Kupferstecherkunst (Aquatintamanier etc.; der Kupferdruck; Geschichtliches)
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zugespitzten Stahlstift, welcher die Form einer
Bleifeder hat, in ganz freier Handzeichnungsmanier ausgeführt, indem nur
der dünne
Ätzgrund eingeritzt wird, so daß nach Vollendung der
Zeichnung diese den roten Kupfergrund bloßlegt und also
sich in roten
Strichen auf schwarzem
Grunde darstellt. Dann wird die ganze
Platte mit einem festen Wachsrand
umgeben und das
Ätzwasser (verdünnte
Schwefelsäure,
[* 2]
Salzsäure oder
Eisenchlorid) auf die
Platte gegossen, welches sich nun
an den bloßgelegten
Stellen in das
Kupfer
[* 3] einfrißt und also die
Zeichnung vertieft.
Sind die leichtesten, zartesten
Stellen der
Zeichnung hinlänglich geätzt, so wild das
Ätzwasser abgegossen, die
Platte mit
Wasser abgespült und diese
Stellen gedeckt, d. h. vermittelst des
Pinsels mit durch
Terpentin aufgelöstem
Deckfirnis überstrichen, damit sie bei fernerer
Ätzung nicht weiter vertieft werden. In dieser
Weise fährt man fort, zu
ätzen und zu decken, bis man auf die am meisten zu vertiefenden
Stellen gekommen ist. Schließlich wird der ganze
Ätzgrund
abgewaschen und, wenn es nötig ist, hier und da mit der kalten
Nadel oder mit dem
Stichel nachgearbeitet.
Die
Radiermanier ging durch die Harnischmacher auf
Dürer über, der jedoch nur wenige
Blätter lieferte (auf
Eisen,
[* 4] vgl.
Eisenstich).
Seitdem datiert ihre große Verbreitung. In unsrer Zeit hat die
Radierung besonders in
Frankreich, England
und
Deutschland
[* 5] einen neuen Aufschwung genommen. Sie wird sowohl von Malern betrieben, welche ihre
Zeichnungen selbst radieren
(Malerradierer, Peintres-graveurs), als auch als selbständige
Kunst von Radierern im engern
Sinn, welche alte und moderne Gemälde
mit Rücksicht auf ihre malerische
Wirkung reproduzieren (s.
Radierung).
Alle andern
Manieren sind
Abarten der drei hier beschriebenen oder eine
Verbindung derselben. Zu nennen sind
folgende: die
Aquatinta- oder Tuschmanier, die auf dem
Prinzip des
Ätzens beruht. Die
Platte wird nämlich, nachdem die
Umrisse
der
Zeichnung leicht geätzt sind, mit Kolophoniumpulver besiebt und dann erwärmt, so daß der
Staub zu einzelnen
Punkten schmilzt.
Dann wird mittels eines
Pinsels schwarzer Deckfirnis leicht auf die
Stellen aufgetragen, welche weiß bleiben
sollen (die
Lichter werden gedeckt), und demnächst die
Platte geätzt.
Diese
Manier wurde schon gegen das Ende des 16. Jahrh. in
Nürnberg
[* 9] geübt. Die moderne englische
Punktiermanier,
welche besonders beim
Stahlstich angewandt wird, ist im
Prinzip ähnlich, doch in ihrer Anwendung verschieden; auch wird bei
ihr der
Grabstichel angewandt, so daß sie eigentlich Punktierstich (statt Linienstich) ist. Die Crayonmanier oder der
Kreidestich,
seit Mitte des vorigen
Jahrhunderts besonders in
Frankreich geübt, besteht in der
Nachahmung von Kreidezeichnungen,
häufig in rötlicher
Farbe. Der
Farbendruck in
Kupfer wird von mehreren
Platten bewirkt. Er ist neuerdings durch die
Franzosen
wieder aufgenommen und auch für die Buchillustration verwertet worden (vgl.
Farbiger Stich).
