(Kschatriya), in der brahmanischen Kastenordnung der zweite
Stand im altindischen
Staate, die
Krieger umfassend,
denen die
Könige und
Fürsten beigesellt wurden.
In der Gegenwart sind die in den Kastenlisten verschwunden, dagegen ersetzt
durch
Radschputen, ein
Name, der seit der christlichen Zeit vielen Volksstämmen und Geschlechtern gegeben wurde, welche
sich durch kriegerischen
Sinn und militärische Erfolge auszeichneten. Es beanspruchen noch
Geschlechter die Abstammung von
alten Kschatria, die
Stammbäume sind aber erfunden.
(Ctenophora,Rippenquallen, Kammquallen),
Klasse der
Cölenteraten (s. d.), frei schwimmende
Tiere von gallertiger
Konsistenz und kugeliger, walziger, selten bandförmiger Gestalt. Bei den kugeligen oder walzigen
Formen
liegt die Mundöffnung an dem einen
Pol und führt durch ein
Rohr in den zentral gelegenen Magenraum, den sogen. Trichter,
von dem aus, wie bei den
Medusen, sich
Kanäle zur Verteilung der Nährflüssigkeit durch den
Körper hindurch
erstrecken.
Als Bewegungsorgane dienen acht von
Pol zu
Pol ziehende sogen.
Rippen, die mit vielen hintereinander liegenden Ruderplättchen
besetzt sind.
Letztere sind durch Verschmelzung von Wimperhaaren entstanden und vermögen auf- und abzuschlagen. Den Antrieb
zur Thätigkeit erhalten sie von einem eigentümlichen
Organ, das dem
Mund gegenüber am andern
Pol derKugel liegt und ein Häufchen sogen.
Hörsteinein sich birgt. Diese schweben wie auf
Federn auf vier gebogenen Plättchen, erzittern
bei
Reizen von außen und teilen ihre
Erschütterungen durch die Plättchen den
Rippen mit.
Alsdann treten die Ruderplättchen eins nach dem andern rasch in
Aktion und drehen entweder die
Qualle
um ihre
Achse, oder entfernen sie aus dem Bereich des
Reizes. Doch vermögen auch Ktenophoren, welchen jenes
Organ ausgeschnitten ist,
noch zu schwimmen. Über die
Existenz eines
Nervensystems sind die
Ansichten der Zoologen noch geteilt. Die Ktenophoren sind allgemein
Zwitter; Eier
[* 3] und
Same bilden sich an den Wandungen der
Kanäle und gelangen durch den
Mundins Freie. Die
Entwickelung ist meist eine direkte und nur selten mit
Metamorphose verbunden; auch bei den bandartigen Cestiden ist die Jugendform
eine
Kugel, die sich erst später in die
Länge zieht.
Die Ktenophoren sind ausschließlich Meeresbewohner, leuchten gleich den
Scheibenquallen oder
Medusen (s. d.) und
schwimmen wie diese häufig in großen
Scharen an der Oberfläche. Einige sind so ungemein wasserreich und zerfließlich,
daß sie bisher noch allen
Versuchen zur Konservierung widerstanden haben. Am meisten finden sie sich in wärmern Gegenden
vor. Gewöhnlich schwimmen sie mit dem
Mund nach unten gerichtet umher; ihre
Beute ergreifen sie entweder
mit
Tentakeln, oder schlucken sie geradezu in ihren oft weiten
Mund hinein.
Ihre Körpergröße wechselt sehr; in einzelnen
Fällen erreichen sie eine
Länge von nahezu 1 m. Besonders interessant sind
der langgestreckte, bandförmige
Venusgürtel
(Cestus Veneris), die sehr gefräßige Beroe (Beroë ovatus)
und die überaus zarte Chiajea papillosa.
aus
Knidos
in
Karien, Geschichtschreiber, Zeitgenosse
Xenophons, hielt sich 17 Jahre (Anfangs-
und Endpunkt dieses Aufenthalts ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen) am
Hof
[* 6] des Perserkönigs
Artaxerxes Mnemon auf, dessen
in der
Schlacht bei
Kunaxa empfangene
Wunde er heilte. Er erwarb sich hier eine umfassende Kenntnis der Verhältnisse des persischen
Reichs und seiner Geschichte und schrieb unter Benutzung der persischen Geschichtsbücher und
Archive und
auf
Grund der einheimischen
Sagen, nachdem er in seine
Heimat zurückgekehrt war, in ionischem
Dialekt in 23
Büchern seine
»Persica«,
worin er in den sechs ersten
Büchern die Geschichte der assyrisch-babylonischen
Reiche bis zur
Gründung des persischen, in
den sieben folgenden die Geschichte dieses letztern bis zum Ende der
Regierung des
Xerxes, in den übrigen
die Geschichte der folgenden persischen
Könige bis zum Jahr 398
v. Chr. behandelte.
