dem Meeresgrund ansammelt. Findet an solchen Steilküsten der
Wechsel von
Ebbe und
Flut statt, so wird der abwechselnde Einfluß
der
Luft und des
Wassers das
Gestein um so rascher zerstören. Wo festeres
Gestein zwischen weicherm gelagert ist, wird jenes
dem andringenden
Meer noch trotzen, während dieses längst weggewaschen ist. So sind z. B.
die am
Fuß der Kreidefelsen
Rügens angehäuften Rollstücke Reste herabgestürzter Felsmassen, aus welchen die weichere
Kreide
[* 2] ausgespült worden ist.
Sehr augenfällige
Wirkungen des
Auswaschens zeigen auch die Küsten von
Helgoland,
[* 3] welche in mannigfaltig gebildeten
Zacken,
zum Teil
Thore oder
Pfeiler bildend, ins
Meer vorspringen. Wo Steilküsten nur aus weichen Gesteinsmassen
bestehen, ist natürlich deren Zerstörung durch das
Meer noch ungleich größer, während durchaus feste
Felsen, wie z, B.
der
GneisNorwegens, mehr glatt gespült werden und im ganzen den brandenden Wogen kräftigen
Widerstand leisten.
Solche
Gesteine
[* 4] bilden meist wild zerklüftete, zerrissene Küsten, Klippenküsten; ganz besonders aber nenntman so
die Steilküsten mit isolierten, schroffen Felspartien; von ihnen sind die Korallenklippenküsten wohl zu unterscheiden,
indem diese durch Korallenbänke (s.
Korallenriffe)
[* 5] gebildet werden und zwar nicht nur an Steil-, sondern auch an Flachküsten.
Für die
Schiffahrt sind die Flachküsten im allgemeinen wenig günstig, indem sie häufig auf weite
Strecken selbst
für kleinere Fahrzeuge unzugänglich sind, auch selten natürliche Häfen darbieten und kostspielige künstliche Hafenbauten
notwendig machen.
Steilküsten dagegen sind in der
Regel reich an tiefen, geschützten
Buchten und Häfen, wie z. B. die steile Westküste
Nord-
und
Südamerikas, die Küste
Malabar in
Ostindien,
[* 6] die Küsten des südlichen und westlichen
England, der
Bretagne,
Spaniens,
Moreas,
Kleinasiens etc. Zu fürchten sind an denselben jedoch unterseeische
Klippen,
[* 7] wie die blinden
Schären (skjaer)
an manchen Teilen der skandinavischen Küste, die gefährlichen
Klippen an der westlichen Kanaleinfahrt, an der irischen Küste etc.
die bei
Verteidigung der Küstenwerke (s.
Festung,
[* 8] S. 187) thätige
Artillerie.
Deutschland
[* 9] besitzt
eine Küstenartillerie unter diesem
Namen nicht, die Aufgabe derselben aber erfüllen in den Kriegshäfen und den
Küstenbefestigungen an der
untern
Weser und
Elbe die Matrosenartillerie (s. d.), in den übrigen Küstenwerken das pommersche
Fußartillerieregiment Nr. 2, welch letzteres außerdem im
Dienste
[* 10] der
Festungs- und der Belagerungsartillerie ausgebildet
ist. Der Unterschied zwischen dem
Dienste der letztern und dem der Küstenartillerie ist ebenso groß wie zwischen jener
und dem der
Feldartillerie. Diese doppelseitige Verwendung ist durch Verhältnisse vorläufig bedingt.
Frankreich hat 1
Regiment
Küstenartillerie von 29
Batterien
(Kompanien),
England hat 10
Divisionen in
Österreich
[* 11] und
Italien
[* 12] liegen die Verhältnisse ähnlich wie in
Deutschland.
(Küstenfahrt, franz.
Cabotage, spr. -ahsch, vom span. cabo,
Kap, engl. Coasting trade, span. Comercio
de cabotaje), die Frachtschifffahrt zwischen Häfen eines und desselben
Landes. In
Frankreich wird dabei zwischen kleiner
(petit cabotage, zwischen Häfen desselben
Meers) und großer Küstenfrachtfahrt (grand cabotage, zwischen Häfen verschiedener
Meere) unterschieden.
Nach
den
Gesetzen mancher
Staaten ist die Küstenfrachtfahrt den einheimischen Fahrzeugen grundsätzlich vorbehalten, so in
Frankreich,
Portugal,
[* 13] Rußland und den
Vereinigten Staaten
[* 14] von
Nordamerika.