Wenn die Kupferstichplatte auf
eine der angeführten
Manieren hergestellt ist, kommt sie
in die Kupferdruckpresse, welche eine von der
Buchdruckpresse ganz abweichende
Konstruktion hat. Im wesentlichen besteht dieselbe
aus einem
Gestell, welches zwei wenig voneinander abstehende, verstellbare, entgegengesetzt laufende Eisenwalzen trägt, zwischen
denen das zum
Aufnehmen der
Platte bestimmte
Lauf- oder Druckbrett liegt. Man schwärzt nun die etwas erwärmte
Platte ein, so daß alle Vertiefungen mit
Farbstoff gefüllt sind, und reibt sie dann so wieder ab, daß nur in den Vertiefungen
Farbe bleibt, die erhabenen
Stellen dagegen ganz rein sind.
Sodann legt man sie auf das Laufbrett und zwar mit der gestochenen Seite nachoben, darauf das angefeuchtete
Kupferdruckpapier, auf dieses eine
Lage von 3-4 glatten, guten Tüchern von
Wolle oder eine dünne Filzdecke und zieht dann,
indem die
Walzen durch ein
Schwungrad in
Bewegung gesetzt werden, das Laufbrett mit
Platte und
Papier zwischen denselben so durch,
daß das
Papier mit möglichster
Kraft
[* 10] in die Vertiefungen der
Platte vermittelst des doppelten
Walzendrucks
hineingepreßt wird.
Hiermit ist der
Druck eines
Exemplars vollbracht. Vor jedem neuen
Abdruck muß die
Platte wieder erwärmt und aufs neue eingeschwärzt
werden. Das
Verfahren ist also ein ziemlich langsames, bei größern
Platten können täglich nur 20-25
Abdrücke gemacht werden.
Eine gutePlatte hält, wenn sie in
Linienmanier gestochen, 1000 gute und weitere 1500 brauchbare
Abdrücke
aus,
Radierungen nur 2-300. Um mehr
Abdrücke zu erzielen, werden die
Platten der letztern verstählt oder galvanoplastisch
vervielfältigt.
Da es demzufolge für die
Qualität des
Stiches sehr wesentlich ist, zu wissen, ob er dem ersten oder zweiten
Tausend der
Abdrücke angehört, so pflegt man die ersten 100-200
Abdrücke ohne
Unterschrift zu drucken, d. h. die
Unterschrift
erst nach dem Abzug dieser
Exemplare (avant-la-lettre) darunter stechen zu lassen, welche deshalb wertvoller und seltener
sind als die
Drucke mit der
Schrift. Auch unter den
»avant la lettre« werden noch die sogen.
Drucke auf chinesisches
Papier und die
Épreuves d'artiste (d. h.
Abdrücke mit dem eigenhändig eingravierten
Namen des
Stechers, mit dem
Porträt des
Künstlers, nach welchem das
Blatt
[* 11] gestochen ist, oder mit andern Auszeichnungen), die allerersten
Abdrücke, besonders hoch
geschätzt.
Die folgenden
Abdrücke mit der
Unterschrift heißen après oder
avec la lettre. Durch das
Verfahren der
galvanoplastischen
Vervielfältigung gestochener Kupferplatten ist jedoch dieser Unterschied im Wert fast illusorisch geworden,
da man, ohne von der Originalplatte selbst zu drucken, galvanoplastische
Platten in beliebiger Anzahl herstellen kann. Auch
das sogen.
Verstählen der gestochenen Kupferplatten sichert die Herstellung einer bedeutend größern Anzahl tadelfreier
Abdrücke.
Neuerdings kommt es vor, daß die
Platte, nachdem eine bestimmte Zahl von
Abdrücken gemacht, zerstört wird, um die Seltenheit
der
Blätter zu erhöhen. Außer der
Unterschrift des
Titels, welcher den Gegenstand der
Darstellung bezeichnet, findet man dicht
unter dem Bildrand an den
Ecken und in der Mitte den
Namen des Malers oder Kompositors des
Bildes mit der
Abkürzung pinx. (pinxit) oder inv. (invenit), des Zeichners mit del. (delineavit), des
Stechers mit
sc. (sculpsit) und auch
wohl des
Druckers mit imp. (impressit) oder exc. (excussit).