Wir besitzen von dem Werk, dessen Glaubwürdigkeit übrigens von den Alten mehrfach angegriffen wird, nur einen dürftigen
Auszug in der
Bibliothek des Photius und einige ausführlichere
Fragmente bei Diodor,
Athenäos, Plutarch
(»Artaxerxes«) u. a. Das zweite
Buch Diodors, dem wir das meiste, was wir außer den
Monumenten und ihren
Inschriften über die
assyrisch-babylonischen
Monarchien wissen, verdanken, ist fast ganz aus Ktesias genommen. Auch über
Indien schrieb Ktesias eine kleinere
Schrift, wovon sich ebenfalls bei Photius ein dürrer
Auszug vorfindet. Außerdem werden noch einige geographische
Schriften von Ktesias angeführt, von denen gar nichts auf uns gekommen ist. Gesammelt wurden die
Fragmente von
Bekker in der
Ausgabe
des Photius (Berl. 1824), von
Lion
(Götting. 1823), von
Bähr (Frankf. 1824) und von
Müller (im Anhang zur
Ausgabe des Herodot,
Par. 1858).
Auf
KostenSeleukias groß geworden, blieb es bis in das 3. Jahrh.
n. Chr. von Bedeutung.
Von den
Römern
wurde Ktesiphon zuerst unter Trajan (115), dann durch die
Legaten des
Verus (162) und zum drittenmal unter
Septimius Severus (201)
erobert. 637 wurde es durch die Araber unter dem
KalifenOmar geplündert und zerstört.
Von
Ruinen haben
sich nur die eines
Palastes, Tak-i-Kesra genannt, erhalten.
Regentenname von Tsaitien als
Kaiser von
China,
[* 9]
Neffe seines Vorgängers und durch
das
Los zum Herrscher bestimmt.
SeinOnkel und Vorfahr Tingtschih starb im
Alter von 18
Jahren an den
Pocken, was im
chinesischen Amtsblatt als ein »freudiges Ereignis« bezeichnet wird, weil
die Pockenkrankheit in
China (wie ganz
Ostasien) als besondere Gunstbezeigung einer
Göttin gilt. Der neue Herrscher war bei
der Thronbesteigung erst vier Jahre alt und wurde unter
¶
(Kwangsi), Provinz Südchinas, zwischen Hunan und Kueitschou im N., Jünnan im W., Tongking
[* 11] im SW., Kuangtung im O.
und SO., 201,640 qkm (3662 QM.) groß mit (1882)
24,534,118 Einw., ein bergiges und dichtbewaldetes, im N. vom Nanschan begrenztes Land, welches der Sikiang (im Oberlauf Hungschui
genannt) in seiner ganzen Länge von W. nach O. durchzieht. An der Nordgrenze wohnen Miaotse und andre
Reste der Urbewohner des Landes. Die Industrie beschäftigt sich mit Seiden- und Baumwollweberei. Hauptprodukte sind Holz,
[* 12] Indigo,
[* 13] Zucker,
[* 14] Thee und Kassie. Die Hauptstadt Kueilin liegt im NO. S. Karte »China«.
(Kwangtung), Küstenprovinz des südlichen China, nach S. eine Halbinsel (Luitscheu) zur
InselHainan vorstreckend, 233,728 qkm (4244,7 QM.), einschließlich
Hainans 269,923 qkm (4902 QM.) groß mit (1882) 29,706,249
Einw. und eine der dichtest bevölkerten Strecken des Reichs bildend, umfaßt das Gebiet des untern Sikiang, der mit dem von
N. her zufließenden Pekiang und dem von O. kommenden Tungkiang ein durch zahllose Kanäle durchschnittenes,
äußerst fruchtbares Delta
[* 16] bildet.
