gegen das damals weitverbreitete
Vorurteil gerichtet, ein Mann von
Stand könne für seine
Frau keine
Liebe zeigen;
»L'école
des amis« (1737);
»Mélanide« (1741);
»L'école des mères« (1744);
»La gouvernante« (1747) u. a. La Chaussée, der
nur in
Versen schreibt und die
Regeln des klassischen
Dramas streng befolgt, verlegt seine
Handlung in die bürgerlichen
Kreise;
[* 3]
dabei entbehren seine
Situationen jeder
Komik, und der
Ton seiner moralisierenden, sententiösen
Dialoge ist bis zur Abgeschmacktheit
langweilig.
Seit 1736 Mitglied der
Akademie, starb er Seine
»Œuvres complètes« erschienen
Paris
[* 4] 1762, 5 Bde.; seine
»Œuvres choisies« das. 1813, 2 Bde.;
1825;
»Contes et poésies« gab
Lacroix heraus (das. 1880).
(Risus), eigentümliche Atmungsbewegungen, bei welchen die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden
Stößen unter mehr oder weniger starkem
Schall
[* 5] ausgeführt wird, während die Einatmung meist in einem kontinuierlichen, etwas
beschleunigten und tiefen
Zuge geschieht. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim Lachen stets mit einer Zusammenziehung der mimischen
Gesichtsmuskeln verbunden, welche im wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte und
Hebung
[* 6] der
Mundwinkel hinausläuft.
Überschreitet das erwähnte Muskelspiel ein bestimmtes
Maß, so entsteht anstatt des Lachens ein
Grinsen; findet es dagegen
in geringerm
Grad statt, so bezeichnet
man es als Lächeln, bei welchem übrigens die stoßweise Ausatmung auch fehlen oder
auf ein
Minimum reduziert sein kann. Das ist gewöhnlich ein unwillkürlicher
Akt, welcher in der
Weise
vor sich geht, daß ein durch die Empfindungsnerven dem
Gehirn
[* 7] überlieferter
Reiz dadurch ausgeglichen wird, daß er in jenem
Zentralorgan auf die Nervenursprünge der beim Lachen in
Kontraktion versetzten
Muskeln
[* 8]
übertragen wird.
DieFolge der
Übertragung eines solchen
Reizes auf die betreffenden
Nerven
[* 9] ist eben die Zusammenziehung
der
Muskeln, mit denen sie in
Verbindung stehen. Demnach ist das eine sogen. Reflexbewegung (s. d.)
und hat, wie alle Reflexbewegungen, die Eigentümlichkeit, daß sie am vollkommensten stattfindet, wenn unsre
Aufmerksamkeit
von unserm
Körper abgewendet ist, wogegen man das Lachen durch Selbstbeherrschung bis zu einem gewissen
Grad zurückzuhalten vermag. Das Lachen wird aber auch durch gewisse Gefühlseindrücke (wie z. B.
beim
Kitzeln der Fußsohlen etc.) hervorgerufen und dient gewissermaßen als
Mittel zum
Zweck der Ausgleichung des durch jene
Eindrücke verursachten
Reizes. Bei reizbaren
Personen, welche
an sich schon zur Maßlosigkeit hinneigen,
kann die Reflexbewegung des Lachens leicht zu einer Art von
Krampf ausarten. Dies ist der sogen.
Lachkrampf, an welchem besonders
hysterische
Frauen und Mädchen nicht selten leiden.
Sohn des Melanopos, athen.
Feldherr, wurde 427
v. Chr. nebst Charöades mit einer
Flotte nach
Sizilien
[* 10] gesandt,
um Leontinoi und die mit ihm verbündeten übrigen chalkidisch-ionischen
Staaten gegen
Syrakus
[* 11] zu unterstützen. Als
Charöades 426 fiel,
übernahm Laches den Oberbefehl über die
Flotte allein und zwang
Mylä und
Messana zurÜbergabe. Anfang 425 wurde
er im Oberbefehl durch Pythodoros ersetzt. Von
Kleon angeklagt, in
Sizilien Unterschleife begangen zu haben, wurde er zwar
freigesprochen, erhielt aber kein
Kommando und zog unter
Hippokrates als
Hoplit
[* 12] mit nach
Böotien. Nach
KleonsTod wieder zu Einfluß
gelangt, unterhandelte er gemeinsam mit
Nikias den
Frieden, welcher im Frühjahr 421 zu stande kam. 418 befehligte
er mit Nikostratos die
Truppen, welche den
Argeiern zu
Hilfe geschickt wurden, und beide athenische
Heerführer blieben in der
Schlacht von
Mantineia. Nach ist der
PlatonischeDialog über die
Tapferkeit benannt.
über 2,5 m lang, rötlichgelb,
oben mit einer Längsreihe großer, schwarzbrauner
Rauten,
deren jede zwei kleine, hellere
Flecke einschließt, auf dem
Kopf unregelmäßig schwarzbraun gefleckt, unterseits gelblichweiß,
bewohnt
Brasilien
[* 16] und
Guayana, lebt in Wäldern und ist höchst gefährlich, da
er denMenschen angreift und sein
Biß sehr schnell
tötet.
