik in Florenz [* 2] und 1886 die Cäcilienakademie in Rom [* 3] zum Ehrenmitglied.
Akademie der Musik in Florenz [* 2] und 1886 die Cäcilienakademie in Rom [* 3] zum Ehrenmitglied.
in der Kirchenbaukunst allgemeine Bezeichnung des Langschiffs im Gegensatz zum Kreuz- oder Querschiff, mag ersteres aus einem, drei oder fünf Schiffen bestehen.
Stufe, s. Tertiärformation. ^[= (hierzu Tafeln "Tertiärformation I u. II"), in der Geologie Schichtenfolge, jünger ...] [* 4]
(spr. láng-om), schönes Städtchen in Dumfriesshire (Schottland), am Esk, mit Manufaktur von Plaids, Antimongruben, einem Denkmal Sir J. ^[John] Malcolms und (1881) 4209 Einw. ist Geburtsort des Ingenieurs Telford.
(spr. -gjéwitsch), Marian, poln. Insurgentenführer, geb. zu Krotoschin, widmete sich seit 1848 in Breslau [* 5] besonders mathematischen Studien, diente ein Jahr in der preußischen Gardeartillerie, machte dann Reisen ins Ausland und beteiligte sich 1860 an der Expedition Garibaldis nach Sizilien [* 6] und Neapel. [* 7] Beim Ausbruch des polnischen Aufstandes im Januar 1863 trat er an die Spitze einer Insurgentenschar im Distrikt Sandomir, erklärte sich 10. März an der Stelle des von den Russen geschlagenen Mieroslawski selbst zum Diktator von Polen, sah sich aber schon am 19. genötigt, auf österreichisches Gebiet überzutreten, wo er an demselben Tag zu Tarnow von der österreichischen Regierung interniert wurde. Ende April ward er in die Festung [* 8] Josephstadt gebracht. Ende Februar 1865 in Freiheit gesetzt, begab er sich in die Schweiz, [* 9] von da nach der Türkei [* 10] und starb im Mai 1887 in Konstantinopel. [* 11]
Dietrich, Maler, geb. zu Hamburg, [* 12] war anfangs bei einem Dekorationsmaler in der Lehre, [* 13] wo er sich in den Freistunden nach den Landschaften der alten Holländer bildete. Seinen künstlerischen Unterricht erhielt er später von den Brüdern Jakob und Martin Gensler, bei denen er seine ersten Ölbilder nach den Gegenden am Ausfluß [* 14] der Elbe malte. 1840 ließ er sich in München [* 15] nieder, wo er seitdem zahlreiche Stimmungslandschaften, großenteils aus der Umgegend von München, gemalt hat, die, in der Art Schleichs, von feinem Gefühl und tiefem Eingehen in das innere Wesen der Natur zeugen.
Besonders trefflich gelingen ihm die Lufteffekte und die Wirkung des von Wolkenschichten gebrochenen Sonnenlichts. Seine Hauptwerke sind: ein Motiv vom Chiemsee, Karfsee im Moor bei Königsdorf, Partie an der Straße nach Thalkirchen, Gegend bei Dachau, Motiv aus den Isarauen, der Abend im Haspelmoor im bayrischen Oberland, Eichenlandschaft, Sumpflandschaft, Partie aus dem Meisinger Grund bei Starnberg, Mondnacht an der Maas bei Dordrecht [* 16] und Partie bei Haimhausen (Oberbayern).
(Lützensand), Sandbank am Ausfluß der Weser, nordwestlich von Bremerhafen;
auf derselben Festungswerke, die mit denen zu Brinkamahof an der östlichen Seite der Weser die Einfahrt zur Weser beherrschen.
Nördlich davon, an der Vereinigung des Wurster und des Fedderwarder Fahrwassers, steht auf Triebsand der Weserleuchtturm, ein Meisterstück der Baukunst. [* 17]
Gemeinde und Amtssitz des Bezirks Signau im schweizer. Kanton Bern, [* 18] Knotenpunkt der Eisenbahn Bern-Luzern und der Emmenthalbahn, mit einer Sekundärschule, Tabaks- und Uhrenfabrikation und (1880) 7191 Einw., Hauptort des (obern) Emmenthals und Hauptstapelplatz des Emmenthaler Käses.
Insel, s. Lofoten. ^[= die größte Inselgruppe bei Norwegen, nördlich vom Polarkreis gelegen, durch den etwa 140 ...]
(abzuleiten entweder von ihren langen Bärten oder von parta, barte, Streitaxt, weniger gut Longobarden), eine wenig zahlreiche, aber tapfere Völkerschaft suevischen Stammes, wohnte zu Anfang unsrer Zeitrechnung an der untern Elbe. Ihre herrlichen Nationalsagen hat uns ein günstiges Geschick, zwar nicht in der ursprünglichen Form und Sprache, [* 19] doch dem Inhalt nach in der lateinisch geschriebenen Geschichte der Langobarden von Paulus Diaconus, einem Zeitgenossen Pippins und Karls d. Gr., erhalten; sie endigt mit dem Tod Liutprands 744. In den Jahren 4-6 n. Chr. wurden sie von Tiberius unterworfen, standen in den Kämpfen zwischen Arminius und Marbod auf des erstern Seite und gehörten zu den Teilnehmern am großen markomannisch-quadischen Krieg unter Mark Aurel.
Nach diesem verschwinden sie fast während dreier Jahrhunderte aus der Geschichte, bis wir sie nach dem Tod Attilas und dem Untergang seines Reichs um 455 als ein den Herulern tributpflichtiges Volk in Mähren [* 20] wiederfinden. Der Sieg über die Heruler, wahrscheinlich im österreichischen Marchfeld 493, machte die Langobarden zu Besitzern des ganzen linken Donauufers von der Wachau bis an den Granfluß. Von hier breiteten sie sich weiter aus und wurden von Justinian zum Kriege gegen die Gepiden gereizt, die nach mehrjährigen Kämpfen 566 von Alboin (561-573) geschlagen wurden. 568 zogen die Langobarden unter Alboin im Bund mit 20,000 Sachsen [* 21] über die Alpen [* 22] und eroberten innerhalb weniger Jahre den größten Teil Nord- und Mittelitaliens.