Trotz der zahlreichen die Provinz durchziehenden Gebirgsketten gehört diese wegen der fruchtbaren Ebenen des Delta und des Niederlaufs
einiger kleinerer Ströme zu den reichsten Produktionsgebieten Chinas. In fast allen Teilen der Provinz, besonders aber im Deltaland,
werden die besten SortenReis gebaut; berühmt ist ferner die Seidenkultur Kuangtungs, die hauptsächlich in den Ebenen zwischen
Kanton und Macao betrieben wird. Ausgedehnte Zuckerplantagen finden sich an den Ufern der zahlreichen Ströme, namentlich des
Tungkiang, sowie auf der gänzlich flachen Halbinsel und den Ebenen im NO. der InselHainan.
Auch am Theehandel Chinas nimmt Kuangtung einen hervorragenden Anteil. Die Landwirtschaft Kuangtungs wendet sich mit Vorliebe den Erzeugnissen
des Handels zu. Tabak,
[* 17] Fächer
[* 18] (das Produkt der Fächerpalme, Chamaerops excelsa), Matten etc. beschäftigen nächst Thee und Seide
[* 19] den Landmann mehr als die Bedürfnisse der eignen Bevölkerung,
[* 20] die nicht selten mit dem Erlös des Handels
aus andern Provinzen bezogen werden (vgl. F. Hirth, China als Produktions- und Handelsgebiet, in der »Österreichischen Monatsschrift
für den Orient« 1877). Man unterscheidet als besondere Bevölkerungsgruppen, deren jede ihren eignen, der andern unverständlichen
Dialekt spricht: die Punti, d. h. ursprünglich Angesessene, oder Kantonesen;
die Hoklo an der Grenze von Fukian, mehrere Stämme der Miaotse in den unzugänglichen Gebirgen der Nordwestgrenze
und die Li, den vermutlichen Rest der vor den Chinesen urangesessenen Bevölkerung Kuangtungs, jetzt nur noch im Innern
von
Hainan anzutreffen.
(Kubanj, bei den Alten Hypanis), Fluß in Kaukasien, entsteht aus zahlreichen Bergquellen, aus dem
Gletscher des Elbrus in 4246 m Höhe, durchströmt als wilder Gebirgsbach den Nordabhang des Kaukasus in nördlicher Richtung,
wendet sich dann nach W. und fällt, ungeheure Sümpfe bildend, in die Kisiltaschbai des SchwarzenMeers, während er zugleich
mehrere Arme durch weite Sümpfe in das Asowsche Meer entsendet. Seine Gesamtlänge beträgt 810 km, die
Breite
[* 26] wächst von 21 m bis zu 213 m im sehr fischreichen Unterlauf, übersteigt jedoch 1 km zur Zeit der Überschwemmungen,
welche dreimal jährlich eintreten. Die bedeutendsten Nebenflüsse sind: die Laba, Bjelaja, Urup, der Große und Kleine Selentschuk.
Bis zur Mündung der Laba ist der Kuban für größere Fahrzeuge schiffbar.
sind kugelig, sehr wenig zugespitzt, von 5 mmDurchmesser, gestielt, runzelig, graubraun oder schwärzlich, häufig aschgrau
bereift. Die Fruchthaut schließt eine harte, glatte, hochgelbe Steinschale ein, in welcher der Same steckt.
Dieser ist aber in der käuflichen, vor derReife gesammelten Ware zu einer schwarzen Masse eingeschrumpft, welche das Fruchtgehäuse
größtenteils leer läßt. Die Kubeben riechen und schmecken durchdringend gewürzhaft kampferartig, aber nicht scharf;
die Fruchtwand hat einen bitterlichen Beigeschmack.
Sie enthalten 6-15 Proz. ätherisches Öl, welches mit Terpentinöl polymer ist und bei 220-250° siedet,
geruch- und geschmackloses, neutrales, kristallisierbares, in kaltem Wasser fast unlösliches Kubebin C33H34O10 (welches
aus dem ätherischen Kubebenextrakt kristallisiert), amorphes, indifferentes Harz und amorphe Kubebensäure; außerdem Gummi,
fettes Öl etc. Die Kubeben werden besonders aus Java nach Singapur
[* 40] gebracht und von dort nach Europa,
[* 41] Nordamerika
[* 42] und Ostindien
[* 43] exportiert. 1872 kamen 3062 Ztr. nach Java.