[* 15]
Funde aus der
Steinzeit
[* 29] an den dänischen und südschwedischen
Küsten, welche aus meist roh zugehauenen,
zum Teil eigentümlichen
Typen von Steingeräten,
Äxten,
Meißeln,
Bohrern, Schabern etc. bestehen.
Mit der Vervollkommnung der gezogenen
Mörser haben diese eine steigende Bedeutung als Küstengeschütze gewonnen, weil
ihre
Wirkung, wenn ihre
Geschosse
[* 35] von obenher die
Decks durchschlagen, viel vernichtender ist als die der
Kanonen gegen die Seitenpanzer
(s.
Panzerschiff);
[* 36] aber es ist sehr schwer, auf größere
Entfernungen das verhältnismäßig kleine
Ziel, welches das
Deck der zudem noch in
Fahrt begriffenen
Schiffe bietet, mit den langsam fliegenden Mörsergranaten zu treffen. Die in
Panzerbatterien
[* 37] liegen stets in Minimalscharten-, die in offenen Küstenbatterien
[* 38] aber in Küstenlafetten (s. Tafeln
»Geschütze I u. II«); vgl.
Granaten und
Panzerungen.
alle Kriegshandlungen, deren Aufgabe die Verhinderung des Schiffsverkehrs an der
feindlichen
Küste, die Zerstörung der dort gelegenen Häfen, Marineetablissements etc., endlich die
Besitznahme eines Küstenstrichs oder die
Verteidigung gegen diese Absichten ist. Die
Mittel für den Küstenkrieg sind seitens des Angreifers
eine
Kriegsflotte, bestehend aus einer Anzahl leichter, schnell segelnder
Schiffe
(Avisos,
Torpedoboote,
Kreuzer), zur
Beobachtung
der feindlichen
Küste und zu schneller Benachrichtigung, und aus schweren
Schlachtschiffen, welche den
Kampf mit den Küstenbatterien und den
Schiffen des Verteidigers
¶
Zur Abwehr der Landung werden die wichtigsten Küstenpunkte besetzt und Reservetruppen konzentriert sowie namentlich Torpedoboote
bereit gehalten, um dahin zu eilen, wo der Feind eine Ausschiffung versuchen sollte. Die bloße Verhinderung des Seeverkehrs
ist die Küsten- resp. Hafenblockade (s. Blockade), welche so gehandhabt werden muß, daß kein Schiff
[* 41] unbemerkt
der Küste sich nähern oder aus den Häfen auslaufen kann. Die beobachtenden Kreuzer nehmen die Schiffe, welche die Blockade
zu brechen versuchen, weg oder rufen, wenn der auslaufende Gegner überlegen erscheint, ihre Schlachtflotte herbei.
Gelingt es der Angriffsflotte, sich die Einfahrt in den Hafen durch Niederkämpfung der Küstenartillerie
zu erzwingen oder vermöge der Unverwundbarkeit ihrer Panzer durch das Geschützfeuer hindurchzufahren und die Minensperren
unschädlich zu machen, so wird sie durch nichts am Bombardement der Hafenanlagen und der Stadt zu hindern sein. Die Abwehr
des Angriffs erfolgt durch Geschützfeuer aus den Küstenbefestigungen, durch Torpedos
[* 42] aus verankerten Torpedobatterien
wie aus Torpedobooten und die speziell für die Küstenverteidigung bestimmten Fahrzeuge (gepanzerte Batterien, Panzerkanonenboote
etc.). Landungen erfolgen meist von der Besatzung der Kriegsschiffe selbst und in deren Booten zu vorübergehendem Aufenthalt
behufs Zerstörung von Material und Befestigungen, Überfall von Wachen u. dgl. Größere Truppenabteilungen
können nur nach sorgfältigen Vorbereitungen und an solchen Stellen der Küste ausgeschifft werden, die der Feind nicht besetzt
hat, und wo die Schlachtschiffe nahe genug an die Küste herangehen können, um die Landung durch ihr Feuer zu decken.
Auch dann kann sich die Landungstruppe nicht ohne Gefahr weit von der Küste und von ihrer Flotte entfernen,
auf die sie für Verpflegung und Rückzug angewiesen ist. Der Verteidiger wird durch sein Beobachtungssystem längs der Küste
rasch von der beginnenden Landung benachrichtigt und setzt seine Truppen nach der Landungsstelle in Bewegung. Je ausgedehnter
das Eisenbahnnetz parallel der Küste und nach dem Innern ist, um so weiter her kann er Verstärkungen
zur Abwehr der Landung herbeiführen.