Nur Mailand [* 23] und Pavia leisteten längern Widerstand; letztere Stadt ergab sich erst 571 nach dreijähriger Belagerung und wurde von Alboin wegen ihrer günstigen Lage zu der Hauptstadt seines Reichs erhoben. Nachdem Alboin auf Veranstaltung seiner Gemahlin Rosamunde, die er hatte zwingen wollen, aus dem Schädel ihres von ihm erschlagenen Vaters, des Gepidenkönigs Kunimund, zu trinken, 573 ermordet worden, wählten die Langobarden Kleph zum König, der jedoch schon 574 erschlagen wurde.
Während der Minderjährigkeit von dessen Sohn Authari (574-590) führten zehn Jahre lang 36 Herzöge die Regierung, von denen die zu Friaul, Spoleto und Benevent residierenden die mächtigsten waren. Erst 584 übernahm Authari die Regierung. Er verlieh zuerst dem Staatswesen eine feste monarchische Form und ordnete das Verhältnis des Königs zu den Großen des Reichs, wie es im wesentlichen bis zum Untergang desselben bestanden hat. Die Gesetze wurden von dem König mit den Großen beraten, in der Volksversammlung angenommen und im Namen des Königs erlassen.
An der Spitze dieser Aristokratie standen die Herzöge (duces), ursprünglich vom Volke gewählt, seit der Einwanderung der Langobarden in Italien [* 24] vom König aus den hervorragendsten Geschlechtern ernannt. Sie waren sowohl Heerführer als Richter in den Städten und den dazu gehörigen Gebieten; eine ähnliche Stellung nahmen die Gastalden ein, unter denen die Comites als die angesehensten galten. Ihnen war der Sculdahis oder Schultheiß, der Schuld und Pflicht einforderte, untergeben, diesem wiederum die Dekane und Saltaria, die Vorstände kleinerer Ortsbezirke. Seit 644 wurden auch die langobardischen Gesetze in Schrift gefaßt; eine neue Blüte [* 25] der Gesittung erwuchs, und Landbau, Gewerbfleiß, Kunst, Handel und Verkehr gediehen. Italien erfreute sich unter der langobardischen Königsherrschaft des Schutzes gegen äußere Feinde, der Ordnung und der Gerechtigkeit. ¶
Die Zeiten Autharis wurden für die spätere Stellung der auch durch die eheliche Verbindung des Königs mit der fränkischen Königstochter Theodolinde bedeutungsvoll. Unter ihrem Einfluß begann die Bekehrung der noch immer arianischen Langobarden zur katholischen Religion und war um die Mitte des 7. Jahrh. so weit vollendet, daß von da an nur katholische Könige regierten. Nach Autharis Tod (590) wählte seine Witwe Theodolinde Agilulf (590 bis 615), Herzog von Turin, [* 27] zum Gemahl und bewog auch diesen, den katholischen Glauben anzunehmen.
Auf Agilulf folgte 615 Adelwald (615-624), Autharis Sohn. Dieser begünstigte ebenfalls den Katholizismus, verfiel aber bald in Wahnsinn, worauf sein Schwager Ariowald (624-636) auf den Thron [* 28] erhoben wurde. Rothari (636-652), von Ariowalds Witwe zum Gemahl und König erwählt, regierte trefflich, beschränkte die Macht der Griechen in Italien und ließ 644 die Volksrechte der Langobarden in einem Gesetzbuch zusammenstellen. Sein Sohn und Nachfolger Rodoald (625 ^[richtig: 652]-653) ward bereits 653 von einem Langobarden, dessen Gemahlin er verführt hatte, erschlagen, und Theodolindens Neffe Aribert I. (653-661), ein Agilolfinger, bestieg nun den Thron.
Derselbe that sich besonders als Beschützer der Künste und Wissenschaften hervor. Nach seinem Tod stritten seine beiden Söhne, Berthari und Godebert, um die Alleinherrschaft. Beide riefen den mächtigen Herzog von Benevent, Grimoald, der mit Ariberts Tochter vermählt war, zu Hilfe, der Godebert in Pavia ermordete, Berthari aus Mailand vertrieb und hierauf von den Langobarden zum König (662-672) erwählt wurde. Er schlug die Angriffe der Griechen und Franken sowie die Einfälle der Avaren zurück.
Auch um die Ordnung im Innern machte sich Grimoald durch neue Gesetze verdient. Unter seiner Regierung wurde zwar die katholische Kirche bei den Langobarden die herrschende; doch gelang es derselben nicht, einen solchen Einfluß auf den Staat zu erlangen, wie sie ihn unter den übrigen katholischen germanischen Völkern errang. Als Grimoald 672 starb, wurde sein unmündiger Sohn Romuald (Gariwald?) auf Benevent beschränkt, und die Langobarden riefen Berthari (672-690) zurück. Diesem folgte sein Sohn Kunibert (690-703). Im Bund mit Aldo und Grauso, zwei mächtigen Langobarden in Brescia, fiel Alachis, Herzog von Trient, [* 29] während Kunibert abwesend war, in Pavia ein und machte sich zum König, trat aber alle Volksrechte so mit Füßen, daß ihn Aldo und Grauso verrieten und Kunibert wieder auf den Thron setzten.
Alachis wagte mit seinem Anhang noch eine blutige Schlacht unweit Como, fand aber den Tod. Unter Kuniberts minderjährigem Sohn Liutbert (703-704), für den sein Vater den Herzog Ansprand zum Vormund eingesetzt hatte, erlebte das Langobardenreich schwere Zeiten. Raginbert, Godeberts Sohn, Herzog von Turin, erhob Ansprüche auf den Thron und besiegte Ansprand bei Novara. Zwar überlebte Raginbert seinen Sieg nicht lange, aber sein Sohn Aribert (704-712) behauptete durch einen zweiten Sieg bei Pavia die Herrschaft. Liutbert wurde umgebracht; Ansprand floh nach Bayern, [* 30] wo er endlich 712 die lang erbetene Hilfe erhielt und mit einem stattlichen Heer in Oberitalien [* 31] erschien. Aribert entwich und ertrank auf der Flucht in dem Tessin, von dem Gold, [* 32] womit er sich beladen hatte, niedergezogen.