Die Kubeben wirken in kleiner Dose wie Pfeffer, sie regen den Appetit etwas an und befördern die Verdauung, stören aber beide bei
länger fortgesetztem Gebrauch. GrößereDosen erregen Erbrechen, Durchfall, fieberhaften Zustand etc. Man benutzt
sie jetzt ausschließlich bei Gonorrhöe und meist nur bei chronischem Nachtripper. Auch das ätherische Öl und das ätherische
Extrakt werden benutzt, eine Tinktur nur als Digestivum. Der Name Kubeben stammt aus dem Hindostanischen; in der indischen Volksmedizin
scheinen die Kubeben lange gebräuchlich gewesen zu sein, die arabischen Ärzte des Mittelalters erwähnen sie
als indisches Gewürz, und im 13. Jahrh. bildeten sie einen europäischen Handelsartikel. Auch in späterer
Zeit kommen sie nur als Luxusgewürz vor und wurden selbst im Anfang unsers Jahrhunderts nur als aromatisches stimulierendes
Mittel benutzt. Englische
[* 44] Offiziere, welche in Java dienten, lernten von den Eingebornen die medizinische Hauptwirkung
der Kubeben kennen, und seit 1818 machte man inEuropa von derselben Gebrauch.
hölzernes Gefäß,
[* 55] oben offen, von ziemlich gleicher Weite und Höhe, vielfach Bezeichnung von Hohlmaßen,
z. B. in Zinnbergwerken Maß von 3 Kannen oder 3 Ztr.;
Das Befahren des sehr flachen Sees ist durch die starken Stürme und durch das sich nur in der
Mitte in einem schmalen Streifen hinziehende Fahrwasser höchst gefährlich.
Inhalt, s. v. w. körperlicher oder Rauminhalt. Über die Berechnung des kubischen Inhalts von Prismen, Pyramiden,
Cylindern, Kegeln und Kugeln s. die betreffenden Artikel. Den Inhalt eines beliebigen von ebenen Flächen begrenzten
Körpers findet man durch Zerlegung desselben in Pyramiden, die man einzeln berechnet. Bei krummflächig
¶
mehr
begrenzten Körpern kann man mittels paralleler Ebenen eine Zerlegung in eine große Anzahl dünner Schichten vornehmen, die
man näherungsweise als Cylinder berechnet; genauer noch wird das Resultat, wenn man jede Schicht als einen Cylinder betrachtet,
dessen Basis das arithmetische Mittel aus ihren beiden ebenen Begrenzungsflächen ist.
(Chubilai), Chan, Kaiser der Mongolen und Gründer der mongolischen Dynastie Yüen in China, geb. 1214, Enkel Temudschins,
drang 1250 erobernd in China ein und folgte 1259 seinem Bruder Mangu als Großchan. In langen Kämpfen eroberte er ganz China,
stürzte daselbst 1279 die Dynastie Sung und verlegte seine Residenz nach Peking.
[* 58] Nachdem er seine Herrschaft
auch über Tibet, Pegu und Kotschinchina ausgebreitet, sich zum Buddhismus bekehrt und Ackerbau und Gewerbe in seinem Reich befördert
hatte, starb er 1294. Der venezianische Reisende Marco Polo hielt sich 17 Jahre an seinem Hof auf.
der zur Bereitung der Speisen bestimmte Raum eines Gebäudes. In kleinern, nur von einer
Familie bewohnten Häusern wird dieselbe nach englischer Sitte oft in das Souterrain verlegt, von wo allerlei bei der Bereitung
der Speisen sich entwickelnde Gerüche weniger leicht in die Wohnräume gelangen. In der Regel steht die Küche mit Speisekammer,
Spülküche, Anrichteraum und Küchenstube für den Aufenthalt der Dienstboten in Verbindung. Eine gut
angelegte Küche muß hell, geräumig, im Sommer kühl (also nach N. oder NO. gelegen), vom Vorplatz aus zugänglich, gut ventiliert
und feuersicher sein; sie erhält deshalb einen mit dem Kamin in Verbindung stehenden Rauchabzug und einen wenigstens in der
Nähe der Feuerstelle mit Thonplatten belegten oder mit Blech überzogenen hölzernen Fußboden.
