Zur Erfüllung der ihm auf dem Gebiet der Landwirtschaftspflege obliegenden Aufgaben bedarf der
Staat besonderer
Organe.
GrößereStaaten haben gewöhnlich ein besonderes landwirtschaftliches
Ministerium, in kleinern besteht eine besondere landwirtschaftliche
Abteilung in irgend einem der andern Ministerien. Wünschenswert ist es, daß daneben noch ein beratendes
Kollegium besteht,
welches aus landwirtschaftlichen (teils von der
Regierung ernannten, teils von landwirtschaftlichen
Vereinen gewählten)
Sachverständigen
gebildet ist und von Zeit zu Zeit zusammentritt, um sich über Maßnahmen der Landwirtschaftspolitik gutachtlich zu
äußern und selbständig
Wünsche und
Anträge im
Interesse der
Landwirtschaft vorzubringen (in
Preußen
[* 3] Landes-Ökonomiekollegium, in
Württemberg
[* 4] landwirtschaftliche Zentralstelle, in
Sachsen
[* 5]
Landeskulturrat etc.). Ein solches
Kollegium
bringt die
Regierungin direkte persönliche Beziehungen zu den hervorragendsten Vertretern der
Landwirtschaft und erleichtert
ihr die
Durchführung einer dem Land nützlichen Landwirtschaftspolitik.
deutscher, ein 1872 gebildetes, aus Vertretern der landwirtschaftlichen
Provinzial-,
Zentral- und Hauptvereine
Deutschlands
[* 6] bestehendes, von den
Regierungen anerkanntes
Kollegium mit dem Sitz in
Berlin,
[* 7] das sich
die Aufgabe stellt, die landwirtschaftlichen
Interessen im Gesamtumfang des
DeutschenReichs wahrzunehmen und überall, wo dieselben
durch die Reichsgesetzgebung oder durch
Anordnungen und Maßregeln der Reichsverwaltung gefördert werden
können oder geschädigt zu werden
Gefahr laufen, nicht nur die von ihr erforderten
Gutachten abzugeben, sondern auch unaufgefordert
und beizeiten an den
Reichskanzler motivierte
Vorstellungen zu richten oder sich mit
Anträgen an den
Reichstag zu wenden. In
allen
Fragen, welche nicht mit der Reichsgesetzgebung in
Verbindung stehen, aber doch für die
Landwirtschaft
des
Reichs von Wichtigkeit sind, wendet sich der Landwirtschaftsrat unmittelbar an die Einzelregierungen.
Die zur
Geschäftsführung notwendigen
Mittel werden von den landwirtschaftlichen
Zentral- oder Generalvereinen des
Reichs nach
einem durch
Statut bestimmten Verteilungsmaßstab aufgebracht. Alljährlich versammelt sich der Landwirtschaftsrat einmal,
in der Zwischenzeit wird er durch einen ständigen
Ausschuß vertreten. Die
Verhandlungen u.
Referate sowie
die
Denkschriften des deutschen Landwirtschaftsrats werden durch sein
Organ, das in zwanglosen Heften erscheinende
»Archiv des
deutschen Landwirtschaftsrats«, veröffentlicht.
(Obsessio viarum), in der peinlichen
GerichtsordnungKarls V. ein
Verbrechen, welches darin besteht, daß ein
Unterthan von seinem gewöhnlichen Aufenthaltsort entweicht und, mit gefährlichen
Menschen vereinigt,
einzelne Mitbürger oder ganze
Gemeinheiten auffordert, sich mit ihm wegen dessen, was er ihnen schuldet, oder wegen seiner
angeblichen Ansprüche abzufinden, für den Unterlassungsfall aber durch
Fehde- oder
Brandbriefe die
Personen oder
Güter der
Aufgeforderten zu mißhandeln und zu beschädigen droht.