Der weise Ansprand (712-713) wurde nun König, hinterließ aber den Thron schon nach drei Monaten seinem Sohn Liutprand (713-744), dessen Streben dahin ging, die ganze Halbinsel zu einem großen Langobardenreich zu vereinigen. Der heftige Widerstand, den er hierbei bei Gregor II., dem damaligen Papst, fand, der sich sogar mit den Herzögen von Spoleto und Benevent verband, bewog ihn, mit dem griechischen Statthalter im Bund gegen Gregor und seine Alliierten zu ziehen.
Gregor, in Rom hart bedrängt, bot Karl Martell durch Übersendung der Schlüssel zum Grab des heil. Petrus die Schutzherrschaft an; aber ehe die Verhandlungen zum Abschluß gelangten, starben Karl und Gregor (741). Sein Nachfolger Zacharias schloß mit Liutprand Frieden (742) und gab die Herzöge auf, die nun ihre Länder verloren. Ebenso energisch griff Luitprand ^[richtig: Liutprand] im eignen Lande durch: die Herzöge wurden in ihrer Macht beschränkt und mußten wesentliche Rechte an die Gastalden abtreten.
Sein Nachfolger Rachis (744-749) zeigte sich so energielos, daß die Langobarden ihn des Throns entsetzten und seinen Bruder Aistulf (749-756) auf denselben erhoben. Dieser nahm zunächst Ravenna ein, zog dann vor Rom und brachte den Papst Stephan II. in solche Bedrängnis, daß er Pippin um Hilfe bat. Pippin zwang Aistulf durch zwei Feldzüge, von seinen Angriffen auf Rom abzustehen und die fränkische Oberhoheit anzuerkennen. Auf Aistulf folgte Desiderius, Herzog von Tuscien, 756-774. Dieser, aufgebracht, daß Karl d. Gr. seine Tochter verstoßen hatte, nahm die Witwe Karlmanns, Gilberga, mit ihren Kindern auf und wollte den Papst Hadrian zwingen, die Söhne Karlmanns zu fränkischen Königen zu salben.
Der Papst bat Karl um Hilfe, der mit einem Heer über die Alpen kam und Desiderius nach siebenmonatlicher Belagerung in Pavia zur Ergebung zwang. Wann und wo Desiderius sein Leben beschlossen, ist ungewiß. Die langobardische Verfassung wurde anfänglich beibehalten, Karl d. Gr. nannte sich König der Langobarden; indessen wiederholte Aufstände unter Desiderius' Sohn Adalgis und dessen Schwager Arichis von Benevent 776 und 786 führten zur Auflösung der alten Verfassung und Einführung fränkischer Institutionen. Da die Langobarden inzwischen romanisiert worden waren, so verschmolzen sie mit der übrigen Bevölkerung [* 33] Italiens, [* 34] in dessen Geschichte die ihrige aufgeht.
Germanisch gebliebene Reste der Langobarden will man in einigen deutschen Gemeinden in den Thälern Südtirols erkennen.
Vgl. Flegler, Das Königreich der Langobarden in Italien (Leipz. 1851);
S. Abel, Der Untergang des Langobardenreichs in Italien (Götting. 1858);
Pabst, Geschichte des langobardischen Herzogtums (»Forschungen zur deutschen Geschichte«, Bd. 2, das. 1862);
Blume, Die Gens Langobardorum und ihre Herkunft (Bonn [* 35] 1868 u. 1874, 2 Hefte);
Martens, Politische Geschichte des Langobardenreichs unter König Liutprand (Heidelb. 1880);
Langobarden Schmidt, Zur Geschichte der Langobarden (Leipz. 1885);
Weise, Italien und die Langobardenherrscher 568-628 (Halle [* 36] 1887);
K. Meyer, Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden (Paderb. 1877).
Recht, die Gesetze der langobardischen Könige (Edicta regum Langobardorum) von Rothari bis Aistulf, welche auch unter fränkischer Herrschaft ihre Gültigkeit behielten und durch die Kapitularien der fränkischen Könige (Capitula langobardica) weiter fortgebildet wurden. Über diese Gesetze entwickelte sich schon um die Mitte des 10. Jahrh. auf der Rechtsschule zu Pavia eine reiche Litteratur, die sich in Sammlung und Sichtung der Gesetze und in ihrer Erklärung durch Glossen bethätigte. Die wichtigsten Sammlungen sind eine chronologische (Liber Papiensis) und eine systematische (sogen. Lombarda), beide aus dem 11. Jahrh. Zur Lombarda ¶
schrieben im 12. Jahrh. Ariprand und Albertus Kommentare (hrsg. von Anschütz, Heidelb. 1855; vgl. Siegel, Die Lombardakommentare, Wien [* 38] 1862). Carolus de Tocco sammelte um 1215 die Glossen seiner Vorgänger und brachte sie zu einem ähnlichen Abschluß wie Accursius die Glossen zum Corpus juris civilis (vgl. Glosse). Durch das Studium des römischen Rechts wurde das langobardische Recht verdrängt, die letzten Spuren seiner Geltung finden sich in Urkunden des 15. Jahrh.
Vgl. Merkel, Die Geschichte des Langobardenrechts (Berl. 1850), von welcher 1857 auch eine italienische Ausgabe, mit Zusätzen von Bollati, erschienen ist.
Die Quellen des langobardischen Rechts sind am besten herausgegeben von Bluhme und Boretius in den »Monumenta Germaniae« (Legum tom. IV., 1868; verbesserte Separatausgabe von Bluhme, Hannov. 1869).
(spr. langgónnj), Stadt im franz. Departement Lozère, Arrondissement Mende, an der Eisenbahn Nîmes-St.-Germain des Fossés, mit romanischer Kirche (11. Jahrh.), Tuchmanufaktur, Kupferhammer und (1881) 3326 Einw.
(spr. langgóng), Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement Bazas, an der Garonne und der Südbahn, hat 2 Brücken, [* 39] eine gotische Kirche, (1881) 3694 Einw., Tabaks- und Weinbau (guter weißer Bordeauxwein), Branntweinbrennerei und Gerberei.