Bei den heutigen Mitteln braucht ein Armeekorps von 30,000 Mann mit allen Trains zur Ausschiffung etwa drei Tage, ein Zeitraum,
der stets genügt, überlegene Kräfte dem Angreifer gegenüber zu versammeln und den Landungstruppen jedes Vordringen zu
verwehren oder ihren Rückzug ernstlich zu gefährden. Die größte in der Neuzeit ausgeführte Landung
ist die in der Krim
[* 43] 1854; aber die Russen störten sie nicht und waren auch nachher dem Gegner an Zahl lange nicht gewachsen.
österreichisch-illyrisches, zusammenfassender Name für das aus mehreren Kronländern:
der gefürsteten GrafschaftGörz
[* 44] und Gradisca, der Markgrafschaft Istrien
[* 45] mit den Quarnerischen Inseln und dem Gebiet der Stadt
Triest,
[* 46] gebildete Verwaltungsgebiet des österreichischen Kaiserstaats, das im S. vom Adriatischen
Meer bespült, im übrigen
von Venedig,
[* 47] Kärnten, Krain und Kroatien begrenzt wird und 7967 qkm (144,7 QM.) umfaßt,
wovon auf Görz 2918, auf Istrien und die Inseln 4954 und auf Triest 95 qkm entfallen.
Der nordwestliche Teil des Landes gehört zum Gebiet der südlichen Kalkalpen, der übrige zum Kalkplateau des Karstes, so
daß das Ganze, mit Ausnahme des Mündungsgebiets des Isonzo
[* 48] und einiger Thalweitungen, den Charakter eines Berglandes trägt.
Das Alpengebiet wird durch das Isonzothal in die Gruppen des Monte Canin (2275 m) und des Triglav (2865
m) geschieden, welche sich am Engpaß der FlitscherKlause am meisten nähern und durch den Sattel des Predil (1165 m) zusammenhängen.
Am linken Ufer der Idrizza beginnt der Karst (s. d.), von dessen einzelnen Abteilungen der Tarnowaner
Wald, der eigentliche Karst und der den größten Teil von Istrien ausfüllende Tschitschenboden dem Küstenland, angehören.
Der südwestliche Teil von Istrien bildet einen von W. nach O. aufsteigenden Karstboden, welcher, von einigen Tiefthälern
zerrissen ist. Die Westküste, 470 km lang, hat eine sanftere Abdachung mit bequemen Buchten und Häfen.
Dagegen ist die 300 km lange Ostküste, vom Quarnero bespült, steil und schroff, reich an Klippen und mehr den schädlichen
Wirkungen der beiden herrschenden Hauptwinde, des Nordost (Bora) und des Südost (Scirocco), ausgesetzt. Am Golf von Triest ist
die Küste gleichfalls steil und wird erst am Busen von Monfalcone flach, von wo sich bis zur italienischen
Grenze die Lagunen von Grado hinziehen.
An der Westküste von Istrien liegen die Brionischen Inseln, im Quarnerobusen die größern InselnVeglia, Cherso, Lussin und Unie
nebst kleinern Felseilanden. Die Höhenzüge dieser wasserarmen, von Längenthälern durchschnittenen Inseln haben, wie die
istrischen Gebirge, die Richtung von NW. nach SO. Das Karstgebiet des Küstenlandes enthält zahlreiche
und großartige Höhlen mit prachtvollen Tropfsteingebilden und seltsamen Formationen (Grotte von Corgnale, St. Kanzian etc.).
Die Flüsse
[* 49] des Landes sind Küstenflüsse, die dem Adriatischen Meer zufließen.
Der bedeutendste ist der Isonzo, der die Idrizza und Wippach aufnimmt und als Sdobba in die Bucht von Monfalcone
mündet. In Istrien sind der Quieto und die Arsa sowie der Cepitschsee bemerkenswert. Das Klima
[* 50] ist sehr verschieden, in den
Alpen
[* 51] rauher, an der Küste mild. In Triest ist die mittlere Temperatur 14,2° C., in Pola
[* 52] 15° C., in Görz 13° C. Gewitter sind
häufig, die Regenmenge steigt auf 108 cm im Jahresdurchschnitt. Ein in Aufschwung gekommener klimatischer Kurort ist das am
Quarnero gelegene Abbazia (s. d.).
