bewirkte
Reibung
[* 2] beschränkt die
Bewegung. Die Breitseitenlafetten (s. Tafel
»Geschütze
[* 3] II«)
[* 4] sind für alle
Kaliber nach demselben
System erbaut. Die Mittelpivotlafetten für 15
cm Ringkanonen (s. Tafel
»Geschütze II«)
[* 4] haben zur
Ausstellung mittschiffs von
Kanonenbooten oder im
Heck und
Bug größerer
Schiffe
[* 5] ihren Drehpunkt
(Pivot) in der Mitte desRahmens, damit
die
Geschütze nach allen Seiten feuern können. Die
Rahmen der Turmgeschütze sind meist in den
Turm
[* 6] fest eingebaut, drehen
sich daher mit diesem.
Die Brookwelllafetten (von Wagenknecht) für 15
cmKanonen sind Oberdeckslafetten ohne
Rahmen, mit drei niedrigen, massiven
Rädern. Das
Brook- (Hemm-)
Tau, um einen
Bolzen in der Schiffswand liegend, wickelt sich beim Rücklauf
von einer
(Brook-)
Welle ab und zieht dabei ein Bremsband um so fester an diese an, je heftiger der Rücklauf ist und die Drehung
der
Welle stattfindet. Neuerdings ist bei der deutschen
Marine die Kruppsche Pivotgelenklafette eingeführt worden, deren senkrechte
Wände um eine wagerechte
Achse drehbar sind. In ihrem obern Drittel sind sie mit einer hydraulischen
Bremse
verbunden, die ihr
Widerlager in einem in die
Bettung eingelassenen
Ring findet.
Diese Lafette mit geringem Rücklauf bedarf keines besondern
Rahmens und wird ähnlich den Mittelpivotlafetten verwendet. Landungslafetten
sind leicht zerleg- und zusammensetzbare Räderlafetten für leichteKanonen, welche bei
Landungen verwendet
und von
Mannschaften gezogen werden. Stellt man
Geschütze hinter Panzerwänden und
Mauern auf, so verliert
man um so mehr an
Deckung, je größer die
Scharten sind, durch welche die
Geschütze feuern. Die Schartenweite aber nimmt zu mit der
Differenz
zwischen dem größten
Elevations- und Inklinationswinkel des
Rohrs und beträgt in der
Höhe bei schweren
Schiffsgeschützen 1,5-2 m. Wenn aber der Drehpunkt des
Rohrs beim
Richten nicht in der Schildzapfenachse, sondern in der Mündungsfläche
des
Rohrs liegt, so braucht auch die
Scharte nicht größer zu sein als der Mündungsdurchmesser des
Rohrs.
Lafetten, welche solche Drehung desRohrs gestatten, heißen Minimalschartenlafetten. In
Deutschland
[* 7] ist
eine solche nach der
Konstruktion von
Gruson (s. Tafel
»Geschütze I«) für
Geschütze in Hartgußpanzerständen eingeführt,
bei welcher das
Rohr durch eine hydraulische
Pumpe
[* 8] bewegt wird. Durch die Kruppsche Panzerkanone, welche kugelgelenkartig mit
der Mündung in dem
Panzer selbst drehbar festgehalten wird, ist sowohl jede offene
Scharte als der Rücklauf
aufgehoben.
bei welcher das Geschützrohr durch den
Rückstoß gesenkt und durch die dabei in Gegengewichten aufgespeicherte
Kraft
[* 9] des
Rückstoßes auch wieder in die Feuerstellung gehoben wird. Die Lafette schiebt sich mit den
Rollen
[* 10] an ihrem hintern Ende auf den schrägen Laufschienen herunter und zieht dabei die Hubscheiben zurück. Das untere
Ende der Hubscheiben ist mit
Blei
[* 11] gefüllt und dient als Gegengewicht. Die gekrümmte Zahnschiene an der Seitenfläche der
Hubscheibe greift in eine am
Rahmen sitzende Triebwelle, welche eine Bremsscheibe trägt.