(spr. langgrang-dümongssoh), Andreas, berüchtigter Schwindler, geb. zu Vossem bei Lüttich, [* 40] trat zuerst 1852 als Finanzmann mit der neuen Idee der »Christianisierung des Kapitals« auf, welche beim belgischen Klerus großen Beifall fand und sogar vom Papst unterstützt wurde; ja, der Papst erteilte den Langrandschen Unternehmungen seinen apostolischen Segen und ernannte Langrand-Dumonceau zum Grafen, wofür sich dieser dankbar erwies, indem er der päpstlichen Kasse in ihren öftern Verlegenheiten zu Hilfe kam.
Aus den Taschen der Geistlichkeit selbst, dann besonders der Bauern, Witwen und Waisen flossen Langrand-Dumonceau große Summen zu, der nicht weniger als 24 Aktien- und Kommanditgesellschaften in Belgien [* 41] und im Ausland gründete. Der Rückhalt, welchen Langrand-Dumonceau, der nach seinem Bankrott entfloh, bei hohen Persönlichkeiten und der ganzen klerikalen Partei in Belgien fand, verzögerte den Prozeß gegen ihn wegen schwindelhaften Betrugs. Ja, 1871 wurde sogar ein Hauptmitschuldiger Langrand-Dumonceaus von der klerikalen Partei zum Abgeordneten und in der Zweiten Kammer zum Vorsitzenden des Finanzausschusses erwählt und ein andrer, Dedecker, zum Gouverneur von Limburg [* 42] ernannt; dies führte zu einem energischen Ausbruch des Volksunwillens und zum Sturz des Ministeriums d'Anéthan, und nach langem Prozeß wurde der nach Amerika [* 43] geflüchtete Langrand-Dumonceau 1879 in contumaciam zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
(spr. langgr), befestigte Arrondissementsstadt im franz. Departement Obermarne, südöstlich von Chaumont, auf einem nach N. gestreckten Bergrücken des eisenreichen Plateaus von Langres, welches den Südrand des lothringischen Hügellandes bildet, unweit des linken Ufers der Marne und an der Französischen Ostbahn, eine der höchst gelegenen Städte Frankreichs (473 m ü. M.). ist eine stille Landstadt, hat ein gallorömisches Stadtthor, eine schöne Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrh. und (1886) 7157 (als Gemeinde 11,189) Einw. Die Industrie und der Handel der Stadt sind gering, selbst die sogen. Messer [* 44] von Langres werden nicht dort, sondern in Rogent le Roi fabriziert. Um so größer ist aber von jeher ihre strategische Bedeutung als Schlüssel der Verbindung zwischen Seine- und Rhônebecken. Langres hat ein Kommunalcollège, theologisches Seminar, eine öffentliche Bibliothek von 10,000 Bänden, ein Kunst- und Altertumsmuseum und ist Sitz eines Bischofs, eines Tribunals und eines Handelsgerichts. Es ist der Geburtsort von Diderot, welchem hier ein Denkmal errichtet wurde. - Langres hieß im Altertum Andematunnum, lag im belgischen Gallien und war die Hauptstadt der Lingonen, deren Name auf sie überging.
Hier erlitten 298 die Alemannen eine Niederlage durch die Römer; [* 45] dann wurde die Stadt von den Vandalen und von Attila verbrannt, später kam sie an Burgund und bei der Länderteilung von 843 an Westfranken. Sie war schon in der Römerzeit Bischofsitz. Später hatte sie eigne Grafen, kam aber 1197 durch Hugo III. von Burgund an die Bischöfe, welche zu Herzögen von Langres erhoben wurden. 1362 wurde die Stadt gegen die Engländer befestigt, später aber als Festung wieder vernachlässigt, bis Ludwig Philipp dieselbe durch eine Citadelle mit acht Bastionen verstärkte. Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 wurde. Langres nicht belagert, sondern nur von einer Brigade unter dem General v. d. Goltz beobachtet. Seit der Abtrennung von Elsaß-Lothringen [* 46] hat Langres erhöhte Bedeutung als befestigter Punkt zum Schutz der Nordostgrenze gewonnen und ist als Festung sehr verstärkt und erweitert worden.
Vgl. Roussel, Le [* 47] diocèse de Langres, histoire et statistique (Langres 1873-79, 4 Bde.).
et Fisch., bei botan. Namen Abkürzung für Georg Heinrich v. Langsdorff, geb. 1774 zu Wöllstein, lebte 1797-1803 in Portugal, [* 48] nahm an der Krusensternschen Weltreise teil, ging dann nach Brasilien [* 49] und starb 1852 in Freiburg. [* 50] »Bemerkungen auf einer Reise um die Welt« (1812, 2 Bde.).
Mart., Gattung aus der Familie der Balanophoreen mit der einzigen Art Langsdorffia hypogaea Mart., ein fleischiges, parasitisches Gewächs im tropischen Südamerika [* 51] mit Schuppen statt der Blätter und eingeschlechtigen Blüten in kolbenartigen Blütenständen.
Sie ist sehr reich an Wachs, so daß die ganzen Pflanzen ohne weitere Zubereitung als Kerzen dienen können.
(spr. längsseid), Dorf bei Glasgow [* 52] in Schottland, bekannt durch die Niederlage, welche hier die Truppen der Königin Maria Stuart durch Murray erlitten.
Tag, s. Kürzester Tag. ^[= der Tag im Jahr, an welchem für die Bewohner der gemäßigten Erdzonen die Sonne in ihrem Kulminati ...]
Leib, längst Gut, deutsches Rechtssprichwort, welches besagen will, daß nach dem System der allgemeinen ehelichen Gütergemeinschaft der überlebende Ehegatte bis zu seinem Tod oder seiner anderweiten Verehelichung im Besitz des Gesamtvermögens verbleibt, was sprichwörtlich auch so ausgedrückt wird: »der Letzte macht die Thür zu«. S. Güterrecht der Ehegatten.
Piz (eigentlich Lungo guardo, »Fernsicht«),
eine schlanke Felsnadel der Graubündner Alpen, 3266 m hoch, das Haupt der zwischen dem Flatz- und Spölfluß aufgebauten Gebirgsgruppe. Es umstehen ihn Piz Vadret und Piz Albris; den Endpfeiler am Spöl bezeichnen Piz d'Esen, Piz Quater Vals und Piz del Diavel. Auf der wenig geräumigen Spitze imposante Fernsicht, zunächst in die Berninagruppe und weiter bis zum Monte Rosa u. Montblanc, östlich bis zum Ortler. Der Weg führt von Pontresina aus in 3½-4 Stunden hinauf und ist ordentlich gebahnt.