Die Zahl der Bewohner betrug 1869: 600,525, 1880: 647,934 (wovon auf Görz 211,084, auf Istrien 292,006, auf Triest 144,844
kommen). Auf ein Quadratkilometer entfallen 81 Bewohner. Mit Ausnahme von Triest, dann von Pola, wo auch
die griechisch-orientalische, die evangelische und israelitische Religion Anhänger zählt, ist die Bevölkerung
[* 53] fast ausschließlich
katholisch. Der Nationalität nach sind 53 Proz. Slawen (und zwar Slowenen im Görzischen, in Triest und im nördlichsten Teil
von Istrien, Serben im S. Istriens, Kroaten zwischen beiden im sogen. Tschitschenboden), 45 Proz. Italiener,
hauptsächlich in Gradisca, Triest und an der westlichen Küste von Istrien; 2 Proz. sind Deutsche und Angehörige verschiedener
Stämme. Merkwürdig sind die rumänischen Sprachinseln in Istrien (9 Gemeinden, zumeist im N. des Cepitschsees). Im allgemeinen
ist das ein an
¶
mehr
Ackerprodukten armes Land, obwohl nur 6½ Proz. unproduktives Land sind. Von der produktiven Fläche kommen 45 Proz. auf Grasland,
worunter die Hutweiden den größten Teil einnehmen. Auf Waldland kommen 31⅓, auf Ackerland 13½ Proz.
des produktiven Bodens; relativ groß ist das Weinland (7½ Proz.). Das Ackerland wird hauptsächlich mit Mais
und Weizen bebaut; außerdem werden auch andre Getreidesorten, Buchweizen und Sorgo, ferner Reis (in der Ebene von Gradisca) und
etwas Kartoffeln gewonnen.
Ein Hauptprodukt ist der Wein (280,000 hl), welcher freilich meist von geringer Sorte und wenig haltbar ist. In Istrien kommt
ferner der Ölbau (jährlich 20,000 metr. Ztr. Olivenöl) in Betracht. Die Viehzucht
[* 55] ist gering; die Pferde
[* 56] werden meist durch Maultiere und Esel ersetzt. Der Bestand an Rindvieh (125,000 Stück) ist unzureichend; zahlreicher sind die
Schafe
[* 57] (298,000 Stück), jedoch von gemeinem Schlag. Von Bedeutung ist im ganzen Küstenland, die Seidenzucht (Ertrag an Kokons 5880 metr.
Ztr.), dann die Seefischerei, welche Thunfische, Sardellen, Branzine und Schaltiere in großer Menge liefert.
An Bergbauprodukten ist das Küstenland, arm. Es werden nur Braunkohlen (1885: 711,000 metr. Ztr.) bei Albona in Istrien gefördert.
Die Gewinnung von Rohseide bildet im ganzen Küstenland, eine Hauptbeschäftigung der weiblichen Bevölkerung. In Istrien und auf den
Quarnerischen Inseln wird sonst zumeist nur Hausindustrie für den eignen Bedarf, Zementerzeugung in einer Fabrik und nur der
Schiffbau und die Schiffsausrüstung in größerm Maßstab
[* 59] betrieben; namentlich hat Lussin piccolo in jüngster
Zeit sehr große Fortschritte im Schiffbau gemacht. Der Haupterwerbszweig der Bewohner des Küstenlandes ist der Handel und
die Seeschiffahrt.
Das ganze Küstenland, zählt 41 Häfen, unter denen Triest (s. d.), der wichtigste HafenÖsterreichs und der Adria, den ersten Rang
einnimmt. Von den übrigen Häfen haben noch Pola, Rovigno, Lussin piccolo, Pirano und Parenzo größere Bedeutung. 1884 sind
in den Häfen des Küstenlandes 33,566 Schiffe mit 3,343,600 Ton. ein- und 33,552 Schiffe mit 3,358,980 T. ausgelaufen. Die
Handelsflotte belief sich zu Anfang 1885 auf 3203 Schiffe mit 183,250 T. und 11,662 Mann Equipage. Die Südbahn
bildet die Landverbindung des Küstenlandes mit den andern österreichischen Provinzen und mit Italien.
