gewundene
Antheren, die bisweilen bei paarweiser
Verwachsung zweifächerig werden oder auch, wie bei
Cyclanthera, sämtlich
zu einem einzigen ringförmigen Pollenbehälter verschmelzen können. Der meist unterständige, nur bei dem
Türkenbund, einer
Spielart des Kürbisses, halboberständige
Fruchtknoten wird von 3-5 völlig verschmolzenen Karpiden gebildet und durch die
sich von der Mitte nach außen zurückschlagenden zweischenkeligen
Samenträger in doppelt so viele
Fächer
[* 2] geteilt; selten ist der
Fruchtknoten einfächerig mit einer einzigen grundständigen
Samenknospe.
Der meist kurze
Griffel trägt 3 bis 5 fleischige
Narben. Die in der
Regel zahlreichen
Samenknospen sind umgewendet und horizontal.
Die
Frucht stellt eine große, vielsamige
Beere dar, deren Scheidewände sich zu einem die
Fächer ausfüllenden
Fruchtbrei auflösen, in welchem die
Samen
[* 3] liegen. Diese sind zusammengedrückt;
ihre
Schale bildet eine äußere saftige,
später eintrocknende und hautartig werdende
Schicht;
der gerade
Keimling hat große, flache, blattartige
Kotyledonen, deren
Zellen reich an fettem
Öl sind, und ein kurzes Würzelchen.
Vgl. Naudins zahlreiche
Abhandlungen über die in »Annales des sciences naturelles«, 4.
Serie.
Diese
Familie besteht aus über 500 meist tropischen
oder subtropischen
Arten, zumal
Ostindiens; viele enthalten einen
Bitterstoff, der, wo er in großer
Menge vorhanden ist, heftig
purgierend und brechenerregend wirkt
(Koloquinte).
Landschaft in
Zentralasien,
[* 7] zwischen dem Thianschangebirge im
S. und dem
Boro-Choro, dann Irenchabirgagebirge
im N., wird im W. von
Turkistan begrenzt und in seiner ganzen
Länge vom Ilifluß durchzogen. Infolge des
Aufstandes der
Dunganen
von den
Russen 1871 besetzt, wurde Kuldscha 1881 wieder an
China
[* 8] zurückgegeben; doch behielt Rußland ein Gebiet von 11,288 qkm
(205 QM.), so daß die chinesische
Provinz Kuldscha jetzt nur 59,925 qkm (1088,3 QM.)
mißt und etwa 70,000 Einw. zählt.
Die
Bevölkerung betrug 1878:12,500
Personen, meist Mohammedaner. Neben zahlreichen
Moscheen gibt es 2 buddhistische
Tempel,
[* 17] eine
römisch-katholische und eine griechisch-kath.
Kirche. Rußland unterhält hier einen
Konsul mit einer militärischen
Eskorte. Die Stadt hat eine nicht unbedeutende
Industrie und ist der kommerzielle
Mittelpunkt der ganzen westlichen
Mongolei;
hierher kommen die
Karawanen von
Bochara, Chokand u. a. Etwa 40 km westlich liegt Neu-Kuldscha, das, 1764 von
den
Mandschu gegründet, sich zu großer
Blüte
[* 18] erhob, aber während des Dunganenaufstandes 1866 gänzlich zerstört wurde.
Vgl.
Dsungarei und
Ili.
Von den französischen
Kolonien importierte
Réunion zuerst 1860,
Guayana und
Französisch-Westindien 1873 und in
demselben Jahr auch
Surinam ostindische Kulis. Nach dem dänischen Ste.-Croix kamen dieselben 1864.