Vgl. Lechner, Piz Languard, (Leipz. 1865). ¶
(spr. langh'dock), ehemalige Provinz Südfrankreichs, umfaßte die Mittelmeerküste von der Grenze von Roussillon bis zur Rhônemündung, aber auch ein bedeutendes Stück von Hochfrankreich, Landschaften am Oberlauf der Garonne und des Tarn, der Loire und des Allier, und hatte ein Areal von 45,800 qkm (832 QM.) mit den Hauptstädten Toulouse [* 54] und Montpellier. [* 55] Jetzt ist die Provinz in die Departements Ardèche, Aude, Gard, Obergaronne, Hérault, Oberloire, Lozère und Tarn geteilt. Der Name Languedoc rührt daher, daß die Einwohner in ihrem Provinzialdialekt oc statt oui sagten, weshalb man auch die Sprache des übrigen Frankreich Langue d'oui (oder d'oïl) nannte.
Vgl. Devic und Vaissete, Histoire générale de la province du Languedoc (1730 bis 1745, 5 Bde.; neue Ausg., Toulouse 1873-86, 14 Bde.);
Lenthéric, Les villes mortes du golfe de Lyon [* 56] (3. Aufl., Par. 1876).
(Canal du Midi, auch Canal des deux mers genannt), einer der größten Kanäle Frankreichs, setzt vermittelst der Garonne das Mittelländische Meer in Verbindung mit dem Atlantischen Ozean. Er nimmt bei Toulouse seinen Ausgang aus der Garonne, geht über Castelnaudary und Carcassonne, berührt Béziers, tritt in den Strandsee von Thau und steht durch den Hafen von Cette mit dem Mittelländischen Meer in Verbindung. Seine Länge beträgt 242 km, seine Breite [* 57] an der Oberfläche 20 m, seine Tiefe 2-2½ m; er hat 99 Schleusen und führt an 55 Stellen auf Arkaden über andre Gewässer. Er wird von mehreren Bächen und Flüßchen, dann von zwei Reservoirs, dem des Flüßchens Lampy und dem von St.-Ferréol, gespeist.
Das erstere Reservoir faßt 1,672,000, das letztere, welches 66 Hektar Fläche hat, 6,374,000 cbm Wasser. Auf seinem ganzen Lauf wird der Kanal [* 58] von einer doppelten Reihe prächtiger Bäume (Pappeln, Platanen und Cypressen) begleitet. Ein Hügel oberhalb Naurouse, der Einmündungsstelle der Reservoirs und des höchsten Punktes des Kanals auf der Wasserscheide der beiden Meere, trägt das Standbild des Erbauers des Kanals, P. Riquet. Der Languedockanal steht mit dem Kanal von Narbonne in Verbindung. Wie aber der Rhône und andre Gewässer durch das Monopol der großen Eisenbahngesellschaften ihren Wert für den Verkehr eingebüßt haben, so auch dieser wichtige Kanal, der um so mehr Bewunderung verdient, als er dem Ende des 17. Jahrh. angehört (1667-1681 erbaut). In den letzten 20 Jahren ist sein Verkehr um mehr als die Hälfte gesunken, und man hat schon daran gedacht, ihn einfach für Bewässerungen zu verwenden. Er ist an die Südbahn verpachtet.
s. Franzbranntwein. ^[= (Weinbranntwein, Weinsprit, Esprit de vin), in weinreichen Ländern, namentlich in Frankreich, ...]
die in der franz. Provinz Languedoc erzeugten Weine, wachsen vorzüglich in der Gegend von Montpellier bis nahe an die spanische Grenze. Die vorzüglichsten Sorten sind Likörweine ersten Ranges: Muskat-Frontignan und Muskat-Lunel. Ersterer steht dem Rivesaltes am nächsten, ist sehr süß, hat viel Körper, einen merkwürdigen Obstgeschmack und mildes Parfüm. Er wird durch das Lagern besser und verträgt jeden Transport. Der Lunel steht ihm in allen Eigenschaften nach, ist aber im Ausland am meisten verbreitet.
Auch werden im Languedoc Kalabrier, Malaga, [* 59] Madeira, [* 60] kurz alle möglichen Südweine gefertigt, und von Cette, dem Hauptsitz dieser Industrie, gehen jährlich enorme Quantitäten solcher Weine in den Handel. Außerdem liefert Languedoc Rotweine dritten Ranges (St.-Georges d'Orques, Cante Perdrix, Cornas, St.-Joseph etc.), welche feurig und geistreich, aber ohne Parfüm sind, vielfach unter dem Namen der Oberburgunder gehen und bei billigem Preis guten Absatz finden. Von den Weißweinen gehören St.-Peray (berühmter moussierender Wein) und St. Jean zu den Weinen zweiten Ranges.
d'oïl (spr. langh doíl, Langue d'oui), s. Französische Sprache, S. 616.
(spr. lan-gwénte, auch Languido, ital.), musikal. Bezeichnung: schmachtend, sehnsuchtsvoll.
(spr. langgä), Hubert, polit. Schriftsteller, geb. 1518 zu Viteaux in Bourgogne, studierte zu Poitiers, begab sich sodann nach Italien, lernte hier 1547 Melanchthons »Loci communes« kennen, ward durch sie für den Protestantismus gewonnen und begab sich 1549 nach Wittenberg, [* 61] um in Melanchthons Nähe zu leben. Nachdem er das nördliche Europa [* 62] besucht, trat er 1559 in die Dienste [* 63] des Kurfürsten August von Sachsen, für den er Gesandtschaften an die verschiedensten Höfe, namentlich wiederholt nach Frankreich, übernahm, und war 1568 auf dem Reichstag zu Speier [* 64] zugegen.