Die
Strafe der Landzwinger war das
Schwert. Die moderne Strafgesetzgebung faßt eine solche Handlungsweise lediglich als eine
besonders strafbare Bedrohung auf. Das deutsche
Strafgesetzbuch (§ 126) insbesondere belegt denjenigen, welcher durch Androhung
eines gemeingefährlichen
Verbrechens, also namentlich einer
Brandstiftung, den öffentlichen
Frieden stört, mit Gefängnis
von einem
Tag bis zu einem Jahr, wofern nicht etwa der
Thatbestand einer
Erpressung (s. d.) vorliegen sollte.
(spr. lehn),EdwardWilliam, berühmter engl. Arabist, geb. zu
Hereford, ward für den geistlichen
Stand
erzogen, wandte aber seine ganze
Aufmerksamkeit dem
Studium des
Arabischen zu und verweilte wiederholt (1825-28 und 1833-1835)
in
Ägypten,
[* 8] wo er sich eine eingehende Kenntnis von Land und Leuten erwarb und sein anziehendes
Buch »An
account of the manners and customs of the modern Egyptians« (1836, 2 Bde.; 5. Aufl.
1871; deutsch, Leipz. 1856) schrieb.
Demnächst folgten von ihm eine meisterhafte neue Übersetzung von
»Tausendundeine Nacht« (neue Ausg.
1877, 3 Bde.) und »Arabian
tales and anecdotes« (in
Knights »Weekly
Volume« 1846). Im J. 1842 begab er sich von neuem nach
Ägypten und blieb daselbst
bis 1849, unablässig
Material sammelnd für das Hauptwerk seines
Lebens, das große
»Arabic-English lexicon«, von dem 1863-75 5
Bände
erschienen, deren erster ihm bereits eine jährliche
Pension von 100 Pfd. Sterl. aus der
Zivilliste eintrug.
In der Vollendung dieses Riesenwerks, das zum erstenmal den ganzen arabischen Sprachschatz an der
Hand
[* 9] der vorzüglichsten
einheimischen Lexikographen mit dem feinsten Verständnis für orientalische
Anschauungen und
Sitten und in klarer und übersichtlicher
Darstellung vorführt, wurde er durch denTod (er starb in
Worthing) unterbrochen. Doch wurde
eine Fortsetzung, zu der Lane sehr reiches
Material hinterließ, von seinem Großneffen
Stanley Lane
Poole unternommen; hiervon
erschienen bisher
Band
[* 10] 6-8 (mit
Biographie von dem
Herausgeber, 1877-87).
Flasche
[* 11] (spr. lehn-), s.
Leidener Flasche. ^[= (Kleistsche Flasche), Apparat zur Anhäufung von Elektrizität, welcher 1745 von Kleist in Kammin ...]
[* 12]
Giovanni, ital. Maler, geb. 1581 zu Parma,
[* 14] studierte erst in Bologna bei AgostinoCarracci, dann in Rom
[* 15] bei dessen
Bruder Annibale. Von Rom, wo er im Auftrag des letztern im PalazzoFarnese gemalt hatte, wandte er sich nach Parma und Piacenza,
wo er gleichfalls Werke hinterließ. Dann kehrte er nach Rom zurück. Hier verschaffte ihm sein wachsender
Ruf zahlreiche Bestellungen. Das große Kuppelgemälde: die HimmelfahrtMaria mit der Engelsglorie fand besonders großen Beifall.
Es stellt einen unermeßlichen Raum des Himmels dar und endigt mit einer Glorie, deren Licht
[* 16] sich von der Hauptfigur, dem ewigen
Vater, aus ergießt.
(spr. langfrä),Pierre, franz. Politiker und Geschichtschreiber, geb. zu Chambéry in Savoyen als
Sohn eines frühern NapoleonischenOffiziers, wurde erst im Jesuitenkolleg seiner Vaterstadt, dann im LycéeBonaparte zu Paris
[* 19] erzogen, wo er auch die Rechte studierte. Doch wurde er nicht Advokat, sondern widmete sich historischen
und philosophischen Studien und veröffentlichte 1855 sein erstes Werk: »L'Église et les philosophes du XVIII. siècle« (1855, 3. Aufl.