Indianer und
Neger essen das
Fleisch, und die Homöopathen benutzen das
Gift als
Arzneimittel.
KarlKonradFriedrichWilhelm, berühmter Philolog, geb. zu
Braunschweig
[* 20] und auf
dem Catharineum daselbst gebildet, widmete sich seit 1809 in
Leipzig
[* 21] klassischen, dann in
Göttingen
[* 22] unter
Benecke auch germanistischen
Studien, habilitierte sich 1815 in
Göttingen, trat aber bald darauf als freiwilliger
Jäger ein, wurde 1816
Kollaborator am
FriedrichswerderschenGymnasium zu
Berlin
[* 23] und
Privatdozent an der dortigen
Universität, übernahm noch im
Sommer desselben
Jahrs die
Stelle eines Oberlehrers am
Friedrichs-Gymnasium zu
Königsberg
[* 24] und 1818 eine außerordentliche Professur
an der
Universität daselbst, wurde 1825 außerordentlicher, 1827 ordentlicher
Professor in
Berlin, 1830 Mitglied der
Akademie
der
Wissenschaften und starb daselbst. ist der Begründer der modernen diplomatischen
Kritik,
indem er sie von subjektivem Belieben auf feste
Normen zurückführte, nicht bloß auf dem Gebiet der klassischen, sondern
auch der altdeutschen Litteratur. In ersterer Beziehung sind vor allem hervorzuheben seine »Betrachtungen
über
HomersIlias« (Abhandlungen der
Berliner
[* 25]
Akademie 1837, 1841 u. 1843; gesammelt mit Zusätzen von
Haupt,
Berl. 1847; 3. Aufl. 1874), in denen die
Ilias in einzelne
Lieder zerlegt wird, und seine bahnbrechende
Ausgabe des
Lucretius
(das. 1850; 1. Bd.:
Text, 4. Aufl. 1871; 2. Bd.:
Kommentar, 4. Aufl. 1882), sodann die
Ausgaben des Properz (Leipz. 1816; neue
Ausg., Berl. 1829), Tibull (das.
1829), Catull (das. 1829, 3. Aufl. 1874),
¶
auch
gab er die »Philologischen Abhandlungen« seines FreundesKlenze heraus (das. 1839).
Von seinen germanistischen Schriften nennen
wir an erster Stelle seine Arbeiten über das Nibelungenlied, die in letzter Zeit freilich zum Teil sehr
bestritten wurden (s. Nibelungenlied): die Abhandlung »Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts der Nibelunge Noth« (Götting.
1816) sowie die Ausgabe von »Der Nibelunge Noth und die Klage« (Berl. 1826, 5. Ausg. 1878; 10. Abdruck des Textes, 1881;
Anmerkungen und Lesarten dazu, 1837),
welche nur die von Lachmann für echt erklärten Lieder enthält, zu erwähnen
ist. Außerdem gab er heraus: »Auswahl aus den hochdeutschen Dichtern des 13. Jahrhunderts« (Berl. 1820),
»Über den Eingang des Parzival« (1835) u. a. Auch verdanken
wir ihm eine Übersetzung von ShakespearesSonetten (Berl. 1820) und »Macbeth« (das. 1829) sowie eine kritische
Ausgabe von Lessings sämtlichen Werken (Leipz. 1838-40, 13 Bde.;
neue Aufl. von Maltzahn, 1853-57, 12 Bde.).
(Musculus risorius Santorini), flaches, dünnes Muskelbündelchen, integrierender Teil des breiten Halsmuskels
(Platysma myoides), verläuft von der untern Wangengegend quer zum Mundwinkel und wird beim Lachen in
Thätigkeit versetzt.
Hier wurde er 1852 zum Generalmusikdirektor ernannt, fand sich aber 1867, nachdem mit RichardWagners Ankunft in München eine
neue Musikrichtung eingeschlagen war, bewogen, seine Entlassung zu nehmen. ist, was Gewandtheit der formellen
Beherrschung und ansprechende melodiöse Erfindung betrifft, den bedeutenden Vokal- und Instrumentalkomponisten der neuern
Zeit beizuzählen und berührt sich sowohl mit Beethoven als mit FranzSchubert, mit welchen beiden Meistern er während seines
Wiener Aufenthalts auch in persönlichem Verkehr stand.