Die Wände der Küchen werden, um abgewaschen werden zu können, am besten mit Ölfarbe oder Wasserglas angestrichen oder mit
Porzellanplatten belegt. Sehr bequem ist die Zuleitung von Wasser zur Küche, sei es aus einem natürlichen Wasserlauf, aus
einem unter dem Dach
[* 60] des Hauses aufgestellten Reservoir oder aus einer künstlichen Wasserleitung,
[* 61] sowie
ein Gußstein zum Ableiten des unreinen Wassers mit Wasserverschluß, um das Eindringen übelriechender Gase
[* 62] aus dem Abflußkanal
zu vermeiden.
Über Kochherd und Kochmaschine s. d. Als Heizmaterial benutzt man Holz, Torf, Braun-, Steinkohlen, Koks und sehr vorteilhaft Grude,
welche eine sehr gleichmäßige, nicht zu starke Hitze entwickelt und daher zur Bereitung der Speisen besonders
geeignet erscheint. In größern Städten kocht man mehr und mehr mit Gas, welches beim Ausströmen mit so viel Luft gemischt
wird, daß es nicht schwärzt. Gaskochapparate sind bei mäßigen Gaspreisen besonders für
die Sommerzeit deshalb empfehlenswert,
weil man bei ihnen die eben erforderliche Menge von Brennmaterial genau abmessen kann, während in den
Kochmaschinen
[* 63] namentlich zum Erhitzen geringer Mengen stets sehr viel Brennmaterial ungenutzt verbrannt wird.
Hiernach empfiehlt sich die sehr verbreitete abwechselnde Anwendung von Kochherden und Gaskochern zur Bereitung der Haupt- und
Zwischenmahlzeiten. Für große Einrichtungen empfehlen sich Dampfkochapparate, neben welchen aber für
gewisse Zwecke stets noch freies Feuer gebraucht wird. Die Kochgefäße bestehen aus glasiertem Thon, dessen Glasur an saure
Speisen kein Blei abgeben darf, aus emailliertem Eisen, Weißblech, Kupfer- oder Messingblech. In neuerer Zeit verdrängen aus
einem Stück Stahlblech gestanzte und emaillierte Gefäße die gelöteten Weißblechgefäße mehr und mehr,
auch führen sich vernickelte Geschirre schnell ein.
Von großem Vorteil ist die Anwendung der Dampfkochtöpfe, in welchen die Speisen unter erhöhtem Dampfe viel schneller gar
werden als in offenen Töpfen. Für viele Zwecke eignen sich auch Blechtöpfe, in welchen das eigentliche Kochgefäß derartig
angebracht ist, daß es nirgends die Wand des äußern berührt. Wird letzteres mit einem gut schließenden
Deckel bedeckt, so ist das Kochgefäß allseitig von heißer Luft umgeben, ohne leicht überhitzt zu werden. Bei Messing- und
Kupfergeschirr ist die Möglichkeit, daß die Speisen kupferhaltig werden, zu beachten.
Außer dem Ort, in welchem gekocht wird, bedeutet Küche auch das Produkt der Kochkunst (z. B. gute Küche, s. v. w.
gut zubereitete Speisen). Man bezeichnet damit aber auch den Charakter der zubereiteten Speisen, die Art und Weise dieser Zubereitung
in den verschiedenen Ländern und unterscheidet französische, englische, italienische, russische, deutsche Küche etc.
Die französische Küche ist die berühmteste und am weitesten verbreitete; fast auf der ganzen
Welt und namentlich in allen Hotels der Großstädte ißt man Speisen, welche auf französische Art zubereitet sind.
Die charakteristischen Merkmale dieser Küche bilden: die Sorgfalt bei der Zubereitung, die Leichtigkeit und der Wohlgeschmack
der Speisen selbst, der Wert, den man auf feine Saucen legt, der Grundsatz, daß nur das beste Material zur
Verwendung gelangen soll, und endlich das Überwiegen der Vor- und Zwischenspeisen (hors d'œuvres, entrées, relevées,
entremets). Die echte französische Küche ist die beste derWelt und hat nach und nach einen ganz wesentlichen Einfluß ausgeübt
auf die Küchen der andern Länder.