In dem Zeitraum 1842 bis 1870 wanderten
523,535 Kulis aus, und 112,178 kehrten wieder zurück; 1874-84 wanderten 171,347 aus, davon über
Kalkutta
[* 19] 126,890, der Rest
über
Madras,
[* 20]
Bombay
[* 21] und französische Häfen. Nur in den letztern dürfen jetzt Kulis für die französischen
Kolonien angeworben werden. Es befanden sich 1883 in den britischen
Kolonien 429,400 (davon 248,000 in
Mauritius), in den französischen
Kolonien
(Réunion und
Westindien)
[* 22] 73,000, in
Surinam 4156, in Ste.-Croix 87 Kulis.
Die in die
Heimat Zurückkehrenden bringen oft bedeutende Ersparnisse mit sich. In
China drängte die
Dichtigkeit
der
Bevölkerung von jeher zum Aufsuchen überseeischer Arbeitsfelder.
Daher begann mit der
Entdeckung von
Gold
[* 23] in
Kalifornien
und
Australien
[* 24] seit 1850 schnell eine bedeutende
Auswanderung nach diesen
Ländern, die aber infolge der rohen Ausschreitungen
der dortigen weißen
Bevölkerung und der ihr auch seitens der
Regierungen bereiteten Hindernisse in jüngster
Zeit bedeutend abgenommen hat; die Zahl sämtlicher
Chinesen in den
Vereinigten Staaten
[* 25] belief sich 1880 auf 104,541
Seelen.
Viele wandten sich auch nach dem benachbarten
¶
mehr
Britisch-Amerika, dort zählte man 1881: 4383 chinesische Kulis. In Australien und Neuseeland war die Zahl chinesischer Kulis
früher eine weit größere; 1881 zählte man aber nur 43,706, so viel wie Victoria
[* 27] früher allein beherbergte. Hier hat das
Fallen der
[* 28] Erträge der Goldfelder und die Einwanderung erschwerende Bedingungen (Kopfsteuer etc.) eine solche
Verminderung bewirkt. Während diese Auswanderung eine durchaus freiwillige war, nahm dieselbe mit Eröffnung der chinesischen
Häfen durch den Frieden von Peking
[* 29] (1860) einen ganz andern Charakter an. Macao wurde der Mittelpunkt für die Auswanderung nach
solchen Ländern, welche Arbeiter für ihre Baumwoll- und Zuckerplantagen bedürfen, und der Sammelplatz für
die mit den verwerflichsten Mitteln, selbst durch Menschenraub Zusammengebrachten.
Indes schritten die englischen Behörden in Hongkong seit 1872 gegen die Schiffe,
[* 30] welche mit geraubten Kulis Macao zusteuerten,
sehr energisch ein, und auch China erhob Beschwerde bei der portugiesischen Regierung, so daß die letztere sich
genötigt sah, den Kulihandel in Macao gänzlich abzuschaffen. Diese Auswanderer erfuhren in Peru,
[* 31] wo 1876 sich
50,032 Kulis befanden, und in Cuba (1882: 48,811) sowie in Kolumbien, wo bei den Eisenbahnarbeiten auf der Landenge von Panama
[* 32] chinesische Kulis in Massen hinstarben, die schmählichste Behandlung; eine menschenwürdige wurde ihnen in Peru und in den
spanisch-amerikanischen Besitzungen erst durch die seitens Chinas mit Peru und mit Spanien
[* 33] abgeschlossenen
Verträge gesichert. In jüngster Zeit hat auch eine zunehmende Auswanderung nach Hawai
[* 34] stattgefunden, wo 1884 sich 17,939 chinesische
Kulis befanden.
Vgl. Beta, Der Kulihandel (in »Unsere Zeit« 1871);
(poln. Kulig), eine poln. Fastnachtsbelustigung, welche
bis zum Donnerstag vor dem Palmsonntag fortgesetzt wird und darin besteht, daß ein Gutsbesitzer mit seiner Familie den Nachbar
für einige Tage besucht, dann mit diesem sich auf den nächsten Gutshof begibt und so fort, bis die Runde
beim ganzen Kulik-Klub gemacht ist, wobei die Zahl der Gäste zuweilen auf 100 Personen steigt.