Während der Bartholomäusnacht 1572 befand er sich als Gesandter in Paris [* 65] und rettete mehrere seiner Freunde. 1573-77 hielt er sich am kaiserlichen Hof [* 66] in Wien auf. Später trat er in die Dienste des Prinzen von Oranien und starb in Antwerpen. [* 67] Sein namhaftestes Werk ist: »Vindiciae contra tyrannos, sive de principis in populum populique in principem legitima potestate« (Edinb. u. Basel [* 68] 1579; franz. von Etienne, Par. 1581; deutsch von R. Treitzschke, Leipz. 1846), das er unter dem Namen Junius Brutus herausgab, und in welchem er das Recht, ja die Pflicht der Unterthanen zur Empörung gegen ungerechte Fürsten verteidigte. Briefe Languets haben herausgegeben Ludwig (Halle 1699, 2 Bde.), Elzevir (Leiden [* 69] 1646), Camerarius (Groning. 1646). Seine Biographie schrieb Philibert de Lamare (Halle 1700).
Vgl. Chevreul, Hubert Languet (2. Aufl., Par. 1856);
O. Scholz, Hubert Languet als Berichterstatter und Gesandter in Frankreich 1560-72 (Halle 1875);
(franz., spr. langgétt, »Zünglein«),
verte (franz., spr. langh wért, »grüne Sprache«),
(Palinurus Fab.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Dekapoden, der Horde der Langschwänze (Macrura) und der Familie der Panzerkrebse (Loricata). Die gemeine Languste (Palinurus vulgaris Latr.), 45 cm lang, 6-7,5 kg schwer, mit zwei starken Stacheln am Vorderrand des dicht bestachelten Kopfbruststücks, den Körper an Länge übertreffenden äußern Fühlern, dicken, stachligen Stielgliedern, sehr lang gestreckten Beinen und glattem Postabdomen, ist rötlichviolett, gelbfleckig, findet sich am häufigsten im Mittelmeer, auch an den West- und Südküsten von England und Irland und bewohnt an den Küsten felsigen, mit Seepflanzen bewachsenen Grund.
Frisch gefangen, färbt sich der Panzer im direkten Sonnenlicht intensiv blau. Die Larvenform zeigt ein vollständig verschiedenes Ansehen, besitzt auch bei schon beträchtlicher Größe eine auffallend zarte, fast durchsichtige Körperbedeckung u. wurde bis vor kurzem als Blattkrebs (Phyllosoma Leach) beschrieben. Die Larve lebt auf hohem Meer; ihre Verwandlung ist deshalb bisher noch nicht beobachtet worden. Die Languste läßt sich leichter als der Hummer in Parken ernähren und mästen, sie wird wie der Hummer gegessen, ihr Fleisch ist aber geschätzter; der Panzer wird beim Kochen rot. ¶
s. Befestigungswerke, ^[richtig: Befestigung,] prähistorische.
s. v. w. Schnittwaren, d. h. Waren, welche nach dem Metermaß (früher nach der Elle, daher Ellenwaren) verkauft werden.
(Langwert), das lange Rundholz, welches das Vorder- und Hintergestell eines Rüstwagens verbindet.
(spr. lännj'r), Sidney, amerikan. Dichter, geb. zu Macon in Georgia, diente während des amerikanischen Bürgerkriegs als gemeiner Soldat in der konföderierten Armee von Virginia, studierte späterhin Jurisprudenz und praktizierte drei Jahre als Advokat in seiner Geburtsstadt, siedelte darauf nach Baltimore [* 73] über, wo er mehrere Winter im Orchester des Peabody-Instituts als erster Flötenspieler thätig war. Er starb zu Lynn in Nordcarolina. Es erschienen von ihm: »Poems« (Philad. 1876),
von denen das didaktische Gedicht »Corn« ihm einen Ehrenplatz unter den Dichtern der Neuzeit sichert;
»The science of English verse« (New York 1880),
ein auf gründlichen Studien beruhendes Werk;
»Florida, its scenery, climate and history« (2. Aufl. 1881);
»The English novel and the principle of its development« (1883) sowie eine Bearbeitung von Froissarts Chroniken.
(lat.), wolletragend.
(lat.), Lehrmeister der Gladiatoren [* 74] (s. d.). ^[= (v. lat. gladius, "Schwert"), bei den Römern Bezeichnung der Fechter, welche in den ...]
Laniidae (Würger), Familie der Sperlingsvögel [* 75] (s. d.). ^[= (Passeres, hierzu Tafeln "Sperlingsvögel I u. II"), die artenreichste Ordnung der ...]
(spr. -char-), Ort (Villa) in der span. Provinz Granada, [* 76] am Südabhang der Sierra Nevada in den Alpujarras gelegen, hat Marmorbrüche, eisenhaltige Quellen von 30° C. und (1878) 4181 Einw. ist Badeort und beliebter Sommeraufenthalt der Bewohner von Granada.
(spr. langschüinäh), 1) Jean Denis, Graf, franz. Staatsmann, geb. zu Rennes, wurde 1771 Advokat daselbst, 1775 Professor des Kirchenrechts an der dortigen Universität und erhielt, nachdem er 1789 als Deputierter des dritten Standes Mitglied der Nationalversammlung geworden war, 1790 den neuerrichteten Lehrstuhl des konstitutionellen Rechts daselbst. An den Beratungen der Nationalversammlung über die Verfassung, namentlich über das Verhältnis zwischen Staat und Kirche, nahm er als liberaler Jansenist hervorragenden Anteil und stellte den verhängnisvollen Antrag, daß kein Deputierter Minister sein dürfe.
Als Mitglied des Konvents kämpfte er mit den Girondisten gegen die Anarchie und den Jakobinismus. Am unterstützte er Louvet in der Anklage gegen Robespierre. Im Prozeß Ludwigs XVI. stimmte er für des Königs Verbannung. Im Juni 1793 als Girondist geächtet, entfloh er nach Rennes, wo er 18 Monate versteckt blieb, bis er nach dem Sturz der Schreckensherrschaft, wieder in den Konvent berufen wurde. 1795 wurde er von 73 Departements in den Rat der Alten gewählt.
Nach dem 18. Brumaire trat er in den Gesetzgebenden Körper und in den Senat, wo er als Haupt der schwachen Opposition die autokratischen Bestrebungen Bonapartes bekämpfte. Dessen ungeachtet erhob ihn Napoleon I. 1803 zum Grafen. Am stimmte Lanjuinais im Senat für die Absetzung des Kaisers und die Errichtung einer provisorischen Regierung. Während der ersten Restauration erhielt er von Ludwig XVIII. die Pairswürde und blieb ein Verfechter der konstitutionellen Rechte gegen die Reaktion und den klerikalen Fanatismus. Er starb Seit 1808 war Lanjuinais Mitglied des Instituts. Er hatte umfassende Kenntnisse auch auf dem Gebiet der Philologie, besonders der orientalischen Sprachen. Unter seinen publizistischen Schriften haben eine bleibende Bedeutung: »Appréciation du projet relatif aux trois concordats« (Par. 1817);
»Constitutions de la nation française« (das. 1819, 2 Bde.) und »De l'organisation municipale en France« (das. 1821).