Die englische Küche bevorzugt das Solide und Kräftige; große StückeFleisch (Roastbeef, Schinken), in Wasser
gekochtes Gemüse und Pie (Pudding). Namentlich wird in den Häusern des Mittelstandes viel kaltes Fleisch auch zum Mittagstisch
genossen. Zum Fleisch werden sehr scharfe Reizmittel genossen: Pickles, scharfe Pfeffersaucen (die sogen. englischen Saucen)
und andre Würzen. BeimKochen werden Fleisch und die andern Speisen wenig gesalzen; man fügt das Salz und
zwar in großen Quantitäten erst beim Essen
[* 64] hinzu. Daß der Engländer liebe, das Fleisch halbroh zu genießen, ist ein Aberglaube,
entstanden durch den Mißbrauch, den man mit der sogen. »englischen
auf dem Kontinent getrieben hat. Rind- und Hammelfleisch sollen rasch und saftig gebraten sein und beim
Anschneiden eine leichte, rötliche Färbung zeigen. Dagegen verlangt auch der Engländer, daß Kalb- und Schweinefleisch, Geflügel
und Wild richtig durchgebraten werden. Die alte
¶
mehr
englische Küche verschwindet auch in England mehr und mehr; sie ist durch französische Einflüsse und Köche ganz wesentlich
modifiziert worden. Eine deutsche Küche im eigentlichen Sinn des Wortes gibt es nicht; unsre moderne Küche hat von den ausländischen
Küchen mehr entlehnt als die Küche irgend einer andern Nation. Dabei ist oft der Geist des Originals verloren
gegangen und nur die verschwommene, geschmacklose Nachahmung der Form geblieben. Die Küche Norddeutschlands lehnt sich sehr an
England an. Das Fleisch wird meist gebraten genossen.
Die süddeutsche Küche zeichnet sich aus durch gute Suppen, vortreffliches Rindfleisch und durch schmackhaftes Backwerk. Das Fleisch
wird sehr viel gebacken und paniert gegessen: Kalb-, Lämmerfleisch, Geflügel und Fische. Kalbfleisch ist in verschiedener
Zubereitung sehr beliebt, Hammelfleisch dagegen sehr selten, Schweinebraten häufiger. Das Gemüse wird
vernachlässigt, Kartoffeln sind weniger beliebt. Anstatt mit Butter wird viel mit Schweinefett (Schmalz) und Öl gebraten und
gebacken. Das Hauptgewicht wird aber auf die Mehlspeisen gelegt, in deren Zubereitung Ausgezeichnetes geleistet wird.
Donaukreis, OberamtGeislingen, an der Fils, hat eine evang. Pfarrkirche,
eine sehr bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei mit 1000 Arbeitern, eine mechanische Wollspinnerei und Zwirnerei, sehr
gepflegten Obstbau und (1885) 1387 Einw.
(Latinitas culinaria), barbarisches Latein, insbesondere das verderbte, mit vielen der Landessprache
entnommenen Wortstämmen und Redensarten vermischte Mönchslatein des Mittelalters im Gegensatz zu dem wiederhergestellten
echten Latein.
Das berühmteste Denkmal des Küchenlateins sind die »Epistolae obscurorum virorum« (s. d.), worin es in witzigster
Weise satirisch verwendet ist.
Friedrich, Mediziner, geb. zu Buchheim bei Lausigk, studierte seit 1840 in Leipzig
[* 66] und Prag und
ließ sich 1846 in Zittau
[* 67] als Arzt nieder, von wo er 1859 nach Dresden
[* 68] übersiedelte. Nach einer Arbeit über
Eierstockskrankheiten lieferte Küchenmeister eine Untersuchung über Kaninchentyphus, bei welcher er zum erstenmal
den Cysticercus pisiformis, die Netz- und Bauchfinnen der Leporinen, sah. 1852 publizierte er seine »Versuche über die Metamorphose
der Finnen in Bandwürmer«, 1853 die »Entdeckung über die Umwandlung der sechshakigen Brut gewisser Bandwürmer
in Blasenbandwürmer«; auch unterschied er die großen menschlichen Bandwürmer, beschrieb 1853 das Männchen der Krätzmilbe
und beteiligte sich lebhaft an der Trichinenfrage. Er prüfte auch die Wirksamkeit der Wurmmittel, erkannte 1850 die tödliche
Wirkung des Perubalsams auf Krätzmilben
[* 69] und machte Untersuchungen über die Löslichkeit der diphtheritischen
Häute, durch welche das Kalkwasser zu einem Volksmittel wurde.
auch beteiligte er
sich an der Agitation für Feuerbestattung und wurde einer der Hauptbegründer des Krematoriums in Gotha.