machte nach einer größern Reise durch Deutschland und Frankreich den Feldzug von 1814 als Husarenoffizier der sächsischen
Freiwilligen mit. Vorliebe für die dramatische Kunst führte ihn zum Theater,
[* 66] dem er fortan als Intendant seine ganze Thätigkeit
widmete. Er führte zunächst (1817-28) auf eigne Rechnung die Leitung des Leipziger Stadttheaters, das
er zu bedeutender Höhe erhob, und begründete zugleich eine Pensionsanstalt für die Mitglieder des Theaters (vgl. seinen »Rückblick
auf das Leipziger Stadttheater«, Leipz. 1830). Im J. 1830 als Direktor des Hoftheaters nach Darmstadt
[* 67] berufen, legte er schon
nach einem Jahr, als der Hof die
[* 68] Unterstützung des Instituts versagte, seine Stelle nieder und stand seit 1833 dem
Hoftheater in München
[* 69] vor, wo er seine Geschäftskenntnis wie seinen Kunstsinn von neuem glänzend bewährte. König LudwigI., dem er sein Trauerspiel »Die beiden Brüder« (Darmst. 1833) gewidmet hatte, ernannte ihn zum GeheimenHofrat und erhob ihn 1837 in
den Adelstand. 1842 als Generalintendant der königlichen Theater nach Berlin
[* 70] berufen, führte Küstner hier in
den innern technischen, ökonomischen und lokalen Verhältnissen des Theaterwesens die erfolgreichsten Reformen durch, bis
er 1851 seinen Abschied nahm.
Seitdem lebte er abwechselnd in Berlin und Leipzig, wo er starb. Um die dramatischen Schriftsteller hat sich in
Verbindung mit Holbein
[* 71] durch Einführung der Tantieme (1845), um gesichertere Theaterverhältnisse durch Begründung des »Bühnenvereins«
(1846) verdient gemacht. Theaterhistorisch wertvoll sind seine Schriften: »Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung« (Leipz.
1853);
»Taschen- und Handbuch für Theaterstatistik« (das. 1855, 2. Aufl.
1857) und »Album des königlichen Schauspiels und der königlichen Oper zu Berlin« (Berl. 1858).
auch Kirchenhüter, Küster.
- In der Sprache
[* 72] der Buchdrucker heißt Kustos (Blatthüter, franz. Réclame, engl. Catchword) das am Schluß einer Seite unten gesetzte
Anfangswort oder die Anfangssilbe der nächsten Seite (welcher Brauch aber jetzt abgekommen ist);
ebenso
in der Notenschrift (franz. Guidon) das früher gebräuchliche Zeichen, welches am Ende der Zeile die erste Note der folgenden
Zeile anzeigt.
Die Hauptstärke der Festung, deren Werke nach der Schleifung von Stettin
[* 76] durch Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer
Lage zwischen Oder und Warthe und tiefen Wiesengründen. Durch diese führt von Sonnenburg (im SO.) her ein 16 km langer Chausseedamm
mit zahlreichen Brücken,
[* 77] von Göritz (im S.) her ein Damm für die Eisenbahnlinie Breslau-Stettin. An öffentlichen
Bauwerken hat Küstrin 2 evangelische Kirchen (darunter die Marienkirche mit den Gräbern des Markgrafen. Johann
und seiner Gemahlin
Katharina) und eine kath. Kirche, ein ansehnliches Rathaus, ein Militärlazarett, 3 Kasernen, 2 Magazine, neuerbaute Brücken über
die Oder und Warthe etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885)
mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und ein Garde-Fußartilleriebataillon) 15,105 Seelen, meist Evangelische; sie
betreiben Kartoffelmehl-, Maschinen-, Kupfer- und Messingwaren-, Zigarren-, Öfen-, Bürsten- und Pinselfabrikation etc. Außerdem
hat Küstrin 2 Dampfschneidemühlen, eine Maschinenwerkstätte, eine Holzimprägnieranstalt, 5 Bierbrauereien, eine
Ziegelei, Schiffahrt etc. Für den Handelsverkehr befindet sich dort eine Reichsbanknebenstelle.
Es ist Sitz eines Amtsgerichts und hat ein Gymnasium. - Küstrin, ursprünglich ein Fischerdorf, das schon 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an
Brandenburg
[* 78] und war unter MarkgrafJohann (1535-71) Residenz eines Zweigs der brandenburgischen Hohenzollern.
[* 79] 1535-43 wurde die
Festung nach dem Plan des IngenieursMaurer angelegt. 1730-32 hielt sich hier der spätere König Friedrich
d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward sein FreundKatte hingerichtet. Am wurde Küstrin von den Russen
bombardiert. Am übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte Festung ohne Aufforderung einem
französischen Reiterhaufen. Die Franzosen behielten Küstrin auch nach dem Frieden und räumten es erst nach
längerer Belagerung.