Geschichte des Kupferstichs.
Der Kupferstich kam um 1440, wie es scheint, im südwestlichen
Deutschland auf, d. h. der
oben erwähnte
¶
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Papierabdruck, während man allerdings schon in den ältesten Zeiten in KupferLinien eingegraben hatte. Am nächsten lag diese
Kunst den Goldschmieden, die ja mit dem Stichel in Metall (s. Metallschnitt) stachen, und so dürfte wohl ein solcher der Erfinder
der Kupferstecherkunst gewesen sein. Die erste bekannte Jahreszahl, 1446, findet sich auf dem
Blatt eines deutschen Meisters, der Geißelung, zu einer Folge von sieben Blättern aus der Passion gehörig. Dieses Blatt setzt
jedoch bereits eine längere Praxis im Druckverfahren voraus.
Sodann kommt die Madonna des Meisters P. von 1451. Eine sehr reife Technik besitzt schon der Meister »E. S.« von 1466,
der im südwestlichen Deutschland lebte und für den Lehrer M. Schongauers (geboren nach 1445, gest. 1488 in Kolmar),
[* 13] des größten
Kupferstechers im 15. Jahrh., gehalten wird. Gegen diese sichern Daten können die italienischen Ansprüche nicht aufkommen;
Vasaris Mitteilung von der Erfindung durch den florentinischen Goldschmied MasoFiniguerra, der durch den
Abdruck einer Pax in Niello (s. d.) auf den Kupferstich gekommen sein soll, ist schon deshalb
unbegründet, weil nicht nachgewiesen ist, daß FiniguerraAbdrücke gemacht hat, und weil die ältesten italienischen Kupferstiche
(um 1480) viel unbeholfener als die frühern deutschen sind.
Schongauers Vorgang war von äußerster Wichtigkeit; seine feine, saubere Technik vererbte sich auf A.
Dürer (1471-1528), den großen Stecher von Nürnberg. Derselbe versuchte sich auch auf ein paar Blättern in der Kaltenadelarbeit
und in der Radiermanier, die sich seitdem mehr und mehr verbreitet hat. Seine deutschen Nachahmer Barthel und Sebald Beham,
H. Aldegrever, A. Altdorfer (durch seine radierten Landschaften namentlich interessant, während er sonst
in Reinheit des Stiches den andern nachsteht), J. ^[Jakob] Binck, G. Pencz u. a. nennt man wegen ihrer zierlichen Stichweise
und des kleinen Formats ihrer Blätter die »Kleinmeister«.
Sie stehen in der Zeichnung schon unter dem Einfluß der italienischen Renaissancekünstler. Eine besondere Spezialität des 16. Jahrh.
sind die Ornamentstecher, die Vorbilder für das Kunstgewerbe lieferten. Von Spätern sind hervorzuheben
Virgil Solis, Hirschvogel, J. ^[Jost] Amman. Diese standen schon nicht mehr auf der alten Höhe, und nach ihnen, im letzten Drittel
des 16. Jahrh., begann der Verfall der Kupferstecherkunst; die italienischen und niederländischen Stecher waren den deutschen vorausgekommen
und übten entscheidenden Einfluß. Zu nennen sind: der fabrikmäßig arbeitende Matth.
Merian (1593-1650), die FamilieKilian in Augsburg,
[* 14] W. Hollar (1607-77), der größte deutsche Stecher des 17. Jahrh., der an 4000 Stiche
in eigentümlicher malerischer Manier und aus allen Gebieten künstlerischer Darstellung lieferte. Im Radieren begann die Rembrandtsche
Manier ihren Einfluß zu gewinnen, später die französische Technik.