Durch das Anpressen eines Bremsbandes an dieselbe kann die
Bewegung des ganzen
Mechanismus gehemmt werden. Die Zahnschiene
ist nach einer cykloidischen
Kurve, der Moncrieffschen
Kurve, gebogen. Nach
Lösung des Bremsbandes wird die Lafette mit
Rohr durch
die Gegengewichte der Hubscheiben in die Feuerstellung hinaufgehoben.
DerRahmen ist um ein Mittelpivot
drehbar. Die Lafette macht die
Scharten entbehrlich.
Geschütze in Depressionslafetten kommen zur
Verteidigung steiler Bergabhänge
in Anwendung
(Festung
[* 12]
Ehrenbreitstein bei
Koblenz).
[* 13]
Die schrotleiterartige Lafette wird hinten durch eine in einem schräg aufrecht stehenden
Gerüst angebrachte Windevorrichtung
bis zu dem erforderlichen
Grade der
Inklination des
Rohrs gehoben. Die deutschen
Feld- und Belagerungslafetten
sind für die Neukonstruktion aller
Länder mustergültig geworden. Dagegen sind die deutschen
Schiffs- und Küstenlafetten
aus englischen
Konstruktionen hervorgegangen, die auch für andre
Länder maßgebend waren.
(Laffite, spr. lafít),Jacques, franz. Staatsmann und
Bankier, geb. zu
Bayonne als der Sohn eines
Zimmermanns, trat 1787 als
Kommis in das Wechselhaus des
Senators Perregaux zu
Paris.
[* 14] Seit dessen
Tod 1805
Chef dieses
Hauses, erwarb
er demselben durch Fleiß und
Geschick europäischen
Ruf und für sich ein ungeheures
Vermögen. Die
Regierung ernannte ihn 1814,
als der
Kredit des
Landes erschüttert war, zum
Gouverneur der
Bank.
Schon während der
Hundert Tage war Laffitte in
die Deputiertenkammer getreten, auch nach der zweiten
Restauration ward er wieder gewählt. Er stand auf seiten der
Opposition
und ergriff besonders bei Finanzverhandlungen mit Erfolg das
Wort.
Doch zerfiel er bald mit dem König
LudwigPhilipp, der seine
Hoffnung auf eine wirklich freisinnige
Regierung täuschte, und
nahm wegen einer
Differenz über die auswärtige
Politik in
Italien
[* 16] seine Entlassung. In der
Kammer, in
die er 1831 wieder als Deputierter trat, gehörte er seitdem zur
Opposition.
Da er beim
Eintritt in das
Ministerium genötigt
war, sein Bankgeschäft aufzugeben, wurde sein bereits wankend gemachter
Kredit vollends zerrüttet, und er sah sich jetzt
genötigt, seine Besitztümer zu veräußern, um 50 Mill.
FrankSchulden zu decken. Durch eine Nationalsubskription
ward ihm wenigstens sein
Hotel in
Paris erhalten. Aus den Trümmern seines
Vermögens bildete er 1837 die Banque sociale, welche
einen raschen Aufschwung nahm. Je mehr sich inzwischen
Regierung und
Kammern von den
Grundsätzen der
Julirevolution entfernten,
desto freimütiger und anklagender erhob Laffitte seine
Stimme.
Sein ganzerSchmerz über die erfahrene Enttäuschung
¶
mehr
sprach sich in seinen Worten aus: »Ich bitte Gott und die Welt wegen meines Anteils an der Revolution um Verzeihung.« 1843 wählte
ihn die Kammer noch einmal zu ihrem Präsidenten. Er starb und hinterließ drei Töchter, von denen eine den Sohn
des MarschallsNey, den Fürsten von der Moßkwa, heiratete und 1881, durch ihren Geiz berüchtigt, starb.
Die »Souvenirs de J. Laffitte, racontés par lui-même« (Par. 1844, 3 Bde.)
sind von Marchal verfaßt.
(spr. -fongtähn), 1) Jean de, Frankreichs größter Fabeldichter, geb. zu
Château-Thierry in der Champagne, trat nach völlig vernachlässigter Erziehung in seinem 20. Jahr bei den Oratoriern in Reims
[* 20] ein, um Theologie zu studieren, was er aber nach 18 Monaten wieder aufgab, um sich einem lustigen und ausschweifenden Leben
zu ergeben. Erst in seinem 25. Jahr soll die Lektüre der OdeMalherbes auf den TodHeinrichs IV. sein Dichtergenie
geweckt haben; er las nun eifrigst Malherbe und Voiture, bald aber auch andre Schriftsteller, besonders die italienischen,
und ließ sich von Freunden in die lateinische und griechische Litteratur einführen; vor allen interessierte ihn Horaz.