Seine »Œuvres complètes« erschienen Paris 1832 in 4 Bänden. - Lanjuinais' ältester Sohn, Paul Eugène, Graf von Lanjuinais, geb. zu Rennes, folgte dem Vater 1827 in der Pairskammer und starb dessen Sohn Paul Henri, Graf von Lanjuinais, geb. ist als Deputierter des Morbihan einer der eifrigsten Monarchisten und Gegner der Republik in der französischen Kammer.
2) Victor Ambroise de, franz. Staatsmann, jüngerer Sohn des vorigen, geb. ward Advokat, 1830 Substitut des königlichen Staatsprokurators zu Paris und war 1837-38 Mitglied der Deputiertenkammer, wo er zur gemäßigten Opposition gehörte. 1845 übernahm er mit Tocqueville und Corelle den »Commerce«. 1848 im Departement Unterloire zum Repräsentanten in der Konstituante gewählt, wie er auch später für das Seinedepartement Mitglied der Legislative ward, gehörte er der gemäßigten Rechten an, war vom 2. Juni bis Handels- und Ackerbauminister, stimmte im Juli 1851 gegen die Verfassungsrevision, 17. Nov. für den Quästorenantrag, protestierte 2. Dez. mit etwa 50 Mitgliedern der Majorität gegen den Staatsstreich und wurde nach demselben auf kurze Zeit verhaftet. 1863 trat er als Deputierter seines alten Departements in den Gesetzgebenden Körper, in dem er zur Opposition gehörte, und starb in Paris. Er schrieb außer nationalökonomischen Aufsätzen die Biographien seines Vaters (1832) und seines ältern Bruders (1848).
Insel, s. v. w. Ceylon. ^[= (franz. Ceylan, im Sanskrit Lankâ, bei den Eingebornen Sinhala, bei den Arabern Sezendib, das ...] [* 77]
die Seite eines menschlichen oder tierischen Körpers, Weiche, Lende;
dann Seite überhaupt.
(spr. lann'mĕsāng), Dorf im franz. Departement Oberpyrenäen, Arrondissement Bagnères de Bigorre, auf dem Plateau von Lannemezan, 610 m hoch, an der Südbahn gelegen, hat eine romanische Kirche, ein militärisches Übungslager mit Schießschule, Spuren einer Römerstraße und (1881) 1706 Einw., welche Maultierzucht betreiben.
Joseph Franz Karl, Tanzkomponist, geb. zu Döbling bei Wien, zeigte schon in der Jugend ein hervorragendes musikalisches Talent und brachte es später aus der Violine zu großer Fertigkeit. Die Konzertsäle entsprachen wenig seinem Geschmack, und in richtiger Erkenntnis seiner Kraft [* 78] wendete er sich der Tanzmusik zu, die er durch seine geniale Erfindungskraft veredelte und mit einem selbstgebildeten, nach und nach vergrößerten Orchester in meisterhafter Weise ausführte.
Ein echtes Wiener Kind und eine dort allgemein beliebte Persönlichkeit, beschränkte er seine Thätigkeit auf das lebensfrohe Österreich, [* 79] während sein Nebenbuhler Strauß [* 80] auch ins Ausland längere Kunstreisen unternahm. Lanners Kompositionen, deren er über 200, meist Walzer, veröffentlichte, sind echte Erzeugnisse jener aus Grazie, Humor und Sentimentalität gemischten spezifisch wienerischen Musik und zeichnen sich nicht allein durch reiche melodiöse Erfindung, sondern auch durch interessante Harmonie und wirkungsvolle Instrumentierung aus. Lanner starb in Wien. ¶
(spr. lann), 1) Jean Lannes, Herzog von Montebello, franz. Marschall, geb. als Sohn eines Stallknechts zu Lectoure (Gers), war erst Färber, trat 1792 als Feldwebel in die Armee ein, erhielt bereits 1795 das Kommando eines Bataillons und erwarb sich 1796 in Italien den Rang eines Obersten. Durch Tapferkeit that er sich hervor beim Übergang über den Po und die Brücke [* 82] von Lodi, im Gefecht bei Bassano und beim Sturm von Pavia, wo er zum Brigadegeneral ernannt wurde, und focht mit Auszeichnung bei der Belagerung von Mantua [* 83] sowie in der Schlacht von Arcole. 1798 folgte er Bonaparte nach Ägypten. [* 84]
Bei den Ereignissen des 18. Brumaire leistete er Bonaparte wesentliche Dienste, folgte ihm 1800 nach Italien und schlug hier den Feind 9. Juni bei Montebello. 1801 ernannte ihn Bonaparte zum bevollmächtigten Minister in Lissabon [* 85] und 1804 zum Marschall und zum Herzog von Montebello. Im Feldzug gegen Österreich (1805) erhielt Lannes den Befehl über die Vorhut der großen Armee und lieferte der russischen Armee 16. Okt. das Treffen bei Hollabrunn. Bei Austerlitz [* 86] trug er an der Spitze des linken Flügels viel zum Sieg bei. 1806 befehligte er in der Schlacht bei Jena [* 87] das Zentrum, schlug 26. Dez. die Russen bei Pultusk und wurde hier schwer verwundet. Im Mai 1807 übernahm er das Kommando über das Reservekorps und wohnte den Treffen bei Heilsberg und bei Friedland bei.