der Erwachsenen, und viele Arten wandern nun nach dem Meer; bei alten Männchen biegt sich der Unterkiefer hakig nach oben. Färbung,
Zeichnung, selbst Gestalt ändern sich je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit, Aufenthalt und Nahrung, auch treten sterile Formen
und Blendlinge auf, welche wahrscheinlich unter sich oder mit einer der Stammarten fruchtbar sind. Der
(S. salar s. Tafel »Fische I«),
[* 43]
bis 1,5 m lang und 45 kg schwer, meist aber viel kleiner, mit schmächtiger, lang vorgezogener
Schnauze, zahnloser, kurzer Pflugscharbeinplatte und einreihig gestellten, frühzeitig ausfallenden Zähnen auf dem Pflugscharbeinstiel,
auf dem Rücken graublau, an den Seiten silberglänzend mit wenigen schwarzen Flecken oder ungefleckt;
die Unterseite ist silberweiß, Rücken-, Fett- und Schwanzflosse erscheinen dunkelgrau, die übrigen Flossen blässer. Er bewohnt
das Eismeer, den nördlichen Atlantischen Ozean, die Nord- und Ostsee, steigt aber jährlich in die Flüsse
[* 44] Rußlands bis zum
Ural, Skandinaviens, Großbritanniens, Deutschlands (besonders Rhein, Oder, Weichsel), Frankreichs und Spaniens
bis zum KapFinisterre hinauf, um zu laichen (derselbe Fisch sucht stets wieder denselben Fluß auf). Er lebt gern gesellig,
schwimmt sehr gewandt, springt vortrefflich und mästet sich im Meer, wo er sich niemals sehr weit von seinem Geburtsfluß
entfernt, von Krustern, Fischen etc. außerordentlich. Im März, April oder Mai erscheint er an den Mündungen
der Flüsse, hält sich hier einige Zeit auf und schwimmt dann in geordnetem Zug
stromaufwärts.
Dabei werden Stromschnellen, Wasserfälle, Wehre mit großer Kraft,
[* 45] Gewandtheit und Ausdauer übersprungen. Die Lachse schnellen
sich im Bogen
[* 46] von 6 m etwa 2-3 m empor und gelangen so, wenn auch erst nach Monaten, in den obern Lauf der
Ströme und in die Nebenflüsse. Um denFischen das Überwinden natürlicher Hindernisse in den Strömen zu ermöglichen, baut
man sogen. Lachsleitern (s. Fischerei,
[* 47] S. 310). Wahrscheinlich ist der längere Aufenthalt im Süßwasser erforderlich, um
die Lachse zum Fortpflanzungsgeschäft fähig zu machen.
Der stromauf steigende Fisch ist sehr fett, hat rotes Fleisch, färbt sich dunkler, und das Männchen erhält
rote Flecke an den Seiten und Kiemendeckeln; besonders alte Milchner legen ein prachtvolles Farbenkleid an. Zur Aufnahme desLaichs höhlt das Weibchen mit dem Schwanz eine seichte Grube aus, in welcher das Männchen die in mehreren
Tagen gelegten Eier
[* 48] befruchtet, die sodann durch Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nach dem Laichgeschäft kehren die
Lachse abgemagert, da sie im Süßwasser kaum fressen, und mit blassem Fleisch ins Meer zurück; auf dieser Thalwanderung gehen
sehr viele Lachse zu Grunde.
Die Jungen schlüpfen nach vier Monaten aus und sind ca. 1 cm lang, sie werden im ersten Sommer 10, in 16 Monaten
aber ca. 40 cm lang und wandern dann langsam ins Meer, wo sie in kurzer Zeit außerordentlich an Gewicht zunehmen. Gezeichnete
Lachse waren nach nur achtwöchentlichem Aufenthalt im Meer bis 7 kg schwerer geworden. Der Lachsfang hat
durch unvernünftigen Betrieb stark abgenommen, und erst in neuester Zeit zeigt sich als Folge neuerer Gesetzgebung und der
künstlichen Fischzucht hier und da eine Besserung. So wurde z. B. der 50-60 km lange Moyfluß in
Irland durch eine Lachsleiter für Lachse bewohnbar gemacht, von Raubfischen gesäubert und mit Lachsbrut besetzt;
fünf Jahre später warf die Lachsfischerei hier einen jährlichen Ertrag von 0,5 Mill. Mk. ab. In Australien
[* 49] wurde der Lachs mit
bestem Erfolg eingebürgert. In Sibirien, Rußland, Skandinavien ist
der Lachs für die Volksernährung von hoher Bedeutung; bei
uns gilt er mehr als Delikatesse (Rheinlachs) und kommt frisch, geräuchert und mariniert in den Handel.
Der Saibling (Salbling, Salmling, Gold-, Rotforelle, Ritter, S. Salvelinus Lachs), bis 80 cm lang und 10 kg schwer, mit gestrecktem,
seitlich etwas zusammengedrücktem, aber nach Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort in seiner Form und Farbe äußerst wandelbarem,
auf dem Rücken blaugrauem, an den Seiten gelblichweißem und hell geflecktem, am Bauch
[* 50] orangerotem Körper.
Die Flossen sind ziemlich lang, die Bauchflossen stehen unter der Rückenflosse, die paarigen Flossen und die Afterflosse sind
am Rand milchweiß, die Schwanzflosse behält selbst im höhern Alter einen halbmondförmigen Ausschnitt.
Auf der vordern Pflugscharbeinplatte stehen 5-7 gekrümmte Zähne,
[* 51] auf dem Stiel eine mit vielen kleinen
Zähnen besetzte Längsplatte. Er lebt in den Tiefen der Alpenseen Mitteleuropas und des hohen Nordens, in den Bergseen Nordrußlands
und Schottlands, steigt selbst während der Laichzeit nicht regelmäßig in den Flüssen empor, nährt sich hauptsächlich
von Schmarotzerkrebsen, auch von kleinen Fischen, laicht Ende Oktober bis Ende November an seichten Uferstellen,
auch wohl im untern Lauf der Flüsse und wird dann seines sehr wohlschmeckenden Fleisches halber gefangen.