Das 18. Jahrh. sah keinen Aufschwung: JakobFrey (1682 bis 1771) ist mehr zu den Italienern zu rechnen;
Minder bedeutend sind Fogolino, Robetta, Campagnola, A. da Brescia etc., originell Jacopo de' Barbari. Nach Fr. Francias, des Malers
und Goldschmieds, Stichen bildete sich MarcantonioRaimondi (1488 bis etwa 1530), auf welchen jedoch Dürer
den größten Einfluß übte. Er stach zumeist nach RaffaelsVorlagen und ist durch seine edle Behandlung und die Gediegenheit
der Zeichnung ein Muster für die Folgezeit geworden. Erst durch ihn erhielt der Stich auch in Italien die technische Vollendung,
die er in Deutschland längst besaß.
Viel Nachfolge fand des Niederländers C. Bloemaert (1603 bis 1684) glatte Manier. P. S. Bartoli (1635-1700) und die Gebrüder
Aquila lieferten zahlreiche Blätter. Im 17. Jahrh. nahm die Radierkunst, die schon Marcanton
und Parmeggiano gepflegt hatten, das Hauptinteresse in Anspruch; Ann. Carracci, G. Reni, Ribera, S. Rosa, Castiglione haben sich
in derselben ausgezeichnet; doch wurde die Behandlung bald zu flüchtig. Nach der Mitte des 18. Jahrh.
hob sich der italienische Stich wieder, man bildete die Meister des Cinquecento mit Vorliebe nach. G. Volpato
(1738 bis 1803) ist der Vorbote des neuen Aufschwungs; sein Schüler ist der berühmte R. Morghen (1758-1833), welcher sich
durch malerische Weichheit, die freilich oft in Flauheit übergeht, auszeichnete.
Durch G. Audran, Poilly, Drevet, Masson, Dorigny, welche schon ins 18. Jahrh. reichen, erstieg der französische Farbenstich
die höchste Höhe, um sodann zur Rokokozeit in geistreiche Spielerei auszuarten. Nachdem die Revolution
einen Rückschlag herbeigeführt, schwang sich der französische Stich durch Boucher-Desnoyers, A. Martinet, Richomme, Henriquel-Dupont,
Gaillard, Flameng, Jacquemart u. a. wieder empor. Insbesondere wurde die Radierung (s. d.) zu einer Höhe gebracht, welche erst
durch französischen Einfluß von andern Ländern erreicht wurde. In England ward die Kupferstecherkunst besonders durch
W. Hollar im 17. Jahrh. gefördert; zu gleicher Zeit drang auch die Schwarzkunst ein, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrh.
alles beherrschte (Faber, Earlom, Green u. a.). Doch leisteten R. Strange (1723-92), der besonders nach Tizian stach, und W. Sharp
im Linienstich sehr Gutes.
Vgl. Bosse, Beschreibung der Kunst, in Kupfer zu stechen, zu radieren und zu ätzen (neu bearbeitet etc. von Göttler,
Nürnb. 1795 f., 3 Tle. mit Kupfern);
Das Kupfersulfid (Einfach-Schwefelkupfer, Kupfersulfuret) CuS findet sich in der Natur als Kupferindig, wird durch Schwefelwasserstoff
aus Kupferoxydsalzen gefällt und entsteht auch bei vorsichtigem Erhitzen von fein verteiltem (aus Lösungen gefälltem) Kupfer
mit Schwefelblumen, bis der überschüssige Schwefel abdestilliert ist. Zur Erzielung eines schönen Präparats
muß man das Erhitzen mit Schwefel mehrfach wiederholen. Das auf diese Weise erhaltene Sulfuret ist tief dunkelblau, wird unter
dem Polierstahl stahlblau und gibt, mit Ölfirnis abgerieben, ein schönes Veilchenblau. Man benutzt es deshalb als Malerfarbe
unter dem NamenÖlblau. Das aus Kupfervitriollösung durch Schwefelwasserstoff gefällte Sulfuret ist braunschwarz,
oxydiert sich leicht beim Trocknen an der Luft, wird dabei grünlich und zerfällt beim Erhitzen in Schwefel und Kupfersulfür.