Sein erstes Werk war eine Übersetzung des »Eunuchen« von Terenz (1654). Um seinem unregelmäßigen Leben
ein Ziel zu setzen, verheiratete ihn sein Vater 1647 und übertrug ihm seinen Posten als Maître des eaux et forêts; aber, seinem
Charakter nach ein sonderbares Gemisch von Herzensgüte und Leichtsinn, Zerstreutheit, Ungeschick und Verstand, ließ Amt und
Frau im Stich und lebte meist in Paris, wo ihn seine Gönner, der Finanzminister Fouquet, die Prinzen von Condé
und Conti, die Herzöge von Vendôme und Burgund, Henriette von England, die Herzogin von Orléans, besonders aber MarieMancini,
MazarinsNichte, Frau von Sablière und in seinen letzten TagenFrau von Hervart, wie ein unmündiges Kind
sein ganzes Leben hindurch leiteten und für seinen Unterhalt sorgten. In intimem geistigen Verkehr mit Molière, Racine, Boileau,
besonders aber mit dem gelehrten Kanonikus Maucroix, lebte er fern vom Hof;
[* 21] Ludwig XIV., sei es aus tugendhafter Anwandlung
oder aus Groll gegen den Dichter, der seine treue Anhänglichkeit an den gestürzten MinisterFouquet laut
zu bekennen wagte, ist ihm immer ungnädig gewesen und hätte sogar gern seine Wahl in die Akademie (1684) gehindert.
Eine schwere Krankheit (1693) und das fortgesetzte Drängen der Geistlichkeit riefen in eine vollständige Sinnesänderung
hervor; er verleugnete seine leichtfertigen Schriften und beschäftigte sich nur noch mit Übersetzungen
aus der Bibel.
[* 22] Er starb Lafontaines Hauptwerke sind seine schlüpfrigen, aber vorzüglich erzählten »Contes et
nouvelles« (5 Bücher, 1665-1695),
ein Hauptgenuß der frivolen Gesellschaft jener Zeit, und seine »Fables« (12 Bücher, 1668-90; 1867 hrsg.
mit Zeichnungen von G. Doré; deutsch von Dohm, 1876; kritische Ausgabe mit deutschem Kommentar von Laun, Heilbr.
1877), deren Stoff zwar überallher genommen ist, welche aber wegen der Wahrheit und Naivität der Erzählung, der Gesundheit
ihrer Moral und Vollkommenheit des Stils unübertreffliche Meisterwerke sind. Außerdem hat er elf Theaterstücke geschrieben
und eine Menge kleinerer Gedichte, von denen viele verschollen sind; eine Menge zweifelhafter finden sich
in den »Œuvres inédites« von Lacroix (1863). Die besten Ausgaben seiner »Œuvres complètes« sind die von Walckenaer (1819-20, 18 Bde.)
und die von Girard und Desfeuilles in den »Grands écrivains« (1880 ff., 8 Bde.).
Sein ursprünglich hübsches, gefällig und leicht darstellendes Talent verflachte er durch Vielschreiberei. Über 150 BändeRomane hat er verfaßt, wobei ihm widerfahren ist, daß er in spätern Werken vergessene Erfindungen der frühern nochmals
erfand. Als die bessern seiner Erzählungen nennen wir: »Gemälde des menschlichen Herzens« (1792),
»Schilderungen aus dem menschlichen Leben« (1811),
»Die Pfarre am
See« (1816) etc. Die scharfen Angriffe, welche die Jünger der romantischen Schule gegen Lafontaine richteten, fochten diesen nicht an,
da er grundsätzlich keine Rezensionen las. Moralisch suchte er zu wirken durch seinen »Sittenspiegel für
das weibliche Geschlecht« (1804-1807, 5 Bde.).