(franz. coulisse), eigentlich Nute oder Falz,
[* 36] worin sich etwas auf- und abschiebt, daher Kulissentisch, s. v. w.
Ausziehtisch; dann besonders die die Seitenwände oder Flügel einer Bühnendekoration bildenden beweglichen
Teile (s. Theater).
[* 37] Ferner eine Vorrichtung an Dampfmaschinen,
[* 38] durch welche der Expansionsgrad des Dampfes mit Hilfe von Exzentrik
[* 39] und Schieber verändert wird; auch eine rinnenförmige Führung für die geradlinige Bewegung eines Maschinenteils; bei Wasserrädern
eine Vorrichtung zur Regelung des Wasserzuflusses.
In der Börsensprache bezeichnet man mit Kulisse die Gesamtheit der Kulissiers (franz.
coulissiers), d. h. der Börsenspekulanten, welche ohne Vermittelung der beeidigten Makler hauptsächlich Differenzgeschäfte
machen. Den Gegensatz zur Kulisse bildet das Parkett, das Geschäft durch die offiziell bestellten Makler. An der PariserBörse darf
die Kulisse nicht im Innern des Börsengebäudes, sondern nur an den Eingängen ihr Geschäft betreiben. Auch
beschränkt die Kulisse ihre Thätigkeit auf eine kleine Anzahl von Papieren, namentlich solche, die starken Wertschwankungen unterliegen.
Die Kulissiers machen die Abschlüsse zum großen
Teil nicht für eigne Rechnung, sondern als Kommissionäre, d. h. in eignem
Namen, aber fremdem Auftrag. Vgl. Agiotage.
(spr. -isch), Pantjeléimon Alexandrowitsch, kleinrussischer
Dichter und Schriftsteller, geb. zu Woronesh, studierte in Kiew,
[* 40] war dann Lehrer an der Adelsschule von Luzk inWolhynien,
später in Kiew und bereiste 1844-45 das kiewsche Gouvernement, wo er Materialien für sein berühmtes Werk »Notizen über Südrußland«
(Petersb. 1856-57, 2 Bde.)
sammelte. Im J. 1843 wurde er nach Rowno in Wolhynien versetzt, nach wenigen Jahren aber als Gymnasiallehrer
nach Petersburg
[* 41] berufen und zugleich zum Lektor der russischen Sprache
[* 42] an der dortigen Universität ernannt.
Als er auf Anlaß der Akademie der Wissenschaften sich nach Prag
[* 43] begeben wollte, um sich dort für die ihm zugedachte Professur
der slawischen Litteratur an der PetersburgerUniversität vorzubereiten, wurde er unterwegs in Warschau
[* 44] wegen angeblicher Verbreitung liberaler Ideen verhaftet und nach Abbüßung einer mehrmonatlichen Festungshaft nach Tula verbannt.
Erst mit der Thronbesteigung Alexanders II. erhielt er seine Freiheit und die Erlaubnis zu schriftstellerischen Arbeiten zurück.
Um jene Zeit erschien von ihm, außer dem oben genannten Werk, sein historischer Roman »Czorna Rada« (1857),
ferner die kleinrussisch geschriebenen »Predigten des Hreczulewicz« (1857) und ein Elementarbuch für den Volksunterricht
(1858). Von einer Reise nach Italien
[* 45] zurückgekehrt, veröffentlichte er 1862 seine »Morgenunterhaltungen«,
eine Sammlung kleinrussischer Gedichte, übersetzte 1869 die fünf Bücher Mosis ins Kleinrussische und war 1871 bei
der WienerAusgabe der vier Evangelien in kleinrussischer Sprache vorzugsweise beteiligt. Mit besonderer Liebe hat er sich auch
mit der vaterländischen Geschichte beschäftigt und bereits 1861 eine populäre Darstellung der Chmelnizkyschen Kriege veröffentlicht,
der als sein letztes Werk die »Geschichte der Wiederherstellung der russischen
Union« (Petersb. 1874, 3 Bde.)
folgte. In weitern Kreisen der Slawenwelt hat sich Kulisz namentlich dadurch bekannt gemacht, daß er die phonetische Orthographie,
die sich seit Anfang des 19. Jahrh. in der Ukraine einzubürgern begann, zu fixieren und der Aussprache zweckmäßig anzupassen
versuchte.