(Kuprismus) kann durch Kupfervitriol, Kupferchlorid, Grünspan und andre lösliche Salze des Kupfers hervorgebracht
werden. In häufigen Fällen aber mischen sich mit derselben Bleivergiftungen derart, daß die Krankheit
als Kupfervergiftung nicht gut gelten kann und daher auch von vielen Ärzten als solche geradezu abgelehnt wird. Es unterliegt aber keinem
Zweifel, daß auch reine Kupfervergiftungen zur Beobachtung kommen, wie sie z. B. durch Speisen, welche in schlecht verzinnten
kupfernen Geschirren bereitet wurden, konstatiert sind.
Die Behandlung der akuten Kupfervergiftung besteht in Entfernung des Gifts durch Auspumpen des Magens oder Brechmittel, man gibt innerlich
Opiate, macht kalte Überschläge auf den Kopf, legt Senfteige etc. Als Gegengift dienen viel warmes Wasser,
verdünntes Eiweiß, gebrannte Magnesia, gelbes Blutlaugensalz, Eisenfeile, Eisensulfhydrat; gegen die SchmerzenOpium. Die chronische
Kupfervergiftung oder Kupferkolik (Colica cuprica) kommt am häufigsten als Gewerbekrankheit bei Arbeitern auf Kupferhämmern, bei Gelb- und
Rotgießern, selbst bei Kupferstechern, Kupferdruckern vor, bei denen in der Regel längere Zeit vorher
schon die Haare,
[* 33] das Gesicht,
[* 34] die Augen und Zähne
[* 35] allmählich eine grünliche und grünlichgelbe Färbung annehmen, welche,
wie die chemische Untersuchung nachweist, von dem im Gewebe
[* 36] enthaltenen Kupfer herrührt.
In demGrad, als diese charakteristische Färbung zunimmt, nehmen auch die innern Gewebe an derselben teil,
was sogar an den Knochen
[* 37] und am Gehirn
[* 38] sehr deutlich wahrzunehmen ist. Die chemische Analyse war im stande, sowohl aus diesem
als auch aus dem Blute, dem Speichel, der Galle, dem Urin etc. Kupfer nachzuweisen. Diese als Kupferdyskrasie zu bezeichnende
Durchtränkung der Körpergewebe kann längere Zeit bestehen, ohne auffallende Störungen in den Verrichtungen
der Organe hervorzurufen.
Allmählich aber klagen die so mit Kupfer durchsetzten Arbeiter über Schwäche und Entkräftung und zeigen eine gewisse Mutlosigkeit
und Niedergeschlagenheit. Wird die Zufuhr des Gifts nun gehemmt und dasselbe aus dem Körper entfernt, so kann der Kranke vollkommen
der Genesung zugeführt werden. Im andern Falle leiden zuerst die Verdauungsorgane. Der Appetit vermindert
sich, der Geschmack wird schlecht, Stuhlgang verhalten, oder es tritt Diarrhöe ein. Zuweilen entsteht ein Bronchialkatarrh
mit grünlichem Auswurf, der durch heftiges Husten hervorbefördert wird.
Auch Schnupfen entsteht öfters. Auch diese Erscheinungen können gehoben werden; schwierig ist aber die
Heilung, wenn Schmerzen im Unterleib eintreten, die den Charakter der Kolikan sich tragen, wenn sich Erbrechen, Beklemmung, allgemeines
Unwohlsein, Durchfälle mit Stuhlzwang dazu gesellen. Der Leib ist dann sehr gespannt, äußerst empfindlich, der Puls schnell
und klein, heftiger Kopfschmerz ist vorhanden. Die Kranken sind sehr traurig und magern sichtlich ab.