1879),
1858 einen »Essai sur la Révolution française«, welche Schriften eindringende Sachkenntnis und scharfe, aber unparteiische
Kritik bekundeten. Während er am »Temps«, an der »Revue nationale« und andern Zeitschriften ein geschätzter
Mitarbeiter war, schrieb er 1860 einen sozialen Roman in Briefform: »Les lettres d'Éverard« und 1864 »Études
et portraits politiques« (1863, 3. Aufl. 1874);
ferner erschienen von ihm: »Histoire politique des papes« (1860) und »Le
[* 20] rétablissement
de la Pologne« (1863).
Seinen litterarischen Ruhm begründete er aber durch die »Histoire de Napoléon I«
(1867-75, 5 Bde., die bis 1811 reichen; Bd.
1, 8. Aufl. 1875; deutsch, 2. Aufl., Mind. 1884, 7 Bde.); unter Benutzung umfangreichen Materials, namentlich der eben vollendeten
Publikation der Korrespondenz des Kaisers, zerstörte er mit rücksichtsloser Kritik die NapoleonischeLegende
und stellte Napoleon als das dar, was er wirklich war: als einen großen Feldherrn, aber grenzenlosen Egoisten.
Während des Kriegs von 1870/71 war ein heftiger Gegner Gambettas und schlug deshalb auch eine Präfektur, welche ihm die Regierung
anbot, aus. Durch die Wahlen vom 8. Febr. gelangte er in die Nationalversammlung, in der er zu den gemäßigten
Republikanern zählte. Vom bis war er Gesandter Frankreichs in der Schweiz
[* 21] und machte sich hier bald sehr
beliebt. 1875 wurde er zum Senator auf Lebenszeit erwählt, starb aber schon in Pau.
[* 22] Seine »Œuvres
complètes« erschienen 1879 ff. in 12 Bänden, seine »Correspondance« 1885 (2 Bde.).
1) KarlHeinrich, Ritter von,
Schriftsteller und Geschichtsforscher, geb. zu Balgheim im bayr.
Regierungsbezirk Schwaben, studierte seit 1782 in Altdorf die Rechte, trat erst in fürstlich Wallersteinsche Dienste,
[* 23] wurde 1789 Privatsekretär
bei dem württembergischen Gesandten in Wien,
[* 24] studierte darauf (1791-93) in Göttingen
[* 25] noch Geschichte und
wurde von Hardenberg, in dessen besondern Dienst er trat, 1795 zum Geheimen Archivar auf der Plassenburg ernannt.
die humoristischen »HammelburgerReisen in elf Fahrten« (das. 1818-33, neue Ausg. 1882) und die posthum
erschienenen »Memoiren des Ritters von Lang« (Braunschweig
[* 32] 1841, 2 Bde.; neue Ausg.,
Münch. 1881), welche großes Aufsehen erregten, aber als Geschichtsquelle nur mit Vorsicht zu benutzen
sind.
2) Ferdinand, Schauspieler, geb. zu München, wurde vom Hofschauspieler Urban für die Bühne vorbereitet und debütierte
als Ägisth in Voltaires »Mérope« am Münchener Hoftheater, für das er als jugendlicher Liebhaber sofort engagiert wurde. Raimunds
Gastspiel 1831 in München weckte seine Begabung für komische Rollen,
[* 33] und nachdem er noch 1832 am Wiener
Burgtheater gastiert hatte, vollzog er 1834 als Staberl seinen Übergang ins komische Fach, das einen der berufensten Darsteller
in Lang erhielt.
Gastspiele in Berlin (1838 u. 1853), Hamburg
[* 34] (1846), Würzburg
[* 35] und Zürich
[* 36] (1848) befestigten seinen Ruf. Auch an den
1854er Musterdarstellungen nahm Lang teil; die ausgiebigste Thätigkeit aber eröffnete sich ihm, als 1870 das Gärtnerplatz-Theater
auf Kosten des Königs übernommen und damit ein wirkliches Volkstheater geschaffen wurde. Er starb Lang, dessen HumorHerz und Gemüt ergriff, war der beste Vertreter der süddeutschen Komik und der letzte der Damians und Staberls
auf der deutschen Bühne.