Zum Generalobersten der Schweizer ernannt, begleitete er 1808 den Kaiser nach Spanien, wo er 22. Nov. den General Castaños bei Tudela schlug und darauf die berühmte Belagerung von Saragossa [* 88] leitete. Im Feldzug von 1809 gegen Österreich befehligte er zwei Divisionen in dem Treffen bei Eggmühl und bei der Einnahme von Regensburg [* 89] und zog nach zweitägiger Beschießung Wiens an der Spitze des Vortrabs 13. Mai daselbst ein. Bei Aspern [* 90] befehligte er das Zentrum. Als er am zweiten Schlachttag, 22. Mai, die Linien durchritt, um den Soldaten Mut zuzusprechen, riß eine Kanonenkugel ihm beide Beine hinweg; er erlag dieser Verstümmelung 31. Mai Wien. Seine Leiche wurde nach Straßburg [* 91] gebracht, 1810 zu Paris im Panthéon beigesetzt und später auf dem Kirchhof Père-Lachaise beerdigt. In seinem Geburtsort Lectoure ist ihm eine Statue errichtet.
2) Napoléon Auguste Lannes, Herzog von Montebello, Sohn des vorigen, geb. erhielt 1815 von Ludwig XVIII. die Pairswürde, trat nach der Revolution von 1830 in den Staatsdienst, ging als bevollmächtigter Minister nach Schweden [* 92] und später in gleicher Eigenschaft nach der Schweiz. Am übernahm er provisorisch das Ministerium des Innern, trat es aber schon 12. April an den Marschall Soult ab. Darauf ging er als Gesandter nach Neapel, war später Marineminister im Guizotschen Kabinett und wurde 1849 vom Marnedepartement in die Legislative gewählt, wo er mit der Majorität stimmte. 1858-64 war er französischer Botschafter in Petersburg. [* 93] 1864 wurde er zum Senator ernannt und starb in Paris.
3) Gustave Olivier Lannes, Graf von Montebello, Bruder des vorigen, geb. diente 1830 bis 1840 als Kavallerieoffizier in Algerien, [* 94] nahm 1831 am polnischen Insurrektionskrieg teil, ward nach dem Staatsstreich 1851 französischer Brigadegeneral und Adjutant Napoleons, 1855 Divisionsgeneral und 1862, nachdem er schon 1861 eine außerordentliche Gesandtschaft an den Papst ausgeführt, Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Rom. 1867 wurde er zum Senator ernannt, trat aber 1869 in den Ruhestand und starb auf Schloß Blorreville bei Le Havre. [* 95]
(spr. lanióng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Côtes du Nord, am Unterlauf des Guer, welcher hier schon für Seeschiffe zugänglich ist, Kopfstation der Eisenbahn Lannion-Plouaret, hat eine ehemalige Tempelherrenkirche in der Vorstadt Brélévenez, (1886) 5426 Einw., welche Gerberei, Fabrikation von Leinwand, Hüten und Papier und Handel mit Getreide [* 96] und Mehl, [* 97] Vieh, Wein etc. betreiben, eine Mineralquelle, ein großes Spital, ein Tribunal, ein Kommunalcollège und eine Lehrerinnenbildungsanstalt. Im Hafen von Lannion sind 1884: 296 Handelsschiffe von 11,648 Ton. ausgelaufen.
von Liebreich aus Schafwollfett dargestellte und in den Arzneischatz eingeführte Substanz, besteht aus einer Verbindung von Cholesterin mit verschiedenen Fettsäuren, läßt sich mit sehr viel Wasser (110 Proz.), auch mit Fetten und Balsamen mischen, wird nicht wie die gewöhnlichen Fette (die Glyceride) ranzig, aber sehr viel leichter als diese durch die Haut [* 98] resorbiert. Es eignet sich daher, und weil es durchaus nicht reizend wirkt, sehr gut zur Benutzung als Salbengrundlage, indem man ihm die verschiedenen Arzneistoffe beimischt.
Meist benutzt man wasserhaltiges und nur in gewissen Fällen wasserfreies (Lanolinum anhydricum). Besonders wirksam zeigt sich die Anwendung von Lanolin, wenn eine Wirkung auf tiefer liegende Hautschichten erzielt werden soll, wie bei Psoriasis, schwieligen und verdickten Hautstellen, schorfender Flechte, Ekzemen etc. Man benutzt auch zu Pomaden, Cremes, Seifen und Schmiermaterial. Das Lanolin des Handels enthält 27 bis 29 Proz. Wasser. Gutes Lanolin soll nicht gelb sein, beim Kneten mit Wasser sein Gewicht etwa verdoppeln und beim Ausschmelzen mit 5 Teilen Wasser mindestens 70 Proz. eines bei 38-40° schmelzenden gelbbraunen Fettes liefern, während das Schmelzwasser beim Verdampfen nicht über 0,2 Proz. des Lanolins Rückstand hinterlassen darf.
s. Prätigau. ^[= (roman. Val Pratens, "Wiesenthal"), das Alpenthal der in Graubünden, nach ...]
(spr. lännsdaun, Landsdowne), weite Ebene in der engl. Grafschaft Somerset, bei Bath, berühmt durch eine Schlacht zwischen den königlichen und den Parlamentstruppen.
(spr. lännsdaun, Landsdowne), 1) William Petty, Graf Shelburne, Marquis von, brit. Staatsmann, geb. erhielt nach des Vaters John Fitzmaurice Tod 1784 dessen Titel eines Grafen von Shelburne und trat, nachdem er mehrere Jahre an der Spitze der parlamentarischen Opposition gestanden, 1766 mit Chatham ins Ministerium. Nachdem er bei dessen Auflösung 1768 ebenfalls hatte zurücktreten müssen, zeigte er sich als heftigsten Gegner der ministeriellen Politik rücksichtlich der Maßregeln gegen die nordamerikanischen Kolonien, wurde 1782 Staatssekretär des Auswärtigen und begann sogleich die Friedensunterhandlungen mit den Vereinigten Staaten. [* 99]
Nach dem Tode des Marquis von Rockingham stand er bis 1783 an der Spitze des Kabinetts, wurde dann auf kurze Zeit durch das Koalitionsministerium Fox-North verdrängt, stürzte dasselbe im Dezember 1783 mit Pitt, trat aber nicht wieder in das Kabinett ein. 1784 zum Marquis von und Grafen von Wycombe erhoben, zog er sich bald darauf auf seine Güter zurück, wo er als Beschützer der Gelehrten und Künstler lebte und starb. Seine Bibliothek kaufte das Britische Museum.
Vgl. Fitzmaurice, Life of William Marquis of Lansdowne (Lond. 1875-76, 3 Bde.). ¶