Sein Sohn PhilippeEtienne, geb. 1739 zu Montaterre bei Paris, erlernte unter des Vaters Leitung die Tierheilkunde und war 18 Jahre
alt, als er Vorlesungen über Anatomie begann. 1758 trat er als Pferdearzt bei der Armee ein, und 1767-70
hielt er zahlreich besuchte Vorlesungen in einem von ihm selbst erbauten Amphitheater. GroßenRuf besonders im Ausland erwarb
er durch sein Prachtwerk »Cours d'hippiatrique« (Par. 1772, 2 Bde.;
auch deutsch, Prag
[* 33] 1787) und das »Dictionnaire d'hippiatrique« (Par. 1775, 4 Bde.,
u. öfter). 1777 bis 1781 lebte er in Rußland; nach Paris zurückgekehrt, ward er Obertierarzt beim Hof und beim Gendarmeriekorps,
auch wurde er von der Regierung der Republik angestellt, später aber eingekerkert, zum Tod verurteilt und nur durch den FallRobespierres gerettet. Er lebte seitdem auf seinem Landsitz, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt,
und starb im Juni 1820 in Villeneuve sur Yonne. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Dissertation sur la morve« (Par.
1761; deutsch, Wien
[* 34] 1781);
1) Modesto, span. Geschichtschreiber, geb. 1806 zu
Rabanel de losCaballeros in der ProvinzValencia,
[* 35] war zuerst Professor und Bibliothekar zu Astorga, siedelte 1838 nach
Madrid
[* 36] über und trat als Journalist und satirischer Sittenlehrer auf mit den unter den PseudonymenFray Gerundio und Tirabeque
herausgegebenen periodischen Werken: »Coleccion de capilladas y disciplinarzos« (16 Bde.),
»Viage areostatico«, »Teatro
social del siglo XIX« (2 Bde.) und »Revista
europea« (4 Bde.),
die sämtlich zwischen 1844 und 1850 erschienen und weite Verbreitung gefunden haben. Sein Hauptwerk ist
jedoch die »Historia general de España« (Madr. 1850-1866, 30 Bde.; 2. Aufl.
1874-75, 13 Bde.; illustrierte Ausg.,
fortgesetzt von Valera, Barcellona ^[richtig: Barcelona]
[* 37] 1877-82, 6 Bde.), die gründlichste, unparteiisch
und trefflich geschriebene Geschichte Spaniens. Lafuénte war zuletzt Direktor der Eccuela superior de diplomática und Präsident
der Juntade los archivos y bibliotécas, zeichnete sich auch als Deputierter und Vizepräsident der Cortes durch seine Rednergabe
aus und starb
ferner Ausgaben der syrischen Texte der »Didascalia apostolorum« (das.
1854), der ältesten Überbleibsel des Kirchenrechts (das. 1856), der Schrift des Bostrenus gegen die Manichäer (das. 1859),
der Rekognitionen des Clemens (1861), der alttestamentlichen Apokryphen (1861), der apostolischen Konstitutionen
(1862) und des Clemens Romanus (1865), ferner des griechischen Textes des Hippolytos (1858) sowie der griechischen Übersetzung
der Genesis (1868), der arabischen der Evangelien (1864), der koptischen des Pentateuchs (1867), der chaldäischen des Alten
Testaments (1873) u. a. Außerdem veröffentlichte er
»Gedichte« (Götting. 1885) und eine Anzahl politischer Flugschriften, die in seinen »DeutschenSchriften« (das. 1886, 2 Bde.)
gesammelt erschienen.
In der Musik ist ein auf die Handhaltung und Fingersetzung bei den Streichinstrumenten bezüglicher Terminus: die erste Lage (Position)
hat dann statt, wenn der erste Finger (Zeigefinger) den nächsten Ton über der leeren Saite greift;
Im Marinewesen bedeutet der Ausdruck »dem Feinde die volle Lage geben«: alle auf einer Seite
des Schiffs befindlichen Kanonen auf einmal gegen ihn abfeuern.