Die künstliche Fischzucht erzielt Blendlinge des Saiblings mit der Forelle, welche schneller wachsen als der erstere und zarteres,
schmackhafteres Fleisch besitzen als die letztere. Der Huchen (Rotfisch, S. Hucho Lachs), bis 2 m lang und
bis 50 kg schwer, mit sehr gestrecktem, cylindrischem Körper, auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau,
auf dem Bauch silberweiß, auf dem ganzen Körper mehr oder weniger schwarz gefleckt und punktiert, mit weißlichen Flossen,
im Alter rötlich, findet sich in der Donau und deren aus den Alpen
[* 52] kommenden Nebenflüssen, ist ungemein
gefräßig, laicht im April und Mai, auch schon im März an seichten, kiesigen Stellen, wo er mit dem SchwanzGruben wühlt.
SeinFleisch ist weißlich und sehr wohlschmeckend. Für Teichwirtschaft eignet er sich wegen seiner Gefräßigkeit, und weil er
leicht einer Hautkrankheit erliegt, weniger.
(Salmonoidei), Familie der Knochenfische aus der Unterabteilung der mit Bauchflossen versehenen Physostomen (Physostomi
abdominales, deren Schwimmblase einen Ausführungsgang besitzt, s. Fische, S. 298). Es sind meist ansehnliche Raubfische; die
meisten leben im Süßwasser der nördlichen Gegenden, sind jedoch auch im Meer zu Hause und steigen dann zur Laichzeit in die
Flüsse. Sie sind alle mit einer Fettflosse versehen und haben kleine Schuppen; der Kopf ist nackt. Die
zahlreichen Gattungen werden nach der sehr wechselnden Bezahnung des Mundes unterschieden; wichtig sind folgende: Lachs, Saibling,
Huchen, Stint, Renke, Kilch, Maräne, Äsche, Forelle. Fossil kennt man aus der Kreideperiode.
(Berglachter, Klafter), beim Bergbau
[* 53] übliches Längenmaß, wonach die Tiefen bestimmt werden, entspricht der
Klafter, ist aber in der Regel etwas größer und wird meist in 8 Achtel oder Spann (Gräpel) zu 10 Lachterzoll zu 10 Primen
(Prinen) zu 10 Sekunden, aber auch nach dem Dezimalsystem in 10 Fuß (Lachterfuß) zu 10 Zoll zu 10 Linien
eingeteilt. Die Größe der ist nach den verschiedenen Plätzen verschieden. Die preußische Lachter war = 80 preuß. Zoll = 2,092
m; die sächsische = 2 m oder 7 Lachterfuß (bis 1830 = 7 Dresdener oder sächs.
¶
mehr
Fuß); die hannöversche (in Klausthal) = 8 Spann zu 10 Lachterzoll = 1,919 m; die braunschweigische = 1,919 m. In Österreich
[* 55] gelten die (das) Lachter von Idria (Krain)
[* 56] von 6 idrianischen Fuß = 1,957, die Lachter von Joachimsthal (Böhmen)
[* 57] = 1,918 und die Lachter von
Schemnitz (Ungarn)
[* 58] = 2,022 m. Lachterschnur ist im Bergbau die geölte, 10-12 Lachter lange Schnur, welche als
Meßwerkzeug dient.
(Lakinion), felsiges Vorgebirge an der Küste von Bruttium in Unteritalien, westlich am Eingang des Tarentinischen
Meerbusens (jetzt Kap Nao), berühmt durch seinen Tempel
[* 60] der Hera
[* 61] Lakinia, dem jährlichen Versammlungsort
aller unteritalischen Griechen, in dessen HainHannibal eine Bronzetafel mit dem Verzeichnis seiner Thaten aufstellen ließ,
welche dem Geschichtschreiber Polybios als Quelle
[* 62] diente.
(franz., spr. -ssih), netzförmiges
Gewebe. ^[= # (Zeuge, Stoffe) werden im allgemeinen durch Verschlingung eines oder mehrerer sich durchkreuzender ...]
[* 63]
(Gummilack, lat. Lacca, GummiLaccae), ein Harz, welches nach dem Stich der Lackschildlaus (CoccusLacca Kerr.)
aus den jüngsten Trieben verschiedener Bäume, wie Croton lacciferus, Ficus religiosa und F. indica, ZizyphusJujuba, Butea frondosa etc., ausfließt, die Zweige in mehr oder minder starker Schicht umhüllt und erstarrt. Nur die befruchteten
ungeflügelten Weibchen der Lackschildlaus erzeugen den Harzausfluß; sie selbst werden von dem Harz vollständig eingehüllt
und sterben ab, während sich in ihnen 20-30 Larven entwickeln, die endlich durch cylindische ^[richtig:
cylindrische] Bohrlöcher das Harz verlassen.