60 cm lang, mit 45 cm langem Schwanz,
von zierlichem Bau, an Fuchs
[* 82] und Eichhörnchen erinnernd, ist oberseits bräunlichgrau, unterseits licht ockergelb, am Unterhals
und an der Brust rostrot, am Rücken und Schwanz schwarz. Er bewohnt Neuholland und Vandiemensland, lebt in
Wäldern auf Bäumen als vollkommenes Nachttier, klettert stets mit Hilfe seines Schwanzes und nährt sich hauptsächlich von
Pflanzenstoffen. Das Weibchen bringt nur zwei Junge zur Welt. Die Eingebornen essen sein widerlich riechendes Fleisch und benutzen
das weiche, wollige Pelzwerk.
[* 83] LebendeFuchskusu kommen häufig nach Europa,
[* 84] werden aber durch einen kampferähnlichen
Geruch, den sie verbreiten, lästig.
umfaßt mit dem alten Mingrelien das Flußgebiet des Rion, im ganzen 20,831 qkm (378,10 QM.) mit (1883)
694,540 Einw. Es wird von der Poti-Tiflis-Eisenbahn durchschnitten und zeichnet sich durch großen Reichtum an Waldungen aus;
es besitzt bedeutende Lager
[* 88] von Manganerz, auch befindet sich nördlich von der Stadt Kutaïs das ergiebigste
Steinkohlenlager Kaukasiens. Mittlere Jahrestemperatur 14,5° C.; Winter 5°, Frühling 12, Sommer 23, Herbst 16,1°. Jährliche
Niederschläge 1600 mm. Der südwestliche Teil ist der fruchtbarste im Kaukasus. Der Sommer ist sehr heiß, der Herbst prachtvoll;
Schnee
[* 89] bleibt selten liegen; es regnet oft wochenlang. Die Bevölkerung, stellenweise verhältnismäßig sehr dicht, gehört
dem georgischen Volksstamm, speziell seinen Zweigstämmen der Gurier, Mingrelier und Imerethen, an; Armenier
sind dabei zahlreich. An größern Städten ist Kutaïs reich (Kutaïs, Poti etc.). Das Gouvernement Kutaïs zerfällt in sieben Landkreise
und einen Stadtkreis (Poti). - Die gleichnamige Hauptstadt liegt links am Rion, 146 m ü. M. Die im Handel sehr thätige
Bevölkerung besteht vorwiegend aus Armeniern, Juden (in einem besondern Stadtteil), Georgiern und Russen und zählt (1883) 13,000
Einw. Die Poti-Tiflis-Eisenbahn führt zwecklos in ziemlicher Entfernung von der Stadt vorbei, weshalb sie 1877 durch eine
Zweigbahn damit verbunden wurde. Kutaïs hat eine russische Garnison und ist Sitz verschiedener Bildungsanstalten. Am Westufer
des Flusses liegen auf einem Berg die Trümmer einer alten, 1770 von den Russen zerstörten Festung, außerdem in der Umgebung
die Überreste der Feste Darbasi oder Tamar und die von Warziche (Rosenburg). - Kutaïs steht an der Stelle des alten Äa oder Kytäa,
der Hauptstadt von Kolchis. Nach den georgischen Chroniken schlug hier 792 der abchasische König Leon seine
Residenz auf. Später errichtete hier König Bagrat IV. (1027-72), der mit der griechischen Kaisertochter Helena vermählt war,
eine prächtige Kirche, die bei der Eroberung der Stadt durch die Türken 1692 zerstört ward. 1810 wurde Kutaïs von russischen
Truppen besetzt.
(Kuti, Kuteh), ein von der niederländ. Regierung abhängiger Staat im östlichen Borneo, im Becken des Mahakkam,
81,000 qkm (1470 QM.) groß mit 235,000 Einw. Das Land ist reich
an Gold,
[* 90] Eisen,
[* 91] Blei,
[* 92] namentlich aber an Kohle, Reis, Rotang, wertvollen Holzarten und Harzen. Nach der Überlieferung, welche durch
Reste alter Bauten beglaubigt wird, kamen die jetzt mohammedanischen Bewohner aus Indien. Der Sultan wohnt
in Tangarung, der holländische Resident in Pomarang; der Hafenplatz Samarinda liegt oberhalb des vom Fluß gebildeten Delta.