Dadurch, daß nach den Kolikanfällen meist diarrhöische Stuhlentleerungen erfolgen, unterscheidet sich die Kupferkolik wesentlich
von der Bleikolik.
Zur Reinigung von rohem Kupfervitriol kristallisiert man ihn um, oxydiert aber vorher darin enthaltenen Eisenvitriol durch Erhitzen im
Flammofen, wobei unlösliches Eisenoxyd entsteht, oder fällt das Eisen durch kohlensaures Kupferoxyd. Über
den eisenhaltigen Kupfervitriol des Handels s. Eisenvitriol. SchwefelsauresKupferoxyd bildet lasurblaue Kristalle
[* 42] mit 5 MolekülenKristallwasser,
vom spez. Gew. 2,28, besteht in 100 Teilen aus 31,85
Kupferoxyd, 32,07 Schwefelsäure und 36,08 Wasser, schmeckt herb, widrig metallisch, reagiert sauer, und 100 Teile Wasser
lösen bei 10°: 36,9, bei 20°: 42,3, bei 40°: 56,9,
bei 80°: 118, bei 100°: 203,3 Teile Kupfervitriol. Den Gehalt der Lösungen von verschiedenen spezifischen Gewichten (15°) an kristallisiertem
Kupfervitriol zeigt folgende Tabelle:
Proz.
Spez. Gew.
0
1,000
1
1,007
2
1,013
3
1,020
4
1,027
5
1,033
6
1,040
7
1,048
8
1,055
9
1,062
10
1,069
11
1,076
12
1,084
13
1,091
14
1,096
15
1,114
16
1,121
17
1,129
18
1,129
19
1,137
20
1,144
21
1,152
22
1,160
23
1,169
24
1,177
25
1,185
In Alkohol ist Kupfervitriol unlöslich. Er verwittert in trockner Luft oberflächlich, wird bei 200° wasserfrei
und weiß und zerfällt erst in starker Glühhitze in
¶
Dorf im preuß. Regierungsbezirk und KreisOppeln,
[* 53] an der Brinitze, hat eine evang. Kirche,
ein Amtsgericht, eine Glashütte, bedeutenden Holzhandel und (1885) 1072 Einw.
die über meist runden Gebäuden oder runden Gebäudeteilen errichtete, nach der Form einer Rotationsfläche
gebildete Deckenkonstruktion aus
Stein, Holz
[* 54] oder Eisen, in deren Scheitel sich gewöhnlich eine runde Lichtöffnung
befindet, die entweder durch ein Glasfenster (Oberlicht) geschlossen, oder mit einem kleinen runden, an den Seiten mit Fenstern
versehenen Türmchen (Laterne) überbaut wird. Als Erzeugungslinie der Rotationsfläche dient meist die Kreislinie (Kreissegment
oder Halbkreis) zu steinernen und hölzernen, die gemeine oder kubische Parabel
[* 55] zu eisernen Kuppeln (parabolische Kuppel). Wird
eine Kuppel mit kreisförmigem Horizontalschnitt über einem quadratischen Raum angebracht, so entsteht die Hängekuppel.
Über diese sowie über das Kuppelgewölbe s. Gewölbe.
[* 56] Die ersten kuppelartigen Decken finden wir bei den Griechen, wo dieselben
aus allmählich enger werdenden, ringförmigen horizontalen Steinlagen bestanden. Die ersten wirklich gewölbten Kuppeln scheinen
der Diadochenzeit anzugehören, von denen uns zwar kein Überrest geblieben ist, die aber, wie die Rundbauten
von Alexandria u. a., überwölbte, mit Marmor bekleidete Backsteinbauten gewesen zu sein scheinen.