Theodor, Klavierspieler und Musiklehrer, geb. zu Krotoschin in der ProvinzPosen,
[* 46] erhielt seinen ersten Klavierunterricht auf Veranlassung des Fürsten A. Radziwill in Posen von Albrecht Aghte und zeitweilig
in Berlin
[* 47] von Greulich, bildete sich später, nachdem er am Gymnasium in Züllichau und an der UniversitätBerlin sein wissenschaftliches
Studium vollendet hatte, in Wien
[* 48] unter Leitung Czernys (Klavier) und Sechters (Komposition) weiter aus und
trat 1842 in letzterer Stadt sowie in verschiedenen andern StädtenÖsterreichs unter großem Beifall als Virtuose und Komponist
auf. Im nächsten Jahr kehrte er infolge einer Aufforderung, den Klavierunterricht der PrinzessinAnna von Preußen
[* 49] zu übernehmen,
nach Berlin zurück, wo er nach kurzer Zeit zu einer hervorragenden, ja dominierenden Stellung gelangte
und 1846 zum Hofpianisten ernannt wurde. Nach dieser Zeit trat bei Kullak, ungeachtet der von ihm errungenen glänzenden
Erfolge im Konzertsaal, mehr und mehr die pädagogische Thätigkeit in den Vordergrund und dies besonders entschieden, nachdem
er 1850 gemeinschaftlich mit Jul. Stern und A. B. Marx das Konservatorium der Musik ins Leben gerufen hatte,
dem er seine ganze
¶
mehr
Kraft
[* 51] widmete bis 1855, wo er sich von den Genannten trennte, um die unter dem Namen »NeueAkademie der Tonkunst« bis zu seinem
Tod geleitete Musikschule zu eröffnen. Das äußere Gedeihen dieser Anstalt, deren Schülerzahl in den letzten Jahren stets
tausend überstieg, sowie die lange Reihe der aus ihr hervorgegangenen Künstler legen von der genialen
pädagogischen Befähigung Kullaks vollgültiges Zeugnis ab. Zugleich aber dankt ihm die moderne Klaviertechnik, namentlich
das Oktavenspiel, einen wesentlichen Teil ihrer Ausbildung und die Litteratur seines Instruments eine schätzbare Bereicherung
nach seiten des klassischen wie des leichtern Salonstils. Kullak starb in Berlin. - SeinBruderAdolf
Kullak, geb. zu Meseritz, gest. in Berlin, wirkte hauptsächlich als Musikschriftsteller und hat sich besonders
durch seine »Ästhetik des Klavierspiels« (Berl. 1861, 2. Aufl. 1876)
bekannt gemacht. - Sein Sohn Franz Kullak, geb. zu Berlin, erhielt seine Ausbildung durch seinen Vater
und hat sich sowohl als Lehrer wie namentlich als Herausgeber älterer klassischer Klavierwerke (z. B. der Beethovenschen Konzerte,
der kleinen Klavierwerke von Seb. Bach) einen geachteten Namen erworben.
(Kullaberg), Berggruppe im schwed. Län Malmöhus, welche den sogen. Schonenschen Bergrücken
fortsetzend den äußersten Teil der westlichsten, zwischen dem Öresund und der Skelder- oder Kullabucht vorspringenden
Landspitze bildet.
Der Rücken des Kullen ist uneben durch mehrere abgetrennte kleinere Höhen, deren höchster Gipfel 188 m über
das Kattegat sich erhebt, aus rötlichem, gneisartigem Granit besteht und den Seefahrern weit sichtbar ist.