[* 93]
Durch deren Vermischung mit den zurückgebliebenen
Israeliten sollen die Samaritaner entstanden sein, welche daher im Talmud Kuthim (Kuthäer) genannt werden.
Kreisstadt im russisch-poln. GouvernementWarschau,
[* 97] an der Eisenbahn Skierniewice-Alexandrow, hat 2 Kirchen, eine
höhere Lehranstalt, Zuckerfabriken, bedeutenden Kornhandel und (1880) 13,209 Einw.,
meist Juden.
dabei der Bergort Majdan-Kutschajna mit 149 Einw. Die schon im Mittelalter benutzten Gold- und
Silbergruben wurden 1863 wieder eröffnet und 1873 von einer Gesellschaft englischer Kapitalisten übernommen.
(Kubaschan), feste Stadt in der pers. ProvinzChorasan, im obern fruchtbaren und wohlangebauten
Atrekthal, 1255 m ü. M., mit 2000 Häusern (wegen häufiger Erdbeben
[* 98] aus Holz
[* 99] und Lehm erbaut) und 10,000 Einw. (meist Kurden),
welche Handel mit Wolle, Talg, Schafpelzen, Pferden und Waffen
[* 100] treiben. Kutschân beherrscht die Thäler des Atrek und Keschef und ist
daher ein Punkt von strategischer Bedeutung.
Behar (engl. Cooch Behar), Vasallenstaat in Britisch-Indien, im N. von Bengalen, an den Himalaja grenzend, 3385 qkm
(61 QM.) groß mit (1881) 602,624 Einw.
Das von zahlreichen Flüssen durchzogene Land ist eben und mit Ausnahme von Dschangelwäldern im NO. fruchtbar. Die Bevölkerung
ist im Grundstock der einst in Zentralindien heimische StammKotsch oder Radschbansi, hier stark mit Assamesen
und Gebirgsbewohnern gemischt, deren Sprache das Bengali ist. Im 16. Jahrh. war der Stamm mächtig und gebot in ganz Nordbengalen;
um 1772 wurde der Radscha durch Bhutan verdrängt, aber durch die OstindischeKompanie, welcher er sich nun unterwarf, wieder
eingesetzt. Seitdem zahlt er jährlich 6770 Pfd. Sterl. als Tribut. Kutsch Behar wird von der Nordbengalbahn berührt, die vom Ganges
zum Fuß des Himalaja führt und 1874 begonnen wurde.
Spottname ganz leichten, ordinären Weißweins (wie ihn die Kutscher trinken), am Rhein und an der Mosel der
gewöhnliche Wein, der in der Kneipe vom Faß
[* 102] getrunken wird.
bekanntes Soldatenlied aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71, das mit dem Reim eines
Jenaer Studentenliedes von 1814: »Was kraucht dort in dem Busch herum? Ich glaub', es ist Napolium!« beginnt. Es wurde einem
Füsilier Kutschke zugeschrieben, der aber nicht existierte; erst nach längerer Zeit hat sich als Verfasser desselben
der Pfarrer H. Alex. Pistorius zu Basedow im Mecklenburgischen (gestorben im April 1877) herausgestellt.
Das Lied erschien zuerst in den »Mecklenburgischen Nachrichten« vom und
zwar in vier Strophen; die fünfte (»Und die franzö'sche Großmaulschaft«) soll
auf der Redaktion des »Rheinischen Kourier« in Wiesbaden
[* 103] hinzugefügt worden sein.
In humoristischer Weise hat Ehrenthal in dem Schriftchen »Das auf der Seelenwanderung« (1.-7. Aufl., Leipz. 1871) den Ursprung
des Gedichts bis ins graue Altertum zurückgeführt.
(ungar.), die 1872 durch den Tschako ersetzte Kopfbedeckung der österreichischen Husaren: schwarze schirmlose
Pelzmütze mit farbigem Kalpak, Schnurbesatz und Federschmuck.
(tschech. Kutná Hora), Stadt im mittlern Böhmen,
[* 114] an der Österreichischen Nordwestbahn, zu welcher von der
Stadt eine Lokalbahn führt, und am Kuttenberger Bach, 253 m ü. M. gelegen, hat 4 Vorstädte und bildet eine reiche Stätte
monumentaler Bauwerke aus verschiedenen Epochen sowie auch wichtiger historischer Ereignisse. Unter den
Bauwerken nimmt die auf dominierender Höhe sich erhebende Barbarakirche, ein herrlicher Bau in gotischem Stil mit prachtvollen
Details,
welcher in der Mitte des 14. Jahrh. begonnen und im 15. Jahrh.
fortgesetzt, jedoch nicht vollendet wurde und gegenwärtig einer Restaurierung unterzogen wird, den ersten
Rang ein; sie enthält mehrere wertvolle Kunstschätze, namentlich Fresken aus dem 15. Jahrh.