[* 70] Er schrieb: Ȇber
Cestoden« (Zittau 1853);
(spr. -tschi), ein vielleicht ursprünglich albanesischer und dem katholischen Glauben zugethaner, jetzt aber
serbisch redender und griechisch-orthodoxer Volksstamm im gebirgigen OstenMontenegros, zwischen der Moratscha und Cjewna (höchster
Punkt der Kutschki Kom, 2445 m). Die südliche Hälfte ihres Gebiets wurde
erst von der Türkei endgültig an Montenegro
[* 72] abgetreten, nachdem ihre Bewohner seit 1876 mit letzterm sich offen
verbunden hatten und auch schon früher so gut wie unabhängig gewesen waren. Die Kuci sind wegen ihrer Kühnheit
und Tapferkeit berühmt und stellen ca. 3000 Krieger ins Feld.
Seit 1862 lebte er ohne öffentliches Amt in Schwerin und starb daselbst. Kücken genießt als Liederkomponist einer ungemeinen
Popularität, welche auch eine wohlverdiente ist, insofern seine zahlreichen Lieder fast ausnahmslos von
frischer, melodiöser Erfindung zeugen und sich, wenn auch nicht durch Tiefe, so doch durch Sangbarkeit und Formvollendung
auszeichnen. Mit seinen ebenfalls zahlreichen Männergesängen hat Kücken wesentlich auf die Ausbildung dieses Kunstzweigs in
Deutschland
[* 80] eingewirkt.
(Cuculus L.), Gattung aus der Ordnung der Klettervögel
[* 81] und der Familie der Kuckucke (Cuculidae),
schlank gebaute Vögel
[* 82] mit kleinem, schwachem, sanft gebogenem, an der Basis breitem Schnabel, langen, spitzen Flügeln, in welchen
die fünfte Schwinge am längsten ist, langem, abgerundetem Schwanz und kurzen, paarzehigen, teilweise befiederten Füßen.
Man findet Kuckucke in der Alten Welt und in Australien;
[* 83] alle sind Wald- oder doch Baumvögel, die nordischen
wandern, die südlichern streifen umher; sie sind unruhig, flüchtig, scheu, leben einsam, nähren sich fast ausschließlich
von Kerbtieren, besonders von deren Larven, vor allem von haarigen
¶
mehr
Raupen, verschmähen aber auch kleine Wirbeltiere nicht und rauben Eier aus den Nestern. Sie brüten nicht selbst, sondern legen
ihre Eier meist einzeln in die Nester andrer Vögel, aus welchen sie dabei ein Ei
[* 85] entfernen, welches öfters verschlungen wird.
Die Erziehung eines Kuckucks hat regelmäßig bei denjenigen Arten, welche ihre Eier in die Nester kleinerer
Vögel legen, immer die Vernichtung der rechtmäßigen Brut zur Folge. Unser Kuckuck (Gauch, C. canorusL., s. Tafel »Klettervögel«)
ist 36 cm lang, 63 cm breit, oben aschgrau, auf der Unterseite grauweiß, Brust und Bauch
[* 86] mit schwärzlichen Querstreifen, auf
dem Schwanz weiß gefleckt; das Auge
[* 87] ist hochgelb, der Schnabel schwarz, die Schnabelwurzel und der Fuß
gelb. Er bewohnt den Norden der Alten Welt, besonders höhere Breiten, steigt auch im Gebirge bis zur Schneegrenze und wandert
südlich bis zu den Sundainseln und Südwestafrika.
Bei uns weilt er von Mitte April bis Anfang September. Obwohl Baumvogel, findet er sich doch auch auf
kahlen Strecken, welche reich an kleinen Vögeln sind, daher am häufigsten in Mischwaldungen und wasserreichen Niederungen.