Auf
dem äußersten Felsen, der sich nordwestlich in das Meer erstreckt, ist ein Leuchtturm erbaut.
1) Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Aussig, an der Dux-BodenbacherBahn, 5 km nordöstlich von Teplitz,
mit Schloß und Park, Bierbrauerei,
[* 61] Dampfmühle, ausgedehntem Braunkohlenbergbau und (1880) 1005 Einw.,
berühmt durch die hier 29. und gelieferte Schlacht zwischen den Franzosen unter Vandamme und den verbündeten Preußen
und Russen. Während auf die Nachricht von dem Vormarsch der böhmischen Armee auf
Dresden
[* 62] Napoleon dorthin eilte, entsendete
er Vandamme mit 40,000 Mann nach links, um bei Königstein die Elbe zu überschreiten und durch rasches
Vordringen auf Teplitz dem Feinde den Rückzug abzuschneiden.
Hier wurden die Russen am 29. früh angegriffen und in den Teplitzer Thalkessel auf Kulm zurückgeworfen. Indes bei Priesten sammelten
sie sich wieder, und durch einige österreichische Truppenteile verstärkt, behaupteten sie mit zähster Ausdauer und einem
Verlust von 6000 Mann (dem GrafenOstermann wurde ein Arm weggerissen) ihre Stellung gegen die heftigen AngriffeVandammes. Dieser, im Glauben, daß, wie früher befohlen war, Mortier und Saint-Cyr mit ihren Korps ihm folgten, erneuerte mit
großer Energie am 30. den Angriff auf die Verbündeten, die sich inzwischen durch russische und österreichische Truppen auf
45,000 Mann vermehrt hatten, und welche nun Barclay befehligte.
Alles, was nicht niedergehauen wurde, geriet in Gefangenschaft; nur wenige entkamen in die Gebirge. Vandamme selbst nebst den
GeneralenHaxo und Guyot mußte sich mit 10,000 Mann den Siegern ergeben. 5000 Franzosen waren gefallen und 81 Kanonen, 2 Adler,
[* 67] 3 Fahnen
und alle Bagage genommen. Dieser Sieg machte die Niederlage von Dresden wieder gut. DreiDenkmäler bei Arbesau,
ein preußisches (1817), ein 1835 von den Österreichern und ein 1837 von den Russen errichtetes, erinnern an den Sieg von
Kulm.
In dem zwischen den Bewohnern der Stadt und dem Herzog Swantepolk von Pommerellen ausgebrochenen Krieg wurde
Kulm 1244 von letzterm belagert, indessen von den Frauen des Ortes so trefflich verteidigt, daß die Belagerung ohne Erfolg aufgehoben
werden mußte. Kulm wurde später Mitglied der Hansa, beteiligte sich dann an dem Aufstand gegen die Ordensherrschaft und wurde 1466 auf
Grund des zweiten Friedens zu Thorn an Polen abgetreten, von welchem es 1772 an Preußen kam. Das Kulmer Land,
zwischen Weichsel, Drewenz und Ossa, mit unbestimmten Grenzen
[* 73] gegen O., bildet in seinem Hauptteil eine sehr fruchtbare, fast
ebene Landschaft, die nur selten über 120 m ansteigt und zahlreiche Güter enthält. Im Kreis
[* 74] Kulm fanden
neuerlich im archäologischen Interesse erfolgreiche Ausgrabungen statt.