derEingeweide,
[* 47] wobei ein oder mehrere Organe ihren typischen Ort im Körper verlassen und auf die Dauer
eine abnorme Lagerung einnehmen, sind teils angeboren, meist aber erst während des Lebens durch verschiedene schädliche Einflüsse
entstanden. Die angebornen Lageabweichungen treten vielfach unter der Form von Mißbildungen auf, so z. B. der Hirnbruch,
die sogen. Ektopie des Herzens, wobei letzteres durch eine Spalte in der vordern Brustwand frei nach außen tritt, etc. Zuweilen
kommen sie auch
¶
mehr
bei scheinbar ganz normal gebauten und vollkommen gesunden Individuen vor. So sind manchmal diejenigen Organe, welche normalerweise
in der linken Körperhälfte liegen, nach rechts verlegt und umgekehrt (situs inversus). Die Herzspitze liegt dann unter der
rechten Brustwarze, die Leber in dem linken, die Milz in dem rechten Hypochondrium. Diese Lageabweichungen vermag im Leben
nur der in der Kunst des Beklopfens und Behorchens des Körpers geübte Arzt zu erkennen, während der betreffende Mensch selbst
gewöhnlich gar nichts davon weiß, da sie ohne allen Einfluß auf sein Befinden sind.
Die während des Lebens entstandenen Lageabweichungen sind von größerer praktischer Bedeutung, da sie die
Quelle
[* 49] mannigfacher Leiden
[* 50] und sehr häufig Gegenstand ärztlicher Behandlung werden, wie die verschiedenen Arten von Unterleibsbrüchen,
Darmverschlingung etc. Andre Lageabweichungen dieser Art werden nur selten beobachtet und scheinen noch seltener krankhafte Zustände
zu bedingen, wie die sogen. wandernde Milz oder die Wanderniere, welche ihren Ort unter dem Zwerchfell verläßt
und nach der Beckenschaufel oder selbst in das KleineBecken herabsinkt. Über die Ursachen der und über die Bedingungen, unter
welchen sie auftreten, ist man vielfach noch durchaus im unklaren; wenigstens gilt dies von den angebornen Lageabweichungen. Bei
den erworbenen Lageabweichungen vermag die ärztliche Kunst in zahlreichen FällenHilfe zu gewähren, während andre
Fälle nur durch operative Entfernung der verlagerten Organe zu heilen sind.
[* 54] (lat. Campus), Unterbringung einer Truppe außerhalb bewohnter Orte, im Gegensatz von Garnisonen und Kantonnements
(s. d.). Man unterscheidet Biwaks (s. d.), Hütten-, Zelt- und Barackenlager. Marschlager werden auf Märschen für einen oder
höchstens einige Tage, Standlager auf längere Zeit bezogen. Eine Erweiterung der letztern sind die stehenden
oder Übungs- (Exerzier-) Lager der neuesten Zeit. Über verschanzte s. Feste Stellungen. Die Zeltlager bedingen durch Mitführung
der Zelte eine ganz erhebliche Vermehrung des Trains, und die hierdurch herbeigeführte Beschränkung der Beweglichkeit und
Schlagfertigkeit der Truppe veranlaßte die Franzosen während der Revolutionskriege, die Zelte abzuschaffen
und das Biwak an die Stelle des Zeltlagers treten zu lassen. In Deutschland geschah dies erst später, aber auf die Dauer, wogegen
in Frankreich wieder kleine Zelte (tentes d'abri) angenommen und auch im Krieg 1870 mitgeführt wurden.
Die Engländer haben die Zeltlager stets beibehalten. Muß ein Lager für mehrere Tage bezogen werden, und
ist es nöthig, sich gegen Witterungseinflüsse einen Schutz zu verschaffen, den das Biwak nicht gewährt, so werden Hüttenlager
errichtet. Im Frieden, wo die Herbeischaffung aller Lagerbedürfnisse für den Hüttenbau etc. möglich
ist und durch die Verpflegungsbeamten erfolgt, werden die Hütten
[* 55] (s. d.) nach darüber bestehenden Vorschriften
erbaut. Bei den operierenden Feldtruppen dagegen reduziert sich die Hütte meist auf einen Windschirm aus Holzstöcken und
Reisig oder Stroh, oder auf ganz kleine, in gleicher Weise hergerichtete Hütten zum Unterkriechen für 2-4 Mann, wozu man sich
Material sucht. Je nachdem die Zelt- oder Hüttenreihen senkrecht zur Lagerfronte
stehen oder ihr parallel
laufen, unterscheidet man Gassen- und Linienlager.