Bei den Römern bildete sich der Bau gewölbter Kuppeln weiter aus, unter welchen die über dem Panthéon in Rom
[* 57] (s. Tafel »Baukunst
[* 58] V«,
[* 59] Fig. 14-16) eine der ältesten ist. Dieser ursprünglich zu den Thermen des Agrippa gehörende, zugleich
dem Jupiter Ultor geweihte Bau wurde unter Augustus von Valerius von Ostia aufgeführt und bildet einen Kuppelbau von 132 Fuß
innerm Durchmesser und ebensoviel lichter Höhe. Die Umfangswand enthält im Innern acht abwechselnd rund und rechteckig
ausgetiefte Nischen, wovon eine für den Eingang durchbrochen ist, während die übrigen sieben auf Postamenten stehende Götterbildnisse
aufnahmen.
Die über die Nischen sich hinziehende, mit Pilasterstellung kombinierte Attika ist nach Adler
[* 60] wahrscheinlich unter Septimius Severus
eingefügt, während die Nischenoben früher durch Halbkreisbogen abgeschlossen waren und je zwei korinthische Säulen
[* 61] mit durchlaufendem Gebälk enthielten, worauf die von Plinius erwähnten zwei zur Unterstützung jener Halbkreisbogen dienenden
Karyatiden standen. Die durch reiche Kassetten gegliederte Kuppel enthält oben eine Öffnung von 27 FußDurchmesser, während
sich vor dem Eingang ein dreischiffiger, mit Tonnengewölben überspannter, mit Giebeldach überdeckter und in der Fronte auf
acht korinthischen Säulen ruhender Portikus befindet. Eine höhere Ausbildung erfuhren die Kuppeln in der
altchristlichen Baukunst. Das berühmteste Denkmal dieser Zeit ist die Flachkuppel der Sophienkirche (s. Tafel »Baukunst VII«,
[* 62] Fig. 9) in Konstantinopel,
[* 63] welche zur Anwendung des Kuppelbaues auch in einzelnen Gegenden Italiens,
[* 64] besonders in Ravenna und
Venedig,
[* 65] sowie in Deutschland, besonders bei Überwölbung der Vierung romanischer Kirchen, Veranlassung
gab.
Dieser unter Justinian von Anthemios von Tralles ausgeführte Bau bildet ein Rechteck von 228 FußBreite
[* 66] und 252 FußLänge, dessen 110 Fuß
breites Mittelschiff von einer ganzen in der Mitte und zwei halben Kuppeln zu beiden Seiten bedeckt wird,
an welch letztere sich wieder je drei mit Halbkuppeln überwölbte Nischen anschließen. Die nach Osten und Westen gelegene
Nische unter den letztern enthält bez. den Altar
[* 67] und den nach der Vorhalle führenden Eingang. Die über dem quadratischen
Mittelraum errichtete Hauptkuppel bildet eine auf vier mächtigen Bogenzwickeln ruhende sogen.
Hängekuppel, welche im Scheitel geschlossen und durch eine umlaufende Fensterreihe seitlich erleuchtet
wird.
¶
mehr
Die Seitenwände sind unterhalb der Bogenzwickel durch zwei Säulenstellungen oben nach den für die Frauen bestimmten Emporen,
unten nach den Nebenschiffen geöffnet. Der gotische Stil verdrängte den Kuppelturm in Deutschland, während er denselben
in andern Ländern, freilich als widerstrebendes Element, in sich aufnahm. Die höchste technische und architektonische Ausbildung
erhielt die in der modern-italienischen Baukunst. Brunellescos auf dem Dom zu Florenz fand Nachahmung in dem
berühmtern Kuppelbau der Peterskirche (s. Tafel »Baukunst XI«,
[* 69] Fig. 2 u. 3) in Rom, dem gepriesenen Muster der katholischen
Kirchenbaukunst, dem auch die Paulskirche in London
[* 70] nachgebildet ist.
Eine der schönsten modernen Kuppeln hat der Dom der Invaliden in Paris.