Elisabeth, deutsch-russ. Dichterin, geb. 5. Juli (a. St.) 1808 zu St. Petersburg aus einer deutschen, aus dem Elsaß
nach Rußland eingewanderten Familie, erhielt eine äußerst sorgfältige Erziehung; namentlich wurde auf
den Sprachunterricht die größte Sorgfalt verwandt. Mit ihrem 13. Lebensjahr hatte sie schon eine bemerkenswerte Kenntnis
der russischen, deutschen, französischen, englischen, italienischen, lateinischen und griechischen Sprache erlangt. Sie starb,
kaum 17 Jahre alt, 19. Nov. (a. St.) 1825. Die KaiserinAlexandra Fedorowna und die Großfürstin Helene Pawlowna
errichteten ihr auf ihrem Grab in St. Petersburg ein Denkmal aus karrarischem Marmor. Elisa Kulmann war ein phänomenales Talent, das
Großes geleistet haben würde, hätte der Tod die zarte Blüte nicht vorzeitig gebrochen. Die russische Akademie der Wissenschaften,
welche eine Ausgabe ihrer Werke (Petersb. 1833) besorgte, rühmt an ihr »eine
ungewöhnliche Kunst der Erfindung, Fülle der Phantasie, anziehenden Reiz der Erzählung, eine fließende Schreibart, eine geschmackvolle
und täuschende Nachahmung der alten griechischen Dichter und Adel der Gefühle«.
Sie ist sowohl als Übersetzerin wie auch als Originaldichterin (in russischer, deutscher und italienischer Sprache) hervorgetreten.
Ins Russische
[* 75] hat sie unter anderm Anakreon und Alfieris »Saul« übersetzt sowie viele außereuropäische
und orientalische Märchen in russischer Sprache bearbeitet, ins Deutsche
[* 76] Trauerspiele des russischen Dichters Oserow u. a. übertragen.
Ihre »Sämtlichen Gedichte« mit ausführlicher Biographie wurden von Kulmann F. v. Großheinrich (8. Aufl.,
Frankf. a. M. 1857) herausgegeben; eine Auswahl aus denselben erschien
in Heidelberg
[* 77] 1875.
(Culmbach), Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, am WeißenMain und der LinieMünchen-Bamberg-Hof
der
Bayrischen Staatsbahn, 306 m ü. M., hat 3 evang.
Kirchen, wovon eine den Katholiken zum Mitgebrauch überlassen ist, eine Latein- und eine Präparandenschule, ein Amtsgericht,
ein Forstamt, ein Zentralschlachthaus, 38 Bierbrauereien, darunter 2 Aktienbrauereien (1885 Export 272,523
hl), viele Mälzereien, 4 Kunstmühlen, Zement-, Leinwand- und Plüschfabriken, Ziegeleien, Färbereien und Gerbereien und (1885) 6303 meist
evang. Einwohner. Dabei auf einem Felsen die FestePlassenburg (s. d.). - Die Herrschaft Plassenburg mit der Stadt Kulmbach fiel den
Burggrafen von Nürnberg
[* 78] im 14. Jahrh. aus der Hinterlassenschaft der Herzöge von Meran
[* 79] zu. Die Markgrafschaft
Baireuth,
[* 80] welche 1486 nach der Teilung der fränkischen Fürstentümer entstand, wurde auch nach der zugehörigen Stadt Kulmbach benannt;
deshalb spricht man auch von Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach Insbesondere verdienen diese Bezeichnung die Nachkommen des MarkgrafenGeorgAlbrecht von Kulmbach (gest. 1666), welche 1726 in der Markgrafschaft
Baireuth folgten und 1769 mit FriedrichChristian erloschen.
Vgl. Huther, Kulmbach und Umgebung (Kulmbach 1886).
(neulat.), eigentlich Erreichung des höchsten oder Gipfelpunktes; speziell
in der Astronomie
[* 87] der Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet die obere und die untere
Kulmination. Erstere findet auf der nördlichen Halbkugel auf der Südseite des Pols statt, die letztere auf der Nordseite, aber oberhalb
des Horizonts nur bei den Zirkumpolarsternen (vgl. Himmel,
[* 88] S. 545). Die Kulminationshöhe, vermindert um die Äquatorhöhe, ist
die Deklination des Sterns; der Unterschied der Kulminationszeiten zweier Sterne ist gleich ihrer Rektaszensionsdifferenz. Kulminieren,
den höchsten Punkt erreichen, gipfeln.