Außerdem besitzt noch 5 schöne alte Kirchen, darunter die große Erzdekaneikirche mit hohem Turm und
[* 115] die Marienkirche, beide
in gotischem Stil erbaut, mit bedeutenden Kunstwerken.
Das älteste Gebäude der Stadt ist der stark verfallene »welsche
Hof«, die ehemalige königliche Burg undMünzstätte, im 13. Jahrh. von Wenzel II. erbaut, mit schöner Burgkapelle, welche
der hier 1471 zum König von Böhmen gewählte Wladislaw der Jagellone stiftete. Andre bemerkenswerte Bauwerke sind: das »steinerne
Haus« (jetzt Rathaus, das reiche Stadtarchiv und die Sammlungen des ArchäologischenVereins enthaltend)
mit reichverziertem Giebel und prächtigem Erker, die alte Burg Hradek (jetzt Lehrerbildungsanstalt), das riesige ehemalige Jesuitenkollegium
(jetzt Kaserne), der schöne steinerne Brunnen
[* 116] in gotischem Stil und zahllose kleinere Baureste.
Auch die Umgebung von Kuttenberg ist reich an Kunstdenkmälern, vor allem der nahe OrtSedletz mit der ehemaligen Cistercienserabtei,
jetzt bedeutender ärarischer Tabaksfabrik (über 2000 Arbeiter) und schöner, großer Klosterkirche gotischen
Stils, welche wertvolle Bilder und eine schöne gotische Monstranz enthält. Kuttenberg zählt (1880) 13,154 Einw.
und besitzt viele industrielle Etablissements, darunter Fabriken für Zucker,
[* 117] Spiritus,
[* 118] Stärke,
[* 119] Spodium, 3 Kunstmühlen, eine
Brauerei, Likörfabrik und Kattundruckerei.
Die ehemals ergiebigen Silberminen sind seit 1874 vom Staat wieder in Betrieb gesetzt worden, liefern
aber gegenwärtig nur ein geringes Erträgnis. Kuttenberg besitzt eine Oberrealschule, eine höhere Mädchenschule mit Pensionat der
Ursulinerinnen, eine Lehrerbildungsanstalt, eine gewerbliche Fortbildungsschule, ein städtisches und Bergarchiv mit zahlreichen
historischen Dokumenten und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und eines Revierbergamtes.
- Die Gründung der Stadt hängt mit der Entdeckung des Silbererzes zusammen; im 13. Jahrh. stand der Bergbau schon in voller
Blüte.
[* 120]
Die Stadt nahm raschen Aufschwung, hatte aber in den Hussitenkriegen viel zu leiden. Eine zweite Blüteperiode war die Zeit
Georgs vonPodiebrad und Wladislaws II. zu Ende des 15. Jahrh., aus welcher Zeit die meisten
Kunstdenkmäler stammen. Kuttenberg war Residenz mehrerer böhmischer Könige, welche hier wiederholt Landtage abhielten, und Sitz hervorragender
Adels- und Patrizierfamilien. Seit dem 16. Jahrh. und noch mehr seit dem Dreißigjährigen
Kriege geriet die Stadt und der Bergbau in Verfall.
1) ein in den nordischen Meeren sehr beliebtes einmastiges Küsten- und Fischerfahrzeug
mit verschiedenen Lokalbenennungen. Die Kutter haben 12-100 Ton. Gehalt, im Verhältnis zu ihrer Länge sehr bedeutenden Tiefgang;
sie sind scharf gebaut, vortreffliche Segler und namentlich ausgezeichnete Seefahrzeuge, so daß sie trotz ihrer Kleinheit
schwere Stürme abwettern können. Das Hauptsegel ist ein großes Gaffelsegel; die Stenge ist lang, das
Bugspriet horizontal, der Außenklüver groß. Die Kutter waren gegen Ende des vorigen und im Anfang dieses Jahrhunderts als kleinste
Kriegsfahrzeuge sehr beliebt, während sie sich heutzutage nur noch als Zollkutter, Lotsenkutter und als Lustfahrzeuge (Jachten,
s. d.) neben der Handelsmarine erhalten
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