Er behauptet ein großes Revier, ist stets in Bewegung, fliegt zierlich, schnell, falkenähnlich, bewegt sich aber auf dem
Boden ungeschickt, schreit viel und ist ungemein gefräßig. Das Weibchen durchfliegt die Reviere mehrerer
Männchen, gibt sich jedem hin und lebt nie mit einem einzelnen in längerer Gemeinschaft; doch wird ihm das Revier, in welchem
es sein erstes Ei untergebracht hat, zur engern Heimat, in die es jährlich wie das Männchen zurückkehrt.
Gegen andre Vögel verträglich, verfolgt der Kuckuck seinesgleichen mit blinder Wut, weil er in jedem einen
Nebenbuhler sieht. Er selbst wird von den kleinen Vögeln, denen er seine Eier aufbürdet, beständig angefeindet. Man kennt
ca. 70 Vogelarten, welche gelegentlich Kuckuckseier ausbrüten; am häufigsten aber werden die Nester der Schilfsänger, Stelzen,
Grasmücken und Pieper vom Kuckuck heimgesucht. Die Kuckuckseier sind verhältnismäßig klein, kaum größer
als die des Haussperlings, und immer der Färbung der Eier, mit welchen sie zusammen ausgebrütet werden sollen, sehr ähnlich
(s. Tafel »Eier I«).
[* 3]
Wahrscheinlich legt jedes Weibchen nur in die Nester einer und derselben Art, wahrscheinlich derjenigen, in deren Nest es aufgewachsen
war, und nur im Notfall in die Nester andrer Vögel (wo dann das Kuckucksei durch abweichende Färbung
auffällt), in jedes Nest nur ein Ei, und wenn sich bereits Eier des Pflegers in dem Nest befinden. Wenn möglich, setzt sich
das legende Kuckucksweibchen auf das Nest, sonst aber auch auf die Erde und trägt in diesem Fall das Ei
mit dem Schnabel in das Nest. Es kehrt auch wiederholt zu dem Nest zurück und soll Eier und selbst Junge, niemals aber ihre eignen
hinauswerfen.
Nach andern Beobachtern wirft es nur gelegentlich beim Legen ein Ei heraus. Man nimmt an, daß das Weibchen nach je 6-8
Tagen ein Ei lege. Der junge Kuckuck wächst schnell, bedarf vieler Nahrung, entzieht diese der rechtmäßigen Brut, welche er schließlich
aus dem Nest herauswirft, wird aber trotzdem von den Pflegeeltern mit der größten Aufopferung ernährt. Über die Ursache
des Nichtbrütens ist nichts bekannt. In der Gefangenschaft wird der Kuckuck leicht zahm. In Italien
[* 88] und Griechenland
[* 89] erlegt man den Kuckuck auch für die Küche.
In der Mythologie ist der Kuckuck der Vogel des Frühlings, der Verkünder der heißen Jahreszeit, der ersten Gewitter, oft auch ein
phallisches Symbol; er sitzt auf dem Zepter der Hera,
[* 90] und sein Ruf galt als gutes Vorzeichen für Heiratslustige.
Er
ist auch der treulose Ehemann, der Spötter, anderseits der Ehemann einer treulosen Frau (cocu). Da niemand sieht, wie der
Kuckuck verschwindet, so ist er unsterblich, hat alles gesehen und weiß alles, daher prophezeit er die Lebensdauer.
Ordnung der Vögel, welche nach Huxley dadurch charakterisiert ist, daß die Gaumenfortsätze der Oberkieferknochen
sich in der Mittellinie direkt oder durch eine Verknöcherung der Nasenscheidewand verbinden. In allen übrigen Charakteren
zeigen sich große Schwankungen, und die Ordnung ist deshalb nicht allgemein angenommen, vielmehr mit
der der Klettervögel verschmolzen worden.
(Küdde), rechter Nebenfluß der Netze, entspringt auf der pommerschen Seenplatte, durchströmt den Vilmsee
bei Neustettin,
[* 92] fließt südlich durch große Waldungen, an Schneidemühl
[* 93] vorbei, und mündet nach 105 km langem Lauf bei
Usch in Posen.
[* 94]