Man sammelt die Harzmassen samt den Zweigen oder bricht die Harzkrusten von den Zweigen ab und bringt erstere Ware als Stocklack,
letztere als Körnerlack in den Handel. Die Gangesländer Siam und Assam liefern die größte Menge, Bengalen und die Irawadiufer
die beste Sorte, welche zum großen Teil nachChina
[* 64] und Japan exportiert wird. Auch Sumatra liefert Lack. Die
Handelsware besteht gewöhnlich in Schichten von 3-8 mm, ist lichtbräunlich bis tief braunrot, geruch- und geschmacklos, durchscheinend
bis undurchsichtig; sie enthält verschiedene Harze, kristallisierbare Harzsäure, einen dem Karmin ähnlichen Farbstoff etc.
Letzterer ist am reichlichsten in den von den Larven noch nicht durchbohrten Sorten vorhanden; der Körnerlack
des Handels ist oft durch Auswaschen seines Farbstoffs beraubt. Man benutzt Lack zur Darstellung von Lackdye (s. d.) und andern
Farben und zur Bereitung von Schellack (s. d.).
(Bischoflack), Stadt im österreich. Herzogtum Krain, Bezirkshauptmannschaft Krainburg, an der Zayer und der Staatsbahnlinie
Laibach-Tarvis, hat ein Bezirksgericht, ein Kapuziner- und Ursulinerinnenkloster, eine gotische Pfarrkirche, ein altes Schloß,
Fabrikation von Wolldecken und Parketten und (1880) 2293 Einw.
orientalische. Seit der WienerWeltausstellung von 1873, auf welcher der Orient in
seinem ganzen Umfang zum erstenmal eine ausgiebige Vertretung seiner Industrien gefunden hatte, sind die orientalischen Lackarbeiten, insbesondere
die
japanischen und chinesischen, in Europa
[* 65] zu lukrativen Handelsartikeln geworden, welche schnell Eingang in unsre moderne
Kultur gefunden haben. In allen größern Städten befinden sich Niederlagen ostasiatischer Lackwaren, welche
teils dem Luxus als Wandschränkchen, Schmuck-, Taschentuch-, Handschuh- und Fächerkasten, teils dem Hausgebrauch als Tablette,
Brotkörbe, Flaschen- und Gläseruntersätze dienen und die bei ihrer erstaunlichen Billigkeit, welche sich durch die geringen
in China und Japan gezahlten Arbeitslöhne erklärt, reichen Absatz finden.
Selbstverständlich werden diese auf den Massenexport gearbeiteten Gegenstände mit geringerer Sorgfalt
ausgeführt als die größern Prachtstücke, die entweder für den heimischen Gebrauch oder für Ausstellungen angefertigt werden.
Alte japanische Lackarbeiten, d. h. solche, die mindestens in das vorige Jahrhundert zurückreichen, werden mit hohen Preisen bezahlt.
Ein etwa 10 cm hohes Büchschen mit Goldlack wird mit 90-100 Mk. verkauft. Über das Alter der orientalischen
Lackindustrie läßt sich ebensowenig etwas Sicheres feststellen wie über das Alter der übrigen Industriezweige Ostasiens.
Man ist gewöhnlich geneigt, dasselbe als ein sehr hohes anzunehmen, und in der That darf man aus dem konservativen Charakter
der ostasiatischen Völkerschaften schließen, daß ihre Industrien bis tief in das Altertum, zum Teil noch
bis über den Beginn der christlichen Zeitrechnung hinausreichen. Japanische Lackwaren gelangten im 16. und am Anfang des 17. Jahrh.
durch Portugiesen und Spanier über Macao und Manila nach Europa, von 1640 ab aber nur durch Holländer, welche auch die ersten
Versuche machten, sie nachzuahmen. Eine ganze Sammlung japanischer Lackarbeiten besaß im
vorigen Jahrhundert die KöniginMarie Antoinette von Frankreich (im Louvre). In unserm Jahrhundert haben die Lackarbeiten durch die Erschließung
Japans für den Fremdenverkehr und insbesondere durch die Weltausstellungen in Europa eine Popularität erlangt, welche wohl
auf der PariserWeltausstellung von 1878 ihren Höhepunkt erreicht hat, wo japanische Lackarbeiten mit hohen
Preisen bezahlt wurden.
Die Technik der japanischen und chinesischen ist jetzt genau bekannt. Zuerst wird das Holz,
[* 66] welches lackiert werden soll, mit
einem eisernen Schaber auf das sorgfältigste glatt geputzt und dann poliert. Etwanige Risse werden mit Werg, Pflanzenpapier
oder Kitt ausgefüllt. Man geht dabei so sorgsam zu Werke, daß auch nicht die leiseste Erhabenheit zurückbleibt,
da dieselbe mit jeder aufgetragenen Lackschicht wachsen würde. Nach der Glättung überzieht man die Fläche mit Hanfleinwand
oder Bastpapier und dann mit einer Grundmasse, die aus Wasser, Kleister, Rohlack und Ziegelmehl oder Ocker besteht.