Vgl. Gadermann, Ferd. Lang, 50 Jahre eines Künstlerlebens (Münch. 1877).
die sich im übrigen durch glückliche Erfindung und gefällige Darstellung auszeichnen. Seine »Sämtlichen
Schriften« erschienen Stuttgart 1835-37, 31 Bde. (2. Aufl.
1841, 16 Bde.); eine neue Ausgabe der »Gedichte« daselbst 1854, 4 Bde.,
und »Humoristische Gedichte«, herausgegeben von Tittmann, Halle
[* 58] 1875.
Blätter). Auch schrieb er: »Südbrasilien, mit Rücksicht auf die deutsche
Kolonisation« (2. Aufl., Leipz. 1885).
4) Ludwig, Philolog und Altertumsforscher, geb. zu Hannover,
[* 70] studierte seit 1843 unter K. Fr. Hermann in Göttingen,
habilitierte sich nach einer größern Reise daselbst 1849, wurde 1853 außerordentlicher, 1855 ordentlicher Professor der
klassischen Philologie in Prag,
[* 71] 1859 in Gießen
[* 72] und 1871 in Leipzig, wo er starb. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch
der römischen Altertümer« (Berl. 1856-71, 3 Bde.,
unvollendet; 3. Aufl. 1876 ff.). Sonst nennen wir: die Preisschrift »Historia mutationum rei militaris Romanorum« (Götting.
1846);
eine Ausgabe von Hyginus' »De munitionibus castrorum« (das. 1848);
ergänzt durch »Neue Beiträge
zur Geschichte des Materialismus« (Winterth. 1867). In diesem allgemein als bedeutend anerkannten Werk, welches auch eine
Kritik der Geschichte der Philosophie enthält, führt Lange den Gedanken aus, daß unsre Erkenntnis aus der Erfahrung hervorgehe,
und auf Grund dieser denn auch der ursachliche Zusammenhang der Erscheinungen klargelegt werden könne,
ohne jedoch die praktische Berechtigung von idealen Auffassungen zu verkennen, welche nicht unmittelbar sich auf die Erfahrung
zurückführen lassen. In seiner Schrift »Die Grundlegung der mathematischen Psychologie« (Duisb. 1865) wendet sich Lange gegen
Anschauungen von Herbart und Drobisch. Im Gebiet der Volkswirtschaftslehre machte sich Lange bekannt durch einige
gehaltvolle Schriften: »Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft« (Duisb. 1865; 4. Aufl.,
Winterth. 1879),
worin er auch die »angebliche Umwälzung der Sozialwissenschaft
durch Carey« beleuchtete. Auch seine Schrift »Die Leibesübungen« (Gotha
[* 77] 1863) ist zu erwähnen. Nach LangesTod gab Cohen seine
»LogischenStudien« (Iserl. 1877) heraus.
ist auch der Begründer der seit 1861 stattfindenden Kongresse
des Westdeutschen Schachbundes. Außerdem machte er sich litterarisch durch seine »Kritik der Grundbegriffe
vom geistigen Eigentum« (Schönebeck 1858) und eine Biographie Abr. Lincolns (Leipz. 1866) bekannt.
8) Samuel Gotthold, Dichter, Sohn von Lange 1), geb. 1711 zu Halle a. S., studierte daselbst Theologie, erhielt, nachdem er sich
längere Zeit in Erfurt und Berlin aufgehalten hatte, die Pfarrei zu Laublingen bei Halle und wurde 1755 von Friedrich II. zugleich
zum Inspektor der Kirchen und Schulen im Saalkreis ernannt; starb Anfangs ein Anhänger Gottscheds,
suchte er später mit seinem FreundPyra durch die Stiftung eines litterarischen Vereins in Halle (1733) der Gottschedschen Schule
entgegenzuwirken; beide waren namentlich Feinde des Reims,
[* 80] den sie durch Einführung der antiken Versmaße zu verdrängen
suchten.