[* 71] Die moderne italienische Kirchenkuppel seit Michelangelo
ruht meist auf einem sogen. Cylinder oder Tambour, einem runden oder eckigen Unterbau, der mit einer ReiheFenster und von außen mit einer Kolonnade versehen ist. Das Innere der Kuppel ist in Felder oder Kassetten geteilt oder mit Fresken
geschmückt. Gewöhnlich ist die innere Schale der Kuppel bedeutend niedriger als die äußere. Eine der schönsten neuern Kuppeln
in einem Profanbau ist die Kuppel am Museum zu Berlin, die jedoch an Kolossalität der Verhältnisse von der
Kuppel der Befreiungshalle bei Kelheim übertroffen wird. Im 16. Jahrh. konstruierte Philibert de l'Orme mittels einzelner
Tragrippen aus Bohlen die ersten hölzernen Kuppeln, welche jedoch wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit und Feuersicherheit
nur vereinzelte Nachahmung fanden. Dagegen haben die eisernen Kuppeln zuerst bei Überdachung eines Vierungsturms
am Dom zu Mainz
[* 72] durch Moller um 1830 und später, insbesondere bei Überdachung von Gasometern, in Berlin durch Schwedler in den
70er Jahren Anwendung gefunden und seitdem eine hohe technische Ausbildung, namentlich bei Ausstellungsgebäuden, erfahren,
welche zu den kühnsten Konstruktionen geführt hat.
(lat. Lenocinium), die vorsätzliche Vermittelung und Beförderung der Unzucht. Dieselbe erscheint als strafbares
Vergehen (einfache Kuppelei), wenn sie gewohnheitsmäßig oder aus Eigennutz durch Vermittelung oder durch Gewährung oder Verschaffung
von Gelegenheit zur Unzucht begangen wird, und
soll nach dem deutschen Strafgesetzbuch mit Gefängnis von 1 Tag bis zu 5 Jahren
bestraft werden; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden.
Als Verbrechen, dessen bloßer Versuch schon strafbar ist, erscheint die Kuppelei (schwere Kuppelei) dann, wenn dabei hinterlistige Kunstgriffe
angewendet wurden, oder wenn der Schuldige zu den Personen, mit welchen die Unzucht getrieben worden,
in dem Verhältnis von Eltern zu Kindern, von Vormündern zu Pflegebefohlenen, von Geistlichen, Lehrern oder Erziehern zu den
von ihnen zu unterrichtenden oder zu erziehenden Personen steht. Die Kuppelei wird alsdann, selbst wenn sie weder gewohnheitsmäßig
noch aus Eigennutz verübt wurde, mit Zuchthaus von 1 bis zu 5 Jahren und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
bestraft; auch kann auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden.
[* 68] Verbindungsglieder zwischen den einzelnen Stücken langer Wellenleitungen. Man unterscheidet feste, bewegliche
und lösbare oder Ausrückkuppelungen. Die erstern stellen zwischen je zwei Wellenstücken eine starre
Verbindung her. Man stellt an sie hauptsächlich zwei Anforderungen, nämlich einfache Konstruktion und Vermeidung aller vorstehenden
Kanten und Ecken, an welchen die Arbeiter mit den Kleidern hängen bleiben und bei der Rotation der Kuppelungen mit herumgenommen werden
könnten.
Die gebräuchlichsten festen Kuppelungen sind: die Muffenkuppelung, bestehend aus einer über die Enden zweier aneinander stoßender
Wellenenden geschobenen und mit diesen durch einen Längskeil verbundenen Muffe;
die Scheibenkuppelung
[* 68]
(Fig. 1 u. 2), zwei
Scheiben a und b, deren je eine auf einem Wellenende c und d verkeilt wird, worauf durch Zusammenschrauben
beider Scheiben die Verbindung der Wellenstücke hergestellt wird;
die Schalenkuppelung
[* 68]
(Fig. 3 und 4), bestehend aus einer
der Länge nach geteilten Hülse,
[* 76] deren beide Hälften a und b, durch Flantschen e e und ff und Schrauben
[* 77] aneinander befestigt,
die beiden Wellenenden c und d umschließen, wobei die Schraubenköpfe zwischen den Flantschen, den Längsrippen
g h und den Schei-