Dieser Grund muß einen Tag trocknen und zeigt dann eine körnige Oberfläche, welche mit einem Stein von
neuem poliert und dann mit einem ähnlichen feinern Gemisch überdeckt wird. Nach dem Trocknen findet abermals das Abschleifen
der noch vorhandenen Unebenheiten statt, dann folgen noch mehrere Anstriche, zuletzt mit schwarzem Lack, und endlich sorgfältige
Abschleifung mit Magnolienholzkohle und Wasser. Die Grundierung ist nun beendet, und die Schlußarbeiten mit glänzenden Lackanstrichen
und mancherlei sonstigen Verzierungen beginnen. Der Lack wird durch Einschnitte in die Rinde des Firnissumach (Rhus vernix oder
vernicifera, chinesisch: Tsi, japanisch: Urusinoki) gewonnen. Es ist eine grauweiße, dickflüssige Emulsion, die an der Luft
bald in tiefes Braun oder Schwarz übergeht. Zur Reinigung preßt man den
¶
mehr
gesammelten Lack durch Tücher, entfernt an der Sonne
[* 68] oder durch künstliche Wärme
[* 69] sein Wasser und setzt ihm verschiedene Farben
zu. Durch Beimengung von Kampfer wird er dünnflüssig. Die erste Lackschicht wird mit einem feinen Pinsel sehr dünn aufgetragen
und muß langsam trocknen, damit sie nicht Risse bekommt. Um dies zu erreichen, wird der Arbeitsraum mit
Wasser besprengt, wodurch zugleich die Atmosphäre von Staub befreit wird. Es wird erzählt, daß Arbeiten, auf welche man eine
ganz besondere Sorgfalt verwenden will, sogar in feuchten Gruben und auf Kähnen gemacht werden.
Nachdem die erste Lackschicht trocken geworden, wird dieselbe mit Wasser angefeuchtet und dann mit Holzkohle,
Schachtelhalm, auch wohl mit Thonerde poliert. Das Auftragen der Lackschicht wird nun unter denselben Prozeduren so oft wiederholt,
wie es der Wert derArbeit bedingt. Die geringste Zahl der Lackschichten beträgt 3, die höchste 18. Doch sollen bei Arbeiten
von hohem Wert, namentlich bei Prunkstücken für den Kaiser, noch mehr als 18 Schichten aufgetragen werden.
Das Trocknen der Lackschichten wird in Gestellen mit zahlreichen Fächern bewirkt. Man fängt damit an, daß man die Holzplatte
in das unterste Fach legt und dieselbe dann langsam von unten nach oben wandern läßt, wodurch der rasche Temperaturwechsel
vermieden wird. Hat der Lackierer seine Arbeit vollendet, so beginnt die des Künstlers, welcher entweder
nach Vorlagen arbeitet und dieselben dann durchpaust, oder aus freier Hand
[* 70] mit dem senkrecht gehaltenen Pinsel oder Stift die
Farben aufträgt, oder die Linien derZeichnung eingraviert. In diesen Malereien auf dem Lackgrund, die vorzugsweise in Gold,
[* 71] neuerdings aber auch in Gelb, Grün, Rot undBlau ausgeführt werden, entfalten die japanischen Künstler
eine reiche Phantasie.
Sie beschränken sich zwar vorzugsweise auf die Darstellung von Vögeln und Pflanzen in naiv aufgefaßten Landschaften, bekunden
darin aber ein äußerst sorgsames Naturstudium und ein fein ausgebildetes Gefühl für Harmonie der Farbenverbindungen. Die
strengen Stilprinzipien der europäischen Künstler sind ihnen fremd; sie sind in den Details Naturalisten,
ohne sich jedoch zu einer der Wirklichkeit entsprechenden Wiedergabe der gesamten Natur emporschwingen zu können.
Speziell bei der Darstellung des Menschen stehen sie unter der Herrschaft eines Kanons, den sie von den Chinesen überkommen haben,
welche auf die frühern Perioden der japanischen Malerei von entscheidendem Einfluß gewesen sind. Sonst
ist die Phantasie ihre einzige Lehrmeisterin, welche sie zu ihren regellosen Schöpfungen inspiriert. Die Kunsttechnik vererbt
sich in Japan wie in China durch mündliche Überlieferung vom Vater auf den Sohn. Eine eigentliche Kunstschule existiert in Japan
erst seit 1875. Doch ist diese nur dazu bestimmt, die Japaner mit den europäischen Künsten bekannt zu
machen.
Das Auftragen der Figuren, Pflanzen und landschaftlichen Teile auf die Lackfläche geschieht folgendermaßen: Die Zeichnung
wird zunächst mit Zinnober
[* 72] oder Lack angelegt, und die Umrisse derselben werden dann mit einem Stahlstift scharf umzogen. Mit
demselben werden auch alle Details und innern Linien in den Lack eingeritzt. Die Vergoldung erfolgt dadurch, daß die noch feuchte
Grundierung mit pulverisiertem Gold eingestäubt wird. Nach dem Trocknen wird das überflüssige Gold mit einer weichen Bürste
weggekehrt und das Ganze dann noch einmal mit einem dünnen, völlig durchsichtigen Lack überzogen.