Bei jenen werden zwei Zeltreihen immer von demselben Truppenteil belegt und stehen mit den Zeltöffnungen sich gegenüber;
der Zwischenraum von etwa 20 m bildet die Lagergasse. Die Rücken der Zelte zweier benachbarter Lagergassen haben nur einen
Abstand von 2-3 m, die Brandgasse. Für die Pferde
[* 56] wird eskadron- und batterieweise in Verlängerung
[* 57] der
Zeltreihe nach der Fronte zu mittels der Pikett- (Kampier-) pfähle, die durch eine Stall- (Kampier-) leine verbunden werden,
der Stall aufgeschlagen.
Die Pferde werden mit der Halfterkette an der Stallleine angebunden. Übungslager haben den Zweck, größere
Truppenabteilungen in der Stärke
[* 58] von Divisionen oder Armeekorps auf längere Zeit zu gemeinschaftlichen taktischen Übungen
und zur Gewöhnung der Truppen an das Feldleben zu vereinigen. Das erste derartige Lager wurde von Napoleon I. 1804 bei Boulogne
für etwa 100,000 Mann errichtet. Das nächste ist das Lager von Châlons, welches zuerst 1857 bezogen wurde,
und für das Napoleon III. sich besonders interessierte. Da die französische Armee lange Zeit für die beste galt, so ahmten
alle Staaten, mit Ausnahme Preußens,
[* 59] diese Art der Truppenausbildung nach, wobei das Lager von Châlons mit seinen Einrichtungen
im allgemeinen als Muster diente.
Der Lagerplatz liegt 30 km nordöstlich von Châlons, nimmt einen Flächenraum von 11,000 Hektar ein und
wurde für 6 Mill. Frank angekauft. Die dort lagernden Truppen bestehen in der Regel aus 30,000 Mann aller Waffen.
[* 60] Eine Division
liegt in Baracken, die andre in runden Zelten; die Pferde stehen im Freien. Eine besondere Lagerintendantur
besorgt die Verwaltung und Verpflegung des Lagers. Was man sich von dem Lager versprach, hat es nicht erfüllt; es wirkte
im Gegenteil das Lagerleben in nicht geringem Grad entsittlichend auf Offiziere und Mannschaften, ohne sie an das Feldleben
zu gewöhnen, und die Übungen wurden schließlich, weil das Terrain bekannt war, schematisch und geistlos,
so daß selbst von französischen Offizieren das Lager als ein Krebsschade der Armee bezeichnet ward.
Daß die Regierung trotzdem an dieser Einrichtung noch festhält und Lager ähnlicher Art bei St.-Maur, Satory, Sathonay, Lannemegan
^[richtig: Lannemezan], St.-Medard, Calais
[* 61] etc. errichtete, scheint seinen Grund mehr in politischen als in
militärischen Erwägungen zu haben. In großartigerer Weise finden, veranlaßt durch die Zersplitterung der Truppenteile
auf viele Garnisonen, Zusammenziehungen von Truppenmassen in Übungslagern in Rußland statt. Das bedeutendste ist das bei
Krassnoje Selo, 25 km südwestlich von Petersburg, wo zuzeiten 5 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen nebst entsprechender
Artillerie, also etwa 70,000 Mann, sich im L. befinden.
Aldershott und Curragh angelegt, in welchen die Truppen teils in Baracken, teils in Zelten liegen, die Pferde unter freiem Himmel
[* 69] stehen. In Preußen,
[* 70] wo man dem Prinzip der fortschreitenden Manöver treu blieb, fanden deshalb die vorgenannten Übungslager
keine Nachahmung. Indessen machen ökonomische Gründe bei Zusammenziehung der Artillerie zu den jährlichen
Schießübungen auch hier die Einrichtung von Barackenlagern (s. Baracken) auf den Schießplätzen notwendig. Diese Lager werden
auch von andern Truppenteilen zu Schießübungszwecken benutzt, dienen aber niemals als Standquartier für Manövrierübungen
mit gemischten Truppen, wie dies in andern Staaten der Fall ist.