Nebenfluß der Save, entspringt im O. des KrainerSchneebergs, wird bei Karlstadt schiffbar und mündet nach 334 km
langem Lauf, wovon 160 km schiffbar sind, bei Sissek, links. Am siegten an der Kulpa die Ungarn
[* 90] über die Türken.
(neulat., engl.), jedes durch Spann- oder
Dampfkraft betriebene Bodenbearbeitungsgerät, speziell ein mehrschariges Gerät, welches den Boden lockert,
die Unkräuter vertilgt oder bestimmte Arbeiten der Bodenkultur, wie z. B. das Behacken der Pflanzen, ausführt. Letzterer Aufgabe
entsprechen freilich in vollkommnerer Weise die Pferdehacken (s. Pferdehacke), da dieselben gleichzeitig mehrere Zwischenräume
von Reihenpflanzen, wie gedrilltes Getreide, Rüben oder Zichorien, bearbeiten; trotzdem finden die Kultivatoren
mannigfache Anwendung für diesen Zweck.
Der bekannteste Kultivator, namentlich zur Tiefkultur und zur Zerstörung tief wurzelnder Unkräuter, ist der von dem englischen Fabrikanten
Coleman konstruierte
[* 89]
(Fig. 1), welcher infolge seiner zweckmäßigen Anordnung die ausgedehnteste Anwendung findet. Er besitzt
ein eisernes Gestell, welches durch drei in vertikaler Richtung stellbare Räder getragen wird. In demselben
sind in zwei Reihen 5 oder 7, zuweilen auch 9 Scharen angeordnet, welche durch einen gemeinschaftlichen
Hebel
[* 91] aus dem Boden gehoben
und durch Verstellung dieses Hebels in einem Kreissegment zu beliebigem Tiefgang eingestellt werden können. Die zugehörigen
Bodenbearbeitungsinstrumente
[* 89]
(Fig. 2) werden in mannigfaltigster Form verwendet, und man
bezieht in der Regel mit dem Kultivator eine größere Anzahl dieser Scharen, welche auf den Stielen aufgeschoben und mittels hölzerner
Stifte befestigt werden.
Diese Anordnung gewährt gegenüber den mit den Stielen aus einem Stück gefertigten Scharen den Vorteil, daß, wenn das Gerät
auf ein Hindernis, z. B. einen größern Stein, stößt, ein Abbrechen des schwer zu erneuernden Scharstiels
unmöglich gemacht wird, da der hölzerne Bruchstift eine geringere Widerstandsfähigkeit als dieser besitzt und demnach
abgeschnitten wird. Die in
[* 89]
Fig. 2 dargestellten spitzen Scharen dienen vornehmlich für Boden, welcher durch die Arbeit des
Kultivators von Unkräutern gereinigt werden soll, während die breiten Scharen hauptsächlich zur tiefen
Lockerung des Untergrundes benutzt werden.
Der in
[* 89]
Fig. 3 dargestellte Kultivator dient zum Bearbeiten der Zwischenräume von Hackfrüchten. Die Gesamtdisposition ist die eines
gewöhnlichen Pflugs mit Stelzrad; zur Bodenbearbeitung dient zunächst eine Grubberschar mit aufsteigenden Seitenflächen,
welche eine ähnliche Wirkung ausüben wie ein Häufelpflug. Unmittelbar dahinter folgen zwei flache, an
vertikalen Stielen stellbare Messer
[* 92] zum Abschälen der obersten harten Erdkruste; dieselben können in dem Gestell nach der
Seite hin verschoben werden, um je nach dem Abstand der beiden Pflanzenreihen die Arbeitsbreite zu regulieren. Den Schluß
bildet eine kleine Egge,
[* 93] welche die durch den Häufler und die Schälmesser aufgeworfene Erde gleichmäßig
ausbreitet. Die äußere Anordnung dieses wertvollen Geräts ist nicht immer die nämliche, wie sie in
[* 89]
Fig. 3 dargestellt
ist; häufig werden für andre Zwecke in dem nämlichen Gestell die mannigfaltigsten Kulturwerkzeuge einge-
Fig. 2. Bodenbearbeitungsinstrumente
des Colemanschen Kultivators.]