Ihre Gedichte erschienen zusammen unter dem Titel: »Thyrsis' und Damons freundschaftliche Lieder« (Zürich
1745).
Am bekanntesten wurde Lange indessen durch seine metrische Übersetzung der »Oden« des Horaz (Halle 1752),
die gänzlich verunglückt
war und an Lessing, den Lange gereizt hatte, einen vernichtenden Kritiker fand (»Vademekum für S. G. Lange«). Noch gab eine »Sammlung
gelehrter und freundschaftlicher Briefe« (Halle 1769-1770, 2 Bde.) heraus, die für die Geschichte
der litterarischen Bewegung jener Zeit von Interesse ist.
¶
»Die Perle von der Oie« (1880, 4 Bde.) u. a.
Lange benutzt in seinen meisten Romanen das moderne Leben, um spannende Erzählungen ohne besonders tiefgehende Tendenzen daran
zu knüpfen.
10)Thomas, dän. Schriftsteller, geb. 1829, widmete sich
dem geistlichen Beruf und wurde zuerst durch Naturschilderungen vom Blaavandshuk, der westlichsten Spitze von Jütland,
die unter dem Titel: »Eventyrets Land« (»Das Land desMärchens«, 1868) erschienen, bekannt. Auch sein Roman »Aaen og Havet« (»Au
und Meer«, 1870) fand vielen Beifall, wogegen seine fernern Arbeiten: »Romantiske Skildringer« (1872),
»Fortällinger« (»Erzählungen«, 1885)
etc. weniger Anklang fanden. Lange starb in Lingby. Er war ein romantischer
Dichter im eigentlichen Sinn des Wortes, ohne indessen die Frische und Naivität seiner Vorgänger zu erreichen.
12) Friedrich, Architekt und Kunsthistoriker, geb. zu Kassel,
[* 87] widmete sich hauptsächlich dem Studium der
Baukunst und ward 1851 als Professor der Kunstgeschichte und Baukunst nach Marburg berufen, wo er starb. Er machte sich
besonders bekannt durch seine Restauration der Klosterkirche zu Haina, der Michaelskirche zu Fulda
[* 88] und der Elisabethenkirche
in Marburg sowie durch den Neubau des Klinikums daselbst, litterarisch durch seine »Baudenkmale
und AltertümerFuldas« (Fulda 1847) und den 2. Teil zu Hoffstadts »Gotischem A-B-C-Buch« (Frankf.
1848).
des sogen. ersten Meridians einschließt; derselbe wird gemessen durch den Bogen
[* 101] des Äquators oder eines beliebigen Parallelkreises,
der zwischen beiden Meridianen liegt. Die geographische Länge wird vom ersten Meridian an entweder nach O. bis 360° oder gewöhnlich
nur bis 180° nach O. und W. gezählt (östliche und westliche Länge). Durch und Breite ist die Lage eines
Punktes auf der Erde bestimmt. In der Annahme des ersten Meridians herrscht indes große Verschiedenheit.
Bei den Alten legte ihn Hipparch, der zuerst und Breite zur Bestimmung der Orte auf der Erde anwandte, durch seinen Beobachtungsort,
die InselRhodos;
Marinus Tyrius und nach ihm Ptolemäos legten ihn durch die Glückseligen Inseln (Kanaren);
bei den Arabern legten ihn manche durch die Glückseligen Inseln, andre durch die äußerste Westküste von Afrika,
[* 102] der Geograph
Zarqala aber (um 1075) nahm als ersten Meridian den von Apin, 10° westlich von Bagdad, an;
Die Franzosen zählen gegenwärtig die Länge vom PariserMeridian, die Engländer und alle
Seefahrer von dem Meridian von Greenwich (2° 20' 9'' westlich von Paris, 17° 39' 51'' östlich von Ferro), der auf Anregung
der internationalen geodätischen Konferenz in Rom 1883 ziemlich allgemein als Anfangsmeridian angenommen wird. Da die Sonne
[* 103] bei ihrer scheinbaren täglichen Bewegung von O. nach W. nach je einer Stunde in einen um 15° weiter westlich
gelegenen Meridian tritt, so entspricht einem Längenunterschied von 15° ein Unterschied von einer Stunde im Gang der Ortsuhren.