Von der Gestalt der griechischen ist wenig bekannt; selten wurden sie verschanzt, geschah es, so wurden
Holz
[* 71] und Steine zur Herstellung der Befestigungen der Erde stets vorgezogen. Dagegen wurde der Lagerplatz in Bezug auf natürliche
Verteidigungsfähigkeit mit Sorgfalt und großem Verständnis des Terrains gewählt. Das spartanische Lager war kreisrund. Bei
den Römern hatten die Taktik wie die täglichen Märsche ein befestigtes Lager zur Basis. Sie unterschieden
Winterlager (castra hiberna) u. Sommerlager (castra aestiva); letztere waren die beständigen
Stützpunkte der Operationen und wurden am Abend jedes Marschtags neu errichtet.
Über Lage und Form des Lagers sowie die in ihm zu beobachtende Lagerordnung bestanden sehr genaue Vorschriften. Das Lager bildete
nach Polybios (s. den Plan) ein Quadrat, die Fronte nach Osten, in derselben das Hauptthor (porta praetoria), durch welches eine
Straße zum Feldherrnzelt (praetorium) und zum Thor in der Rückfronte (porta decumana) führte. Hinter dem Prätorium führte
die via principalis parallel der Fronte quer durch das und Seitenthore (porta principalis dextra und sinistra).
Die Zelte, aus Leder, waren gewöhnlich für 10 Mann und ihren Dekanus berechnet. Die Verschanzung bestand aus einem Graben,
dem eigentlichen Hindernis, und dem dahinterliegenden Wall, welcher nicht Schutz, sondern erhöhte Stellung gewähren sollte;
auf seiner Krone standen die Kämpfer sowie
Geschütze (Katapulten) hinter einer Palissadenbrustwehr (torica).
In denWinter- oder Standlagern wurden diese Brustwehren nicht nur widerstandsfähiger durch Erdvorlagen gemacht, sondern auch
Türme, meist mit Geschützen armiert und durch Wachen besetzt, angelegt; statt der Zelte wurden Holz- oder Erdhütten gebaut.
War es nötig, zur Sicherung der Herrschaft in dem besetzten Lande diesen Lagern größere Dauer zu geben,
so wurden Brustwehr
[* 72] und Türme, das Prätorium etc., statt aus Holz, aus Steinen aufgeführt, und es entstanden so die festen
Lager, welche die Anfänge vieler jetzt blühender Städte am Rhein bilden. - Die Marschlager der Germanen waren Wagenburgen, aus
den Karren
[* 73] des Trosses hergestellt, die Rad anRad nebeneinander mit aufgehobener Deichsel in einem oder
zwei konzentrischen Ringen aufgestellt wurden; sie dienten als Schutzwall, der jedoch bei Standlagern durch Palissadierungen,
auch Verschanzungen, verstärkt wurde. Ähnlich waren die Lager zur Zeit der Kreuzzüge, rund oder viereckig, innerhalb in regelmäßigen
Quartieren die Zelte der Ritter und Hütten der Knappen und Dienstmannen. - Einen eigentümlichen Charakter
erhielt das Lagerwesen durch die Hussiten (Anfang des 15. Jahrh.), die mit ihren ganzen Familien auf Wagen ins Feld zogen.
Auf der Verwendung dieses großen Wagentrosses mit verhältnismäßig zahlreichen Geschützen als Wagenburg (Tabor, daher Taboriten)
beruhte die von Ziska ausgebildete Kampfweise der Hussiten. Die Wagen fuhren in vier Reihen hintereinander;
die über die innern Reihen übergreifenden Flügel der äußern (ersten und vierten) Reihe wurden, um das Lager oder den Tabor
zu bilden, zusammengezogen. Diese Kampfweise wurde auch von den Deutschen im 15. Jahrh. angenommen, nur wurden von diesen
besondere Heerwagen, mit 20-25 Streitern besetzte Streitwagen,
[* 74] oder mit dem zunehmenden Gebrauch der Feuerwaffen
die vielgestalteten Büchsenwagen verwendet; diese Heerwagen bildeten die äußere, die Troßwagen die innere Reihe der Wagenburg,
außerhalb der letztern wurde meist noch Graben und Wall, mit Thoren,
durch spanische Reiter gesperrt, angelegt. Innerhalb der Wagen wurde das Lager nach bestimmter Ordnung abgesteckt. Die Lager der Landsknechte
[* 76] waren ähnlich den römischen eingerichtet; innerhalb derselben waren die Nationen, wie Reiter und Fußvolk voneinander getrennt;
letzteres zunächst dem Feinde, dahinter der Feldherr. Die Geschütze standen am Lärmplatz, die Troßwagen mit
Fuhrleuten in besondern Quartieren oder außerhalb des Lagers. Die Wagenburgen hielten sich noch bis Mitte des 17. Jahrh. Der
Lineartaktik (18. Jahrh.) waren die Zeltlager in Verbindung mit der Magazinverpflegung eigentümlich.