Bei den neuern Arbeiten ist ein mehr oder minder starkes Relief der Vögel,
[* 73] Pflanzen, Berge etc. sehr
beliebt. Dasselbe wird mittels
eines Kittes erzielt, welcher fest auf seiner Unterlage haftet, und aus welchem die Formen durch Gravierung entstehen. Dann
folgt Anstrich mit Transparentlack, Verzierung durch Gold- oder Silberpulver und zuletzt die Politur. Die
Farbe des Goldes wird dadurch nüanciert, daß man es mit grünlichem Lack überzieht, oder daß man es mit Silber legiert, wodurch
es ebenfalls grünlich-blaß erscheint.
Nicht zufrieden mit dem malerischen Kontrast zwischen dem grünlichen oder gelben matten Gold und dem schwarzen, kaffeebraunen
oder bernsteinfarbigen Lack, führten die Japaner später auch die Perlmutterschale, deren grünlich oder
rötlich schillernder Glanz mit Gold u. Lack zu einer vollendeten Harmonie verbunden wird, in ihr dekoratives System ein. Vögel,
Insekten,
[* 74] Pflanzen, namentlich Blumenkelche, werden aus Perlmutter geschnitten und in den Lack eingelegt.
Bei der billigern Exportware, bei welcher der Arbeiter auf eine studierte Farbenkombination nicht allzulange
Zeit verwenden kann, wird die Perlmutterschale gelb, rot, grün, blau und violett, je nach dem Bedürfnis, gefärbt. Die japanischen
Lackarbeiten riefen 1878 neben den Bronzen und Porzellanen in Paris eine solche Bewunderung hervor, daß sich daraus eine förmliche Modekrankheit,
der »japonisme«, entwickelte, welche ihren Einfluß
auf die französische Industrie, selbst auf die Zimmerausstattung, übte.
Neben den gemalten kommen auch geschnittene Lackarbeiten vor, bei welchen die Ornamente
[* 75] in den Lack, der bis zu sechs Schichten übereinander
aufgetragen wird, eingeschnitten werden. Endlich gibt es auch in Japan schwarze, braune, rote, grüne und grün-rot-gelb marmorierte
Lackarbeiten, welch letztere vermutlich nur Nachahmungen der indischen oder persischen Lackarbeiten sind. Die nach Europa importierten
Gegenstände, wie Tablette, Teller, Dosen, Kästchen, große und kleine Schränke, bestehen durchweg aus Holz. In China und Japan
wird der Lack, namentlich bei leichten Arbeiten, auf Geflechte von Bambusrohr, auf Papier (Tapeten), auf Elfenbein, Schildpatt und
Thonwaren
[* 76] aufgetragen.
Bei Vasen
[* 77] von Porzellan wird nach Art der Emailarbeiten zunächst ein Zellennetz von Metall aufgesetzt, in dessen Vertiefungen
der Lack eingetragen wird. Im Land wird der Lack auch zur Sicherung desHolzes gegen Nässe und Wurmfraß in der Architektur gebraucht.
So werden die Säulen,
[* 78] Pfeiler, Querbalken und die Rahmen der aus Papier bestehenden Wände mit einem dichten
Lacküberzug versehen, der auch wohl mit Gold dekoriert wird. Bei den Tragbäumen der außer Gebrauch gekommenen Sänften war
eine reiche Dekoration des Lackanstrichs etwas Gewöhnliches.
»Die Chinesen lackieren alles, selbst die Stämme der Bäume«, sagt Semper, welcher auch den für Lackarbeiten charakteristischen
ornamentalen Stil folgendermaßen definiert: »Holz und Papiermaché (aus welchem Stoff namentlich die Chinesen zahlreiche Galanteriewaren
mit Lackornamenten und Perlmuttereinlagen fabrizieren) sowie alle dem ähnlichen lackierten Stoffe haben gemein, daß bei
ihnen alle zu scharfen Ecken zu vermeiden sind wegen der Sprödigkeit des Lacks, der an den Ecken am leichtesten abspringt.
Jeder Lackstil verlangt daher abgerundete, nicht zu scharfkantige Formen und hält zugleich das Grunderfordernis des Flachen
fest.« Hier wird »ein besonderer windschiefer Stil, der sich in glatten, aber geschweiften und gekrümmten Umrissen und Oberflächen
gefällt, gleichsam notwendig«.
Die indischen und persischen Lackarbeiten unterscheiden sich von den ostasiatischen vor allem dadurch,
daß das Material ein Harz ist, das Ornament zunächst
¶
mehr
vollständig aufgetragen und dann erst durch einen Lacküberzug geschützt wird. Dieser Lack (Gummilack) muß sehr hell und
durchsichtig sein. Die Ornamentik schließt sich sowohl in Indien als in Persien
[* 80] an streng vegetabilische Elemente an. Nur in
Persien werden in diese stilisierten Pflanzenmuster Medaillons mit ebenfalls stilisierten oder doch typisch behandelten,
nicht der Natur nachgebildeten menschlichen Figuren eingefügt. Bisweilen wird das Pflanzenornament noch durch Vögel belebt.
Die Färbung ist im Gegensatz zu China und Japan eine außerordentlich reiche. Sie ist augenscheinlich durch die Shawlfabrikation
in Kaschmir
[* 81] beeinflußt. Wenigstens sind die Muster sowohl als das Farbensystem eng verwandt. Grün, Rot, Gelb und
Blau sind die Lieblingsfarben, besonders das erste, welches mit Gold zu einer entzückenden Farbenverbindung gebracht wird.