Dies ist mit Hilfe einer transportabeln, richtig gehenden Uhr ausführbar, welche die Zeit des einen Ortes angibt und nach dem
andern geschafft wird, wo man sie mit der Uhr dieses Ortes vergleicht. Die Differenz beider Uhren
[* 108] gibt sofort den Längenunterschied
in Zeit. Dieses Verfahren ist zur See gewöhnlich, wo die Schiffsuhr nach der Uhr des Abgangshafens gestellt
ist; aber auch sonst hat man durch sogen. Chronometerexpeditionen viele Längenunterschiede
bestimmt.
Die genaueste, sogen. amerikanische Methode der Längenbestimmung besteht in der Benutzung des elektrischen Telegraphen
[* 109] in
Verbindung mit
Chronographen. Wird von einem östlichen Ort ein Signal nach einem westlichen gesandt und
umgekehrt, und werden die Zeiten des Abgangs und der Ankunft mittels des Chronographen genau festgestellt, so gibt die Differenz
dieser Zeiten den Längenunterschied beider Orte. Diese Methode ist von Gauß 1839 angegeben, aber erst seit 1844, zuerst in
Nordamerika
[* 110] von Wilkes, angewandt worden; gegenwärtig sind für alle wichtigern, an das Telegraphennetz
angeschlossenen Punkte die Längenunterschiede auf solche Weise bestimmt, und es besitzen die neuern Bestimmungen eine Genauigkeit
bis 1/13 Bogensekunde.
Für geringere Entfernungen gibt man von einer Station zur andern Signale durch Pulverblitze oder mit dem Heliotrop
[* 111] (s. d.) und
beobachtet an beiden Stationen die Ortszeiten. Ein andres Mittel ist die an beiden Stationen auszuführende
Beobachtung von Ereignissen am Himmel,
[* 112] die überall gleichzeitig sichtbar werden, wie Mondfinsternisse, Verfinsterung der Jupitertrabanten;
ferner die Beobachtung solcher Phänomene, welche zwar nicht überall gleichzeitig sind, bei denen man aber den Einfluß der
Länge in Rechnung ziehen kann, wie Bedeckungen von Fixsternen und Planeten
[* 113] durch den Mond,
[* 114] Sonnenfinsternisse,
Vorübergänge des Merkur oder der Venusvor derSonne.
(spr. lāngschäh), Stadt im franz. DepartementIndre-et-Loire, ArrondissementChinon, an der
Loire und der Orléansbahn, hat eine alte Kirche, Burgruinen, ein schönes Schloß aus dem 15. Jahrh., (1881) 1631 Einw.,
berühmte Melonenzucht, Torf- und Kohlengewinnung und Thonwarenfabrikation.
[* 116]
Jakob, dän. Geschichtsforscher, geb. zu
Skjoldborg in Jütland, studierte zu Kopenhagen, ward hierauf bei der königlichen Bibliothek angestellt, 1748 zum
Geheimen Archivar und später zum Etatsrat ernannt. Er stiftete 1744 die Gesellschaft für dänische Geschichte und Sprache
[* 117] und starb in Kopenhagen. Sein Hauptwerk ist: »Scriptores rerum danicarum medii aevi« (Bd. 1-3,
Kopenh. 1772-74; fortgesetzt von Suhm, Bd. 4-7, das. 1776-92;
Bd. 8, hrsg. von Engelstoft
und Werlauff, das. 1834). Auch redigierte er die ersten 6 Bände des »Danske Magazin« (1745-52) und schrieb mit dem seeländischen
Bischof Harboe in
¶