Im Maschinenwesen versteht man unter Lager diejenigen Maschinenteile, welche dazu dienen, die Zapfen
[* 84] von Wellen,
[* 85] Achsen etc. sicher
zu unterstützen und ihnen dabei nur eine Drehung um ihre geometrische Achse zu gestatten. Je
nach der Richtung der Achse unterscheidet
man Lager für liegende (Traglager) und für stehende Wellen (Stützlager) und, je nachdem die Welle durch
das Lager hindurchläuft oder in demselben endet, Halslager und Stirnlager. Das einfachste Traglager besteht aus einer
cylindrischen Bohrung in einem zur Maschine
[* 86] gehörigen Metallkörper.
Diese Lager werden Augen genannt und erscheinen bei Winden,
[* 87] Kränen und ähnlichen nur geringer Abnutzung ausgesetzten
Maschinen. Die nächst bessere Ausführung ist die Büchse, nämlich ein Rohrstück aus passendem Material (Bronze,
[* 88] Stahl), welches,
in das Auge
[* 89] eingepreßt, dem Zapfen eine bessere Führung gibt als das weiter umgebende Metall. In Uhren
[* 90] werden die Lager mit Glas
[* 91] oder Edelsteinen ausgebüchst. Für schwerer belastete Maschinenzapfen werden stets Lager angewendet,
welche aus mehreren Teilen bestehen und zwar
[* 75]
(Fig. 1-4) aus den Schalen a, dem Lagerkörper (Lagergerüst) L und dem Lagerdeckel
D. Die Schalen sind meist aus Lagermetall (s. d.) oder von mit Weißmetall ausgegossenem Gußeisen, jetzt auch vielfach aus bloßem
Gußeisen.
Die Schale hat den Zweck, eine möglichst geringe Reibung und die Schonung des Zapfens zu gewähren, aber
auch entweder durch Nachstellen oder durch Auswechselung jene Abnutzung ausgleichen zu lassen, welche durch die Drehung des
Zapfens bewirkt wird und die sichere und stoßfreie Führung aufheben würde. Das Lagergerüst wird fast ausnahmslos aus Gußeisen,
aber je nach dem Zweck und der Befestigung mit den übrigen Maschinenteilen oder einem festen Mauerwerk
verschieden geformt. Das normale, am häufigsten vorkommende Lagergerüst besteht bei dem sogen.
Stehlager
[* 75]
(Fig. 1 u. 2) aus einer horizontalen Platte, an welcher zwei seitlich aufragende Angüsse die Schalen aufnehmen,
welche, außen entweder mit runden oder mit eckigen Auflageflächen versehen, fest eingepaßt sind.
Zur Erleichterung der Montierung und Verteilung des Druckes wird eine Fundamentplatte F unter das Lager gelegt, welche zuerst
mit dem Grundmauerwerk etc. durch lange Ankerschrauben GG verbunden, während das eigentliche
Lager später darauf geschraubt wird. Der Deckel des Lagers, welcher die obere Schalenhälfte aufnimmt, ist gleichfalls aus Gußeisen
und durch Deckelschrauben an den Lagerkörper gebunden. Er ist in der Mitte durchbohrt, um die Schmierung
des Zapfens durch direktes Ölaufgießen oder vermittelst sparsamer und gleichmäßiger wirkender Schmier-
[* 75]
^[Abb.: Fig. 1. Seitenansicht und Längsschnitt]