¶
mehr
schaltet. In dieser Weise ist z. B. der Sacksche Universalpflug konstruiert, welcher ebensowohl zum Pflügen wie zum Kultivieren
benutzt werden kann.
Die Versuche, den Bodenbearbeitungsgeräten anstatt des geradlinig fortschreitenden Ganges eine rotierende Bewegung zu erteilen,
sind bis jetzt durchweg gescheitert. Namentlich wurden diese Versuche bei den Kultivatoren angewendet, und es schien
auch eine Zeitlang, als sollten einige derselben, z. B. der früher vielgenannte Comstocksche
rotierende Kultivator, praktischen Erfolg erringen. Die Arbeit desselben war eine in jeder Hinsicht vollkommene; der Boden wurde derartig
gekrümelt und gleichmäßig durchgearbeitet, wie dies durch kein andres Gerät erzielt werden konnte. Trotzdem konnte derselbe
keine Verbreitung finden, da er zu kostspielig war und die Abnutzung der bewegenden Teile zu erheblich
ausfiel.
(lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgend einer Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes,
z. B. Kultur des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des geistigen
Lebens der Menschen.
Nur in diesem Sinn wird das Wort gebraucht, wenn von den Anfängen oder der Geschichte der Kultur die Rede ist.
S. Kulturgeschichte.
die Geschichte des innern Lebens der Menschheit in seiner natürlichen Entwickelung sowohl nach der
materiellen als besonders nach der geistigen Seite, im Gegensatz zu der früher schlechthin als Weltgeschichte
bezeichneten politischen oder Staatengeschichte, ein
jüngerer, aber in neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe gepflegter Zweig
der allgemeinen Geschichtschreibung. Man hatte früher allzusehr den Einfluß einzelner Persönlichkeiten auf die Geschicke
der Völker und selbst der Gestaltung des intimen Lebens derselben in den Vordergrund gestellt, eine sehr
natürliche Erscheinung, wenn man bedenkt, daß ehemals die Fürsten und Machthaber nicht nur häufig selbst (wie z. B. Julius Cäsar)
die Geschichte ihrer Thaten geschrieben haben, sondern auch stets einen bedeutenden Einfluß auf die Geschichtschreibung
behielten, indem sie dieselbe von besoldeten Staatshistoriographen besorgen ließen.
Diese Art der Geschichtschreibung schlägt aber naturgemäß den Einfluß der einzelnen Persönlichkeit auf die Geschichte
der Völker zu hoch an, sie vergißt, daß auch die leitende Persönlichkeit mehr oder weniger nur ein Kind ihrer Zeit zu sein
pflegt, sie artet gar leicht in Heroenkultus oder Parteilichkeit aus und vernachlässigt das Studium der
Völker nach ihrem allgemeinen sozialen und geistigen Zustand, als ob es sich bei ihnen um willenlose, nach jeder Richtung
lenkbare Massen handelte, deren Auge
[* 95] und Verstand in der Regierung allein verkörpert wären, und denen fast jede Individualität
abginge. Obwohl für eine solche Auffassung der Geschichte in den Anfängen der Kultur eine gewisse Berechtigung
liegen mag, sofern wirklich die meisten Völker mit Zuständen in die Geschichte eintraten, in denen sie von einzelnen begabten
Personen gelenkt und einer höhern Kultur entgegengeführt werden mußten, so zeigt sich die Schwäche der erstern Art von Geschichtschreibung
sogleich in der Schilderung derjenigen
¶