Für den Grund wird dann auch ein tiefes Blau verwendet. Im fernern Gegensatz zu Japanern und Chinesen, deren Dekorationssystem
ein durchaus regelloses und willkürliches, ja absichtlich jeder Regel trotzendes ist, so daß bisweilen eine
Pflanze, ein Vogel, ein Insekt in die Eckeoder an den Rand einer Fläche gesetzt wird und der übrige Teil der Fläche leer bleibt,
überziehen die Inder und Perser die ganzen Flächen, z. B. Deckel, Vorder-, Rücken- und Nebenflächen eines Kästchens, mit
einem dichten ornamentalen Gewebe, welches systematisch durch Borten eingefaßt ist, in denen sich das
einmal verwendete Motiv rhythmisch wiederholt.
Dieses ornamentale System ist dem der Renaissance, welches aus Pflanzen systematisch entwickelt ist, durchaus verwandt und steht
deshalb dem europäischen Geschmack ungleich näher als die regellose Willkür der Ostasiaten. Bisweilen werden in Indien die
Muster auch aus mehreren aufgetragenen Lackschichten herausradiert. Die Stoffe dieser Lackarbeiten sind starkes Papier,
Papiermaché und leichtes Holz. Es sind meist Schalen, Büchsen, Flaschen, Fächerbehälter, Teller und Buchdeckel. In Indien selbst,
wo die besten Lackarbeiten in Kaschmir gemacht werden, lackiert man auch Stühle, Tische und Bettgestelle. Es gibt auch lackierte Spielkarten,
die mit Figuren bemalt sind. Die indischen und persischen Lackwaren halten an Güte des Materials mit den
japanischen den Vergleich aus.
Vgl. Semper, Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg.
1876);
Bucher, Geschichte der technischen Künste, Bd. 1 (das. 1878);
Sind die Salze im Überschuß vorhanden, so wird bei hinreichendem Zusatz des Fällungsmittels mehr Oxyd
gefällt, als dem Farbstoff entspricht, und man erhält Mischungen der eigentlichen Lackfarbe mit den Oxyden, verdünnte Lackfarben. Enthält
die Farbstofflösung schwefelsaure Magnesia, und erhitzt man sie mit überschüssigem kohlensauren Ammoniak zum Sieden, so erhält
man äußerst lockern Magnesialack. Sehr schöne Lackfarben gibt Thonerdenatron, aus welchem das Thonerdehydrat mit
dem Farbstoff durch Säuren gefällt wird.
Man benutzt Lackfarben als Wasser- und Ölfarbe, in der Buntpapier- und Tapetenfabrikation; sie besitzen eine gewisse Durchsichtigkeit
(lasieren) und müssen gewöhnlich dünn aufgetragen werden, weil in stärkerer Schicht ihre sonst feurige eigentümliche
Farbe häufig verschwindet und bisweilen metallisch grüne oder bronzeartige Reflexe auftreten. Aus einem
und demselben Farbstoff kann man je nach der Wahl des farbstoffaufnehmenden Körpers verschiedene Lackfarben darstellen.
Gegenstände aus Holz, Leder, Metall etc. mit einem glatten, glänzenden, durchsichtigen oder undurchsichtigen
Anstrich versehen. Die natürlichen oder mit Ölfarbe gestrichenen Oberflächen von Holz und Metall werden zum
Schutz oder zur Verschönerung mit durchsichtigem Lack überzogen. Mit Ölfarbe gestrichenes Holz erhält dabei in der Regel nur
einen Lackanstrich. Metall wird durch wiederholtes abwechselndes Auftragen der mit fettem Kopal- oder Bernsteinlack angemachten
Farbe und des reinen Firnisses lackiert.
Nach jedesmaligem Anstrich trocknet man die Gegenstände in Trockenräumen bei 50-75° und gibt ihnen
zuletzt durch Schleifen mit Bimsstein, Polieren mit Tripel und Abputzen mit Puder den höchsten Glanz. Viel komplizierter ist das
Lackieren mit undurchsichtigen Lacken. Holz wird mit Bimsstein geschliffen, mit heißem Leinölfirnis, welchem etwas Bleiweiß
[* 87] oder
Umbra zugesetzt wurde, getränkt, zwei bis viermal mit einer Grundfarbe aus Bernsteinfirnis, Bleiweiß,
Mennige und Umbra überzogen, nach völligem Trocknen des letzten Überzugs geschliffen, dann wiederholt mit der in Bernstein-
oder Kopalfirnis angemachten Farbe gestrichen, abermals geschliffen, zwei- bis dreimal mit Kopalfirnis überzogen, nochmals
geschliffen, mit Tripel poliert und mit Puder abgeputzt. In die Lackierung werden manchmal Verzierungen aus dünner Perlmutter
oder Metallblech eingedrückt und schließlich mit klarem Kopalfirnis überzogen (eingelegte Arbeit, Nacré chinois
mit den Schalen von Nautilus oder Haliotis).